Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Die Konversationsanalyse ist aufgrund ihrer empirischen und gegenstandsfundierten Methodologie vielen anderen Ansätzen der Erforschung von Gesprächen überlegen. Diese Überlegenheit hat jedoch einen gravierenden Mangel: Die Konversationsanalyse verfügt über keine adäquate Interpretationstheorie und ignoriert deshalb, wie grundlegend die Wissensvoraussetzungen des Analytikers und ihr Einsatz für Prozess und Resultate konversationsanalytischer Untersuchungen sind. Am Beispiel ethnographischen Wissens wird gezeigt, an welchen systematischen Stellen spezifische Hintergrundwissensbestände genutzt werden können, um zu einer adäquateren konversationsanalytischen Auswertung zu gelangen. Abschließend wird diskutiert, welchen Prüfkriterien der Einsatz ethnographischen Wissens bei der Konversationsanalyse zu genügen hat.
Die Konversationsanalyse ist aufgrund ihrer empirischen und gegenstandsfundierten Methodologie vielen anderen Ansätzen der Erforschung von Gesprächen überlegen. Diese Überlegenheit hat jedoch einen gravierenden Mangel: Die Konversationsanalyse verfügt über keine adäquate Interpretationstheorie und ignoriert deshalb, wie grundlegend die Wissensvoraussetzungen des Analytikers und ihr Einsatz für Prozess und Resultate konversationsanalytischer Untersuchungen sind. Am Beispiel ethnographischen Wissens wird gezeigt, an welchen systematischen Stellen spezifische Hintergrundwissensbestände genutzt werden können, um zu einer adäquateren konversationsanalytischen Auswertung zu gelangen. Abschließend wird diskutiert, welchen Prüfkriterien der Einsatz ethnographischen Wissens bei der Konversationsanalyse zu genügen hat.
Die Relevanz der Gesprächsforschung steht außer Frage: Gespräche sind grundlegend für jede Form menschlicher Gemeinschaft und Gesellschaft. Ob in Unternehmen, im Schulunterricht oder in der Politik, ob im privaten Liebesgeflüster, in der Talk-Show oder im Internet-Chat: Unablässig erzeugen, verändern und repräsentieren wir unsere Welt in Gesprächen. Gesellschaft, Kultur und Geschichte wären undenkbar ohne verbale Interaktion. So ubiquitär Gespräche sind, so unendlich vieles ist involviert, wenn Gespräche geführt und verstanden werden sollen. Sicher, zuallererst Sprache, doch noch vieles mehr: Stimme, Blicke, Gesten, Gefühle und Hintergedanken, soziale Voraussetzungen und Folgen, physische Prozesse und historische Situationen. Dies sind natürlich, recht verstanden, nicht verschiedene "Dinge", die man sorgsam nebeneinander stellen könnte. Diese Mannigfaltigkeit von Perspektiven zeigt an, dass das, was in Gesprächen und durch sie geschieht, nicht auf einen einzigen Zugang, etwa den einer einzigen Disziplin oder Schule zu reduzieren ist.
Aus psychologischer Sicht wird Verstehen als ein kognitiver Prozess begriffen. Im Gegensatz dazu stellt der Aufsatz einen konversationsanalytischen Zugang zu Verstehen dar. Es wird rekonstruiert, wie Verstehen in Gesprächen durch verschiedene Verfahren der Verstehensdokumentation verdeutlicht und durch wechselseitig aufeinander bezogene Reaktionen ausgehandelt wird. Anhand von sechs Gesprächssequenzen wird eine linguistische Typologie von Verstehensdokumentationen in der Interaktion vorgestellt. Auf Basis der Fallanalysen werden grundlegende Eigenschaften von Verstehensdokumentationen sowie Aufgaben, die die Interaktionsteilnehmer bei der Produktion von und bei der Reaktion auf Verstehensdokumentationen bearbeiten, rekonstruiert. Dazu gehören: Identifikation des Bezugs von Verstehensdokumentationen, Interpretation des Verstehensgegenstands, Sicherung der Verständlichkeit und Legitimität (accountability) der Verstehensdokumentation, Herstellung des Bezugs der Verstehensdokumentation zu den praktischen Zwecken der laufenden Interaktion, Aushandlung intersubjektiven Verständnisses, rhetorische Nutzung von Verstehensdokumentationen und ihr indikativer Bezug auf Beteiligungsrollen und sozialstrukturelle Rahmen der Interaktion.
Verstehen im Gespräch
(2008)
Die Hermeneutik und die empirisch-psychologische Textrezeptionsforschung haben sich
damit befasst, wie Leser Texten Sinn zuschreiben. Sozialphilosophen (wie Weber, Schütz,
Mead, Habermas) sehen in Prozessen der symbolvermittelten Verständigung das alltagsweltliche
Fundament der sozialen Welt und der Möglichkeit gesellschaftlicher Integration.
Wie aber verhalten sich diese, aus der Textanalyse und der zeichen-und sozialtheoretischen
Reflexion entstandenen Konzeptionen des Verstehens zum alltagsweltlichen Verstehen im
Gespräch? Ist hier eigentlich vorn gleichen Vorgang die Rede? Sind mentalistische, noemalive
und leserbezogene Konzepte des Verstehens brauchbar für die Analyse beobachtbarer
Prozesse der Herstellung von Intersubjektivität in Gesprächen?
Dieser Aufsatz umreißt zunächst kurz den wissenschaftlichen Diskussionskontext, innerhalb
dessen Verstehen zum Gegenstand geworden ist (1). Kontrastiv dazu werden die
Prämissen einer Untersuchung von Verstehen in Gesprächen bestimmt, die sich aus den
spezifischen Situationsparametern mündlicher Interaktion ergeben (2). Den Hauptleil der
Abhandlung bildet der Aufweis der elementaren sequenziellen Organisationsform und
typischer sprachlicher Manifeslationen der Dokumentation und der Verhandlung von Verstehen
im Gespräch {3). Abschließend werden einige allgemeine Eigenschaften resümiert,
die die Dokumentation von Verstehen in Gesprächen auszuzeichnen scheinen (4).
"damit sie mich verstehen" : Genese, Verfahren und recipient design einer narrativen Performance
(2009)
Anglizismen in Skatermagazinen : zur Behandlung jugendkultureller Medien im Deutschunterricht
(1998)
Die Sprachwissenschaftler scheinen in Bewegung geraten zu sein. Mehr Praxisnähe in Ausbildung und Tätigkeit sowie mehr Interesse für die Belange der Öffentlichkeit dies waren zentrale Forderungen, die auf der 34. Jahrestagung des Instituts für deutsche Sprache formuliert wurden. Sie sind untrügliche Anzeichen für eine Diskussion, die zwar noch am Anfang steht, gleichwohl Veränderungen erhoffen lässt. So war der Titel der Tagung »Sprache - Sprachwissenschaft - Öffentlichkeit« gut gewählt, trug er doch einem innerdisziplinären Trend Rechnung.
Kommunikation gewinnt in allen gesellschaftlichen Bereichen eine immer größere Bedeutung. Auf den Begriff gebracht wird dies mit dem Stichwort der ›Versprachlichung der Gesellschaft‹. Auch in der Wirtschaft wächst das Bewusstsein dafür, dass die Produktion von Waren und das Erbringen von Dienstleistungen mit vielfältigen kommunikativen Prozessen verbunden sind und dass der Anteil von Kommunikation im Rahmen wirtschaftlicher Leistungen immer größer wird. Kommunikation hat sich zu einer zentralen Produktivkraft entwickelt, und entsprechend wird Kommunikationsfähigkeit für Management und Mitarbeiter auf allen Ebenen zunehmend zur Schlüsselqualifikation. Die Sprachwissenschaft, zu deren Gegenstand die Analyse von Kommunikationsprozessen und die Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit gehört, hat lange Zeit die Wirtschafts- und Unternehmenskommunikation ignoriert und dieses Gebiet Psychologen, Betriebswirtschaftlern und Kommunikationstrainern überlassen. Erst mit der neuen Forschungsrichtung der Gesprächsanalyse, die Strukturen und Probleme von Gesprächen aus allen Bereichen der Gesellschaft untersucht, ist auch die Wirtschaft wieder ins Blickfeld der Sprachwissenschaft gerückt. Sehr schnell war dabei klar, dass man keine Aussagen über die Wirtschaftskommunikation machen kann (und dass es auch keine Fachsprache der Wirtschaft gibt) – dazu sind Wirtschaft und Unternehmen zu vielgestaltig –, sondern dass einzelne Gesprächsformen untersucht werden müssen, die unternehmensübergreifend vorkommen.