Handbücher Sprachwissen
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1
Wort und Wortschatz
(2015)
Das Verständnis darüber, was ein Wort ist, zeigt sich je nach linguistischer Teildisziplin, je nach Untersuchungsinstrument und je nach betrachtetem Medium (Schriftlichkeit, Mündlichkeit) als äußerst wandelbar und kontrovers. Zunächst wird eine Übersicht über die wichtigsten Wortbegriffe in Geschichte und Gegenwart gegeben, um zu zeigen, wie sehr sich ein formaler, am Schriftbild orientierter Wortbegriff von semantisch-kognitiven Wortbegriffen unterscheidet. Anschließend wird dargelegt, wie sich welche sprachwissenschaftlichen Methoden auf die Konstituierung des Phänomens "Wort" auswirken und dass die isolierende Sicht auf das Einzelwort durch die Betrachtung von Relationen zwischen Wörtern abgelöst wurde. Dabei kommt den neueren, computerlinguistisch fundierten Verfahren besondere Relevanz zu. Auf dieser Basis wird gezeigt, welche Aspekte und Ebenen der Wortforschung es aktuell gibt; dabei wird der Interaktion von theoretischen wie anwendungsbezogenen Forschungsperspektiven und dem gesellschaftlichen bzw. Laieninteresse an Wörtern besondere Beachtung geschenkt.
1
Sprache in der Medizin
(2015)
Medizinisches Wissen und Handeln ist ohne Sprache nicht denkbar: weder in der Arzt-Patienten-Kommunikation noch in fachinternen und fachexternen Medizintexten oder in den Medien. Dieser Beitrag liefert einen nähernden Überblick über verschiedene Formen medizinischer Kommunikation. Im Zentrum stehen dabei (1) der Konnex von Sprache und Wissen in der Medizin, (2) Arzt-Patient-Gespräche als Primärkommunikation und (3) der Zusammenhang zwischen Medialisierung und Medikalisierung.
4
Der Beitrag widmet sich der Frage, nach welchen Einheiten das Sprechen in der Interaktion auf der ‚mittleren Ebene‘ strukturiert ist. Die Diskussion geht aus von für die gesprochene Sprache typischen bzw. spezifischen Phänomenen, die Kriterien normgrammatisch vollständiger Sätze zuwider laufen, wie z. B. Ellipsen, Expansionen und Diskursmarkern. Anschließend werden die in der Literatur der vergangenen etwa 40 Jahre theoretisch entwickelten und empirisch untersuchten Einheitenkonzepte diskutiert und im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit zur Beschreibung und Erklärung nicht-normgrammatischer Phänomene evaluiert.
4
Satz - oberflächlich
(2015)
Das hier vorgestellte oberflächennahe Satzkonzept orientiert sich an der Definition der IDS-Grammatik: Sätze sind Konstruktionsformen, die mindestens aus einem finiten Verb und seinen Komplementen bestehen. Das semantische Korrelat des Satzes ist die Proposition, bestehend aus Prädikat und Argumenten. Die Unterscheidung der englischsprachigen Tradition zwischen sentence und clause bzw. die entsprechende Unterscheidung zwischen proposition und phrase im Französischen wird in diesem Ansatz durch die Opposition zwischen ,Vollsatz‘ und ,Teilsatz‘ erfasst. Oberflächenorientierte Satzdefinitionen können, im Gegensatz zu der hier vertretenen intern-syntaktischen Definition, auch – in syntaktischer Hinsicht – auf externen Merkmalen beruhen, nämlich auf orthografisch-prosodischen Merkmalen oder dem Kriterium der syntaktischen Unabhängigkeit gemäß Bloomfields bekannter Satzdefinition. In typologischer Perspektive zeichnen sich Sätze durch einen „satzkonstituierenden Akt“ (Sasse 1991, 77) aus bzw. eine spezifische morphosyntaktische Konstellation, die zum Ausdruck des Sachverhalts hinzukommen muss. Unter pragmatischer Perspektive ist der Satz die prototypische Mitteilungseinheit. Er kann dekontextualisiert werden, während andere Mitteilungsformen nur in ihrem jeweiligen Kontext interpretierbar sind. Ihrem semiotischen Status nach sind Sätze komplexe sprachliche Zeichen. Die ihnen zugrundeliegenden Regeln oder Konstruktionen hingegen haben keinen Zeichencharakter.
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Nach einer Definition der Begriffe ‚multimodale Verständigung‘ und ‚gesprochene Sprache‘ werden im vorliegenden Beitrag Prozessualität, Interaktivität und Multimodalität als zentrale Besonderheiten multimodaler Verständigung beschrieben und in ihren möglichen Auswirkungen auf die Syntax gesprochener Sprache charakterisiert. Als aktuelle Konzepte zur syntaktischen Beschreibung gesprochener Sprache stelle ich dann die on line-Syntax, die Konstruktionsgrammatik und die multimodale
Grammatik vor. Als Probleme der syntaktischen Beschreibung gesprochener Sprache diskutiere ich die Beschreibungskategorien sowie die Varianz gesprochener Sprache, die eine eindeutige kategoriale Erfassung erschwert. Als Gegenstand syntaktischer Beschreibung werden die funktionalen Einheiten und der Gesprächsbeitrag eingeführt (Abschnitt 2). Sodann stelle ich Ausschließlichkeit, quantitative Differenz und funktionale Differenz als zu unterscheidende Formen von Besonderheiten vor. Es schließen sich Darstellungen zur Syntax im Formulierungsprozess, zu spezifischen syntaktischen Strukturen und Konstruktionen und zur Syntax ‚elliptischer‘ Gesprächsbeiträge an (Abschnitt 3). Zum Abschluss werden zusammenfassend allgemeine Tendenzen der Syntax gesprochener Sprache benannt (Abschnitt 4).
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Der Beitrag befasst sich mit der Beschwerdenexploration und Diagnosemitteilung als zentrale Elemente eines Arzt-Patient-Gesprächs. Damit verbunden sind verschiedene komplementäre Handlungsaufgaben, die von Arzt und Patient bearbeitet werden müssen. So ist es etwa Aufgabe des Arztes, beschwerdenrelevante Sachverhalte zu erfragen, die Ausführungen des Patienten mit dem eigenen medizinischen Fachwissen abzugleichen, körperliche Untersuchungen vorzunehmen und zu erläutern sowie prädiagnostische und schließlich diagnostische Mitteilungen zu formulieren. In den Aufgabenbereich des Patienten fallen indes Aktivitäten wie die Darstellung der Beschwerden vor dem Hintergrund des persönlichen Erfahrungs- und Erlebenswissens, die Relevanzmarkierung wichtiger Beschwerdenaspekte sowie die Legitimation des Arztbesuches. Eine adäquate Bearbeitung dieser Aufgaben ermöglicht einen Abgleich der verschiedenen Wissenswelten von Arzt und Patient und ebnet so den Weg für eine effektive therapeutische Zusammenarbeit.
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Medizin betrifft „alle Menschen, Ärzte wie Patienten, Fachleute wie Laien, gleichermaßen zu allen Zeiten. Die Medizin steht daher wie kein zweiter Bereich des Lebens im Spannungsfeld von fachwissenschaftlicher Spezialisierung und menschlichen Alltagserfahrungen“ (Riecke 2004). In diesem Spannungsfeld ist medizinisches Wissen und Handeln ohne Sprache nicht denkbar. Medizin- und Gesundheitskommunikation bilden fachintern wie fachextern, in mündlichen und medialen Diskursen ein prominentes Themenzentrum der medi(k)alisierten Gegenwart. Das Handbuch Sprache in der Medizin bietet einen Überblick über Formen und Funktionen von Arzt-Patient-Kommunikation und ihrer gesprächslinguistischen Erfassung, medizinischen Fachsprachen in Geschichte und Gegenwart sowie Medizin und Gesundheit in medialen Diskursen. Das hierzu notwendige interdisziplinäre Methodenspektrum umfasst sprachwissenschaftliche, Gesprächs- und diskurslinguistische Methoden ebenso wie medien- und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven.
11,
Pädiatrische Gespräche
(2015)
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Handbuch Wort und Wortschatz
(2015)
Was Wort und Wortschatz sind, scheint auf den ersten Blick völlig unstrittig. Aber der sicher geglaubte Begriff des Worts wandelt und verschiebt sich hin zu Wortfügungen und Wortelementen, wenn Methoden aus Mündlichkeitsforschung, kognitiver und Korpuslinguistik einbezogen werden. Das Wort und der Wortschatz, verstanden als beziehungsreiches Gefüge zwischen den nur scheinbar isolierten Einzelwörtern, werden in sprachsystematischen wie anwendungsbezogenen Perspektiven beleuchtet: Bestandteile, aus denen Wörter bestehen, mehr oder weniger feste Wortverbindungen, Wörter in Satz- bzw. Äußerungszusammenhang; Wortschätze betrachtet nach Umfang, Zusammensetzung und Anwendungszweck; Wörter in visuellen Kontexten; Bedeutung und Begriff; Wörter und Wortschätze in sprachkritischer, in diachroner Sicht, in der Rechtschreibung, in der Schönen Literatur, im Wortschatzerwerb und im Wörterbuch. Notwendigerweise wird besonderes Augenmerk auf die aktuelleren methodischen Möglichkeiten wortbezogener Forschung gelegt, insofern sie maßgeblich zu einem flexibilisierten, dynamischen Verständnis des Worts beigetragen haben und beitragen. Die Handbuchbeiträge verbinden grundlegende Informationen zum jeweiligen Thema mit aktuellen Forschungsperspektiven.
3.
Wortschatz
(2015)
Die Beschäftigung mit ‚dem Wortschatz‘ ist insofern komplex, als man sich zunächst einer riesigen Menge von Wörtern gegenübersieht. Hilfreich ist es, grundsätzlich zwischen dem Wortschatz einer Sprache und dem Wortschatz einer bestimmten Person(engruppe) zu unterscheiden. Egal, welche Wörtermenge man weiter einkreisen möchte, die Annäherungsschritte sind grundsätzlich die gleichen: sammeln – segmentieren – klassifizieren – interpretieren – ordnen/vernetzen. In dem Beitrag wird für einen dynamischen, prozessualen Wortschatzbegriff plädiert: Die Reflexion über acht Leitfragen soll es Fachleuten wie Laien ermöglichen, das Konzept Wortschatz für ihre Zwecke zu präzisieren: – Wie lässt sich ein Wortschatz ermitteln? – Woraus kann ein Wortschatz bestehen? – Welche Arten von Wortschätzen gibt es? – Auf welcher Textbasis werden Wortschätze erhoben? – Welche Fachdisziplinen widmen sich der Untersuchung von Wortschätzen? – Wie ist ein Wortschatz in sich strukturiert? – Wo (bzw. wie) wird Wortschatz gespeichert? – Wie lassen sich ein Wortschatz und dessen Einheiten adäquat beschreiben?