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Zu den folgenreichsten Erfindungen unseres Jahrhunderts gehört zweifellos das Fernsehen. Obwohl es heute auch in Industrie und Technik eine bedeutsame Rolle spielt, tut es seine größte Wirkung jedoch als Massenmedium, indem es jeden Tag die Aufmerksamkeit von Millionen und aber Millionen Menschen in aller Welt auf sich lenkt.
Dass eine so umwälzende Erfindung, mit der man täglich konfrontiert ist, ihre mannigfaltigsten Auswirkungen auf die Sprache hat, dürfte einleuchten. An dieser Stelle soll lediglich ein Teilkomplex betrachtet werden: Es geht um den Zuwachs, den unser Wortschatz allein durch die Wörter Fernsehen und Television auf dem Wege der Wortbildung in den letzten 30 bis 40 Jahren erfahren hat. Außerhalb der Betrachtung bleibt der Fachwortschatz. Nur das Wortgut, das dem Normalsprecher in Presse, Funk, Fernsehen und Gespräch täglich begegnen kann, wird untersucht.
Es gibt triftige theoretische und praktische Gründe — wir werden im Weiteren auf sie eingehen —, die Diskussion um die Funktion von Rechtschreibwörterbüchern und um ihre Gestaltung in Bezug auf das Deutsche zu führen. Das Erscheinen der „20., völlig neu bearbeitete[n] und erweiterte] Auflage“ der „Rechtschreibung der deutschen Sprache“ (Dudenverlag Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1991) ist der äußere Anlass, um diese Diskussion in der ZGL zu eröffnen.
Die Erfassungsfunktion der Schreibung und ihre Realisierung in der deutschen Gegenwartssprache
(1986)
Einen Markstein in der Geschichte der Bemühungen um die verbesserte Gestaltung der seit 1901 verbindlich geltenden deutschen Rechtschreibung stellen die unter der Bezeichnung „Stuttgarter Empfehlungen“ bekannt gewordenen „Empfehlungen zur Erneuerung der Rechtschreibung“ dar. Dieses vieldiskutierte Reformprogramm von 1954 war das Ergebnis intensiver Beratungen einer Arbeitsgemeinschaft von gleichberechtigt mitwirkenden Vertretern aller vier deutschsprachigen Staaten. Für die DDR hatte an seinem Zustandekommen - neben Akademiemitglied Wolfgang Steinitz, Ruth Klappenbach und Wolfgang Ebert - Akademiemitglied Theodor Frings aktiven Anteil.
Doch selbst bei diesem im ganzen ausgewogenen und von Realitätssinn geprägten Reformvorschlag ist - wie bei den meisten anderen vorher und später unterbreiteten Programmen - ein Mangel an theoretischer Grundlegung nicht zu übersehen.
Der Erforschung dieser Grundlagen wird in der germanistischen Sprachwissenschaft erst seit Beginn der siebziger Jahre stärkere Aufmerksamkeit gewidmet, und die DDR-Germanistik hat dazu im Rahmen der interinstitutionellen Forschungsgruppe Orthographie (Leitung: D. Nerius) einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet. Auf Positionen dieses Kollektivs, an deren Herausbildung der Autor mitbeteiligt war, bauen die folgenden Ausführungen auf.