Sprachdidaktik
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Üblicherweise wird behauptet und erwartet, dass für den Deutschunterricht die deutsche Standardsprache zumindest als Zielsprache, wenn nicht gar als Unterrichtssprache gilt. Die Forschungen der germanistischen Soziolinguistik und Sprachlehrforschung zeigen allerdings, dass keinesfalls Einigkeit darüber besteht, was denn ,die deutsche Standardsprache‘ überhaupt sei, ob, und wenn ja, wie viel Variation sie beinhaltet, und wie mit Normabweichungen seitens der Schüler/innen umzugehen sei.
Unser Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle der Deutschlehrenden — sowohl an deutschsprachigen Schulen als auch im Rahmen des DaF-Unterrichts an britischen Hochschulen — um zu erörtern, welche Erwartungen sie an die sprachliche Normenkonformität ihrer Schüler/innen haben und welche praktischen Probleme ihnen hierbei begegnen. Unterstützt durch historische Belege aus dem Schulalltag im 19. Jahrhundert, diskutieren wir Kontinuitäten und Innovationen in der Selbsteinschätzung von Deutsch- und DaF-Lehrer/innen zu ihrer Rolle als Sprachnormvermittler/ innen und stellen die Frage, wie groß ihre Rolle tatsächlich ist.
Die Grammatik behauptet sich seit Langem als Gegenstand des Deutschunterrichts, aber sie wird immer wieder „fragwürdig“: Behalten die Schüler, was sie gelernt haben? Liefert die Schulgrammatik geeignete Instrumente für die Sprachreflexion? Bringt sie den behaupteten Nutzen fürs Sprechen, Schreiben und Lesen? Den offiziellen Begründungen für und den behaupteten guten Wirkungen von Grammatik in der Schule, wie sie in den Bildungsplänen und von der Didaktik vertreten werden, begegnet der Verfasser mit einer gewissen Skepsis. Die stützt sich auch auf eine eigens für diesen Beitrag durchgeführte Befragung von Deutsch Lehrenden und die Durchsicht von Abiturarbeiten im Fach Deutsch. Er plädiert für einen Grammatikunterricht mit weniger (vom Lehrer) aufgesetzter Systematik und Begrifflichkeit und mehr sprachlichen Entdeckungsreisen (der Schüler), ausgelöst durch Lernarrangements, die zum Nachdenken anregen.
Der vorliegende Beitrag beschreibt den aktuellen Stand der Forschung zum Textverstehen aus der Sicht der Deutschdidaktik. Nach begrifflichen Klärungen zum Deutschunterricht als Muttersprachunterricht, zum Sachtext als Textmuster und zum Verstehen werden relevante Studien zu Lesestrategien und zum konkreten Umgang mit Sachtexten im Deutschunterricht vorgestellt, analysiert und eingeordnet. Daraus werden ein Plädoyer für ein Lesecurriculum sowie Hinweise zu Leseaufgaben und Textauswahl entwickelt. Erwägungen zum Verhältnis von Forschung und Deutschunterricht runden den Beitrag ab.