Deutsche Sprache im Ausland
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Podiumsdiskussion: "Die Germanistik muss sich internationalisieren, um international zu überleben"
(2003)
Transnationale Germanistik
(2003)
Allgemeine Aussagen über die Inlandsgermanistik in ihrer Beziehung zu, Zusammenarbeit mit und Bearbeitung von Fragen des "Deutsch von außen" zu machen, ist ein nahezu unmögliches Unterfangen, schon weil es von Fribourg bis Rostock, von Innsbruck bis Hamburg 'die' Inlandsgermanistik ebenso wenig gibt wie zwischen Kairo und Berkeley 'die' Auslandsgermanistik. Hinzu kommt, dass "Außen" und "Innen" im Zeitalter der Globalisierung, der Mobilität und Vernetzung problematische Unterscheidungen geworden sind. Ich muss daher vorweg um Nachsicht für unzulässige Verallgemeinerungen bitten; diese können aber vielleicht das Bewusstsein für den zur Diskussion stehenden Blickwechsel schärfen.
Das Programm der Jahrestagung des IDS 2002 "Deutsch von außen", bei der zu Recht Beiträge aus nichtdeutschsprachigen Ländern - wenn auch in kaum einsichtiger Verengung auf "Deutsch in Europa" - im Zentrum stehen, lässt den Schluss zu, dass der spezifische Bedarf der Auslandsgermanistik wohl am ehesten von der Auslandsgermanistik selbst gedeckt werden kann. Dennoch ist die Frage nach dem Beitrag der Inlandsgermanistik zu diesem Arbeitsfeld berechtigt und überfällig.
Im ersten Teil des Beitrags werden der genetische und typologische Standort des Finnischen und des Deutschen kurz skizziert (1.1), einige wichtige Meilensteine auf dem Wege des Finnischen zu einer Schriftsprache aufgelistet und dann anhand von statistischen Angaben die sprachliche Situation im Finnland von heute beleuchtet (1.2), wonach ein Überblick über die Stellung von Deutsch als Fremdsprache in Finnland gegeben wird (1.3). Der zweite Teil ist Fragen der Wort- und Wortformenstrukturen gewidmet: Zuerst wird auf einige aus der Perspektive des finnischen DaF-Lerners relevante Unterschiede in der Laut-Wort-Struktur von finnischen und deutschen Wörtern eingegangen (2.1). Im Anschluss daran werden Auswirkungen der Prosodik auf die Distinktivität von Flexionsendungen und damit zusammenhängende Interferenzerscheinungen bei dem Deutscherwerb von Finnen thematisiert (2.2). Mit der Flexion befasst sich auch Kap. 2.3, in dem die Kongruenzmarkierung in deklinierten, mit einem Adjektivattribut erweiterten Nominalgruppen kontrastiv erörtert wird. Abschließend werden die wichtigsten Möglichkeiten der Wortschatzerweiterung durch Wortbildung in beiden Sprachen, Komposition und Derivation, kurz betrachtet (2.4). Im Schlusswort (3) wird die Wichtigkeit von Deutsch als Fremdsprache in Finnland unterstrichen und seine jetzige und künftige Lage - zumindest im Vergleich zu derjenigen in vielen anderen Ländern - als relativ günstig eingeschätzt.
Im Abschnitt 1 wird gezeigt, dass die Motivation der Briten zur Erlernung fremder Sprachen bei weitem nicht so schwach ausgebildet ist, wie man meinen könnte. In führenden Kreisen der Regierung und der Wirtschaft ist man langsam zur Erkenntnis gekommen, dass die Einsprachigkeit vor allem im modernen Europa nicht mehr ausreicht und dass Briten im globalen Arbeitsmarkt durch ihren Mangel an fremdsprachlichen Kompetenzen benachteiligt sind. Auch sehen viele Briten den Erwerb solcher Kompetenzen viel positiver an als früher. Jedoch wird es schwierig sein, in Ermangelung einer durchdachten nationalen Strategie im Bildungswesen in Bezug auf den Fremdsprachenunterricht diese positive äußerliche Motivation in eine innerliche Motivation bei den betreffenden Schülergruppen umzusetzen. Was den Deutschunterricht in Großbritannien speziell betrifft, wird im Abschnitt 2 auf besondere Probleme hingewiesen, die mit der herkömmlichen Perzeption der sprachlichen Variation im Deutschen zusammenhängen, und die gelöst werden müssen, wenn Deutsch als Fremdsprache in Großbritannien nicht in der Konkurrenz mit Französisch und Spanisch benachteiligt wird. Britischen Schülern liegt es vor allem an dem Erwerb brauchbarer sprachlicher Kompetenzen, die ihnen die Kommunikation mit gleichaltrigen Deutschen ermöglicht. Dazu muss aber voll anerkannt werden, dass das Register der alltäglichen Sprechsprache der Gebildeten auch als Standardsprache zu gelten hat und dass dieses in den Lehrbüchern als solches systematisch präsentiert werden soll, wie dies für andere Fremdsprachen geschieht.
Im 18. Jhdt. schürte in Frankreich das Thema 'Sprache' die Leidenschaften in dem Streit zwischen den Anciens und den Modernes und sorgte dafür, dass manche Stellungnahmen wie die von Rivarol zur französischen Sprache bzw. zur Struktur der anderen Sprachen berühmt wurden. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jhdts. erfolgte der „Mauerfall der überkommenen Ideen" (Fourquet, Zemb) und brachte eine wichtige Erneuerung in der Forschung und in der Lehre mit sich. Dennoch sind die Bilanz und die heutige Situation nicht sehr positiv: Trennung zwischen Forschung an den Universitäten und Lehre an den Schulen, katastrophale Schülerzahlen für DaF und in der Folge stark zurückgehende Studentenzahlen, mangelnde Anerkennung der Sprachwissenschaft im Bereich der Germanistik. Ein neuer Aufschwung ist aber möglich, wenn die Sprachwissenschaft ihren Blick weiter erweitert und mit den Nachbardisziplinen kooperiert.