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Data and transcription
(2008)
Using different constructions with the German item vcrstchcn (engl. understand), the current study addresses the relationship between lexical and constructional meaning. Construction grammar and cognitive grammar reject the theoretical distinction between (a semantic) lexicon and (a formal) syntax (e.g., Langacker: 2000). Instead, they take constructions to be the units of linguistic competence. It is claimed that constructions consist of form-meaning-pairings (e.g. Goldberg: 1995; Croft: 2001). From this view, it follows that formal variation should result in functional variation. Lexical items should therefore acquire different meanings depending on the constructions in which they occur. To test this claim, 300 instances of uses of the German lexical item verstehen in talk-in-interaction were inspected for the local meanings verstehen acquires in each case. The article compares the semantics of verstehen in two different constructions: The discourse marker verstehst du? (engl. do you understand?) and the negative construction [NP] nicht verstehen [COMP], The data show a poly- semic spectrum of meanings of verstehen, which is similar for both constructions. The precise local meaning of verstehen in most cases depends on pragmatic and discursive factors and is not provided for by the constructions themselves. There are, however, subtypes of the two constructions that satisfy the condition of being a form-meaning-pair. As a conclusion, some prospects for the conceptualization of different sources of meaning within a construction grammar approach are suggested.
In diesem Artikel wird aus einer konservationsanalytischer Perspektive untersucht, wie in der letzten Stunde der psychoanalytischen Behandlung »Amalie« die Aufgabe des Abschiednehmens interaktiv thematisiert und ausgehandelt wird. Anhand von drei zentralen Interaktionssequenzen wird rekonstruiert, wie die Patientin den Abschied systematisch de-thematisiert. Sie benutzt unterschiedliche Verfahren der Selbstpositioniernng und der Fremdpositionierung des Therapeuten zur Legitimierung ihrer Verweigerung der Bearbeitung und zur Negierung der Relevanz des Abschieds. Darüber hinaus löst sie die Aufgabe des Abschieds, indem sie ihn symbolisch aufhebt durch die Behauptung einer mentalen Verschmelzung mit dem Therapeuten, die den bevorstehenden Verlust der Realbeziehung irrelevant mache.
Verstehen im Gespräch
(2008)
Die Hermeneutik und die empirisch-psychologische Textrezeptionsforschung haben sich
damit befasst, wie Leser Texten Sinn zuschreiben. Sozialphilosophen (wie Weber, Schütz,
Mead, Habermas) sehen in Prozessen der symbolvermittelten Verständigung das alltagsweltliche
Fundament der sozialen Welt und der Möglichkeit gesellschaftlicher Integration.
Wie aber verhalten sich diese, aus der Textanalyse und der zeichen-und sozialtheoretischen
Reflexion entstandenen Konzeptionen des Verstehens zum alltagsweltlichen Verstehen im
Gespräch? Ist hier eigentlich vorn gleichen Vorgang die Rede? Sind mentalistische, noemalive
und leserbezogene Konzepte des Verstehens brauchbar für die Analyse beobachtbarer
Prozesse der Herstellung von Intersubjektivität in Gesprächen?
Dieser Aufsatz umreißt zunächst kurz den wissenschaftlichen Diskussionskontext, innerhalb
dessen Verstehen zum Gegenstand geworden ist (1). Kontrastiv dazu werden die
Prämissen einer Untersuchung von Verstehen in Gesprächen bestimmt, die sich aus den
spezifischen Situationsparametern mündlicher Interaktion ergeben (2). Den Hauptleil der
Abhandlung bildet der Aufweis der elementaren sequenziellen Organisationsform und
typischer sprachlicher Manifeslationen der Dokumentation und der Verhandlung von Verstehen
im Gespräch {3). Abschließend werden einige allgemeine Eigenschaften resümiert,
die die Dokumentation von Verstehen in Gesprächen auszuzeichnen scheinen (4).
Aus psychologischer Sicht wird Verstehen als ein kognitiver Prozess begriffen. Im Gegensatz dazu stellt der Aufsatz einen konversationsanalytischen Zugang zu Verstehen dar. Es wird rekonstruiert, wie Verstehen in Gesprächen durch verschiedene Verfahren der Verstehensdokumentation verdeutlicht und durch wechselseitig aufeinander bezogene Reaktionen ausgehandelt wird. Anhand von sechs Gesprächssequenzen wird eine linguistische Typologie von Verstehensdokumentationen in der Interaktion vorgestellt. Auf Basis der Fallanalysen werden grundlegende Eigenschaften von Verstehensdokumentationen sowie Aufgaben, die die Interaktionsteilnehmer bei der Produktion von und bei der Reaktion auf Verstehensdokumentationen bearbeiten, rekonstruiert. Dazu gehören: Identifikation des Bezugs von Verstehensdokumentationen, Interpretation des Verstehensgegenstands, Sicherung der Verständlichkeit und Legitimität (accountability) der Verstehensdokumentation, Herstellung des Bezugs der Verstehensdokumentation zu den praktischen Zwecken der laufenden Interaktion, Aushandlung intersubjektiven Verständnisses, rhetorische Nutzung von Verstehensdokumentationen und ihr indikativer Bezug auf Beteiligungsrollen und sozialstrukturelle Rahmen der Interaktion.