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Inhalt
1. Vorbemerkungen
2. Arbeiten und Mitarbeiter der Abteilungen und Arbeitsstellen
3. Tagungen, Kolloquien und Vorträge externer Wissenschaftler am IDS
4. Lehraufträge und Vorträge von IDS-Mitarbeitern außerhalb des Instituts
5. Publikationen von IDS-Mitarbeitern
6. Kontakte des IDS zu anderen Institutionen, Studienaufenthalte und
Besuche in- und ausländischer Wissenschaftler am IDS, Praktika, Besuchergruppen
7. Gremien des Instituts fur deutsche Sprache
8. Besondere Nachrichten
9. Personalstärke, Anschrift, finanzielle Angaben
10. Veröffentlichungen im Jahre 1998
Die geplante Rechtschreibreform der deutschsprachigen Länder hat eine überaus heftige Diskussion in der Öffentlichkeit hervorgerufen. Befürworter und Kritiker äußern sich in so gut wie allen kommunikativen Kanälen. Die seit Jahren geführte Debatte hat an Schärfe zugenommen und vielfach die sachlichen Bahnen verlassen.
Das folgende Referat stützt sich auf die in den Printmedien geäußerten Ansichten und analysiert Berichte, Leserbriefe und Kommentare in ihrer Tendenz und ihrer Argumentationsstruktur. Dabei tritt zu Tage, daß in hohem Maße immer die gleichen Argumentationstopoi eingesetzt werden, allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. Aufs Ganze gesehen sind bei allem Engagement im einzelnen die Zeitungskommentare ausgewogener als vor allem die Leserbriefe, auch wenn die Argumentationsformen sehr ähnlich sind. Die Debatte um die Rechtschreibreform weist zunehmend Charakteristika der öffentlich-politischen Diskussion auf. Das Referat geht den Gründen dafür nach.
Empirische Untersuchungen zur alltäglichen Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sind so relevant wie rar. Neue Erkenntnisse verspricht ein DFG-Projekt im Rahmen einer interdisziplinären Forschergruppe, dessen Konzeption und erste Analysen im vorliegenden Beitrag skizziert werden. Die Nutzung des Computers, so die Prämisse, ist nicht nur eine Angelegenheit des einzelnen Anwenders und seiner Kommunikationspartner im Netz. In vielen Situationen werden Apparate und Programme erst auf der Grundlage des arbeitsbegleitenden Sprechens mit anderen strukturiert, eingesetzt, erlebt und bewertet, d. h. sprachlich angeeignet. Erste gesprächsanalytische Untersuchungen der in solchen Kontexten erhobenen Daten zeigen, dass die allgegenwärtigen „Bedienungsprobleme" nicht nur „instrumentell" bearbeitet werden, sondern auch nach „rituellen" Mustern alltäglicher psychosozialer Interaktionsrituale zur Bearbeitung von „Zwischenfallen" (Goffman). Die Ambivalenz dieser Art von Aneignung wirft die Frage auf, ob an der „Mensch-Maschine-Schnittstelle" aus linguistischer Sicht eine weitergehende Simulation zwischenmenschlicher Kommunikation zweckmäßig ist.
Die Sprachwissenschaft antwortet auf Fragen, die die Öffentlichkeit nicht hat. Diese Konstellation, die vermutlich für jede Wissenschaft gilt, ist der Schule aus dem Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern nicht unvertraut. Der Lehrer reagiert darauf damit, dass er die Schüler zu der Fragwürdigkeit von Tatbeständen und Meinungen hinzuführen versucht, bevor er im Unterricht mögliche Antworten entwickelt. Dieses Verhalten ist auf die Beziehung zwischen Sprachwissenschaft und Schule insoweit übertragbar, als die Sprachwissenschaft nicht nur selbstgenügsam als Wissende in sich selber ruhen darf, sondern künftigen Lehrern die Bedeutung ihrer Forschungen für ihren Beruf vermitteln muss. Das ist bisher oft nicht gelungen; Deutschlehrer interessieren sich weit mehr für Literatur als für Sprache. Es geht also nicht in erster Linie darum, die Fachinhalte für den Gebrauch von Lehrerstudenten aufzubereiten oder ihnen eine bestimmte Auswahl von sprachwissenschaftlichen Seminaren anzubieten, sondern darum, die Studenten für die deutsche Sprache zuerst einmal zu interessieren, vielleicht sogar zu begeistern. Das scheint möglich, wenn es gelingt, den Studenten die Erklärungskraft sprachwissenschaftlicher Theoriebildung für das Verständnis des alltäglichen mündlichen und schriftlichen Gebrauchs der deutsche Sprache vor Augen zu führen und ihnen so ein gegenüber ihrem vorwissenschaftlichen Verständnis neues Bild der deutschen Sprache – und erst dann ein Bild der germanistischen Linguistik – zu vermitteln.
Einzelsprachliche wissenschaftliche Grammatiken - nur von ihnen ist die Rede - haben eine ganze Reihe von Anwendungen außerhalb von universitärer Lehre und Forschung, die sich in ihrem Adressatenbezug niederschlagen sollten. Der folgende Beitrag möchte die Aufmerksamkeit auf solche Anwendungen richten, die das Verhältnis von Sprache, Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit betreffen. An einschlägigen Beispielen wird vorgeführt, welche Art von grammatischem Wissen für welche dieser Anwendungen von Interesse sein kann. Das Plädoyer für einen Rückgriff auf grammatisches Wissen ist auch ein Plädoyer für eine bestimmte Art von Grammatik, wir nennen sie die 'funktionale'. Wir schreiben an ihr, indem wir Lösungen für außerhalb der Grammatikforschung auftretende Probleme anbieten.
Der Vortrag geht der Frage nach, wie Grammatiken (und Wörterbücher) des Deutschen in den gesellschaftlichen Kontext der Zeit eingelassen sind. Drei Stationen auf dem Weg in die linguistische Moderne werden aufgezeigt: die kritische Sprachlehre Adelungs, die historische Grammatik Jacob Grimms und die prinzipiengeleitete Sprachwissenschaft Hermann Pauls.Abschließend wird der Zusammenhang von Werk und Person thematisiert. Wissenschaftsgeschichte muß diesen Zusammenhang herausarbeiten und das sprachpolitische und sprachkritische Konzept, das hinter dem Werk steht, bloßlegen.
Aus der linguistischen Gesprächs- und Diskursanalyse heraus hat sich in den letzten 10 Jahren eine Angewandte Diskursforschung entwickelt, die das sprachlichkommunikative Handeln in unterschiedlichen gesellschaftlichen Praxisfeldern und Institutionen empirisch untersucht und dabei ausdrücklich auf die Anwendung ihrer Ergebnisse in dieser Praxis abzielt. In dem Beitrag zeigen wir, welche Fragestellungen und Ziele diese Forschungsrichtung verfolgt (Kap. 2), und benennen exemplarisch einige anwendungsrelevante inhaltliche Ergebnisse zu den Bereichen Schule, Medizin und Wirtschaft (Kap. 3). Anschließend stellen wir methodische Überlegungen für die Angewandte Diskursforschung dar und formulieren Prinzipien der Komplexität, der Problemorientierung, der Aktantenorientierung und der normativen Orientierung (Kap. 4). Wie solche Ergebnisse für die Aus- und Fortbildung didaktisch aufbereitet und in die Praxis rückvermittelt werden können und welche Perspektiven wir für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen Linguistik und Praxis sehen, diskutieren wir am Schluss des Beitrags (Kap. 5 und 6).