Ethnolinguistik
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Ausgangspunkt für diesen Beitrag sind soziodemografische Daten, die darauf hindeuten, dass in Deutschland relevante Teile der Wohnbevölkerung anlassbezogen in anderen Sprachen als dem Deutschen kommunizieren müssen oder wollen. Aus dieser veränderten Sprachenlandschaft ergeben sich neue Anforderungen an öffentliche Einrichtungen, Behörden und Unternehmen, aber auch neue Möglichkeiten der Nutzung dieser sprachlichen Ressourcen. So spielen Mitarbeiter mit guten Kenntnissen der Herkunftssprachen in vielen Unternehmen und Einrichtungen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation mit Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Der Einsatz dieser Personen ist teilweise jedoch auch problematisch, da sie in den Herkunftssprachen den Anforderungen des Sprachgebrauchs in beruflichen Kontexten nicht immer gewachsen sind. Daher werden ein reflektierter Umgang mit den Sprachenpotenzialen und eine aktive Gestaltung mehrsprachiger Kommunikationspraxen in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen gefordert.
Der Beitrag untersucht den heutigen Gebrauch deutscher Toponyme im Baltikum. Anhand von Untersuchungen im DeReKo sowie der Zeit (2021), von Reiseführern, touristischen Websites und den Onlineauftritten deutscher Institutionen lässt sich feststellen, dass Endonyme wie Tallinn, Liepäja oder Klaipeda dominieren, wobei Diakritika gelegentlich berücksichtigt werden. Allerdings treten (heutige) deutsche Exonyme wie Reval, Libau or Memel manchmal noch auf. Insgesamt lässt sich ein eher unsystematischer Umgang beobachten, der nicht zuletzt im Traditionsbruch infolge der Teilung Europas begründet liegen dürfte.
Spuren des Deutschen in Usbekistan lassen sich spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts feststellen, als die ersten Deutschen in das zentralasiatische Land einwanderten. Die ersten Deutschen, die sich auf dem Gebiet des heutigen Usbekistans ansiedelten, stammten aus dem Baltikum. Die Mehrzahl der Usbekistandeutschen heute sind Nachfahren der 1941 aus dem europäischen Teil der ehemaligen Sowjetunion deportierten Deutschen. Seit den 1990er Jahren sind viele Deutschstämmige nach Deutschland oder in andere Staaten der ehemaligen Sowjetunion ausgewandert. Gleichzeitig sind auch zahlreiche Deutsche aus eben diesen Staaten oder gar Deutschland nach Usbekistan (re-)migriert. Somit ist das Usbekistandeutsche historisch gesehen durch mehrere qualitativ unterschiedliche Migrationsphasen gekennzeichnet. Heute leben noch rund 4.000 ethnisch Deutsche in Usbekistan, doch nicht alle sprechen auch Deutsch.
This introduction provides the theoretical context of the Special Issue on Literacy Development in Regional Collateral Languages of Europe and an overview of the papers in the collection. For this end, it first discusses contemporary perceptions of the terms ‘literacy’ and ‘literacies’. These go far beyond traditional understandings, even though expressing one's thoughts through writing texts and meaning-making through reading are still at the core of literacies. Then, readers are introduced to the concept and the ideological contexts of ‘regional collateral languages’: These are varieties which are, on the one hand, structurally and ideologically closely related, or ‘collateral’, to major languages, often the main languages of nation states. On the other hand, they are deeply rooted in their regions; the paper therefore argues that they deserve specific attention along the lines of other efforts to maintain and develop autochthonous varieties. Finally, the introduction summarises the papers which focus on Scots in Scotland, Low German in Germany, Csángo in Romania, Silesian, Masurian, and Kashubian in Poland, Võro in Estonian, and Latgalian in Latvia, before identifying common denominators of the case studies and possible topics for future research.
Dieser Beitrag diskutiert kritisch die Frage der Standardisierung und Revitalisierung der gefährdeten Kreolsprache Unserdeutsch. Was sind die Motive, wie sind die Startbedingungen, was gilt es zu beachten und wie wahrscheinlich ist ein Erfolg? Ausgehend von allgemeinen Überlegungen erfolgt die Anwendung auf den Fall Unserdeutsch. Im Bereich der Standardisierung steht dabei nach der Diskussion von Standardisierungshindernissen die Frage von Verschriftungskonventionen im Zentrum. Dafür wird die bisherige Verschriftungspraxis von Unserdeutsch zusammengefasst, um dann Anregungen für die weitere Entwicklung einer Orthografie in Zusammenarbeit mit der Sprachgemeinschaft zu formulieren. Ein gewisser Standardisierungsgrad schafft sodann die Grundlage, neben Wörterbuch und Grammatik auch zu Revitalisierungszwecken Lernmaterialien erstellen zu können. Abschließend wird eine aktuelle Einschätzung zu möglichen Veränderungen in der Vitalität von Unserdeutsch über die letzten Jahre hinweg gegeben.
Auf der Grundlage von narrativen autobiographischen Interviews mit rund 200 jüdischen Emigrant/inn/en, die in den 1930er Jahren aus deutschsprachigen Ländern nach Palästina/Israel flüchteten, und weiteren Audioaufnahmen mit der 2. Generation werden die Gründe für Bewahrung oder Abwendung von der deutschen Sprache sowie die Veränderungen sprachlicher Kompetenzen in Verbindung mit der sozialen und kulturellen Integration im neuen Land untersucht, das (als „Land der Väter“) aus historischen und ideologischen Gründen totale Akkulturation und Integration erwartete. Vor der Folie der faktischen und psychologischen Schwierigkeiten der gesamten Migrationsgruppe werden zunächst die Folgen des erlittenen Bruchs am Beispiel der (Sprach-)Biographien von fünf besonders erfolgreich in die hebräischsprachige Gesellschaft integrierten Persönlichkeiten der 1. Generation dargestellt. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die von ihnen noch ca. 60 Jahre nach der Emigration thematisierten Probleme eines erzwungenen Identitätswechsels generelle Probleme speziell dieser, aber z.T. auch, universell übertragbar, aller Migrationen sind. Ein weiterer Teil widmet sich anhand von vier Fallstudien der Frage, welche Faktoren für die Akzeptanz oder Ablehnung der deutschen Sprache und Kultur des Elternhauses bei den bereits in Israel geborenen und spätestens seit dem Schuleintritt vollständig hebräisch-israelisch sozialisierten Kindern eine Rolle gespielt haben und wie sich die damaligen Identitätsprobleme auf ihre heutige Sprachkompetenz im Deutschen und auf die Einstellung zum Herkunftsland der Eltern ausgewirkt haben. Der Schwerpunkt der Analyse liegt bei beiden Generationen auf dem Zusammenspiel individueller Erfahrungen, kollektiver Erwartungen und den daraus neu abgeleiteten weltanschaulichen und kulturellen Orientierungen für die (Re-)Konstruktion der persönlichen Identität und ihren im weiteren Leben erfolgenden Modifikationen. Die Untersuchungsperspektive folgt weitgehend der retrospektiven Selbsteinschätzung der Gesprächspartner/innen, die in der narrativen „Selbstinszenierung“ der Interviewsituation wesentlich mit beeinflusst ist von ihrem subjektiven Selbst-Verständnis, dem zu vermitteln versuchten Image, aber auch der Rolle als Zeitzeuge, stellvertretend für eine Schicksalsgemeinschaft bzw. Generation.
Arbeitet man als muttersprachlicher Sprecher des Deutschen mit Corpora gesprochener oder geschriebener deutscher Sprache, dann reflektiert man in aller Regel nur selten über die Vielzahl von kulturspezifischen Informationen, die in solchen Texten kodifiziert sind - vor allem, wenn es sich bei diesen Daten um Texte aus der Gegenwart handelt. In den meisten Fällen hat man nämlich keinerlei Probleme mit dem in den Daten präsupponierten und als allgemein bekannt erachteten Hintergrundswissen. Betrachtet man dagegen Daten in Corpora, die andere - vor allem nicht-indoeuropäische - Sprachen dokumentieren, dann wird einem schnell bewusst, wieviel an kulturspezifischem Wissen nötig ist, um diese Daten adäquat zu verstehen. In meinem Beitrag illustriere ich diese Beobachtung an einem Beispiel aus meinem Corpus des Kilivila, der austronesischen Sprache der Trobriand-Insulaner von Papua-Neuguinea. Anhand eines kurzen Ausschnitts einer insgesamt etwa 26 Minuten dauernden Dokumentation, worüber und wie sechs Trobriander miteinander tratschen und klatschen, zeige ich, was ein Hörer oder Leser eines solchen kurzen Daten-Ausschnitts wissen muss, um nicht nur dem Gespräch überhaupt folgen zu können, sondern auch um zu verstehen, was dabei abläuft und wieso ein auf den ersten Blick absolut alltägliches Gespräch plötzlich für einen Trobriander ungeheuer an Brisanz und Bedeutung gewinnt. Vor dem Hintergrund dieses Beispiels weise ich dann zum Schluss meines Beitrags darauf hin, wie unbedingt nötig und erforderlich es ist, in allen Corpora bei der Erschließung und Kommentierung von Datenmaterialien durch sogenannte Metadaten solche kulturspezifischen Informationen explizit zu machen.
In den letzten Jahren entwickelten sich in vielen europäischen Großstädten unter Jugendlichen der 2. und 3. Migrantengeneration ethnolektale Formen des Deutschen. Sie sind charakteristisch für multilinguale Kontexte, in denen Sprecher unterschiedlicher Herkunftssprachen die regionale Umgangssprache des Landes, in dem sie leben, als lingua franca benutzen. Die neuen Formen haben große Überschneidungsbereiche mit den regionalen Varietäten, unterscheiden sich aber prosodisch- phonetisch, lexikalisch und morphosyntaktisch. Meist werden sie nur in bestimmten Kontexten verwendet, und die Sprecher wechseln virtuos zwischen regionalen Varietäten, Herkunftsvarietäten, sprachlichen Mischungen und ethnolektalen Formen.
Auf der Basis von drei ethnografischen Fallstudien in Mannheim wird gezeigt, wie die von den Migrantenjugendlichen entwickelten ethnolektalen Formen aussehen und zu welchen Zwecken die Jugendlichen sie verwenden. Die Jugendlichen haben ein weites Sprachrepertoire, verfugen über ethnolektale sowie standardnahe Formen und nutzen die Differenz zwischen beiden als kommunikative Ressource.