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Unter Neologismen finden sich bedeutungsgleiche Ausdrücke (im weitesten Sinne Synonyme), die unter bestimmten Bedingungen sprachliche Unsicherheiten hervorrufen. Das liegt u. a. an ihrer semantisch-konzeptuellen Ähnlichkeit, an nicht abgeschlossenen Lexikalisierungsprozessen, aber es treten auch Zweifel auf, weil es Unterschiede zwischen der Allgemein- und der Fachsprache gibt. Für einige Neologismen ist es auch charakteristisch, dass mehrere morphologische Varianten gleichzeitig in den Wortschatz eintreten, sodass nicht immer klar ist, wann welche präferiert werden. Dass all diese Ausdrücke lexikalischem Wettbewerb und situationsgebundenen Gebrauchsbedingungen ausgesetzt sind und dass sie zu Zweifel führen können, wird in Onlineforen sichtbar. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie solche Paare/Gruppen korpusgestützt semantisch analysiert und wie sie in deskriptiven Wörterbüchern angemessen beschrieben werden können, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede für Nachschlagende sichtbar zu machen. Dazu werden konkrete Beispiele und ein gegenüberstellendes Wörterbuchdarstellungsformat für neologistische Synonyme vorgeschlagen.
Sprachliche Zweifelsfälle kommen auf allen linguistischen Ebenen vor. Ihre Einordnung erfolgt zumeist nach Systemebene, nach Entstehungsursache oder nach lexematischer Struktur. Sprachlicher Zweifel kann auch nach intra- und interlingualen Aspekten unterschieden werden. Stehen zwei oder mehrere lexikalische Varianten zur Verfügung, kann es zu Unsicherheiten bezüglich des angemessenen Gebrauchs kommen. Nicht nur Muttersprachler*innen sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, Zweifelsfälle stellen auch ein Problem bei der Fremdsprachenproduktion dar.
Dieser Band beschränkt sich auf lexikalisch-semantische, flexivische und wortbildungsbedingte Zweifelsfälle und führt interessierte Leser*innen in Fachliteratur und Nachschlagewerke ein. Er streift Fragen der Sprachdidaktik, der Fehler- und Variationslinguistik, denn die Auseinandersetzung mit typischen Zweifelsfällen zeigt auch das Spannungsfeld zwischen allgemeinem Usus und kodifizierter Norm, zwischen Gegenwart und Wandel, zwischen Dynamik, sprachlichem Reichtum und erlernter Bildungstradition.
Since the beginning of the Covid-19 pandemic, about 2000 new lexical units have entered the German lexicon. These concern a multitude of coinings and word formations (Kuschelkontakt, rumaerosolen, pandemüde) as well as lexical borrowings mainly from English (Lockdown, Hotspot, Superspreader). In a special way, these neologisms function as keywords and lexical indicators sketching the development of the multifaceted corona discourse in Germany. They can be detected systematically by corpus-linguistic investigations of reports and debates in contemporary public communication. Keyword analyses not only exhibit new vocabulary, they also reveal discursive foci, patterns of argumentation and topicalisations within the diverse narratives of the discourse. With the help of quickly established and dominant neologisms, this paper will outline typical contexts and thematic references, but it will also identify speakers' attitudes and evaluations.
„Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ ist ein neues und neuartiges Nachschlagewerk für sprachliche Zweifelsfälle und Unsicherheiten. Erstmals werden lautlich, orthografisch und/oder semantisch ähnliche Wörter (z. B. farbig-farblich, kindlich-kindisch, universal-universell, Mehrheit-Mehrzahl) korpusbasiert in ihrem aktuellen Gebrauch untersucht und dokumentiert. Nutzer*innen können sich über die Bedeutung jedes Ausdrucks in zahlreichen Angaben und Verwendungsbeispielen informieren. Dies erfolgt kontrastiv und dynamisch in selbst wählbaren Ausschnitts- oder Vergleichsansichten, im Überblick oder im Detail.
The project “Paronymwörterbuch” investigates and documents easily confused words (so-called paronyms) in German with respect to their use in public discourse as documented in a large corpus. These are, for example, antik/antiquiert/antiquarisch (antique/antiquated/antiquarian) or sportlich/sportiv (sporty/athletic). The results of this work are explanatory, contrastive entries in a new dynamic e-dictionary called “Paronyme − Dynamisch im Kontrast”. The objective of this paper is twofold. Firstly, essential new usage modalities of the new dictionary will be illustrated. As it is designed for contrastive consultation processes, the comparative structure of the entries will be elucidated and we will show how this dictionary has moved away from static to dynamic presentation by incorporating flexible consultation options. Secondly, as entries contain linguistic details which are consistently paired up with conceptual-encyclopaedic information, it is shown how this reference guide combines corpus-based methods with cognitive semantics. In this way, linguistic findings correlate better with how users conceptualise language by adequately reflecting ideas such as conceptual structure, categorisation and knowledge. Consequently, appropriate contrastive corpus tools and methods are employed. This paper also emphasises the need of semiotic approaches to the analysis of linguistic data in order to provide ostensive and cognitive-oriented lexical explanations. Such approaches are also necessary to guarantee an efficient pairwise investigation of paronyms. Advantages and disadvantages of explorative self-organising feature maps will be explained in more detail.
Im E-Wörterbuch „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ werden erstmals leicht verwechselbare Ausdrücke, sogenannte Paronyme (z.B. autoritär / autoritativ, speziell / spezial), in kontrastiven und dynamischen Einträgen beschrieben. Auf zwei Beschreibungsebenen verzahnt es lexikalische Angaben mit enzyklopädischen bzw. konzeptuell-orientierten Details. Korpusanalytische Auseinandersetzungen zeigen, wie stark der Gebrauch einiger Paronyme von den Beschreibungen in traditionellen Lehr- und Nachschlagewerken abweicht. Aber Korpusdaten deuten ebenso auf sprachliche Varianz und Wandel hin, die in speziellen Rubriken festgehalten werden. Neben der Vorstellung des Wörterbuches steht die Frage im Vordergrund, wie die Informationen systematisch aus den Daten gewonnen, analysiert und redaktionell ausgewertet werden, um als Bedeutungs-, Kollokations-, Konstruktions-, Referenz- und Domänenangaben jedes Stichwort so genau wie möglich beschreiben zu können.
Hier sehen Sie neue Wörter sowie bekannte Wörter mit neuen Bedeutungen, die seit Beginn der COVID-19-Pandemie aufgekommen sind, bei denen wir aber noch beobachten, ob sie eine gewisse Verbreitung in die Allgemeinsprache erfahren werden. Zu jedem dieser Wörter geben wir eine (vorläufige, grobe) Bedeutungserläuterung an und illustrieren die Verwendung mit 1-2 Belegen.
Am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) wurde im Programmbereich „Lexikografie und Sprachdokumentation“ ein neuartiges Wörterbuch entwickelt, das leicht verwechselbare Ausdrücke in ihrem aktuellen öffentlichen Sprachgebrauch deskriptiv beschreibt. Im Jahr 2018 erschien das elektronische Nachschlagewerk „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“, das sich durch folgende drei Aspekte auszeichnet:
1) Erstens liegen mehrstufige kontrastive Beschreibungsebenen und flexible Darstellungsformen vor;
2) zweitens sind die Bedeutungserläuterungen kognitiv-konzeptuell angelegt, um einer langen Forderung nach einer stärker kognitiv ausgerichteten Lexikografie Rechnung zu tragen;
3) drittens werden Datengrundlagen und Analysemethoden genutzt, mit denen umfassend Paronyme ermittelt und diese anschließend erstmals empirisch ausgewertet werden konnten.
Globalisierungsdiskurs
(2020)
Paronymie und Sprachwandel
(2020)
Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Faktoren beim Bedeutungswandel von deutschen Paronymen (z. B. effektiv/effizient, virtuell/virtual, nicht ehelich/unehelich/außerehelich) eine Rolle spielen und wie sich diese im aktuellen Sprachgebrauch zeigen. Dabei können gerade Korpusanalysen unterschiedliche Tendenzen sprachlicher Entwicklung aufdecken. Als morphologische Alternativen können Paronyme durchaus das sprachliche Inventar bereichern und der Sprachgemeinschaft neue lexikalische Varianten zur Verfügung stellen. In anderen Fällen konkurrieren Paronyme stark miteinander und dadurch verändern sich Verwendungsweisen. Zusätzlich ist häufiger fehlerhafter Gebrauch ein wichtiger Impuls für semantische Veränderungen. Als Ergebnis beobachten wir semantische Angleichungen oder lexikalische Verdrängungen. Zahlreiche Ausdrücke haben sich in der jüngsten Sprachgeschichte semantisch, stilistisch oder diskursiv spezialisiert, um veränderten sprachlichen Bedürfnissen sowie neuen kommunikativen Situationen Rechnung zu tragen. Die Ursachen und Folgen des Wandels von paronymen Zweifelsfällen sind vielschichtig. In diesem Beitrag werden einige konkrete Ausdrücke näher beleuchtet, ihre gebrauchsorientierte Untersuchung, aber auch Möglichkeiten der lexikografischen Dokumentation werden erörtert.
This paper focuses on easily confused items (so-called paronyms) in German in terms of their general, technical or academic contextual uses. It outlines the semantic discrepancies between contextual usages of pairs such as Methode/Methodologie/Methodik and unehelich/nichtehelich/außerehelich depending on their linguistic registers and varieties. While previous studies lack empirical evidence and primarily operate with morphological criteria (cf. Lăzărescu 1999) the descriptions here derive from corpus-based examinations of general written and of technical discourse. It is shown that causes of lexical confusion arise from formal, phonetic resemblances or semantic similarities, regular co-occurrence, incorrect morphological analogies and political governance of language. Context, knowledge, associations and experience determine the choice of lexical terms. Speakers need to apply linguistic and extra-linguistic principles in order to create adequate contexts. With the help of paronym examples and corpus data, these will be elucidated in more detail.
Der Beitrag führt in das Sonderheft „Paronymie im deutschen Sprachgebrauch“ ein und bündelt gewonnene Einblicke in die lexikologische, korpusanalytische sowie lexikografische Arbeit des Projektes „Paronymwörterbuch“. Er stellt wichtige Erkenntnisse zu Paronymen, ihrem Vorkommen, ihrer Ermittlung und Darstellung, aber auch zu den Methoden der Bedeutungsanalyse, ihren diskursiven Funktionen und dem Umgang mit Verwechslungspotenzial zusammenfassend dar. Vorgestellt werden Forschungsergebnisse, die sich vor allem auf die Verwendung von Paronymen in der öffentlichen Gebrauchssprache beziehen. Aber auch explorative Korpusverfahren werden erläutert sowie innovative, dynamische e-lexikografische Darstellungen präsentiert. Ausgewählte Probleme, die sowohl im Kontext der theoretischen Auseinandersetzung als auch mit der redaktionellen Erfassung von Paronymen auftreten, werden hier diskutiert. Das Sonderheft verbindet dabei theoretische und praktische lexikografische Herangehensweisen an ein bisher linguistisch wenig dokumentiertes Phänomen, das Muttersprachler/innen und Fremdsprachenlernende gleichermaßen verunsichert. Neben den Rückblicken werden ebenso die Ausblicke auf die kommenden Jahre und die damit verbundenen Fragestellungen des Projektes skizziert.
Dieser Beitrag zeigt, inwieweit im Projekt „Paronymwörterbuch“ korpuslinguistische und kognitiv-semantische Elemente bei der Entwicklung einer neuen Online-Ressource berücksichtigt wurden. Damit sollen lexikologische und lexikografische Aspekte miteinander erfolgreich verbunden und die Kluft zwischen linguistischer Theorie und redaktioneller Praxis etwas geschlossen werden. Konzeptuell ausgerichtete Angaben, die linguistische und enzyklopädische Informationen eng miteinander verknüpfen, werden in Korpusdaten ermittelt, interpretiert und z. T. abstrahiert. Sprachliches und außersprachliches Wissen lassen sich gemeinsam abspeichern. Dadurch ist es möglich, kontextuell abhängige sprachliche Informationen mit konzeptuellen Realisierungen und mit diskursiv-thematischen Besonderheiten zusammen nachzuschlagen. Darüber hinaus werden in diesem Beitrag anhand eines Beispiels wichtige dynamische Funktionalitäten des neuen Nachschlagewerkes „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ vorgestellt. So wird gezeigt, wie Artikelanordnungen variieren und verschiedene Perspektiven auf linguistische Phänomene eingenommen werden können. Um Informationen bedarfsgerecht und interessenspezifisch abrufen zu können, wurde eine multifunktionale Ressource geschaffen, die sehr flexibel auf verschiedene Nachschlagesituationen reagieren kann und den Bedürfnissen der Nutzer/innen gerechter wird.
Das Phänomen der Paronymie hat bisher weder aus Sicht der Korpuslinguistik noch aus Sicht der kognitiven Linguistik große Beachtung gefunden. Bisherige Untersuchungen und erste Definitionsversuche stützten sich nicht auf empirische Analysen, sondern auf ein differenziertes strukturalistisches Modell, das, wenn nicht ausschließlich so doch primär, mit morphologischen Kriterien operiert (vgl. Läzärescu 1999). Sprachgebrauchsbasierte Befunde blieben bislang hingegen unberücksichtigt. Hier setzt dieser Artikel an: Er skizziert aus korpusbasierter und sprachgebrauchsorientierter Perspektive erste Ergebnisse zur Bestimmung und Unterscheidung von Arten der Paronymie hinsichtlich ihrer kommunikativen Funktion, ihrer Diskurszugehörigkeit sowie ihrer semantischen Eigenschaften. Ausgangspunkt ist eine kurze Darstellung des einzigen bisher vorliegenden Klassifikationsmodells von Läzärescu. Anschließend werden unterschiedliche Typen von Paronymen vorgestellt, die im Zuge der empirischen Analysen herausgearbeitet werden konnten. Der Beitrag plädiert für eine differenzierte Betrachtung des komplexen Phänomens, denn die eindimensionale, morphologisch motivierte Klassifikation wird dem Untersuchungsgegenstand nicht gerecht, da zudem sprachgebrauchs- sowie kognitiv-orientierte Parameter für eine Definition bzw. Typologisierung herangezogen werden müssen.
Einleitung
(2018)
Lexicographic meaning descriptions of German lexical items which are formally and semantically similar and therefore easily confused (so-called paronyms) often do not reflect their current usage of lexical items. They can even contradict one’s personal intuition or disagree with lexical usage as observed in public discourse. The reasons are manifold. Language data used for compiling dictionaries is either outdated, or lexicographic practice is rather conventional and does not take advantage of corpus-assisted approaches to semantic analysis. Despite of various modern electronic or online reference works speakers face uncertainties when dealing with easily confusable words. These are for example sensibel/sensitiv (sensitive) or kindisch/kindlich (childish/childlike). Existing dictionaries often do not provide satisfactory answers as to how to use these sets correctly. Numerous questions addressed in online forums show where uncertainties with paronyms are and why users demand further assistance concerning proper contextual usage (cf. Storjohann 2015). There are different reasons why users misuse certain items or mix up words which are similar in form and meaning. As data from written and more spontaneous language resources suggest, some confusions arise due to ongoing semantic change in the current use of some paronyms. This paper identifies shortcomings of contemporary German Dictionaries and discusses innovative ways of empirical lexicographic work that might pave the way for a new data-driven, descriptive reference work of confusable German terms. Currently, such a guide is being developed at the Institute for German Language in Mannheim implementing corpora and diverse corpus-analytical methods. Its objective is to compile a dictionary with contrastive entries which is a useful reference tool in situation of language doubt. At the same time, it aims at sensitizing users of context dependency and language change.
Der Beitrag fasst die Schritte einer Projektvorstellung und aktuelle Reflexionen über ein am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim neues, korpusgestütztes Paronymwörterbuch zusammen. Zunächst wird der Begriff der Paronymie in einer Arbeitsdefinition eingegrenzt und es wird gezeigt, welche Lücke mit dem neuen Werk in der Wörterbuchlandschaft geschlossen wird. Im Anschluss werden ausgewählte methodische Aspekte sowie Fragen der Wortartikelinhalte und -präsentation skizziert.
Kookkurrenzen (zum Beispiel ‘Beziehungen pflegen’ oder ‘wirtschaftlich bankrott’) gehören zum zentralen Gegenstand jeder korpusanalytischen Studie. Als Wortverbindungen sind sie Einheiten, die unter bestimmten kontextuellen Voraussetzungen zustande kommen und die wichtige Funktionen im Syntagma, Satz oder Text aufweisen. Kookkurrenzen stellen den systematischen Zugang zur Erfassung von Bedeutung, Funktionen sowie von konventionalisierten Mustern dar. Ihre Relevanz wird auch zunehmend in kultur- und politikwissenschaftlich und in kognitiv orientierten Wissenschaftsbereichen anerkannt.
Mit diesem Band wird Fachliteratur zu zentralen Bereichen und Themen zusammengefasst, bei denen korpusanalytische Verfahren zur Untersuchung typischer Wortkombinationen im Mittelpunkt stehen. Dazu zählen neben Überblicksliteratur und allgemeinen Einführungen auch interessante Einzelstudien, die mit diversen Korpusansätzen arbeiten, sowie weiterführende Links und Materialsammlungen. Dieser Band bildet insbesondere die Themenschwerpunkte ab, die gegenwärtig viel Aufmerksamkeit erhalten.
Wort und Wortschatz
(2015)
Das Verständnis darüber, was ein Wort ist, zeigt sich je nach linguistischer Teildisziplin, je nach Untersuchungsinstrument und je nach betrachtetem Medium (Schriftlichkeit, Mündlichkeit) als äußerst wandelbar und kontrovers. Zunächst wird eine Übersicht über die wichtigsten Wortbegriffe in Geschichte und Gegenwart gegeben, um zu zeigen, wie sehr sich ein formaler, am Schriftbild orientierter Wortbegriff von semantisch-kognitiven Wortbegriffen unterscheidet. Anschließend wird dargelegt, wie sich welche sprachwissenschaftlichen Methoden auf die Konstituierung des Phänomens "Wort" auswirken und dass die isolierende Sicht auf das Einzelwort durch die Betrachtung von Relationen zwischen Wörtern abgelöst wurde. Dabei kommt den neueren, computerlinguistisch fundierten Verfahren besondere Relevanz zu. Auf dieser Basis wird gezeigt, welche Aspekte und Ebenen der Wortforschung es aktuell gibt; dabei wird der Interaktion von theoretischen wie anwendungsbezogenen Forschungsperspektiven und dem gesellschaftlichen bzw. Laieninteresse an Wörtern besondere Beachtung geschenkt.
Sinnrelationen wurden lange als stabile Beziehungen zwischen Wörtern betrachtet. Dabei zeigen gebrauchsorientierte Untersuchungen, dass Sinnrelationen dynamische Phänomene sind, die sich kommunikativen Bedürfnissen anpassen. Neuere Studien erforschen die Prozesse, die zur Herstellung von Gegensatz bzw. Ähnlichkeit erforderlich sind. Sie untersuchen variable Strukturen, ihre Funktionen sowie kontextuelle Bedingungen und erklären, warum einige Antonyme bessere Gegensatzpaare bilden als andere. Dieser Beitrag konzentriert sich auf deutsche und englische Synonyme und Antonyme aus korpus- und psycholinguistischer Perspektive. Im Mittelpunkt stehen Beschreibungen kontextbasierter und variabler Strukturen, in denen sinnverwandte Wörter regelhaft vorkommen. Es wird gezeigt, dass diese Strukturen über diverse Funktionen verfügen und dass mithilfe kognitiver Prozesse unterschiedlich stark konventionalisierte Muster entstehen. Traditionelle Klassifikationen und Definitionen werden im Lichte neuer empirischer Studien kritisch hinterfragt. Neuere Theorien, die sich um die Einbettung flexibler Beziehungen bemühen, werden erörtert.
Das vorliegende Handbuch vermittelt einige ausgewählte Untersuchungsperspektiven auf die Phänomene Wort und Wortschatz. Die einzelnen Beiträge ordnen die Gegenstände in einen jeweils spezifischen Zusammenhang ein und fokussieren dabei auf sprachliche Kontexte, interdisziplinäre Zusammenhänge, methodische Herangehensweisen unter dem Blickwinkel der linguistischen Theorie oder der angewandten Linguistik. Das Konzept des Wortes und des Wortschatzes erhält daher in jedem Beitrag eine eigene Bedeutung und Funktion. In Summe kommt dadurch ein komplexes Verständnis von Wort und Wortschatz zum Ausdruck, das Vielfalt und Interdisziplinarität statt Einschränkung und singuläre Ausrichtung zulässt.
Dieser Beitrag zeigt, wie allgemeinsprachige Wörterbücher mit Angaben zur Sinn- und Sachverwandtschaft umgehen sollten, damit sie als geeignetes Hilfsmittel bei der Wortschatzarbeit sowohl im muttersprachlichen als auch im fremdsprachlichen Unterricht eingesetzt werden können. Anhand einiger Beispiele aus dem elexiko-Wörterbuch sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie kombinierte lexikalisch-semantische Informationen einen Beitrag zur gezielten Wortschatzerweiterung leisten könnten. Für eine effektive Verankerung sprachlichen und außersprachlichen Wissens sollten Erkenntnisse über das Mentale Lexikon in die Darstellung und Beschreibung von Sprache im Wörterbuch eingebunden werden. Konkrete Vorschläge illustrieren, wie Nachschlagewerke möglicherweise gestaltet werden sollten, um besser als Lehrwerke und Quellen für die Wortschatzarbeit geeignet zu sein. Dafür ist es erforderlich, dass die Dokumentation sprachlicher Zusammenhänge auf unterschiedlichen Ebenen, die angemessene Visualisierung kontextueller Phänomene und explizite Erläuterungen eine entscheidende Rolle spielen
Dieser Beitrag beleuchtet die Vor- und Nachteile korpusgestützter lexikografischer Methoden zur Ermittlung und Dokumentation sinnrelationaler Ausdrücke eines Stichwortes. Konkrete Beispiele aus der Praxis des elexiko-Wörterbuchs dienen der Veranschaulichung von Chancen als auch von konkreten Problemen, die die eingesetzten Methoden mit sich bringen. Für die Gewinnung potentieller Synonyme und Antonyme nutzt elexiko zwei unterschiedliche Verfahren, die mit verschiedenen Prämissen an ein Korpus als Datengrundlage herantreten (cf. Tognini-Bonelli 2001). Das korpusgesteuerte / korpusgeleitete Verfahren der Kollokationsanalyse und die zugrunde liegende Ermittlung von Ausdrücken mit verwandten Kollokationsprofi len (related profiles) (cf. Belica 2011) dienen der empirischen und statistischen Absicherung von sprachlichen Phänomenen. Sie erweisen sich aber als lückenhaft in Bezug auf einige Kontexte, in denen semantisch-konzeptuelle Beziehungen der Ähnlichkeit oder des Gegensatzes realisiert, aber nicht mit Korpustools erfasst werden. Mit der Anwendung der in elexiko komplementär genutzten korpusbasierten Vorgehensweise können diese Lücken teilweise gefüllt werden. Das Zusammenspiel beider Korpusansätze hat sich in der lexikografischen Praxis prinzipiell als vorteilhaft erwiesen, bringt jedoch auch Erkenntnisse zum Vorschein, die bisher weder linguistisch erfasst noch lexikografisch dokumentiert wurden und löst nicht, wie teilweise angenommen, das Problem inhaltlicher Inkonsistenzen (cf. Paradis/Willners 2007). Diese Aspekte werden anhand von konkreten Korpusbeispielen und Wörterbucheinträgen illustriert. Als Online-Wörterbuch profitiert elexiko von seinen schnellen Navigationsmöglichkeiten über Verlinkungen. Diese werden auch für sinnrelationale Partnerwörter wie Synonyme und Antonyme angelegt, um diverse Vernetzungsstrukturen nachvollziehbar zu machen. Die Arbeit mit einem Korpus kann bis zu einem gewissen Grad die Konsistenz der bidirektionalen Vernetzungen gewährleisten, sie aber nicht vollständig absichern. In diesem Beitrag wird auch die Frage beantwortet, inwieweit die erwähnten Korpusmethoden dazu beitragen, das gegenseitige Dokumentieren zwischen Synonym- oder Antonympaaren sicherzustellen. Anhand des für diese Zwecke entwickelten Tools vernetziko, einem Vernetzungsmanager, wird gezeigt, warum die Unterstützung zusätzlicher Software für eine konsistente Verlinkung zwischen paradigmatisch miteinander verbundenen Stichwörtern unerlässlich ist(Storjohann/Meyer 2012).
Current working practice of established German dictionaries incorporates large corpora as the basis of most analyses, descriptions and presentations. It is, however, individual lexicological and/or different corpus-methodological approaches that play a crucial role in the process of extracting and documenting lexicographic information in individual reference works. This paper addresses the question of how reliable information is in some electronic German dictionaries. Objects of our investigation are different types of corpus dictionaries, e.g. a digitized dictionary, a reference work that compiles its data fully automatically, a lexicographic system combining different electronic resources, and a corpus-assisted dictionary that examines and interprets its corpus data lexicographically. Critical examinations of such reference works inevitably come up with questions of authenticity and reliability of the given dictionary information. The advantages and disadvantages of various lexicographic or corpus-linguistic methods which are individually implemented will be outlined and critically analyzed with the help of examples. According to an extensive study (cf. Müller-Spitzer 2011) reliability of given information is one of the key criteria assigned to any reference work by users. We will elicit how different corpus methods expose different descriptions of natural discourse and how they answer questions of authenticity, typicality and reliability with regard to phenomena such as meaning spectrum, collocations, antonymy and hyperonymy. Overall, this paper is a critical account of the current German lexicographic developments. It will include discussions on meta-lexicographic demands and focus on whether there are suitable complementary corpus approaches providing authentic dictionary information to a satisfactory extent.
In this paper, we address issues of inconsistencies of dictionary information and how different corpus methods and computer tools can assist in providing systematic cross-referencing. The question is raised how hyperlinking in an electronic reference work can be approached systematically in order to warrant consistent symmetrical links between synonyms or antonyms. Firstly, it is argued that working with a comprehensive corpus does not account for consistent cross-referencing. It is shown that a top-down corpus-driven linguistic analysis also does not guarantee the lexicographic documentation of binary lexico-semantic relations covered by corpus data, as proposed by Paradis/Willners (2006a, b). Secondly, with the help of dictionary examples taken from elexiko (an online dictionary of contemporary German) we demonstrate how a combination of both corpus-driven and corpus-based procedures enables lexicographers to systematically exploit corpus material in more depth than by using only one of these methods. It is also discussed where and why lexicographers are still prone to inconsistencies in the editing processes, irrespective of their underlying corpus methodologies. Finally, we introduce a cross-reference management tool that has been developed for elexiko and we explain its technological prerequisites and implications. This software supports lexicographers in detecting existing and missing references from and to a specific headword. It also offers options to automatically and comfortably correct discrepancies. Overall, we suggest a method that includes linguistic competence, complementary corpus approaches and additional software in order to ensure that links or references between synonymic and antonymic pairings are given in both directions.
Die Ordnung des öffentlichen Diskurses der Wirtschaftskrise und die (Un-)Ordnung des Ausgeblendeten
(2011)
Ausdrücke wie Globalisierung und Wirtschaftskrise sind Teil unserer öffentlichen Alltagssprache. Sie stehen für politische und soziokulturell brisante Debatten und ihre semantische Analyse zeigt den engen Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft. Der alltägliche Gebrauch solcher Ausdrücke etabliert gemeingesellschaftliche Diskurse, die mit korpuslinguistischen Verfahren analysierbar sind. In diesem Beitrag wird der Diskurs der Finanz- und Wirtschaftskrise in der öffentlichen Sprache von Zeitungstexten betrachtet. Zentrales Diskursobjekt ist der lexikalische Ausdruck Wirtschaftskrise selbst. Die Ermittlung relevanter Kontextbeziehungen, wie sie in Kollokationen vorhanden sind, und regelhafter Verwendungsmuster spielt für seine Beschreibung die wichtigste Rolle, da diese Indikatoren zum einen typische Thematisierungen sind und zum anderen Lexikalisierungen mit Bewertungspotenzial darstellen. Abschließend erfolgt eine kurze kritische Betrachtung der Dokumentation diskurs-relevanter Ausdrücke in deutschen Wörterbüchern der Gegenwartssprache.
In diesem Beitrag werden wichtige Neukonzeptionen und umfangreiche Nachbearbeitungen einzelner
Angabebereiche in elexiko erläutert. Die linguistische Konzeption dieser Angaben stellt eine Weiterentwicklung gegenüber der Konzeption dar, wie sie im Band „Grundfragen der elektronischen Lexikographie. elexiko – das Online-Informationssystem zum deutschen Wortschatz“ (2005) vorgelegt wurde. Betroffen sind z.B. die Angabebereiche der typischen Verwendungen, der sinn- und sachverwandten Wörter und der Besonderheiten des Gebrauchs.
In gängigen deutschen Wörterbüchern liegen für diskursrelevante Ausdrücke keine angemessenen Beschreibungsformen vor. Darauf haben bereits Strauß, Haß und Harras (1989: 10) in Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist hingewiesen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen, wie beispielsweise zu sehr in der Tradition verhaftete lexikografische Methoden und Datengrundlagen; es liegt aber auch daran, dass nach wie vor häufig in der deutschen Lexikografie Aspekte des Diskurses für die Bedeutungskonstituierung bei gesellschaftspolitischen Schlüsselwörtern unberücksichtigt bleiben. Die Bedeutung konfliktträchtigen Vokabulars (z. B. Ausdrücke wie Globalisierung, Humankapital, Kollateralschaden) kann aber nicht ohne diskurssemantische Erklärungen beschrieben werden, da es in seinem Gebrauch Zeit-, Kultur und Mentalitätsgeschichte reflektiert und die Sprechergemeinschaft bezüglich ihrer Einstellung zu solchen Ausdrücken spaltet. In diesem Beitrag soll dargestellt werden, welche Rolle die sprachwissenschaftliche Diskursanalyse bei der Bedeutungserfassung spielen kann, und wie unterschiedliche Bewertungen und inhaltliche Thematisierungen seitens der Sprechergemeinschaft beim Gebrauch brisanter Begriffe in der öffentlichen Kommunikation zum Ausdruck kommen. Mithilfe einer konkreten linguistisch-diskursorientierten Untersuchung des Ausdrucks Globalisierung soll die enge Verflechtung von Sprachanalyse mit Zeit- und Kulturgeschichte verdeutlicht werden.
Dieser Beitrag beleuchtet lexikalische Ausdrücke näher, die in einer Lesart durch eine synonyme Relation verbunden sind. Im Vordergrund steht die korpusgestützte Untersuchung paradigmatischer Kontextanpassung dieser Relationspaare. Es wird gezeigt, wie diese Sinnrelation insbesondere innerhalb einer Lesart kontextuell variieren kann oder spezifiziert wird und wie anhand von Korpusdaten diese variierenden Strukturen lexikologisch erfasst und lexikografisch beschrieben werden können. Diese Beobachtungen entstanden auf der Basis der Wörterbucharbeit im Projekt elexiko und stellen erste Ergebnisse hinsichtlich variabler paradigmatischer Strukturen dar, die auf der Basis eines umfangreichen Korpus, des für lexikografische Zwecke zusammengestellten elexiko Korpus,gewonnen wurden Es wird dargestellt, wie Korpusbeobachtungen hinsichtlich synonymer Variabilität im Projekt elexiko lexikografisch umgesetzt werden. Dabei soll verdeutlicht werden, wie man ein Synonymwörterbuch gebrauchsorientierter gestalten kann, wie sich neu gewonnene Korpuserkenntnisse lexikografisch einarbeiten lassen und wie dabei gleichzeitig nach angemessenen Präsentationsformen gesucht werden muss.
Paradigmatische Relationen
(2005)
Diachrone Angaben
(2005)
Typische Verwendungen
(2005)
Kontextuelle lexikalische Relationen, insbesondere Sinnrelationen, sind für Sprachinteressierte bei der Textproduktion von besonderem Interesse. Dennoch sind Informationen über diese Wortschatzstrukturen in vielen einsprachigen Wörterbüchern häufig auf Angaben der Synonymie oder Antonymie beschränkt und ihre Beschreibung bzw. Darstellung nur bedingt nutzbar. ELEXIKO, das erste Internetwörterbuch und Informationssystem der deutschen Gegenwartssprache, das ausschließlich korpusgestützt erarbeitet wird, bietet eine differenziertere Präsentation und Beschreibung paradigmatischer Relationen und nutzt unterschiedliche korpusgestützte Verfahren, um sprachliche Daten aus dem zugrunde liegenden Korpus zu extrahieren. Diese Verfahren bringen z. T. neue Erkenntnisse über Wortschatzstrukturen, für die in der Lexikografie nach neuen Beschreibungs- und Darstellungsformen gesucht werden muss. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Welche Vorteile bietet die korpusgestützte Lexikografie hinsichtlich der Untersuchung paradigmatischer Sinnrelationen und wie setzt ELEXIKO Erkenntnisse korpusgestützter Studien lexikografisch um? Welche wesentlichen Unterschiede gibt es zu anderen Wörterbüchern, die Wortschatzstrukturen beschreiben? Kritisch werden vor allem folgende Aspekte untersucht: Wie bedeutungsgleich sind Synonyme und wie gegensätzlich sind die in Antonymiewörterbüchern gebuchten Gegensatzwörter wirklich?
In diesem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, ob sich feministische Indefinitpronomen, insbesondere die Neuschöpfung frau, in ihrem Gebrauch außerhalb der feministischen Sprachbetrachtung und außerhalb frauenspezifischer Diskurse etabliert haben. Auf der Basis der IDS-Korpora wird der öffentliche Sprachgebrauch neuer Pronomen hinsichtlich ihres Vorkommens sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgewertet, um Aussagen zur Gebrauchsentwicklung treffen zu können. Mithilfe eines korpusanalytischen Werkzeugs werden linguistische Strukturen aufgedeckt, die Verwendungstypisches im Gebrauch des Lexems frau illustrieren. Besonderes Augenmerk erhält die diachrone Untersuchung der kontextuellen Einbettungen des Lexems frau. Dabei spielt sowohl die Extrahierung syntagmatischer Mitspieler mithilfe der softwaregestützten Kollokationsanalyse als auch die linguistische Analyse der Relationen zwischen Begleitwort und Suchwort eine besondere Rolle. Darüber hinaus sollen auch pragmatische und syntaktische Aspekte eruiert sowie Fragestellungen der allgemeinsprachlichen Bewertung feministischer Indefinitpronomen nachgegangen werden.
Mit diesem Papier sollen LexikografInnen an ein Automatisierungstool der Textanalyse innerhalb der Korpuslinguistik herangeführt werden. Das am IDS entwickelte statistische Recherche- und Analysewerkzeug Cosmas bietet neue Zugänge zur Gewinnung semantischer Informationen über Wörter. Die Nutzungsmöglichkeiten dieses Instrumentariums für die Lesartendisambiguierung von Lexemen und deren Verifizierung mittels Kollokations- und Kontextanalyse werden erläutert, und anhand des Beispiels cool wird gezeigt, inwieweit sich semantische Informationen durch automatische Statistik extrahieren lassen. Dabei wird auf die Vor- und Nachteile der computerbasierten Analyse eingegangen. Darüber hinaus wird dargestellt, wie empirische lexikografische Disambiguierung modellgeleitet validiert werden kann. Um die Unterschiede zwischen herkömmlichen Beschreibungsmöglichkeiten und neuen statistischen Verfahren zu verdeutlichen, werden die Lesarten zu cool, wie sie im Duden GWDS (2000) dargestellt sind, mit den identifizierten Lesarten der Analyse mit Cosmas verglichen.