Angewandte Linguistik
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Wenn sprachpflegerische und sprachkritische Bemühungen einen spürbaren Einfluss auf den Sprachgebrauch der Gesellschaft ausüben sollen, dürfen die Vertreter der Sprachwissenschaft an den Universitäten und Instituten auf der einen Seite und auf der andern die glücklicherweise immer noch erfreulich große Zahl von Laien und Liebhabern der Sprache, die sich in „Sprachecken” und „Sprachspalten” von Zeitungen und Zeitschriften zum Wort melden, nicht länger gegeneinander arbeiten.
Dies tun sie aber bis jetzt in erschreckendem Ausmass. Denn während die moderne Sprachwissenschaft tolerant und vorurteilslos den ständigen Wandel der Sprache kommentiert, verteidigt der Laienkritiker immer noch ein konservatives Sprachverständnis, für welches die Sprache der klassischen Literatur von Goethe bis Thomas Mann und des Bildungsbürgertums eine Art Denkmal ist, das vor Verschandelung geschützt werden muß. Die Sprachwissenschaft sollte demnach Mittel und Wege finden, um die Laien unter ihren Helfern zu einer positiven Einstellung zum Sprachwandel zu bekehren. Sie muss deren Freude an der Vielfalt der heutigen mündlichen und schriftlichen Textsorten wecken und ihnen die Augen öffnen für die erstaunliche Kreativität und den spielerischen Umgang mit Sprache, wie sie beispielsweise in Reklamen, Wandsprüchen oder in Aufsätzen von Kindern der Gastarbeiter und Flüchtlinge zutage treten.
Zunächst wird mit dem „Zürcher Textanalyseraster” ein systematischer, detaillierter Katalog von Kriterien der Beobachtung an und der Rückmeldung auf geschriebene Texte vorgestellt. Neben Kriterien bzgl. der Sprachmittelverwendung gilt die Aufmerksamkeit besonders den Eigenschaften der Textualität (Kohärenz, Präsuppositionen, Rezipientenführung). Das Analyseinstrument versteht sich primär als deskriptiv und setzt der üblichen Mängelfixierung eine Perspektive auf Qualitäten entgegen. - Im zweiten Teil werden thesenförmig Kriterien für eine gute Sprachberatung in der Schule (in der das vorgestellte Raster ein Instrument sein könnte) genannt, dies bes. unter Rückgriff auf Einsichten der neueren Schreibforschung; Beratung von Prozessen (statt Produkten), von Kommunikation (statt Sprache), Normentransparenz und Normenreflexion sind wichtige Stichworte. Der Beitrag schließt mit einem Schlaglicht auf den Zusammenhang von schulischer und außerschulischer Sprachberatung: Schulische wie außerschulische Sprachberatung hat es immer mit Lernenden zu tun. Und: Schulische Sprachberatung prägt die künftigen „Kunden” außerschulischer Sprachberatung.
Das im Alltag übliche Verfahren der Sprachbewertung besteht in der Regel darin, daß stückhaft und willkürlich geurteilt wird. Linguistisch gestützte Sprachbewertung im Rahmen von Sprachberatung sollte den Sprachteilnehmer aber in den Stand versetzen, mit dem Gesamtkomplex Sprache im Sinne gelingender, glückender Kommunikation umzugehen, d.h. Kommunikation als Handeln zu betrachten, das sich immer in Situationen und vorwiegend in Texten vollzieht und sich demzufolge auch nach deren Bedingungen zu richten hat. Der bisher dominierenden, auf kleinere Einheiten als den Text gerichteten nicht situationsbezogenen und einsträngigen Bewertung soll eine komplexe Vorstellung von Bewertung gegenübergestellt werden, die sich am zentralen Kriterium der Adäquatheit orientiert. Es wird gezeigt, daß man mit einem entfalteten, differenzierten Adäquatheitsbegriff, der alle Aspekte der Kommunikation umfaßt, über ein leistungsfähiges Gefüge von Bewertungskriterien verfugt. Im Zentrum der Überlegungen steht die Beobachtung, daß Adäquatheitskriterien je nach Textsorte verschieden gewichtet sind und daß man die solcherart gewichteten Kriterien als Bestandteile von Textmustern vorfindet. Textmuster enthalten neben den spezifischen Adäquatheitskriterien auch allgemeinste Regeln für kommunikatives Handeln, Maximen in der jeweils für die betreffende Textsorte zutreffenden Auswahl und Wichtung. Beispiele für Textmuster und ihre spezifischen Angemessenheitskriterien werden gegeben. Eine Auswahl von Maximen wird angeführt und erläutert.
Die Auskünfte, die die Duden-Sprachberatungsstelle erteilt, werden im wesentlichen durch die folgenden Kriterien bestimmt: Normgerechtheit, Adressatenbezug, Einheitlichkeit und Kontinuität, Forschungsorientiertheit, Materialbezogenheit und redaktionelle Sprachkompetenz. Der folgende Beitrag erläutert diese Kriterien im einzelnen und versucht sie pragmatisch zu begründen. Auf ihre jeweilige Problematik wird exemplarisch hingewiesen, Beispiele für ihre praktische Anwendung sollen die sprachpflegerische Position der Dudenredaktion illustrieren.
Terroristische Anschläge sind nicht immer noch, sondern immer mehr und immer wieder omnipräsent und eine zentrale Bedrohung gesellschaftlicher Ordnung. Zuletzt verdeutlichte der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, dass Frieden ein fragiles Gut ist und die Grenzen zum Krieg zunehmend verblassen. Terror wirkt sich insofern disruptiv auf bestehende Gesellschaftsordnungen aus, ist aber auch als Diskursgegenstand selbst von Disruption gezeichnet, insofern als sich das Reden über Terror als diskontinuierlich und streitbar erweist. Die in diesem Beitrag vorgenommene Analyse agonaler Aushandlungen im Terrordiskurs verdeutlicht das anhand eines Diskursausschnitts in der Wikipedia exemplarisch. Sie beleuchtet konkrete plattform- und diskursspezifische Merkmale, die die disruptive Kondition des Terrordiskurses hervorrufen oder sich aus dieser ergeben, und exponiert damit eine besondere Wechselwirkung von Diskursthema und Diskursplattform. Damit kann das Definitionsproblem des Terrors zwar nicht gelöst, aber über die Reflexion seiner sprachlichen und diskursiven Konstitution weiter dekodiert werden.
Das Aufeinanderprallen heterogener Diskurse wird in den verschiedenen Strängen der Diskursforschung unterschiedlich konzeptualisiert. Vereinfachend kann man von synthetisierenden Positionen verschmelzender Diskurse einerseits und differenzbasierten Positionen heterogener Dis-Kurse andererseits sprechen. Letztere Position, die weit über letztlich lösbare intra- und extradiskursive Konflikte hinausgeht, lässt sich auf Jean-Francois Lyotards Überlegungen zur Inkommensurabilität von Diskursen beziehen: Ausgehend von der Einsicht, dass jeder Diskurs über bestimmte innerdiskursive Regeln verfügt und dass diese Regeln beim Aufeinandertreffen heterogener Diskurse in Konflikt geraten, stellen sich Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs verschiedener Diskurse miteinander und ihrer potentiellen Inkommensurabilität. Die Herausforderungen des Aufeinandertreffens heterogener Diskurse lassen sich im „Dritten Reich“ und in Bezug auf das Genre der Tarnschrift umfassend und produktiv untersuchen. In diesen Tarnschriften prallen heterogene Diskurse in einem begrenzten Textraum aufeinander, da der Tarntext den Regeln des herrschenden NS-Diskurses und der darin eingebettete Tarntext den Regeln der Widerstandsdiskurse entsprach. Dieses textuelle Nebeneinander von kommunikativen Äußerungen unterschiedlicher Diskurse erlaubt es, Verfahren der diskursiven Unterbrechung, Irritation und Inkommensurabilität zu analysieren. Ausgehend von einer an Lyotards Überlegungen orientierten Perspektive sollen daher Tarnschriften als Gattung der diskursiven Störung analysiert und reflektiert werden.
Vor dem Hintergrund von Disruption werden in diesem Artikel geltende Konzepte von diskursivem Ereignis hinterfragt und miteinander in Beziehung gesetzt. Die davon abgeleiteten disruptiven Ereignisse werden als eine Subkategorie von diskursivem Ereignis verstanden. Am Beispiel des feministischen Abtreibungsdiskurses wird diesem Ansatz gefolgt und mittels einer Analyse von Praxen des Widersprechens ermittelt, inwieweit durch feministische Akteur*innen die Urteile des Bundesverfassungsgerichts von 1975 und 1993 als disruptive Ereignisse konstruiert werden.
Sprachbewertung – Wozu?
(1995)
Der Beitrag arbeitet die Funktion von Sprachbewertungen für einzelne Sprachteilhaber wie für Sprachgemeinschaften heraus. Zwei wesentliche Funktionen von Sprachbewertungen werden unterschieden: Auf einer Stufe I fördern sie die Herausbildung einer kommunikativen Kompetenz, die kommunikationsethischen Forderungen genügt; auf einer Stufe II bewahren und gestalten sie ein „kommunikatives Milieu”, das kommunikationsethisch wünschbare Ausprägungen dieser Kompetenz ermöglicht. Bestimmte Forderungen an das „kommunikative Milieu” werden in einer humanökologischen kommunikativen Ethik begründet und auf Sprachentwicklungserscheinungen bezogen, die durch Veränderungen der Kommunikationsbedingungen und der „Medienumwelt” in der Sprachgemeinschaft bedingt sind.
Die Terminologie psychischer Diagnosen – wie lassen sich terminologische Umbrüche erforschen?
(2024)
Dieser Beitrag erörtert im Folgenden die Erkenntnispotenziale einer diskurslinguistischen Umbruchforschung bezogen auf die Entwicklung psycho-psychiatrischer Diagnoseterminologie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Dabei stellt der Beitrag zur Diskussion, inwiefern mikrogeschichtliche terminologische Studien (vgl. Müller & Mell 2020: 203) unter Einbezug relevanter Akteure und fachsprachlicher Praktiken die Phase zwischen Beibehaltung und dauerhafter Ersetzung (vgl. Kämper 2011: 47) von Termini beschreiben können.