Soziolinguistik
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Aims and objectives:
Language debates in Latvia often focus on the role of Latvian as official and main societal language. Yet, Latvian society is highly multilingual, and families with home languages other than Latvian have to choose between different educational trajectories for their children. In this context, this paper discusses the results of two studies which addressed the question of why families with Russian as a home language choose (pre)schools with languages other than Russian as medium of instruction (MOI). The first study analyses family narratives which provide insight into attitudes and practices which lead to the decision to send children to Latvian-MOI institutions. The second study investigates language attitudes and practices by families in the international community of Riga German School.
Methodology:
The paper discusses data gathered during two studies: for the first, semi-structed interviews were conducted with Russian-speaking families who choose Latvian-medium schools for their children. For the second study, a survey was carried out in the community of an international school in Riga, sided by ethnographic observations and interviews with teachers and the school leadership.
Data and analysis:
Interviews and ethnographic observations were subjected to a discourse analysis with a focus on critical events and structures of life trajectory narratives. Survey data were processed following simple statistical analysis and qualitative content analysis.
Findings/conclusions:
Our data reveal that families highly embrace multilingualism and see the development of individual plurilingualism as important for integration into Latvian society as well as for educational and professional opportunities in the multilingual societies of Latvia and Europe. At the same time, multilingualism and multiculturalism, including Russian, are seen as a value in itself. In addition, our studies reflect the bidirectionality of family language policies in interplay with practices in educational institutions: family decisions influence children’s language acquisition at school, but the school also has an impact on the families’ language practices at home. In sum, we argue that educational policies should therefore pay justice to the wishes of families in Latvia to incorporate different language aspects into individual educational trajectories.
Originality:
Language policy is a frequent topic of investigation in the Baltic states. However, there has been a lack in research on family language policy and school choices. In this vein, our paper adds to the understanding of educational choices and language policy processes among Russian-speaking families and the international community in Latvia.
Communicative deviations of respondents in political video interviews in Ukrainian and German
(2021)
The research has the objective to establish the peculiarities of communicative deviations as a cognitive and at the same time discursive phenomenon in Ukrainian- and German-language video interviews from the viewpoint of respondents. The procedure of the research involves the integrated application of methods and techniques of pragmatics, deviatology and communicative linguistics. A new methodological basis has been developed for the reconstruction of communicative deviations using discourse analysis, namely for the reconstruction of a single event in two discursive environments, determining the communicative context and communication of interview in compared languages. The results of the research allow us to identify the features of communicative deviations in political interviews at the external, internal structural levels and at the situational level. The conclusions of the research indicate that the types of communicative deviations in political video interviews are universal in Ukrainian and German, but reflect national and cultural specifics given the peculiarities of both languages and each linguoculture, as well as existing realias, norms, conventions, maxims and rules of communication.
Rede
(2022)
Die auf verschiedenen Ebenen ablaufenden textkommunikativen Funktionalisierungs- und Anpassungsprozesse widerständischer Akteure sowie Konstitutionsprozesse von Akteuren des NS-Apparates anhand der Textsorte ›politische Rede‹ sollen Gegenstand dieses Beitrages sein, innerhalb dessen sowohl historisch relevante als auch bisher von der Forschung kaum oder gar nicht beachtete politische Reden der verschiedenen Akteursgruppen analysiert werden sollen: Insgesamt wurden 32 Reden in die Analyse einbezogen. 23 stammen von Akteuren des NS-Apparates, neun von Mitgliedern des Widerstands.
Tagebuch
(2022)
Die Subjektivität des Tagebuchs als eine Art Archiv historischer Daten ist insofern zum einen im Zeichen einer sprachlichen Sozialgeschichte zu analysieren und zum andern, aus der Retrospektive, von hohem sprach-, diskurs- sowie kommunikationsgeschichtlichem Wert. Die Spezifik und akteursbedingte Variantenvielfalt darzustellen, ist das Ziel dieses Beitrags. Er basiert auf der Auswertung von insgesamt elf Tagebüchern. Zwei sind von NS-Akteuren verfasst, eines von einer NS-affinen Akteurin der Integrierten Gesellschaft, eines von einem dissidenten Akteur der Integrierten Gesellschaft, vier von Mitgliedern des Widerstands und drei Tagebücher von ausgeschlossenen Akteuren.
Heranwachsen in einem noch fremden Land: Die Studie beruht auf einer mehr als 20 Jahre umfassenden Langzeiterhebung in russlanddeutschen Familien mit insgesamt 16 Kindern. Schwerpunkt der Beobachtungen und Interviews war die jeweilige Situation der Kinder innerhalb und außerhalb der Familie. Wie veränderte sie sich aus der Sicht der Kinder und ihrer Angehörigen über die Jahre ab der Ankunft in Deutschland bis zum Übergang ins Berufsleben? Welche Bilanz ziehen die nunmehr jungen Erwachsenen ein Vierteljahrhundert nach ihrer Ankunft?
Die Autorinnen ordnen die individuellen Bilanzen in die internationale Migrations- und Integrationsforschung ein. Die deutsch-russische Zweisprachigkeit als Kern der Mehrsprachigkeit der StudienteilnehmerInnen wird in ihrer Beschaffenheit durch Diskursanalysen und deutschsprachige C-Tests beschrieben und zu den Deutschqualifikationen junger Erwachsener ohne Migrationshintergrund ins Verhältnis gesetzt. Die sprachlichen Qualifikationen erfahren so die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Sie sind Bedingung und Folge gesellschaftlicher Zugehörigkeit.
Sprache ist politisch, und politisches Handeln vollzieht sich nie ohne Sprache. Sprachgebrauch bzw. sprachliches Handeln stehen dabei in einer unauflösbaren Wechselbeziehung mit der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit. Diese Wechselbeziehung aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren, ist das Ziel der in diesem Band versammelten Beiträge, mit denen die Jahrestagung 2021 des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache dokumentiert wird. Dabei geht es nicht zuletzt um die gesellschaftliche Verantwortung, die die Sprachwissenschaft – wie alle Sozialwissenschaften – hat. Diese Verantwortung besteht darin zu zeigen, welche Rolle und Funktion Sprache im gesellschaftlich-politischen Kontext zukommt. Mit diesem Anspruch bekommen Themen aus dem Bereich Sprache, Politik und Gesellschaft sowohl gegenwarts- als auch vergangenheitsbezogen eine neue Relevanz. Der Zugang ist dabei dezidiert transdisziplinär, neben der Linguistik sind insbesondere auch die Politologie und die Geschichtswissenschaft beteiligt.
Fragen der sprachlichen Praxis sind in der Sprachwissenschaft seit langem, in vielerlei Gestalt, in Bezug auf ganz unterschiedliche Kommunikationsbereiche und in einer bunten Vielfalt theoretischer Ansätze fest verankert. Im vorliegenden Beitrag diskutiere ich von einem handlungstheoretischen Standpunkt aus, der auch sprachhistorisch-evolutionäre und mediale Erweiterungen umfasst, Vorschläge zur Rolle des Praktiken-Begriffs bzw. (im weiteren Sinne) des Praktiken-Konzepts. Ich formuliere zunächst sieben mehr oder weniger kritische Thesen zu einem Ausschnitt der Praktiken-Literatur, den ich studiert habe, suche dabei auch nach Konsens und Dissens. In ausgewählten Fallbeispielen stelle ich dann Befunde zu Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation seit der Erfindung des Buchdrucks dar und frage dabei, ob handlungstheoretisch orientierte Beschreibungen durch die Anwendung des Praktiken-Begriffs gewonnen hätten. Das Resultat fällt eher skeptisch aus.