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Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien als Konstituenten von Nominalgruppen werden in den Grammatiken des Deutschen und des Italienischen verallgemeinernd unter die Attribute zum Nomen gerechnet. Weithin gelten sie unter diesen sogar als prototypisch. Der vorliegende Aufsatz untersucht ihr Flexionsverhalten, ihre Linearstellung, ihre Bedeutungsbeiträge, ihren Konstituentenstatus und ihre informationeile Kennzeichnung. Er führt zu dem Ergebnis, dass die terminologische Tradition in beiden Sprachen grammatische Unterschiede verdeckt, die mehr Aufmerksamkeit verdienen würden. Die Funktionen von Adjektiven in der Nominalgruppe sind faktisch viel weniger einheitlich, als der Attributbegriff insinuiert. Unterschiede sollten in der Beschreibung differenzierter herausgearbeitet werden. Ihre kontrastive Untersuchung ist nicht nur für Grammatiker von Interesse, sondern auch fiir Lehrende des Deutschen und des Italienischen als Fremdsprache sowie der Übersetzung zwischen beiden Sprachen. Sie kann Schwierigkeiten, die im Sprach- und Übersetzungsstudium bekannt sind, systematisieren und erklären und ihre didaktische Bearbeitung erleichtern.
Besser als gedacht
(2021)
Das grammatische Wissen von Lehramtsstudierenden ist besser als gedacht. Im Basisartikel (s. Döring/Elsner in diesem Band) wird darauf verwiesen, dass Studien zeigten, dass bei Studierenden zu Studienbeginn das grammatische Wissen nicht in dem gewünschten Maße vorhanden ist und dass auch die universitäre Lehre keinen Ausgleich dieser Defizite bewirken muss. Dennoch bleibt die Frage, ob das, was in den Studien gemessen wird, nicht eher dem terminologischen Wissen entspricht, was bei Studienbeginn nicht vorhanden sein muss, weil der Grammatikunterricht viel zu lang zurückliegt und im Studienverlauf genau diese Termini entweder keine Rolle spielen oder kritisch diskutiert werden, sodass die Fragen auch nicht mehr so einfach beantwortet werden können. Hinter diesen Studien steckt doch letztlich die Frage, welcher Wissensbestand und welcher Wissenszuwachs gemessen werden soll und ob die verwendeten Methoden das geeignete Mittel darstellen. Daher möchten wir in diesem Kommentar aufzeigen, in welcher Weise unserer Meinung nach Lehramtsstudierende solide grammatische Kenntnisse aufweisen (können), in welcher Hinsicht epistemische Überzeugungen von Lehrenden einen Einfluss haben können und welche Aspekte in der unversitären Lehre (im Bereich der Grammatik) zusätzlich berücksichtigt werden sollten, um einen nachhaltigeren Lernerfolg zu ermöglichen. Dies ist durchaus als optimistischer Beitrag zu verstehen, insofern als sich die universitäre Hochschullehre für Lehramtsstudierende im Bereich der Grammatik im positiven Sinne auf den Weg gemacht hat.
Dieser Beitrag präsentiert die neue multilinguale Ressource CoMParS (Collection of Multilingual Parallel Sequences). CoMParS versteht sich als eine funktional-semantisch orientierte Datenbank von Parallelsequenzen des Deutschen und anderer europäischer Sprachen, in der alle Daten neben den sprachspezifischen und universellen (im Sinne von Universal Dependencies) morphosyntaktischen Annotationen auch nach sprachübergreifenden funktional-semantischen Informationen auf der neudefinierten Annotationsebene Functional Domains annotiert und auf mehreren Ebenen (auch ebenenübergreifend) miteinander verlinkt sind. CoMParS wird in TEI P5 XML kodiert und sowohl als monolinguale wie auch als multilinguale Sprachressource modelliert.
Our paper examines how bodily behavior contributes to the local meaning of OKAY. We explore the interplay between OKAY as response to informings and narratives and accompanying multimodal resources in German multi-party interaction. Based on informal and institutional conversations, we describe three different uses of OKAY with falling intonation and the recurrent multimodal patterns that are associated with them and that can be characterized as ‘multimodal gestalts’. We show that: 1. OKAY as a claim to sufficient understanding is typically accompanied by upward nodding; 2. OKAY after change-of-state tokens exhibits a recurrent pattern of up- and downward nodding with distinctive timing; and 3. OKAY closing larger activities is associated with gaze-aversion from the prior speaker.
Corona- und andere Partys
(2021)
cOWIDplus Analyse ist eine kontinuierlich aktualisierte Ressource zu der Frage, ob und wie stark sich der Wortschatz ausgewählter deutscher Online-Pressemeldungen während der Corona-Pandemie systematisch einschränkt und ob bzw. wann sich das Vokabular nach der Krise wieder ausweitet. In diesem Artikel erläutern die Autor*innen die hinter der Ressource stehende Forschungsfrage, die zugrunde gelegten Daten, die Methode sowie die bisherigen Ergebnisse.
Das 1901er-Regelwerk wird in einem direkten Vergleich mit dem geltenden amtlichen Regelwerk gemeinhin als defizitär eingestuft. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme eines Primats des Regelteils. Der vorliegende Beitrag setzt hieran an und bestimmt auf der Basis der Festlegungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung Funktion und Verhältnis von Regelteil und Wörterverzeichnis des ersten gesamtdeutschen Regelwerks in seinem historischen Entstehungskontext. Dabei zeigt sich, dass das Regelwerk von 1901 einen anderen Weg in der Kodifikation beschreitet; während im Regelteil Regularitäten aufgezeigt und Kriterien zur Schreibungsfindung an die Hand gegeben werden, erfolgt die Kodifikation rechtschreibschwieriger Fälle über das Wörterverzeichnis.
Grammis ist eine Online-Plattform des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache, die Forschungsergebnisse, Erklärungen und Hintergrundwissen zur deutschen Grammatik präsentiert. Das Angebot zielt einerseits auf linguistische Laien, die sich für grammatische Phänomene interessieren; andererseits auf die Fachöffentlichkeit, indem es aktuelle wissenschaftliche Meilensteine des IDS dokumentiert. Für beide Nutzungsgruppen werden im Beitrag exemplarische Inhalte vorgestellt. Weiterhin sollen erste Ergebnisse einer explorativen Nutzungsstudie sowie jüngere technische Neuerungen vorgestellt werden.
Die geltende amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung geht auf einen Kompromiss aus dem Jahre 2006 zurück, der im Bereich der Kommasetzung bei Infinitivgruppen einen neuerlichen Paradigmenwechsel bedeutete: Während für die Vorreformregelung das Konzept des sog. erweiterten Infinitivs konstituierend war und die Reformregelung sich wesentlich auf schreibstilistische Kriterien gründete, bilden die Basis der aktuellen Regelung grammatisch beschreibbare Fallgruppen. Dieser Umstand schon allein, mehr aber der zentrale Auftrag einer Beobachtung des Schreibgebrauchs durch den Rat für deutsche Retschreibung waren der Rahmen für die vorliegende Pilotstudie, in der das freie Schreiben Grundlage einer differenzierten Analyse des Kommagebrauchs bei Infinitivgruppen ist.
Der vorliegende Beitrag skizziert in einem ersten Abschnitt Gegenstandsbereich und kodifizierte Regelung, bevor er im Weiteren das Studiendesign und die Ergebnisse vorstellt. Die Ergebnisse werden nach Fallgruppen sowie im Hinblick auf übergreifende Tendenzen und Beobachtungen besprochen. Sie sind Ausgangspunkt der im Ausblick formulierten Thesen.
Das ZDL-Regionalkorpus umfasst Zeitungsartikel aus Lokal- und Regionalressorts deutschsprachiger Tageszeitungen. Es dient als empirische Grundlage für die lexikografische Beschreibung der diatopischen Variation im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS). Darüber hinaus steht es allen angemeldeten Nutzern der DWDS-Korpusplattform für die Recherche zur Verfügung. Die Abfrage kann auf bestimmte diatopische Areale oder diachrone Zeiträume beschränkt werden. Die Verteilung der Treffer über Areale und Zeiträume lässt sich in verschiedener Form darstellen; dabei werden neben absoluten Trefferzahlen auch normalisierte PPM-Werte ausgegeben.
In this chapter, we overview the specificity of comparisons made within the perspective of Conversation Analysis (CA), and we position them in relation to other fields. We introduce the analytical mentality, methodology, and procedures of CA, and we show how we used it for the analysis of OKAY in this volume.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das Inventar der Ausdrücke, die zur Kategorie der Determinierer gezählt werden bzw. zumindest als Kandidaten für diese Kategorie gehandelt werden. Es untersucht ihre grammatischen Eigenschaften und überprüft ihren Determiniererstatus anhand einschlägiger morpho-syntaktischer Kriterien.
Der Beitrag behandelt das Thema Deutsch in Europa aus der Perspektive der internationalen Germanistik und ihrer Nachhaltigkeit. Ausgehend von der Geschichte des Fachs in Europa wird die Germanistik als ein „Ökosystem“ präsentiert, d. h. als ein dynamischer Komplex bildungsspezifischer Elemente,welcher auch heute – im Zeitalter von Big Data und Real-Time Artificial Intelligence – über die DaF-Vermittlung und die Lehrerausbildung hinaus eine insgesamt wichtige soziale Funktion ausüben kann. Welche Rolle das IDS dabei spielen könnte, wird im Schlussteil skizziert.
Der Beitrag geht der Frage nach, welche Akteure die Stellung des Deutschen im heutigen Europa beeinflussen (können). Als Grundlage für die Untersuchung wird die Sprachmanagementtheorie gewählt, die sich mit dem Verhalten verschiedener Akteure gegenüber der Sprache beschäftigt. Diese metasprachlichen Aktivitäten definieren das Schlüsselkonzept Sprachmanagement. Auseinandergehende sprachenpolitische Interessen und Konflikte werden in Abhängigkeit von der Macht des jeweiligen Akteurs gelöst. Es werden konkrete Beispiele analysiert, die sich auf der EU Ebene, der Ebene eines EU-Mitgliedsstaates wie auch in Regionen abspielen.
Im Beitrag werden drei sprachwissenschaftliche Zugänge zu Diagnosen vorgestellt: In der Gesprächsanalyse wird die Diagnoseherstellung in der mündlichen Arzt-Patienten-Interaktion beleuchtet. Diagnosen entstehen kollaborativ,indem Gesprächsphasen durchlaufen und charakteristische Handlungen in bestimmten Äußerungsformaten vollzogen werden. Im Blickpunkt der Text- und Kommunikationsgeschichte steht hingegen das schriftsprachliche Handeln. Das Herstellen einer Diagnose erfordert hier die nachträgliche Bearbeitung vorgängiger mündlicher Interaktionen gemäß einer etablierten Textsorte: dem Erhebungsbogen. Von diesen Formen der Diagnoseherstellung unterscheidet sich, wie ein diskurslinguistischer Zugriff zeigt, die massenmediale Faktizitätsherstellung in Diskursen wie dem Impfdiskurs, die auch für ein medizinisches Laienpublikum relevant sind. Mit dem Beitrag soll nicht nur deutlich gemacht werden, in welchengem Zusammenhang mündliche Interaktion und schriftliche Fixierung stehen, sondern auch betont werden, dass das massenmedial vermittelte medizinische Lai*innen in relative Expert*innen verwandeln kann.
This chapter discusses functions of the German language in the Linguistic Landscape (LL) of the Baltic states, with a focus on the Latvian capital Riga. For this end, it applies the "Spot German" approach (cf. Heimrath 2017) in the context of debates on the international role of German (cf. Ammon 2015). It argues that German is an "additional language of society" (cf. Marten 2017b), i.e. it is not a dominant language in the Baltics but can regularly be found in a variety of functions. These relate both to the historical role of German in the region (including its contemporary commodification) and to current relations between the Baltics and the German-speaking countries. These include tourism, business, or educational and political institutions, but also point to, e.g., discourses on the quality assigned to products from the German-speaking region. In this sense, the Baltic states are part of what may, in accordance with Kachru's (1985) 3-circle-model for English, be labelled as "extended circle" of German. At the same time, the chapter discusses how conclusions from Linguistic Landscape research can be used for understanding marketing both in and for the German language: On the one hand, German carries the potential of persuading customers to opt for a certain product. On the other hand, the abundance of situations where German can be "spotted" suggests that the LL may successfully be used for language-marketing purposes, as exemplified by a brochure and a poster created by the DAAD Information Centre for the Baltic states in Riga.
Digital humanities research under United States and European copyright laws. Evolving frameworks
(2021)
This chapter summarizes the current state of copyright laws in the United States and European Union that most affect Digital Humanities research, namely the fair use doctrine in the US and research exceptions in Europe, including the Directive on Copyright in the Digital Single Market, which has been finally adopted in 2019. This summary begins with a description of recent copyright advances most relevant to DH research, and finishes with an analysis of a significant remaining legal hurdle which DH researchers face: how do fair use and research exceptions deal with the critical issue of circumventing technological protection measures (TPM, a.k.a. DRM). Our discussion of the lawful means of obtaining TPM-protected material may contribute to both current DH research and planning decisions and inform future stakeholders and lawmakers of the need to allow TPM circumvention for academic research.
Digital research infrastructures can be divided into four categories: large equipment, IT infrastructure, social infrastructure, and information infrastructure. Modern research institutions often employ both IT infrastructure and information infrastructure, such as databases or large-scale research data. In addition, information infrastructure depends to some extent on IT infrastructure. In this paper, we discuss the IT, information, and legal infrastructure issues that research institutions face.
Der Beitrag beschreibt die Entwicklung und Anwendung des TEI-basierten ISO-Standards ISO 24624:2016 Transcription of spoken language, der seit einigen Jahren für gesprochensprachliche Forschungsdaten aus unterschiedlichen Kontexten eingesetzt wird. Ein standardisiertes Dateiformat ermöglicht Interoperabilität zwischen verschiedenen Werkzeugen und weiteren Angeboten von Datenzentren und Infrastrukturen. Durch die methodologisch fundierte Abwägung zwischen Standardisierung und Flexibilität kann der ISO/TEI-Standard zudem Forschungsdaten aus verschiedenen Forschungskontexten abbilden, und so interdisziplinäre Vorhaben erleichtern. Der Beitrag stellt einige Anwendungsbereiche aus dem Lebenszyklus gesprochensprachlicher Forschungsdaten vor, in denen auf dem ISO/TEI-Standard basierenden Erweiterungen existierender Softwarelösungen erfolgreich umgesetzt werden konnten, und zeigt weitere Beispiele für die zunehmende Verbreitung des Formats.
Early New High German N+N compounds are notoriously difficult to identify. This is mostly due to formally similar or identical pronominal genitive constructions. Furthermore, what looks like a noun at first glance might sometimes be an affixoid, an adjective or a verb stem. The precise identification of compounds is not only relevant for researchers concerned with word-formation. It has consequences for corpus lemmatisation, lexicography and our understanding of the noun phrase, to name just a few areas. Compound identification has been tackled before (mostly by Pavlov [1983] and NITTA [1987]), but modern corpus linguistics allows for a better assessment of all factors involved. This paper reevaluates and outlines strategies to identify Early New High German compounds, aiming to serve as an easily adaptable guideline for future research.
Einleitung
(2021)
Mit dem zweiten Band werden vier neue „Bausteine“ zu einer korpuslinguistisch fundierten Grammatik des Deutschen vorgelegt. Sie behandeln die Bereiche Determination, syntaktische Funktionen der Nominalphrase und Attribution. Dem Fachpublikum werden zugleich die analysierten Sprachdaten und vertiefende Zusatzuntersuchungen zugänglich gemacht.
Der Beitrag weist auf verschiedene Typen des Erwerbs des Deutschen jenseits des Standardszenarios hin, dem muttersprachlichen Erwerb in einem deutschsprachigen Land. Es werden dann im Detail die Ergebnisse einer Langzeitstudie beschrieben, die Kinder mit russischer und türkischer Familiensprache und dem Deutschen als Zweitsprache vom Kindergartenalter bis in die Grundschule begleitete. Es zeigt sich, dass die typischen Verläufe des früheren mehrsprachigen Spracherwerbs von monolingualen Erwerbsverläufen abweichen können, und dass ein früher L2 Erwerbsbeginn sowie ein reicher und nachhaltiger Input wie explizite Sprachfördermaßnahmen den Erwerb des Deutschen fördern. Im Einzelnen weist die Studie auf die Prädiktoren der früheren Literalität hin.
In unserem Beitrag diskutieren wir Aspekte einer Forschungsdateninfrastruktur für den wissenschaftlichen Alltag auf Projektebene und argumentieren für eine Unterstützung von Projekten während der Erfassung und Bearbeitung von Daten, d. h. vor deren endgültiger Veröffentlichung. Dabei differenzieren wir zwischen Projekten, deren primäres Ziel es ist, eine Ressource aufzubauen (ressourcenschaffende Projekte, kurz RP) und solchen, die zur Beantwortung einer konkreten Forschungsfrage Daten sammeln und auswerten (Forschungsprojekte, kurz FP). Wir argumentieren dafür, dass bei den offenkundigen Unterschieden zwischen beiden Projektarten die grundsätzlichen Ansprüche an das alltägliche Forschungsdatenmanagement im Kern sehr ähnlich (wenn auch unterschiedlich akzentuiert und skaliert) sind. Diese Ähnlichkeit rührt nicht zuletzt daher, dass im Rahmen von FP gesammelte Daten in Bezug auf das Projektziel primär Mittel zum Zweck sein mögen, sie jedoch bereits im Arbeitsprozess in unterschiedlichem Maß von unterschiedlichen Beteiligten genutzt werden. Wir gehen konkret auf die Aspekte Datenorganisation und -verwaltung, Metadaten, Dokumentation und Dateiformate und deren Anforderungen in den verschiedenen Projekttypen ein. Schließlich diskutieren wir Lösungsansätze dafür, Aspekte des Forschungsdatenmanagements auch in (kleineren) Forschungsprojekten nicht post-hoc, sondern bereits in der Projektplanung als Teil der alltäglichen Arbeit zu berücksichtigen und entsprechende Unterstützung in der Forschungsinfrastruktur vorzusehen.
Tilo Weber betont in seinem Beitrag die semantische Relevanz von Ereignissen bzw. Ereigniswissen, die er als eine besondere Form von sog. Frames betrachtet. Letztere lassen sich als heterogene und komplexe Wissensrahmen begreifen, die für lexikalische Einheiten und insbesondere für Verben eine besondere Bedeutung haben. Das kognitiv-funktionalistische Frame-Konzept erlaubt zudem, durchaus im Sinne der Tagung, einen interdisziplinären Zugang, insofern es, wie Weber meint, „ein Bindeglied zwischen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften sein kann.“
Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis von Genitivattributen und Präpositionalattributen mit von im Deutschen datenbasiert. Im Zentrum steht dabei die Frage danach, unter welchen Bedingungen die beiden Konstruktionen miteinander variieren können. Neben funktionaler Äquivalenz, die z. B. bei von-Attributen mit starker lokativischer oder ablativischer Semantik nicht gegeben ist, stellt dabei auch das Vorhandensein flektierender Elemente in der Attributsphase eine wichtige Voraussetzung dar.
Between January 2020 and summer 2021, many new words and phrases contributed to the expansion of the German vocabulary in order to enable communication under the new conditions during the corona pandemic. This rapid expansion of vocabulary has most notably affected lexicography as a discipline of applied linguistics. General language dictionaries or terminological dictionaries have quickly reflected on how the German lexicon evolved during the corona pandemic: new entries were added, others were revised. This paper, however, focuses on the ways in which a German (specialized) neologism dictionary project, the "Neologismenwörterbuch" at the "Leibniz Institute for the German Language, Mannheim" published (online, see https://www.owid.de/docs/neo/start.jsp) has chosen to capture and document lexicographic information in a timely manner. Neologisms are (following the definition applied here) lexical units or senses/meanings which emerge in a language community over a specific period of time of language development, which diffuse, are generally accepted as language norms, and which the majority of speakers perceive as new for some time. Thus, the "Neologismenwörterbuch" used to record neologisms only retrospectively, that is after their lexicalization. As a consequence, users of the dictionary were often not able to obtain details on words that were particularly conspicuous at a particular time in a specific discourse, thus raising questions concerning their meaning, correct spelling, etc. This, however, did not imply that the lexicographers of the project had not already collected these words with some preliminary information in a list of candidates for inclusion in an internal database. Therefore, the project started to publish online an index of monitored words including lexical units that had emerged since 2011, for which only time will tell whether they will diffuse and manifest as language norms. This list format was used since April 2020 to also issue a compilation of corona-related neologisms as part of the "Neologismenwörterbuch". In October 2021, this inventory included more than 1.800 Corona-related neologisms, and still, more than 700 candidates in an internal database awaited lexicographic description and inclusion into the online index (see https://www.owid.de/docs/neo/listen/corona.jsp). In this paper many examples are presented to illustrate how new words, new senses and new uses in the context of the Covid-19 pandemic are reflected in the dictionary.
This article sketches the development of paronym dictionaries in German. These dictionaries document and describe commonly confused words which cause uncertainties because they are similar in sound, spelling and/or meaning (e.g. effektiv/effizient, sportlich/sportiv). First, an overview of existing reference guides is provided, covering different traditions. Numerous lemma lists have been collected for pedagogical purposes and there has always been an interest in the lexicological treatment of paronyms. However, only a handful of dictionaries covering commonly confused pairs and a small number of genuine paronym dictionaries have ever been compiled. I will focus on lexicographic endeavours, including Wustmann (1891), Müller (1973) and Pollmann and Wolk (2001). Secondly, I will shed light on the differences in descriptions in these dictionaries. This includes how prescriptive approaches have been replaced over time by empirical descriptive accounts and how dictionaries have moved away from restricted, static hardback editions towards dynamic e-dictionaries. Finally, an e-dictionary, “Paronyme — Dynamisch im Kontrast”, is presented with contrastive and flexible two-level consultation views. Its three key elements are its corpus-based foundation, the implementation of meta-lexicographic requirements and a consideration of users’ interests. This dictionary has implemented a user-friendly and dynamic interface and it records conventionalized patterns and preferences in authentic communication.
In verschiedenen europäischen Ländern ist in letzter Zeit in der Soziolinguistik die Frage diskutiert worden, ob sich zwischen der traditionellen Standardsprache und den regionalen bzw. Substandardvarietäten ein neuer Standard („Neo-Standard“) herausgebildet hat; ein Standard, der sich nicht nur strukturell vom alten unterscheidet, sondern sich auch durch ein anderes Prestige auszeichnet als dieser: Er wirkt (im Vergleich) informeller, subjektiver, moderner, kreativer etc.In diesem Beitrag werden einige wesentliche Eigenschaften von Neo Standards diskutiert und ihre Entwicklung als Folge der „Demotisierung“ (Mattheier) der Standardsprache beschrieben. Neben dem potenziellen Neo-Standard in Deutschland werden auch die Entwicklungen in Dänemark, Belgien und Italien diskutiert.
This paper investigates synchronic variation in the lexical and grammatical environments of the German lexical verb verdienen ‘earn’, ‘deserve’. In its lexical uses, verdienen co-occurs with an object noun phrase whose head is either concrete (e.g. Geld ‘money’) or, more commonly, abstract (e.g. Beachtung ‘attention’). When it is used more grammatically with deontic modal meaning, verdienen is followed by a passive or active infinitive. This paper uses collostructional analyses to contrast lexical and grammatical uses in terms of the most strongly attracted lexical items, which are grouped into semantic classes. The results reflect different degrees of host-class expansion (cf. Himmelmann 2004), whereby the collexemes of verdienen expand from concrete to abstract and their morpho-syntactic contexts from nominal to infinitival complement and subsequently from passive to active. Synchronic distribution can thus serve as a window on diachronic development (Kuteva 2001), in this case the rise of a deontic modality marker.
The main aim of this contribution is to present the range of lexicographic information from LeGeDe, an electronic prototype for lexical and interactional features of spoken German. The focus lies on the detailed description of the different lexicographical information classes using illustrative examples and figures from the resource. In addition to highlighting the lexicographic microstructure and providing an overview of the outer texts and the multimedia information offer, the contribution also presents detailed background data on the conception of the LeGeDe resource. Innovative aspects and possible applications are outlined and forward-looking desiderata are offered.
Das Projekt InterCorp startete 2005 in Prag mit dem Ziel ein mehrsprachiges Parallelkorpus für akademische Zwecke zu entwickeln. Prinzipiell ist InterCorp eine Reihe von einsprachigen Korpora mit synchronen Texten verschiedener Genres und stellt somit ein einmaliges Instrument für sowohl kontrastive als auch intrasprachliche Untersuchungen dar. Die meisten Parallelen sind auch lemmatisiert und morpho-syntaktisch annotiert, somit lassen sich auch rasch statistische Daten über die Texte abrufen.
Audio-based interpreting (by telephone or comparable devices) has lately become a widespread communicative practice in multilingual encounters, especially as a consequence of the refugee crisis. Despite the growing need for location-independent assistance, its linguistic-communicative requiremehts have hardly been explored. The central question posed by this paper is therefore: How do the participants in interpreter-mediated counselling sessions conducted via the telephone compensate for the lack of the co-presence and which strategies are (preferably) employed when determining turn-taking in such exceptional circumstances?
Die Korpusanalyseplattform KorAP ist von Grund auf sprachenunabhängig konzipiert. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Lokalisierung der Benutzeroberfläche als auch hinsichtlich unterschiedlicher Anfragesprachen und der Unterstützung fremdsprachiger Korpora und ihren Annotationen. Diese Eigenschaften dienen im Rahmen der EuReCo Initiative aktuell besonders der Bereitstellung weiterer National- und Referenzkorpora neben DeReKo. EuReCo versucht, Kompetenzen beim Aufbau großer Korpora zu bündeln und durch die Verfügbarmachung vergleichbarer Korpora quantitative Sprachvergleichsforschung zu erleichtern. Hierzu bietet KorAP inzwischen, neben dem Zugang durch die Benutzeroberfläche, einen Web API Client an, der statistische Erhebungen, auch korpusübergreifend, vereinfacht.