Gesprächsforschung / Gesprochene Sprache
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"damit sie mich verstehen" : Genese, Verfahren und recipient design einer narrativen Performance
(2009)
Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
Der Beitrag diskutiert die Rolle von SMS-Kommunikation als Mittel der Beziehungsgestaltung am Beispiel der authentischen SMS-Kommunikation einer Kleingruppe von fünf Personen. Untersucht wird ein auf ethnografischer Basis zusammengestelltes Korpus von mehr als 700 Kurzmitteilungen. Empirische Schwerpunkte sind das Verhältnis zwischen Beziehungsart und Schreibstil, das Gruß- und Anredeverhalten der Gruppe sowie die Aushandlung von Beziehungskonflikten per SMS. Verschiedene Beziehungsarten in der Gruppe unterscheiden sich in der Häufigkeit der SMS-Kontakte, in den Themen bzw. Gesprächssorten sowie in der lexikalischen Ausgestaltung der Kurzmitteilungen, darunter auch im
Anredeverhalten. Die gruppeninternen Grüße und Anreden zeichnen sich durch geringe Häufigkeit und kontextsensitive Varianten aus. Verschiedene Formen der Sprachvariation (Dialektelemente, stilisierte Kindersprache, gebrochenes Deutsch) werden auf der Grundlage der Kontextualisierungstheorie als indirekte Mittel der Beziehungsgestaltung beschrieben.
"Standard language" is a contested concept, ideologically, empirically and theoretically. This is particularly true for a language such as German, where the standardization of the spoken language was based on the written standard and was established with respect to a communicative situation, i.e. public speech on stage (Bühnenaussprache), which most speakers never come across. As a consequence, the norms of the oral standard exhibit many features which are infrequent in the everyday speech even of educated speakers. This paper discusses ways to arrive at a more realistic conception of (spoken) standard German, which will be termed "standard usage". It must be founded on empirical observations of speakers linguistic choices in everyday situations. Arguments in favor of a corpus-based notion of standard have to consider sociolinguistic, political, and didactic concerns. We report on the design of a large study of linguistic variation conducted at the Institute for the German Language (project "Variation in Spoken German", Variation des gesprochenen Deutsch) with the aim of arriving at a representative picture of "standard usage" in contemporary German. It systematically takes into account both diatopic variation covering the multi-national space in which German an official language, and diastratic variation in terms of varying degrees of formality. Results of the study of phonetic and morphosyntactic variation are discussed. At least for German, a corpus-based notion of "standard usage" inevitably includes some degree of pluralism concerning areal variation, and it needs to do justice to register-based variation as well.
In meiner 2010 erschienenen Dissertation „Migration, Sprache und Rassismus“ habe ich mit ethnografischen, gesprächsanalytischen und -rhetorischen Methoden den Kommunikationsstil von zwei akademischen Migrantenmilieus(„emanzipatorische Migranten“ und „akademische Europatürken“) in Deutschland untersucht. Die Studie war Teil des Projekts „Deutschtürkische Sprachvariation und die Herausbildung kommunikativer Stile in dominant türkischen Migrantengruppen“, das am Institut für Deutsche Sprache durchgeführt wurde.