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Das Verhältnis zwischen Sprache und Denken hat zahlreiche Aspekte. Häufig wird darunter die Frage verstanden: Wie beeinflußt eine gegebene Sprache, speziell ihr Wortschatz, die Abbildung der objektiven Realität im Bewußtsein der Menschen, die diese Sprache sprechen? Ich will die Problematik von einer anderen Warte aus betrachten. Der Wortschatz natürlicher Sprachen ist ein durch sprachliche Bezeichnungen fixiertes Begriffsarsenal beträchtlichen Umfangs. Weshalb besteht dennoch die nicht zu übersehende Tendenz zu seiner ständigen Ausweitung und Veränderung? Eine Beantwortung dieser Frage schließt Auskünfte darüber ein, welche Prinzipien die Erweiterung von Lexika natürlicher Sprachen steuern.
Diese sehr umfangreiche Fragestellung kann hier nur angedeutet werden. Ich werde mich auf Gesichtspunkte beschränken, die mit Wortbildungsmitteln des Deutschen verbunden sind. Ich bin mir dessen bewußt, daß dieser Blickwinkel nur in begrenztem Maße allgemeinere Aussagen zuläßt. Sprachvergleichende Betrachtungen wären notwendig, um zu umfassenderen und fundierteren Thesen zu gelangen. Mein Beitrag will als Sammlung von Beobachtungen und Hypothesen für eine genauere Untersuchung des im folgenden näher zu charakterisierenden Gebiets verstanden werden.
Der vorliegende Aufsatz skizziert einen Rahmen, in dem die Grammatiktheorie (Theorie des Sprachsystems) als Teiltheorie eines Gefüges von Theorien erscheint, die zusammen ein wissenschaftliches Abbild natürlicher Sprachen entwickeln. Grundlegend ist die Annahme, daß die Kenntnis des Sprachsystems einer Sprache eine Komponente der Gesamtheit aller Kenntnisse bildet, die Voraussetzungen für die Planung und den Vollzug sprachlicher Handlungen bilden. Auf der Grundlage zentraler Fragestellungen und Ergebnisse der Sprechakt-Analyse wird das Problem diskutiert, in welchem Verhältnis eine Theorie der Sprechakttypen zu einer Theorie der Grammatik steht. Ausgangspunkt ist die Annahme, daß jeder mit einer normalen kommunikativen Absicht geäußerte Satz eine bestimmte Sprechhandlung darstellt, deren Typ zum Informationsgehalt der Handlung gehört und auch in der Äußerungsstruktur explizit zum Ausdruck gebracht werden kann. Es wird vorgeschlagen, einen Sprechakttyp als einen Filter zu betrachten, das bestimmte Beschränkungen für die Wahl von Äußerungen festlegt, die als Sprechhandlungen dieses Typs gelten können und die Charakterisierung des Sprechakttyps als Bestandteil der Äußerungsstruktur zu betrachten. Zu illustrativen Zwecken wird eine Analyse von Formen der Aufforderung skizziert.
Es wird zunächst der Bedeutungsbegriff untersucht, der bei der Übersetzung von Sprachen grundlegend ist, insbesondere beim Bestreben um semantische Äquivalenz. Es erweist sich dabei als zweckmäßig, mit Bierwisch drei Bedeutungen zu unterscheiden. Der zweite Teil des Artikels ist der Frage gewidmet, inwieweit für jede dieser Bedeutungen in Quell- und Zielsprache Äquivalenz erreichbar ist.
Ziel des Beitrages ist es, den in früheren Arbeiten an Appellen, Geschäftsbriefen u. a. entwickelten Begriff der Illokutionsstruktur (vgl. Motsch/Viehweger 1981, Brandt/Koch/Motsch/Rosengren/Viehweger 1983, Motsch/Pasch 1986) auf Texte anzuwenden, die im Unterschied zu den bisher untersuchten Texten vorwiegend aus Äußerungen bestehen, die entsprechend der in Motsch/Pasch 1986 vorgeschlagenen Typologie illokutiver Handlungen der Klasse der Feststellungen zuzuordnen sind. Dies macht es zunächst erforderlich, den Illokutionstyp ‘Feststellung’ näher zu bestimmen und durch eine systematische Analyse in Untertypen zu zerlegen. Die auf diese Weise ermittelten elementaren sprachlichen Handlungen, d. h. illokutiven Handlungen sind eine wesentliche Voraussetzung für eine Analyse der Illokutionsstruktur von Texten, die als Feststellungstexte bezeichnet werden sollen.
Die illokutive Interpretation einer sprachlichen Äußerung wird auf der Basis des Griceschen Grundmodells definiert. Damit werden Voraussetzungen für eine strikt kommunikationstheoretische Begründung von Illokutionen geschaffen. Zugleich wird es möglich, den von Grice für konversationelle lmplikaturen geschaffenen Rahmen auf die Beschreibung des Zusammenhangs zwischen der Bedeutung sprachlicher Äußerungen und ihrer illokutiven Interpretation in Handlungssituationen anzuwenden. Die Bedingungen und Mechanismen, die es ermöglichen, die illokutive Interpretation (den kommunikativen Sinn, das vom Sprecher Gemeinte) einer Äußerung auf der Grundlage ihrer Bedeutung und des relevanten Hintergrundwissens zu erschließen, werden untersucht. Die Form und die Anwendungsbedingungen entsprechender Schlüsse sollen genauer dargestellt und mit Beispielen für konversationelle lmplikaturen verglichen werden.
Der vorliegende Aufsatz möchte die Leser der Muttersprache mit einer in der internationalen Sprachwissenschaft sehr heftig erörterten Form der Grammatikdarstellung bekannt machen. Die von dem Amerikaner N. Chomsky entwickelte Theorie der ‘generativen Grammatik’ ist inzwischen durch umfangreiche praktische Arbeiten erprobt worden. An einer Beschreibung der deutschen Grammatik in Form einer generativen Grammatik wird gegenwärtig in der Arbeitsstelle Strukturelle Grammatik bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gearbeitet. Die ersten Ergebnisse dieser Forschungseinrichtung, zu deren Mitarbeitern der Verfasser des folgenden Aufsatzes gehört, wurden und werden in der Schriftenreihe Studia Grammatica (im Akademie-Verlag, Berlin) veröffentlicht. In welchem Maße eine generative Grammatik der deutschen Sprache im Unterricht in und außerhalb der Schule Verwendung finden kann, bleibt den Entscheidungen der Fachleute überlassen. Möge der nachstehende Aufsatz zu einem gehaltvollen und gewinnbringenden Gespräch beitragen.
Die Analyse des Begriffs 'Apposition‘ ist in den verfügbaren Arbeiten über deutsche Grammatik in mehrfacher Hinsicht unzulänglich. Die Mängel beruhen sowohl auf einer zu geringen Tiefe der Details als auch auf einem zu niedrigen Grad der theoretischen Verallgemeinerung. In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, daß ein bedeutender Teil der Fakten, der durch den Begriff 'Apposition‘ zusammengefaßt wird, mit Hilfe sehr genereller grammatischer Regeln in einen unmittelbaren Zusammenhang mit anderen Konstruktionen der deutschen Grammatik gestellt werden kann. Den theoretischen Hintergrund für die Diskussion der Fakten und für die Formulierung geeigneter grammatischer Regeln bildet die neue Version einer generativen Grammatik, die N. CHOMSKY in jüngster Zeit entwickelte [CHOMSKY, 1964].
In diesem Beitrag wird die Abgrenzung von semantischen und pragmatischen Aspekten der Wortbildung besprochen. Wir werden von folgenden Grundüberlegungen ausgehen, die sich freilich - im Detail betrachtet - als höchst problematisch erweisen. Zur Semantik rechnen wir - wie allgemein üblich - die Bedeutungen, die komplexen sprachlichen Strukturen aufgrund der Bedeutung ihrer lexikalischen Elemente und für die Bedeutung relevanter syntaktischer Verknüpfungen dieser Elemente zukommen. Diese Auffassung ist als Kompositionalitätsprinzip bekannt. Zur Pragmatik zählen wir diejenigen Aspekte der Interpretation sprachlicher Ausdrücke, die durch Kommunikationswissen, Weltwissen, besonderes Wissen über die aktuelle Redesituation und bestimmte Operationen zustande kommen.
Die Unterscheidung semantischer von pragmatischen Aspekten setzt eine Unterscheidung zwischen Syntax und Semantik voraus. Wir wollen uns deshalb zunächst der Frage zuwenden, ob das Verhältnis zwischen Syntax und Semantik in Phrasenstrukturen und komplexen Wörtern in gleicher Weise zu bestimmen ist. Das Problem läßt sich auch so formulieren: Müssen wir eine Wortsyntax annehmen, die die Kompositionalität der Bedeutung komplexer Wörter garantiert? Die Semantik komplexer Wörter müßte sich dann aus der Bedeutung der Wortbestandteile (Morpheme) und den semantischen Konsequenzen ihrer syntaktischen Verknüpfung ergeben.