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Fast 20 Jahre sind vergangen, seit ich für meine Dissertation Untersuchungen über Ein- und Verkaufsgespräche von Deutschen und Japanern in Deutschland und Japan durchführte. Dort wurden konkrete verbale und nonverbale Handlungen zwischen deutschen bzw. japanischen Verkäufern und deutschen bzw. japanischen Kunden beim Ein- und Verkaufen untersucht. Untersuchungsorte waren dabei Düsseldorf, wo die meisten Japaner in Deutschland ansässig sind, Tokio, wo die meisten Deutschen in Japan ansässig sind, Heidelberg, das von vielen japanischen Touristen besucht wird, und Nagano, wo deutsche Touristen damals bei der Olympiade waren. Anlässlich dieser Festschrift für meinen Doktorvater Prof. Dr. Gerhard Stickel versuchte ich, eine kleine Untersuchung durchzuführen, um sprachliche Veränderungen im Verlauf der Zeit und der sozialen Veränderung zu beobachten. In dieser Abhandlung werden die Veränderung der Gesellschaft und ihr Einfluss auf die Sprache behandelt. Im folgenden zweiten Abschnitt werden soziale Veränderungen in Düsseldorf thematisiert, im dritten Abschnitt werden die Ergebnisse der zwei Befragungen analysiert und zum Schluss wird eine Möglichkeit der Sprachverbreitung im Zusammenhang mit der heutigen Gesellschaft dargestellt.
Der vorliegende Artikel untersucht die Frage, wie sich die Angebote im Bereich von Social Media heute darstellen und wie sie sich in den nächsten Jahren voraussichtlich entwickeln werden. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung der technischen Infrastruktur und deren Einfluss auf die verschiedenen Aspekte wissenschaftlicher Kommunikation. Einen Schwerpunkt bilden dabei einerseits die Auswirkungen der Automatisierung, im Bereich der Wissenschaftskommunikation die Entwicklung von spezifischen Scores und Altmetriken, andererseits die Etablierung neuartiger Vermittlungskanäle für wissenschaftliche Themen.
Der Beitrag thematisiert einen in der Forschung bislang kaum beachteten Parameter für grammatische Variation im Standard: die Arealität. Im ersten Teil folgen Begriffsklärungen, zunächst zum Terminus areal (mit einer Stellungnahme zur Debatte um das Deutsche als plurizentrische bzw. pluriareale Sprache), dann zu der Frage, wie Standard als Gebrauchsstandard definiert werden kann und in welcher Relation dazu der Terminus Kodex steht. Danach wird mit Blick auf das Projekt „Variantengrammatik des Deutschen“ aufgezeigt, wie areale grammatische Variation im Deutschen empirisch zu beschreiben ist. Der letzte Teil präsentiert Fallbeispiele, anhand derer sich das Erfassen von Varianten - von der Recherche in einem areal ausgewogenen Korpus bis zu ihrer Kodifikation in den Gebrauchsstandards des Deutschen - nachzeichnen lässt.
Argumentation nicht erwünscht – Einstellungen zum Argumentativen im Japanischen und Deutschen
(2017)
Dieser Beitrag behandelt Erscheinungsweisen des Argumentativen im Japanischen und Deutschen. Diesbezügliche Unterschiede und ihre Hintergründe werden je nach alltäglichen und institutionalisierten Situationen dargestellt. Im ersten teil werden Relationen von schwer bemerkbaren Normalitäten verbaler Interaktion und Kooperationsstilen dargestellt. Unterschiedliche Orientierung an Gleichheit bzw. Andersartigkeit entspricht jeweils positiver oder negativer Einstellung zur Argumentation. Die Grundzüge argumentativer Handlungen im Japanischen und Deutschen, die sich vorwiegend in Alltagsinteraktionen manifestieren, werden skizziert. Anhand deutschsprachiger Beispiele wird gezeigt, wie in (halb-)öffentlichen Diskursen eine positive Einstellung zur Argumentation reflexiv ausgedrückt wird. Krasse Differenzen zum Japanischen sind zu erwarten. Im zweiten Teil werden zuerst Hinweise auf historische Prozesse der Modernisierung Japans als Hintergrund der negativen Einstellung zur Argumentation gegeben. Anschließend werden in Anlehnung an kritische Untersuchungen öffentlicher Diskurse Beobachtungen über die gegenwärtige Situation vorgestellt. Der dritte Teil behandelt zur Erörterung der oben erwähnten Umstände sprachlich- interaktionale Eigenschaften des stigmatisierenden Worts hühyö ('Gerücht'). Dabei geht es um eine Herausarbeitung von Strategien zum Vorbeugen und Außerkraftsetzen der prototypischen Form der Argumentation. Zum Schluss wird nach der Zusammenfassung der Ausführungen auf den Sinn der Argumentation als allgemeines Werkzeug der Konfliktbewältigung hingewiesen.
Für die sprachbasierte Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften stellt CLARIN eine Forschungsinfrastruktur bereit, die auf die hochgradig heterogenen Forschungsdaten in diesen Wissenschaftsbereichen angepasst ist. Mit Werkzeugen zum Auffinden, zur standardkonformen Aufbereitung und zur nachhaltigen Aufbewahrung von Daten sowie mit der Bereitstellung von virtuellen Forschungsumgebungen zur kollaborativen Erstellung und Auswertung von Forschungsdaten unterstützt CLARIN alle wesentlichen Aspekte des Datenmanagements und der Datenarchivierung. Diese CLARIN-Angebote werden durch Beratungs- und Schulungsmaßnahmen begleitet.
In den letzten Jahren ist der konzessive Konnektor verstärkt in den Fokus der Gesprochene-Sprache-Forschung (GSF) geraten. Diese hat an authentischen Hörbeispielen eine Grammatikalisierungstendenz von dessen konzessiver, einräumender Bedeutung zur korrektiven Diskursmarkierung nachgewiesen. Im Anschluss insbesondere an die Forschungsergebnisse von Günthner (1999, 2000a, 2002, 2005, 2008) hat dann Moraldo (2012a, 2012b) zum einen versucht nachzuweisen, dass auch in schriftbasierten neumedialen Kommunikationsplattformen (z.B. Twitter) diese Hauptsatzwortstellung nach obwohl mittlerweile vorkommt. Zum anderen, dass Korrektivsätze vereinzelt auch in standardschriftsprachlichen Texten auftreten. (vgl. Moraldo 2012c). Der folgende Beitrag will nun die Entwicklung der Subjunktion obwohl zum Diskursmarker nachvollziehen. Ausgehend von seiner konzessiven Bedeutung (Kap. 2) soll korrektives obwohl zuerst anhand gesprochensprachlicher Beispiele illustriert, dann in konzeptionell mündlichen aber medial schriftlichen Kontexten analysiert und schließlich in standardschriftsprachlichen Texten nachgewiesen werden (Kap. 3), bevor abschließend seine Mutation von subordinierendem Konnektor zum Diskursmarker (Kap. 4) diskutiert wird.
Dieser Beitrag vergleicht die Ansätze ,Linguistic Landscapes' (LL) und ,Spot German' (SG) in Hinblick auf ihr Potenzial für die Untersuchung des Vorkommens und der Funktionen der deutschen Sprache in Regionen außerhalb des deutschsprachigen Kerngebietes. Als Beispiele wurden eine LL-Studie im Baltikum sowie eine SG-Untersuchung auf Zypern gewählt. Der Vergleich zeigt, dass beide Methoden - trotz ihrer unterschiedlichen Präzision - ähnliche Aussagen zur Rolle des Deutschen erlauben: In beiden Ländern erscheint Deutsch als „Ergänzungssprache“ zu den gesellschaftlichen Hauptsprachen in bestimmten Nischen, z.B. im Tourismus und in Verbindung mit bestimmten Firmen und Produkten.
In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, diese Kriterienkomplexität auf das Problem der Stellung der deutschen Sprache unter anderen Sprachen zu applizieren. Dieses Ziel ist mit der Würdigung des Beitrags des Geehrten zur Popularisierung der deutschen Sprache und Bewusstmachung ihrer Weltgeltung im internationalen Ausmaß durchaus affin. Dabei werden sprachinterne („organologische") und sprachexterne (soziokulturelle) Faktoren nach Möglichkeit in ihrer Wechselbeziehung bzw. Wechselwirkung dargestellt. Das Hauptziel dieser Darstellung besteht in einer Modellierung von linguistisch relevanten Parametern, die eine wissenschaftlich angemessene Basis für die adäquate Zuordnung der deutschen Sprache unter definitivem Ausschluss vor- bzw. pseudowissenschaftlicher Kriterien wie die subjektiven, wissenschaftsfernen Axiologien und Präferenzen schaffen können.
Deutsch in Finnland
(2017)
In meinem Artikel behandele ich den Umfang des Deutschunterrichtes an Schulen und Universitäten sowie die Verwendung des Deutschen in Wissenschaft und Wirtschaft in Finnland, vor allem im 20. und 21. Jahrhundert. Zunächst aber will ich die Geschichte der deutschen Kontakte und die Rolle der deutschen Sprache in bestimmten finnischen Städten sowie den Anteil Deutschsprachiger in der modernen finnischen Gesellschaft beleuchten. Nicht behandelt werden kann in diesem Zusammenhang die Lektüre und Übersetzung deutscher Belletristik, obwohl beide bedeutenden Einfluss auf die finnische Gedankenwelt und die literarische Bildung gehabt haben.
In diesem Beitrag wird die phonologische Variation angesprochen. Ein großer Teil des Artikels widmet sich der Allophonie der Frikative in den hessischen Dialekten. Es wird gezeigt, dass die standarddeutsche Allophonie zwischen den beiden dorsalen Frikativen - der palatalen Variante [c] und der velaren Variante [x] - durch eine Allophonie der alveo-palatalen Varianten ersetzt wird. Hier alterniert die gerundete Variante [∫] mit der ungerundeten Variante [ɕ]. Die palatale Variante [ç] ist weitgehend verschwunden, und der dorsale Frikativ [x] hat dieselbe Distribution wie in der Standardsprache.
Die Behandlung der Euro-Krise in der deutschen Presse ist typisch für die Art und Weise, wie sich die Beschreibung komplexer Phänomene der Wirtschaft im letzten Jahrzehnt entwickelt hat: Fachberichte schwinden allmählich zugunsten von neuen Erzählformen, in denen rhetorische Figuren die Oberhand gewinnen. Darunter sind vor allem Metaphern zu finden, die hauptsächlich konventioneller Natur sind, aber auch gern kreativ fortgesetzt werden. Sie spielen meist eine zentrale Rolle auf der Textebene, indem sie wesentlich zur Kohärenz eines Abschnitts bzw. eines ganzen Artikels beitragen. Diese innovativen Kommunikationsformen mögen zwar das Interesse des breiten Publikums an wirtschaftlichen Debatten wecken, aber sie führen oft zu einer groben Vereinfachung, die den technischen Aspekt der Euro-Krise völlig beiseite lässt. Außerdem sind die benutzten Bilder in der Regel sehr negativ gefärbt, was die Angst der Öffentlichkeit vor einem weltweiten Zusammenbruch der Finanzmärkte sicherlich noch verstärkt und dem Vertrauen der Bürger in Europa nicht gerade dient. Die Vorliebe der Massenmedien für düstere Szenarien enthüllt somit eine bewusste Strategie der Dramatisierung, die immer mehr zum „Storytelling“ tendiert.
Einleitung
(2017)
Ungefähr 5,8 Mio. Menschen in der Welt sprechen heute die dänische Sprache - die meisten davon in Dänemark. Dänisch hat seine Wurzeln im Germanischen und begann sich zwischen den Jahren 800 und 1000 aus dem Urnordischen als selbständige Sprache zu entwickeln. Noch heute weist Dänisch viele gemeinsame Züge mit dem Norwegischen und Schwedischen auf. Besonders für Deutsche sollte die dänische Schriftsprache eigentlich leicht verständlich sein. Durch die vielen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen den beiden Nachbarländern, vermittelt z.B. durch die Hanse im Ostseeraum, haben sich viele deutsche, insbesondere niederdeutsche Wörter und Redewendungen in der dänischen Sprache eingebürgert, und man kann noch heute dänische Sätze bilden, in denen alle inhaltstragende Wörter aus dem Deutschen entliehen sind. Im Folgenden wird eine Untersuchung des aktuellen Wortschatzes anhand eines dänischen Wörterbuchs aufgezeigt. Anschließend wird ein Blick auf das offizielle nationale dänische Sprachinstitut geworfen und deren empirische Grundlagen der offiziellen Rechtschreibung genauer geschildert.
Entlehnungen aus dem Englischen sind weder erst ein Phänomen der Nachkriegsjahre noch die Folge der Globalisierung, in der das Englische als die neue lingua franca nur eines der Ergebnisse dieses Prozesses, zugleich aber sein Vehikel darstellt. In den Ergebnissen der Zeitungs- und Repräsentativerhebungen zu Einstellungen der Deutschen zu ihrer Sprache spiegelt sich der in der Tat seit über 60 Jahren fortschreitende deutsch-englische Sprachkontakt, den die deutsche Sprachgemeinschaft erfährt. Kommunikation zwischen Trägern verschiedener Sprachen begünstigt Übernahmen aus nicht nur genetisch verwandten Sprachen. So finden sich unter dem entlehnten Sprachgut auch Formen, die in der Geber- und Nehmersprache auf eine gemeinsame Wurzel zurück gehen. In dieser Arbeit werden Überlegungen zu fair und fegen in ihrem historische, genetischen und morphologischen Kontext gemacht und auf die Begriffe des Lehnworts und Erbes hin untersucht.
Was in Märkten sich künftig ereignen wird, kann man nicht wissen, nur erwarten. Was man erwartet, wird in der Ökonomik probabilistisch eingearbeitet: als Risikoentscheidungen. Elena Esposito zufolge besteht unter Ökonomen aber ein fundamentales Missverständnis bezüglich der Prognosefähigkeit der Wahrscheinlichkeitstheorie. Die Wahrscheinlichkeitstheorie werde statt zur Berechnung von Unsicherheit zur Erzeugung von Sicherheit verwendet und so in ihren Grundzügen missverstanden (Esposito 2007, 2010, 2014; ähnlich Morgan 2012). Indem man eine (subjektive) Wahrscheinlichkeit von 80% des Ereigniseintrittes schätzt, wird sie epistemisch verbucht als ‘fast sicher’ / ‘so gut wie sicher’. Dabei ist nur – subjektiv – das Risiko genauer spezifiziert, aber es wird geglaubt, man wisse, was kommt. Das riskante, nur wahrscheinliche Ereignis als irgendwie durch diesen Prozess bemessen angeben zu können, ist eine operative Fiktion. Man lasse sich nicht verführen durch den mathematischen Modus der Modellaussagen: es sind fingierte, d.h. fiktionale Aussagen (sie entstammen z.B. keiner häufigkeits- bzw. frequenzstatistischen Ausmessung).
Die tief greifenden Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland in den 2000er Jahren gingen einher mit kontroversen Debatten, in deren Kontext „Wirklichkeitserzählungen“ (Klein/Martínez (Hg.) 2009), wie sie für ökonomische Kontexte charakteristisch sind, eine relevante Ressource der Persuasion darstellten. Der vorliegende Beitrag behandelt derartige Formate auf der Ebene des Managements von Organisationen. Im Mittelpunkt des theoretischen Teils steht eine Weiterentwicklung des Konzepts der Wirklichkeitserzählung im Blick auf eine semiologische Klärung der Frage, wie in derartigen Narrationen der charakteristische Wirklichkeitsbezug hergestellt wird. Im empirischen Teil werden Daten aus einem Projekt über Mitarbeiterzeitungen aus dem Untersuchungszeitraum unter der Perspektive der Wirklichkeitserzählungen reanalysiert: Untersucht werden charakteristische narrative Formate und deren „Sitz im Leben“ (Gunkel 1906/2004), und es wird nach den ästhetischen und pragmatischen Kosten gefragt, die mit derartigen Funktionalisierungen des Erzählens in Organisationen möglicherweise verbunden sind.
The present paper examines the rise and fall of Modern High German loanwords in English from 1600 until 2000, principally making use of the record of borrowing documented by the Oxford English Dictionary (OED) in its Third Edition (online version, in revision 2000-). Groups of loanwords are analysed by century, with reference to the changing social and cultural landscape characterising relationships between the relevant nations over this period. This is not a simple picture: each language grows over the period in different ways, and the speakers of English look to German at different times for different types of borrowing, as the political and intellectual balance alters.
Genau tritt im aktuellen Sprachgebrauch nicht nur in seiner klassischen Bedeutung als Adjektiv oder Adverb auf, sondern wird auch als Fokus- bzw. Gradpartikel sowie Gesprächspartikel verwendet. Bisherige Beschreibungen haben sich nur in geringem Maße und unter Verwendung heterogener Begriffe mit seinem interaktionalen Gebrauch auseinandergesetzt. In diesem Beitrag werden mit Hilfe eines sequenziellen und multimodalen Ansatzes verschiedene interaktionale Verwendungen von genau in Videoaufnahmen deutscher Alltagsgespräche untersucht. Ausgehend von seiner Funktion als Gradpartikel wird genau sowohl als redebeitragsinterne Bestätigungspartikel in Wortfindungsprozessen als auch als responsive Bestätigungspartikel eingesetzt. Da genau häufig das Ende eines Verstehensprozesses bzw. einer Wissensverhandlung markiert, könnte allgemeiner die Bezeichnung des Intersubjektivitätsmarkers in Erwägung gezogen werden. Aus dem responsiven, bestätigenden Gebrauch heraus entsteht eine stärker sequenzschließende und sequenzstrukturierende Funktion von genau, woraus sich auch der zunehmende Gebrauch dieses Lexems als rein diskursstrukturierende Partikel innerhalb eines Redezugs erklären könnte.
Traditionell wird das Genus der Nomina im Lexikon verortet. Die beiden anderen Erscheinungen des Genus, nämlich syntaktische Integration bei der Kongruenz sowie pragmatische Identifikation von Partizipanten im Diskurs, werden als Folgeerscheinungen der lexikalischen Verankerung des Genus betrachtet.
Wir wollen der lexikalistischen Theorie eine Alternative gegenüberstellen, bei der das Genus in der Syntax und Pragmatik verwurzelt ist. Erst in der Produktion einer Nominalphrase greift der Sprecher auf das Genusmerkmal (GM) für die morphologische Gestaltung der Phrase zurück. Dabei ist die Genuskodierung von Einzellexemen im Lexikon nur eine von vielen Quellen für die Gewinnung der Merkmale.
Vorgestellt werden unterschiedliche Auslösertypen für das Genus. Unter anderem werden Merkmale diskutiert, die durch den Referenten, durch morphologische und syntaktische Prozesse oder auch durch ein Begriffsfeld im Lexikon bedingt sind. Genusvariation ergibt sich demnach aus der Konkurrenz zwischen verschiedenen Auslösertypen, die auf die gleiche NP (und deren nominalen Kopf) zielen.
Grammatik und Variation im Spannungsfeld von Sprachwissenschaft und öffentlicher Sprachreflexion
(2017)
Der Beitrag bezieht systematische und funktionale Faktoren zur Erklärung grammatischer Variation aufeinander, indem er ausgehend von der Annahme eines rekursiven Systems mit konfligierenden Teilsystemen ‚System‘ als Möglichkeitsraum für (funktional ausdifferenzierte) Variation versteht. Inwiefern die vom System bereitgestellten Möglichkeiten grammatischer Variation im Sprachgebrauch genutzt werden, diskutiert der Beitrag anhand der lexikographischen Praxis der Erfassung von grammatischer Variation im Dudenband 9 „Richtiges und gutes Deutsch“. Mit diesem Material werden nicht nur zentrale Bereiche grammatischer Variation rekonstruiert, sondern auch Zentralbereiche grammatischer Variation mit diasystematischen Variationsdimensionen korreliert.