Deutsche Sprache. Zeitschrift für Theorie, Praxis, Dokumentation
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Im Zentrum des Beitrags stehen Personen der deutschsprachigen Minderheit in Georgien sowie die Rolle des Deutschen, die sie für die sogenannte traditionelle Minderheit einnimmt. Dabei handelt es sich um Nachfahren von ethnisch Deutschen aus deutschsprachigen Gebieten, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in mehreren Einwanderungsphasen in den Südkaukasus eingewandert sind. Mit Hilfe soziolinguistischer Methoden hat die Autorin 2017 in Georgien formale, leitfadengestützte Interviews mit zwei Generationen dieser Nachfahren aufgezeichnet, transkribiert und ausgewertet. Auf der Basis dieser Interviews, werden nachstehende Sprachkontaktkonstellationen deutscher Varietäten wie Schwäbisch und Standarddeutsch sowie unterschiedliche Akteursgruppen vorgestellt, die die deutsche Sprache und Kultur in Georgien erhalten und fördern wollen.
Über viele Jahrhunderte wurde auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik von einem relevanten Teil der Gesellschaft Deutsch gesprochen. Durch die Vertreibung eines Großteils der sogenannten ‚Sudetendeutschen‘ nach dem Zweiten Weltkrieg und die Politik zur Zeit des Kommunismus ist die deutsche Sprache dort heute jedoch deutlich weniger verbreitet. Um nähere Erkenntnisse über die gegenwärtige Stellung der deutschen Sprache in der Tschechischen Republik zu gewinnen, wurden im Jahr 2023 leitfadengestützte Interviews mit 23 Auskunftspersonen geführt, in deren Leben Deutsch (zu einem bestimmten Zeitpunkt) eine relevante Rolle spielt(e). Es zeigt sich dabei, dass Menschen mit unterschiedlichsten Sprachbiografien in der Tschechischen Republik viele verschiedene Motivationen haben, Deutsch zu lernen und zu sprechen, und dass die Frage nach dem Zusammenhang von Sprache und Identität ebenso individuell beantwortet wird. Der vorliegende Beitrag geht nach einer kurzen Vorstellung dieser neuen Daten auf die Partikel ja in ihrer Verwendung als ‚tag question‘ ein, die sich in den Interviews einzelner Auskunftspersonen als hochfrequent erweist, während sie von anderen Sprecher/-innen gar nicht verwendet wird. Es wird daher sowohl soziolinguistischen Faktoren der Verwendung von ja als Vergewisserungspartikel nachgegangen als auch der Frage, in welchen Kontexten ja besonders häufig zur Anwendung kommt.
Weltweit befinden sich Varietäten des Deutschen im Kontakt mit unterschiedlichen Sprachen und weisen dort kontaktinduzierte Sprachwandelphänomene auf, durch die sie sich von anderen deutschsprachigen Varietäten unterscheiden. In der Vergangenheit wurden diese Diaspora-Varietäten überwiegend getrennt voneinander untersucht. Unser Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass durch einen systematischen Vergleich mehrerer dieser Varietäten deutlicher erkennbar wird, welche Entwicklungen von spezifischen Kontaktsprachkonstellationen abhängig sind und welche sich allgemein in Szenarien beobachten lassen, in denen deutsche Varietäten mit (beliebigen) anderen Sprachen in Kontakt stehen. Unser Beitrag stellt Überlegungen aus einem Projekt vor, das sich mit der systematischen Erschließung von einschlägigen gesprochensprachlichen Korpora am IDS befasst und zwei Schwerpunkte miteinander verbindet: Zum einen wird eine technische Plattform entwickelt, die es erlaubt, korpusbasierte Daten von Diaspora-Varietäten einheitlich zu annotieren, sie lexikographisch und datenanalytisch aufzuarbeiten und online zu präsentieren. Der zweite Schwerpunkt besteht darin, die Daten auf dieser Grundlage kontrastierend zu beschreiben und vergleichende lexikologische und lexikalisch-syntagmatische Analysen vorzunehmen. Am Beispiel von Gesprächspartikeln, die sowohl spezifisch gesprochensprachlich sind als auch sich in unterschiedlichen Sprachen verschieden verhalten, illustriert der Beitrag die Herangehensweise des Projekts an die gesprochensprachliche Lexik von Kontaktvarietäten.
Deutschsprachige Varietäten außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraums in Europa befinden sich oft in intensivem Kontakt mit umgebenden Sprachen und unterscheiden sich vom Standarddeutschen hinsichtlich verschiedener sprachlicher Phänomene. Die vorliegende Studie befasst sich mit einem in der Kaukasusregion (vor allem in Georgien) gesprochenen Diaspora-Deutsch. Es handelt sich um eine bisher kaum untersuchte Kontaktvarietät des Deutschen, von der bis vor kurzem angenommen wurde, dass sie nicht mehr gesprochen wird. In dieser Kontaktvarietät im Südkaukasus spielt die Interaktion mit der russischen Sprache bis heute eine wichtige Rolle. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Verwendung und den Funktionen deutscher und russischer Diskurspartikeln in der von der Gemeinschaft gesprochenen Varietät des Deutschen. Auffallend ist die Häufigkeit russischer Gesprächspartikeln in Initial- oder Finalstellung in deutschsprachigen Äußerungen, wie beispielsweise nu (Eröffnungssignal) oder vot (Schlusssignal). Daneben kommen den jeweiligen russischen Gesprächspartikeln je nach Position weitere unterschiedliche Funktionen zu. Es werden erste Kriterien einer Systematisierung des Auftretens und der Funktionen dieser Elemente ermittelt. Die Datenbasis besteht aus gesprochensprachlichen Aufnahmen des aktuellen Sprachgebrauchs, hauptsächlich in Form von halbstrukturierten Interviews (Aufnahmen in Georgien und Aserbaidschan, 2017).
Dieser Beitrag stellt einen Versuch dar, ein graphematisches Prinzip auf Handschriften anzuwenden und argumentiert, dass die Betrachtung von Handschriften unterstützende Evidenzen für graphematische Theorien liefern kann. Exemplarisch wird dazu die graphematische Längenhierarchie ausgewählt. Die Längenhierarchie ist ein gut beschriebenes Phänomen in der deutschen Schriftsprache. Bislang wurde sie jedoch nur für Druckschriften aufgestellt. Der vorliegende Artikel untersucht die Möglichkeit, eine Längenhierarchie für Handschriften aufzustellen und stützt sich dabei besonders auf die Schulausgangsschriften. Insbesondere werden Unterschriften betrachtet, die als eine Extremform der Handschriftlichkeit interpretiert werden. Ich gehe davon aus, dass nichts so häufig handgeschrieben wird wie die eigene Unterschrift und dass deshalb dort Prinzipien eines „ökonomischen Schreibens“ am deutlichsten auftreten werden, d.h. dass die Schreibungen, die besonders wichtig für das Lesen sind auch besonders deutlich geschrieben werden und die rezeptiv vernachlässigbaren Strukturen weniger deutlich. Hierzu wird die Alltagsbeobachtung analysiert, dass in Unterschriften oft die langen Buchstaben besonders deutlich und die kompakten Buchstaben eher undeutlich produziert werden, sie werden nivelliert. Es zeigt sich, dass die Häufigkeiten der Nivellierungen jedes Buchstabens auf eine skalare Verteilung der Buchstaben hindeuten. Damit wird die Idee einer Längenhierarchie und einer graphematischen Silbe als Leseerleichterung gestützt.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit moralisierenden Sprachhandlungen, worunter wir diskursstrategische Verfahren verstehen, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Glaubwürdigkeit“) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Im Fokus unserer Betrachtungen steht dementsprechend das aus pragma-linguistischer Sicht auffällige Phänomen einer spezifischen Redepraxis der Letztbegründung oder Unhintergehbarkeit, die wir als Pragmem auffassen und beschreiben. Hierfür skizzieren wir zunächst den in der linguistischen Pragmatik verorteten Zugang zu Praktiken der Moralisierung, betrachten sprachliche Formen des Moralisierens und deren kotextuellen und insbesondere pragma-syntaktischen Struktureinbettungen, um anschließend Hypothesen zu kontextuellen Wirkungsfunktionen aufzustellen. Darauf basierend leiten wir schließlich anhand von exemplarischen Korpusbelegen Strukturmuster des Moralisierens ab, die wir in dem Terminus „Pragmem“ verdichten und mittels qualitativer und quantitativer Analysen operationalisieren.