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Historische Werkzeugnisse. Reflexive Medienpraktiken in Kriegsgefangenenakten des Zweiten Weltkriegs
(2023)
Im US-Kriegsgefangenenlager Fort Hunt wurden während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten verhört und abgehört, was in Protokollen dokumentiert wurde. Die praxeologische Herausforderung besteht darin, Praktiken anhand dieses Materials adäquat zu analysieren. Dass wir Spuren in Archivdaten verstehen, ist in ihrer Semiotizität begründet. Dass sie die sie hervorbringenden Situationen überdauern, verdanken wir ihrer Medialität. In einer semiopraxeologischen Analyse, die diese beiden Grundkonstanten zeichenvermittelter Kommunikation in Beziehung zueinander setzt, wird erörtert, wie Praktiken sich aus ihren Spuren erschließen. Es wird gezeigt, wie sich an Dokumenten indexikalische und reflexive Verweise auf die heterogenen, praktischen Verwendungszusammenhänge über die Zeit manifestieren. Entsprechend sind Archivdokumente als historische Werkzeugnisse aufzufassen, die einerseits Vergangenes belegen und die andererseits praktisch gehandhabt werden, was wiederum neue Praxisindizes erzeugt und als Spuren am Material hinterlässt. Die Analyse zeigt, inwiefern Wissen nicht trotz, sondern aufgrund seiner semiotischen und materialen Manifestationen in (Archiv-)Dokumenten vorläufig ist und sich als Gegenstand weiterer Praktiken immer wieder verändern kann.
Das vorliegende Themenheft bündelt theoretische, methodologische und empirische Debatten an der Schnittstelle von Zeichen, Zeichensystem, Zeichenmodalität/-materialität und Medium und möchte sie weiterführen. Die Beiträge befassen sich mit Fragen der begrifflichen und empirischen Grenzziehung zwischen Zeichen und Medien und liefern so Impulse für die Erforschung des Wechselspiels der Gegenstandsbereiche Zeichenhaftigkeit, Medialität und Materialität als Manifestation multimodaler Kommunikation. Ziel des Heftes ist es, die theoretischen und empirischen Diskussionen um Multimodalität und Medialität stärker aufeinander zu beziehen.
In the present article we argue that all communication is medial in the sense that every human sign-based interaction is shaped by medial aspects from the outset. We propose a dynamic, semiotic concept of media that focuses on the process-related aspect of mediality, and we test the applicability of this concept using as an example the second presidential debate between Clinton and Trump in 2016. The analysis shows in detail how the sign processing during the debate is continuously shaped by structural aspects of television and specific traits of political communication in television. This includes how the camerawork creates meaning and how the protagonists both use the affordances of this special mediality. Therefore, it is not adequate in our view to separate the technical aspects of the medium, the ‘hardware’, from the processual aspects and the structural conditions of communication. While some aspects of the interaction are directly constituted by the medium, others are more indirectly shaped and influenced by it, especially by its institutional dimension – we understand them as second-order media effects. The whole medial procedure with its specific mediality is a necessary, but not a sufficient condition of meaning-making. We distinguish the medial procedure from the semiotic modes employed, the language games played and the competence of the players involved.
Eine Vielzahl von Sprachtheorien folgt einem Zwei-Welten-Modell der Sprachlichkeit, welches zwischen der Sprache als System und Regelstruktur und dem Sprechen als Aktualisierung dieser Struktur unterscheidet. Eine Implikation dieses Modells ist es, die Medien als ein bloßes Realisierungsphänomen zu behandeln. Eine Revision dieses Ansatzes im Anschluss an methodologische Überlegungen bei Wittgenstein und Luhmann wird unternommen. Was Medien sind und was sie leisten, wird dabei in eine kulturtechnische Perspektive gerückt: Mit den Kulturtechniken der Gutenberg-Ära, dem Schreiben, Lesen und Rechnen, erzeugen und operationalisieren
wir symbolische Welten, die uns neue Spielräume der Kognition und der Kommunikation eröffnen. Diese Kulturtechniken beruhen auf der Dispensierung von Kommunikation und Interaktion. Ist mit der medialen Nutzung des Computers eine neue Kulturtechnik im Entstehen? Welche Rolle spielt hierbei das Schlagwort der Interaktivität? Am Beispiel der eine Depersonalisierung bewirkenden telematischen Kommunikation werden Reichweite und Grenze der computererzeugten
Interaktivität ausgelotet.
Der Beitrag stellt ein Plädoyer für die Notwendigkeit dar, das Problem der Sprachmedialität in den Diskurs der Medientheorie mit einzubeziehen. Es wird die These vertreten, dass ein angemessenes Verständnis des Medialitätsproblems ohne eine Analyse des präliteralen bzw. nonliteralen menschlichen Sprach- und Zeichenvermögens nicht geleistet werden kann, weil die Geschichte der Medialität nicht erst mit der Geschichte der „Technologisierung des Wortes" (W. Ong), d.h. mit der Schriftgeschichte, beginnt. Diese These wird vor dem Hintergrund einer konvergenten Entwicklung in der Medien- und Sprachtheorie profiliert: Der Sprachvergessenheit des Mediendiskurses entspricht eine Medialitätsvergessenheit der (kognitivistischen) Sprachtheorie. Der Beitrag endet mit der Skizze zu einer Medialitätstheorie der Sprache, die als „Spurtheorie des Geistes" entworfen wird.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Perspektive auf den Gegenstand der Sprachwissenschaft immer wieder verändert, vor allem gegen überkommene Reduktionismen erweitert. Hier soll auf Entwicklungen im Zusammenhang mit der Herausbildung einer „Medienlinguistik“ eingegangen werden, die (allgemeiner) die Medialität von Sprache behandelt, auch im Zusammenspiel mit anderen Zeichenarten, (spezieller) die Rolle von Sprache in (technischen) Medien. Von den sehr zahlreichen Varianten der Kombination von Modalitäten und Kodalitäten sollen hier zwei sehr unterschiedliche Schwerpunkte betrachtet werden: Visualität von Sprache, in und von Texten, und sekundäre Audiovisualität.
Nachdem sich verschiedene linguistische Teildisziplinen in den vergangenen Jahren der Medialität, Materialität und ‚Multimodalität‘ von Kommunikation zugewandt haben, hat zuletzt auch die typografische Gestaltung von Texten als spezifischer Aspekt dieses Komplexes verstärkte Aufmerksamkeit im Fach gefunden. Das Thema wurde, mit entsprechend unterschiedlichen Erkenntnisinteressen, in mehreren Fachbereichen (z.B. in der Text- und Graphostilistik, der Sozialsemiotik, der Werbesprachforschung, der Schriftlinguistik, der Verständlichkeitsforschung, der Metalexikographie und der Historischen Linguistik) aufgegriffen, darüber hinaus wird es mittlerweile auch in Nachbardisziplinen wie der Literatur- und Editionswissenschaft verstärkt diskutiert. Dabei wurde gezeigt, dass paraskripturale Phänomene in mehrfacher Hinsicht (etwa als Aufmerksamkeits- und Lesesteuerungssignal, als Emblem oder als Kontextualisierungshinweis) kommunikativ relevant werden können.
Der Beitrag gibt erstens einen Einblick in dieses heterogene Feld linguistischer Forschung und versucht, die kommunikative Relevanz skripturaler Sichtbarkeit und damit auch die Relevanz des Gegenstandsbereichs für das Fach zu begründen. Zweitens diskutiert er mit Blick auf das Rahmenthema des vorliegenden Bandes die Frage, inwiefern sich (Inter-)Medialität und Visualität gegenseitig bedingen. Dabei soll weniger die kaum zu bestreitende These im Mittelpunkt stehen, dass sich die Medialität des Kommunikats in deren visueller Gestaltung niederschlägt (bzw. den Gestaltungsrahmen vorgibt), sondern es soll umgekehrt vor allem danach gefragt werden, ob und inwiefern Medialität durch (typo-)grafische Variation mitkonstruiert wird, inwiefern die Medialität also selbst das Produkt sozial verankerter kommunikativer Praktiken wie der Textgestaltung ist.
Medialität und Sozialität sind grundlegende Kategorien einer medienlinguistischen Perspektive auf Sprache und Kommunikation und sollen im Folgenden die Ausgangspunkte einer Auseinandersetzung mit der Operativität digitaler Schriftzeichen bilden. Nach einer kurzen Einleitung wird dazu der Operativitätsbegriff erläutert und dieser dann anhand eines Postings im Microblog Twitter exemplifiziert.