Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Der vorliegende Beitrag erkundet den Zusammenhang zwischen der Komplexität politischer Argumentationsprozesse und der Diversifikation der Semantik von Schlüsselwörtern, deren Bedeutung im Argumentationsprozess umkämpft und in zahlreichen Facetten entfaltet widAdegenstand der Untersuchung ist die Verwendung von „Ökologie" in den Schlichtungsgesprächen zum Bahnprojekt Stuttgart 21. Im Unterscheid zu bisher vorliegenden Analysen zu semantischen Kämpfen geht es weniger darum, wie ein Ausdruck von einer Partei im Gegensatz zu anderen semantisiert wird. Es wird vielmehr gezeigt, wie semantische Diversifizierung und Ambiguität von „Ökologie" im expertischen Argumentationsprozess entstehen und welche kommunikativen Effekte dies für die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung mit sich bringt. Es werden drei Praktiken identifiziert, mit denen die Interaktionsteilnehmer selbst auf semantische Diversifizierung und Ambiguität reagieren und versuchen, den Ausdruck eindeutig interpretierbar und die Quaestio entscheidbar zu machen: Strategieunterstellungen, Popularisierungen und Populismus. Die Interaktionsanalysen zeigen dabei, dass diese Praktiken selbst die Problematik, die sie lösen sollen, reproduzieren.
Konversationsanalyse: Elementare Interaktionsstrukturen am Beispiel der Bundespressekonferenz
(2014)
In diesem Beitrag soll versucht werden, den Begriff „gesprochenes Standarddeutsch“ (vgl. a. Schneider 2011) aus Sicht der interaktionalen Linguistik (IL, Selting/Couper- Kuhlen 2000) zu beleuchten. Dies mag überraschen, denn „Standardsprache“ ist ein Begriff, der in der IL keine Rolle spielt. So sehr „Standardsprache“ in der Soziolinguistik ein umstrittenes Thema ist (vgl. Bex 1999, Milroy/Milroy 2005, Ammon 2005, Hundt 2010), so wenig ist er es in der IL. Daher gibt es auch keinen etablierten Zugang, keine etablierte Definition o. ä. aus IL-Sicht. Die Frage wird daher zunächst sein, ob und warum es auch für die IL nützlich sein kann, sich mit der Frage zu befassen, und vielleicht sogar notwendig ist, zu einem Begriff von „gesprochener Standardsprache“ zu gelangen. Allerdings müssen wir vorausschicken, dass dieser Beitrag keineswegs eine ausgearbeitete Lösung anbieten wird. Wir werden einige konzeptbezogene und methodische Überlegungen entwickeln, wie man den Begriff „Standard“ aus IL-Sicht als „Gebrauchsstandard“ fassen und einem so verstandenen Standard auf die Spur kommen kann.
"Standard language" is a contested concept, ideologically, empirically and theoretically. This is particularly true for a language such as German, where the standardization of the spoken language was based on the written standard and was established with respect to a communicative situation, i.e. public speech on stage (Bühnenaussprache), which most speakers never come across. As a consequence, the norms of the oral standard exhibit many features which are infrequent in the everyday speech even of educated speakers. This paper discusses ways to arrive at a more realistic conception of (spoken) standard German, which will be termed "standard usage". It must be founded on empirical observations of speakers linguistic choices in everyday situations. Arguments in favor of a corpus-based notion of standard have to consider sociolinguistic, political, and didactic concerns. We report on the design of a large study of linguistic variation conducted at the Institute for the German Language (project "Variation in Spoken German", Variation des gesprochenen Deutsch) with the aim of arriving at a representative picture of "standard usage" in contemporary German. It systematically takes into account both diatopic variation covering the multi-national space in which German an official language, and diastratic variation in terms of varying degrees of formality. Results of the study of phonetic and morphosyntactic variation are discussed. At least for German, a corpus-based notion of "standard usage" inevitably includes some degree of pluralism concerning areal variation, and it needs to do justice to register-based variation as well.
Der vorliegende Beitrag soll nun diese Diskussion um Sinn, Unsinn und Definition der Kategorie "Satz" als Grundeinheit der gesprochenen Sprache nicht fortsetzen. Ich will vielmehr kurz darlegen, in welcher Weise ein traditioneller Satzbegriff m.E. für die Analyse gesprochener Sprache relevant ist, und wie er sich zu gesprächsanalytischen Kategorien wie "Turn" und "Turnkonstruktionseinheit" verhält. Dies geschieht aber nur als Voraussetzung, um sodann die traditionelle Fragerichtung umzukehren: Anstatt zu fragen, warum in Gesprächen oft nicht-sentenzielle Strukturen vorkommen, gehe ich vom Befund aus, dass ein großer Teil von Turns aus nicht-sentenziellen Strukturen besteht und frage umgekehrt, wieso in Gesprächen überhaupt Sätze (im Sinne der eingangs gegebenen klassischen Definition) verwendet werden. Den Schlüssel zur Antwort suche ich dabei in der temporalen Struktur der Äußerungsproduktion und der Position, die Sätze in Bezug auf diese einnehmen.
Der Beitrag diskutiert vor dem Hintergrund allgemeiner Eigenschaften von gesprochener Sprache in Interaktionen, inwiefern die Konstruktionsgrammatik (KxG) aus Sicht der Interaktionalen Linguistik (IL) eine geeignete Basis für eine Grammatik der gesprochenen Sprache abgeben kann. Affinitäten und Perspektivenunterschiede zwischen KxG und IL sowie Potenziale und Grenzen ihrer Integration werden aufgezeigt. Am Beispiel einer Untersuchung von dann und also als Inferenzindikatoren wird das konstruktionsgrammatische Zeichenverständnis problematisiert, und es werden einige generelle Überlegungen zum Stellenwert von Grammatik im Kontext einer Theorie der verbalen Interaktion formuliert.
In her overview, Margret Selting makes the case for the claim that dealing with authentic conversation necessarily lies at the heart of an interactionallinguistic approach to prosody (see Selting this volume, Section 3.3). However, collecting and transcribing corpora of authentic interaction is a time-consuming enterprise. This fact often severely restricts what the individual researcher is able to do in terms of analysis within the scope of his or her resources. Still, for dealing with many of the desiderata Margret Selting points out in Section 5 of her extensive overview, the use of larger corpora seems to be required. In this commenting paper, I want to argue that future progress in research on prosody in interaction will essentially rest on the availability and use of large public corpora. After reviewing arguments for and against the use of public corpora, I will discuss some upshots regarding corpus design and issues of transcription of public corpora.