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Das Deutsche gilt als prototypisches Beispiel für eine Sprache, die von einer plurizentrischen Sprachkultur getragen wird. Im Gegensatz zu monozentrischen Sprachen, bei denen ein zentraler Raum oder eine zentrale Institution das Muster bilden und bestimmen, was als sprachlicher Standard zu gelten hat, gilt es in plurizentrischen Sprachkulturen, einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen verschiedener kultureller Zentren zu finden. Das Deutsche, so wie wir es kennen, geht als ganzes auf einen solchen Ausgleich zurück. Er sollte zunächst die Verständlichkeit von Druckwerken sichern. Und noch heute schlagen sich solche Differenzen in den Eigenheiten der verschiedenen deutschsprachigen Staaten nieder. Das hat zur Folge, dass jetzt auch diskutiert wird, wie viel von der sichtbaren Variation auf historisch-politische Unterteilungen zurückgeht („plurinational“), und wie viel das Erbe der traditionellen Dialekträume darstellt („polyareal“).
Einleitung
(2009)
There has been a long tradition of discussing the advantages and disadvantages of using foreign words in the German language. In the first part of this paper, an historical example of this discussion will be presented. It shows that at the end of the 18th century a highly differentiated approach to this question had been developed. The type of functional reasoning applied there could also be useful for the present discussion about the influence of English on the German language. A functional interpretation of the use of indigenous and foreign words respectively in a language like German unavoidably leads to the conclusion that the use of elements of foreign origin is an integral part of what it means to be a modem European language. Of course languages differ in the wavs in which they technically deal with this fact. To document the fact that the integration of the European tradition o f mutual cultural and linguistic contact is a characteristic feature of European languages, and that different languages deal with this in technically different ways, the second part o f this article compares a German non-fictional text with its counterparts in seven other European languages.
Erst seit dem 19. Jahrhundert gewinnt die deutsche Hochsprache in ihrer gesprochenen Form in großen Kreisen der Bevölkerung an Bedeutung. Bis dahin spricht der Großteil der Bevölkerung eine jener regionalen Varietäten des Deutschen, die unter dem Eindruck der Ausbreitung der Hochsprache und von sogenannten Umgangssprachen eine Verschiebung ihrer Funktion mitmachen, als der Hochsprache gegenüberstehender Pol verstanden, so als ‘Dialekt’ wissenschaftlich beschrieben und ideologisch integriert werden. Spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verändert sich der Sprachgebrauch in eine Richtung, die eine solche dichotomische Einordnung als obsolet erscheinen lässt. In den letzten zwei Jahrzehnten beobachtet man eine beschleunigte weiträumige und tiefgreifende Annäherung an die Standardsprache auch beim Sprechen. Das hat Konsequenzen für die normativen Vorstellungen von solch einer Sprachform, für die das Bild vom plurizentrischen Charakter des Deutschen keine hinreichende Basis mehr abgibt. Eine andere Frage ist, wie sich diese Entwicklungen angemessen modellieren lassen und welche Rolle die Kategorie Regionalität dabei spielt.
Das rechte Maß : Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" als ein Beispiel zeitgemäßer Schriftlichkeit
(2006)
In dem vorliegenden Beitrag wird dargelegt, welche Mittel der Wortbildung und der Entlehnung im Deutschen genutzt werden, um den Anforderungen einer modernen Lebenswelt sprachlich gerecht zu werden. Dabei wird von den Wortschatzentwicklungen der 1990er Jahre ausgegangen, die in dem am Institut flir Deutsche Sprache erarbeiteten Neologismenwörterbuch dokumentiert sind. Es zeigt sich, dass die Veränderungen im Wortschatz an erster Stelle die Wortart Substantiv betreffen, dass aber auch bei Adjektiv und Verb Veränderungen festzustellen sind, die alle davon zeugen, dass das Deutsche mit Adaptation seiner gut aus gebauten Wortbildungsmittel auf den verstärkten Einfluss von Entlehnungen aus dem Englischen reagiert. Die traditionell vorhandenen Mittel zeigen im Hinblick darauf einen Grad an Flexibilität, der bei einer getrennten Betrachtung der Phänomene Entlehnung und Wortbildung nicht sichtbar wird.
Der Band präentiert das lnteraktionsgeschehen, das sich im Verlaufe eines Tages zwischen den Betreibern eines Vorstadtkiosks und einer Gruppe spezieller Kunden (Schwellenstehern) entfaltet. Es handelt sich um 10 überschaubare und abgeschlossene Szenen, die in der Chronologie ihres Entstehens präsentiert werden. Eine detaillierte Beschreibung führt den Leser zunächst in die Welt des Schauplatzes "Kiosk" ein, ehe die zentralen Akeure (die Kioskbetreiber und die Schwellensteher) vorgestellt werden. Deren jeweilige biographische Situation wird dabei ebenso berücksichtigt wie deren interaktive Beteiligungsweise und Motivation, am Schauplatzgeschehen teilzunehmen.
Die einzelnen Szenen werden mit einem rahmenden Beschreibungstext, der einen Überblick über das Szenengeschehen liefert, präsentiert. In detaillierten Legenden zu jeder Szene werden zudem Anspielungen erklärt, implizite Referenzen expliziert und unverständliche Begriffe erläutert. Die Präsentation jeder Szene wird mit einer Auflistung interaktiver Besonderheiten und einem Überblick über interessante Analyseaspekte abgeschlossen. Der Textband ist in erster Linie für die Ausbildung an Universitäten konzipiert. Er eignet sich besonders als Arbeitsinstrument für sprach- und kommunikationsbezogene Fragestellungen in Linguistik, Psychologie, Soziologie und Didaktik.
Kiseang Cheang: Semantik der Deixis : eine organismische Analyse sprachlicher Deixis [Rezension]
(1994)
This article examines the contrasts and commonalities between languages for specific purposes (LSP) and their popularizations on the one hand and the frequency patterns of LSP register features in English and German on the other. For this purpose corpora of expertexpert and expert-lay communication are annotated for part-of-speech and phrase structure information. On this basis, the frequencies of pre- and post-modifications in complex noun phrases are statistically investigated and compared for English and German. Moreover, using parallel and comparable corpora it is tested whether English-German translations obey the register norms of the target language or whether the LSP frequency patterns of the source language Ñshine throughì. The results provide an empirical insight into language contact phenomena involving specialized communication.
In diesem Beitrag soll untersucht werden, wie lokale und temporale Relationen ihren Ausdruck in den Partikelverben des Deutschen finden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf zwei Punkte: im ersten Teil der Arbeit wird versucht werden, das lokal-/direktionaldeiktische System des Deutschen, wie es sich auch in den entsprechenden Partikelverben niederschlägt, in seiner anthropozentrischen Fundierung darzustellen und auf dieser Grundlage die Verben, die e i n e bestimmte Raumdimension (vorne - hinten) betreffen, zu beschreiben. Im zweiten Teil wird dann eine Interpretation von Partikelverben, die sich auf "Bewegungen" in der Zeit beziehen, vorgeschlagen werden, die die in diesen Verben realisierten Zeitabläufe aus ihrer Darstellung in Analogie zu bestimmten räumlichen Verhältnissen erklärt.
Syntaktische Transposition und semantische Derivation. Die Adjektive auf -isch im heutigen Deutsch
(1982)
Von der Bedeutung der Mundarten : ein weiterer Entwurf zum Vorwort von Schmellers Mundartgrammatik
(1988)
Einleitung
(1986)
Das Thema dieser linguistischen Studie ist die Sprache der Russlanddeutschen, die nach dem Krieg in ihren Deportationsorten im Ural geblieben bzw. zu ihren Verwandten gezogen sind. In der Untersuchung werden einzelne morphosyntaktische Besonderheiten der russlanddeutschen Sprachvarietäten des Mittleren Ural in der Gegenüberstellung zum Hochdeutschen dokumentiert und analysiert. Bei der Beschreibung jedes einzelnen Phänomens wird sein "Entstehungscharakter" geklärt. Einer Reihe der betrachteten morphosyntaktischen Besonderheiten liegen dialektale, sprachgeschichtliche oder gesprochensprachliche Entwicklungstendenzen des Deutschen zu Grunde. Eine geringere Zahl der Phänomene ist ausschließlich durch den Einfluss des Russischen zu erklären. Die Mehrheit der untersuchten morphosyntaktischen Erscheinungen ist aber dialektal bedingt und wird zudem noch durch analoge Strukturen des Russischen in ihrem Gebrauch gefestigt. Anhand zahlreicher Korpusbelege wird gezeigt, wie zwei Sprachsysteme übereinstimmend auf die untersuchten Sprachvarietäten einwirken können.
The concept of functional stylistics developed in the sixties and early seventies by Elise Riesel is reconsidered and modified in view of the results of a corpus-linguistic investigation by Douglas Biber and Edward Finegan. Instead of Riesel’s five functional styles an inventory of seven styles is suggested which may be presented either in hierarchic or in scalar notation. Furthermore, a distinction is drawn between focal and peripheral areas in the internal structure of functional styles and text genres; latent conventional style models as a basis of text production and text reception are postulated. Finally, an attempt is made to integrate the distinction between spoken and written text into the model of functional styles.
Dieser Beitrag beleuchtet die Vor- und Nachteile korpusgestützter lexikografischer Methoden zur Ermittlung und Dokumentation sinnrelationaler Ausdrücke eines Stichwortes. Konkrete Beispiele aus der Praxis des elexiko-Wörterbuchs dienen der Veranschaulichung von Chancen als auch von konkreten Problemen, die die eingesetzten Methoden mit sich bringen. Für die Gewinnung potentieller Synonyme und Antonyme nutzt elexiko zwei unterschiedliche Verfahren, die mit verschiedenen Prämissen an ein Korpus als Datengrundlage herantreten (cf. Tognini-Bonelli 2001). Das korpusgesteuerte / korpusgeleitete Verfahren der Kollokationsanalyse und die zugrunde liegende Ermittlung von Ausdrücken mit verwandten Kollokationsprofi len (related profiles) (cf. Belica 2011) dienen der empirischen und statistischen Absicherung von sprachlichen Phänomenen. Sie erweisen sich aber als lückenhaft in Bezug auf einige Kontexte, in denen semantisch-konzeptuelle Beziehungen der Ähnlichkeit oder des Gegensatzes realisiert, aber nicht mit Korpustools erfasst werden. Mit der Anwendung der in elexiko komplementär genutzten korpusbasierten Vorgehensweise können diese Lücken teilweise gefüllt werden. Das Zusammenspiel beider Korpusansätze hat sich in der lexikografischen Praxis prinzipiell als vorteilhaft erwiesen, bringt jedoch auch Erkenntnisse zum Vorschein, die bisher weder linguistisch erfasst noch lexikografisch dokumentiert wurden und löst nicht, wie teilweise angenommen, das Problem inhaltlicher Inkonsistenzen (cf. Paradis/Willners 2007). Diese Aspekte werden anhand von konkreten Korpusbeispielen und Wörterbucheinträgen illustriert. Als Online-Wörterbuch profitiert elexiko von seinen schnellen Navigationsmöglichkeiten über Verlinkungen. Diese werden auch für sinnrelationale Partnerwörter wie Synonyme und Antonyme angelegt, um diverse Vernetzungsstrukturen nachvollziehbar zu machen. Die Arbeit mit einem Korpus kann bis zu einem gewissen Grad die Konsistenz der bidirektionalen Vernetzungen gewährleisten, sie aber nicht vollständig absichern. In diesem Beitrag wird auch die Frage beantwortet, inwieweit die erwähnten Korpusmethoden dazu beitragen, das gegenseitige Dokumentieren zwischen Synonym- oder Antonympaaren sicherzustellen. Anhand des für diese Zwecke entwickelten Tools vernetziko, einem Vernetzungsmanager, wird gezeigt, warum die Unterstützung zusätzlicher Software für eine konsistente Verlinkung zwischen paradigmatisch miteinander verbundenen Stichwörtern unerlässlich ist(Storjohann/Meyer 2012).