IDSopen: Online-only Publikationen des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache
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This paper discusses how the category of declarative speech acts can be used in the context of discourse analysis. For this purpose, similarities as well as differences between the works of Searle and Foucault are being discussed in order to illustrate the possibilities and challenges of theorizing declarative speech acts as discursive practices.To elaborate on these problems, a study on the felicity conditions of marriage in Islamic as well as Christian cultures is critically reviewed. The paper ends with an analysis of the discourse of same-sex marriage as well as blessing ceremonies in German churches and the discursive conflicts revolving around those practices.
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Kaija Saariaho war die erste finnische Komponistin, die einen bemerkenswerten internationalen Ruf erlangte. Im Vergleich zu den etablierten Mustern, die das Bild finnischer Komponisten prägten – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, basierend auf der diskursiven Konstruktion von Jean Sibelius als prototypischem Beispiel –, kann das Auftreten von Saariaho auf mehreren Ebenen als ein störendes Ereignis betrachtet werden. Mein Artikel beginnt mit der Einführung definitorischer Konzepte von Mustern (als potentiell multimodale Zeichenkomplexe, die als Modelle dienen und reproduziert werden) und der Störung von Mustern (als Bruch eines Kanons). Mit besonderem Blick auf die Imago einer Künstlerpersönlichkeit werden in einem multimodalen Ansatz sowohl die Kernelemente beschrieben, die das Bild eines „kanonischen“ finnischen Komponisten prägen, als auch die störenden Aspekte in Saariahos Musik, Karriere und öffentlichem Image im Verhältnis zu diesen Mustern. Schließlich deutet die Analyse auf die Beobachtung hin, dass Musterunterbrechungen in künstlerischen Diskursen zu einer fast unmittelbaren Bildung neuer Muster oder Mustermischungen führen können, wodurch ihre Unterbrechungswirkung abgeschwächt wird. Auf der Grundlage dieses Hinweises könnten weitere Forschungen durchgeführt werden, die der Frage nachgehen, ob solche transformativen Unterbrechungen vielleicht eher der Normalfall als die Ausnahme in Diskursen im Zusammenhang mit der Kunst im Allgemeinen sind.
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The female poets Christiana Mariana von Ziegler and Sidonia Hedwig Zäunemann were crowned (in 1733 and 1738) with the laurel wreath for their famous poetic works. These honours were given by the universities of Wittenberg and Göttingen even though women were not admitted to universities at the time. Ziegler and Zäunemann wrote poetry of very high quality in the German language of the period. Both women tried to motivate other women to write poetry. In this paper we would like to present the literary discourse around the laureation of the two female poets and consider the disruptive potentials these events and the women themselves evoked.
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Terroristische Anschläge sind nicht immer noch, sondern immer mehr und immer wieder omnipräsent und eine zentrale Bedrohung gesellschaftlicher Ordnung. Zuletzt verdeutlichte der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, dass Frieden ein fragiles Gut ist und die Grenzen zum Krieg zunehmend verblassen. Terror wirkt sich insofern disruptiv auf bestehende Gesellschaftsordnungen aus, ist aber auch als Diskursgegenstand selbst von Disruption gezeichnet, insofern als sich das Reden über Terror als diskontinuierlich und streitbar erweist. Die in diesem Beitrag vorgenommene Analyse agonaler Aushandlungen im Terrordiskurs verdeutlicht das anhand eines Diskursausschnitts in der Wikipedia exemplarisch. Sie beleuchtet konkrete plattform- und diskursspezifische Merkmale, die die disruptive Kondition des Terrordiskurses hervorrufen oder sich aus dieser ergeben, und exponiert damit eine besondere Wechselwirkung von Diskursthema und Diskursplattform. Damit kann das Definitionsproblem des Terrors zwar nicht gelöst, aber über die Reflexion seiner sprachlichen und diskursiven Konstitution weiter dekodiert werden.
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„Das muss Konsequenzen haben“. Die Schiffshavarie der Pallas als umweltpolitische Diskursdisruption
(2025)
Im Rahmen der Plenardebatten setzt sich der Deutsche Bundestag regelmäßig mit umweltrelevanten Störfällen und Unglücken auseinander. So wurde am 12. November 1998 zum ersten Mal die Havarie des vor Amrum auf Grund gelaufenen Frachtschiffs „Pallas“ thematisiert. Der eigentliche Vorfall lag zu diesem Zeitpunkt mehr als zwei Wochen zurück und hatte sich infolge medialer Berichterstattung mit besonderem Fokus auf Fragen des Krisenmanagements diskursiv etabliert. Die bundespolitisch-institutionelle Aufarbeitung knüpft damit an einen bereits bestehenden umweltpolitischen Teildiskurs an. Als Störfall stellt die „Pallas“ ein Referenzobjekt mit einem öffentlichen Positionierungs- und Inszenierungspotenzial dar, das sich in Form strittiger Verantwortungszuschreibungen entlädt. Daraus ergibt sich eine Trias aus behandelter Störung (Disruption), den daraus abzuleitenden Konsequenzen (Verantwortlichkeit) und den zur Umsetzung aufgerufenen Akteuren (Verantwortlichen). Die vorliegende Studie kombiniert qualitativ-hermeneutische und quantitativ-distributionelle Zugänge am Beispiel der „Pallas“-Havarie, um Aushandlungsprozesse zu politischer Verantwortung im Kontext bundesdeutscher Umweltpolitik genauer zu beschreiben.
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Das Aufeinanderprallen heterogener Diskurse wird in den verschiedenen Strängen der Diskursforschung unterschiedlich konzeptualisiert. Vereinfachend kann man von synthetisierenden Positionen verschmelzender Diskurse einerseits und differenzbasierten Positionen heterogener Dis-Kurse andererseits sprechen. Letztere Position, die weit über letztlich lösbare intra- und extradiskursive Konflikte hinausgeht, lässt sich auf Jean-Francois Lyotards Überlegungen zur Inkommensurabilität von Diskursen beziehen: Ausgehend von der Einsicht, dass jeder Diskurs über bestimmte innerdiskursive Regeln verfügt und dass diese Regeln beim Aufeinandertreffen heterogener Diskurse in Konflikt geraten, stellen sich Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs verschiedener Diskurse miteinander und ihrer potentiellen Inkommensurabilität. Die Herausforderungen des Aufeinandertreffens heterogener Diskurse lassen sich im „Dritten Reich“ und in Bezug auf das Genre der Tarnschrift umfassend und produktiv untersuchen. In diesen Tarnschriften prallen heterogene Diskurse in einem begrenzten Textraum aufeinander, da der Tarntext den Regeln des herrschenden NS-Diskurses und der darin eingebettete Tarntext den Regeln der Widerstandsdiskurse entsprach. Dieses textuelle Nebeneinander von kommunikativen Äußerungen unterschiedlicher Diskurse erlaubt es, Verfahren der diskursiven Unterbrechung, Irritation und Inkommensurabilität zu analysieren. Ausgehend von einer an Lyotards Überlegungen orientierten Perspektive sollen daher Tarnschriften als Gattung der diskursiven Störung analysiert und reflektiert werden.
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Vor dem Hintergrund von Disruption werden in diesem Artikel geltende Konzepte von diskursivem Ereignis hinterfragt und miteinander in Beziehung gesetzt. Die davon abgeleiteten disruptiven Ereignisse werden als eine Subkategorie von diskursivem Ereignis verstanden. Am Beispiel des feministischen Abtreibungsdiskurses wird diesem Ansatz gefolgt und mittels einer Analyse von Praxen des Widersprechens ermittelt, inwieweit durch feministische Akteur*innen die Urteile des Bundesverfassungsgerichts von 1975 und 1993 als disruptive Ereignisse konstruiert werden.
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In der öffentlichen Debatte über Rassismus und Diskriminierung im Polizeiwesen spielen implizite normative Erwartungen an den Sprachgebrauch von Polizeibeamt:innen eine Rolle. Das wiederum führt ihrerseits nicht selten zu einer Verunsicherung im eigenen Sprachgebrauch. Das Projekt der ‚Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung‘ an der Universität Magdeburg zu ‚Rassistischer und diskriminierender Sprache‘ ist ein anwendungsbezogenes Forschungsprojekt, in dem ein Workshop-Programm mit dem Ziel der Aufklärung über rassistische und diskriminierende Sprache, speziell für Angehörige der Landespolizei, entwickelt wurde. Die Basis der Workshopkonzeption, problemzentrierte Interviews mit Mitgliedern der Polizei Sachsen-Anhalt, entspricht dem diesem Beitrag zugrundeliegenden Forschungskorpus. Anhand ausgewählter Textbelege lässt sich exemplarisch zeigen, auf welche Weise polizeiinterne diskursive Ordnungen gestört werden, wie auf diese Irritation(en) sprachlich und metakommunikativ reagiert wird, welche Positionierungen im Rahmen eines ‚Störungsvorfalls‘ auftreten und welche gesellschaftlichen Akteur:innen daran beteiligt sind.
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Immigration discourses are controversial and disruptive discourses within which ideological questions around the protection or destruction of existing social and political orders are discussed. These debates are increasingly revolving around political language use itself. Disruptions are identified in the debates not only on the level of socio-political implications of immigration, but also on the communicative level. A relevant communicative means hereby is public political language criticism voiced in language (use) thematisations. Methodologically, the analysis of communicative disruptions (i.e. a word choice or formulation is not recognized as usable without disruption or is highlighted as worthy of criticism or problematic through metacommunicative marking) or stagings of disruptions (i.e. strategies of staging political competition and assigning and denying authority on the basis of notable linguistic evidence to decouple and delegitimize opposing ideologies) and interruptions of ongoing interaction to negotiate language use is carried out on the basis of an interactional-pragmatic discourse analysis. Thus, the instances are conceptualised as strategically employed language thematisation practices and attempts at (dis)clarification within mediatised public political communication contexts.