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In dem vorliegende Beitrag haben wir uns zum Anlass genommen, die Rolle der Architektur für Interaktion grundsätzlich zu überdenken und systematisch anzugehen. Daraus ist der folgende Sammelband entstanden. Der Beitrag ergänzt die im Beitrag von Hausendorf/Schmitt (i.d.Bd.) entwickelte Perspektive auf ‘Interaktionsarchitektur’ und ‘Sozialtopografie’ um eine textlinguistische Perspektive: Die für die Interaktionsarchitekturanalyse zentralen ‘interaktionsarchitektonischen Implikationen’ lassen sich in ihrer Charakteristik weiter bestimmen, wenn man sie vor dem Hintergrund der für die Textanalyse zentralen ‘Lesbarkeitshinweise’ als Benutzbarkeitshinweise profiliert.
This article describes an English Zulu learners’ dictionary that is part of a larger set of information tools, namely an online Zulu course, an e-dictionary of possessives (which was implemented earlier) accompanied by training software offering translation tasks on several levels, and an ontology of morphemic items categorizing and describing all parts of speech of Zulu. The underlying lexicographic database contains the usual type of lexicographic data, such as translation equivalents and their respective morphosyntactic data, but its entries have been extended with data related to the lessons of the online course in order to enable the learner to link both tools autonomously. The ‘outer matter’ is integrated into the website in the form of several texts on additional web pages (how-to-use, typical outputs, grammar tables, information on morphosyntactic rules, etc.). The dictionary comprises a modular system, where each module fulfils one of the necessary functions.
Linguistic Landscapes (LL) sind in der internationalen Soziolinguistik und verwandten Disziplinen in aller Munde. Seit Mitte der 2000er Jahre sind Studien, die sich als Teil dieses Ansatzes verstehen, wie Pilze aus dem Boden geschossen. Seit 2008 hat es in fast jährlichem Rhythmus gut besuchte Tagungen gegeben, die sich ausschließlich mit Linguistic Landscapes beschäftigen - sowohl mit Fallstudien aus aller Welt als auch mit theoretischen und methodologischen Fragen. Folgerichtig sind nicht nur eine Vielzahl von Einzelaufsätzen erschienen, es hat auch mehrere Sammelveröffentlichungen gegeben, und seit 2015 erscheint ein eigenes Journal unter dem Titel „Linguistic Landscapes“ (vgl. Gorter 2013 für einen Überblick über die Entwicklung des Ansatzes).
Obwohl auch Wissenschaftler, die im deutschsprachigen Raum tätig sind, sich in den letzten Jahren den Linguistic Landscapes gewidmet haben, hat die Methode in deutschsprachigen Publikationen jedoch bisher nur einen vergleichsweise geringen Stellenwert eingenommen. Dieser Beitrag möchte somit zum einen Grundlagenarbeit leisten, indem er die Idee der Linguistic Landscapes noch einmal vorstellt und seine Entwicklung der vergangenen Jahre nachzeichnet. Zum anderen soll im Kontext dieses Bandes der Nutzen des Ansatzes für die Analyse von Sprachen von Migrantengruppen diskutiert werden. Schließlich wird der Beitrag durch einige Bemerkungen dazu abgerundet, in welchem Maße die Untersuchung von LL einen Nutzwert haben kann, der über wissenschaftliche Kreise hinausgeht. Grundlage für diesen Beitrag sind internationale Veröffentlichungen der letzten Jahre, vor allem aber gehen Erfahrungen aus eigenen Studien mit ein, die wir seit 2007 mit unterschiedlichen Zielsetzungen im Baltikum und in Deutschland durchgeführt haben.
This paper discusses how the regional language of Latgalian in Latvia has benefitted from societal discourse on the antagonism between speakers of Latvian and Russian in Latvia. Triggered by the 2012 referendum on Russian as a possible second state language of Latvia, Latvian politics (exemplified by politicians' statements since 2012 as well as by 2014 election manifestoes) as well as society at large (displayed by e.g. increased attention in the educational sector and the media) have started to devote considerably more attention to the region of Latgale, including its cultural and linguistic heritage. The paper thereby argues that speakers of Latgalian have gained a noteworthy increase in voice, even though the future of the variety is still considered to be uncertain.
Die Rolle der antizipatorischen Verstehensdokumentation erweist sich in den Interviews aus dem Israelkorpus m. E. als besonders wichtig. Es wird von der Tatsache ausgegangen, dass es sich bei den Informanten um Personen mit besonders delikaten biographischen Hintergründen handele. Die Interviewerinnen müssen demzufolge mit der starken emotionalen Belastung rechnen, der die Interviewten während der Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte ausgesetzt sind. Ein sehr direkter Frage-Antwort-Stil könnte wegen dieser emotionalen Belastung als unangenehm empfunden werden. Der Einsatz von Verfahren antizipatorischer Verstehensdokumentation weist stattdessen m. E. eindeutig darauf hin, wie sich die Interviewerinnen offensichtlich um Empathie bemühen und im Sinne einer intersubjektiven Inreraktionskonstitution mit den Interviewten kooperieren. Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, wie solche Verfahren der antizipatorischen Verstehensdokumentation durch den systematischen Einsatz der Konnektoren und, also, dann realisiert werden können.
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenspiel von Raum und Interaktion und konzentriert sich auf die dynamischen Organisationsformen sozialer Handlungen unter Berücksichtigung verbaler und sichtbarer Ressourcen. Durch die Untersuchung eines spezifischen Settings – professionelle Interaktionen in einem Radiostudio – werden wir empirisch beschreiben und konzeptualisieren, wie ein gebauter bzw. stark architekturierter Raum im Rahmen institutioneller Praktiken genutzt und relevant gesetzt wird. So soll zu aktuellen Überlegungen zu Interaktionsraum und -architektur, zu Raum als Ressource sowie als materiellem Umfeld beigetragen werden. Unsere ethnomethodologische und konversationsanalytische Perspektive wird von aktuellen Debatten über den sogenannten spatial turn in der interaktionalen Forschung beeinflusst (Kap. 1.1). Auf Grundlage eines in einem Radiostudio erstellten Videokorpus (Kap. 1.2) wird zunächst die Verbindung zwischen einem architektonisch und technologisch komplexen Umfeld und dem interaktionalen Handeln der Teilnehmer skizziert (Kap. 2.1, Kap. 2.2). Es folgt die detaillierte Analyse eines Einzelfalls (Kap. 3), in dem die Radiomoderatoren einen Text für den nächsten Sendeabschnitt vorbereiten. Hier werden die räumlichen Charakteristika sichtbar, die bei der Arbeit nach und nach relevant gesetzt werden (Kap. 4).
Fragen der sprachlichen Praxis sind in der Sprachwissenschaft seit langem, in vielerlei Gestalt, in Bezug auf ganz unterschiedliche Kommunikationsbereiche und in einer bunten Vielfalt theoretischer Ansätze fest verankert. Im vorliegenden Beitrag diskutiere ich von einem handlungstheoretischen Standpunkt aus, der auch sprachhistorisch-evolutionäre und mediale Erweiterungen umfasst, Vorschläge zur Rolle des Praktiken-Begriffs bzw. (im weiteren Sinne) des Praktiken-Konzepts. Ich formuliere zunächst sieben mehr oder weniger kritische Thesen zu einem Ausschnitt der Praktiken-Literatur, den ich studiert habe, suche dabei auch nach Konsens und Dissens. In ausgewählten Fallbeispielen stelle ich dann Befunde zu Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation seit der Erfindung des Buchdrucks dar und frage dabei, ob handlungstheoretisch orientierte Beschreibungen durch die Anwendung des Praktiken-Begriffs gewonnen hätten. Das Resultat fällt eher skeptisch aus.
Der Beitrag diskutiert das Konzept sprachlicher Praktiken am Beispiel des Planens in kollaborativem beruflichem Schreiben. Gestützt auf eine Fallstudie aus großen Korpora natürlicher empirischer Daten, werden Praktiken herausgearbeitet, die flexibles Planen im dynamischen System der Textproduktion ermöglichen. Deutlich wird, dass die Praktiken wie auch die durch sie geprägten Schreibphasen skalieren, also ähnliche Muster bilden im Kleineren wie im Größeren. Ein solches Verständnis von Planen geht weit über den Planungsbegriff in bisherigen Modellen von Schreibprozessen hinaus. So erweist sich empirische Forschung am Arbeitsplatz als gewinnbringend auch für die theoretische Schärfung des Praktiken-Konzepts. Schreiben als Prozess der Herstellung schriftsprachlicher Äußerungen wurde früh aus sprachpsychologischem Blickwinkel erforscht und modelliert. Bedeutende Phasen und Praktiken des natürlichen Schreibens, außerhalb psychologischer Laborexperimente, sind durch die Dominanz dieser Forschungstradition lange außer Acht geblieben. Der vorliegende Beitrag entwickelt ein dynamisches und komplexes Konzept von Schreibphasen und den sie bestimmenden Praktiken beruflicher Textproduktion (Teil 1). Linguistisch basierte ethnografische Forschung (2) erschließt Schreiben jenseits des Labors als vielschichtiges Zusammenspiel situierter Praktiken im dynamischen System arbeitsteiliger Textproduktion (3). Ein Beispiel einer Analyse erklärt, wie Praktiken flexiblen Planens im Nachrichtenschreiben skalieren (4). Deutlich wird dabei der Sinn empirischer Analyse von Schreibphasen und -praktiken für Theorie und Praxis (5).
Der vorliegende Beitrag untersucht das Herstellen von Graffitis sowie diese selbst in einer praxistheoretischen Perspektive. Er stützt sich dabei exemplarisch auf Mannheimer Graffitis aus den Jahren 1998 bis 2014. Die Kultur des Szene-Graffiti markiert in ihren spezifischen Formen - den Artefakten und den (sprachlichen) Praktiken - einen eigenen kulturellen Bereich. Gezeigt wird, dass das Herstellen von Graffitis eine schriftsprachliche, auf Namen konzentrierte Praktik ist, dass aber die (Schrift-)Bildlichkeit im Vordergrund steht. Es wird einerseits die Ausführung der Praktik in ihren sozialen und körperlich-handwerklichen Aspekten dargestellt, andererseits werden Graffitis in ihren (schrift-) sprachlichen, graphostilistischen sowie bildlichen Eigenschaften beschrieben und dabei als Artefakte der Praktik perspektiviert. Diskutiert wird auch die Frage der Intentionalität der Praktik. Argumentiert wird, dass das Herstellen von Graf- fitis eine Praktik darstellt, deren Intentionalität wesentlich in der Reaktion auf einen „Aufforderungscharakter“ (Waldenfels 2000, S. 374) liegt, den die Praktik selbst miterzeugt.