Textlinguistik / Schriftsprache
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Der Beitrag lässt sich hinsichtlich seines Gegenstands dem Bereich ,Sprache und Emotion' zuordnen. Seine Fragestellung bezieht sich auf die Kodierung von Gefühlen und auf deontisch markierte Ausdrücke. Datengrundlage sind Texte, die bisher von der Linguistik noch nicht erschlossen wurden. Es sind Berichte von Nationalsozialist*innen, die ihren Weg zur NSDAP schildern, in die sie in der späten Weimarer Republik eintraten. Der Beitrag analysiert diese Texte mit einem quantitativ-qualitativen Ansatz, indem er danach fragt, welche Gefühlsbezeichnungen in den untersuchten Texten verwendet werden und worauf sie referieren. Die Beantwortung dieser Fragen besteht in der Darstellung der lexikalisch-semantischen Kodierung von Gefühlen seitens der positiv und negativ emotionalisierten NS-affinen Mitglieder der Gesellschaft. Er leistet damit einen linguistischen Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus.
Das Erkenntnisziel zeitgeschichtlicher Diskurslinguistik steht im Kontext des Zusammenhangs von Sprache und Gesellschaft und der diskursiven Repräsentation dieses Verhältnisses. Dieser Zusammenhang wird spezifiziert und als sprachwissenschaftlicher Gegenstand einer zeitgeschichtlichen Diskurslinguistik methodisch profiliert. Ausgehend von der Definition Rothfels‘ wird die zeitliche und inhaltliche Erstreckung von ‚Zeitgeschichte‘ als relationale Größe thematisiert und von dem Phänomen der Geschichtlichkeit abgegrenzt. Als methodische Perspektive wird anschließend, von Foucault kommend, die der Kontextualisierung im Sinn des grundlegenden erkenntnisleitenden Zugangs vorgestellt und als hermeneutisches Verfahren bewertet. Mit der Darstellung des Verhältnisses von Diskurslinguistik und Zeitgeschichte auf den Analyseebenen Wort, Konzept, Argumentationsmuster und Intertextualität wird deutlich gemacht, dass Diskurslinguistik keine methodenbezeichnende Kategorie ist, sondern eine Perspektive auf sprachlich-diskursive Repräsentationen bezeichnet. Mit zwei Beispielen für Fragestellungen (Umbruchgeschichte und Kollektives Gedächtnis) wird abschließend die empirische Dimension zeitgeschichtlich orientierter Diskurslinguistik angedeutet.
Der Beitrag strebt an, Kategorien der bisher an der Ausgestaltung methodischer und theoretischer Zugänge zu Gedächtniskonzepten beteiligten Kulturwissenschaften einerseits, die Anschlussfähigkeit der bisher nicht beteiligten Linguistik andererseits im Sinn eines integrierten kulturanalytischen Ansatzes reflektieren und exemplarisch zu prüfen.