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Ungeachtet der seit einem Jahrzehnt florierenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen der Lexikographie, für die dieses Symposium ein weiteres Zeugnis ist, sind Auskünfte und Berichte über konkrete Wörterbuchpläne noch immer selten. Dabei sind solcherart Informationen nicht nur von ganz natürlichem Interesse für alle praktisch oder/und theoretisch mit dem Gegenstand Wörterbuch Befassten, sondern es bietet sich auch - besonders, wenn sie auf Diskussionsforen wie diesem vorgestellt werden - die einzigartige Möglichkeit der Rückkopplung noch vor Beginn der eigentlichen Erarbeitung bzw. in deren Anfangsphase. Dadurch, daß die zurückkommenden kritischen Bemerkungen und sonstigen Anregungen in die abschließenden Überlegungen zum betreffenden Wörterbuchplan einbezogen werden, kann sich das frühzeitige Offenlegen des Planes vor einem kompetenten Publikum durchaus auch für das Projekt selbst als nützlich erweisen.
Mit diesem doppelten Ziel - Informationsvermittlung und entsprechendes Feedback - wollen wir im Folgenden skizzenhaft den Plan eines Wörterbuches vorstellen, das in den nächsten Jahren am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR erarbeitet werden wird. Dem Thema des Beitrages entsprechend werden drei Schwerpunkte gesetzt:
1. werden der Charakter und die spezifische Funktion des geplanten Wörterbuches Umrissen, 2. sollen die daraus erwachsenden Grundsätze seiner inhaltlichen Gestaltung und 3- schließlich solche der formal-lexikographischen Umsetzung erläutert werden; zur Illustration dienen Musterartikel zur Wortfamilie Disko (4.).
Obwohl die Getrennt- und Zusammenschreibung von Wörtern neben der Interpunktion, der Groß- und Kleinschreibung und der Schreibung der Laute (Phonem- Graphem-Beziehungen) zu den schwierigsten Teilgebieten der deutschen Orthographie gehört /1/, ist sie - im Unterschied zu den anderen Komplexen - erst seit Mitte der 70er Jahre stärker in die wissenschaftliche Erforschung der deutschen Orthographie durch die germanistische Linguistik einbezogen worden. Trotz detaillierter Regelung - im Leitfaden des Dudens /2/ sind der Getrennt- und Zusammenschreibung 53 Kennzahlen gewidmet — und hohen Lernaufwandes bestehen bei einem großen Teil der Schreibenden Unsicherheiten in der Handhabung. Wir möchten daher im Folgenden auf der Grundlage unserer im Rahmen der Forschungsgruppe „Orthographie“ der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock (Leitung: D. Nerius) durchgeführten Untersuchungen erstens den Gegenstandsbereich der Getrennt- und Zusammenschreibung, zweitens die Funktion der Getrennt- und Zusammenschreibung in der deutschen Gegenwartssprache skizzieren, drittens eine knappe Analyse der geltenden Regelung vornehmen und viertens einige ihrer Probleme erörtern.