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Oralität ist gegenüber Literalität historisch primär, und der Übergang hin zur Literalität ist sprach- wie kulturwissenschaftlich einschneidend. Unserdeutsch (Rabaul Creole German), eine erst knapp über 100 Jahre junge, originär ausschließlich mündlich verwendete Kreolsprache, befindet sich gegenwärtig an der Schwelle hin zur Verschriftung. Eine Sammlung von rund 180 spontan schriftlich produzierten Äußerungen dieser noch auf allen Ebenen unnormierten Sprache zeigt von den Unserdeutsch-SchreiberInnen intuitiv zugrunde gelegte Graphem-Phonem-Korrespondenzen. Die Schriftbelege lassen dabei Rückschlüsse zu auf graphematische Kontakteinflüsse sowie auf die mentale Repräsentation von Wörtern bei den SprecherInnen. Diese Erkenntnisse sind, neben ihrer sprachtheoretischen Relevanz, vor allem auch für die noch ausstehende Erarbeitung einer Orthographie von Unserdeutsch von Bedeutung.
Repeating the movements associated with activities such as drawing or sports typically leads to improvements in kinematic behavior: these movements become faster, smoother, and exhibit less variation. Likewise, practice has also been shown to lead to faster and smoother movement trajectories in speech articulation. However, little is known about its effect on articulatory variability. To address this, we investigate the extent to which repetition and predictability influence the articulation of the frequent German word “sie” [zi] (they). We find that articulatory variability is proportional to speaking rate and the duration of [zi], and that overall variability decreases as [zi] is repeated during the experiment. Lower variability is also observed as the conditional probability of [zi] increases, and the greatest reduction in variability occurs during the execution of the vocalic target of [i]. These results indicate that practice can produce observable differences in the articulation of even the most common gestures used in speech.
This article examines how the most frequent imperative forms of the verb to show in German (zeig mal) and Czech (ukaž) are deployed in object-centred sequences. Specifically, it focuses on smartphone-based showing activities as these were the main sequential environments of show imperatives in the datasets investigated. In both languages, the imperative form does not merely aim to elicit a responsive action from the smartphone holder (such as making the device available) but projects an individual course of action from the requester’s side in the form of an immediate visual inspection of the digital content. This inspection is carried out as part of a joint course of action, allowing the recipient to provide a more detailed response to a prior action. Therefore, this specific imperative form is proven to be cross-linguistically suited to technology-mediated inspection sequences.
Coronaparty, Jo-jo-Lockdown und Mask-have – Wortschatzerweiterung während des Corona-Stillstands
(2021)
Argumentative Stützungen von diskursiven Geltungsansprüchen spielen im Rahmen von Diskursanalysen zu gesellschaftlich verhandelten Themen, wie ökologische Nachhaltigkeit, eine wichtige Rolle. Im vorliegenden Beitrag, der einen zentralen Aspekt der großangelegten diachronen Studie von Schwegler (2018) fokussiert vorstellt, wird ein diskurslinguistischer Ansatz zur Erfassung von Argumentationen und Werteverständnissen dargelegt, der Argumentgruppen inhaltlich bzw. thematisch unterscheidet – d. h. nicht mikro- oder makroformal analysiert – und gleichzeitig mittels eines framesemantischen Ansatzes über eine Argumentationsanalyse auf mittlerer Abstraktionsebene hinausgeht. So kann auch für vermeintlich konsensuelle Bereiche aufgedeckt werden, wie Konflikte latent innerhalb zentraler argumentativer Begriffe liegen. Identifizierte Argumentgruppen, wie hier beispielhaft Gerechtigkeit, sind dabei nicht genuin diskursspezifisch, spezifisch sind vielmehr die Kombinationen der Werteverständnisse, d. h. die Arten von Gerechtigkeit, an die argumentativ appelliert wird. Im deutschsprachigen Nachhaltigkeitskontext sind dies u. a. Fairness, Gleichheit (bzgl. Umweltgerechtigkeit oder Verfahrensgerechtigkeit), globale Gleichberechtigung, kosmische Gerechtigkeit (Schicksal), Reziprozität/Tauschgerechtigkeit sowie Gewohnheitsrecht oder Utilitarismus, die in kontrastiver Verwendung Konfliktpotenzial bergen.
Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung gehören zu den drängenden globalen Zielen unserer Zeit. Als interdisziplinäres und vielschichtiges Thema ist Nachhaltigkeit auch für die angewandte Linguistik hochrelevant – sei es mit Blick auf die diskursive Debattenkultur, neue mediale Formen der Partizipation oder Formen der Wissenskommunikation, wie die international entstandene Nachhaltigkeitskommunikation in Wirtschaft und Politik.
In this paper, we present an overview of freely available web applications providing online access to spoken language corpora. We explore and discuss various solutions with which the corpus providers and corpus platform developers address the needs of researchers who are working with spoken language. The paper aims to contribute to the long-overdue exchange and discussion of methods and best practices in the design of online access to spoken language corpora.
Die Digitalisierung hat uns neue Möglichkeiten eröffnet, miteinander zu kommunizieren, Informationen zu verarbeiten, zu speichern und zu publizieren. Hat das auch unser Schreiben, unser Lesen, unsere Texte oder gar unser Bild von Sprache verändert? Und ist die Sprachwissenschaft heute noch dieselbe wie vor dreißig Jahren? Über diese Fragen sprach Monika Obrist, Leiterin des GfdS-Zweigs Bozen, mit Prof. Dr. Henning Lobin, dem Direktor des IDS Mannheim.