Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (928) (remove)
Has Fulltext
- yes (928)
Keywords
- Deutsch (679)
- Konversationsanalyse (60)
- Kommunikation (56)
- Sprachgebrauch (52)
- Massenmedien (43)
- Sprachwandel (36)
- Semantik (35)
- Gesprochene Sprache (34)
- Wortschatz (34)
- Mediensprache (33)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (276)
- Zweitveröffentlichung (48)
- Postprint (18)
Reviewstate
- (Verlags)-Lektorat (332)
- Peer-Review (7)
- Verlags-Lektorat (3)
Publisher
- Schwann (325)
- Institut für Deutsche Sprache (105)
- de Gruyter (76)
- Narr (70)
- Lang (46)
- Niemeyer (31)
- Dudenverlag (18)
- Westdeutscher Verlag (18)
- V&R unipress (15)
- Stauffenburg (12)
Der Lehrer, der an der Tafel steht und rechnet, gilt als Inbegriff des Mathematikunterrichts. Der Topos kommt nicht von ungefähr: Das Lösen von Übungsaufgaben im fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch nimmt bei der Vermittlung von Mathematik zumindest in den oberen Schulstufen nach wie vor eine wichtige Stellung ein. Doch was macht eine Lehrperson genau, wenn sie gemeinsam mit den Lernenden eine Übungsaufgabe löst? Der vorliegende Beitrag gibt eine empirisch fundierte Antwort auf diese Frage. Er beruht auf audiovisuellen Aufnahmen, die in einer Mathematikstunde an einer Fachhochschule entstanden. Die Analyse zeichnet das konkrete Handeln eines Dozenten nach, der an der Tafel die Lösung einer Übungsaufgabe zu Ungleichungen erarbeitet. Der Dozent reagiert damit auf die Bemerkung einer Studentin, sie könne mit dem Thema ‘Ungleichungen’ „gar nichts anfangen“. Das Lösen der Aufgabe lässt sich also als Verfahren konzeptionalisieren, mit dem der Dozent eine konkrete Anforderung bearbeitet, die sich aus der Interaktion mit den Studierenden ergeben hat.
Vor den inhaltlichen Ausführungen dieser Einleitung stehen drei Vorbemerkungen: Erstens wird kurz das Zustandekommen dieses Buches beschrieben, um zu verdeutlichen, dass es von Anfang an von der Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis getragen worden ist. Zweitens wird der Aufbau des Buches skizziert, damit Leser und Leserin sich ein Bild davon machen können, was sie erwartet. Drittens wird dargelegt, dass die Ergebnisse des Buches zwar auf der Basis einer differenzierten und komplexen wissenschaftlichen Methode erarbeitet worden sind, das Erkenntnisinteresse jedoch ein anwendungsbezogenes ist.
In dieser ersten Fallstudie geht es um die Rekonstruktion der Entwicklung eines „brisanten“ Themas im Englisch-Unterricht. Aus der Bearbeitung der aktuellen Aufgabe „Steckbriefe prominenter Personen verfassen, vorlesen und erraten“ entsteht in mehreren Etappen das Thema „nationale Identität“, an dem sich unterschiedliche Schüler und der Lehrer beteiligen. Wir beschreiben zunächst, aus welchem schulischen Zusammenhang der für die Analyse ausgesuchte Videoausschnitt stammt (Kap. 2). Dabei stellen wir auch kurz den Unterrichtszusammenhang dar, der dem analysierten Ausschnitt vorausgeht (Kap. 3). Dieser wiederum verdeutlicht, aus welchem konkreten Zusammenhang sich das „brisante Thema“ entwickelt und unter welchen Bedingungen dies geschieht. Danach rekonstruieren wir die schrittweise Entstehung dieses Themas (Kap. 4). Im Anschluss daran konzentrieren wir uns auf die interaktive Beteiligungsweise des Lehrers und fragen nach den konkreten Anforderungen, die sich für ihn aus der thematischen Entwicklung ergeben (Kap. 5) und nach den Verfahren, die er zur Bearbeitung dieser Anforderungen einsetzt (Kap. 6). Weiter verdeutlichen wir die mit den Verfahren verbundenen Implikationen in Begriffen von „Chancen und Risiken“ (Kap. 7) und beschreiben den Zusammenhang von unterrichts- und fachspezifischen Ressourcen der vom Lehrer eingesetzten interaktiven Verfahren (Kap. 8). Eine kurze Schlussbemerkung vervollständigt unsere Darstellung (Kap. 9).
Vorwort
(2011)
Im Rahmen einer von der DFG geförderten Forschergruppe „Sprachvariation als kommunikative Praxis: Formale und funktionale Parameter“ (2000-2004), die aus Projekten der Universität Mannheim und dem IDS bestand, entwickelte sich eine enge Kooperation zwischen Uni- und IDS-Wissenschaftler(inne)n. Angeregt durch die bildungspolitischen Diskussionen im Anschluss an die PISA-Studien (schlechte Schul- und Ausbildungsergebnisse bei Migrantenkindern, hohe Arbeitslosenquote bei Migrantenjugendlichen)1 und bestärkt durch erste Ergebnisse aus unseren Untersuchungen zur sprachlichen und sozialen Situation von Migrantenkindern und Jugendlichen in Mannheim, 2 entstand die Idee zur Entwicklung und Durchführung von Sprach- und Wissensförderung für Migrantenkinder an Mannheimer Schulen. Das staatliche Schulamt Mannheim unterstützte die Initiative zur Förderung von Migrantenkindern von Beginn an.