Angewandte Linguistik
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"wer ich bin? dein schlimmster alptraum, baby!" Cybermobbing - ein Thema für den Deutschunterricht
(2012)
Travel guides and travel reports constitute an important source for the generation and spread of popular geopolitical epistemes and assumptions. With regard to colonial attitudes and their possible perpetuation, it is therefore of great interest what kind of information such texts convey regarding (post)colonial places, and how they contextualize it. The paper compares descriptions of Qingdao (Tsingtau), a German colonized territory between 1897 and 1914, in travel guides and related material from colonial and postcolonial times and in different European languages. It investigates what differences can be found between these descriptions in relation to time, language, and medium (print or online) of publication. Of particular interest is the question whether, and in what ways, colonial perspectives are perpetuated in present-day (especially German) travel literature.
Adieu, Fremdwort!
(1991)
Der nationalsozialistische Interaktions- und Kommunikationsraum war mithin bevölkert von kommunikativ konstruierten Sozialfiguren. Hierbei gab es sowohl positiv Konnotierte (z. B. Volksgenosse, Nationalsozialist, Parteigenosse, SA-Mann, Alter Kämpfer) als auch negativ Konnotierte (z. B. Asozialer, Judenfreund, Schwarzer, Roter, Freimaurer). Diese stereotypisierten Sozialfiguren, an die wiederum vielfältige positive wie negative Attribuierungen geknüpft waren, stellten gleichsam Diskurspositionen dar, die anderen zugewiesen wurden oder eingenommen werden konnten – sofern den individuellen Voraussetzungen nach möglich – und die mit unterschiedlichen Graden der In- bzw. Exklusion einhergingen. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich auf zwei dieser Figuren, die spezifischer als Grenzfiguren begriffen werden können: Meckerer und Märzgefallene. Es wird untersucht, wie diese beiden Grenzfiguren sprachlich konstruiert, in welchen Kontexten und Kommunikationssituationen sie angeeignet und verwendet wurden. In beiden Fällen wird der Fokus dabei über den wörtlichen Ausdruck hinaus auf zeitgenössisch ähnliche oder eng verwandte Bezeichnungen ausgeweitet.
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen politischer Argumentation und politischem System in der Schweiz. Vor allem mit Verweisen auf Ergebnisse aus den Sozialwissenschaften wird zunächst plausibilisiert, dass es ein anhaltendes internationales Interesse an direkter Demokratie gibt und dass die (halb)direkte Demokratie in der Schweiz insgesamt gut funktioniert. Anschließend argumentiert der Beitrag dafür, dass die politische Kommunikation und im Besonderen die politische Argumentation in der Schweiz nicht nur von der (halb)direkten Demokratie geprägt sind, sondern auch zu deren Funktionieren beitragen. Zu diesem Zweck werden vorrangig Ergebnisse verschiedener Studien aus dem SNF-Forschungsprojekt „Politisches Argumentieren in der Schweiz“ (2018–2021) aufeinander bezogen. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die politische Kommunikation und Argumentation für die erfolgreiche Existenz direktdemokratischer Instrumente eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben.
Argumentieren im Widerstand
(2022)
Widerstand gegen das NS-Regime war eine lebensbedrohliche, kräftezehrende und letztlich einsame Herausforderung für alle widerständischen Akteur/-innen. Abgelehnt von einer Mehrheit der NS-Volksgemeinschaft konnten Widerständler/-innen weder darauf bauen, dass ihre Haltungen und Handlungen verstanden noch als Vorbild wahrgenommen wurden. Zur Unterstützung und zum Verständlich-Machen ihrer Positionen bedurfte es kommunikativer Strategien der Überzeugung. Dahingehend ist es konsequent, dass dem Argumentieren in den verschiedenen widerständischen Textkommunikaten eine zentrale Rolle zukam. Anhand ausgewählter Texte des Widerstands ist es Ziel dieses Aufsatzes, das Argumentieren als widerständische kommunikative Praktik in ihrer Strukturiertheit sowie Komplexität darzustellen und hinsichtlich ihrer Akteurs-, Zeit- und Textsortengebundenheit zu reflektieren.
It was recently suggested in a study published in Nature Human Behaviour that the historical loosening of American culture was associated with a trade-off between higher creativity and lower order. To this end, Jackson et al. generate a linguistic index of cultural tightness based on the Google Books Ngram corpus and use this index to show that American norms loosened between 1800 and 2000. While we remain agnostic toward a potential loosening of American culture and a statistical association with creativity/order, we show here that the methods used by Jackson et al. are neither suitable for testing the validity of the index nor for establishing possible relationships with creativity/order.
Brief
(2022)
Der folgende Beitrag untersucht Briefe aus der Zeitspanne des Nationalsozialismus, die von unterschiedlichen Akteur*innen in unterschiedlichen Beteiligungsrollen verfasst worden sind. Es handelt sich um von Soldaten und ihren Angehörigen verfasste Feldpost-, um von Gegner*innen des Nationalsozialismus geschriebene Haftbriefe sowie um Eingaben an Staats- und Parteiinstanzen, die Teil des institutionellen Briefverkehrs sind. Alle diese Formen des Briefschreibens besitzen eine längere Tradition. Ihre Nutzung während der NS-Zeit ist jedoch durch spezifische Ausprägungen gekennzeichnet, die in den jeweiligen Abschnitten beleuchtet werden.
A library of software components should be essentially more than just a juxtaposition of its items. For problem-solving methods the notion of a family is suggested as means to cluster the items and to provide partially a structure of the library. This paper especially investigates how the similar control flows of the members of such a family can be described in one framework.
Dieser Beitrag vergleicht die Ansätze ,Linguistic Landscapes' (LL) und ,Spot German' (SG) in Hinblick auf ihr Potenzial für die Untersuchung des Vorkommens und der Funktionen der deutschen Sprache in Regionen außerhalb des deutschsprachigen Kerngebietes. Als Beispiele wurden eine LL-Studie im Baltikum sowie eine SG-Untersuchung auf Zypern gewählt. Der Vergleich zeigt, dass beide Methoden - trotz ihrer unterschiedlichen Präzision - ähnliche Aussagen zur Rolle des Deutschen erlauben: In beiden Ländern erscheint Deutsch als „Ergänzungssprache“ zu den gesellschaftlichen Hauptsprachen in bestimmten Nischen, z.B. im Tourismus und in Verbindung mit bestimmten Firmen und Produkten.
Im Beitrag werden drei sprachwissenschaftliche Zugänge zu Diagnosen vorgestellt: In der Gesprächsanalyse wird die Diagnoseherstellung in der mündlichen Arzt-Patienten-Interaktion beleuchtet. Diagnosen entstehen kollaborativ,indem Gesprächsphasen durchlaufen und charakteristische Handlungen in bestimmten Äußerungsformaten vollzogen werden. Im Blickpunkt der Text- und Kommunikationsgeschichte steht hingegen das schriftsprachliche Handeln. Das Herstellen einer Diagnose erfordert hier die nachträgliche Bearbeitung vorgängiger mündlicher Interaktionen gemäß einer etablierten Textsorte: dem Erhebungsbogen. Von diesen Formen der Diagnoseherstellung unterscheidet sich, wie ein diskurslinguistischer Zugriff zeigt, die massenmediale Faktizitätsherstellung in Diskursen wie dem Impfdiskurs, die auch für ein medizinisches Laienpublikum relevant sind. Mit dem Beitrag soll nicht nur deutlich gemacht werden, in welchengem Zusammenhang mündliche Interaktion und schriftliche Fixierung stehen, sondern auch betont werden, dass das massenmedial vermittelte medizinische Lai*innen in relative Expert*innen verwandeln kann.
Sprachliche Zeichen im öffentlichen Raum (Linguistic Landscape - LL) tragen neben ihrer primären Bedeutung und Funktion wie Auskunft und Werbung auch sekundäre Informationen zur Sprachenhierarchie, zur Repräsentation von Minderheitensprachen, zur sprachlichen Toleranz gegenüber der Mehrsprachigkeit in diesem Raum, etc. Diese Vielschichtigkeit macht die sprachlichen Zeichen im öffentlichen Raum zu wertvollen Lernobjekten, an denen die im Berufsleben so bedeutende diskursive Lesefähigkeit der Studierenden trainiert werden kann. Der Beitrag öffnet Perspektiven auf die Möglichkeiten der Verknüpfung der LL-Analyse mit den Inhalten der traditionellen germanistischen Curricula wie auch benachbarter Fachbereiche und verweist auf bisherige Studien in diesem Bereich.
Im Folgenden soll es um kommunikative Praktiken in einem geheimen US-Kriegsgefangenenlager gehen, in dem deutsche Wehrmachtssoldaten inhaftiert waren, die dort verhört und deren Zellengespräche heimlich abgehört, mitgeschnitten und protokolliert wurden. Anhand von Auszügen aus verschiedenen Dokumententypen soll ein Schlaglicht auf die medial zugerichteten Praktiken des Verhörlagers geworfen werden. Die These, der in diesem Kapitel nachgegangen wird, lautet, dass die Protokollier- und Dokumentationspraktiken der Gefangennehmenden ebenso wie die durch sie dokumentierten Situationen die soziale Ordnung im Verhörlager wesentlich prägten und sich folglich aus ihnen figurierende Praktiken der sozialen Kategorisierung ablesen lassen, die einen Rückschluss auf die brüchige Übergangssituation zwischen politischen Systemen bzw. politisch geprägten Arrangements und Konstellationen, in denen die Beteiligten sich befanden, ermöglichen. Somit kennzeichnen die bearbeiteten kommunikativen Praktiken auch, wenngleich nicht durchgehend und auch nicht sonderlich explizit, Bezugnahmen auf und Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, die zeitlich während des Nationalsozialismus, aber räumlich (und somit territorial, auch in einem ordnungspolitischen Sinne) außerhalb des Nationalsozialismus stattfanden.
Die Macht des Definierens. Eine diskurslinguistische Typologie am Beispiel des Burnout-Phänomens
(2021)
Wo verläuft die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit, und wie wird diese im öffentlichen und fachlichen Diskurs ausgehandelt und definiert? Die vorliegende Arbeit untersucht am Beispiel des Burnout-Diskurses, mit welchen Sprachgebrauchsformen und kommunikativen Praktiken in Fach-, Medien- und Vermittlungstexten ein spezifikationsbedürftiges Phänomen des Bereichs psychischer Gesundheit und Krankheit definiert wird. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Macht diskursiver Praktiken des Definierens und die These, dass sich diese Praktiken nicht nur punktuell in bewussten Definitionshandlungen einzelner Textautor/-innen zeigen, sondern dass Definieren in einem Diskurs auch als teilweise unbewusster, überindividueller, transtextueller Prozess begriffen und analysiert werden muss. Die Exemplifizierung dieser These mündet in ein 11-Punkte-Modell der diskursiven Praxis des Definierens. Durch den diskurslinguistisch-praxeologischen Ansatz eröffnet die Arbeit neue Perspektiven für die linguistische Terminologie- und Definitionsforschung.
Der folgende Beitrag vollzieht, nach Akteuren und Texten bzw. Kommunikationsformen unterschieden, Bezugnahmen auf die Olympischen Sommerspiele 1936 als eine multiperspektivische Konstruktionen nach. Methodisch werden – für die Perspektive der NS-Akteure – die Zugänge der Raumlinguistik genutzt und entsprechende Referenzen als Verräumlichungs-Akte beschrieben. Unter der Voraussetzung, dass die offizielle Berichterstattung der Olympia-Zeitung die Funktion hatte, einen geistig-kulturellen Zusammenhang zwischen der klassischen Antike und der nationalsozialistischen Gegenwart herzustellen, werden exemplarisch spezifische Raum- und Zeitkonstruktionen analysiert. Mit der Behauptung der Identität der klassischen Antike mit dem Nationalsozialismus wird Rechtfertigungspotenzial geschaffen; unter dem Schutz des Prestiges dieser Kulturepoche und ihrer Hervorbringungen hat man Handlungsspielraum. Für die Perspektive von Dissidenten und Ausgeschlossenen werden Bezugnahmen zeitlinguistisch im Sinn von Chronoferenzen dargestellt. Diese konzipieren die Spiele als ein eine transitorische Realität schaffendes Zeitereignis, mit einem markierten Beginn und Ende, vor allem aber mit temporären Phänomenen, i. e. der auf die Spiele zeitlich begrenzten Aussetzung von Exklusionsmaßnahmen. Im Zeichen von Täuschung und Entlarvung werden die kommunikativen Akte akteursspezifisch zusammengefasst.
Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) veranstaltete von 1. - 19. September 1986 ihre zweite Sommerschule, die dem Thema „Sprachwissenschaft im Computerzeitalter“ gewidmet war. Es nahmen etwa 260 Personen teil, davon 200 Studenten und 60 Dozenten bzw. sonst Berufstätige. Es wurden 20 thematische Kurse und 5 Programmierkurse (für LISP und PROLOG) angeboten. Die thematischen Kurse betrafen vor allem maschinelle Sprachverarbeitung, aber auch ‘linguistischere’ Themen wie spezielle Probleme von Syntax, Semantik, Sprachlichem Handeln und Intonation. Die Kurse wurden ergänzt durch Vorträge und Podiumsdiskussionen am Abend, die es den Teilnehmern ermöglichen sollten, sich einen Überblick über Gebiete zu verschaffen, die nicht auf dem eigenen Kursprogramm standen.
Die Sprachwächter
(1989)
This chapter discusses functions of the German language in the Linguistic Landscape (LL) of the Baltic states, with a focus on the Latvian capital Riga. For this end, it applies the "Spot German" approach (cf. Heimrath 2017) in the context of debates on the international role of German (cf. Ammon 2015). It argues that German is an "additional language of society" (cf. Marten 2017b), i.e. it is not a dominant language in the Baltics but can regularly be found in a variety of functions. These relate both to the historical role of German in the region (including its contemporary commodification) and to current relations between the Baltics and the German-speaking countries. These include tourism, business, or educational and political institutions, but also point to, e.g., discourses on the quality assigned to products from the German-speaking region. In this sense, the Baltic states are part of what may, in accordance with Kachru's (1985) 3-circle-model for English, be labelled as "extended circle" of German. At the same time, the chapter discusses how conclusions from Linguistic Landscape research can be used for understanding marketing both in and for the German language: On the one hand, German carries the potential of persuading customers to opt for a certain product. On the other hand, the abundance of situations where German can be "spotted" suggests that the LL may successfully be used for language-marketing purposes, as exemplified by a brochure and a poster created by the DAAD Information Centre for the Baltic states in Riga.
Die Sprachwissenschaft antwortet auf Fragen, die die Öffentlichkeit nicht hat. Diese Konstellation, die vermutlich für jede Wissenschaft gilt, ist der Schule aus dem Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern nicht unvertraut. Der Lehrer reagiert darauf damit, dass er die Schüler zu der Fragwürdigkeit von Tatbeständen und Meinungen hinzuführen versucht, bevor er im Unterricht mögliche Antworten entwickelt. Dieses Verhalten ist auf die Beziehung zwischen Sprachwissenschaft und Schule insoweit übertragbar, als die Sprachwissenschaft nicht nur selbstgenügsam als Wissende in sich selber ruhen darf, sondern künftigen Lehrern die Bedeutung ihrer Forschungen für ihren Beruf vermitteln muss. Das ist bisher oft nicht gelungen; Deutschlehrer interessieren sich weit mehr für Literatur als für Sprache. Es geht also nicht in erster Linie darum, die Fachinhalte für den Gebrauch von Lehrerstudenten aufzubereiten oder ihnen eine bestimmte Auswahl von sprachwissenschaftlichen Seminaren anzubieten, sondern darum, die Studenten für die deutsche Sprache zuerst einmal zu interessieren, vielleicht sogar zu begeistern. Das scheint möglich, wenn es gelingt, den Studenten die Erklärungskraft sprachwissenschaftlicher Theoriebildung für das Verständnis des alltäglichen mündlichen und schriftlichen Gebrauchs der deutsche Sprache vor Augen zu führen und ihnen so ein gegenüber ihrem vorwissenschaftlichen Verständnis neues Bild der deutschen Sprache – und erst dann ein Bild der germanistischen Linguistik – zu vermitteln.
Dieses Kapitel lotet Möglichkeiten und Methoden aus, digitale Diskursanalysen nationalsozialistischer Quellentexte durchzuführen. Digitale Technologie wird dabei als heuristisches Werkzeug betrachtet, mit dem der Sprachgebrauch während des Nationalsozialismus im Rahmen größerer Quellenkorpora untersucht werden kann. In einem theoretischen Abschnitt wird grundsätzlich dafür plädiert, während des Analyseprozesses hermeneutisches Sinnverstehen mit breitflächigen korpusbasierten Abfragen zu kombinieren. Verdeutlicht wird diese Herangehensweise an zwei empirischen Beispielen: Anhand eines Korpus von Hitler- und Goebbels-Reden wird dem Auftauchen und der diskursiven Ausgestaltung des nationalsozialistischen Konzepts „Lebensraum“ nachgespürt. Schritt für Schritt wird offengelegt, welche Analysewege durch das Abfragen von Schlüsseltexten, Keywords, Konkordanzen und Kollokationen verfolgt werden können. Das zweite Beispiel zeigt anhand von Eingaben, die aus der Bevölkerung an Staats- und Parteiinstanzen gerichtet wurden, wie solche Quellen mithilfe eines digitalen Tools manuell annotiert werden können, um sie danach auf Musterhaftigkeiten im Sprachgebrauch hin auswerten zu können.
Hintergrund: Die digitale Transformation prägt gesellschaftliche Systeme weltweit. Digital Health umfasst verschiedene Bereiche, wie z. B. die Verfügbarkeit und Auswertung von Daten, die Möglichkeit der Vernetzung innerhalb der eigenen Berufs- oder Betroffenengruppe und die Art, wie Patient*innen, Angehörige und Behandler*innen miteinander kommunizieren.
Ziel der Arbeit: Digital Health wird mit ihren Auswirkungen auf die Beziehung und die Kommunikation zwischen Patient*innen, Angehörigen und Behandler*innen beleuchtet. Veränderungen, die bereits erkennbar sind, werden beschrieben und Perspektiven aufgezeigt.
Methoden: Das Thema wird aus sozialphilosophischer, sprachwissenschaftlicher und ärztlicher Perspektive in folgenden Bereichen exploriert: digitale vs. analoge Kommunikation, Narration vs. Datensammeln, Internet und soziale Medien als Informationsquelle, Raum für Identitätsbildung und Veränderung der Interaktion von Patient*innen, Angehörigen und Behandler*innen.
Ergebnisse: Die Erweiterung der Interaktion zwischen Patient*innen und Ärzt*innen auf digitale und Präsenzformate sowie die asynchrone und synchrone Kommunikation erhöhen die Komplexität, aber auch die Flexibilität. Die Fokussierung auf „objektive“ Daten kann den Blick auf die Person mit ihrer individuellen Biografie beeinträchtigen, während digitale Räume die Möglichkeiten zur Identitätsbildung aufseiten der Patient*innen und für die Interaktion deutlich erweitern.
Diskussion: Bereits jetzt zeigen sich Vorteile der Digitalisierung (z. B. besseres Selbstmanagement) und Nachteile (Fokussierung auf Daten statt auf die Person). Für den kinder- und jugendärztlichen Bereich bestehen die Notwendigkeiten, professionelle kommunikative Kompetenzen und professionelle Gesundheitskompetenz zu erweitern sowie die Organisation seiner Versorgungseinrichtungen weiterzuentwickeln.
Diktirbuch: Übungen über die Regeln der deutschen Rechtschreibung, und Materialien zum Diktiren
(1832)
Ein CERN der deutschen Sprache. Überlegungen zu einem Dokumentationszentrum der deutschen Sprache
(2019)
Einleitung
(1990)
Einleitung
(2022)
Einleitung
(2022)
Einleitung
(2019)
Ist von empörenden Vergleichen die Rede, denken wir zuerst an Nazi- und Holocaust-Vergleiche. Diese Vergleiche und die Reaktionen darauf unterliegen sprachlichen Mustern und verfolgen politische Strategien, deren typisierende Analyse – anhand von Beispielen aus dem deutschen und nicht-deutschen Raum – im Zentrum des Aufsatzes steht. Das Frageinteresse zielt darüber hinaus auf eine Geschichte des empörenden Vergleichens in der historischen Langzeitperspektive. Empörende Vergleiche können formal als Gleichsetzungen, Komparationen oder als hierarchisierende Unterscheidungen auftreten. Ihre Hauptfunktionen sind das Diffamieren politischer Gegner, das Erheischen von Anerkennung, vor allem als Opfer erlittenen Unrechts, sowie die provozierende Verletzung von Sprachnormen zwecks Ausweitung der Grenzen des Sagbaren.
Die tief greifenden Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland in den 2000er Jahren gingen einher mit kontroversen Debatten, in deren Kontext „Wirklichkeitserzählungen“ (Klein/Martínez (Hg.) 2009), wie sie für ökonomische Kontexte charakteristisch sind, eine relevante Ressource der Persuasion darstellten. Der vorliegende Beitrag behandelt derartige Formate auf der Ebene des Managements von Organisationen. Im Mittelpunkt des theoretischen Teils steht eine Weiterentwicklung des Konzepts der Wirklichkeitserzählung im Blick auf eine semiologische Klärung der Frage, wie in derartigen Narrationen der charakteristische Wirklichkeitsbezug hergestellt wird. Im empirischen Teil werden Daten aus einem Projekt über Mitarbeiterzeitungen aus dem Untersuchungszeitraum unter der Perspektive der Wirklichkeitserzählungen reanalysiert: Untersucht werden charakteristische narrative Formate und deren „Sitz im Leben“ (Gunkel 1906/2004), und es wird nach den ästhetischen und pragmatischen Kosten gefragt, die mit derartigen Funktionalisierungen des Erzählens in Organisationen möglicherweise verbunden sind.
Esipuhe/Preface
(2020)
The Data Governance Act was proposed in late 2020 as part of the European Strategy for Data, and adopted on 30 May 2022 (as Regulation 2022/868). It will enter into application on 24 September 2023. The Data governance Act is a major development in the legal framework affecting CLARIN and the whole language community. With its new rules on the re-use of data held by the public sector bodies and on the provision of data sharing services, and especially its encouragement of data altruism, the Data Governance Act creates new opportunities and new challenges for CLARIN ERIC. This paper analyses the provisions of the Data Governance Act, and aims at initiating the debate on how they will impact CLARIN and the whole language community.
Forschungskontext
(2022)
Die folgenden Beiträge von Heidrun Kämper, Britt-Marie Schuster, Nicole Wilk, Friedrich Markewitz, Mark Dang-Anh und Stefan Scholl stehen im Kontext zweier von der DFG geförderter Forschungsprojekte, die unter dem Gesichtspunkt einer sprachlichen Sozialgeschichte 1933 bis 1945 – als Tandemprojekte – seit 2018 von Britt-Marie Schuster, Nicole Wilk und Friedrich Markewitz in Paderborn und von Mark Dang-Anh, Stefan Scholl und Heidrun Kämper am IDS realisiert werden. Es sind jeweils Dreijahresprojekte, die 2021 abgeschlossen werden. Zur Einordnung der genannten Beiträge soll zuvor kurz in die Projektkonzeption eingeführt und ein Überblick über die Forschungsgegenstände gegeben werden.
Führer
(2022)
Die folgende Analyse trägt der Zentralität des Führerkonzepts während des Nationalsozialismus Rechnung und skizziert – orientiert an der leitenden Akteurseinteilung in zentrale Repräsentanten des NS-Apparats, verschiedene Akteursgruppen der integrierten Gesellschaft und der Ausgeschlossenen sowie Akteure des Widerstands – ein differenziertes Bild des zeitgenössischen Sprachgebrauchs und der unterschiedlichen Verwendungsweisen des Führerkonzepts. Führer wird als nationalsozialistisches Leitkonzept konturiert, das eng mit weiteren Leitkonzepten wie Volk, Nation und Reich verknüpft war. Es besaß einerseits hohe integrative und affektive Kraft, diente andererseits – auf Seiten der Ausgeschlossenen, Dissidenten und des Widerstands – als Einsatzpunkt von Distanzierung und Kritik.
Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die bisherigen Forschungen zur Sprachgeschichte des Nationalsozialismus im Lichte ihres Erkenntnispotenzials für gegenwärtige historiografische Fragestellungen zu diskutieren. In einem ersten Schritt wird die Forschungsgeschichte zur Sprache des beziehungsweise im Nationalsozialismus von der frühen Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre skizziert. Deutlich wird hier vor allem, dass in dieser Phase zwar wichtige Arbeiten entstanden sind, jedoch methodische und theoretische Begrenzungen zahlreiche blinde Flecken bestehen ließen. In einem zweiten Schritt wird dargelegt, mit welchen Erkenntnisinteressen und Instrumentarien die jüngere Forschung sich auf diese blinden Flecken konzentriert und welche Ergebnisse sie zutage gefördert hat. Dabei sollen vor allem diejenigen Aspekte benannt werden, die nach Ansicht des Verfassers bei einer noch zu schreibenden Sprach- und Kommunikationsgeschichte des Nationalsozialismus zu beachten sind. Es handelt sich konkret um eine Ausweitung der Perspektive in Richtung unterschiedlicher Kommunikationssituationen und heterogener Akteurskonstellationen, um Sprachgebräuche unter den Diskursbedingungen des Nationalsozialismus angemessen beschreiben zu können.
Einzelsprachliche wissenschaftliche Grammatiken - nur von ihnen ist die Rede - haben eine ganze Reihe von Anwendungen außerhalb von universitärer Lehre und Forschung, die sich in ihrem Adressatenbezug niederschlagen sollten. Der folgende Beitrag möchte die Aufmerksamkeit auf solche Anwendungen richten, die das Verhältnis von Sprache, Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit betreffen. An einschlägigen Beispielen wird vorgeführt, welche Art von grammatischem Wissen für welche dieser Anwendungen von Interesse sein kann. Das Plädoyer für einen Rückgriff auf grammatisches Wissen ist auch ein Plädoyer für eine bestimmte Art von Grammatik, wir nennen sie die 'funktionale'. Wir schreiben an ihr, indem wir Lösungen für außerhalb der Grammatikforschung auftretende Probleme anbieten.
In diesem Beitrag steht die sprachliche Konstitution von Eigengruppen und mit diesen assoziierten Partnergruppen im Vordergrund, deren zentrale Sprachgebrauchsmuster gezeigt werden. Der Beitrag basiert auf Auswertungen der im Projekt „Heterogene Widerkulturen: Sprachliche Praktiken des Sich-Widersetzens von 1933 bis 1945“ erstellten manuellen, soziopragmatisch orientierten Annotationen von 140 Widerstandstexten sowie auf korpuslinguistischen Auswertungen des Gesamtkorpus (554 Texte). Es soll gezeigt werden, dass eine linguistische Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Ergebnisse der Widerstandsgeschichte produktiv vertiefen kann. So lässt allein schon die Betrachtung des pronominalen Referierens Schlüsse auf die sozialkulturelle Bindung der Widerstandsakteur/-innen zu.