Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
Der Beitrag diskutiert vor dem Hintergrund allgemeiner Eigenschaften von gesprochener Sprache in Interaktionen, inwiefern die Konstruktionsgrammatik (KxG) aus Sicht der Interaktionalen Linguistik (IL) eine geeignete Basis für eine Grammatik der gesprochenen Sprache abgeben kann. Affinitäten und Perspektivenunterschiede zwischen KxG und IL sowie Potenziale und Grenzen ihrer Integration werden aufgezeigt. Am Beispiel einer Untersuchung von dann und also als Inferenzindikatoren wird das konstruktionsgrammatische Zeichenverständnis problematisiert, und es werden einige generelle Überlegungen zum Stellenwert von Grammatik im Kontext einer Theorie der verbalen Interaktion formuliert.