Jahrbuch / Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
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2024
Die in diesem Band versammelten Beiträge zur Jahrestagung 2024 des Instituts für Deutsche Sprache geben einen Überblick zu aktuellen Erkenntnissen aus der empirischen Erforschung von phonetischen, lexikalischen und grammatischen Phänomenen und deren Variation im gesprochenen Deutsch. Da gesprochene Sprache meist in Face-to-face-Begegnungen verwendet wird, stehen dabei Fragen nach dem Verhältnis von sozialer Interaktion, Sprachstruktur und Funktion sprachlicher Formen im Zentrum. Sämtliche Beiträge untersuchen das gesprochene Deutsch auf Basis aktueller empirischer Methoden aus Interaktions- und Psycholinguistik, Dialektologie und Korpuslinguistik.
2024
Im öffentlichen Diskurs über den Wandel des gesprochenen Deutsch findet die Lautebene meist wenig Berücksichtigung. Auch die wissenschaftliche Forschung ist vor allem auf Lexik, Grammatik und Orthographie fokussiert. In meinem Beitrag soll die lautliche Entwicklungsdynamik des Deutschen an einigen Beispielen veranschaulicht und über mögliche Tendenzen der künftigen Entwicklung reflektiert werden. Hierbei wird zunächst auf neuere Befunde der Regionalsprachforschung eingegangen, mit Schwerpunkt auf der Beschreibung dialektaler und regiolektaler Wandelprozesse im „Norddeutschen Sprachatlas“ (NOSA). Davon ausgehend wird dafur plädiert, neben dem Abbau traditioneller Formen auch die Entstehung von lautlichen Neuerungen stärker als bisher in den Blick zu nehmen. Dies erfordert eine Einbeziehung rezenter Formen der Mehrsprachigkeit (z. B. Deutsch/ Türkisch, Deutsch/Arabisch, Deutsch/Englisch).
2024
Gesprochenes Deutsch in den Regionen. Eine Standortbestimmung für die Bundesrepublik Deutschland
(2025)
Der Beitrag skizziert regionale Unterschiede im Spannungsgefüge von Standard und Dialekt in den Regionen Deutschlands. Es wird deutlich, welche Konfigurationen der Standard-Dialekt-Achse sich im intergenerationellen Vergleich nachweisen lassen, welche individuellen Bedingungen hinter diesen Konfigurationen stehen und welche kommunikativen Potentiale sich daraus ergeben. Die Datenbasis liefert das Akademie-Forschungsprojekt REDE mit einer flächendeckenden Dokumentation der regionalen Varietäten in Deutschland. Der Beitrag greift die Erhebungen von Personen dreier Generationen in unterschiedlichen Explorationskontexten auf und analysiert den sich daraus ergebenden regionalsprachlichen Möglichkeitsraum des gesprochenen Deutsch in der Bundesrepublik Deutschland.
2024
Akustische Messungen subphonemischer Verschluss- und Aspirationsdauern in apparent-time-Daten belegen die Neugewichtung akustischer Reize zur
Signalisierung der intervokalischen Fortis/Lenis-Opposition in jüngeren Generationen einzelner DACH-Varietäten, die auf Kontakt mit in Deutschland gesprochenen Standardvarietäten zurückgeführt wird. Jüngere Gewährspersonen des Westmittelbairischen nutzen etwa vermehrt Aspiration bei schwindender Bedeutung des Verschlussdauerreizes. Die diachrone Kürzung langer Fortisplosive in der Zürcher Standardvarietät wurde zudem in einer agentenbasierten Computersimulation als Folge zufälligen Kontakts mit einer in Deutschland gesprochenen Standardvarietät rekonstruiert. Die Ergebnisse dieser sowohl kontaktinduzierten als auch graduellen Lautwandelprozesse werden im Rahmen eines interaktiv-phonetischen Lautwandelmodells diskutiert.
2024
Dieser Beitrag versucht eine kritische Evaluation des Umlauts im Deutschen, und zwar insbesondere hinsichtlich seines Funktionsspektrums und seiner funktionalen Auslastung. Durch ihre größere Natürlichkeit sind Dialekte hervorragend für diese Zwecke geeignet, und minimale Systemkontraste, wie sie sich bei diesen Varietäten zeigen, sind von großem Interesse fur die Kalibrierung theoretischer Ansätze. Auf dieser Grundlage wird dafür argumentiert, dass es neben der allseits bekannten phonologischen Umlautphase und der anschließenden - und äußerst komplexen - Morphologisierung des Umlautes auch eine dritte Eskalationsstufe gibt, und zwar die morphomische. Während morphologischer Umlaut ein Marker ist, der abgeleitete Kategorienwerte verschiedenster Auspragung (z. B. Plural, Konjunktiv, Komparativ/Superlativ usw.) signalisiert, dient morphomischer Umlaut nichts anderem als der internen Kohärenz von Flexionsklassen.
2024
Im oberdeutschen Sprachraum ist dialektales Sprechen weithin integraler Bestandteil des Alltags und somit auch Teil des sprachlichen Inputs, mit dem Zweitsprachlernende konfrontiert sind. Bei Untersuchungen zum Erwerb des Deutschen wurde Non-Standardsprache(n) trotz ihrer Alltagsrelevanz lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Anhand von Sprachgebrauchsdaten und subjektiven Daten von Zweitsprachbenutzer:innen aus der Deutschschweiz wird analysiert, in welchem Ausmaß Zweitsprachbenutzer:innen Dialekt- und/oder Standardkompetenzen aufbauen und wie die Beschaffenheit des sprachlichen Repertoires durch ihre Spracherfahrungen und Spracheinstellungen beeinflusst wird. Für die meisten Zweitsprachbenutzer:innen gilt dabei, dass sie nicht nur sehr erfolgreich kommunizieren können, sondern dass ihr Sprachgebrauch auch soziale Bedeutung vermittelt und der Aufbau ihrer Variationskompetenz von personalen, sozialen und affektiven Faktoren beeinflusst wurde. Für einzelne Personen rücken vor dem Hintergrund der funktional-kommunikativen Gleichwertigkeit von Dialekt, Standard oder Mischungen sprachsystematische und sozioindexikalische Unterschiede in den Hintergrund. In einem Ausblick auf die Situation in anderen dialektal beeinflussten Regionen und auf den Sprachvermittlungskontext wird die Relevanz von regional bedingter Sprachvariation im Kontext des Zweitspracherwerbs rekapituliert.
2024
Der Artikel dokumentiert Ergebnisse einer Studie zum Gebrauch von ABER in der Interaktion, die Hinweise dafür liefern, dass Vorkommen von konnektivem ABER in (potenziell) turnfinaler Position, die in der bisherigen Literatur als sog. trail off conjunctions beschrieben worden sind, sich sinnvoller in die größere Funktionsklasse der Kontingenzmarkierung mit ABER einordnen lassen. Die Analysen erfolgen im Rahmen eines gebrauchsbasierten Ansatzes, orientieren sich hinsichtlich des Zusammenspiels von Konnektivität und Kontingenz an Hoppers Emergenz-Konzept und sind methodisch dem Programm der Interaktionalen Linguistik verpflichtet.
2024
Die Forschung zu besonders häufigen Verben in der Mündlichkeit hat gezeigt, dass einzelne Verblemmata meist Teil unterschiedlicher, teilverfestigter Einheiten sind, die oft spezifische Gesprächsfunktionen haben. Hinter jeder dieser verbbasierten Konstruktionen steht zudem ein formales und funktionales Variationsspektrum. Der Beitrag argumentiert anhand von Fallstudien, dass für die empirische Erschließung der Vielfalt der hinter einem abstrakten Verblemma stehenden Konstruktionen ebenso wie für die Bestimmung der Variabilität einzelner Konstruktionen ein Bottom-up-Vorgehen sinnvoll ist. Außerdem wird diskutiert, welche theoretischen Modellierungen des (synchronen oder diachronen) Zusammenhangs zwischen unterschiedlichen Varianten sich an die empirischen Ergebnisse anschließen lassen.
2024
Gebrauchsbasierte Sprachmodelle gehen davon aus, dass Sprecher/innen auf der Basis ihres sprachlichen Inputs ein Musterwissen ausbilden und zwar auch in Bezug auf die Assoziationen sprachlicher Mittel zu Merkmalen des situativen Kontextes. Korpuslinguistisch sind statistisch belegbare Assoziationen von Ausdrucksmitteln zu im Korpus erfassten Kontextmerkmalen (Indizierungspotenziale) erschließbar und können in den Mustern ihrer Verteilung betrachtet werden. Es wird eine Untersuchung vorgestellt, die diesen Ansatz anhand der Assoziationen von Kommunikationsverben zu Interaktionsdomänen exploriert. Dabei wird das FOLK-Korpus als Modell des gesprochenen Deutsch behandelt, für das Typen domänenbezogener Indizierungspotenziale ermittelt und Gesprächskonstellationen nach Ähnlichkeit ihrer Indizierungspotenzialprofile gruppiert werden. Der Beitrag zeigt exemplarisch, wie sich Konstellationen des Lebensbereichs Bildung aus dieser Perspektive beschreiben lassen.
2024
Häufig wird angenommen, dass Sprachveränderungen in mündlichen, informellen Alltagsinteraktionen mit nur geringem normativem Druck beginnen. Der Beitrag untersucht vor diesem Hintergrund, welchen Aufschluss speziell mündliche Daten über derzeit stattfindende Grammatikalisierungsprozesse geben können. Als Fallstudie dient der sog. am-Progressiv, dessen mündlichen und schriftlichen Gebrauch wir in Bezug auf den jeweils erreichten Grammatikalisierungsgrad der Konstruktion vergleichen. Zweitens betrachten wir semantisch-pragmatische Aspekte der untersuchten Entwicklung, die in der Literatur häufig als zunehmende Sprecher- bzw. Sprechereignisorientierung („Subjektivierung“) betroffener Konstruktionen beschrieben werden. Wir zeigen, dass in diesem Sinne subjektive (z. B. intensivierende oder bewertende) Verwendungen auch für den deutschen am-Progressiv charakteristisch sind. Drittens schließlich überprüfen wir einen möglichen Zusammenhang von Grammatikalisierung(sgrad) und Subjektivität in (sowohl medialer als auch konzeptioneller) Mündlichkeit einerseits und Schriftlichkeit andererseits.