P1: Interaktion
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In this paper, we address two problems in indexing and querying spoken language corpora with overlapping speaker contributions. First, we look into how token distance and token precedence can be measured when multiple primary data streams are available and when transcriptions happen to be tokenized, but are not synchronized with the sound at the level of individual tokens. We propose and experiment with a speaker based search mode that enables any speaker’s transcription tier to be the basic tokenization layer whereby the contributions of other speakers are mapped to this given tier. Secondly, we address two distinct methods of how speaker overlaps can be captured in the TEI based ISO Standard for Spoken Language Transcriptions (ISO 24624:2016) and how they can be queried by MTAS – an open source Lucene-based search engine for querying text with multilevel annotations. We illustrate the problems, introduce possible solutions and discuss their benefits and drawbacks.
Auch Linguist*innen, die gesprochene Sprache untersuchen, kommen schon seit längerem nicht mehr ohne digitale Infrastrukturen aus. Seit Beginn der Gesprochene-Sprache-Forschung werden Gespräche aufgezeichnet und anschließend transkribiert, da die flüchtigen, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden stattfindenden Feinheiten des Gesprochenen paradoxerweise nur durch Verschriftung im Detail untersucht werden können. Diese Detailuntersuchungen beschränkten sich im vergangenen Jahrhundert meist auf wenige Einzelbelege für ein untersuchtes Phänomen. Das heißt, die Forschenden hatten den unmittelbaren Überblick über ihre Datenkollektionen und benötigten keine elaborierten digitalen Methoden zu deren Aufbereitung, Annotation und Analyse. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark geändert: Es wurden vermehrt gezielt große Datenmengen gesammelt, in Datenbanken organisiert und der Forschungsgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung gestellt. An erster Stelle muss hier das Forschungs- und Lehrkorpus gesprochenes Deutsch (FOLK) genannt werden (vgl. Schmidt 2014). Dieses wird seit 2008 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) aufgebaut und ist heute das größte Referenzkorpus für das gesprochene Deutsch.
In der Physiotherapie erlernen Patienten Übungen, um Erkrankungen des Bewegungsapparats durch Bewegung zu therapieren. Angeleitet werden sie hierzu durch multimodale Instruktionen, die als längere Instruktions‚sequenzen‘ aus Direktiva, Korrekturen und Accounts gestaltet sind. Anhand eines Korpus aus Videoaufnahmen erforscht diese Arbeit erstmals die Instruktionspraxis in authentischen Physiotherapiesitzungen in Bezug auf die verbalen und leiblichen Praktiken des Instruierens.
Der Fokus der multimodalen Analysen liegt auf den Einsatzbedingungen und spezifischen instruktionalen Leistungen der einzelnen Handlungsressourcen (wie Sprache, Blick, Gestik, Demonstration, Berührung etc.) und ihrer genauen Realisierung. Insbesondere in der Erforschung taktiler Praktiken betritt die Studie Neuland in der Interaktionsanalyse. Die lückenlose Aufnahme ganzer Physiotherapieprozesse ermöglicht zudem Einblicke in die longitudinale Entwicklung von Instruktionsprozessen und deren Veränderung in Abhängigkeit vom ‚common ground‘ innerhalb längerer Interaktionsgeschichten.
Dieser Beitrag analysiert, wie sich Verbosität als Widerstandsphänomen sprachlich-interaktional manifestiert. Widerstand gilt in der psychodynamischen Therapie als Schutzfunktion der Patienten vor Veränderung, die den Fortschritt der Therapie hemmt, ist aus therapeutischer Sicht jedoch ein wertvoller Indikator für dahinterliegende, bedeutungsvolle Erfahrungen der Patienten. Gegenstand der Analyse sind drei Fallbeispiele aufgezeichneter ambulanter, psychodynamischer Therapiesitzungen. Die folgenden Merkmale von Verbosität sind Ergebnisse der Untersuchung: a) eine Themenverschiebung zu Beginn der jeweiligen Erzählung; b) Erzählgegenstand sind dritte, nicht anwesende Personen und/oder alltägliche Begebenheiten; c) Emotionen werden wenig oder gar nicht thematisiert; d) die Erzählungen weisen einen hohen Detailliertheitsgrad auf. Therapeuten behandeln die Erzählungen nur implizit als verbos durch eine zunächst abwartende Haltung, wenig bis keine Nachfragen sowie die Thematisierung von Emotionen und der Bedeutung des Gesagten für die Patienten selbst. Außerdem lenken sie das Gespräch auf die Patienten bzw. auf das vorherige Gesprächsthema oder übertragen die erzählte Geschichte auf die aktuelle Gesprächssituation.
Action ascription can be understood from two broad perspectives. On one view, it refers to the ways in which actions constitute categories by which members make sense of their world, and forms a key foundation for holding others accountable for their conduct. On another view, it refers to the ways in which we accountably respond to the actions of others, thereby accomplishing sequential versions of meaningful social experience. In short, action ascription can be understood as matter of categorisation of prior actions or responding in ways that are sequentially fitted to prior actions, or both. In this chapter, we review different theoretical approaches to action ascription that have developed in the field, as well as the key constituents and resources of action ascription that have been identified in conversation analytic research, before going on to discuss how action ascription can itself be considered a form of social action.
Bringing together a team of global experts, this is the first volume to focus on the ways in which meanings are ascribed to actions in social interaction. It builds on the research traditions of Conversation Analysis and Pragmatics, and highlights the role of interactional, social, linguistic, multimodal, and epistemic factors in the formation and ascription of action-meanings. It shows how inference and intention ascription are displayed and drawn upon by participants in social interaction. Each chapter reveals practices, processes, and uses of action ascription, based on the analysis of audio and video recordings from nine different languages. Action ascription is conceptualised in this volume as not merely a cognitive process, but a social action in its own right that is used for managing interactional concerns and guiding the subsequent course of social interaction. It will be essential reading for academic researchers and advanced students interested in the relationship between language, behaviour and social interaction.
Der vorliegende Beitrag untersucht aus interaktionslinguistischer Perspektive, wie Prinzipien deliberativer Demokratie in den Schlichtungsgesprächen zu Stuttgart 21 umgesetzt wurden. Wir konzentrieren uns dabei auf Interventionen, in denen der Schlichter Heiner Geißler die Wahrung von Verständlichkeit und Interessen der Bürger/-innen anmahnt, sowie Verletzungen der Wahrheitsnorm sanktioniert. Wir zeigen, wie Bürger/-innen sowie Normen und Werte rhetorisch als Ressource für das Einhalten von Verfahrensregeln genutzt werden, aber auch den Interessen des Schlichters selbst dienen. Dabei werden die Verfahrenswerte nicht immer einheitlich priorisiert. Die zugrunde liegende politische Diskussion wird zu Gunsten der Durchsetzung des Konstrukts ‚Faktenschlichtung‘ ausgeklammert.
Hintergrund
Die sprachlichen Äußerungen sind ein zentrales Medium in Psychotherapien, d. h., Psychotherapie wirkt im Wesentlichen über die Sprache, über das Miteinanderreden. Angesichts der Bedeutung des sprachlichen Austauschs ist es relevant, die Mechanismen, über die Sprache in Psychotherapieprozessen wirkt, genauer zu verstehen. Die linguistische Psychotherapieforschung nutzt hierfür vielfältige Methoden.
Ziel der Arbeit
Vorliegender Beitrag demonstriert exemplarisch 2 mikroanalytische Ansätze.
Material und Methoden
Eine transkribierte Psychotherapiesitzungssequenz wurde aus Perspektive der psychodynamischen Theorie inhaltlich interpretiert und bezüglich sprachlicher Merkmale mithilfe von 2 Methoden mikroanalytisch beurteilt: Die verbalen Techniken (Fokus Therapeutenäußerungen) wurden mithilfe der Psychodynamischen Interventionsliste (PIL) geratet und eine detaillierte Konversationsanalyse (Fokus Dialog) erfolgte.
Ergebnisse
Analysen mit der PIL zeigten, dass im Sitzungsausschnitt überwiegend die Techniken „Bedeutung hinzufügen“ und „Wiederholen, Umschreiben, Zusammenfassen“ verwendet wurden. Thematisch wurde besonders auf den „Vater“ Bezug genommen, gefolgt von der „Therapeutin“. Der zeitliche Bezug lag schwerpunktmäßig in der „Vergangenheit“. Die Gesprächsanalyse rekonstruiert, dass der Wechsel auf die Erlebensebene die Therapiesituation selbst in den Fokus rückt. Mithilfe sequenzieller Handlungszwänge werden extratherapeutische Konstellationen in der Vergangenheit und therapeutische Gegenwart kontrastierbar sowie intersubjektiv bearbeitbar gemacht.
Schlussfolgerung
Die eigene Sprache und den Dialog im Therapieprozess zu beobachten, kann für Therapeuten aufschlussreiche Erkenntnisse über Folgen und Voraussetzungen eigener Interventionen liefern. Forschungen an der interdisziplinären Schnittstelle von Psychotherapie und Linguistik sind lohnenswert.