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Anhand einer Auswahl historischer Reden je dreier prominenter Deutscher und Polen wird eine signalphonetisch gestützte sprachvergleichende Analyse der glottalen Markierung vokalinitialer Wörter durchgeführt.
Generell erweist sich die glottale Markierung als variabel entlang eines Kontinuums zwischen einem echten glottalen Verschlusslaut (harter Stimmeinsatz) des Initialvokals über zeitlich nicht exakt koordinierte Glottalisierungen (Knarrstimme) und leichte Reflexe im Grundfrequenzverlauf bis hin zum völligen Fehlen einer Markierung.
Insgesamt zeigen sich im Polnischen gegenüber dem Deutschen seltener glottale Markierungen sowie eine sprachübergreifende schwache Abhängigkeit der Markierungshäufigkeit vom Sprechtempo (weniger bei Sprechtempoerhöhung).
Die Auftretenshäufigkeit glottaler Markierung wird sprachabhängig zudem durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst: Für das Deutsche zeigen sich signifikante Einflüsse sowohl des Worttyps (Inhaltswörter mit häufigerer Markierung gegenüber Funktionswörtern) als auch der Betonung (betonte Silben mit häufigerer Markierung gegenüber unbetonten), während im Polnischen hier kein Einfluss sichtbar ist. Dafür zeigt das Polnische gegenüber dem Deutschen einen signifikanten Einfluss der Position innerhalb der Phrase (häufigere glottale Markierung in phraseninitialen im Gegensatz zu phrasenmedialen Wörtern). Diese sprachspezifischen Unterschiede können mit den prosodischen Charakteristika beider Sprachen Zusammenhängen. Im Unterschied zum Deutschen mit einem freien Wortakzent fällt dieser im Polnischen auf die Penultima, ist somit vorhersagbar und bedarf demzufolge keiner zusätzlichen glottalen Markierung im Sprachsignal.
Beide Sprachen hingegen zeigen übereinstimmend einen klar ausgeprägten Effekt der Vokalhöhe auf das Auftreten der glottalen Markierung (tiefe Vokale > mittlere Vokale > hohe Vokale).
Sprichwörter im Gebrauch
(2017)
Sprichwörter im Gebrauch
(2015)
Präpositionale Wortverbindungen (PWVs) und präpositionale lexikalisch geprägte Muster - speziell der Typ der binären Konstruktionen - sind ein in der (kontrastiven) Mehrwortforschung bislang kaum beachteter Typ, wie bereits mehrfach betont. Wenn in den deutschen PWVs die interne Stelle zwischen der Präposition und dem Nomen überproportional häufig nicht mit einem Artikel besetzt ist, ist bei solchen Kombinationen mit einem potenziell hohen Lexikalisierungsgrad zu rechnen. Solche PWVs kann man als autonome Einheiten auffassen, und dementsprechend soll man sie auch als feste Wortverbindungen untersuchen. Die formale und inhaltliche Grundlage für das kontrastive Modell bildet das UWV-Modell (vgl. Steyer 2000, 2013) und das Konzept lexikalisch geprägter Muster (siehe Steyer in diesem Band). Im Folgenden wird diese Herangehensweise auf die Äquivalenzfindung im Sprachenpaar Deutsch (DE) - Slowakisch (SK) angewendet. Einen zentralen Stellenwert nimmt die Kontrastierung von Kollokationsfeldern, von rekurrenten lexikalischen Erweiterungsmustern und komplexeren Wortverbindungsmuster ein. Es handelt sich um ein monodirektional angelegtes Modell Deutsch -> Fremdsprache, die korpusbasierte kontrastive Aufbereitung und Beschreibung schließt jedoch eine Bi- oder auch Multidirektionalität nicht aus. Die komplexe Äquivalenzproblematik und die entsprechenden Konvergenzen und Divergenzen werden in diesem Beitrag anhand folgender ausgewählter Kontrastbereiche im Vergleich Deutsch -> Zielsprache Slowakisch diskutiert: a) Verhältnis des deutschen Lemmas zu seinem prototypischen Äquivalent bzw. den prototypischen Äquivalenten, b) Bedeutung(en) und Gebrauchsspezifika der PWVs, c) interne und externe Variabilität der zugrundeliegenden Muster der PWVs und ihrer äquivalenten PWV-Muster; d) typische Einbettungen der äquivalenten PWVs in Satzkonstruktionen und semantische Merkmale verbaler Satelliten.
Einige Fälle von Homonymie
(1967)
Moderne Grammatiktheorien sind statisch, d.h. skriptizistisch und synchronizistisch. Dies bedeutet, dass deren Beschreibungsapparat auf die Strukturen gegenwärtiger Schrift- und Standardsprachen zugeschnitten ist. Im Beitrag wird für einen dynamischen, d.h. nichtskriptizistischen und nichtsynchronizistischen, Perspektivenwechsel in der Grammatikforschung plädiert, der auf folgenden empirisch fundierten Überlegungen basiert:
1. Literalisierung ist eine kulturelle Universalie, die kognitiv verankert ist.
2. Es sind unterschiedliche Phasen der Literalisierung zu unterscheiden.
3. Literalisierung im Allgemeinen und die Phasen der Literalisierung im Besonderen haben Konsequenzen für die grammatische Struktur.
4. Die Interpretation von grammatischen Strukturen ist nur vor der Folie der jeweiligen Phase der Literalisierung möglich.
5. Ein dynamisches Grammatikmodell muss das historische Verhältnis auch begrifflich abbilden. Dies wird an zentralen grammatischen Konzepten wie Aggregation vs. Integration, Wortgruppe vs. Phase und an der Wortstellung (Verbklammer, Stellungsfeldermodell, Satzrandglieder) veranschaulicht.
6. Historisch ist von einem dynamischen Verhältnis von Online- und Offlinesyntax, von syntaktischer Zeitlichkeit und syntaktischer Räumlichkeit, auszugehen. Was zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Varietät als Onlinestruktur zu interpretieren ist, hängt von dem jeweiligen historischen Verhältnis von Online- und Offlinestrukturen ab.
Mehr oder weniger feste Wortverbindungen stellen keine Sonder-, sondern vielmehr Normalfalle sprachlicher Zeichenbildung dar. In krassem Gegensatz zum sprachlichen Normalstatus steht allerdings ihr linguistischer Reststatus in der traditionellen Theoriebildung. Wenn man zum Minimalkriterium deskriptiver Adäquatheit macht, gewöhnliche sprachliche Phänomene mit gewöhnlichen Mitteln einer linguistischen Theorie zu beschreiben, so ergibt sich aus der Statusspannung eine anspruchsvolle Aufgabe für künftige Theorien. Vorliegender Aufsatz stellt einen ersten Versuch dar, einen valenztheoretischen Beitrag zum phraseologischen Sprachnormalfall zu leisten.
Der Blick auf die Syntax und generell auf die Grammatik ist traditionell aszendent, 'von unten nach oben' gerichtet: Einer Wortgrammatik folgt eine Satzgrammatik und dieser eventuell eine Textgrammatik. Doch wir schreiben und sprechen weder in Wörtern noch in Sätzen, sondern wir produzieren Texte und Gespäche. Deshalb musste auch der diametral entgegengesetzte Blick, der zu einer deszendenten Grammatik fuhrt, möglich sein. Eine solche Grammatik liegt mit der Grammatischen Textanalyse (= GTA), einer funktionalen Syntax des Gegenwartsdeutschen vor, die das grammatische System 'von oben nach unten' - von der Text- (Textglieder) über die Satz- (Satzglieder) zur Wortgruppenebene (Wortgruppenglieder) - modelliert. Im Beitrag werden Grundlagen und Leitbegriffe der GTA vorgestellt und an ausgewählten Phänomenen exemplifiziert.
Ergänzungssätze
(1977)
Die Arbeit behandelt die alltägliche Kreativität des Menschen, seine Fähigkeit, etwas metaphorisch als etwas anderes zu sehen und so komplexen Zusammenhängen der sozialen und kulturellen Welt einen Sinn zu geben. Sie trägt bei zur theoretischen Grundlegung für die kontrastive Analyse von Metaphernsystemen unterschiedlicher Sprachen im DFG-Projekt "Interkulturelle Analyse der Struktur kollektiver Vorstellungswelten", das von 2000 - 2002 an der Universität Bielefeld angesiedelt war. Theoretische Überlegungen zur Einbeziehung soziokultureller Aspekte in die Kognitive Metapherntheorie bilden Teil I der Arbeit. Teil II bilden Beispielanalysen der kulturellen Imagination von Raum (Europa) und Zeit (Ende des Kommunismus).
"Sprachschrott" [Leserforum]
(1988)
Dieser Beitrag widmet sich der Beschreibung des Korpus Deutsch in Namibia (DNam), das über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) frei zugänglich ist. Bei diesem Korpus handelt es sich um eine neue digitale Ressource, die den Sprachgebrauch der deutschsprachigen Minderheit in Namibia sowie die zugehörigen Spracheinstellungen umfassend und systematisch dokumentiert. Wir beschreiben die Datenerhebung und die dabei angewandten Methoden (freie Gespräche, „Sprachsituationen“, semi-strukturierte Interviews), die Datenaufbereitung inklusive Transkription, Normalisierung und Tagging sowie die Eigenschaften des verfügbaren Korpus (Umfang, verfügbare Metadaten usw.) und einige grundlegende Funktionalitäten im Rahmen der DGD. Erste Forschungsergebnisse, die mithilfe der neuen Ressource erzielt wurden, veranschaulichen die vielseitige Nutzbarkeit des Korpus für Fragestellungen aus den Bereichen Kontakt-, Variations-
und Soziolinguistik.
Im Dialog übernehmen Sprecher fortlaufend Wörter, grammatische Konstruktionen und andere sprachliche Strukturen ihrer Gesprächsteilnehmer. Die vorliegende Studie widmet sich diesem Phänomen der dialogischen Resonanz aus drei verschiedenen Blickwinkeln: aus der Sicht der Dialogischen Syntax von Du Bois, der Kognitiven Grammatik Langackers und der Konstruktionsgrammatik. Anhand von Resonanzsequenzen aus dem österreichischen Parlament wird zunächst die strukturelle und funktionale Breite und Varianz der dialogischen Resonanzherstellung auf verschiedenen sprachlichen Ebenen beleuchtet. In einem zweiten Schritt stehen die der Resonanzherstellung unterliegenden kognitiven Mechanismen im Mittelpunkt. Dabei geht die Studie explizit paradigmenübergreifend vor und kombiniert Methoden der Gesprächsanalyse mit Theorien und Konzepten der Kognitiven Linguistik. In diesem Sinne situiert sich die Studie in dem noch jungen Feld der Interaktionalen Kognitiven Linguistik, deren Potenzial, aber auch deren Grenzen abschließend kritisch diskutiert werden.
Ziel des Beitrags ist es, in einer explorativen Untersuchung zu ermitteln, ob und wie in Deutschland und in Polen geschlechtergerechter Sprachgebrauch praktiziert wird. In beiden Gesellschaften wird derzeit mit den einschlägigen Verfahren noch experimentiert. Die feministische Presse spielt dabei eine Vorreiterrolle. Der Beitrag ist in drei inhaltliche Teile gegliedert. Der erste Teil schildert in knapper Form die Entwicklung in der sprachlichen Markierung von Sexuszugehörigkeit und -differenz, wie sie in der deutschen und der polnischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit stattgefunden hat. Der zweite Teil befasst sich mit den sprachstrukturellen Grundlagen für die Möglichkeiten des ›Genderns‹ in beiden Sprachen. Hier werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede nachgewiesen. Der dritte Teil ist einer kleinen empirischen Studie gewidmet. Es werden Publikationen in erster Linie der feministischen Presse beider Länder aus der jüngsten Zeit auf ihren Umgang mit geschlechterdifferenzierender Sprache hin untersucht.
Mit diesem Bild beschreibt Hermann Unterstöger in einem „Sprachlabor“- Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 23.3.2013 die Erfolgsgeschichte, die das Substantiv (das) Narrativ in den letzten 30 Jahren vorgelegt hat. Während Unterstöger feinsinnig den intertextuellen Bezug zum „Narrenschiff“ des Sebastian Brant oder dem gleichnamigen Roman von Katherine Ann Porter bemüht, wird Matthias Heine, der Autor von „Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun? 100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren“ in einem Artikel in der WELT vom 13.11.2016, wie nach diesem Buchtitel zu erwarten, eher grob: Dort heißt es: „Hinz und Kunz schwafeln heutzutage vom ,Narrativ‘“.
In Beispielen wie
(1) Du hast scheints / Weiß Gott nichts begriffen.
(2) It cost £200, give or take.
(3) Qu’est ce qu’il a dit?
werden verbale Konstruktionen (kurz: VK, hier jeweils die fett gesetzten Teile) in einer Weise gebraucht, die der Grammatik verbaler Konstruktionen zuwiderläuft. In (1) und (2) wird die verbale Konstruktion wie ein Adverb/eine Partikel gebraucht bzw. wie ein Ausdruck in der Funktion eines (adverbialen) Adjunkts/ Supplements. In (3) ist die verbale Konstruktion zum Bestandteil einer periphrastischen interrogativen Konstruktion geworden. Wie sind solche ‘Umfunktionalisierungen’ – wie ich das Phänomen zunächst vortheoretisch bezeichnen möchte – einzuordnen? Handelt es sich um Lexikalisierung oder um Grammatikalisierung? Oder um ein Phänomen der dritten Art? Die Umfunktionalisierung verbaler Syntagmen bzw. Konstruktionen – ich gebrauche die Abkürzung UVK für ‘umfunktionalisierte verbale Konstruktion(en)’ – ist ein bisher weniger gut untersuchtes Phänomen, etwa gegenüber der Umfunktionalisierung von Präpositionalphrasen, die sprachübergreifend zu komplexen, „sekundären“ Präpositionen werden können (man vergleiche DEU auf Grund + Genitiv / von, ENG on top of, FRA à cause de).
Was bringt der typologisch-kontrastive Blick auf die Grammatik des Deutschen? Eine Zwischenbilanz
(2008)
Ich nehme den Abstand von einigen Jahren und die in diesen Jahren geleistete Arbeit zum Anlass für eine kleine Zwischenbilanz, die sich auf das Nominalprojekt bezieht. Keine Zwischenbilanz im Sinne eines quantitativ gestützten Nachweises erbrachter Leistung – man mag sich über die publizierten Ergebnisse anhand der Publikationsliste auf der Internetseite des Projekts informieren (vgl. <www.ids-mannheim.de/gra/eurostudien.html>) – sondern eher ein reflexives Bilanzieren: Haben sich die Erwartungen, das Projekt werde einen innovativen Zugang zur Grammatik des Deutschen eröffnen, es werde Erkenntnisgewinn bringen, erfüllt oder zumindest als erfüllbar erwiesen?
Die Frage der Überfremdung des Deutschen bzw. des überhand nehmenden Anglizismengebrauchs ist neben der Rechtschreibreform eine der wenigen Sprachfragen, die auch die Öffentlichkeit bewegen. Dies wird nicht nur durch das Medieninteresse bestätigt und durch die neue Konjunktur, die Vereinigungen wie der Verein Deutsche Sprache (VDS) haben, sondern auch durch eine 1999 erschienene bundesweite Repräsentativumfrage (Stickel/Volz 1999), die der Direktor des IDS durchgeführt hat: Etwa ein Viertel der Deutschen beurteilt die aktuellen Sprachveränderungen mit Besorgnis. Als bedeutendste dieser Veränderungen wird die Zunahme der Anglizismen bzw. Angloamerikanismen angesehen. Diese Bevölkerungsgruppe teilt also die Sorge vor Überfremdung. Auseinandersetzungen mit dem Phänomen und Stellungnahmen von Wissenschaftlern gibt es nach anfänglicher Zurückhaltung nun durchaus, nicht zuletzt auch aus unserem Haus. So hat das IDS vor zwei Jahren seine Jahrestagung dem Thema »Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz« gewidmet. Die Mehrzahl der Beiträge des inzwischen erschienenen Jahrbuchs 2000 des IDS (vgl. Stickel (Hrsg.) 2001) setzt sich mit der Frage der Anglizismen auseinander. Die dort dargelegten Fakten und Meinungen werden im Folgenden einbezogen. Außerdem sind drei IDS-Projekte zu nennen, die sich u.a. mit dem Anglizismengebrauch beschäftigen: Das Deutsche Fremdwörterbuch (Neubearbeitung), bisher erschienen Bd. 1-4 (Buchstaben A-D), das Projekt »Neologismen der 90er Jahre« und das Projekt »Jugendkulturelle mediale Stile«.
Eigennamen in der Narrenschlacht - Oder : wie man Walther von der Vogelweide in den Genitiv setzt
(2001)
Bereiche der Negation
(1977)
Am Beispiel des satzadverbialen Gebrauchs von vielleicht und sicher wird versucht, die semantische Analyse von Satzadverbien auf eine an der modallogischen Semantik für propositionale Einstellungen orientierte Grundlage zu stellen. Durch diese Rekonstruktion in der Begrifflichkeit der Semantik der möglichen Welten soll die lexikologisch-lexikographische Zirkularität von Bedeutungsbeschreibungen - zumindest für diese Beispiele - auf der Beschreibungsebene durchbrochen werden. Die Analyse der "propositionalen Bedeutung" von vielleicht und sicher wird ergänzt durch eine sprechaktbezogene Analyse, bei der gegen eine "performative Interpretation" der Satzadverbien argumentiert wird.
Adnominale Possessiva - wie sein (Fahrrad) gegenüber selbstständigem seines - stehen in paradigmatischer Opposition zu attributiven Nominalphrasen wie Evas (Fahrrad), (das Fahrrad) der kleinen Schwester. Im Deutschen handelt es sich dabei in der Regel um (einen bestimmten Subtyp der) Genitivphrasen, in anderen europäischen Sprachen häufig um Präpositionalphrasen. In der Sprachtypologie wird unter funktionaler Perspektive von 'Possessorphrasen' gesprochen, wobei ein weiter Begriff von 'Zugehörigkeit' bzw. 'referenzieller Verankerung' zugrunde zu legen ist. Verglichen mit den Possessiva der Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch gilt für das Deutsche: Im Unterschied zu den affixalen Possessiva des Ungarischen sind die Possessiva des Deutschen wie die der übrigen Kontrastsprachen freie Formen; dies entspricht der 'dependensmarkierenden' Strategie dieser Sprachen gegenüber dem 'kopfmarkierenden' Ungarischen. Im Unterschied zum Polnischen wird Reflexivität bei den deutschen Possessiva nicht berücksichtigt. Bei den Possessiva der dritten Person hat das Deutsche das vergleichsweise komplexeste System: Sie richten sich im Stamm nach dem Genus und Numerus des Antezedens, also des Posssessor-Ausdrucks (sein- versus ihr-) und in der Flexionsendung nach Kasus, Genus und Numerus des Possessum Ausdrucks; adnominal ist dies der substantivische Kopf. In den Kontrastsprachen orientieren sich diese Possessiva entweder nur am Antezedens (Englisch, Polnisch: non-reflexive Possessiva, Ungarisch) oder primär am Kopf-Substantiv, wie im Französischen oder beim reflexiven Possessivum des Polnischen.
Jubel über Bum Bum Becker
(1985)