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Man findet im Burnout-Diskurs einerseits zahlreiche Passagen in fachinternen/-externen Texten, in denen ein „Noch-nicht-(genug)-Wissen“ oder „unsicheres Wissen“ (Janich 2018: 557) und eine zu wenig trennscharfe, ungenaue Verwendung des Begriffs und das Fehlen einer validen, allgemeingültigen, eindeutigen Definition des Phänomens konstatiert werden. Dieser offensichtlichen Kritik steht allerdings der konvergente Leseeindruck entgegen, der sich in Bezug auf die begriffliche Fassung bzw. Definition von ›Burnout‹ einstellt, wenn man Texte von 1975-2018 zu diesem Phänomen sichtet. Von diesen Beobachtungen ausgehend, analysiert die hier vorgestellte Dissertation: 1.) wie ein psychosomatisches Phänomen, das spezifikationsbedürftig erscheint, in Fach-, Medien- und Vermittlungstexten vor dem Hintergrund fachkultureller, sozialer und diskursiver Bedingungen definiert wird, 2.) wie bestimmte definitorische Merkmale und Definitionsformen sich trotz Kritik über die Zeit im Diskurs durchsetzen und 3.) in welcher Weise sich medizinische/psychologische und fachexterne Ansprüche an die Tätigkeit des Definierens und sprachliche Mittel und diskursive Praktiken des Definierens unterscheiden oder ähneln und sich in Typen diskursiver Praxis des Definierens verdichten lassen.
Der folgende Leitfaden bietet eine grundlegende Übersicht darüber, welche Schritte bei der Konzeption und Durchführung einer empirischen Untersuchung in der germanistischen Linguistik zu beachten sind. Wir werden den grundlegenden Ablauf und die zugrunde liegenden Konzepte allgemein bzw. modellhaft beschreiben und sie anhand von einfachen Beispielen illustrieren. Eine stärkere Ausgestaltung anhand von Beispielen zu verschiedenen linguistischen Forschungsfragen und -feldern und damit auch mehr Illustrationen, wie die einzelnen Schritte für bestimmte Forschungsfragen umzusetzen sind, finden Sie in den Fallstudien im —> Teil III dieses Bandes. Detailliertere Ausführungen zu den zentralen Konzepten des empirischen Arbeitens in der Linguistik finden Sie in —> Teil VI dieses Bandes. Weiterführende Literatur findet sich am Ende des Beitrags.
Vernetzung des Linguistik-Portals mit Linguistic Linked Open Data: Die Rolle des BLL-Thesaurus
(2020)
Das Linguistik-Portal ist ein internetbasiertes Rechercheinstrument für die allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft, das einen einheitlichen Zugang zu fachspezifischen Informationen bietet. Eine innovative Komponente des Portals stellt die Vernetzung mit Linguistic Linked Open Data (LLOD) dar: Dadurch wird eine Brücke zwischen linguistischen Repositorien innerhalb der LLOD-Cloud und bibliografischen Daten geschlagen und eine Verbindung zu weiteren Sprachressourcen ermöglicht. Die Anbindung an die Cloud erfolgt, indem der Schlagwort-Thesaurus der Bibliography of Linguistic Literature (BLL) für LOD aufbereitet und mit relevanten Ontologien verlinkt wird.Der BLL-Thesaurus wird seit über 40 Jahren als integraler Bestandteil der gleichnamigen Bibliografie entwickelt. Darüber hinaus liefert er die Grundlage für die thematische Klassifikation und die normierten Schlagwörter des Linguistik-Portals. Das neue Anwendungsszenario stellt jedoch spezifische technische und konzeptuelle Anforderungen, die nur durch eine formale und inhaltliche Aufarbeitung erfüllt werden können.
In diesem Beitrag werden nach einer kurzen methodischen Vorstellung der Elektroenzephalographie und der Ereignis-korrelierten Potenziale einige Eckpunkte, die bei der Gestaltung eines linguistischen EEG-Experimentes Beachtung finden sollten, ausgeführt. Der Beitrag schliest mit Überlegungen, die bei der Untersuchung grammatischer Variation besonders berücksichtigt werden sollten.
Internetlinguistik
(2019)
Die Internetlinguistik ist eine neue Forschungsdisziplin, die sich aus drei großen Untersuchungsbereichen konstituiert: der Sprachverwendung in internetbasierten Kommunikationsumgebungen (wie Messengerdienste, Soziale Netzwerkseiten), der Interaktion zwischen Mensch und Maschine (etwa mit smarten Objekten) und der Generierung von Datenkorpora, was auch ethische Fragen aufwirft.
Dieser Band enthält neben einem kurzen Abriss über die Entwicklung der Internetlinguistik bibliografische Angaben zu Spezifika des Kommunikationsraums, der Kommunikationsplattformen und der digitalen Kommunikation, zu menschlichen Handlungsweisen im Web 2.0 und zu methodischen Zugängen der linguistischen Onlineforschung mit einem Überblick über Internetkorpora. Darüber hinaus werden Schnittstellen zu anderen Wissenschaftsdisziplinen aufgezeigt. Der Band gibt außerdem Empfehlungen zu einschlägigen Blogs und Zeitschriften.
Vorwort
(2008)
DIL is a bilingual (German-Italian) online dictionary of linguistics. It is still under construction and contains 240 lemmas belonging to the subfield of “German as a Foreign Language”, but other subfields are in preparation. DIL is an open dictionary; participation of experts from various subfields is welcome. The dictionary is intended for a user group with different levels of knowledge, therefore it is a multifunctional dictionary. An analysis of existing dictionaries, either in their online or written form, was essential in order to make important decisions for the macro- or microstructure of DIL; the results are discussed. Criteria for the selection of entries and an example of an entry conclude the article.
DIL ist ein deutsch-italienisches Online-Fachwörterbuch der Linguistik. Es ist ein offenes Wörterbuch und mit diesem Beitrag wird für eine mögliche Zusammenarbeit, Kollaboration plädiert. DIL ist noch im Aufbau begriffen; zur Zeit ist nur die Sektion DaF komplett veröffentlicht, auch wenn andere Sektionen in Bearbeitung sind. Die Sektion LEX (Lexikographie), die zur Veröffentlichung ansteht, wird zusammen mit den wichtigsten Eigenschaften des Wörterbuches präsentiert.
Erpressung ist eine Straftat, die sich meist in einer ersten Phase rein sprachlich manifestiert und so liegt es nahe, die Sprachwissenschaft zur Klärung eines derartigen Falles heranzuziehen. Ist es möglich, für eine Ermittlung relevante Aussagen über den Verfasser zu machen, den Verfasser zu kategorisieren? Ist er ein notorischer Schreiber, ein alter Bekannter, oder handelt es sich um einen ersten unbeholfenen Versuch? Diese und andere Fragen werden an Linguisten und Linguistinnen im BKA herangetragen, die sich in eine sehr ungewöhnliche Rolle einfinden und ihre Methodik auf sehr spezifische Fragestellungen zuschneiden müssen. Der Aufsatz soll die konkreten Bedingungen der linguistischen Arbeit im Bereich der Autorenerkennung im BKA vorstellen. Dabei werden Aufgabenstellungen, Methodik, Probleme und Forschungsdesiderate skizziert. Ziel ist es, Sprachwissenschaftler zu erreichen, die an einer konkreten Anwendung ihres Faches sowie an der Lösung sehr spezifischer Problemstellungen interessiert sind, und somit eine stärkere fachliche Vernetzung zu schaffen.
Inhalt
1. Vorbemerkungen
2. Mitarbeiter und Arbeiten der Abteilungen und Arbeitsstellen
3. Tagungen, Kolloquien und Vorträge externer Wissenschaftler am IDS
4. Lehraufträge und Vorträge von IDS-Mitarbeitern außerhalb des Instituts
5. Publikationen von IDS-Mitarbeitern
6. Kontakte des IDS zu anderen Institutionen, Studienaufenthalte und Besuche in- und ausländischer Wissenschaftler am IDS, Praktika, Besuchergruppen
7. Gremien des Instituts für Deutsche Sprache
8. Besondere Nachrichten
9. Personalstärke, Anschrift, finanzielle Angaben
10. Veröffentlichungen im Jahre 2000
Die Frage danach, was ein Fremdwort ist, scheint auf den ersten Blick müßig, führt bei näherer Betrachtung aber zu einer Vielzahl von Problemen, auf die sich keineswegs lapidare Antworten geben lassen. Anders gesagt: Während die Allgemeinheit mühelos mit dem Ausdruck »Fremdwort« umgeht (und dabei allerdings keinen allzu großen Wert auf feine Unterscheidungen legt), tut sich die Fachwelt eher schwer damit, zu bestimmen, was unter einem »Fremdwort« zu verstehen ist.
Tests haben gezeigt, dass sprachwissenschaftlich nicht vorbelastete Zeitgenossen mit den groben Kategorien »Fremdwort« und »deutsches Wort« auskommen und als Unterscheidungskriterium vor allem den Grad ihrer Vertrautheit mit einem Wort benutzen. Dabei kommt es auch schon einmal vor, dass ein etwas ungebräuchlicheres, abgelegeneres Wort deutscher Herkunft (etwa Flechse oder tosen) als Fremdwort eingestuft wird. Vereinzelt haben Sprachwissenschaftler auch schon den Schluss gezogen, dass der Terminus »Fremdwort« nun ganz und gar unbrauchbar geworden sei bzw. dass es gar keine Fremdwörter gebe. In der Regel haben sich Linguisten traditionell und bis in die Gegenwart jedoch bemüht die Unterschiede herauszuarbeiten, die zwischen Fremdwörtern und heimischen Wörtern bestehen und sind dabei mitunter zu weit differenzierenden Klassifikationen gekommen, deren Wert in Bezug auf die Durchdringung der Problematik unbestritten ist, die sich aber sonst eher als wenig handhabbar erweisen.
Der Beitrag gibt einen Überblick über die vielfaltigen neuen Arbeitsmöglichkeiten, die computergestützte Medien der Sprachwissenschaft eröffnen, und diskutiert die Frage, wieweit wissenschaftliche Ansprüche, Denkweisen, Methoden, Arbeitsrhythmen und Resultate von neuen Arbeitstechniken beeinflusst werden. Anhand ausgewählter Beispiele werden verschiedene Stadien linguistischen Arbeitens (von erster Orientierung und Hypothesenbildung über Datensammlung und Informationsrecherche bis zu Auswertung, Ergebnisfindung, Präsentation und Diskussion) sowie unterschiedlicheTeildisziplinen und Fragestellungen der Sprachwissenschaft (von Phonetik über Lexikographie bis zur Gesprächsanalyse etc.) behandelt.
Zwischen den Erwartungen und besonderen Bedürfnissen der Auslandsgermanistik und dem, was die germanistische Linguistik zu bieten hat, gibt es auf verschiedenen Gebieten noch erhebliche Diskrepanzen – so lautet die durchaus als Provokation gemeinte Ausgangsthese. Im Bereich Wortschatz und Wörterbücher fehlt es, verglichen mit der anglo-amerikanischen Wörterbuchszene, an umfassenden, korpusbasierten, gegebenenfalls auch elektronisch zugänglichen Wörterbüchern mit durchdachter Mikrostruktur, präzisen und verständlichen grammatischen und semantischen Angaben und reichhaltigem, den heutigen Sprachgebrauch widerspiegelndem Beispielmaterial. An grammatische Handbücher sind folgende Forderungen zu stellen: Konzentration auf relevante, d.h. typische, hochfrequente und kontrastiv-typologisch bedeutsame Erscheinungen, Zuverlässigkeit und Präzision der Angaben durch expliziten Bezug auf eine Textbasis sowie vor allem Verständlichkeit für die Zielgruppe. Weitere Desiderate beziehen sich u.a. auf die zeitgemäße Präsentation des faktischen Sprachgebrauchs und der deutschen Dialekte, speziell auf das Deutsche zugeschnittene Arbeiten zum Spracherwerb und zur Sprachverarbeitung.
Zum Abschluss der Jahrestagung 1998 fand eine Podiumsdiskussion statt, und zwar mit folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern (in alphabetischer Reihenfolge): Professor Dr. Rudolf Hoberg (TH Darmstadt); Fritz Kuhn, Μ. Α., MdL (Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg); Professorin Dr. Eva Neuland (Universität- Gesamthochschule Wuppertal); Achim Struchholz (Pressesprecher von Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland AG, Köln); Dr. Annette Trabold (Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Institut für deutsche Sprache). Die Leitung der Diskussion hatte Professor Dr. Rainer Wimmer (Universität Trier).
Der Vortrag geht der Frage nach, wie Grammatiken (und Wörterbücher) des Deutschen in den gesellschaftlichen Kontext der Zeit eingelassen sind. Drei Stationen auf dem Weg in die linguistische Moderne werden aufgezeigt: die kritische Sprachlehre Adelungs, die historische Grammatik Jacob Grimms und die prinzipiengeleitete Sprachwissenschaft Hermann Pauls.Abschließend wird der Zusammenhang von Werk und Person thematisiert. Wissenschaftsgeschichte muß diesen Zusammenhang herausarbeiten und das sprachpolitische und sprachkritische Konzept, das hinter dem Werk steht, bloßlegen.
Der Vortrag geht aus von dem weithin geteilten Befund, daß die Sprachwissenschaft sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Wissenschaftsdiskurs der Kulturwissenschaften an Ansehen verloren hat. Er versucht vor dem Hintergrund dieses Befundes das Verhältnis von Linguistik und Öffentlichkeit zu erörtern. Die Resonanzlosigkeit der Sprachwissenschaft im öffentlichen Raum wird zunächst im Kontext der These diskutiert, die Disziplin befolge nicht die „Gesetzmäßigkeiten der Darstellung"(Münch) und verfüge über kein angemessenes Marketing. Eine solche Ursachenzuschreibung für die mangelnde Öffentlichkeitsfähigkeit linguistischen Wissens wird als zu kurz greifend zurückgewiesen. Die Ansehenskrise wird statt dessen in einer grundsätzlicheren Hinsicht zurückgeführt (1) auf die allgemeinere Krise des wissenschaftlichen Wissens in der „Expertengesellschaft" (Hitzler) sowie (2) auf eine für die Sprachwissenschaft charakteristische mangelnde Zeitgenossenschaft. Diese ist – so die These des Vertrags – herzuleiten aus einem geisteswissenschaftlichen Autonomieverständnis, das einer Verschränkung von Wissenschaft und öffentlich-politischem Handeln kritisch gegenübersteht sowie im besonderen aus der stummen Distanz der Sprachwissenschaft zu dem – von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgten – Mediendiskurs der Kulturwissenschaften.
Aus der linguistischen Gesprächs- und Diskursanalyse heraus hat sich in den letzten 10 Jahren eine Angewandte Diskursforschung entwickelt, die das sprachlichkommunikative Handeln in unterschiedlichen gesellschaftlichen Praxisfeldern und Institutionen empirisch untersucht und dabei ausdrücklich auf die Anwendung ihrer Ergebnisse in dieser Praxis abzielt. In dem Beitrag zeigen wir, welche Fragestellungen und Ziele diese Forschungsrichtung verfolgt (Kap. 2), und benennen exemplarisch einige anwendungsrelevante inhaltliche Ergebnisse zu den Bereichen Schule, Medizin und Wirtschaft (Kap. 3). Anschließend stellen wir methodische Überlegungen für die Angewandte Diskursforschung dar und formulieren Prinzipien der Komplexität, der Problemorientierung, der Aktantenorientierung und der normativen Orientierung (Kap. 4). Wie solche Ergebnisse für die Aus- und Fortbildung didaktisch aufbereitet und in die Praxis rückvermittelt werden können und welche Perspektiven wir für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen Linguistik und Praxis sehen, diskutieren wir am Schluss des Beitrags (Kap. 5 und 6).
Wörter - Argumente - Diskurse. Was die Öffentlichkeit bewegt und was die Linguistik dazu sagen kann
(1999)
Der Beitrag versucht, eine der Möglichkeiten auszuloten, die Interessen der Öffentlichkeit und der Sprachwissenschaft in Verbindung zu bringen. Im Bereich gesellschaftlich relevanter Diskussionen besteht diese Möglichkeit darin, über besonders prominente Einzelwörter hinaus solche Diskussionen als „Diskurs" aufzufassen und diesen mit verschiedenen sprachwissenschaftlichen Methoden zu analysieren. Diskurs wird dabei als Menge aller Äußerungen zu einem gleichen Thema aufgefaßt, die für die Forschung in reflektiert zusammengestellten Textkorpora zugänglich zu machen sind. Am Beispiel des Migrationsdiskurses wird veranschaulicht, wie eine korpusbasierte, empirische Diskurslinguistik begründete Aussagen über die Verwendung von Wörtern machen kann, die die Öffentlichkeit im doppelten Sinne „bewegen", wie die argumentative Funktion öffentlicher Sprachthematisierungen systematisch zu erfassen ist und wie über die Wortschatzanalyse hinaus argumentative Muster öffentlicher Diskurse in ihrem Stellenwert für ein öffentliches
Themenfeld beschrieben werden können. Abschließend werden die bisherige öffentliche Resonanz auf entsprechende linguistische Forschungsergebnisse erörtert sowie die Chancen eines Forschungsansatzes, der einerseits öffentlich interessierende Themen aufgreift und andererseits diese methodisch reflektiert begleitet und analysiert. Insgesamt scheinen hier wie in anderen linguistischen Teilbereichen die Weichen für eine stärker öffentlichkeitsrelevante Linguistik bereits gestellt. Damit beginnt die germanistische Linguistik, aus der „selbstverschuldeten öffentlichen Unmündigkeit" der Germanistik auszubrechen und ihr Themenfeld in der Öffentlichkeit nicht mehr anderen zu überlassen, die weniger seriös arbeiten bzw. deren Kompetenzen andere sind.
In der gegenwärtigen forschungspolitischen Diskussion ist es für Einzeldisziplinen wie die Linguistik von zentraler Bedeutung zu klären, in welcher Form sie bereit und in der Lage sind, Beiträge zu außerwissenschaftlichen Problemstellungen zu leisten. Vor diesem Hintergrund haben wir im Zeitraum von Frühjahr bis Herbst 1997 eine schriftliche Umfrage unter 1.500 Linguistinnen und Linguisten durchgeführt; der Rücklauf lag bei ca. 17% (256). Ziel der Befragung war, die Einstellungen zum Thema Linguistik in der Öffentlichkeit aus der Innenperspektive der Disziplin heraus zu bestimmen. Zu diesem Zweck wurden zwölf überwiegend offene Fragen gestellt, die sich in vier Gruppen gliedern:
(I) Tatsächliche und potentielle Relevanz der Linguistik für die Öffentlichkeit
(II) Darstellung der Linguistik in der Öffentlichkeit (Presse, Fernsehen etc.)
(III) Beiträge der Befragten zum Wissenstransfer aus der Linguistik in außerakademische
Bereiche
(IV) Einschätzung zukünftiger Entwicklungen und Entwicklungsmöglichkeiten im Verhältnis zwischen Linguistik und Öffentlichkeit.
Die vielfach emotionale Resonanz, die die Fragen hervorriefen, macht deutlich, daß „Linguistik in der Öffentlichkeit" für Linguistinnen und Linguisten nicht nur ein aktuelles, sondern auch ein brisantes Thema ist. Generell wird ein Mißverhältnis zwischen der Leistungsfähigkeit und Relevanz des Fachs einerseits und seiner tatsächlichen öffentlichen Wirkung andererseits gesehen. Nur eine Minderheit der Befragten formuliert diesen Befund im Zusammenhang mit einer scharfen Kritik an der Öffentlichkeit und ihren Instanzen (Medien, Institutionen). Ca. 90% der Einsender kritisieren dagegen die Probleme von Linguistinnen und Linguisten, Forschungsergebnisse verständlich zu präsentieren, Praxisbezüge ihrer Ergebnisse hervorzuheben und/oder das Fach wirkungsvoll nach außen hin darzustellen.
Was erwarten die Verlage?
(1999)
Die Sprachwissenschaft antwortet auf Fragen, die die Öffentlichkeit nicht hat. Diese Konstellation, die vermutlich für jede Wissenschaft gilt, ist der Schule aus dem Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern nicht unvertraut. Der Lehrer reagiert darauf damit, dass er die Schüler zu der Fragwürdigkeit von Tatbeständen und Meinungen hinzuführen versucht, bevor er im Unterricht mögliche Antworten entwickelt. Dieses Verhalten ist auf die Beziehung zwischen Sprachwissenschaft und Schule insoweit übertragbar, als die Sprachwissenschaft nicht nur selbstgenügsam als Wissende in sich selber ruhen darf, sondern künftigen Lehrern die Bedeutung ihrer Forschungen für ihren Beruf vermitteln muss. Das ist bisher oft nicht gelungen; Deutschlehrer interessieren sich weit mehr für Literatur als für Sprache. Es geht also nicht in erster Linie darum, die Fachinhalte für den Gebrauch von Lehrerstudenten aufzubereiten oder ihnen eine bestimmte Auswahl von sprachwissenschaftlichen Seminaren anzubieten, sondern darum, die Studenten für die deutsche Sprache zuerst einmal zu interessieren, vielleicht sogar zu begeistern. Das scheint möglich, wenn es gelingt, den Studenten die Erklärungskraft sprachwissenschaftlicher Theoriebildung für das Verständnis des alltäglichen mündlichen und schriftlichen Gebrauchs der deutsche Sprache vor Augen zu führen und ihnen so ein gegenüber ihrem vorwissenschaftlichen Verständnis neues Bild der deutschen Sprache – und erst dann ein Bild der germanistischen Linguistik – zu vermitteln.
Inhalt
1. Vorbemerkungen
2. Arbeiten und Mitarbeiter der Abteilungen und Arbeitsstellen
3. Tagungen, Kolloquien und Vorträge externer Wissenschaftler am IDS
4. Lehraufträge und Vorträge von IDS-Mitarbeitern außerhalb des Instituts
5. Publikationen von IDS-Mitarbeitern
6. Kontakte des IDS zu anderen Institutionen, Studienaufenthalte und
Besuche in- und ausländischer Wissenschaftler am IDS, Praktika, Besuchergruppen
7. Gremien des Instituts fur deutsche Sprache
8. Besondere Nachrichten
9. Personalstärke, Anschrift, finanzielle Angaben
10. Veröffentlichungen im Jahre 1998
Hochsprache und Sprachnorm. Kritische Bemerkungen zu einer sprachwissenschaftlichen Verfahrensweise
(1971)
Lyrik und Linguistik
(1998)
Die Texte der zeitgenössischen Lyrik werden bisher kaum von der Sprachgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts berücksichtigt, auch nicht in Grammatiken und Wörterbüchern. Das liegt vermutlich daran, daß sich die einzelnen Sektionen des Faches Germanistik weit voneinander entfernt haben: Linguistik und Literaturwissenschaft pflegen wenig Gemeinsamkeiten. Auf diesen Mangel, der sich nachteilig auf beide Seiten auswirkt, will der Beitrag ‘Lyrik und Linguistik' aufmerksam machen; denn die gebundene Rede ist besonders reich an sprachlichen Experimenten und Neuerungen in der Semantik (Metaphern), Wortbildung, Phraseologie und Syntax, die als Ausdruck der Zeit nicht ignoriert werden dürfen.
„[…] die Partei soll weg. Aber sonst soll sich nicht viel am Regierungssystem ändern. Man hat an sich nichts gegen das Hakenkreuz und auch nichts gegen Hitler, wiewohl die Kritik jetzt Hitler keineswegs noch immer ausnimmt. Oft heißt es: ,Er hats a net zusammenbracht.‘" (Deutschlandberichte II, 896)
Dieser Bericht vom August 1935 gibt die Haltung der Bevölkerung zum NS-Regime mit in diesem Fall dialektal gefärbter Alltagssprache wieder. Unter anderem Texte wie dieser sind Grundlage eines Projekts, dessen Konzeption im Folgenden vorgestellt wird. Der Projektplan sieht eine kulturlinguistische Verortung des Gegenstands ‚Sprachliche Sozialgeschichte 1933 bis 1945‘ vor. Die Umsetzung des kulturlinguistischen Zugangs richtet sich auf zwei Kernideen, die eine Idee ist die der Perspektivendifferenz - wir werden unsere Analysen nach Akteuren unterschieden anlegen. Die zweite Kernidee orientiert die Analysen an dem anthropologischen Leitkonzept des Authentischen. Dieses Forschungskonzept werde ich im Folgenden erläutern.
Neues vom heutigen Deutsch – das sind zum einen neue Erscheinungen und neue Verwendungsweisen, die sich im Sprachgebrauch der letzten Jahre zeigen. Neben ihrer Bandbreite im gesprochenen Deutsch und in spezifischen Kontexten oder in verschiedenen Teilen des deutschen Sprachgebiets geht es auch um die damit verbundenen Einstellungen in der Öffentlichkeit, ihre Folgen für die Identität und um entsprechende Normvorstellungen. Grundsätzlichere Fragen medial üblicher und angemessener Kommunikation stellen sich auch bei dem Neuen, das die Kommunikation in und um das Internet mit sich bringt.
Zum anderen geht es um neue Methoden innerhalb der Sprachwissenschaft. Seit sich die Sprachwissenschaft bei ihrer empirischen Arbeit auf große Datenmengen, auf elektronisch auswertbare Korpora geschriebener Sprache und gesprochener Interaktion stützen kann, sind die Entwicklungen des Sprachgebrauchs der Forschung noch zugänglicher geworden. Neues vom heutigen Deutsch sind also, neben den so ermittelten Ergebnissen, auch die damit verbundenen methodischen Diskussionen und Entwicklungen, die es erlauben, theoretische Annahmen anhand einer genaueren Datengrundlage neu zu diskutieren.