Medienlinguistik
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Die Vernetzung von Computern bewirkt die Entstehung eines Netzes aus Texten und, als Folge davon, sozialen Netzen von Nutzern dieser Texte als Schreibern und Lesern. Netzwerke sprachlicher Objekte gab und gibt es zwar auch ohne Digitalisierung und Vernetzung, jedoch weniger umfangreich und wesentlich schwerer, möglicherweise gar nicht in großer Menge analysierbar. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den verschiedenen Typen sprachlicher Netzwerke: Textgeweben, Interaktionsnetzwerken und sozialen Netzwerken. Es werden zentrale Begrifflichkeiten der Netzwerkanalyse erläutert und anhand von Beispielen gezeigt, wie sprachliche Kommunikation auf der Grundlage der Methoden der Netzwerkanalyse aus einer anderen, neuen Perspektive betrachtet werden kann.
Historische Werkzeugnisse. Reflexive Medienpraktiken in Kriegsgefangenenakten des Zweiten Weltkriegs
(2023)
Im US-Kriegsgefangenenlager Fort Hunt wurden während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten verhört und abgehört, was in Protokollen dokumentiert wurde. Die praxeologische Herausforderung besteht darin, Praktiken anhand dieses Materials adäquat zu analysieren. Dass wir Spuren in Archivdaten verstehen, ist in ihrer Semiotizität begründet. Dass sie die sie hervorbringenden Situationen überdauern, verdanken wir ihrer Medialität. In einer semiopraxeologischen Analyse, die diese beiden Grundkonstanten zeichenvermittelter Kommunikation in Beziehung zueinander setzt, wird erörtert, wie Praktiken sich aus ihren Spuren erschließen. Es wird gezeigt, wie sich an Dokumenten indexikalische und reflexive Verweise auf die heterogenen, praktischen Verwendungszusammenhänge über die Zeit manifestieren. Entsprechend sind Archivdokumente als historische Werkzeugnisse aufzufassen, die einerseits Vergangenes belegen und die andererseits praktisch gehandhabt werden, was wiederum neue Praxisindizes erzeugt und als Spuren am Material hinterlässt. Die Analyse zeigt, inwiefern Wissen nicht trotz, sondern aufgrund seiner semiotischen und materialen Manifestationen in (Archiv-)Dokumenten vorläufig ist und sich als Gegenstand weiterer Praktiken immer wieder verändern kann.
Within a rapidly digitalising society, it is important to understand how the learning and teaching of digital skills play out in situ, particularly amongst older adults who acquire these skills later in life. This paper focuses on participants engaged in the process of learning digital skills in adult education courses. Using video recordings from adult education centres in Finland and Germany, we explore how students mobilise their teachers’ assistance when encountering problems with their smartphones, laptops or tablets. Prior research on social interaction has shown that assistance can be recruited through a variety of verbal and embodied formats. In this specific educational setting, participants can use complaints about their digital skills or mobile devices to obtain assistance. Utilising multimodal conversation analysis, we describe two basic sequence types involving students’ complaints, discuss their cross-linguistic characteristics, and reflect on their connection to this educational setting and digital devices.
Mobiles Livevideostreaming ist eine Medienpraktik, bei der sich die Beteiligten in einer spezifischen Ausrichtung zueinander befinden und in der Streamer*innen und Zuschauer*innen unterschiedliche semiotische Ressourcen zur Verfügung stehen. Anhand der multimodalen Sequenzanalyse einer prägnanten Episode eines Ortswechsels im Rahmen der Berichterstattung eines Journalisten von einem politischen Ereignis auf der Livevideostreaming-Plattform Periscope wird die Frage bearbeitet, wie Beteiligung und involvement in Livevideostreams hergestellt sowie organisiert werden und dargelegt, inwiefern mobiles Livevideostreaming soziale Parainteraktion transzendiert. Es wird gezeigt, dass die Hosts der Medienpraktik ‚Livevideostreaming' interaktionsdominierend agieren und die Zuschauer*innen durch asymmetrische Partizipationskoordination per footing shifts situativ in das Geschehen involvieren.
cOWIDplus Analyse ist eine kontinuierlich aktualisierte Ressource zu der Frage, ob und wie stark sich der Wortschatz ausgewählter deutscher Online-Pressemeldungen während der Corona-Pandemie systematisch einschränkt und ob bzw. wann sich das Vokabular nach der Krise wieder ausweitet. In diesem Artikel erläutern die Autor*innen die hinter der Ressource stehende Forschungsfrage, die zugrunde gelegten Daten, die Methode sowie die bisherigen Ergebnisse.