Sprachreport. 26 (2010)
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Am 11. Juni 2010 versammelte sich eine große Schar von Freunden, Kollegen und Mitarbeitern in Mannheim, um den Direktor des IDS, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ludwig M. Eichinger aus Anlass seines 60. Geburtstags mit einem Festkolloquium unter dem Titel „Wanderjahre“ zu ehren. Damit sollten die wissenschaftlichen Stationen und zentralen Forschungsthemen des Jubilars dokumentiert werden, der seit nunmehr acht Jahren die Geschicke des Instituts lenkt.
Am 27. und 28. November 2009 fand im Institut für Deutsche Sprache nach einigen bilateralen Treffen das 1. „Arbeitstreffen videobasierte Unterrichtsanalyse“ statt. Das Treffen brachte unter dem thematischen Fokus „Unterricht“ unterschiedliche Kompetenzen zusammen: Zum einen Wissenschaftler, die aus einer multimodalen Sicht auf Interaktion ein besonderes Interesse an Unterricht als einer gesellschaftlich außerordentlich wichtigen Kommunikationssituation haben, zum anderen Lehrer, die, als konkret im Unterricht Handelnde, ein Interesse an der wissenschaftlichen Untersuchung ihres professionellen Verhaltens in diesem Handlungsfeld haben, wie auch Didaktiker, die aus ihrer Perspektive in der Lage sind, beide Seiten in reflektierter Weise zu verbinden und hinsichtlich ihrer Synergie zu befragen.
Die deutsche Sprache ist im Jahr 2010 nicht nur das Thema einer Kampagne des Auswärtigen Amtes, in der das Deutsche zur Sprache der Ideen erklärt wird,ihr Wohlergehen scheint den Deutschen insgesamt am Herzen zu liegen. Das hat sich unter anderem bei einer Umfrage herausgestellt, die vom IDS für den Deutschen Sprachrat durchgeführt wurde. Nicht nur schätzen die Sprecher des Deutschen in der Mehrheit ihre Sprache, sie halten auch Sorgfalt beim Sprechen und Schreiben für erstrebenswert und finden, dass man mehr für die deutsche Sprache tun solle, vor allem die Schule stehe dabei in der Pflicht. Dass das Auswärtige Amt ein Jahr der deutschen Sprache mit dem Motto „Sprache der Ideen“ ausruft, passt gut in diesen Kontext. Immerhin hatten die Befragten unserer Umfrage neben den Schulen, wenn auch mit weitem Abstand, die Politik als eine Instanz genannt, die das ihre zu Erhalt und Förderung des Deutschen tun solle.
Knapp drei Jahrzehnte währte die deutsche Kolonialzeit. Als die Deutschen 1884 anfingen, Teile Afrikas(Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika), Asiens (Kiautschou) und Ozeaniens (Deutsch-Neuguinea einschließlich Mikronesien, Samoa)zu kolonisieren, waren sie mit einer Vielzahl von „exotischen“ Kulturen und Sprachen konfrontiert – deutlich über 1000 verschiedene Sprachen dürften es insgesamt gewesen sein. Die Forschung zu den vielfältigen sprachlichen Aspekten der Auseinandersetzung steckt allerdings noch in den Anfängen. Um daran etwas zu ändern, hat unter dem Titel „Sprachkontakt und Sprachwissenschaft in den früheren deutschen Kolonien“ am 30. September und 1. Oktober 2010 die mittlerweile zweite Tagung zu „Deutschlands Koloniallinguistik“ stattgefunden, Gastgeber war dieses Mal das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.
Wenn in jüngster Zeit von Grammatiktheorie die Rede ist, fällt früher oder später meistens der Begriff „Konstruktionsgrammatik“. Gemeint sind mit diesem Sammelbegriff Alternativen zu den syntaktozentrischen Sprachtheorien der letzten Jahrzehnte mit ihrer restriktiven Unterscheidung von sprachlichen Einheiten (Wortschatz) und sprachlichen Regeln (Grammatik). Was sich hinter solchen konstruktionsgrammatischen „Trends“ verbirgt, und ob es nicht vielleicht sogar Alternativen zu dieser Alternative gibt, wurde anlässlich der 46. Jahrestagung des IDS drei Tage lang unter dem Titel „Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik“ diskutiert.