Sprachpolitik
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Politisches Positionieren ist eine elementare sprachliche und soziale Praxis. Wo und wie wir uns und andere in der Gesellschaft verorten, ist eine alltäglich verhandelte Frage. Positionierungen werden dabei sowohl explizit thematisiert und kontrovers diskutiert als auch beiläufig durch sprachliche Praktiken hervorgebracht. Im Zentrum von Positionierungen stehen Aushandlungen sozialer Identität. Doch nicht nur persönliche Identitäten werden durch Positionierungen konstituiert, stabilisiert oder umgedeutet, auch die Gesellschaft ist durch die sprachlichen Positionierungspraktiken ihrer Mitglieder unmittelbar oder mittelbar betroffen.
Die Beiträge des Bandes betrachten diese Schnittstelle zwischen Interaktion und Diskurs aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und erörtern, wie Positionierungen vollzogen werden, ob bzw. inwiefern sie politisch sind und in welchen wechselseitigen Zusammenhängen sie zu gesellschaftlichen, sozialen und politischen Arrangements und Ordnungen stehen.
Sprache ist politisch, und politisches Handeln vollzieht sich nie ohne Sprache. Sprachgebrauch bzw. sprachliches Handeln stehen dabei in einer unauflösbaren Wechselbeziehung mit der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit. Diese Wechselbeziehung aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren, ist das Ziel der in diesem Band versammelten Beiträge, mit denen die Jahrestagung 2021 des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache dokumentiert wird. Dabei geht es nicht zuletzt um die gesellschaftliche Verantwortung, die die Sprachwissenschaft – wie alle Sozialwissenschaften – hat. Diese Verantwortung besteht darin zu zeigen, welche Rolle und Funktion Sprache im gesellschaftlich-politischen Kontext zukommt. Mit diesem Anspruch bekommen Themen aus dem Bereich Sprache, Politik und Gesellschaft sowohl gegenwarts- als auch vergangenheitsbezogen eine neue Relevanz. Der Zugang ist dabei dezidiert transdisziplinär, neben der Linguistik sind insbesondere auch die Politologie und die Geschichtswissenschaft beteiligt.
Die deutsche Sprache hat sich innerhalb Europas als Teil einer europäischen Sprachengemeinschaft entwickelt. Von besonderem wissenschaftlichen Interesse ist die Frage, wie sich Sprachen untereinander beeinflussen, verändern und mit welchen methodischen Zugängen und Sprachressourcen das zu untersuchen ist. Der ständige Austausch zwischen diesen Sprachen und die politischen Rahmenbedingungen in der Europäischen Union werfen darüber hinaus konkrete sprach- und bildungspolitische Fragen auf.
Das Thema „Sprache im Nationalsozialismus“ ist unverändert ein zentraler Gegenstand der Linguistik. Die vorliegende Bibliografie, die insbesondere an Studierende gerichtet ist, dokumentiert die Forschung, die sich seit dem Erscheinen der letzten umfassenden Bibliografie vor 24 Jahren (Kinne/Schwitalla 1994) hinsichtlich ihrer Erkenntnisinteressen und methodisch weiterentwickelt hat. Nicht zuletzt aufgrund der mit der Digitalisierung und Korpustechnologie eröffneten Zugangsmöglichkeiten sind neue Leitfragen der Forschung formulierbar und werden neue Zugänge erschlossen. Diese Entwicklung wird in dem vorliegenden Werk nachvollzogen.
Der Band umfasst grundlegende Arbeiten, die methodologisch und im Sinne des Theorieaufbaus besonders aussagekräftig und allgemein anwendbar sind, sowie Werke, die den Fokus auf deutschsprachige Länder und/oder Deutsch als Einzelsprache legen. In der Einleitung des Bandes werden – zum ersten Mal im deutschsprachigen Kontext – Sprachplanung/Sprach(en)politik und Sprachmanagementtheorie in Beziehung gesetzt. Exkursorisch werden außerdem Sprachenrecht, europäische Sprachenpolitik und Deutsch im Licht von Sprachplanung/Sprach(en)politik und Sprachmanagement thematisiert.
Politolinguistik
(2020)
Sprache ist das wichtigste Instrument politischen Handelns. Mit Hilfe von Sprache werden politische Handlungen vorbereitet, legitimiert und argumentativ ausgehandelt. Mit der Politolinguistik hat sich eine linguistische Teildisziplin etabliert, die ein Methodeninstrumentarium zur Verfügung stellt, um das Themenfeld Sprache und Politik in all seinen Facetten zu analysieren.
Der vorliegende Band der Reihe ‘Literaturhinweise zur Linguistik’ bietet neben einer Einführung in das Themengebiet Sprache und Politik eine strukturierte Auswahlbibliographie, die den neuesten Stand der politolinguistischen Forschung berücksichtigt. Neben den klassischen Themenfeldern wie der Wortsemantik, politischen Textsorten und Diskursanalyse liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Didaktisierung politolinguistischer Inhalte und deren methodischer Umsetzung im Kontext der Medienerziehung.
Handbuch europäische Sprachkritik online (HESO). Band 4: Sprachinstitutionen und Sprachkritik
(2019)
Sprachinstitutionen haben in den einzelnen hier behandelten Sprachen in unterschiedlichem Maße die sprachkultivierende, sprachnormierende und auch sprachkritische Auseinandersetzung befördert. Zu den bekanntesten und in gewissem Sinne auch symbolträchtigsten Sprachinstitutionen zählen zweifellos Sprachakademien wie die Accademia della Crusca oder die Académie française. Neben Sprachakademien stehen mitunter auch Sprachgesellschaften für eine nicht nur sprachnormierende, sondern in Teilen auch sprachpuristische Auseinandersetzung.
In Europa ist auch die deutsche Sprache in Bewegung geraten. Die fortschreitende Integration der EG, die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands und die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa führen in vielen Ländern zu einer Neubewertung der deutschen Sprache. Außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets nimmt der Gebrauch des Deutschen als Geschäfts- und Verhandlungssprache zu. Auch als Bildungssprache hat das Deutsche in manchen Staaten an Bedeutung wiedergewonnen. Aus Wirtschaft und Politik wird die Forderung nach stärkerer Verwendung des Deutschen als Arbeitssprache der Europäischen Behörden erhoben.
Im vorliegenden Band teilen deutsche und ausländische Linguisten, Vertreter von Verwaötung, Politik, Wirtschaft und aus den Übersetzungsdiensten ihre Beobachtungen und Einschätzungen mit und stellen Überlegungen zur Stellung des Deutschen in dem sich ändernden vielsprachigen Europa vor. An die themengebundenen Beiträge schließt sich der Jahresbericht des Instituts für deutsche Sprache an.
In dem vorliegenden Handbuchband wird Sprachpurismus als eine Kritik am Sprachgebrauch und als eine Kritik an verschiedenen Strukturen und Elementen einer Sprache verstanden. Es wird sprachvergleichend aufgezeigt, in welchen Sprachkonstellationen Sprachpurismus in der Vergangenheit sowie heute von Bedeutung ist und inwiefern die einzelnen Sprachkulturen von sprachpuristischen Aktionen betroffen waren bzw. sind. Außerdem wird auf wichtige Akteure und auf spezifische diskursive Zusammenhänge der einzelnen Sprachräume eingegangen.
In dem vorliegenden Handbuchband werden aus sprachkritischer Sicht Standardisierungsprozesse im Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen behandelt sowie Instanzen und Bereiche der Standardisierung verglichen. Hierbei geht es sowohl um Aspekte der Diachronie, welche die Herausbildung von Normen für die geschriebene und gesprochene Sprache betreffen, als auch um synchrone Gesichtspunkte wie aktuelle plurizentrische Normtendenzen, Fragen der Orthographie und der Kodifizierung.