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Die Dissertation befasst sich mit den Ursachen der Entwicklung der meist von jungen Menschen gesprochenen Sprachvarietät in Berlin, die in städtischem Zusammenleben vor allem mit Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und mit Migrationshintergrund entsteht und wie diese, zusammen mit den Einflüssen des bestehenden Berlinerischen, verwendet wird.
Die Textsorte Gebet hat zwar eine klare formale Struktur und auch aus sprech- akttheoretischer Perspektive lassen sich einige Aussagen treffen. Über den Inhalt von Gebeten liegen uns jedoch noch zu wenige Erkenntnisse vor. Dabei sehen sich Linguisten vor allem methodischen Problemen gegenüber. So ist der Wortlaut privater Gebete kaum zugänglich. Im vorliegenden Aufsatz wird eine als Pretest konzipierte Fragebogenstudie vorgestellt, die verschiedene Aspekte des Betens thematisiert. Es werden Tendenzen aufgezeigt, ob und wie Menschen im Gebet Emotionen verbalisieren. Auch über die Konzeptualisierung von Gott, die der Kommunikation zugrunde liegt, lassen sich Annahmen ableiten. In diesem Zusammenhang werden die Textsortenspezifika des Gebets diskutiert.
Im Beitrag werden ausgewählte semantische und syntaktische Eigenschaften von AcI-Konstruktionen bei Wahrnehmungsverben im Deutschen, Italienischen und Ungarischen anhand einer Korpusanalyse dargestellt. Dabei wird in erster Linie auf Eigenschaften eingegangen, denen in der bisherigen Forschung wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Das Hauptziel ist, syntaktische Eigenschaften der Konstruktion aufzudecken, die sich von den Eigenschaften von Sätzen mit einer weniger markierten syntaktischen Struktur unterscheiden. Des Weiteren wird auch auf den Grammatikalisierungsgrad der Konstruktion in den einzelnen Vergleichssprachen eingegangen.
Adnominal
(2013)
Thema dieses Aufsatzes sind adverbiale Satzverknüpfungen, insbesondere Konjunktionen und Präpositionen als lexikalische Satzverknüpfer sowie Tempus und Modus als grammatische Diskursverknüpfungsmittel. Ferner wird mit der Fokussierung bzw. Fokussierbarkeit von Subjekten ein Aspekt der Informationsstruktur berührt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Portugiesische, das im Bereich der Satzverknüpfungen verglichen mit anderen (romanischen und nicht-romanischen) Sprachen über eine besonders große Ausdrucksvielfalt verfügt (cf. Rudolph 1997; Gärtner 2003; Blühdorn 2012b). Zum Vergleich ziehen wir das Deutsche heran, dessen Satzverknüpfungsmittel deutlich weniger differenziert sind. Adverbialia sind semantisch modifizierende Ausdrücke, die sich mit anderen (vor allem verbalen) Ausdrücken verbinden, ohne deren syntaktische Eigenschaften zu verändern und insbesondere ohne syntaktische Valenzen zu sättigen (cf. Corver/Delfitto 2000; Delfitto 2000; Bierwisch 2003; Rocha/Lopes 2009). Sie können durch Adverbien realisiert werden, aber auch durch komplexere Ausdrücke wie Präpositionalphrasen, oder durch Ausdrücke, die ein eigenes Verb enthalten, etwa Infinitivgruppen oder vollständige finite Nebensätze. In diesem Aufsatz geht es vor allem um Adverbialia der beiden letztgenannten Typen, die Verbgruppen oder Sätze erweitern. Adverbiale Infinitivgruppen werden typischerweise durch eine Präposition eingeleitet, finite adverbiale Nebensätze durch einen Subjunktor. Zwei Beispiele für Kausalverknüpfungen:
In this paper, some tendencies in contemporary German lexicography are described with an emphasis on Internet dictionaries. Several online dictionaries of German from publishing houses or published by academic institutions are introduced representing a wide range of possible presentations of lexico-graphic information on the Internet. The examples also illustrate how modem dictionaries profit from a corpus-based approach, how information on headwords can be presented in an innovative way and how the contact with the dictionary user can be established. Research into dictionary usage is also ex-amined briefly. A short outlook on the possible future of German lexicography rounds off the survey given here.
Allgemeines: Argumentieren
(2013)
Analytikerwissen, Teilnehmerwissen und soziale Wirklichkeit in der ethnographischen Gesprächsanalyse
(2013)
Aspekte des Absentivs: "Wir sind Sue gratulieren" : zum Problem der Lokalisierung im Absentiv
(2013)
Büchersegen
(2013)
Cutler, Anne: Native listening. Language experience and the recognition of spoken words [Rezension]
(2013)
Das Benennungsspiel in der frühen Erwachsenen-Kind-Interaktion : eine Longitudinalstudie auf Deutsch
(2013)
Das Deutsch der Migranten
(2013)
Migration verändert unsere Gesellschaft nachhaltig. Sprache spielt dabei die zentrale Rolle. Sprachlich-kommunikative Prozesse bestimmen Bildungs- und Karrierechancen der Migranten, die kulturelle Teilhabe an Herkunfts- und Aufnahmekultur und die Herstellung von interpersoneller Solidarität, Ab- und Ausgrenzung. Der Jahrgangsband 2012 widmet sich dem Deutsch der Migranten in seinen linguistischen, soziologischen und pädagogischen Dimensionen. Im Brennpunkt steht, wie Migranten das Deutsche erwerben, verändern und in Relation zu den Herkunftssprachen benutzen:
- Wie gestaltet sich der Erwerb von Deutsch als Zweitsprache unter dem Einfluss unterschiedlicher Erstsprachen?
- Welche ein- und mehrsprachigen Weisen des Sprechens und Schreibens benutzen Migranten? Welche strukturellen Besonderheiten weist ihr Deutsch auf?
- Welche Rolle spielen Sprache und Kommunikation für die Ausbildung, Bewahrung und Transformation von Identitätsentwürfen und biographischen Selbstverständnissen?
- Wie gestalten sich Prozesse der sprachlichen Kommunikation von Migranten und Einheimischen?
- Wie hängen Sprache, Bildungs- und Berufssituation der Migranten zusammen?
Der Beitrag behandelt den Sprachgebrauch in multiethnischen Sprechergemeinschaften im urbanen Raum. Ich zeige, dass die Varietät, die sich hier entwickelt, als neuer Dialekt des Deutschen verstanden werden kann. Dieser Dialekt ist gekennzeichnet durch Charakteristika auf lexikalischer und grammatischer Ebene, die auf systematische Muster sprachlicher Variation und sprachlichen Wandels hinweisen, und erhält durch seine Sprechergemeinschaft mit vielen (aber nicht nur) mehrsprachigen Sprecher/inne/n eine besondere sprachliche Dynamik. Ich diskutiere zwei Beispiele, intensivierend gebrauchtes „voll“ und monomorphematisches, existenzanzeigendes „gib(t)s“, die die quantitative Expansion bzw. die Weiterentwicklung und den qualitativen Ausbau von Phänomenen illustrieren, die auch aus anderen Varietäten des Deutschen bekannt sind. Der multiethnische urbane Dialekt, der hier entsteht, spiegelt damit Entwicklungstendenzen des Deutschen wieder, die in einigen Fällen zusätzlich durch Sprachkontaktphänomene gestützt werden können.
Im Fokus dieser Untersuchung stehen die Fälle, in denen ein Komplement, das in einem einfachen, nicht negierten Aussagesatz mit einem bestimmten Verb syntaktisch obligatorisch gesetzt wird, unter anderen, ganz bestimmten Umständen weggelassen werden kann. Neben den bekannten Gründen, die zur Weglassbarkeit eines sonst obligatorischen Komplements führen können, nämlich dem Gebrauch des Verbs im Imperativ, Infinitiv oder Passiv oder dem Gebrauch des Verbs in einer kommunikativen eindeutigen Situation, werden weitere weniger gut analysierte Fälle dargestellt wie z.B. die Fokussierung auf einen Teil der Verbbedeutung (wie z.B. im Werbeslogan Wohnst du noch oder lebst du schon?). Es soll auch gezeigt werden, dass die Einstufung eines Komplements als obligatorisch auch theorieabhängig ist und viel damit zu tun hat, ob das Bedeutungsspektrum eines Verbs mehr oder weniger abstrakt gefasst wird, einfacher gesagt, davon abhängt, wie viele Bedeutungen bei der Beschreibung eines Verbs angesetzt werden. Zum Schluss soll noch auf die Behandlung dieser Fälle in Verbvalenzwörterbüchern eingegangen werden.
Das Wort aufbrechen
(2013)
Die Oberflächennähe der Dependenzgrammatik wird oft damit in Verbindung gebracht, dass sie sich im Wesentlichen mit Wörtern und aus Wörtern gebildeten Strukturen befasst. Bestimmte Kongruenzprobleme und Anderes können aber nur gelöst werden, wenn man sich auf die sublexematische Ebene begibt. Es wird gezeigt, wie sich auch derartige Probleme dependenziell beschreiben lassen.
Der folgende Beitrag soll am Beispiel einiger Benutzersimulationen in Verbindung mit Korpusbelegen aufzeigen, welche Leistungen und Defizite die klassischen zweisprachigen Wörterbücher im deutsch-spanischen Kontext aufweisen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen verschiedene Disambiguatoren für die Ausgangs- und Zielsprache. Es werden Anforderungen an eine neue Generation von zweisprachigen Wörterbüchern gestellt, die in Verbindung mit einer stärkeren Verknüpfung der paradigmatischen und syntagmatischen Relationen in der Lexik und der gleichzeitigen Berücksichtigung semasiologischer und onomasiologischer Benutzerperspektiven stehen und denen die zweisprachige Lexikographie durch die Nutzung der neuen elektronischen Medien gerecht werden kann.
Dependenzgrammatik
(2013)
Der inhumane Dativ
(2013)
In einer beliebigen wissenschaftlichen Disziplin, in einem beliebigen Tätigkeitsbereich gibt es immer Probleme, die über den Rahmen des Gegenstands dieser Disziplin hinausgehen, die man nicht ohne philosophische Einmischung, wenn man so sagen darf, lösen kann. Nicht zufällig entsteht eine vganze Klasse von Problemen, zum Beispiel philosophische Probleme der Physik oder philosophische Probleme der Mathematik, die Probleme dieser Wissenschaften sind, aber allgemeine philosophische Fragen berühren oder nicht ohne Philosophie gelöst werden können. Entsprechend gibt es auch auf dem Gebiet der Kommunikationstätigkeit eine ganze Schicht von Problemen, die man nicht ohne einen allgemeinen philosophischen Ansatz lösen kann, ohne sich einer ganzen Reihe von Begriffen und Kategorien mit philosophischem Charakter zuzuwenden. Deshalb habe ich für meine Analyse eine Reihe von Problemen gewählt, die mit der gewaltigen Entwicklung des Kommunikationssystems zusammenhängen, die die Voraussetzungen für einen ganz anderen Typ der Existenz der Kultur schaffen, indem sie diese in den Raum der globalen Kommunikation überführen. Das ändert unser Leben und die Vorstellungen über die menschliche Kommunikation grundlegend, und folglich auch die Verfahren des philosophischen Nachdenkens über sie, denn die Philosophie ist immer eine Reflexion des Seins.
Der Mediendiskurs am Beispiel der politischen Talkshow "Hart aber fair" im deutschen Fernsehen
(2013)
Dieser Beitrag geht auf die 2010 erschienene Dissertation „Migration, Sprache und Rassismus“ des Verfassers zurück. Dort untersucht er mit ethnografischen und gesprächsanalytischen bzw. -rhetorischen Methoden den kommunikativen Stil von zwei mehrheitlich türkischstämmigen, akademischen Gruppen der zweiten Migrantengeneration in Deutschland. Im Fokus der Studie steht das Milieu der „emanzipatorischen Migranten“, die ethnische Zuschreibungen wie „Türken“, „Kurden“, Italiener“ etc. ablehnen und sich als (kultur-)politische Initiativen gegen Diskriminierung und für gleiche Bürgerrechte einsetzen. Als Fallstudie für diese soziale Welt analysiert der Autor die Mannheimer Gruppe der „Unmündigen“. Sein Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Fragen, welche rhetorischen Verfahren die Beteiligten im Umgang mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen entwickelt haben und wie sie in ihrer gruppeninternen Kommunikation auf das Türkische und das Deutsche in ihrem Sprachrepertoire zurückgreifen. Im vorliegenden Artikel wird auf den letztgenannten Aspekt eingegangen und untersucht, welche Formen und Funktionen die deutsch-türkische Variationspraxis der „emanzipatorischen Migranten“ aufweist.
Deutsches Fremdwörterbuch
(2013)
Dass die Brüder Grimm in ihrer Zeit Herausragendes geleistet haben, steht außer Frage. Aber welche Bedeutung hat ihr Schaffen heute noch? Die vielen verschiedenen Facetten ihres Wirkens beweisen eindrucksvoll, dass ein Bild der Grimms als weltfremde, gegenwartsabgewandte Einsiedler ein Stereotyp ist, das auch aus moderner Perspektive keinen Bestand hat. Im Gegenteil - Leben und Werk, Denken und Handeln der Brüder war stets von Offenheit, Kontakt und Grenzüberschreitung gekennzeichnet und war damit wegweisend auch für die Entwicklungen in einer Welt des 21. Jahrhunderts.
Der vorliegende Aufsatz handelt von der Struktur, Funktion und Qualität der objektsprachlichen lexikographischen Beispielangaben in den einsprachigen Wörterbüchern der pädagogischen Lexikographie des Deutschen. Als empirische Basis der Untersuchung fungieren vier Wörterbücher für den DaF-Unterricht: Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache in seiner aktuellen Auflage von 2010, De Gruyter Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache in der einzigen Auflage von 2000, Verben in Feldern von 1986 und VALBU – Valenzwörterbuch deutscher Verben vom Jahr 2004. Anhand einer ermittelten gemeinsamen Basis von 50 Lemmata werden zum einen Überlegungen zu der zu entwerfenden Theorie des lexikographischen Beispiels angestellt und zum anderen metalexikographische Reflexionen der aktuellen Beispielpolitik dieser vier Wörterbücher gegeben.
In literate societies linguistic competence includes speaking as well as writing. Talking and writing are rather different activities, therefore one should expect that in foreign language teaching (and especially in german-as-foreign-language teaching) both parts are included in equal proportions. However, the practise of teaching shows that written language is dominant and spoken language lives a shadow existence (section 1). In the following I will give five reasons as to why spoken language stands in the background and why it is such a bulky and clumsy subject (section 2). After which I will characterise two points of view one can take in regards to the magnitude of the differences between spoken and written language (section 3) and I will describe some of the central differences (section 4). Finally, 1 will formulate some consequences of this study for foreign language teaching, and I will argue that the difficulties connected with spoken language should be confronted, as in my opinion spoken language is an indispensable part of foreign language teaching (section 5).
Die bekanntesten Märchenerzähler der Deutschen - und doch reicht die Wirkung der weltberühmten Brüder viel weiter: Tatsächlich zählen Jacob und Wilhelm Grimm zu den produktivsten Sprachforschern ihres Jahrhunderts.
Sie kamen der Entstehung der germanischen Sprachen auf die Spur, und sie schufen mit dem »Deutschen Wörterbuch« das umfangreichste Nachschlagewerk zur deutschen Sprache überhaupt.
Wissenschaft verstanden sie dabei als Dienst an der Gesellschaft: In all ihren Arbeiten war immer auch der Gedanke an Aufklärung, Sprachkultur und Volksbildung lebendig. Die Brüder Grimm - Pioniere deutscher Sprachkultur des 21. Jahrhunderts gibt einen aufschlussreichen Überblick über das Wirken der Grimms, vermittelt Einblicke in zwei außergewöhnliche Forscherleben und zeigt, wie ihre Ideen und Konzepte bis heute aktuell geblieben sind.
Die „Datenbank für Gesprochenes Deutsch“ (DGD2) ist ein Korpusmanagementsystem im Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD) am Institut für Deutsche Sprache. Über die DGD2 werden Teilbestände des Archivs (Audioaufnahmen gesprochener Sprache, sowie zugehörige Metadaten, Transkripte und Zusatzmaterialien) der wissenschaftlichen Öffentlichkeit online zur Verfügung gestellt. Sie enthält derzeit knapp 9000 Datensätze aus 18 Korpora. Die DGD2 ist das Nachfolgesystem der älteren „Datenbank Gesprochenes Deutsch“ (ab hier: DGD1, siehe Fiehler/Wagener 2005). Da die DGD1 aufgrund ihrer technischen Realisierung mittelfristig kaum wartbar und erweiterbar ist, wurde die DGD2 auf eine neue technische Basis gestellt und stellt insofern keine direkte Weiterentwicklung der DGD1 dar, sondern eine Neuentwicklung, die freilich einen Großteil der Datenbestände und Funktionalität mit der DGD1 teilt. Die DGD2 wurde der Öffentlichkeit erstmals in einem Beta-Release im Februar 2012 zugänglich gemacht. In diesem Beitrag stellen wir die Datenbestände, die technische Realisierung sowie die Funktionalität des ersten offiziellen Release der DGD2 vom Dezember 2012 vor. Wir schließen mit einem Ausblick auf geplante Weiterentwicklungen.
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit verschieden Methoden zur Erhebung von perzeptuellen Prominenzurteilen von naiven Hörern im Deutschen. Es werden zwei Experimente vorgestellt, die sich zum einen mit der Verwendung von verschiedenen Skalen, zum anderen mit der Verwendung von unterschiedlichen Bewertungsebenen zur Beurteilung von perzeptueller Prominenz beschäftigen. Die Ergebnisse zeigen, dass Ergebnisse von Studien, welche auf unterschiedlichen Erhebungstechniken beruhen nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Die Arbeit untersucht außerdem die Effekte einer Normalisierung der Prominenzurteile. Die Dissertation schließt mit einem Ausblick für zukünftige Studien. Hierbei werden hauptsächlich die vielfältigen Interaktionen von verschiedenen Quellen und dem Kontext bei der Beurteilung der perzeptuellen Prominenz adressiert.
Der Beitrag analysiert die Strukturen der Inhaltsdistribution im Microblogging-System Twitter. Den Ausgangspunkt hierfür bildet eine Fokussierung der Medienforschung auf Produktion und Rezeption von „User Generated Content“ im Social Web, die ebenso wie die Annahme einer „freien“ Wahl von Themen- und Informationsquellen im Web hinterfragt werden soll. Die zentrale These lautet hierbei, dass nicht nur Nutzerinnen und Nutzer über die Verteilung der Inhalte bestimmen, sondern in hohem Maße auch Algorithmen. Im Konzept der selektiven Distribution werden die typischen Distributionsmodi sowie deren Erzeugungsmechanismen herausgearbeitet und dargestellt. Die medienethische Verantwortung für die Verteilung der nutzergenerierten Inhalte liegt (auch) bei den Medienunternehmen, die die Macht über algorithmische Distributionsstrukturen haben. Die Unternehmen geraten dadurch, wie abschließend argumentiert wird, in einen Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung. Aus der Analyse ergeben sich Forderungen nach mehr Transparenz der algorithmischen Distributionsprinzipien sowie mehr Kontrollmöglichkeiten für die User.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit einer Dimension der Pragmatik, die in grammatischen Beschreibungen, die man als Versuch der Beschreibung des Standarddeutschen verstehen kann, meist weitgehend ausgeblendet wird: dem Informationsstatus von Diskursreferenten. Dieser beeinflusst die Realisierungsform und die syntaktische Funktion von Nominalphrasen sowie die Wahl von Verben und syntaktischen Konfigurationen. Aus diskurspragmatischen Anforderungen ergibt sich, dass in spontaner Konversation auftretende Sätze stark dazu tendieren, dem Muster einer Preferred Argument Structure (Du Bois 1987; 2003a; 2003b) zu folgen, und sich so entscheidend von introspektiv entstandenen Beispielsätzen in Grammatiken unterscheiden. Diese zeichnen sich häufig durch eine hohe Informationsdichte und entsprechende syntaktische und lexikalische Mittel aus, die in der Alltagssprache als äußerst markiert auffallen würden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass es im spontan gesprochenen Deutsch statistisch sichtbare Präferenzen zur Realisierung von neuen und vorerwähnten Referenten in bestimmten syntaktischen Funktionen gibt und welche syntaktischen ‚Strategien‘ Sprecher verwenden, um eine unmarkierte und damit pragmatisch angemessene Verteilung der Information zu erreichen. Die Ergebnisse sind für einen pragmatisch orientierten Standard deshalb wichtig, weil sie darauf verweisen, dass Verben und syntaktische Funktionen neben anderen semantischen und pragmatischen Merkmalen auch mit informationsstrukturellen Assoziationen versehen sind, die in eine vollständige Beschreibung dieser sprachlichen Mittel einbezogen werden sollten. Auch für didaktische Zwecke sind diese Aspekte relevant, da nicht jede grammatisch korrekte Formulierung auch diskurspragmatisch angemessen ist.
Die Wortbildungsangaben im Online-Wörterbuch und wie Nutzer sie beurteilen – eine Umfrage zu elexiko
(2013)
Der vorliegende Beitrag betrachtet das Thema der Wortbildung im Online-Wörterbuch aus der Perspektive der Wörterbuchbenutzer. Zunächst werden an einzelnen Beispielen die unterschiedlichen Angabebereiche im Internetwörterbuch und die verschiedenen Arten der Wortbildungsangaben aufgezeigt, auf die ein Wörterbuchbenutzer beim Nachschlagen stoßen kann (Kap. 2). Daran anschließend werden mit elexiko und BZVelexiko kurz die beiden Projekte vorgestellt, die an den Mannheimer Nutzerumfragen beteiligt waren. Schließlich werden die Ergebnisse zweier Online-Befragungen präsentiert, die Anfang 2011 am Institut für Deutsche Sprache durchgeführt wurden und an denen insgesamt über 1 100 Personen teilnahmen. In diesem Kontext stehen dabei allein die Teilergebnisse zum Thema Wortbildung im Mittelpunkt (Kap. 3). Ein Ausblick auf die weitere geplante Forschung rundet den Beitrag ab (Kap. 4).
An explanatory model of spoken interview structure is proposed. The structure of an interview consists of quanta that are groups of turns. This structure is determined by the interviewer's intentional structure, whereas the latter depends on the interviewer's knowledge structure. A classification of communicative intentions is proposed, distinguishing between local intentions that are derived from the global intention, and underived, spontaneous local intentions.
Die Erforschung der historischen Entwicklung der politischen Metapher ist einer der sich sehr intensiv entwickelnden Stränge der Kognitiven Linguistik, die die Metapher als die wichtigste mentale Operation, als die Weise des Welterkennens, der Weltstrukturierung, -bewertung und -erklärung ansieht. Der Mensch äußert mittels Metaphern nicht nur seine Gedanken, sondern es geht viel mehr darum, dass er die Metaphern denkt und die Welt durch die Metaphern erschafft, in der er lebt. Zu Metaphern greifend ist der Mensch bestrebt, im Kommunikationsprozess das im Bewusstsein des Adressaten existierende sprachliche Weltbild zu modulieren. Der Diskursansatz in der Untersuchung der politischen Kommunikation bedeutet die Analyse jedes konkreten Textes mit Berücksichtigung der politischen Situation, in der der Text entsteht, und der Wechselbeziehung mit anderen Texten. Die Metapher wird erforscht unter Berücksichtigung der Zielsetzungen, der politischen Ansichten und personellen Eigenschaften des Autors, der spezifischen Wahrnehmung des Textes durch verschiedene Menschen, sowie der Rolle, die dieser Text im System der politischen Texte und darüber hinaus im politischen Leben des Landes spielen kann.
Editorial
(2013)
Ein Volk lernt um
(2013)
Der Aufsatz diskutiert die Syntax und Semantik von Konstruktionen im Deutschen mit es- und präpositionalen Korrelaten wie "Leo bedauert es, dass Mia krank ist" oder "Leo freut sich darüber, dass Mia gesund ist". Er argumentiert gegen Breindls (1989), Sudhoffs (2003, i.Vorb.), und Freys (2011) Homonymiehypothese, nach der es-Korrelate und präpositionale Korrelate sich jeweils in unterschiedliche syntaktische Kategorien aufsplitten. Es wird eine uniforme Analyse präsentiert, die generell ein Korrelat als eine Proform ansieht, die auf ein abstraktes Objekt referiert. Letzteres ist entweder eine Aussage σ, auf die ein eingebetteter Deklarativsatz oder das Radikal eines eingebetteten wenn- oder ob-Satzes referiert, oder es handelt sich bei ihm um eine kontextgegebene Aussage μ, die eine Antwort auf die eingebettete w-Frage darstellt. Die uniforme Analyse offeriert syntaktische und semantische Erklärungen für die Beobachtungen, die zu der Homonymiehypothese geführt haben.
Einleitung
(2013)
Einleitung
(2013)
Erweiterungsnomen
(2013)
Ethik und Sprachkritik
(2013)
Der Beitrag zeichnet im ersten Teil die historische Entwicklung ethnischer und polyethnischer Sprechweisen im Deutschen nach und skizziert die verschiedenen Transformationen ihrer indexikalischen Bedeutung. Im zweiten Teil des Beitrags wird anhand von Daten aus Stuttgart diskutiert, ob es sich bei den heute verwendeten polyethnischen Markern um Komponenten eines sozialen Stils oder um eine emergente neue Varietät handelt.
The choice of an accentual or pronouncing variant of a borrowed proper name poses a serious problem for journalists, who have to decide upon the choice of a variant while on air. This problem is just as serious for codifiers, the compilers of pronouncing dictionaries used by radio and TV journalists.
Forschungsdatenmanagement in den Geisteswissenschaften am Beispiel der germanistischen Linguistik
(2013)
Die Kernaufgabe des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) ist die Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache. Dazu sammelt und archiviert das IDS einen umfangreichen Bestand an Forschungsprimärdaten in Form von Korpora der geschriebenen und gesprochenen Sprache sowie Sekundärdaten, wie zum Beispiel lexikographische Ressourcen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den Datenbestand des IDS und die laufenden Forschungskooperationen im Bereich der Langzeitarchivierung. In diesem Kontext wird das im Aufbau befindliche Langzeitarchivdes IDS mit seiner Architektur, den zugrundeliegenden Prinzipien zur Daten- und Metadatenmodellierung sowie den daraus abgeleiteten Erfassungsprozessen vorgestellt. Der Beitrag schließt ab mit einem Ausblick auf die Herausforderungen und Perspektiven des Forschungsdatenmanagements aus Sicht der germanistischen Linguistik.
In what follows I would like to do three things. First, I want to show that what we have been talking about as urban youth language is actually quite durable, both historically and biographically, so something like ‘youth style’ doesn’t really work as a label. Second, I shall argue that we would do better just talking about ‘contemporary urban vernaculars’, though, third, I would like to nest this in a broadly practice-theory perspective that I will elaborate on in the last part of my talk.
I will start with some data.
In the present article I have decided to focus on the analysis of one of the most "traditional", but still fast-developing and ever-changing type of advertising – on the analysis of advertising in the press. The more my colleagues, students, and I try to analyse, scrutinise and describe particular aspects of advertising, the more obvious it is that to make this analysis authentic and reliable from the theoretical point of view and important from the practical point of view, it is necessary to suggest a universal approach to the study.
Die Autorinnen stellen in ihrem Beitrag den Umgang mit Funktionswörtem in elexiko vor und zeigen an Beispielen, welche Probleme sich bei der Beschreibung von Synsemantika ergeben können. Ein Ausblick auf die erweiterten Suchmöglichkeiten und die Verlinkung mit grammatischen Informationssystemen in elexiko rundet den Beitrag ab.
An experiment on the English caused motion construction in adult- and child-directed speech was conducted to assess in how far (i) verbal frequency biases and (ii) a register-specific preference for explicit and redundant coding influence speakers' selection of argument structure constructions during speaking. Subjects retold the contents of short cartoon video clips to adult and child interaction partners. The stimuli showed events of caused motion which suggested designations with verbs for which caused motion-complementation was either (i) uncommon/unattested, (ii) conventional or (iii) the dominant usage in a sample extracted from the BNC. The results show a significant tendency to avoid more compacted coding (using the caused motion construction instead of a possible two-clause paraphrase) in child-directed speech. At the same time, they also point to an interaction between the register-specific preference for explicitness and verbs' relative conventionality in the construction that neutralizes the effect for verbs that are highly frequent in the target environment.
Diese Festschrift für Johannes Schwitalla ist entstanden anlässlich seiner Emeritierung an der Universität Würzburg im Juli 2009. Die Beiträge des Bandes zeigen, in welch vielfältiger Weise er Anregungen gegeben, wegweisende Konzepte formuliert und Erkenntnisse erlangt hat, die für die Wissenschaft auch über Gesprächsforschung und Linguistik hinaus wertvoll sind. Die Breite und Offenheit seines Schaffens und die Bedeutung, die seine Arbeiten für viele linguistische Forschungsfelder erlangt haben, reflektiert sich in diesem Band.
Das hier vorgestellte, zurzeit noch laufende Forschungsprojekt („Best success through Language Loss?“, 2008-2012/13) hat es sich zum Ziel gesetzt, dem traditionell soziologischen Thema der sozialen Ungleichheit aus linguistischer Perspektive nachzuspüren. Das Phänomen von zentralem Interesse sind die wiederkehrend ungleichen Bildungserfolge verschiedener, gerade auch migrantischer Bevölkerungsgruppen in Europa, wobei die Untersuchung ein Sample von rund 180 Kindern unterschiedlichster sozialer und migrantischer Herkunft in Wien im Fokus hat. Das Thema erfordert für die Methodik auf allen Ebenen vor allem interdisziplinäre Offenheit. Der vorliegende Artikel wird beschreiben, wie die Untersuchung diesem Anspruch gerecht zu werden versucht.
Jedes sprachwissenschaftliche Projekt braucht sprachliche Daten – dies dürfte unstrittig sein. Die entscheidende Frage aber ist, wie man zu sprachlichen Daten kommt. Im Gegensatz etwa zur Geschichtswissenschaft hat die Sprachwissenschaft ihre Quellen für die zu interpretierenden Daten bislang nur ansatzweise reflektiert; eine sprachwissenschaftliche Quellenkunde steckt allenfalls in den Kinderschuhen.
Im Oktober 2011 sind deutsche und tschechische Sprachwissenschaftler/innen zur II. Internationalen Konferenz "Korpuslinguistik Deutsch-Tschechisch kontrastiv" zusammengekommen, um genau diese Fragen zu diskutieren. Das Ergebnis ist ein neues Kompendium, das die unterschiedlichen Möglichkeiten der Datengewinnung darstellt und ausprobiert. Dabei werden theoretische, technische, praktische Fragen der Datenanalyse erörtert und Lösungswege gezeigt. Im Zentrum nahezu aller Beiträge stehen authentische Texte sowie Analyse und Interpretation der aus den Texten gewonnenen Daten.
This paper alms to conceptualize the notion of music performance drawing on concepts from the sociology of knowledge and culture respectively the social phenomenology tradition as well as concepts from performance and theatre studies. Thereby music is grasped as a social event Insofar as music needs an intermediating instance to get perceptible as music. In other words: There is no (auditive perceptible) music without making music. Thus music performance can be understood as a sort of node bringing together the different realms of the musical process. This in mind the present paper discusses first music (performance) as action and interaction arguing that music (making) has an immanent tendency to be perceived as performance. Consequently the notion of performance and the Interrelated notion of staging are considered in the second part of the paper showing what is meant with the terms performance and performance frame. These insights lead to the third and last part which discusses the notion of theatricality to identify features specific for music performances and to show that and how music (performance) is best understood as an »artistic« process.
Helfe wer kann, oder will?
(2013)
Indirekt reden
(2013)
Die Studie untersucht die syntaktischen und lexikalischen Mittel, die verwendet werden, um die in der Spontansprache bevorzugte Verteilung von Information herzustellen. Quantitativ wird die von Du Bois als ‚Preferred Argument Structure‘ beschriebene Beschränkung von Teilsätzen auf einen neuen Referenten, der zudem in transitiven Sätzen in der Regel nicht als Subjekt erscheint, fürs Deutsche bestätigt und präzisiert. Qualitativ wird gezeigt, welche unterschiedlichen Funktionen bei der Ein- und Weiterführung von Referenten hochfrequente, semantisch unspezifische Verben (z.B. ‚haben‘ und ‚machen‘) übernehmen. Theoretisch wird vor dem Hintergrund gebrauchsbasierter Ansätze wie der Konstruktionsgrammatik die Möglichkeit der Integration diskurspragmatischer Tendenzen ins sprachliche Wissen diskutiert.
Das Interview ist nach wie vor das beliebteste sozialwissenschaftliche Verfahren des Datengewinns. Ökonomie der Erhebung, Vergleichbarkeit und die Möglichkeit, Einsicht in Praxisbereiche und historisch-biografische Dimensionen zu erhalten, die der direkten Beobachtung kaum zugänglich sind, machen seine Attraktivität aus. Zugleich mehren sich Kritiken, die seine Leistungsfähigkeit problematisieren, indem sie auf die begrenzte Reichweite der Explikationsfähigkeiten der Befragten, die Reaktivität der Erhebung oder die Differenz zwischen Handeln und dem Bericht über Handeln verweisen. Im Beitrag wird zwischen Ansätzen, die das Interview als Text, und solchen, die es als Interaktion verstehen, unterschieden. Nach dem Text-Verständnis werden Interviews unter inhaltlichen Gesichtspunkten analysiert und als Zugang zu einer vorgängigen sozialen oder psychischen Wirklichkeit angesehen. Das Interaktions-Verständnis versteht Interviews dagegen als situierte Praxis, in welcher im Hier und Jetzt von InterviewerInnen und Befragten gemeinsam soziale Sinnstrukturen hergestellt werden. Anhand ubiquitärer Phänomene der Interviewinteraktion – Fragen, Antworten und die Selbstpositionierung von InterviewerInnen und Befragten – werden Praktiken des interaktiv-performativen Handelns im Interview dargestellt. Ihre Relevanz für die Interviewkonstitution und ihre Erkenntnispotenziale für die Interviewauswertung werden aufgezeigt. Es wird dafür plädiert, die interaktive Konstitutionsweise von Interviews empirisch zu erforschen und methodisch konsequent zu berücksichtigen.
Dieser Aufsatz führt in Grundbegriffe der deutschen Intonation ein und diskutiert ihre Relevanz für den Unterricht des Deutschen als Fremdsprache, vor allem in Brasilien. Für Muttersprachler des Portugiesischen, die Deutsch lernen, ist die Intonation wahrscheinlich eine größere Herausforderung als die Phonetik der Einzellaute. Das System der Töne, Tonbewegungen und Äußerungsakzente sowie ihre Beiträge zur Äußerungsbedeutung werden am Beispiel von Aussage- und Fragesätzen dargestellt. Den Abschluss bilden konkrete Übungsvorschläge zur Intonation im DaF- Unterricht.
Kann Deutsch als "Minderheitensprache" unterrichtet werden? Überlegungen zu einem aktuellen Problem
(2013)
Angesichts der schwindenden Zahl von Angehörigen der deutschen Minderheiten in den osteuropäischen Ländern und deren veränderter Situation nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs stellt sich gegenwärtig die Frage, ob und wie das Deutsche in den betreffenden Regionen gefördert werden kann. Ein zentraler Aspekt in Bezug auf die Existenz und Förderung der deutschen Minderheitensprache in Osteuropa ist der Sprachunterricht. Mit dieser Thematik beschäftigt sich der vorliegende Beitrag.