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Transdisciplinary research is research not only on, but also for and, most of all, with practitioners. In the research framework of transdisciplinarity, scholars and practitioners collaborate throughout research projects with the aim of mutual learning. This paper shows the value transdisciplinarity can add to media linguistics. It does so by investigating the digital literacy shift in journalism: the change, in the last two decades, from the predominance of a writing mode that we have termed focused writing to a mode we have called writing-by-the-way. Large corpora of writing process data have been generated and analyzed with the multimethod approach of progression analysis in order to combine analytical depth with breadth. On the object level of doing writing in journalism, results show that the general trend towards writing-by-the-way opens up new niches for focused writing. On a meta level of doing research, findings explain under what conditions transdisciplinarity allows for deeper insights into the medialinguistic object of investigation.
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie bzw. mit welchen sprachlichen Mitteln der Islam im öffentlichen Diskurs konstituiert wird. Hierfür wurde ein Korpus aus überregionalen Medientexten erstellt und qualitativ analysiert. Die Auswertung des gesamten Korpus weist darauf hin, welche inhaltlichen Merkmale im Islamdiskurs sprachlich nachweisbar sind und sich im gesamten Diskurs stets wiederholen. Schlüsselwörter wie Islam, Islamismus, Islamisierung, Muslim, Dschihad, Scharia oder Koran wurden detailliert präsentiert. Außerdem wurden die aus dem untersuchten Korpus entstandenen Stereotype rekonstruiert. Weiterhin wurden Metaphern bzw. Metaphernkonzepte untersucht, die sich im Islamdiskurs abbilden lassen. Exemplarisch anhand der drei Weltereignisse Iranische Revolution 1978/79, 11. September 2001 und Arabischer Frühling 2011 hat die vorliegende Arbeit gezeigt, wie der Islam in unterschiedlichen Zeitabständen wahrgenommen wird und inwieweit gesellschaftspolitische Ereignisse und Auseinandersetzungen die Thematisierung des Islams beeinflussen können.
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem computergestützten Transkriptionsverfahren arabisch-deutscher Gesprächsdaten für interaktionsbezogene Untersuchungen auseinander. Zunächst werden wesentliche methodische Herausforderungen der gesprächsanalytischen Arbeit adressiert: Hinsichtlich der derzeitigen Korpustechnologie ermöglicht die Verwendung von arabischen Schriftzeichen in einem mehrsprachigen, bidirektionalen Transkript keine analysegerechte Rekonstruktion von Reziprozität, Linearität und Simultaneität sprachlichen Handelns. Zudem ist die Verschriftung von arabischen Gesprächsdaten aufgrund der unzureichenden (gesprächsanalytischen) Beschäftigung mit den standardfernen Varietäten und gesprochensprachlichen Phänomenen erschwert. Daher widmet sich der zweite Teil des Beitrags den bisher erarbeiteten und erprobten Lösungsansätzen ̶ einem stringenten, gesprächsanalytisch fundierten Transkriptionssystem für gesprochenes Arabisch.
Nach einigen Überlegungen zu Wörterbüchern und Informationssystemen soll der Frage im Titel des Vortrags auf drei Ebenen nachgegangen werden: (a) aktueller Stand der allgemeinen einsprachigen Online-Wörterbücher des Deutschen; (b) die Situation der praktischen Lexikographie und der für sie zuständigen Theorien; (c) die Lage der Wörterbuchforschung an deutschen Universitäten. Dabei soll die kulturelle und gesellschaftliche Verantwortung der praktischen Lexikographie, aber auch der Metalexikographie verdeutlicht werden. Zu wenig Beachtung findet die Lexikographie als kulturelle Praxis der Dokumentation sprachlicher, kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse. Zu wenig Beachtung findet die Metalexikographie als Gesellschaftswissenschaft, die sich mit den Zusammenhängen von Datenermittlung, -verwendung, -interpretation und -präsentation in der Internetlexikographie befasst. Die Ausführungen werden durch Detailanalysen des Datenangebots auf Informationsportalen zur deutschen Sprache und unter Berücksichtigung ausgewählter Benutzungssituationen gestützt. Abschliesend werden Thesen zur Zukunft der Lexikographie formuliert.
In diesem Beitrag geht es vor allem um die Frage, wie das Smartphone in der Alltagskommunikation als gemeinsamer Bezugspunkt relevant gemacht wird und wie sich die Reaktionen der Interagierenden zum auf dem Display Gezeigten gestalten. Es zeigt sich, dass diese in mehrere responsive Schritte unterteilt werden, in denen die Aufmerksamkeit gebündelt und das Display fokussiert wird sowie eine Abstimmung darüber erfolgt, wie das Gezeigte zu kontextualisieren ist.
Der Spezialforschungsbereich (SFB) „Deutsch in Österreich: Variation – Kontakt – Perzeption“ ist ein vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderter Spezialforschungsbereich, der seit 2016 an den Universitäten Wien, Salzburg und Graz sowie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaft durchgeführt wird. Thema dieses SFB ist das Gesamtspektrum an Variation und Varietäten des Deutschen in Österreich, kurz „DiÖ“. Dieses Gesamtspektrum wird aus den Perspektiven erstens der Variationslinguistik, zweitens der Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung sowie drittens der soziolinguistisch basierten Perzeptions- und Spracheinstellungsforschung angegangen.
Gegenstand ist eine vergleichende empirische Korpusstudie zur Bedeutung des Ausdrucks geschäftsmäßig im (bundesdeutschen) Gemeinsprach- und juristischen Fachsprachgebrauch. Die Studie illustriert an einem aktuellen Fall strittiger Wortdeutung (hier zu § 217 StGB) die Möglichkeiten computergestützter Sprachgebrauchsanalyse für die Auslegung vor Gericht und die Normtextprognose in der Rechtsetzung.
Wie werden Wörter im Deutschen und im Englischen geschrieben? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo sind Unterschiede? Diese Fragen werden aus morphologisch-graphematischer Perspektive bearbeitet. Es geht hier also nicht um Bezüge zwischen Schrift und Lautform (traditionell oft im Fokus der Graphematik), sondern um Korrespondenzen zwischen Schrift und Morphologie. Das betrifft zum einen den Aufbau von Morphemen. Welche Beschränkungen lassen sich hier für die Abfolge der Buchstaben formulieren? Was sind minimale, was sind prototypische Stämme und Affixe? Zum anderen geht es um Fragen der Einheitlichkeit (Wie uniform wird ein Morphem in der Schrift repräsentiert?) und der Eindeutigkeit (Wie distinkt verweist eine Schreibung auf ein Morphem?). Insgesamt zeigt sich, dass im Englischen eher Affixe verlässlich kodiert werden (oft eindeutig und einheitlich), während im Deutschen häufig Stämme einheitlich kodiert werden. Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Strategien der Leseerleichterung.
Ziel des Beitrags ist es, in einer explorativen Untersuchung zu ermitteln, ob und wie in Deutschland und in Polen geschlechtergerechter Sprachgebrauch praktiziert wird. In beiden Gesellschaften wird derzeit mit den einschlägigen Verfahren noch experimentiert. Die feministische Presse spielt dabei eine Vorreiterrolle. Der Beitrag ist in drei inhaltliche Teile gegliedert. Der erste Teil schildert in knapper Form die Entwicklung in der sprachlichen Markierung von Sexuszugehörigkeit und -differenz, wie sie in der deutschen und der polnischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit stattgefunden hat. Der zweite Teil befasst sich mit den sprachstrukturellen Grundlagen für die Möglichkeiten des ›Genderns‹ in beiden Sprachen. Hier werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede nachgewiesen. Der dritte Teil ist einer kleinen empirischen Studie gewidmet. Es werden Publikationen in erster Linie der feministischen Presse beider Länder aus der jüngsten Zeit auf ihren Umgang mit geschlechterdifferenzierender Sprache hin untersucht.
Die Universität als Vorbild/Spiegelbild/Zerrbild für Spracheinstellungen und Sprachgebrauch heute?
(2019)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie weit der mündliche Sprachgebrauch an der Universität und die damit verbundenen Spracheinstellungen Vorbild, Spiegelbild oder aber Zerrbild des alltäglichen Sprachgebrauchs und allgemeiner Spracheinstellungen sind. Aus heuristischen Gründen liegt der Fokus dabei auf Sprachformen jenseits des Standards, die üblicherweise nicht mit einem universitären Sprachgebrauch in Verbindung gebracht werden. Die Datenerhebung dokumentiert exemplarisch die Situation an der Universität Salzburg, die Auswertung kombiniert in einem Mixed-Methods-Ansatz quantitative und qualitative Methoden.
Die Zeitung und die Welt
(2019)
Dulko ist ein im Aufbau befindliches fehlerannotiertes deutsch-ungarisches Lernerkorpus an der Universität Szeged. Es wird seit Sommer 2017 von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung gefördert im Rahmen einer Institutspartnerschaft zwischen dem IDS und dem Institut für Germanistik an der Universität Szeged („Deutsch-ungarischer Sprachvergleich: korpustechnologisch, funktional-semantisch und sprachdidaktisch (DeutUng)“). Die in Dulko erhobenen Lernerdaten setzen sich zusammen aus kontrolliert erhobenen deutschsprachigen Essays und Übersetzungen aus dem Ungarischen ins Deutsche. Die Probanden sind Studierende am Institut für Germanistik der Universität Szeged mit Ungarisch als Muttersprache und Deutsch als erster oder zweiter Fremdsprache.
Die Vermittlung von Fachsprache gewinnt in der heutigen europäischen Gesellschaft, die von 'Bewegungen' unterschiedlicher Art charakterisiert ist, immer mehr an Relevanz, aber die Lernergruppen werden immer differenzierter und die Lehrenden, die meist keine Experten auf dem Fachgebiet sind, haben Schwierigkeiten lernergerechte Kurse zu gestalten, da die Möglichkeiten zur Aus- oder Fortbildung selten sind. Fragen, die offen stehen oder nur teilweise beantwortet wurden, gibt es noch viele und eine einheitliche Antwort ist nicht immer möglich, aber wir möchten trotzdem versuchen, anstatt von Problemfällen auch Experimente und Lösungen vorzustellen. Wir möchten zeigen, wie und mit welchen Mitteln und Werkzeugen Fachsprachen beschrieben werden können und welche Auswirkungen dies im Unterricht haben kann. Nach einem Überblick über die unterschiedlichen Definitionsmöglichkeiten von 'Fachsprache', zeigen wir, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Schwerpunkte in der Lehre haben können. Abschließend werden wir ein kleines korpuslinguistisches Experiment vorstellen (Korpus mit den Aufsätzen zum Themenschwerpunkt 'Fachsprache' ZIF 2019-1), um mögliche Anregungen zur Benutzung von Korpora zu geben, da sich Korpora in allen Phasen des Unterrichts (vor, während und danach) sowohl für Lehrende als auch für Lernende positiv auswirken können.
Dieser Beitrag berichtet nicht nur über „Neues vom heutigen Deutsch“, sondern auch „vom alten Deutsch“, das bislang nicht gehoben wurde. Tief in grammatische Strukturen eingelassen verstecken sich (historische) Geschlechterkonzepte, die weit über das hinausgehen, was die Linguistik zu eindimensional unter Sexus versteht. Vielmehr geht es um Gender, um Geschlechterordnungen, die Frauen und Männern ihre sozialen Plätze zuweisen. Zuwiderhandlungen werden durch grammatische Devianzen und ‚Fehlklassifikationen‘ geahndet. Dabei werden die beiden Nominalklassifikationen des Genus (die Tunte, das Weib) und der Deklinationsklasse (die Vögte vs. die Strolche) analysiert. Als Drittes werden syntaktisch verfestigte Sprachgebrauchsmuster in Gestalt von Binomialen beleuchtet. Als gehärtete Folgen koordinierter Personenbezeichnungen kodieren sie geschlechterhierarchische Rangfolgen (Mann und Frau, Mama und Papa) und erweisen sich dabei ebenfalls als Reflexe von Sozial- und Geschlechterordnungen: Männer treten dabei (immer noch) vor Frauen, Mütter aber zunehmend vor Väter und vor allem Mamas vor Papas.
Der Blick auf die Syntax und generell auf die Grammatik ist traditionell aszendent, 'von unten nach oben' gerichtet: Einer Wortgrammatik folgt eine Satzgrammatik und dieser eventuell eine Textgrammatik. Doch wir schreiben und sprechen weder in Wörtern noch in Sätzen, sondern wir produzieren Texte und Gespäche. Deshalb musste auch der diametral entgegengesetzte Blick, der zu einer deszendenten Grammatik fuhrt, möglich sein. Eine solche Grammatik liegt mit der Grammatischen Textanalyse (= GTA), einer funktionalen Syntax des Gegenwartsdeutschen vor, die das grammatische System 'von oben nach unten' - von der Text- (Textglieder) über die Satz- (Satzglieder) zur Wortgruppenebene (Wortgruppenglieder) - modelliert. Im Beitrag werden Grundlagen und Leitbegriffe der GTA vorgestellt und an ausgewählten Phänomenen exemplifiziert.
Gute Argumente. Wo beginnen?
(2019)
Gerade allgemeinere Verben zeigen eine Variationsbreite der Verwendung, die nicht leicht zu einem einheitlichen Bild zu fassen ist. Am Beispiel des Verbs beginnen wird gezeigt, wie hier die Interaktion zwischen der Struktur der Aktanten und den grammatischen Regelmäßigkeiten funktioniert. Dabei wird versucht, in der Kombination von Valenzinformationen, Argumentstrukturpositionierungen und Musterbildungen im Gebrauch ein zusammenhängendes Bild dieses Verbs in seinen verschiedenen Verwendungen zu entwerfen.
Der Beitrag fokussiert ausgewählte Vorkommen des nicht-phorischen es. Es wird argumentiert, dass das formale Subjekt-es im Vergleich zum formalen Objekt-es insofern eine größere Variabilität zeigt, als Ersteres lexikalische und grammatische Konstruktionen konstituiert, während Letzteres nur in lexikalischen Konstruktionen erscheint. Zur Differenzierung wird der Begriff der Idiomatizität herangezogen, deren Beschaffenheit in sprachvergleichender Perspektive, mit Ungarisch als Kontrastsprache exemplarisch gezeigt wird.
Intergroup conflict im Sprachgebrauch rechtspopulistischer Gruppierungen am Beispiel von "Pegida"
(2019)
Populismus spaltet Gesellschaften – so lautet eine häufig zu hörende und zu lesende Auffassung. Als offensichtlichste Form der Spaltung erscheint dabei die gruppenbezogene Spaltung zwischen denjenigen, die populistischen Bewegungen und Parteien anhängen und denjenigen, die das mehr oder weniger entschieden nicht tun. Die Risse in der Gesellschaft zeigen sich jedoch nicht nur in Bezug auf diesen Gruppenkonflikt. Er ist nur eine Linie in einem Netz von tatsächlichen oder auch nur wahrgenommenen und rhetorisch konstruierten Frakturen, die von populistischen Gruppierungen hervorgehoben oder möglicherweise auch erst geschaffen werden und Eingang in den öffentlichen Diskurs finden.
Internetlinguistik
(2019)
Die Internetlinguistik ist eine neue Forschungsdisziplin, die sich aus drei großen Untersuchungsbereichen konstituiert: der Sprachverwendung in internetbasierten Kommunikationsumgebungen (wie Messengerdienste, Soziale Netzwerkseiten), der Interaktion zwischen Mensch und Maschine (etwa mit smarten Objekten) und der Generierung von Datenkorpora, was auch ethische Fragen aufwirft.
Dieser Band enthält neben einem kurzen Abriss über die Entwicklung der Internetlinguistik bibliografische Angaben zu Spezifika des Kommunikationsraums, der Kommunikationsplattformen und der digitalen Kommunikation, zu menschlichen Handlungsweisen im Web 2.0 und zu methodischen Zugängen der linguistischen Onlineforschung mit einem Überblick über Internetkorpora. Darüber hinaus werden Schnittstellen zu anderen Wissenschaftsdisziplinen aufgezeigt. Der Band gibt außerdem Empfehlungen zu einschlägigen Blogs und Zeitschriften.
Die aus einer Doktorarbeit hervorgegangene, ausgesprochen reife Monographie von Julia Kaiser ist ein solides Stück linguistischer Arbeit. Die Lektüre spricht an, erweitert den Wissenshorizont und bereichert somit viele Linguisten – von den Epigonen des Strukturalismus über Anhänger der Dependenzoder Konstruktionsgrammatik bis hin zu den Vertretern der modernen Semantik. Im Fokus der Arbeit stehen „infinitivlose“ (= absolut verwendete) Modalverben (MV) im gesprochenen Deutsch. Im Einzelnen wird auf Vollverb-Verwendungen, Ellipsen, Analepsen, MV mit Richtungsbestimmungen und idiomatisierte absolute Verwendungen eingegangen.
This paper aims at investigating the usage of present subjunctive (Konjunktiv I), which is traditionally labelled as a feature of standard written language and therefore as typically occurring in communication genres based on it such as press texts and reporting, in everyday spoken German. Through an analysis of corpus data performed according to theory and method of Interactional Linguistics and encompassing private, institutional and public interactional domains, the paper will show how this particular verb form expresses different epistemic stances according to its syntactic embedment.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Gebrauch von konnektintegrierbaren Konnektoren im gesprochenen Deutsch. Die Analyse wird am Beispiel der Adverbkonnektoren deshalb und deswegen als Korrelate zum Subjunktor weil und ausgehend von theoretischen Prämissen aus der traditionellen Grammatik und aus der Gesprächsforschung durchgeführt. Der Gebrauch der genannten Konnektoren wird innerhalb einer Auswahl von Korpusdaten gesprochener Sprache beobachtet, die mehrere verschiedene Gattungen der alltäglichen bzw. der institutionellen Kommunikation umfasst.
Lebenslauf bis 2019
(2019)
Ulrich Engel schildert die einzelnen Stationen seines Lebens: als Kind im Vorkriegsdeutschland und als junger Soldat, anschließend seine Lehrertätigkeit und wissenschaftliche Laufbahn, insbesondere seine Funktion als Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. Er hebt seine Tätigkeit als Leiter von mehreren Projekten von kontrastiven zweisprachigen Grammatiken sowie Valenzwörterbüchern hervor. Dabei schildert er seinen familiären Hintergrund als Spiegel des gesellschaftlich‑politischen Wandels im Vor‑ und Nachkriegsdeutschland.
Gerhard Stickel (*1937) bietet in diesem Band eine Auswahl aus seinen kleineren Arbeiten, die in der Zeit von 1966 bis 2019 erschienen sind. Geboten wird eine bunte Vielfalt von Aufsätzen und Essays zu Themen, mit denen der Autor sich in all den Jahren befasst hat, darunter: Negation, Kontrastive Grammatik, ‚Fremdwörter', Sprache und Geschlecht, Spracheinstellungen, Rechts- und Verwaltungssprache sowie deutsche und europäische Sprachpolitik. Mehrere Arbeiten sind während Stickels langjähriger Tätigkeit als Direktor des Instituts für Deutsche Sprache (1976-2002) entstanden und ab 2003 im Zusammenhang mit seinen Aufgaben in und für EFNIL, der European Federation of National Institutions for Language. Erhofft wird, dass auch die älteren Arbeiten über ihre Zeitgebundenheit hinaus für manche Linguistinnen und Linguisten sowie andere Sprachinteressierte anregend sein können.
Mangelhafter Adressatenzuschnitt in ukrainischen und deutschen politischen Youtube-Interviews
(2019)
The article investigates Ukrainian and German YouTube interviews from the point of view of contrastive linguistics. The purpose of this paper is to separate out the interview as a communicative genre and to determine the main aspects of research on discrepancies in expectations among interview participants, in particular to clarify the role of poor recipient design as the cause of communication failures. Results indicate that poor recipient design is the most common source of communication failures in both languages.
Mehrsprachigkeitsdiskurse im Bildungskontext in Lettland zwischen Populismus und Weltoffenheit
(2019)
Unser Aufsatz diskutiert aktuelle Debatten zu Sprachen und Mehrsprachigkeit im Bildungssystem in Lettland. Theoretischer Hintergrund sind Debatten zur Mehrsprachigkeit, zu Spracheinstellungen und zur heteroglossischen Ideologie. Nach einer kurzen historischen Einführung in Fragen des sprachlichen Ökosystems Lettlands stellen wir Beispiele aus der aktuellen Reform der Schulcurricula vor, die Mehrsprachigkeitsansätze aufgreifen. Diese Reformversuche werden allerdings durch weit verbreitete Diskurse in der lettischen Gesellschaft abgelehnt. Anhand von Reaktionen von Bildungspolitikern und in journalistischen Texten zeigen wir, wie einflussreich traditionelle Vorstellungen vom Sprachlernen nach wie vor sind und wie eine Modernisierung des Lettischunterrichts mit Fragen von nationaler Identität verbunden wird, in denen bisweilen sogar offen xenophobisch argumentiert wird. Gleichzeitig wird deutlich, wie im Diskurs im Interesse der „Rettung der lettischen Sprache“ mit Mythen und Halbwahrheiten operiert wird. Der dritte Teil des Aufsatzes stellt in diesem Kontext zwei Studien unter Lehrern in Lettland vor, in denen explizit nach Einstellungen und Praktiken zu Code-Switching, Translanguaging und ähnlichen Phänomenen gefragt wurde. In den Antworten zeigt sich die Spaltung der Gesellschaft; jedoch zeigen die Ergebnisse auch, dass Perspektiven für einen modernen und mehrsprachigen Sprachunterricht in Lettland durchaus vorhanden sind.
Zu den Beiträgen des Themenhefts.
Die in dem Themenheft versammelten Beiträge setzen sich unter verschiedenen Fragestellungen, im Rahmen unterschiedlicher methodischer Ansätze und jeweils eigener Datensets mit Öffentlichkeit, Privatheit und Anonymität im kommunikativen Handeln mit mobilen Medien auseinander.
This contribution aims to describe privacy, publicness and anonymity as essential analytic dimensions for media linguistic research. The dimensions are not inherent in and predetermined by the technical features and forms of communication provided by mobile devices, but are used by the participants as an orientation grid for shaping their online and offline practices in and with mobile media. Consid-ering both mobile device use in the public realm and the dissemina-tion of increasingly private content in social media (which is said to lead to ‘blurred boundaries’ between the private and the public), the paper provides a brief overview of the main developments in mobile media research: Studies adopting various approaches – e. g. socio-logical-ethnographic, linguistic and media studies – illustrate how publicness, privacy and anonymity are actively shaped and brought about by mobile media users in face-to-face and remote social en-counters. As this shows that publicness, privacy and anonymity are still relevant concepts for users, future media linguistics studies should focus on the dynamic multimodal practices by which they are contextualized and accomplished.
Muskelversagen? Großartig! - Framing von Fachbegriffen aufgrund unterschiedlichen Weltwissens
(2019)
Mein Beitrag entstand im Rahmen meiner biografie- und interaktionsanalytischen Studie zu sozialen und sprachlichen Erfahrungen junger „Rückkehrer/innen“, d. h. junger Frauen und Männer türkischer Herkunft, die in Deutschland oder Österreich aufwuchsen, und als Jugendliche bzw. junge Erwachsene in die Türkei migrierten. Furkan, der Informant, den ich hier vorstelle, schildert Ausgrenzungserfahrungen in Deutschland aufgrund seiner ethnischen Herkunft und Anpassungsprobleme in der Türkei aufgrund sprachlicher und sozialer Auffälligkeiten. Ziel meiner Analyse ist es, die verschiedenen Phasen seiner Lebensgeschichte in beiden Lebenswelten zu beschreiben, den Zusammenhang zwischen Ausgrenzungserlebnissen, ihrer Deutung und ihrer narrativen Bewältigung zu rekonstruieren und die Unterschiede zwischen der Schilderung in beiden Lebenswelten herauszuarbeiten. Auf dieser Basis lässt sich die narrative Bewältigung der Erlebnisse in Kindheit und früher Jugend in Deutschland mit Erzählformen für Traumata in Beziehung setzen.
Narrativer Entwurf einer positiven Selbstkategorie in unterschiedlichen Sozial- und Sprachwelten
(2019)
Dieser Beitrag entstand im Rahmen meiner biografie- und interaktionsanalytischen Studie zu sozialen und sprachlichen Erfahrungen junger „RückkehrerInnen“, d.h. junger Frauen und Männer türkischer Herkunft, die in Deutschland oder Österreich aufwuchsen, und als Jugendliche bzw. junge Erwachsene in die Türkei migrierten. Arda, der Informant, den ich im Folgenden vorstellen werde, beschreibt unterschiedliche Sozialwelten in Deutschland und in der Türkei. Dabei räumt er der Beschreibung von zwei grundsätzlich unterschiedlichen Lebenswelten, die seine Kindheit in Deutschland prägen, großen Raum ein: zum einen der Lebenswelt des Türkenviertels in Kreuzberg, wo er geboren ist und bis zur Einschulung lebte, und zum anderen der deutschen Lebenswelt, in die seine Familie später umgezogen ist und in der er die Grundschule besucht und absolviert hat. Nach der Übersiedlung in die Türkei erlebt Arda eine moderne türkische Lebenswelt, an die er sich anpassen muss. In seinem neuen Leben erfährt er den schmerzlichen Verlust der deutschen Alltagssprache. Zur Beschreibung verwendet er komplexe Verfahren ethnischer und sozialer Kategorisierung und negativer bzw. positiver Selbstpositionierungen zu den verschiedenen Welten. Ziel meiner Analysen ist es nach einem Überblick über die soziolinguistische Forschung zu sozialer Kategorisierung, die Kategorisierungsprozesse und deren charakteristische Eigenschaften und Handlungsweisen, die Arda verwendet, zu rekonstruieren und die sprachlichen Mittel und Verfahren zu beschreiben, die zur Positionierung und zur Selbst- und Fremdkategorisierung verwendet werden.
Nur ein paar Überlegungen und Beobachtungen zur Frage nach dem Umfang des deutschen Wortschatzes. Zahlenangaben aus Wörterbüchern und Korpusrecherchen werden referiert. Anhand von Beispielen veralteter, alternder, neuer Wörter und produktiver Wortbildungsmuster wird die prinzipielle Offenheit des Wortschatzes demonstriert.
Persuasionsstrategien in deutschen rechtsorientierten Zeitungen. Eine korpuslinguistische Studie
(2019)
Corpus Linguistics has often proved fruitful to examine different types of discourses, also the one of refugees. Aim of the paper is to show how language usage patterns can be focused on with the help of techniques grounded in Corpus Linguistics, giving information about themes and topoi. After showing what type of words (keywords, collocations) and what type of phenomena will be considered (topoi, metaphors and frames) in the article, the focus will shift on the methodology and the adopted criteria. After presenting the primary corpus (articles from right-oriented newspapers) and the comparison corpus (articles from 'Die Zeit') the main results of the analysis are presented and reflected on.
Aufklärende Sprachkonsultation kann profiliert werden, indem man sie als prospektive Sprachbetrachtung konzipiert. Im Aufsatz werden die Ausgangspunkte und Konsequenzen für diese These erläutert. Drei Blickrichtungen lassen sich unterscheiden: Mikro-, Medio- und Makroprospektiven. Die Mikroprospektivität wird in Verbindung mit sprachnormativen Problemen näher in Augenschein genommen. In allen Ausblicken auf die Zukunft spielt die Thematisierung von individuellen oder kollektiven Handlungsspielräumen eine besondere Rolle, um aufklärende Sprachkonsultation zu verwirklichen.
REDE ist zunächst einmal die Abkürzung für den Projekttitel „Regionalsprache.de“ (für eine ausführliche Beschreibung des Projekts siehe Ganswindt/Kehrein/Lameli 2015). Dieses Projekt wird seit 2008 bis einschließlich 2026 von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz gefördert. Inhaltlich setzt sich das Projekt mit den modernen Regionalsprachen des Deutschen auseinander. Grob vereinfacht umfassen moderne Regionalsprachen alle Varietäten und Sprechlagen, die durch kommunikativ saliente Regionalismen gekennzeichnet sind (vgl. Schmidt/Herrgen 2011). Diesen Regionalsprachen steht auf der vertikalen Dimension sprachlicher Variation die Standardsprache gegenüber. Die Struktur der Regionalsprachen erstmals mit vergleichbaren Methoden in ganz Deutschland zu untersuchen, ist eines der Projektziele. Das andere übergeordnete Ziel ist der Aufbau eines forschungszentrierten Informationssystems zu den modernen Regionalsprachen. Es handelt sich dabei um ein geografisches Informationssystem (GIS) für Sprache: das REDE SprachGIS.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind retrospektive Äußerungen, d.h. Nachfragen und fremdinitiierte Erweiterungen, die an den Sprecher der Ausgangsäußerung gerichtet sind. In der Forschung werden Nachfragen und Erweiterungen meist unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Funktionen beschrieben. Die vorliegende Untersuchung setzt sich mit den gemeinsamen Eigenschaften beider Äußerungsformate auseinander, unabhängig von ihren deklarativen und interrogativen Merkmalen. Im Rahmen der Triangulation werden die Methode der Konversationsanalyse und die Annahmen der Relevanztheorie verbunden, um zu beschreiben, wie Sprecher in retrospektiven Äußerungen auf inhaltlicher Ebene mit den Informationen aus vorhergehenden Redebeiträgen umgehen. Primäre Datengrundlage sind die narrativen Interviews des Berliner Wendekorpus, ca. 60 Stunden gesprochenes Deutsch. Die Arbeit analysiert die grammatischen und lexikalischen Mittel, mit denen Sprecher bei der Bedeutungskonstruktion epistemische Unterstützung zum Ausdruck bringen. Weitere Analyseebenen sind die grammatische Kohärenz retrospektiver Äußerungen als evidentiale Strategie und die Ähnlichkeitsrelationen zwischen der interpretativen Annahme und den jeweiligen Bezugskomponenten.
This paper focuses on so called syntactic projection phenomena in the German language. This term from the German Gesprächsforschung is used to define the fact that an utterance or part of it foreshadows another one. This paper aims at pointing out how such projection phenomena are consciously exploited for rhethorical purposes. This will be observed on the basis of excerpts from the Stuttgart 21 mediation talks. The linguistic analysis carried out in this paper will focus on syntactic projection phenomena involving the use of causal adverbial connectives deshalb and deswegen.
Im Projekt „Einstellungen gegenüber regionalen Sprachformen in der Großstadt: Niederdeutsch in Hamburg“ soll geklärt werden, inwieweit regionale Sprachformen in einer Metropole als Kennzeichen stadttypischer Räume und Einrichtungen im Bewusstsein der Bewohner verankert sind. Im Mittelpunkt des Beitrags steht der theoretisch-methodische Rahmen der Studie mit einem Modell, das die Bedeutung von Spracheinstellungen und Sprachbiografie im Verhältnis zu Identitätskonstruktionen fokussiert und damit den Analyserahmen darstellt. Anhand von Beispielen wird der Zusammenhang von Spracheinstellungen, Ortseinstellungen, Biografie und darauf bezogenen Identitätskonstruktionen am stereotyp ausgeprägten Themenkomplex „Niederdeutsch als Hafensprache“/„Niederdeutsch spricht man im Hafen“ erlautert.
Man muss glaube ich unterscheiden. Poetisch zu sein ist das eine, literarisch das andere. Das lässt sich auch auf die zugehörigen schwierigen Substantive beziehen, die Literarizität und die Poetizität. Und dann kann man auch über die poetische Funktion nachdenken, einem Postulat aus der Ergänzung der Bühler’schen Funktionstrias im Kontext des Prager Funktionalismus, die wir Roman Jakobson verdanken. Dass man unterscheiden muss, gilt vor allem oder auch noch mehr in einer nicht mehr (so) regelgeleiteten Moderne – und für eine sprachwissenschaftlich basierte Antwort.
Sprechen im Umbruch. Zeitzeugen erzählen und argumentieren rund um den Fall der Mauer im Wendekorpus
(2019)
Der Beitrag behandelt das Zusammenspiel von Text und Interaktion im Internet. Abschnitt 2 erläutert am Beispiel der Wikipedia, wie sich die textorientierte Arbeit an den Artikeln und das interaktionsorientierte Diskutieren funktional ergänzen. Abschnitt 3 untersucht Links als digitale Kohärenzbildungshilfen und zeigt an einem Fallbeispiel, wie diese in den schriftlichen Diskussionen dafür genutzt werden, relevante Informationen im „virtuellen“ Aufmerksamkeitsbereich präsent und für phorische und deiktische Bezugnahmen zugänglich zu machen. Abschnitt 4 diskutiert Ergebnisse aus zwei Vergleichsstudien zum Gebrauch der Konnektoren 'weil' sowie 'sprich' und 'd.h.' in Wikipedia-Artikeln und Diskussionen, die auf der Basis von Wikipedia-Korpora in der DeReKo-Sammlung des IDS durchgefuhrt wurden.
Tourlex: ein deutsch-italienisches Fachwörterbuch zur Tourismussprache für italienische DaF-Lerner
(2019)
Tourlex is a specialized bilingual online dictionary under construction hosted at the University of Mannheim with a particular focus on collocations and multi-word units. The languages included are German and Italian, but because of the need for online dictionaries of tourism language (Flinz 2015: 56) the framework is open to the inclusion of other languages. Tourlex is a corpus-based dictionary, i.e. the primary sources will be corpora, in particular a proper bilingual comparable corpus analysed with the tools Sketch Engine and Lexpan, and the freely accessible corpus DeReKo. The aim of this paper is to give an overview of the main actions (already done but also in planning), according to the phases of the lexicographical process of a dictionary under construction. The description of each phase will be enriched by examples taken from the project, showing also how the decisions taken to satisfy the needs of the user, the Italian learner of German as a foreign language, had influenced the microstructure of the entries. We conclude with a final reflection on the data, facts, and ongoing problems.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen ausgewählte deutschsprachige Werbeslogans mit hohem Wiedererkennungswert und einer Tendenz zur Usualisierung im aktuellen Sprachgebrauch. Ihre angesichts des häufigen Gebrauchs durch zahlreiche Sprecher begründete bzw. angenommene lexikalische Verfestigung wird korpusinformiert anhand umfangreicher elektronischer Korpora validiert und rekonstruiert. Für die Beschreibung ihrer Verwendungsspezifik als eigenständige satzwertige Wortschatzeinheiten außerhalb der Domäne Werbung wird das Modell der usuellen Wortverbindungen sowie die korpuslinguistische Methodologie angewendet und mit weiteren qualitativen und quantitativen Methoden gekoppelt. In den detaillierten lexikografischen Beschreibungen ausgewählter Slogans werden sprachliche, kontextuelle und funktionale Aspekte dargestellt und die Mikrodiachronie ihres Gebrauchs in Zeitverlaufsgrafiken illustriert.
In this paper we present the results of a survey conducted among students of German Philology at Adam Mickiewicz University in Poznań in the years 2015–2017. The target group was composed of first-semester students from whom we collected data about their lexicographical competence at the start of the program. The results contain some interesting findings, e.g. students prefer online dictionaries, but the number of students using print dictionaries is comparable and we have also observed the rising number of students who use smartphone applications. The aim of the survey is to provide information for university instructors who teach German as a foreign language (DaF) and lexicography.
Central complements: good arguments are self-explanatory.
Together with its central complements, verbs model basic patterns of interaction. The constellations of these complements in turn correspond to central patterns of the argument structure. Nominative and accusative complements formally occupy the first and second positions (subject and object), but they also have certain semantic preferences. The formal function of the dative is less pronounced, where it occurs (ditransitive verbs) the semantic imprint of the frame („transfer“) is very strong. This corresponds to the meaning of a core group of corresponding verbs. Other verbs that allow this pattern are used more often in other valence structures and the ditransitive use appears as a systematic way of personal extension of object‑related activities. This will be discussed with reference to the verbs zeigen and (in a different way) lehren.
This paper investigates two verbal constructions containing the German verb verdienen (‘to earn / deserve’), e.g. er verdient sich sein Brot ‘he earns his living’ (lit. he earns himself his bread) und er verdient gewürdigt zu werden ‘he deserves to be appreciated". It is shown that the notion of analogy allows for motivating some important features of particular constructions with verdienen. Two interpretations of analogy are employed: analogy in the sense of non-hierarchical family resemblance on the one hand, and analogy leading to changes by mapping a structure from one domain to another on the other hand. It is suggested that both verdienen in combination with sich and verdienen in combination with a verbal complement can be accounted for by focusing on their formal and semantic similarities connecting them to other constructions coming from the same construction family. Moreover, it is shown that versprechen and vermögen could be regarded as analogical models for verdienen.
Innerhalb der für das Paronymprojekt aufgestellten Stichwortliste lassen sich zahlreiche Wortbildungsmuster erkennen. Deren Übereinstimmung von theoretischer Wortbildung und praktischem Sprachgebrauch soll in diesem Beitrag anhand von zehn auf -freit-los endender Paronympaare untersucht werden. Es wird gezeigt, dass diese Wortbildungsgruppe in vielfacher Hinsicht in sich heterogen ist. So lässt sich weder eine Präferenz für eine Endung ausmachen, noch entsprechen die Endungen einer einheitlichen Bedeutung. Auch werden die Paronyme mal synonym, mal teil-synonym und mal semantisch gänzlich unabhängig voneinander verwendet. In diesem Beitrag wird anhand von konkreten Korpusbeispielen gezeigt, wie unterschiedlich sich die einzelnen, mit gleichen Endungen gebildeten Paronympaare kontextuell verhalten.
Der Sprachwissenschaft und der Soziologie eröffnen sich angesichts der Digitalisierung vielversprechende Räume zur produktiven Zusammenarbeit. In unserem Beitrag zeigen wir, dass eine sozialstrukturelle Perspektive auf die Online-Kommunikation neue Erkenntnisse uber das Verhältnis von sprachlichem Kapital und sozialer Ungleichheit generieren kann. In Teilen der Sozialtheorie dominiert die Auffassung, dass die sprachliche Praxis ein überwiegend eigendynamisches, von sozialstrukturellen Determinanten weitestgehend unabhängiges System sei. Fur ein umfassendes Verständnis der neuen digitalen Interaktionssphären erscheint jedoch eine systematische Berücksichtigung lagebedingter sprachlicher Fähigkeiten notwendig. Der Beitrag wird dies am Beispiel sozialer Medien veranschaulichen.
Im Streit um Migration soll der Gebrauch von Disclaimern in erster Linie ein positives Bild des Produzenten liefern oder wenigstens Ansprüche auf die Berechtigung seiner kritischen Stellungnahme erheben, ohne dass der Produzent als Rassist abgestempelt wird. Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer Fallstudie über den Gebrauch eines solchen Disclaimers in Deutschland und in Italien zusammengefasst, nämlich von „Ich bin kein Rassist, aber“ und seiner italienischen Entsprechung „Non sono razzista, ma“. Es wird gezeigt, (i) wie diese Disclaimer zum Ausdruck ausländerkritischer Stellungnahmen verwendet werden und (ii) wie ihre Verwendung in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
In diesem Beitrag soll ein Nachschlagewerk zur arealen Variation in der Grammatik des Deutschen kurz vorgestellt werden: die in Form eines Online-Wikis erschienene „Variantengrammatik des Standarddeutschen“. Sie ist das Hauptergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit der Projektgruppe „Variantengrammatik“ unter der Leitung der Autorin und der Autoren dieses Beitrags. Für das Projekt wurde ein areal gewichtetes und annotiertes Korpus erstellt, das aus Lokal- und Regionalteilen der Online-Ausgaben von 68 regional verbreiteten Zeitungen besteht. Die ausgewählten Zeitungen sind nach fünfzehn Arealen des zusammenhängenden deutschsprachigen Raums unterteilt. Das tokenisierte, lemmatisierte und nach Wortarten annotierte Gesamtkorpus, auf das sich die Variantengrammatik stützt, umfasst ca. 600 Millionen Wörter.