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Der Beitrag beschreibt einen spezifisch diskurslinguistischen Zugang zu der sprachgeschichtlichen Frage nach durch gesellschaftlich-politische Faktoren hervorgerufenen Umbrüchen. Orientiert an den Foucaultschen Kategorien der Serialität und der Diskontinuität werden diese methodischen Implikaturen auf die Umbrüche 1918/19 und 1945ff bezogen. Das Methodenmodell besteht im Wesentlichen aus zwei Aspekten: Als Faktor von hoher Umbruchrelevanz wird zum einen der soziopragmatische Bezug zu Diskursakteuren hergestellt. Exemplarisch werden zum andern diese Epochen kennzeichnende demokratiegeschichtliche Institutionalisierungsakte im Sinne Searles beschrieben. Damit wird ein Beitrag zur diskurslinguistischen Methodenreflexion geleistet.
Neue Entwicklungen in der Korpuslandschaft der Germanistik. Beiträge zur IDS-Methodenmesse 2022
(2023)
Die in diesem Band versammelten Beiträge zur Methodenmesse der Jahrestagung 2022 des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache geben einen Überblick über die aktuelle Korpuslandschaft in der germanistischen Linguistik: von historischen Sammlungen authentischer Sprachdaten über aktuelle Zeitungs- und Social-Media-Korpora, Gesprächskorpora, Korpora aus Texten von Deutschlernenden bis hin zu einem Korpus mit Texten leichter Sprache und einem Gebärdensprachekorpus. Die Beiträge erläutern jeweils die Designkriterien sowie die Methodik der Datenerhebung und geben einen Einblick, wie die Daten sprachwissenschaftlich verwendet werden können.
Rede
(2022)
Die auf verschiedenen Ebenen ablaufenden textkommunikativen Funktionalisierungs- und Anpassungsprozesse widerständischer Akteure sowie Konstitutionsprozesse von Akteuren des NS-Apparates anhand der Textsorte ›politische Rede‹ sollen Gegenstand dieses Beitrages sein, innerhalb dessen sowohl historisch relevante als auch bisher von der Forschung kaum oder gar nicht beachtete politische Reden der verschiedenen Akteursgruppen analysiert werden sollen: Insgesamt wurden 32 Reden in die Analyse einbezogen. 23 stammen von Akteuren des NS-Apparates, neun von Mitgliedern des Widerstands.
Tagebuch
(2022)
Die Subjektivität des Tagebuchs als eine Art Archiv historischer Daten ist insofern zum einen im Zeichen einer sprachlichen Sozialgeschichte zu analysieren und zum andern, aus der Retrospektive, von hohem sprach-, diskurs- sowie kommunikationsgeschichtlichem Wert. Die Spezifik und akteursbedingte Variantenvielfalt darzustellen, ist das Ziel dieses Beitrags. Er basiert auf der Auswertung von insgesamt elf Tagebüchern. Zwei sind von NS-Akteuren verfasst, eines von einer NS-affinen Akteurin der Integrierten Gesellschaft, eines von einem dissidenten Akteur der Integrierten Gesellschaft, vier von Mitgliedern des Widerstands und drei Tagebücher von ausgeschlossenen Akteuren.
Word Families in Diachrony. An epoch-spanning structure for the word families of older German
(2022)
The ‘Word Families in Diachrony’ project (WoDia), for which a funding application to the DFG is in preparation, aims to provide a database driven online research environment that will enable processes of change in the entire historical vocabulary of German to be investigated by focusing on the changes in word families and the individual means of word formation. WoDia will embed the vocabularies of Old High German (OHG), Middle High German (MHG), Old Saxon (OS), and Middle Low German (MLG) in a database, resulting in a word-family structure for High and Low German from the beginnings up to the 15th century (for High German) and up to the 17th century (for Low German). The basis of the vocabulary is provided by reference dictionaries of the four historical varieties, whereas the word families’ historical structure is based on the word-family dictionary of OHG by Jochen Splett (1992). Each lemma in the database will be assigned, where appropriate, to a word family. The individual word-formation elements and the word-formation hierarchy will be mapped in a structural formula. The etymologically corresponding lemmas and word families of the different periods/varieties of older German will be linked so that an analysis across the varieties will also be possible. The annotations of word families in the database (e. g., relating to word structure) will be supplemented by linking their lemmas to the online dictionaries and to the reference corpora of Old German (OS and OHG), MHG, and MLG.
„Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte“, lautet ein berühmter Ausspruch von Karl Marx. Kann man dies auch auf die Sprachgeschichte übertragen? Und was sind deren Lokomotiven? Eine neuere These besagt, dass Pandemien, Kriege und andere “revolutionäre” Ereignisse mit starker Auswirkung auf die Demografie sprachhistorisches Geschehen in Gang setzen können.
This paper studies the morphological productivity of German N+N compounding patterns from a diachronic perspective. It argues that the productivity of compounds increases due to syntactic influence from genitive constructions (“improper compounds”) in Early New High German. Both quantitative and qualitative productivity measures are adapted from derivational morphology and tested on compound data from the Mainz Corpus of (Early) New High German (1500–1710).
Im Kontext des Essens und seiner Zubereitung, der Speisen und ihres Verzehrs, akzentuiert das Wort Gericht, dass es sich bei der gesellschaftlich üblichen Form von Nahrungsaufnahme um eine spezifisch ausgeformte soziale Praxis handelt. In diesem Handlungs- und Interpretationskontext wird mit dem Wort Gericht hervorgehoben, dass eine auf bestimmte Weise zubereitete („zugerichtete“) Speise als relevanter Teil einer Mahlzeit zu gelten hat. Wie bei solchen Alltagspraktiken nicht unüblich, ist die Verwendung dieses Worts nicht scharf von anderen Benennungen in diesem Kontext zu trennen, von denen die Praktiken des Essens nicht so sehr über die „Zurichtung“, sondern z.B. über die Abfolge (z.B. Hauptspeise, Gang usw.) geleistet werden. Allerdings ist mit dem Angerichtetsein, das im Wort Gericht steckt, doch auch immer seine Angemessenheit angedeutet, etwas, was es mit dem gleichlautenden juristischen Wort verbindet – und zu mancherlei textueller Verbindung führt.
Present-day German uses two formally different patterns of compounding in N+N compounds. The first combines bare stems (e.g. Tisch+decke ‘tablecloth’) while the second contains an intervening linking element (LE) as in Geburt-s-ort ‘birth-LE-place’. The linked compounding type developed in Early New High German (1350–1650) from phrasal constructions by reanalyzing genitive attributes as first constituents of compounds. The present paper uses corpus data to explore three key stages in this development: In the initial stage, it shows how prenominal non-specific genitive constructions lent themselves to reanalysis due to their functional overlap and formal similarity. Additionally, compounds seem to have replaced not only prenominal genitives, but also structurally different postnominal genitives. In the second stage, the new compounding pattern increases in productivity between 1500 and 1710, especially compared to the older pattern without linking elements. The last stage pertains to changes in spelling practice. It shows that linked compounds were written separately in the beginning. Their gradual graphematic integration into directly connected words was reversed by a century of hyphenation (1650–1750). This is strikingly different from present-day spelling practice and shows that the linked pattern was still perceived as marked.
Unserdeutsch (Rabaul Creole German) entstand um 1900 an einer katholischen Missionsstation in Vunapope auf der Insel New Britain im Bismarck-Archipel. Seine dominante Substratsprache ist Tok Pisin, das melanesische Pidgin-Englisch, seine Superstratsprache Deutsch. Der Aufsatz versucht das sprachliche Superstrat von Unserdeutsch näher zu bestimmen, d. h. die Frage zu beantworten, welches Deutsch von den Missionaren in Vunapope um 1900, am Ort und zum Zeitpunkt der Entstehung von Unserdeutsch, gesprochen wurde. Zu diesem Zweck werden die als Superstrattransfer aus dem Deutschen erklärbaren, regional markierten linguistischen Strukturmerkmale in Unserdeutsch untersucht und im geschlossenen Sprachgebiet sprachgeografisch lokalisiert. Ergänzt wird diese linguistische Evidenz durch extra- und metalinguistische Evidenz aus einschlägigen, zeitgenössischen Quellen. Die Ergebnisse deuten auf ein vorwiegend nordwestdeutsch-westfälisch geprägtes, insgesamt jedoch heterogenes, standardnahes sprachliches Superstrat hin und widerlegen somit frühere diesbezügliche Aussagen in der einschlägigen Fachliteratur. Und sie zeigen zugleich auch, dass die Analyse von kolonialen und sonstigen Auswanderervarietäten, besonders von solchen, die – wie Unserdeutsch – im Laufe ihrer späteren Geschichte den Kontakt zum sprachlichen Mutterland vollständig verloren haben, zur Rekonstruktion historischer Mündlichkeit wertvolle Daten liefern kann.
Bis heute und weltweit genießt der „Mechanismus der menschlichen Sprache“ des Wolfgang von Kempelen unter Kennern einen beinahe legendären Ruf. In Methodik und Argumentation zählte dieses Buch seinerzeit zur wissenschaftlichen Avantgarde der erst im Entstehen begriffenen Phonetik. Heute jedoch ist seine Rezeption mit erheblichen Hürden verbunden: Insbesondere seine altertümliche Sprache und die Frakturschrift behindern eine intensive Auseinandersetzung. Zudem fehlte bislang eine englische Übersetzung.
Bis heute und weltweit genießt der „Mechanismus der menschlichen Sprache“ des Wolfgang von Kempelen unter Kennern einen beinahe legendären Ruf. In Methodik und Argumentation zählte dieses Buch seinerzeit zur wissenschaftlichen Avantgarde der erst im Entstehen begriffenen Phonetik. Heute jedoch ist seine Rezeption mit erheblichen Hürden verbunden: Insbesondere seine altertümliche Sprache und die Frakturschrift behindern eine intensive Auseinandersetzung. Zudem Fehlte bislang eine englische Übersetzung.
Die Beiträge dieses Tagungsbandes thematisieren die Erstellung digitaler historischer Zeitungskorpora, Merkmale und Entwicklungstendenzen der Sprache der Zeitungen auf verschiedenen Ebenen und auf der Grundlage einzelner Korpora sowie die Bewertung der Zeitungssprache aus zeitgenössischer Sicht.
Die Vorträge gehen zurück auf den Workshop "Die Zeitung als das Medium der neueren Sprachgeschichte? Korpora, Analyse und Wirkung" am Institut für Deutsche Sprache (IDS) - in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaften (EZS) - am 20./21.11.2014 in Mannheim.
Vorwort
(2017)
In this paper, an exploratory data-driven method is presented that extracts word-types from diachronic corpora that have undergone the most pronounced change in frequency of occurrence in a given period of time. Combined with statistical methods from time series analysis, the method is able to find meaningful patterns and relationships in diachronic corpora, an idea that is still uncommon in linguistics. This indicates that the approach can facilitate an improved understanding of diachronic processes.
This thesis consists of the following three papers that all have been published in international peer-reviewed journals:
Chapter 3: Koplenig, Alexander (2015c). The Impact of Lacking Metadata for the Measurement of Cultural and Linguistic Change Using the Google Ngram Data Sets—Reconstructing the Composition of the German Corpus in Times of WWII. Published in: Digital Scholarship in the Humanities. Oxford: Oxford University Press. [doi:10.1093/llc/fqv037]
Chapter 4: Koplenig, Alexander (2015b). Why the quantitative analysis of dia-chronic corpora that does not consider the temporal aspect of time-series can lead to wrong conclusions. Published in: Digital Scholarship in the Humanities. Oxford: Oxford University Press. [doi:10.1093/llc/fqv030]
Chapter 5: Koplenig, Alexander (2015a). Using the parameters of the Zipf–Mandelbrot law to measure diachronic lexical, syntactical and stylistic changes – a large-scale corpus analysis. Published in: Corpus Linguistics and Linguistic Theory. Berlin/Boston: de Gruyter. [doi:10.1515/cllt-2014-0049]
Chapter 1 introduces the topic by describing and discussing several basic concepts relevant to the statistical analysis of corpus linguistic data. Chapter 2 presents a method to analyze diachronic corpus data and a summary of the three publications. Chapters 3 to 5 each represent one of the three publications. All papers are printed in this thesis with the permission of the publishers.