Bilingualismus / Mehrsprachigkeit
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This paper discusses contemporary societal roles of German in the Baltic states (Latvia, Estonia, Lithuania). Speaker and learner statistics and a summary of sociolinguistic research (Linguistic Landscapes, language learning motivation, language policies, international roles of languages) suggest that German has by far fewer speakers and functions than the national languages, English, and Russian, and it is not a dominant language in the contemporary Baltics anymore. However, German is ahead of ‘any other language’ in terms of users and societal roles as a frequent language in education, of economic relations, as a historical lingua franca, and a language of traditional and new minorities. Highly diverse groups of users and language policy actors form a ‘coalition of interested parties’ which creates niches which guarantee German a frequent use. In the light of the abundance of its functions, the paper suggests the concept ‘additional language of society’ for a variety such as German in the Baltics – since there seems to be no adequate alternative labelling which would do justice to all societal roles. The paper argues that this concept may also be used for languages in similar societal situations and, not least, be useful in language marketing and the promotion of multilingualism.
Muttersprachler verfügen über eine sprachliche Kompetenz, die sie prinzipiell befähigt, Sprache, d.h. sprachliche Strukturen bzw. Konstruktionen, kommunikativ angemessen - im Normalfall sogar unbewusst - zu rezipieren und zu produzieren. In einer Fremdsprache hingegen ist die Ausgangssituation eine ganz andere: auch wenn von einer sprachlichen Kompetenz in der Muttersprache (und in vorher erworbenen und/oder erlernten Zweit- oder Fremdsprachen) ausgegangen werden kann, muss die sprachliche Kompetenz in der Fremdsprache erst Phase für Phase aufgebaut werden - was in der Fremdsprachendidaktik als Lernersprache bezeichnet wird. Die phraseologische Kompetenz ist ein Bestandteil der muttersprachlichen Sprachkompetenz, durch die Sprecher in der Lage sind, phraseologische Einheiten zu erkennen, zu verstehen und kommunikativ angemessen zu verwenden. Um einen unauffälligen, natürlichen, muttersprachenähnlichen phraseologischen Sprachgebrach in der Fremdsprache gewährleisten zu können, muss erstens erörtert werden, welche Phraseologismen überhaupt zum gegenwärtigen Sprachgebrauch gehören, und zweitens, wie diese Phraseologismen prototypisch von Muttersprachlern (rezeptiv und produktiv) verwendet werden. Für eine angemessene Erfassung und Beschreibung des Gebrauchs solcher Phraseologismen zu entsprechen, richtet sich in der vorliegenden Arbeit das Hauptaugenmerk exemplarisch auf eine der in dieser Liste aufgeführten idiomatischen Redewendungen, nämlich sich ins Zeug legen.
2008. godā tyka veikts pietejums, kura golvonais mierkis beja raksturuot niulenejū latgalīšu volūdys lūmu izgleiteibys sistemā. Itys roksts prezeņtej byutiskuokūs pietejuma rezultatus. Pietejuma īrūsme sajimta nu „Mercator Education Centre“ (Merkatora izgleiteibys centra), kas dorbojās Nīderlaņdē Ļuvortā (frīzu volūdā — Ljouwert), Frīzejis proviņcis golvyspiļsātā. Piļneigs pietejuma izvārsums ar Merkatora izgleiteibys centra atbolstu publicāts izdavumu serejā „Regional Dossier Series“ (Regionalūs dosje sereja) angļu volūdā. Itys roksts golvonom kuortom dūmuots taidam adresatam, kas mozuok ir saisteits ar Eiropys volūdu izpietis institucejom i kam roksti angļu volūdā var saguoduot izpratnis voi atrasšonys gryuteibys. Partū pietejuma suokumā teik dūts seikuoks metožu i mierķu raksturuojums, paskaidrojūt pietejuma strukturu i rezultatu apkūpuojuma veidu, kai ari dūts puorskots par latgalīšu volūdys lūmu myusdīnu izgleiteibys sistemā. Sacynuojumūs ir īzeimātys nuokūtnis perspektivis i prīšklykumi dabuotūs rezultatu izmontuojumam.
Kontrastiv-multilingual angelegte empirische Studien erfordern eine vergleichbare Datengrundlage. Je nachdem, welche Forschungsfragen im Zentrum der sprachvergleichenden Untersuchungen stehen, bieten sich entweder Parallelkorpora oder vergleichbare einzelsprachliche Korpora als Datengrundlage an. Dieser Beitrag verfolgt hauptsächlich das Ziel, die Herausforderungen aufzuzeigen, die die Arbeit mit vergleichbaren Korpora im multilingualen Sprachvergleich aufwirft. Dabei soll u.a. das Prinzip der Vergleichbarkeit von Korpora thematisiert und methodologische Vorschläge für konkrete empirisch angelegte sprachvergleichende Analysen vorgelegt werden. Die Möglichkeiten und Grenzen der empirisch basierten quantitativen und qualitativen Analysearbeit werden durch die Präsentation einiger exemplarischer Forschungsfragen und -ergebnisse aufgezeigt. Einige Desiderata für zukünftige korpusbasierte Studien auf der Basis von vergleichbaren Korpora im multilingualen Raum schließen den Beitrag ab.
Durch den Dezentralisierungsprozess in Großbritannien gibt es seit etwa einem Jahr neue Hoffnung für ein dauerhaftes Überleben der gälischen Sprache in Schottland. Mit der Einrichtung eines schottischen Parlaments, das seit Mai 1999 für innere Belange Schottlands verantwortlich ist, ist die gälischsprachige Bevölkerung viel näher an das Machtzentrum heran gerückt.
Lingvistiskās ainavas metode – netradicionāls ceļš multilingvisma jautājumu izpētē un mācīšanā
(2008)
Šī raksta mērķis ir iepazīstināt ar lingvistiskās ainavas metodi un izskaidrot tās priekšrocības ne tikai valodnieku pētījumos, bet arī tās ieviešanā mācību procesā skolās un augstskolās. Pēc šī nelielā ievada vēlamies jums parādīt ne tikai metodes ieviešanas gaitu, bet arī pašreizējo attīstības stadiju. Mēs iepazīstināsim arī ar 2008. gada sākumā izstrādāto projektu ,,Latvijas lingvistiskā ainava Baltijas valstu kontekstā”, kuru arī šobrīd realizējam Rēzeknes Augstskolā (maģistra studiju programmas ,,Filoloģija” studenti un divi docētāji). Tāpat tiks dots neliels ieskats par projektā gūtajiem rezultātiem un problēmām, ar kurām saskārāmies pētījuma laikā, kā arī iepazīstināsim ar jauniegūto pieredzi.
“Linguistic Landscapes” (LL) is a research method which has become increasingly popular in recent years. In this paper, we will first explain the method itself and discuss some of its fundamental assumptions. We will then recall the basic traits of multilingualism in the Baltic States, before presenting results from our project carried out together with a group of Master students of Philology in several medium-sized towns in the Baltic States, focussing on our home town of Rēzekne in the highly multilingual region of Latgale in Eastern Latvia. In the discussion of some of the results, we will introduce the concept of “Legal Hypercorrection” as a term for the stricter compliance of language laws than necessary. The last part will report on advantages of LL for educational purposes of multilingualism, and for developing discussions on multilingualism among the general public.
Mehrsprachigkeitsdiskurse im Bildungskontext in Lettland zwischen Populismus und Weltoffenheit
(2019)
Unser Aufsatz diskutiert aktuelle Debatten zu Sprachen und Mehrsprachigkeit im Bildungssystem in Lettland. Theoretischer Hintergrund sind Debatten zur Mehrsprachigkeit, zu Spracheinstellungen und zur heteroglossischen Ideologie. Nach einer kurzen historischen Einführung in Fragen des sprachlichen Ökosystems Lettlands stellen wir Beispiele aus der aktuellen Reform der Schulcurricula vor, die Mehrsprachigkeitsansätze aufgreifen. Diese Reformversuche werden allerdings durch weit verbreitete Diskurse in der lettischen Gesellschaft abgelehnt. Anhand von Reaktionen von Bildungspolitikern und in journalistischen Texten zeigen wir, wie einflussreich traditionelle Vorstellungen vom Sprachlernen nach wie vor sind und wie eine Modernisierung des Lettischunterrichts mit Fragen von nationaler Identität verbunden wird, in denen bisweilen sogar offen xenophobisch argumentiert wird. Gleichzeitig wird deutlich, wie im Diskurs im Interesse der „Rettung der lettischen Sprache“ mit Mythen und Halbwahrheiten operiert wird. Der dritte Teil des Aufsatzes stellt in diesem Kontext zwei Studien unter Lehrern in Lettland vor, in denen explizit nach Einstellungen und Praktiken zu Code-Switching, Translanguaging und ähnlichen Phänomenen gefragt wurde. In den Antworten zeigt sich die Spaltung der Gesellschaft; jedoch zeigen die Ergebnisse auch, dass Perspektiven für einen modernen und mehrsprachigen Sprachunterricht in Lettland durchaus vorhanden sind.
Zum Geleit
(2021)
Neben den wissenschaftlichen Aufsätzen, die nach den Qualitätskriterien
der heute üblichen doppelt anonymen Begutachtung ausgewählt wurden, enthält das Heft drei Berichte – zu einer Tagung zur Mehrsprachigkeit in Tartu, zu einem interdisziplinären DaF-Projekt in Tallinn sowie zu einer Forschungsgruppe zu Sprachkompetenzen und Deutschlernmotivationen von Student/innen in den baltischen und nordischen Ländern. Das Heft wird schließlich durch zwei Rezensionen abgerundet.
Every Regional Dossier begins with an introduction about the region in question, followed by six chapters that each deal with a specific level of the education system (e.g. primary education). Chapters 8 and 9 cover the main lines of research into education of the minority language under discussion, and the prospects for the minority language in general and in education in particular, respectively. Chapter 10 provides a summary of statistics. Lists of (legal) references and useful addresses regarding the minority language are given at the end of the dossier.
This dossier consists of an introduction to the region under study, followed by six sections each dealing with a specific level of the education system. These brief descriptions contain factual information presented in a readily accessible way. Sections eight to ten cover research, prospects, and summary statistics. For detailed information and political discussions about language use at the various levels of education, the reader is referred to other sources with a list of publications.
Linguistic Landscapes (LL) sind in der internationalen Soziolinguistik und verwandten Disziplinen in aller Munde. Seit Mitte der 2000er Jahre sind Studien, die sich als Teil dieses Ansatzes verstehen, wie Pilze aus dem Boden geschossen. Seit 2008 hat es in fast jährlichem Rhythmus gut besuchte Tagungen gegeben, die sich ausschließlich mit Linguistic Landscapes beschäftigen - sowohl mit Fallstudien aus aller Welt als auch mit theoretischen und methodologischen Fragen. Folgerichtig sind nicht nur eine Vielzahl von Einzelaufsätzen erschienen, es hat auch mehrere Sammelveröffentlichungen gegeben, und seit 2015 erscheint ein eigenes Journal unter dem Titel „Linguistic Landscapes“ (vgl. Gorter 2013 für einen Überblick über die Entwicklung des Ansatzes).
Obwohl auch Wissenschaftler, die im deutschsprachigen Raum tätig sind, sich in den letzten Jahren den Linguistic Landscapes gewidmet haben, hat die Methode in deutschsprachigen Publikationen jedoch bisher nur einen vergleichsweise geringen Stellenwert eingenommen. Dieser Beitrag möchte somit zum einen Grundlagenarbeit leisten, indem er die Idee der Linguistic Landscapes noch einmal vorstellt und seine Entwicklung der vergangenen Jahre nachzeichnet. Zum anderen soll im Kontext dieses Bandes der Nutzen des Ansatzes für die Analyse von Sprachen von Migrantengruppen diskutiert werden. Schließlich wird der Beitrag durch einige Bemerkungen dazu abgerundet, in welchem Maße die Untersuchung von LL einen Nutzwert haben kann, der über wissenschaftliche Kreise hinausgeht. Grundlage für diesen Beitrag sind internationale Veröffentlichungen der letzten Jahre, vor allem aber gehen Erfahrungen aus eigenen Studien mit ein, die wir seit 2007 mit unterschiedlichen Zielsetzungen im Baltikum und in Deutschland durchgeführt haben.
This chapter introduces readers to the context and concept of this volume. It starts by providing an historical overview of languages and multilingualism in Lithuania, Estonia and Latvia, highlighting the 100th anniversary of statehood which the three Baltic states are celebrating in 2018. Then, the chapter briefly presents important strands of research on multilingualism in the region throughout the past decades; in particular, questions about language policies and the status of the national languages (Estonian, Latvian and Lithuanian) and Russian. It also touches on debates about languages in education and the roles of other languages such as the regional languages of Latgalian and Võro and the changing roles of international languages such as English and German. The chapter concludes by providing short summaries of the contributions to this book.
Im Stadtbild europäischer Großstädte sehen Besucher heute neben der Mehrheitskultur viele andere kulturelle Färbungen. Als Folge politischer Entwicklungen sowie freiwilliger und erzwungener Migrationsbewegungen waren die europäischen Gesellschaften noch nie völlig homogene nationale Einheiten. In den vergangenen Jahrzehnten sind durch wirtschaftliche und politische Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen in Europa und weltweit jedoch neue Migrationswellen ausgelöst worden, die in vielen Staaten zu massiven Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung geführt haben. Obwohl sich dadurch in den Zielländern der Migration neue Minderheitengruppen gebildet haben und die multiethnische Zusammensetzung der europäischen Gesellschaften Realität ist, ist bei vielen Menschen in Europa nach wie vor die Auffassung stark verbreitet, dass – im Sinne der Ideologie von „ein Volk, ein Staat, eine Sprache“ – diese neuen Minderheiten als suspekt oder sogar als gefährlich anzusehen sind.
Zum Geleit
(2016)
Dieser Band ist in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlich. Einerseits ist er die diesjährige und damit 21. Ausgabe des seit 1994 erscheinenden Jahrbuches Triangulum und steht damit in der Tradition, der Germanistik im Baltikum ein Sprachrohr zu geben. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist dieser Band jedoch noch viel mehr: Als Dokumentation des 10. Nordisch-Baltischen Germanistentreffens (NBGT), das vom 10. bis zum 13. Juni 2015 von der Germanistik der Universität Tallinn ausgerichtet wurde, bündelt er eine Vielzahl der Vorträge, die im Rahmen der Tagung gehalten wurden.
In der Arbeit wird ein Verfahren zur Ermittlung der Zweitsprachkenntnisse bei der Einschulung behandelt, das auf der Profilanalyse basiert. Zuerst werden allgemeine Fragen der Sprachstandsdiagnose bei Kindern ohne Schriftsprachkenntnisse und einige Aspekte des Zweitspracherwerbs, unter ihnen Regelbildungsprozesse behandelt. Dann wird die linguistische Basis der Profilanalyse vorgestellt, wie sie aus dem ZISA-Projekt heraus für Deutsch als Zweitsprache entwickelt wurde. Im Kern des Verfahrens steht die Erkenntnis, dass die Stellung verbaler Elemente in bestimmten Schritten erworben wird. Aus der Kritik an dem ursprünglich von Clahsen vorgelegten Entwurf werden Grundlagen für eine revidierte Vorgehensweise entwickelt. Daran schließt sich eine Diskussion des Verhältnisses zwischen den Phrasenstrukturen und damit zusammenhängenden Eigenschaften der Lernersprache an. Mit den Mitteln der funktionalen Pragmatik wird die Stellung vor dem Finitum (Prä-V2) in ihrer Funktionalität für die deutsche Sprache behandelt. Diese Zusammenhänge werden in einem empirischen Teil exemplarisch an Lerneräußerungen überprüft und herausgearbeitet, die für die jeweiligen Erwerbsstufen stehen. Der Beitrag schließt mit einem Resümee und Vorschlägen für die weitere Forschung. Im Anhang wird ein revidierter Profilbogen und ein von LehrerInnen vereinfachtes Modell eines Profilbogens dokumentiert. Weiterhin enthält der Anhang die
vollständigen Transkriptionen der untersuchten Lerneräußerungen.
Even though the use of several languages has become more common in modern societies, it is important to find a common language in order to communicate economically (by the way, also with regard to economic success). So, of course, it is an advantage and a basic request in our national societies to be able to communicate by means of the national language(s). But looking a bit closer at the communicative demands of today one sees that there is a growing need to react to internal variation, and that a modern linguistic identity not only covers that fact, but also the fact, that English – in different forms – is part of a linguistic spectrum fitting a modern European communicative life. In the last years a communicative pattern is developing within an elite group of young academically educated people that is based on the use of English only, more or less ignoring the connection to the national linguistic surroundings, somehow kind of an alternative monolingualism. But looking at the communicative needs in our complex societies losing the ability to cope with different linguistic options in different communicative situations and to integrate this possibility into your linguistic identity is a rather restricted option – also in economic terms. And this even holds not taking into account the linguistic effect of modern migration.
Der Beitrag weist auf verschiedene Typen des Erwerbs des Deutschen jenseits des Standardszenarios hin, dem muttersprachlichen Erwerb in einem deutschsprachigen Land. Es werden dann im Detail die Ergebnisse einer Langzeitstudie beschrieben, die Kinder mit russischer und türkischer Familiensprache und dem Deutschen als Zweitsprache vom Kindergartenalter bis in die Grundschule begleitete. Es zeigt sich, dass die typischen Verläufe des früheren mehrsprachigen Spracherwerbs von monolingualen Erwerbsverläufen abweichen können, und dass ein früher L2 Erwerbsbeginn sowie ein reicher und nachhaltiger Input wie explizite Sprachfördermaßnahmen den Erwerb des Deutschen fördern. Im Einzelnen weist die Studie auf die Prädiktoren der früheren Literalität hin.
Le bilinguisme en Moselle-Est. Un projet de documentation linguistique de la situation actuelle.
(2020)
Qui parle aujourd'hui quelle langue avec qui et à quelle occasion? Quelles idées les habitants de la Moselle germanophone associent-ils aux dialectes et aux langues? Comment le Platt lorrain est-il transmis? à quoi cela ressemble-t-il dans les différents coins de la Moselle ? Pour répondre à ces questions, le Leibniz- Institut für Deutsche Sprache (IDS) a lancé un projet de documentation sonore pour la recherche linguistique.
Drill statt Dialog?
(1989)
In diesem Beitrag werden die Sprachmischungen, die junge türkischstämmige Migranten in Mannheim/Deutschland herausgebildet haben, untersucht. Der Fokus liegt auf der Semantik deutscher Elemente in türkischen Strukturen. Die Analyse, die auf den in der Mehrsprachigkeitsforschung eingeführten Kategorien "kulturelle Entlehnung" und "spontane Entlehnung" basiert, zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Insertionen lexikalische Lücken im Türkischen füllen. Der größte Teil der Insertionen sind spontane Entlehnungen. Sie stammen aus thematischen Bereichen, die das Alltagsleben der jungen Migranten widerspiegeln, und sie werden von Sprechern mit einer hohen Kompetenz in beiden Sprachen verwendet.
Zahlen zur Einwanderung nach Kanada aus ganz oder überwiegend deutschsprachigen Ländern seit 1946
(1977)
Sprachstatistischer Rahmen
(1979)
Der Aufsatz geht von der These aus, daß Deutschland ein mehrsprachiges Land ist und im zur Diskussion stehenden 20. Jahrhundert in weiten Teilen ebenfalls ein mehrsprachiges Land war. Neben den authochtonen Sprachgruppen, die immer im Mittelpunkt kontaktlinguistischer Aufmerksamkeit stehen und standen, konzentriert sich die Diskussion auf die durch Immigration entstandene Mehrsprachigkeit. Vor allem der Kontakt mit und die kontaktinduzierte Veränderung im Kommunikationsverhalten der zweitgrößten Sprachgruppe in Deutschland, der türkischen Sprachgemeinschaft, wird durch eine Anzahl von Beispielen illustriert. Hier wird anhand unterschiedlicher Szenarien des Mehrsprachigkeitsgebrauchs gezeigt, wie sich mittlerweile - oft unbemerkt von der Öffentlichkeit und auch von der Sprachkontaktforschung - Nischen von überraschenden Formen der Mehrsprachigkeit, wie visuelle Mehr- und Anderssprachigkeit, Language Crossing (Sprachkreuzungen) und Code-Switching etablieren und etabliert haben. Der Aufsatz plädiert gerade hinsichtlich der Bestrebungen auf ein Vereintes Europa für eine stärkere gesellschaftliche und institutionelle Akzeptanz und Förderung von Mehrsprachigkeit.
Language shift after migration has been reported to occur within three generations. While this pattern holds in many cases there is also some counter evidence. In this paper, family documents from a German immigration community in Canada are investigated to trace individual decisions of language choice that contributed to an extended process of shift taking four generations and more than a century.
Da das britische Englisch im Wesentlichen nur Gebrauchsnormen kennt, und keine Sollnormen, bedeutet Standardvariation im Deutschen für Englischsprachige kein grundsätzliches Hindernis beim Erlernen der Sprache. Umgekehrt werden deutschsprachige Lerner des Englischen immer wieder durch das Fehlen von Sollnormen im Englischen irritiert.
Neuerdings entstehen aber Schwierigkeiten auf beiden Seiten durch Änderungen in der Lexik des Deutschen, die als Lockerungen der Norm aufgefasst werden könnten. Es handelt sich hier um die Verwendung von Anglizismen in deutschen Texten. Vermutlich, weil diese oft als nicht normgerecht betrachtet werden, werden sie nur zögernd in Nachschlagewerke aufgenommen, was Lernern der Sprache Schwierigkeiten bereitet. Da es sich hier angeblich um „englische Wörter“ handelt, könnte der Eindruck entstehen, sie seien für Englischsprachige unproblematisch. Die deutschen Anglizismen sind aber keine „englischen Wörter“, sie weichen im Gebrauch und in der Bedeutung oft erheblich von ihren englischen Vorbildern ab.
Auf der anderen Seite neigen deutschsprachige Lerner des Englischen oft dazu, vermutlich irregeführt durch die übliche Bezeichnung „englische Wörter“, deutsche Anglizismen nach deutschen Gebrauchs- und Bedeutungsmustern in ihren englischen Äußerungen zu verwenden, was unter Umständen zu erheblichen Missverständnissen führen kann. Es könnte sogar argumentiert werden, es entstehe durch diese und andere Prozesse eine neue Standardvariante des Englischen, ein „deutsches Englisch“.
In diesem Referat werde ich empfehlen, auf die irreführende Bezeichnung „englische Wörter“ für deutsche Anglizismen zu verzichten. Ich werde auch dafür plädieren, die Standardvariation so früh wie möglich im Sprachunterricht zu berücksichtigen, da sie für das Verständnis sowohl gesprochener als auch geschriebener Sprache von großer Bedeutung sein kann.
Beim Germanistikstudium in Barcelona leben drei Sprachen zusammen, die den akademischen Alltag bestimmen: Spanisch, Katalanisch und Deutsch. Also drei verschiedene Normsysteme, drei Sprachenstandards, mit ihrer zum Teil sehr komplexen Varianz.
Spanisch ist eine von alters her normierte Sprache, der Normierungsprozess des Katalanischen ist ein noch sehr lebendiger und diskutierter Prozess, ganz besonders was die Akzeptanz von Varietäten betrifft. Das Zusammenleben von Spanisch und Katalanisch erzeugt bei den Sprechern sowohl ein erhöhtes Bewusstsein der Arbitrarität der Norm wie auch Haltungen die von Kommunikationswillen und hoher Fehlertoleranz bis hin zu Diskussionen über Sprachverhalten gehen, und die Kompromisse im Sprachverhalten zum normalen Alltag gehören lassen.
Wie funktioniert in einem solchen Kontext das Erlernen der deutschen Sprache, wie wirkt sich die Schwächung der Norm gerade beim Lehren einer Sprache aus? Ist der varianzfreudigere Standard dafür tatsächlich ein Problem? Der Beitrag geht auf die unterschiedlichen Normierungstraditionen der Sprachen, spezifisch auf Spanisch und Katalanisch ein, auf die sprachliche Situation, die sich aus der Koexistenz der beiden Sprachen ergibt, und auf die Art, wie das Lehren von Deutsch und überhaupt das Germanistikstudium in Barcelona damit umgeht und darauf aufbaut.
The authors are pleased to present to the readers of the Zeitschrift für Sprachwissenschaft a Special Issue in honor of Rosemarie Tracy.
Contents:
0. Frontmatter
1. Petra Schulz, Ira Gawlitzek, Angelika Wöllstein: Introduction, S. 1
2. Natascha Müller: Different sources of delay and acceleration in early child bilingualism, S. 7
3. Hubert Haider, Christina Schörghofer-Essl, Karin Seethaler: Quantifying kids prefer intersecting sets - a pilot study, S. 31
4. Petra Schulz, Rabea Schwarze: How strong is the ban on non-finite verbs in V2? Evidence from early second language learners of German with and without SLI, S. 51
5. Monika Rothweiler, Manuela Schönenberger, Franziska Sterner: Subject-verb agreement in German in bilingual children with and without SLI, S. 79
6. Holger Hopp: The processing of English which-questions in adult L2 learners: Effects of L1 transfer and proficiency, S. 107
7. Oksana Laleko, Maria Polinsky: Silence is difficult: On missing elements in bilingual grammars, S. 135
8. Artemis Alexiadou: Building verbs in language mixing varieties, S. 165
Opening/Eröffnung/Aperture
(2012)