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Im Dialog übernehmen Sprecher fortlaufend Wörter, grammatische Konstruktionen und andere sprachliche Strukturen ihrer Gesprächsteilnehmer. Die vorliegende Studie widmet sich diesem Phänomen der dialogischen Resonanz aus drei verschiedenen Blickwinkeln: aus der Sicht der Dialogischen Syntax von Du Bois, der Kognitiven Grammatik Langackers und der Konstruktionsgrammatik. Anhand von Resonanzsequenzen aus dem österreichischen Parlament wird zunächst die strukturelle und funktionale Breite und Varianz der dialogischen Resonanzherstellung auf verschiedenen sprachlichen Ebenen beleuchtet. In einem zweiten Schritt stehen die der Resonanzherstellung unterliegenden kognitiven Mechanismen im Mittelpunkt. Dabei geht die Studie explizit paradigmenübergreifend vor und kombiniert Methoden der Gesprächsanalyse mit Theorien und Konzepten der Kognitiven Linguistik. In diesem Sinne situiert sich die Studie in dem noch jungen Feld der Interaktionalen Kognitiven Linguistik, deren Potenzial, aber auch deren Grenzen abschließend kritisch diskutiert werden.
Die gesprächsanalytische Studie untersucht Gespräche im Spannungsfeld von institutioneller und interkultureller Kommunikation. Dazu werden Interaktionen zwischen deutschen Polizeibeamten und Immigranten, die nicht über muttersprachliche Kenntnisse des Deutschen verfügen, in natürlichen Zeugen- und Beschuldigtenvernehmungen sowie Erst-Kontakt-Situationen an der Anmeldung der Polizeiinspektion analysiert. Die Interaktionen werden zum einen auf institutioneller Ebene hinsichtlich der Asymmetrien sowie dem Umgang der Beteiligten mit den für die Institution typischen Schemata untersucht. Zum anderen rücken auf interkultureller Ebene die Verstehenssicherung und kulturbedingte Kommunikationsstörungen in den Fokus. Dabei zeigt sich, dass die Klienten teilweise über ein (kulturell) anderes Rahmenwissen verfügen und sich daher Divergenzen hinsichtlich des Verständnisses des Kommunikationstyps ‚Vernehmung‘ zwischen Beamten und Klienten auftun.
Mit den Methoden der Interaktionalen Linguistik und der Konversationsanalyse untersucht die vorliegende Arbeit syntaktische Ko-Konstruktionen im gesprochenen Deutsch, wobei der Fokus auf Vervollständigungen eines zweiten Sprechers vor einem möglichen syntaktischen Abschlusspunkt liegt. Auf der Basis von 199 Ko-Konstruktionen aus informellen Interviews und Tischgesprächen leistet die Arbeit eine erste umfassende Analyse der gemeinsamen Konstruktion einer syntaktischen Gestalt durch zwei Sprecher im Deutschen.
Die Struktur der Ko-Konstruktionen wird in einem ersten Schritt über die Basisoperationen der Online-Syntax, Projektion und Retraktion, beschrieben. Im Fokus steht hier die Frage, an welchen Projektionen sich der zweite Sprecher orientiert, wobei sowohl syntaktische und prosodische als auch semanto-pragmatische Aspekte in die Analyse miteinbezogen werden. In einem zweiten Schritt wird die zeitliche und sequenzielle Organisation der Ko-Konstruktionen detailliert herausgearbeitet. Ein Schwerpunkt liegt hier auf einer genauen Darstellung und Analyse der verschiedenen Handlungsoptionen des ersten Sprechers nach der ko-konstruierten Vervollständigung.
Das Beispiel ist seit der Antike ein zentraler Gegenstand der abendländischen Diskussion. In dieser ersten umfassenden Monographie zur Linguistik des Beispiels wird deshalb eine interdisziplinäre Perspektive entfaltet, in der Ansätze aus Rhetorik, Philosophie, Pädagogik und Psychologie sowie linguistischen Ansätze zur Beispielforschung behandelt werden. Die sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit Beispielen blieb bisher jedoch ein Randphänomen, obwohl Praktiken der Beispielverwendung in der Alltagskommunikation allgegenwärtig sind.
Orientiert an ›grounded theory‹, linguistischer Hermeneutik und Handlungssemantik wird hier ein Beispielbegriff erarbeitet, demzufolge das Beispielverwenden eine komplexe Form sprachlichen Handelns und eine fundamentale menschliche Denkbewegung darstellt, die darin besteht, einen Konnex zwischen Besonderem und Allgemeinem zu konstituieren. Hierauf basierend werden Beispiele anhand eines umfangreichen Korpus von Gesprächsdaten analysiert und kommunikative Muster, sprachliche Realisierungsformen sowie Funktionen des Beispielverwendens in der Interaktion herausgearbeitet.
The ubiquity of smartphones has been recognised within conversation analysis as having an impact on conversational structures and on the participants’ interactional involvement. However, most of the previous studies have relied exclusively on video recordings of overall encounters and have not systematically considered what is taking place on the device. Due to the personal nature of smartphones and their small displays, onscreen activities are of limited visibility and are thus potentially opaque for both the co-present participants (“participant opacity”) and the researchers (“analytical opacity”). While opacity can be an inherent feature of smartphones in general, analytical opacity might not be desirable for research purposes. This chapter discusses how a recording set-up consisting of static cameras, wearable cameras and dynamic screen captures allowed us to address the analytical opacity of mobile devices. Excerpts from multi-source video data of everyday encounters will illustrate how the combination of multiple perspectives can increase the visibility of interactional phenomena, reveal new analytical objects and improve analytical granularity. More specifically, these examples will emphasise the analytical advantages and challenges of a combined recording set-up with regard to smartphone use as multiactivity, the role of the affordances of the mobile device, and the prototypicality and “naturalness” of the recorded practices.
From June 26th to July 2nd 2023 the International Conference on Conversation Analysis (ICCA) took place in Brisbane/Meanjin, Australia – after a long pause due to the Covid-pandemic and for the first time in the southern hemisphere. About 350 participants from about 50 different countries attended the conference. This year’s ICCA came up with 36 panels and about 300 papers that were presented. Four plenary speakers have been invited and 24 pre-conference workshops took place. On Wednesday evening Ilana Mushin, in her role as conference chair, officially opened ICCA. The President of the International Society of Conversation Analysis (ISCA), Tanya Stivers, also welcomed all participants. To get acquainted with the indigenous culture of Queensland, the opening ceremony was enriched with a highly impressive dance performance by First Nations people. After the official inauguration the international community met at the Welcome Reception to look forward together to the days ahead with many opportunities for exchange and networking.
As it will become clear throughout this report, the research topics revolved around not only classic CA concepts, but also importantly concerned embodiment, which continued the line of past conferences (Dix 2019). Another aspect that has been highlighted was conflict and social norms. Due to personal capacities, we can only present a selection of presentations within the scope of this conference report. The selection was influenced by the personal interest of the authors and should not be understood as rating in any sense.
In der vorliegenden Arbeit wird mit ethnografischen, gesprächsanalytischen und gesprächsrhetorischen Methoden der kommunikative Sozialstil der "emanzipatorischen Migranten" untersucht. Ein wesentliches Kennzeichen dieses Milieus von Migranten der zweiten Generation ist, dass seine Akteure offensiv und provokativ mit Rassismen umgehen und sich nicht ethnisch (als "Türken", "Italiener", "Griechen" etc.) definieren. Des Weiteren betrachten sie - neben der dominanten Verwendung des Deutschen als gruppeninterner Kommunikationssprache - (deutschtürkisches) Code-switching und Code-mixing als wichtigen Ausdruck ihrer migrantischen Identität.
Da Potenziale und Konturen von Stilen erst im Kontrast eindeutig hervortreten, werden diese Befunde mit der kommunikativen Praxis einer anderen Sozialwelt von Migranten der zweiten Generation verglichen, derjenigen der "akademischen Europatürken". Hierbei zeigt sich, dass dieses sich ethnisch und als "Elite" der türkischen Migranten definierende Milieu moderat auf Diskriminierungen reagiert und deutsch-türkische Sprachvariation als Ausdruck von "Halbsprachigkeit" ablehnt.
This manual introduces a conversation analytically informed coding scheme for episodes involving the direct social sanctioning of problem behavior in informal social interaction which was developed in the project Norms, Rules, and Morality across Languages (NoRM-aL) at the Leibniz-Institute for the German Language. It outlines the background for its development, delimits the phenomena to which the coding scheme can be applied and provides instructions for its use.
The scheme asks for basic information about the recording and the participants involved in the episode, before taking stock of different features of the sanctioning episode as a whole. This is followed by sets of specific coding questions about the sanctioning move itself (such as its timing and composition) and the reaction it engenders. The coding enables researchers to get a bird’s eye view on recurrent features of such episodes in larger quantities of data and allows for comparisons across different languages and informal settings.
Die Untersuchung präsentiert die multimodale Struktur und Komplexität eines besonderen Kooperationstyps, dem »Pitching«. Das Pitching ist eine Mischform aus Arbeits- und Lehr-Lern-Diskurs, bei der vier Studierende gemeinsam mit zwei Dozenten Filmideen entwickeln. Als empirische Grundlage dient ein Datenkorpus von 72 Stunden Videoaufnahmen, das methodisch mit einer Kombination aus ethnographischer Gesprächsanalyse, ethnomethodologischer Konversationsanalyse und deren Erweiterung um eine multimodale Analyseperspektive untersucht wird. Dabei wird detailliert der komplexe Gesamtzusammenhang von Verbalität, Mimik, Gestik, Körperpositur und anderen körperlichen Ausdruckformen in seiner Bedeutung für die gemeinsame Arbeit ersichtlich. Basierend auf den beiden zentralen Konzepten »Kooperation« und »Handlungsschema« werden die spezifischen Situationsmerkmale des Pitchings und die typischen Aufgaben und Probleme rekonstruiert, die von den Interaktionsbeteiligten durch unterschiedliche Verfahren bearbeitet werden. Aufgrund einer longitudinalen Perspektive gibt die Untersuchung zudem Einblicke in die Professionalisierung der Studierenden im Studienverlauf.
Seit der Migrationswelle 2015 steht Deutschland der gesellschaftspolitischen Herausforderung gegenüber, hunderttausende Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Erfolgreiche Kommunikation am Arbeitsplatz stellt dabei eine Barriere dar, die es durch Verständnissicherung und Interaktionskompetenz zu überwinden gilt.
Diese empirische interaktionslinguistische Arbeit untersucht mittels der multimodalen Gesprächsanalyse die Verständnissicherung in Interaktionen am Arbeitsplatz. Anhand von Reparatursequenzen werden im ersten Analyseteil der Arbeit Praktiken der Integration von Geflüchteten im Prozess der Verständnissicherung untersucht und Unterschiede zwischen l1- und l2-Sprechern herausgestellt. Im zweiten Teil erfolgt eine longitudinale Studie, welche die Entwicklung der Reparatursequenzen der l2-Sprecher fokussiert, um aufzuzeigen, wie sich ihre Interaktionskompetenz und somit auch ihre Partizipation und Integration während ihres Beschäftigungsverhältnisses entwickelt.
Metadaten zu Gesprächen und den beteiligten Sprecher/-innen enthalten Informationen, die für die Beschreibung, Erschließung und Analyse von Korpora wichtig sind. Bisher werden sie jedoch in der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik so gut wie nicht genutzt. Dieser Beitrag zeigt exemplarisch, wie Metadaten des Gesprächskorpus „Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch“ (FOLK) im Rahmen einer interaktionslinguistischen Untersuchung verwendet werden können, um Regularitäten der Verwendung einer untersuchten Gesprächspraktik zu identifizieren und ihren Zusammenhang mit den Eigenschaften von Aktivitäten und Sprecherrollen zu klären. In allgemeinerer Perspektive diskutiert der Beitrag, wie und an welchen Stellen einer interaktionslinguistischen Untersuchung Metadaten von Nutzen sein können und wie ihr Stellenwert im Rahmen dieser Methodologie kritisch reflektiert werden muss.
Manual für die Kodierung von Fragetypen und Fragesequenztypen im Coaching. Version 1.0 (Mai 2023)
(2023)
Das vorliegende Manual dient der Beschreibung und Bewertung einer coachingspezifischen Typologie von Fragen und, darauf aufbauend, der durch diese Fragen kontextualisierten Fragesequenzen. Mittels eines interdisziplinären psychologischen und linguistisch-gesprächsanalytischen Ansatzes wird ein Rating-Instrument zur qualitativen und quantitativen Erfassung von Fragen und Fragesequenzen im Coachingprozess entwickelt. Ziel ist es, weniger gelingende von besser gelingenden Sequenzen zu unterscheiden. Dabei wird davon ausgegangen, dass gelingende Sequenzen zum Gesamterfolg des Gesprächs beitragen.
Das Gelingen der Fragesequenzen wird mit Hilfe der Responsivität von Coach und Coachee bewertet. Responsivität bezieht sich auf die sprachlichen Handlungen beider Gesprächsteilnehmer*innen (Graf & Dionne 2021) und wird in diesem Manual sowohl auf der Ebene einzelner Sequenzpositionen als auch der Gesamtsequenz verstanden. Die Responsivität der Gesprächsteilnehmer*innen sowie das Gelingen der Fragesequenzen wird in Bezug auf die Organisationsstruktur des Coachinggesprächs betrachtet.
Gegenstand des Manuals sind dyadische Coachinggespräche zwischen Coaches und Coachees aus dem Bereich des berufsbezogenen Coachings. Fragen der Coaches dienen als Ausgangspunkt (target action) (Peräkylä 2019) für die Bildung einer Fragesequenz.
Lexikalische Diskurspartikeln wie ‚gut‘, ‚schön‘, ‚genau‘, ‚richtig‘, ‚klar‘ etc. mit Äquivalenten in anderen Wortklassen (z.B. als Adjektive) und einem inhärenten semantischen Gehalt sind ein häufiges Phänomen in der gesprochenen Sprache. In ihrem vielfältigen, feinnuancierten Gebrauch tragen sie maßgeblich zur Organisation von Gesprächen bei. Der Fokus dieser empirischen interaktionslinguistischen Untersuchung liegt auf der detaillierten Beschreibung des Formen- und Funktionsspektrums sowie der Verwendungspraktiken von ‚gut‘ und ‚schön‘. Dabei werden funktionale, sequenzielle, prosodische und kombinatorische Regelhaftigkeiten aufgezeigt sowie das Verhältnis zwischen ‚gut/schön‘ und ihren Pendants als Adjektiven diskutiert. Die Verwendungsmerkmale und -bereiche der Diskurspartikeln werden zudem mit prädikativen Formen mit ‚gut/schön‘ verglichen, um die Spezifika und Leistungsfähigkeit von lexikalischen Diskurspartikeln aufzuzeigen und die Formate im Hinblick auf Pragmatikalisierung zu diskutieren.
The first International Summer Institute for Interactional Linguistics (henceforth ISIIL) took place from July 18 to 23 at the Leibniz-Institute for the German Language (IDS) in Mannheim, Germany. The local organizers, Arnulf Deppermann and Alexandra Gubina, collaborated with five other facilitators in preparing this Summer Institute: Emma Betz (University of Waterloo), Elwys De Stefani (University of Heidelberg & KU Leuven), Barbara A. Fox (University of Colorado), Chase Raymond (University of Colorado) and Jörg Zinken (Leibniz-Institute for the German Language, Mannheim). The goal of ISIIL was to bring together both early-career researchers and established scholars from the fields of Conversation Analysis (CA) and Interactional Linguistics (IL) in order to foster the development of new skills for doing research using IL. The participants and organizers had diverse backgrounds, both in terms of their research interests (e.g., classroom interaction, second language acquisition, cross-linguistic comparison, particles, grammar-in-interaction) and institutional affiliations, with many participants from institutions from around Europe (i.e., Belgium, Denmark, England, France, Germany, Norway, Sweden, Switzerland) as well as overseas (Canada, U.S.A., South Africa). Because of the compact nature of the Institute, the advanced topics covered, as well as the original research projects the participants would engage in, participation was limited to 24 participants, selected on the basis of their prior training and experience in CA/IL.
Die Rationale der psychodynamischen Psychotherapie (und anderer Therapieformate) besteht darin, belastende und teils der bewussten Reflexion unzugängliche Erfahrungen der PatientInnen aufzuklären, ihre Ursachen zu identifizieren und alternative Wahrnehmungs- und Handlungsweisen zu ermöglichen. Dazu bedient sie sich eines bestimmten Settings: der Therapie über mehrere Sitzungen hinweg, in denen PatientInnen ihre Beschwerden und Erfahrungen berichten und TherapeutInnen mithilfe kommunikativer Praktiken gemeinsam mit den PatientInnen die Beschwerden aufzuklären, die Erfahrungen zu vertiefen und die Probleme zu lösen suchen. In der konversationsanalytischen Psychotherapieforschung (Peräkylä et al. 2008) werden dazu vier Grundtypen verständigungsbegünstigender kommunikativer Praktiken der Psychotherapie identifiziert: äußerungsfortführende Extensionen, Musterhaftigkeit herstellende Interpretationen, reformulierende formulations und Fragen (Weiste & Peräkylä 2015). Der vorliegende Beitrag widmet sich der Untersuchung von drei Fragetypen: Beispielnachfrage, Kollaborative Erklärungsfindungsfrage und Lösungsorientierte Frage und deren sequenzieller Organisation in psychodiagnostischen Gesprächen. Ziel ist es, deren unterschiedliche produktive Potenziale hinsichtlich der Handlungsrationale diagnostischer und therapeutischer Aufgabenstellungen herauszuarbeiten.
Die Rolle der antizipatorischen Verstehensdokumentation erweist sich in den Interviews aus dem Israelkorpus m. E. als besonders wichtig. Es wird von der Tatsache ausgegangen, dass es sich bei den Informanten um Personen mit besonders delikaten biographischen Hintergründen handele. Die Interviewerinnen müssen demzufolge mit der starken emotionalen Belastung rechnen, der die Interviewten während der Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte ausgesetzt sind. Ein sehr direkter Frage-Antwort-Stil könnte wegen dieser emotionalen Belastung als unangenehm empfunden werden. Der Einsatz von Verfahren antizipatorischer Verstehensdokumentation weist stattdessen m. E. eindeutig darauf hin, wie sich die Interviewerinnen offensichtlich um Empathie bemühen und im Sinne einer intersubjektiven Inreraktionskonstitution mit den Interviewten kooperieren. Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, wie solche Verfahren der antizipatorischen Verstehensdokumentation durch den systematischen Einsatz der Konnektoren und, also, dann realisiert werden können.
Audio-based interpreting (by telephone or comparable devices) has lately become a widespread communicative practice in multilingual encounters, especially as a consequence of the refugee crisis. Despite the growing need for location-independent assistance, its linguistic-communicative requiremehts have hardly been explored. The central question posed by this paper is therefore: How do the participants in interpreter-mediated counselling sessions conducted via the telephone compensate for the lack of the co-presence and which strategies are (preferably) employed when determining turn-taking in such exceptional circumstances?
Am 13. und 14. Mai 2022 trafen sich 26 Nachwuchswissenschaftler:innen zum 5. Treffen des Netzwerks für Doktorand:innen der Gesprächsforschung (DokGF). Die Gründung dieses Netzwerk ist auf die Initiative von Elena Becker (Halle) und Maximilian Krug (Duisburg-Essen) im Herbst 2019 zurückzuführen (vgl. Torres Cajo/Franzen 2019). Auch dieses Mal fand die Veranstaltung online statt. Das DokGF-Treffen wurde von Teresa Schirmes (Bochum), Henning Vahlenkamp (Bremen) und Svenja Heuser (Luxembourg) organisiert und moderiert. Es bot den Teilnehmer:innen die Möglichkeit sich kennenzulernen, zu vernetzen und sich über aktuelle methodische, theoretische und empirische Themen der deutschsprachigen Gesprächsforschung auszutauschen. Ebenso standen allgemeine Belange und die Selbstorganisation während der Promotion auf der Agenda. Als Keynote-Speaker waren Arnulf Deppermann (Mannheim) und Martin Hartung (Göttingen) eingeladen.
Meta-communicative practices are generally reflexive in a fairly obvious sense: Inasmuch as speakers use them to talk about or comment on earlier/subsequent talk, they use language self-reflexively. In this paper, we explore a practice that is reflexive not only in this meta-communicative sense but also in a sequential-interactional one: Prefacing a conversational turn with I was gonna say. We show that the I was gonna say-preface furnishes the following general semantic-pragmatic affordances: (1) It retroactively relates the speaker’s subsequent talk to preceding talk from a co-participant, (2) it embodies a claim to prior, now-preempted, communicative intent with regard to what their co-participant has (just) said/done, (3) it therefore displays its speaker’s orientation to the relevance or the appropriate placement of the action(s) done in their own subsequent talk at an earlier moment in the interaction, and (4) it reflexively re-invokes, or retrieves, this earlier moment as the relevant sequential context for their action(s). We then go on to illustrate how speakers draw on these sequentially reflexive affordances for managing recurrent interactional contingencies in specific sequential environments. The paper ends with a discussion of the role that reflexivity plays in and for the deployment of this practice.
Der Beitrag präsentiert Ergebnisse des Projekts „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration der Flüchtlinge“, das am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) durchgeführt wird. Im ersten Teil wird auf die zweistufige Sprachstandserhebung in den allgemeinen Integrationskursen eingegangen, die zusammen mit dem Goethe-Institut umgesetzt wurde. Bei der ersten Erhebung zu Beginn der Kurse wurden mit einer Tabletumfrage die Sozialdaten und Sprachenbiografien der Teilnehmenden erhoben. Bei der zweiten Erhebung am Ende der gleichen Kurse ging es darum, mit Hilfe der Analyse von Sprachaufnahmen das erreichte mündliche Kompetenzniveau der Teilnehmenden zu ermitteln. Im zweiten Teil des Beitrags stellen wir Ergebnisse unserer ethnografisch-gesprächsanalytischen Feldstudien vor, die wir in verschiedenen Arbeitskontexten wie Qualifizierungsmaßnahmen, duale Berufsausbildung und betriebliche Praktika durchgeführt haben. In Bezug auf die zentralen Fragen zu gegenseitiger Verständigung und der Sprachvermittlung am Arbeitsplatz konnten wir im Rahmen unserer Ethnografien drei prototypische Praktiken feststellen, auf die wir näher eingehen: a) „kaum Verständnissicherung und Sprachvermittlung“, b) „ad-hoc Verständnissicherung und Sprachvermittlung“ und c) „systematische Verständnissicherung und Sprachvermittlung“. Des Weiteren fokussieren wir im letzten Teil des Beitrags die Ergebnisse unserer ethnografischen Langzeitstudie zu Betriebspraktika von studierenden Geflüchteten. Anhand der Untersuchung von Reparaturen zeigt sich hier die Entwicklung der interaktionalen Kompetenz eines L2-Sprechers, die mit einer zunehmenden kommunikativen Integration in Teamgesprächen einhergeht.
Die Arbeit wurde vom Verein für Gesprächsforschung mit dem Dissertationsförderpreis 2020 ausgezeichnet.
Bis heute gehört die Frage, wie InteraktionsteilnehmerInnen verstehen, welche von mehreren möglichen Lesarten eines sprachlichen Formats im jeweiligen Kontext gilt, zu den größten Herausforderungen der Konversationsanalyse. Aufbauend auf den Erkenntnissen über soziales Handeln in der Interaktion in Sprechakttheorie und Konversationsanalyse beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Verhältnis zwischen rekurrenten sprachlichen Formaten und sozialen Handlungen. Im Fokus stehen interrogative und deklarative Modalverbformate: soll ich...?, kannst du...?, willst/magst/möchtest du...?, du kannst... und ich kann...
Eine umfassende, korpusdatengestützte Untersuchung zu diesen Formaten im Deutschen fehlte bisher. In der Forschung zu anderen Sprachen wurden vergleichbare Formate eingehender untersucht, aber fast ausschließlich in Bezug auf direktiv-kommissive Handlungen, wie Bitten, Aufforderungen, Angebote, Vorschläge etc., während das breitere Handlungsspektrum und -potenzial der Formate nicht aufgezeigt wurde.
Die vorliegende Untersuchung zeigt auf,
1. welches Handlungsspektrum die untersuchten Formate aufweisen,
2. wie die Komposition eines Turns, dessen Position (i.e., in der laufenden Sequenz, in der Interaktion, in der Aktivität oder in der Interaktionsgeschichte) sowie weitere kontextuelle Faktoren (wie z.B. die Verteilung von epistemischen und deontischen Rechten) dazu beitragen, wie das Format als diese oder jene Handlung in der Interaktion verstanden wird, und
3. welches Handlungspotenzial bzw. welche globale Handlungsbedeutung das jeweilige Format aufweist.
Die Untersuchung bedient sich der Methodik der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik und beruht auf mehr als 500 Belegen aus Videoaufnahmen natürlicher Interaktion aus dem FOLK-Korpus.
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Handlungen mit den untersuchten Formaten vollzogen werden und welche Rolle unterschiedliche Faktoren (wie die Position des Turns, die Verteilung von deontischen und epistemischen Rechten, und die Verantwortung für das Projekt, auf das sich die Handlung bezieht, das Agens der künftigen Handlung, das nonverbale Verhalten von Interagierenden während der Realisierung des fokalen Turns etc.) dafür spielen, wie das jeweilige Format verstanden wird. Überdies wird nachgewiesen, welche weiteren linguistischen Merkmale (wie z.B. Vorkommen von Adverbien und Modal- bzw. Abtönungspartikeln, Argumentrealisierung, Wortfolge, Semantik des Vollverbs etc.) zusätzlich zum Modalverbformat für Handlungskonstitution und -zuschreibung relevant sein können und wann. Somit werden Faktoren herausgearbeitet, die für die weitere Entwicklung des Konzeptes ‚Format für soziale Handlungen‘ notwendig sind.
Die Arbeit zeigt, dass eine umfassende Analyse des gesamten Handlungsspektrums der Verwendung sprachlicher Formen auf Basis eines großen Korpus notwendig ist, um die für bestimmte Handlungsfunktionen relevanten Realisierungs- und Kontextbedingungen korrekt identifizieren zu können und vorschnellen Schlüssen über die Assoziation von linguistischen Formaten mit bestimmten Handlungen vorzubeugen. Trotz unterschiedlicher feingranularer Funktionen der Formate ist allerdings stets eine Kernbedeutung feststellbar, die zum Handlungspotenzial des jeweiligen Formats beiträgt.
The article addresses Solution-Oriented Questions (SOQs) as an interactional practice for relationship management in psychodiagnostic interviews. Therapeutic alliance results from the concordance of alignment, as willingness to cooperate regarding common goals, and of affiliation, as relationship based upon trust. SOQs particularly allow for both: They are situated at the end of a troublesome topic area, which is linked to low agency on the patient’s side, and they reveal understanding of and interest in the patient. Following the paradigm of Conversation Analysis and German Gesprächsanalyse this paper analyzes the design and functions of SOQs as a means for securing and enhancing the relationship in the process of therapy. Our data comprise 15 videotaped first interviews following the manual of the Operationalized Psychodynamic Diagnostics. The analyses refer to all SOQs found but will be illustrated by means of a single conversation.
Die Untersuchung von Positionierungsaktivitäten zur diskursiven Herstellung sozialer Identität blickt auf eine lange Tradition zurück und wird innerhalb der Sprachwissenschaft hauptsächlich in der gesprächsanalytischen Erzählforschung angewendet. Im Rahmen eines sozialkonstruktivistischen Ansatzes geht die Positionierungstheorie von einer dynamischen Konstitution von Identität aus.
Bisher fehlte es noch an einer systematischen Betrachtung von interaktiven Positionierungsaktivitäten, die sich mit der Realisierung und Aushandlung von Positionierungen in Alltagsgesprächen befasst. Hier setzt diese Arbeit an: Im Rahmen eines interaktionslinguistischen Ansatzes werden Positionierungspraktiken systematisch in vorwiegend nicht-narrativen Kontexten betrachtet. Auf der Grundlage empirischer Analysen liefert die Untersuchung neue Einblicke in die interaktive Konstitution von Identität, ihre sequenziellen Regelhaftigkeiten, Erwartungsstrukturen sowie in das Verhältnis von Selbst- und Fremdpositionierung.
Auch Linguist*innen, die gesprochene Sprache untersuchen, kommen schon seit längerem nicht mehr ohne digitale Infrastrukturen aus. Seit Beginn der Gesprochene-Sprache-Forschung werden Gespräche aufgezeichnet und anschließend transkribiert, da die flüchtigen, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden stattfindenden Feinheiten des Gesprochenen paradoxerweise nur durch Verschriftung im Detail untersucht werden können. Diese Detailuntersuchungen beschränkten sich im vergangenen Jahrhundert meist auf wenige Einzelbelege für ein untersuchtes Phänomen. Das heißt, die Forschenden hatten den unmittelbaren Überblick über ihre Datenkollektionen und benötigten keine elaborierten digitalen Methoden zu deren Aufbereitung, Annotation und Analyse. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark geändert: Es wurden vermehrt gezielt große Datenmengen gesammelt, in Datenbanken organisiert und der Forschungsgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung gestellt. An erster Stelle muss hier das Forschungs- und Lehrkorpus gesprochenes Deutsch (FOLK) genannt werden (vgl. Schmidt 2014). Dieses wird seit 2008 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) aufgebaut und ist heute das größte Referenzkorpus für das gesprochene Deutsch.
While the role of intentions in the constitution of actions gives rise to complex and heavily controversial questions, it appears to be indisputable that action ascription in interaction mostly does without any overt ascription of intention. Yet, sometimes participants explicitly ascribe intentions to their interlocutors in order to make sense of their prior actions. The chapter examines intention ascriptions in response to a partner’s adjacent prior turn using the German modal verb construction willst du/wollen Sie (do you want). The analysis focuses on the aspect of the prior action the intention ascription addresses (action type, projected next action, motive etc.), the action the intention ascription performs itself, and the next action they make relevant from the prior speaker. It was found that intention ascriptions are used to clarify and intersubjectively ground the meaning of the prior turn, which seems otherwise underspecified, ambiguous or puzzling. Yet, they are also used to adumbrate criticism, e.g., that the prior turn projects a course of future actions which is considered to be inadequate, or to expose a concealed, problematic allegedly “real” meaning of the prior turn.
Korpora gesprochener Sprache
(2022)
Korpora gesprochener Sprache bestehen aus Audio- oder Videoaufnahmen sprachlicher Produktionen, die über eine Transkription einer linguistischen Analyse zugänglich gemacht werden. Sie kommen zur Untersuchung unterschiedlichster sprachwissenschaftlicher Fragestellungen unter anderem in der Gesprächsforschung, der Dialektologie und der Phonetik zum Einsatz. Dieser Beitrag diskutiert die wichtigsten Eigenschaften von Korpora gesprochener Sprache und stellt einige Vertreter der verschiedenen Kategorien vor.
Action ascription can be understood from two broad perspectives. On one view, it refers to the ways in which actions constitute categories by which members make sense of their world, and forms a key foundation for holding others accountable for their conduct. On another view, it refers to the ways in which we accountably respond to the actions of others, thereby accomplishing sequential versions of meaningful social experience. In short, action ascription can be understood as matter of categorisation of prior actions or responding in ways that are sequentially fitted to prior actions, or both. In this chapter, we review different theoretical approaches to action ascription that have developed in the field, as well as the key constituents and resources of action ascription that have been identified in conversation analytic research, before going on to discuss how action ascription can itself be considered a form of social action.
Bringing together a team of global experts, this is the first volume to focus on the ways in which meanings are ascribed to actions in social interaction. It builds on the research traditions of Conversation Analysis and Pragmatics, and highlights the role of interactional, social, linguistic, multimodal, and epistemic factors in the formation and ascription of action-meanings. It shows how inference and intention ascription are displayed and drawn upon by participants in social interaction. Each chapter reveals practices, processes, and uses of action ascription, based on the analysis of audio and video recordings from nine different languages. Action ascription is conceptualised in this volume as not merely a cognitive process, but a social action in its own right that is used for managing interactional concerns and guiding the subsequent course of social interaction. It will be essential reading for academic researchers and advanced students interested in the relationship between language, behaviour and social interaction.
Ce chapitre s’intéresse à la façon dont les changements de langue dans des réunions sont gérés par les parties co-présentes qui les traitent comme posant des problèmes de participation, en s’orientant vers le fait que le choix d’une langue particulière peut avoir comme effet d’augmenter ou bien de diminuer la participation de certains ou de tous les membres co-présents. Le choix d’une langue plutôt que d’une autre est étudié comme répondant à un problème des membres et comme une décision prise par eux, exhibant la manière dont ils s’orientent vers ses conséquences et dont ils élaborent sa justification et légitimité. Dans ce sens, le choix de l’anglais ou de plusieurs langues co-existantes voire alternantes n’a pas en soi une valeur positive ou négative en termes de participation, d’adéquation ou d’efficacité, mais a une valeur qui est située et occasionnée, dépendant des formats spécifiques de participation, des compétences reconnues localement et de la manière dont l’interaction est organisée. Afin d’explorer de manière systématique cette articulation entre choix de langue et participation, nous allons nous pencher sur un phénomène particulier et récurrent. Il s’agit de l’annonce qui projette un changement de langue et qui peut prendre une forme telle que “now we will switch into English so that you can participate”. Nous l’analyserons en tenant compte de la position séquentielle où elle est produite, de son format, de la façon dont elle est adressée à une partie ou à la totalité des co-présents, et de l’action spécifique qui y est accomplie. Nous étudierons aussi la manière dont elle est reçue, ses effets sur le cadre de participation, ainsi que les catégorisations qui en découlent. On montrera ainsi la relation de configuration mutuelle qui s’établit entre choix de langue et cadre de participation. Nos analyses seront développées sur la base de plusieurs corpus de rencontres professionnelles internationales enregistrées en audio et en vidéo sur plusieurs terrains. Les données vidéo nous invitent à considérer non seulement la dimension linguistique des cadres participatifs et des changements de langue, mais aussi leur organisation multimodale : l’organisation incarnée (embodied) du code-switching n’a pratiquement pas encore été explorée et la participation incarnée reste sous-étudiée, ainsi que son lien avec des espaces interactionnels spécifiques. Ce chapitre montre que les détails multimodaux sont cruciaux pour la compréhension des liens entre plurilinguisme et participation en tant que dynamiques occasionnées, contingentes et émergentes.
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenspiel von Raum und Interaktion und konzentriert sich auf die dynamischen Organisationsformen sozialer Handlungen unter Berücksichtigung verbaler und sichtbarer Ressourcen. Durch die Untersuchung eines spezifischen Settings – professionelle Interaktionen in einem Radiostudio – werden wir empirisch beschreiben und konzeptualisieren, wie ein gebauter bzw. stark architekturierter Raum im Rahmen institutioneller Praktiken genutzt und relevant gesetzt wird. So soll zu aktuellen Überlegungen zu Interaktionsraum und -architektur, zu Raum als Ressource sowie als materiellem Umfeld beigetragen werden. Unsere ethnomethodologische und konversationsanalytische Perspektive wird von aktuellen Debatten über den sogenannten spatial turn in der interaktionalen Forschung beeinflusst (Kap. 1.1). Auf Grundlage eines in einem Radiostudio erstellten Videokorpus (Kap. 1.2) wird zunächst die Verbindung zwischen einem architektonisch und technologisch komplexen Umfeld und dem interaktionalen Handeln der Teilnehmer skizziert (Kap. 2.1, Kap. 2.2). Es folgt die detaillierte Analyse eines Einzelfalls (Kap. 3), in dem die Radiomoderatoren einen Text für den nächsten Sendeabschnitt vorbereiten. Hier werden die räumlichen Charakteristika sichtbar, die bei der Arbeit nach und nach relevant gesetzt werden (Kap. 4).
Dieser Artikel analysiert am Beispiel eines Racletteessens unter Freunden, wie innerhalb einer langen Sequenz das Warten auf den Beginn des Essens strukturiert wird. Während der fast 50 Minuten, die zwischen der Ankunft der ersten Gäste sowie dem Beginn des Essens vergehen, orientieren sich die Teilnehmer auf unterschiedliche Weise zum Warten als Aktivität. Das sukzessive Eintreffen der Gäste führt jeweils zu Eröffnungssequenzen innerhalb dieser Wartezeit. Anhand von Auszügen dieser Zeitspanne verfolgt die Analyse, wie sich die Teilnehmer zu dieser Zeitlichkeit des Wartens und (Noch-nicht-)Beginnens orientieren und wie sie den Anfang des Essens gemeinsam konstruieren.
Cette contribution s’intéresse aux co-constructions d’un tour de parole en interaction, plus spécifiquement, à la manière dont la complétion d’un énoncé de la part d’un co-participant est ensuite réceptionnée par le locuteur dont le tour a été complété. Malgré l’intérêt certain porté par l’analyse conversationnelle et la linguistique interactionnelle à la co-énonciation, l’évaluation de cette pratique par le premier locuteur n’a pas fait l’objet d’analyses approfondies. Dans ce qui suit, nous nous focalisons plus particulièrement sur les pratiques interactionnelles qui permettent aux participants de valider une co-construction. Ce travail est issu du projet ANR SPIM (« L’imitation dans la parole »), dans le cadre duquel nous nous sommes interrogée sur la fonction de l’hétéro-répétition (le fait de répéter un énoncé d’un autre locuteur ou une partie de celui-ci, opposée à l’auto- répétition) dans des séquences de co-construction d’un tour de parole.
Cette contribution s'intéresse aux co-constructions d'un tour de parole en interaction, plus spécifiquement, à la manière dont la complétion d'un énoncé de la part d'un co-participant est ensuite réceptionnée par le locuteur dont le tour a été complété. Malgré l'intérét certain porté par l'analyse conversationnelle et la linguistique interactionnelle à la co-énonciation, l'évaluation de cette pratique par le premier locuteur n’a pas fait l’objet d’analyses approfondies. Dans ce qui suit, nous nous focalisons plus particulièrement sur les pratiques interactionnelles qui permettent aux participants de valider une co-construction. Ce travail est issu du projet ANR SPIM (« L'imitation dans la parole »), dans le cadre duquel nous nous sommes interrogée sur la fonction de l'hétéro-répétition (le fait de répéter un énoncé d'un autre locuteur ou une partie de celui-ci, opposée à l'auto-répétition) dans des séquences de co-construction d'un tour de parole. Dans la partie analytique, nous contrastons deux possibilités de validation d'une complétion collaborative, à savoir l'acquiescement simple (« oui ») et l'hétéro-répétition simple. Sur la base d’enregistrements vidéo de conversations naturelles, nous montrons que ces deux pratiques ne valident pas la complétion collaborative de la même manière, mais qu'elles permettent aux locuteurs d’évaluer finement le caractère plus ou moins adéquat des éléments co-construits.
This chapter focuses on the way in which co-present parties in meetings manage language choice and treat it as raising problems of participation - in the sense that participants can orient to the fact that a given language choice may increase or diminish participation for some or all co-present group members. Choosing one language rather than another is approached here as a members' problem (in an ethnomethodological sense), and as a decision the participants make themselves, in situ and within their courses of action, displaying the way in which they orient to its local consequences, and how they justify and legitimize it. In order to explore this link between language choice and participation systematically, in this chapter we focus on a particular and recurrent phenomenon, the announcement of a language change. Within the conversation analysis framework, we analyse these announcements by taking into account the sequential position in which they occur, their format, the way in which they are addressed to a sub-group or to the group as a whole, and the specific action they accomplish. We will also look at how the group receives the announcement, its effects on the participation framework, as well as the categorizations that ensue from it. This chapter therefore highlights the mutual configuration between language choice and participation framework. Our analyses are based on several video- and audio-recorded corpora of international work meetings. These video data call for reflection not only on the linguistic dimension of participation frameworks and language switches, but more broadly on their multimodal organization. This chapter shows that multimodal details are crucial if we aim to understand the relation between multilingualism and participation as occasioned, contingent and emergent dynamics.
Since Lerner coined the notion of delayed completion in 1989, this recurrent social practice of continuing one’s speaking turn while disregarding an intermediate co-participant’s utterance has not been investigated with regard to embodied displays and actions. A sequential approach to videotaped mundane conversations in German will explain the occurrence and use of delayed completions. First, especially in multi-party and multi-activity settings, delayed completions can result from reduced monitoring and coordinating activities. Second, recipients can use intra-turn response slots for more extended responsive actions than the current speaker initially projected, leading to delayed completion sequences. Finally, delayed completions are used for blocking possibly misaligned co-participant actions. The investigation of visible action illustrates that delayed completions are a basic practice for retrospectively managing co-participant response slots.
Mock fiction is a genre of humorous, fictional narratives. It is pervasive in adolescents’ peer-group interaction. Building on a corpus of informal peer-group interaction among 14 to 17 year-old German adolescents, it is shown how mock fiction is used to sanction identity-claims of peer-group co-members that are taken to be inadequate by the teller of a mock fiction. Mock fiction exposes and ridicules those claims by fictional exaggeration. Mock fiction is an indirect, yet sometimes even highly abusive means for criticizing and negotiating identities and statuses of peer-group members. The analysis shows how mock fiction is collaboratively produced, how it is used to convey criticism and to negotiate social norms indirectly, and how, in addition, it allows for performative self-positioning of the tellers as skilled, entertaining tellers and socio-psychological diagnosticians.
Im Beitrag werden drei sprachwissenschaftliche Zugänge zu Diagnosen vorgestellt: In der Gesprächsanalyse wird die Diagnoseherstellung in der mündlichen Arzt-Patienten-Interaktion beleuchtet. Diagnosen entstehen kollaborativ,indem Gesprächsphasen durchlaufen und charakteristische Handlungen in bestimmten Äußerungsformaten vollzogen werden. Im Blickpunkt der Text- und Kommunikationsgeschichte steht hingegen das schriftsprachliche Handeln. Das Herstellen einer Diagnose erfordert hier die nachträgliche Bearbeitung vorgängiger mündlicher Interaktionen gemäß einer etablierten Textsorte: dem Erhebungsbogen. Von diesen Formen der Diagnoseherstellung unterscheidet sich, wie ein diskurslinguistischer Zugriff zeigt, die massenmediale Faktizitätsherstellung in Diskursen wie dem Impfdiskurs, die auch für ein medizinisches Laienpublikum relevant sind. Mit dem Beitrag soll nicht nur deutlich gemacht werden, in welchengem Zusammenhang mündliche Interaktion und schriftliche Fixierung stehen, sondern auch betont werden, dass das massenmedial vermittelte medizinische Lai*innen in relative Expert*innen verwandeln kann.
In this paper we examine the composition and interactional deployment of suspended assessments in ordinary German conversation. We define suspended assessments as lexicosyntactically incomplete assessing TCUs that share a distinct cluster of prosodic-phonetic features which auditorily makes them come off as 'left hanging' rather than cut-off (e.g., Schegloff/Jefferson/Sacks 1977; Jasperson 2002) or trailing-off (e.g., Local/Kelly 1986; Walker 2012). Using CA/IL methodology (Couper-Kuhlen/Selting 2018) and drawing on a large body of video-recorded face-to-face conversations, we highlight the verbal, vocal and bodily-visual resources participants use to render such unfinished assessing TCUs recognizably incomplete and identify six recurrent usage types. Overall, the suspension of assessing TCUs appears to either serve as a practice for circumventing the production of assessments that are interactionally inapposite, or as a practice for coping with local contingencies that render the very doing of an assessment problematic for the speaker. Data are in German with English translations.
Die Studie untersucht therapeutische Strategien für den Umgang mit und das Management von Patientenwiderstand, der auf Lösungsorientierte Fragen in der Psychotherapie folgt. Patienten reagieren auf Lösungsorientierte Fragen regelmäßig dispräferiert. Die Therapeuten wiederum sollen therapeutisch relevantes Material elizitieren.
Mit Hilfe linguistisch-gesprächsanalytischer Methoden wird untersucht, wie Therapeuten im Anschluss an lösungsorientierte Anfragen mit dispräferierten Antworten umgehen. Das Widerstandsmanagement der Therapeuten umfasst dabei sowohl expansions- und reparaturinitiierende Reaktionen als auch Themenwechsel.
Untersucht werden 15 psychodiagnostische Erstgespräche nach der erweiterten Version der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD-2), einem standardisierten und manualisierten diagnostischen Inventar, das die psychodynamischen Kräfte hinter den Erkrankungen der Patienten erfassen soll.
In informal interaction, speakers rarely thank a person who has complied with a request. Examining data from British English, German, Italian, Polish, and Telugu, we ask when speakers do thank after compliance. The results show that thanking treats the other’s assistance as going beyond what could be taken for granted in the circumstances. Coupled with the rareness of thanking after requests, this suggests that cooperation is to a great extent governed by expectations of helpfulness, which can be long-standing, or built over the course of a particular interaction. The higher frequency of thanking in some languages (such as English or Italian) suggests that cultures differ in the importance they place on recognizing the other’s agency in doing as requested.
This chapter describes the resources that speakers of Polish use when recruiting assistance and collaboration from others in everyday social interaction. The chapter draws on data from video recordings of informal conversation in Polish, and reports language-specific findings generated within a large-scale comparative project involving eight languages from five continents (see other chapters of this volume). The resources for recruitment described in this chapter include linguistic structures from across the levels of grammatical organization, as well as gestural and other visible and contextual resources of relevance to the interpretation of action in interaction. The presentation of categories of recruitment, and elements of recruitment sequences, follows the coding scheme used in the comparative project (see Chapter 2 of the volume). This chapter extends our knowledge of the structure and usage of Polish with detailed attention to the properties of sequential structure in conversational interaction. The chapter is a contribution to an emerging field of pragmatic typology.
In Studien zu pädiatrischer Interaktion wird immer wieder die niedrige Redebeteiligung der jungen Patient/innen, deren Leiden in den ärztlichen Gesprächen verhandelt werden, herausgestellt. In einigen triadisch-pädiatrischen Erstkonsultationen, die sich in mehreren Punkten signifikant von dyadischen Erstgesprächen unterscheiden, ist allerdings die Beteiligung der Patient/innen deutlich höher. Eine Kombination aus quantitativer und konversationsanalytischer Untersuchung von Erstkonsultationen in der pädiatrischen Praxis zeigt, dass der Aufforderung zur Beschwerdenschilderung dabei eine entscheidende Bedeutung zukommt, weswegen der Formulierung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Doch die herausfordernde Situation birgt nicht nur Stolpersteine, sondern kann auch von allen Interaktionspartner/innen als strategisches Mittel eingesetzt werden. Eine interaktive Relevanz haben überdies elterliche Initiativen. An mehreren Beispielen wird gezeigt, welche erheblichen Konsequenzen eine Nicht-Bearbeitung oder eine nicht ausreichende Bearbeitung für die jeweilige Interaktion hat.
Aufgrund der Tatsache, dass wir häufig Zweifel an Behauptungen von Gesprächspartnern, an Sachverhalten, an Wahrheitsgehalten von Aussagen etc. hegen, ist davon auszugehen, dass wir entsprechend über mehr oder weniger stark verfestigte interaktionale Praktiken des Anzeigens und des Behebens von Zweifeln verfügen, die Problemlösungsroutinen für die Bearbeitung von Zweifeln bereitstellen. Anhand einer empirischen Untersuchung von gesprochenem Alltagsdeutsch (ca. dreieinhalb Stunden Audiomaterial) soll versucht werden, exemplarisch solche Praktiken des Zweifelns im Deutschen zu beschreiben.