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Anglizismen im Internet
(2001)
Das Englische ist auf dem Vormarsch, es „ist die neue lingua franca unserer Zivilisation" schreibt Cebriän (1999, S. 190) in seinem Bericht ,im Netz - die hypnotisierte Gesellschaft' an den Club of Rome. Dabei gilt der zunehmende Gebrauch von Anglizismen nicht wenigen als Überfremdung der deutschen Sprache, als Gefährdung eines „gesunden Sprach- und Kulturpatriotismus", wie ihn der Verein zur Wahrung der deutschen Sprache für sich reklamiert. Einfallstor dieser ,Überflutung' sei im Besonderen der Bereich Computer und elektronische Kommunikation. Inwieweit Anglizismen in der elektronischen Kommunikation (im Internet) tatsächlich vorkommen, welchen Stellenwert sie haben, welchen Sprach- und Stilschichten sie zuzuordnen sind - dies ist Gegenstand des vorliegenden Beitrags. Hierfür nehme ich eine deskriptive Analyse vor von Web Sites, E-Mail-Kommunikation und Chat-Kommunikation.
Der Beitrag vertritt die These, daß grammatische Integration von Fremdwörtern zwar ständig stattfindet, daß sie aber nicht verstanden werden kann als eine einsinnige Bewegung auf das Kernsystem hin. Auch die Feststellung, das Kernsystem ändere sich unter dem Einfluß der Peripherie, reicht nicht aus. Vielmehr scheinen sich durch die Aufnahme großer Mengen fremder Wörter strukturelle Epizentren herauszubilden, die einerseits stabil sind, andererseits als fremd erkennbar bleiben. Thematisiert wird die Fremdwortintegration in Bezug auf die Wortstruktur, vor allem die phonologische und morphologische Struktur. Wie weit sie mit der syntaktischen Integration interagiert, kommt nur am Rande zur Sprache.
How Do Speakers Define the Meaning of Expressions? The Case of German x heißt y (“x means y”)
(2020)
To secure mutual understanding in interaction, speakers sometimes explain or negotiate expressions. Adopting a conversation analytic and interaction linguistic approach, I examine how participants explain which kinds of expressions in different sequential environments, using the format x heißt y (“x means y”). When speakers use it to clarify technical terms or foreign words that are unfamiliar to co-participants, they often provide a situationally anchored definition that however is rather context-free and therefore transferable to future situations. When they explain common (but indexical, ambiguous, polysemous, or problematic) expressions instead, speakers always design their explanation strongly connected to the local context, building on situational circumstances. I argue that x heißt y definitions in interaction do not meet the requirements of scientific or philosophical definitions but that this is irrelevant for the situational exigencies speakers face.
Der Beitrag untersucht auf der Grundlage eines zeichentheoretischen Ansatzes verschiedene Verfahren der Benennungsbildung in ihrem Zusammenwirken bei lexikalischen Innovationen. Erörtert werden die Interferenz zwischen natürlicher und künstlicher Benennungsbildung sowie die Interferenz zwischen Wortbildung und Bedeutungsbildung. Welche Interferenztypen auftreten und mit welchen Folgen für Struktur und Bedeutung der lexikalischen Innovation sie in der gegenwärtigen Wortschatzentwicklung wirksam sind, wird an Fallbeispielen illustriert.
Die lexikalischen Erscheinungen einer Sprache bieten sich dem Betrachter in einer schier unerschöpflichen Fülle und Mannigfaltigkeit dar. Sie zu beschreiben und zu erklären, ist eine lohnende Aufgabe einer Sprachwissenschaft, die ihr Ziel nicht in abstrakter Theoriebildung sieht, sondern die bereit ist, an solche Erscheinungen konkrete Fragen zu stellen. Sie will auf diese Weise herausfinden, welche sprachlichen und außersprachlichen Triebkräfte in einer Sprache wirksam sind und wie sich unter ihrem Einfluss das lexikalische Ausdruckspotential einer Sprache entfaltet, strukturell gliedert und tendenziell verändert. Solche Änderungen ereignen sich nicht über Nacht; sie kündigen sich vielmehr eher beiläufig an, treten dann deutlicher in den Gesichtskreis des aufmerksam gewordenen Beobachters und melden sich schließlich so massiv zu Wort, dass man von neuen Sprachgebrauchstendenzen sprechen kann, die in den verschiedenen Verwendungsweisen von Sprache mehr oder minder ausgeprägt nachweisbar sind.
Europäismen/Internationalismen im heutigen deutschen Wortschatz. Eine lexikographische Pilotstudie
(2001)
Nach einleitenden Bemerkungen zur Zielsetzung der Pilotstudie und zu Problemen einer wörterbuchgestützten Wortschatzuntersuchung, zumal im europäischen Vergleich, wird erstens anhand eines Vergleichs der Buchstaben H und T in aufeinanderfolgenden Ausgaben von Duden, Deutsches Universalwörterbuch und Gerhard Wahrig, Deutsches Wörterbuch von 1966 bis 1997 lexikographisch und lexikalisch Neues im heutigen deutschen Wortschatz ermittelt (1363 Wörter) und auf der Basis der etymologischen Angaben nach Wortbildungsarten und Herkunftssprachen klassifiziert. Zweitens wird Fremdes bzw. ausdrucksseitig erkennbar als direkt oder indirekt Entlehntes aussortiert (692 Wörter) und nach einzelnen Herkunftssprachen oder innerdeutschen Wortbildungsarten (Komposita, Konfigierungen, Prä- und Suffigierungen, Rückbildungen, Kürzungen, Konversionen und Blends) genauer kategorisiert: ins Deutsche entlehnt sind 434 Wörter, nichtentlehnt bzw. im Deutschen lehngebildet sind 258. Um „Europäismen" zu ermitteln, werden drittens in aktuellen Gebrauchswörterbüchern von sechs europäischen Kultursprachen - Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Schwedisch - formale Entsprechungen zu den neuen fremden deutschen Wörtern gesucht. Die Wörter, die in fünf, sechs oder sieben Sprachen einschließlich des Deutschen vorkommen (insgesamt 155), werden als Europäismen bestimmt, aufgelistet und auf ihre Entstehungsart genau untersucht: bei den 101 Entlehnungen ins Deutsche rangieren die gräkolateinischen (50) vor den englischen (35); bei den 54 Lehnwortbildungen im Deutschen, die mit sehr wenigen Ausnahmen auf gräkolateinischer Grundlage geprägt sind, rangieren die Suffigierungen (26) vor den konfixalen Komposita (9). Nach dieser Wörterbuchstudie machen entlehnte und lehngebildete Gräkolatinismen 63 %, Anglizismen ca. 26% der Europäismen - und Anglizismen insgesamt ca. 11 % des Neuen überhaupt - im heutigen deutschen Wortschatz aus:
eine Anglisierung des Deutschen als Sprachsystem lässt sich damit nicht belegen. Als Fragen an die wissenschaftliche Forschung formulierte Schlussbemerkungen und ein Verzeichnis der benutzten Literatur runden den Beitrag ab.
In der Vergangenheit hat es zahlreiche sowohl eher theoretische als auch mehr praktisch orientierte Versuche gegeben, Anglizismen oder lexikalische Entlehnungen generell im Rahmen von Typologien zu klassifizieren. Schon Bäcker (1975, S. 2) hat auf die Wechselwirkung dieser beiden Pole hingewiesen, indem sich nämlich jede Klassifizierung direkt auf die praktische Untersuchung auswirkt und dass Klassifizierungen ständig aufgrund praktischer Ergebnisse modifiziert werden können und müssen. Aus diesem Grund sollen vier verschiedene neue Anglizismen- bzw. Neologismenwörterbücher und ihre Handhabung von Anglizismen näher betrachtet werden. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf die Werbe- und die Jugendsprache und deren Umgang mit Anglizismen.
Der Beitrag erläutert die Grundideen und Potenziale einer konsequenten hypermedialen Informationsvernetzung im WWW. Dazu werden Verfahren der automatischen Hyperverknüpfung vorgestellt, die Rolle der Sprachtechnologie in diesem Zusammenhang diskutiert und die Bedeutung der XML-Standards für die Verwirklichung einer dichten Hypervernetzung erklärt.
Von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert sind Fremdwörter im Deutschen Gegenstand unterschiedlicher Diskurse:
- eines sprachstrukturellen Diskurses, in dem grammatische und lexikalische Fragen in Bezug auf Fremdwörter erörtert werden (Definition von Fremdwörtern; ihre Eingliederung in das System des Deutschen; ihre Funktion, Bezeichnungslücken zu schließen);
- eines sprachideologischen Diskurses, in dessen Kontext der Fremdwortpurismus in seiner kulturpatriotischen bis nationalistischen Begründung fallt (Reinheit als Sprachqualität; Behauptung der Gefahrdung sprachlicher und kultureller Identität durch das Fremde);
- eines sprachpädagogischen und sprachsoziologischen Diskurses, der auf die Korrelation von Bildung und Fremdwortbeherrschung abhebt und auf der Annahme einer Korrelation von sprachlichen mit kognitiven Fähigkeiten beruht (Fremdwörter als Träger neuer Ideen vs. Fremdwörter als Barrieren des Zugriffs auf Wissen);
- eines sprachpflegerischen Diskurses, der 1. Fragen der rhetorisch-stilistischen Gestaltung von Sprache durch Fremdwörter thematisiert und 2. das Problem einer kommunikativen Ethik aufgreift (Fremdwörter als Ausdruck von Pseudogelehrtheit oder oberflächlicher Modernität verhindern die Deckung von Wort und Sache und gefährden die Aufrichtigkeit des Gesprächs mit dem Anderen).
Der Beitrag will auf der Basis eines Corpus grammatischer, sprachtheoretischer, rhetorisch-stilistischer, sprachkritischer und anderer Schriften Aspekte des Konzepts des Fremdworts für die neuhochdeutsche Zeit skizzieren.