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Über viele Jahrhunderte wurde auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik von einem relevanten Teil der Gesellschaft Deutsch gesprochen. Durch die Vertreibung eines Großteils der sogenannten ‚Sudetendeutschen‘ nach dem Zweiten Weltkrieg und die Politik zur Zeit des Kommunismus ist die deutsche Sprache dort heute jedoch deutlich weniger verbreitet. Um nähere Erkenntnisse über die gegenwärtige Stellung der deutschen Sprache in der Tschechischen Republik zu gewinnen, wurden im Jahr 2023 leitfadengestützte Interviews mit 23 Auskunftspersonen geführt, in deren Leben Deutsch (zu einem bestimmten Zeitpunkt) eine relevante Rolle spielt(e). Es zeigt sich dabei, dass Menschen mit unterschiedlichsten Sprachbiografien in der Tschechischen Republik viele verschiedene Motivationen haben, Deutsch zu lernen und zu sprechen, und dass die Frage nach dem Zusammenhang von Sprache und Identität ebenso individuell beantwortet wird. Der vorliegende Beitrag geht nach einer kurzen Vorstellung dieser neuen Daten auf die Partikel ja in ihrer Verwendung als ‚tag question‘ ein, die sich in den Interviews einzelner Auskunftspersonen als hochfrequent erweist, während sie von anderen Sprecher/-innen gar nicht verwendet wird. Es wird daher sowohl soziolinguistischen Faktoren der Verwendung von ja als Vergewisserungspartikel nachgegangen als auch der Frage, in welchen Kontexten ja besonders häufig zur Anwendung kommt.
Mehrsprachigkeit gehört zu den Themen, zu denen wohl viele Menschen eine Meinung haben. Der Wert traditioneller schulischer Fremdsprachen wird dabei häufig hervorgehoben, während Wert und Erhalt von Herkunftssprachen Zugewanderter hinterfragt werden. Einstellungen gegenüber Sprachen sind demnach abhängig vom Prestige der jeweiligen Sprachen und ihrer Sprecher:innen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Deutschland überwiegend als ein einsprachiges Land mit einer einsprachigen Gesellschaft angesehen wird. Ähnliches gilt im Übrigen auch für Österreich. So schreibt beispielsweise der Sprachwissenschaftler Heiko Marten, „dass in der Wahrnehmung großer Teile der österreichischen Gesellschaft Monolingualismus nach wie vor die Norm ist“ (Marten 2016, S. 165). Diese Annahme gilt auch für den schulischen Kontext, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin mit dem Begriff des „monolingualen Habitus“ herausgearbeitet hat (vgl. Gogolin 2008). Gründe für einen monolingualen Habitus könnten darin liegen, dass „von Teilen der Allgemeinheit oft übersehen [wird], dass in Deutschland auch zahlreiche weitere Sprachen gesprochen werden“ (Marten 2016, S. 148). Doch was passiert nun, wenn eine Sprache einen Statuswechsel von Landessprache zu Herkunftssprache durchläuft? Was lässt sich beobachten, wenn beispielsweise das Deutsche zu einer Minderheitensprache wird?