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"damit sie mich verstehen" : Genese, Verfahren und recipient design einer narrativen Performance
(2009)
Die sprachlichen Veränderungen der letzten 20 Jahre sind von zwei Zeitabschnitten gekennzeichnet, die in Bezug auf die Wortschatzentwicklung unterschiedlicher nicht hätten sein können: Der erste, kurze, ist von der Wendezeit – mit auffälligem, meist nur vorübergehendem Lexemwandel – und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik – mit dem Verschwinden bzw. Austausch des größten Teils des DDR-typischen Wortschatzes – geprägt. Der zweite, wesentlich längere Abschnitt ist von der Entwicklung im vereinigten Deutschland mit einem im Vergleich unauffälligen, weil kontinuierlichen Wortschatzwandel bestimmt.
This paper describes a new approach to improve the analysis and categorization of web documents using statistical methods for template based clustering as well as semantical analysis based on terminological ontologies. A domain-specific environment serves for prove of concept. In order to demonstrate the widespread practical benefit of our approach, we outline a combined mathematical and semantical framework for information retrieval on internet resources.
Ziel dieses Beitrags soll es sein, den Absentiv in seinen semantischen und syntaktischen Besonderheiten zu analysieren sowie ihn von anderen Konstruktionen, insbesondere dem Progressiv, abzugrenzen. Dabei beziehe ich mich unter anderem auf die Arbeiten von de Groot (2000), Krause (2002), Vogel (2007) und Abraham (2008), die die aktuellen Ansätze zu einer Analyse des deutschen Absentivs repräsentieren. Um über das empirische Material hinaus, welches das Internet sowie Hörbelege liefern, an Daten über den Absentiv und seinen Gebrauch zu gelangen, wurde eine Befragung von deutschen Muttersprachlern vorgenommen. Darin wurden anhand eines Fragebogens fünfzehn unterschiedliche Szenarien geschildert. Die Probanden (insgesamt 30 deutsche Muttersprachler im Alter zwischen 21 und 63) waren aufgefordert, entweder einen teilweise vorgegebenen Satz zu vervollständigen oder zwei Sätze dahingehend zu beurteilen, welcher ihnen plausibler erscheint. In wieder anderen Szenarien wurde erwartet, dass die Befragten die Reaktion schildern, mit der sie auf eine vorgegebene Situation reagieren würden. Desweiteren werden die Ergebnisse einer Korpusstudie eingebunden, die 2008 am Institut für Deutsche Sprache durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden sämtliche Progressivbelege aus dem COSMAS-II-Korpus extrahiert sowie alle Absentivbelege für eine 589 Verben umfassende Liste und in einer Datenbank gespeichert.
Altern und Identitätsarbeit
(2009)
Auf der Kippe? Zweifelsfälle als Herausforderung(en) für Sprachwissenschaft und Sprachnormierung
(2009)
Auf der Basis einer spezifischen Definition des Begriffs „sprachlicher Zweifelsfall“ und einiger einführenden Bemerkungen zu potentiellen Entstehungsursachen wird im Text zunächst erläutert, in welchen Hinsichten sich die Sprachwissenschaft bisher mit diesen sprachlichen Einheiten beschäftigt hat. Dabei wird die These vertreten, dass die Zweifelsfälle aus verschiedenen Gründen traditionell eher marginalisiert wurden. Nachdem mit konditionierten und unkonditionierten Zweifelsfällen zwei Haupttypen unterschieden worden sind, widmet sich der Text der Sprachnormierung von Zweifelsfällen. Der Ausgangspunkt liegt darin, die geforderte Sprachberatung als argumentativ orientierten, rationalen Umgang mit sprachlichen Zweifelsfällen zu begreifen. Dazu wird eine systematische Entscheidungsprozedur entworfen, die als Grundlage für die Klärung von Zweifelsfällen fungiert. Mit dieser kleinen Theorie der Sprachnormierung von Zweifelsfällen wird auch das Ziel verfolgt, auf deskriptiver Basis empirisch legitimierte Sprachnormen zu formulieren und damit nicht zuletzt einen sprachwissenschaftlichen Beitrag zur Formung des öffentlichen Sprachbewusstseins zu leisten.
Bedeutung und Standardinterpretation von Äußerungen mit negierten negativ-bewertenden Adjektiven
(2009)
Thema dieses Beitrags ist der Unterschied zwischen der Bedeutung und der Standard- oder „Default“-Interpretation von Äußerungen mit negierten lexikalischen bzw. un-präfigierten Antonymen graduierbarer Adjektive wie intelligent (z.B. X ist nicht dumm vs. X ist nicht unintelligent). Ausgehend von der Darstellung der Bedeutung und der Standardinterpretation der entsprechenden nicht-negierten Formen dieser Äußerungen (z.B. X ist dumm vs. X ist unintelligent) wird zunächst gezeigt, dass Äußerungen wie X ist nicht dumm und X ist nicht unintelligent sich im Hinblick auf das, was mit ihnen kodiert ist, unterscheiden: Äußerungen mit negierten lexikalischen Antonymen (X ist nicht dumm) umfassen sowohl den positiven als auch den neutralen Mittelbereich der jeweils relevanten Skala, solche mit negierten un-präfigierten Antonymen (X ist nicht unintelligent) hingegen nur den positiven Bereich. Die beiden Typen von Äußerungen unterscheiden sich aber auch im Hinblick auf ihre Standardinterpretation: Obwohl sie beide überlicherweise als ‚eher X‘ oder ‚ziemlich X‘ (z.B. ‚eher intelligent‘ oder ‚ziemlich intelligent‘) interpretiert werden, wird die mit den negierten, un-präfigierten Formen ausgedrückte Bewertung von Muttersprachlern (des Deutschen) häufig als positiver eingeschätzt als die Bewertung, die mit den negierten nicht-abgeleiteten Formen ausgedrückt wird.
Bericht von der Dritten Internationalen Konferenz „Grammatik und Korpora“, Mannheim, 22. - 24.9.2009
(2009)
Migration wird oft sowohl mit einem Staats- als auch mit einem Sprachwechsel assoziiert. Es existieren aber auch mehrsprachige Länder, in denen eine interne Migration (Binnenwanderung), „nur“ einen Sprachwechsel erfordert. Ein Beispiel dafür ist die offiziell viersprachige Schweiz: Was passiert, wenn ein Tessiner in die Deutschschweiz oder ein deutschsprachiger Schweizer ins Tessin übersiedelt? Anhand des Begriffs vom „kommunikativen Raum“ wird im Beitrag die sprachliche Situation der schweizerischen Binnenwanderer näher beleuchtet; parallel dazu wird auf mögliche Probleme eingegangen, mit denen die Binnenwanderer zurechtkommen müssen.
Das Lexikon der Sprachkritik
(2009)
Viele Überlegungen wurden zu einem Projekt Lexikon der Sprachkritik angestellt und vorläufige Konzepte dafür erdacht. Zu einer Konkretisierung dieser Bemühungen ist es aber bisher leider nicht gekommen. Dieser Beitrag stellt nun einen Versuch dar, ein vorläufiges Konzept für ein Lexikon der Sprachkritik vorzulegen. Es handelt sich hierbei um die Begründung für dieses Unternehmen, die Darstellung der Vorarbeiten zu einem Lexikon der Sprachkritik, die Explizierung der Konzeption und der Lemmaauswahl und die exemplarische Ausarbeitung von vier Artikeln.
Am Beispiel der "türkischen Powergirls", einer Mannheimer Gruppe von Mädchen und jungen Frauen, die noch in der Migrantengemeinschaft verwurzelt ist, sich aber auf dem Weg aus der Migrantenpopulation befindet, wird in diesem Band die Sprachkompetenz jugendlicher MigrantInnengruppen in Türkisch im grammatikalischen und lexikalischen Bereich untersucht. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Zunächst folgt ein kurzer Einblick in die Einstellung türkischer Migranten zu Sprache, zum Spracherwerb und Spracherhalt der Herkunftssprache. Relevante Termini werden erläutert und die wichtigsten Studien zur Erstsprache türkischer Migrantenkinder in einem Literaturüberblick aufgeführt. Der empirische Teil stellt die Informantinnen und das Datenmaterial vor. Dem schließen sich die Analysen zum Türkisch in den Bereichen der Definitheit, des Numerus, der Fragepartikel und Pronomen, des Kasus, des Adjektiv- und Adverbiengebrauchs, der Partizipien sowie der Lexik an.
Die im Folgenden dargestellte korpusgesteuerte Methode "UWV-Analysemodell" wurde auf der Basis der Forschungen zu usuellen Wortverbindungen (UWV) (vgl. Steyer 2000, 2003, 2004, Steyer/Lauer 2007, Brunner/Steyer 2007, Steyer 2008, Steyer demn.) und zahlreicher, exhaustiver Analysen in den letzten Jahren entwickelt. Ziel war ein empirisches Vorgehensmodell, das es ermöglicht, die Differenziertheit und Vernetztheit von Wortverbindungen auf verschiedenen Abstraktionsebenen ausgehend von Kookkurrenzdaten angemessen darzustellen. Daher ging es in dieser Arbeitsphase nicht darum, usuelle Wortverbindungen des Deutschen möglichst umfassend und in großer Menge zu inventarisieren, sondern die "innere Natur" von Wortverbindungen zwischen Varianz und Invarianz mit unterschiedlichen Graden an lexikalischer Spezifiziertheit sowie ihre wechselseitigen Verbindungen im Detail zu erfassen und zu beschreiben.
Gegenstand des folgenden Beitrags ist die Darstellung der Konzeption eines transdisziplinären Vorhabens, an dem drei WGL-Institute, das Institut für Deutsche Sprache (Mannheim), das Institut für Zeitgeschichte (München) und das Herder-Institut (Marburg) beteiligt sind. Vorangestellt sind grundsätzliche methodische und theoretische Überlegungen zu einer transdisziplinären Forschungskonzeption in Bezug auf die gesellschaftlich-politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Es schließt sich die Konkretisierung dieser Überlegungen in Bezug auf das transdisziplinäre Forschungsprojekt an, das sich auf die frühe Weimarer Zeit bezieht. Dabei werden auch die drei unterschiedlichen Zugriffe aus den Perspektiven der drei Beteiligten skizziert. Eine Beispielanalyse demonstriert schließlich den methodischen Ansatz des Vorhabens exemplarisch.
The paper (1) starts from the general understanding of children’s development gained by interdisciplinary endeavours during the last decades, (2) characterises the functional-pragmatic conception of language and language acquisition as opposed to conceptions of language as an isolated system and of language acquisition as an independent module of development, (3) describes forms of language acquisition and language mediation.
Der Schein trügt nämlich
(2009)
The German particle nämlich is puzzling because it seems to have two independent semantic functions which strictly correlate with specific syntactic environments: if nämlich precedes an ,,orphan constituent" (Haegeman 1991) it specifies an underspecified discourse referent in the previous clause, and if nämlich appears in a whole clause its function is marking that the hostclause delivers an explanation to the previous clause. A polysemy- or even homonymy-analysis seems problematic precisely because of this strict correlation between syntactic environment and semantic function. In this paper we propose a unified analysis of nämlich. We argue that nämlich marks the property of the context that there is an implicit question to which the host of nämlich delivers a direct (short) answer (Jacobson 2008). Crucially, constituents are good short answers to constituent-questions (Who?), while whole clauses are only good short-answers to ,,sentence"-questions like Why p? Building on these intuitions we show how both readings of nämlich can systematically be derived and implement our analysis formally.
Die Sorge um die deutsche Sprache füllt Säle. Wer Sprachdummheiten anmahnt, kann sich des Beifalls jener sicher sein, die sich sprachlich überlegen sehen. Selten wird die Frage gestellt, welchen Status grammatische Regeln haben. Tatsächlich ist keineswegs klar, was als korrektes Deutsch gelten kann. Wie ist das Deutsche zu fassen? Wer bestimmt, was als korrekt gelten soll? Die 44. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache suchte zur Klärung solcher Fragen beizutragen. Der vorliegende Band dokumentiert, wie die deutsche Grammatik im Spannungsfeld von Regel, Norm und Sprachgebrauch auf der Tagung aufgearbeitet wurde: Zunächst stehen die theoretischen Aspekte der Problematik auf dem Prüfstand. Danach werden grammatische Normen und der Umgang mit diesen in der Öffentlichkeit fokussiert. Im nächsten Themenblock stehen grammatische Variation in ihrem Verhältnis zur Norm und konkrete Phänomene der Morphologie, Syntax und Prosodie zur Diskussion. Die Betrachtung des Grammatikunterrichts und der Grammatikschreibung vervollständigt das Bild, das durch einen Blick auf die Normativität in Frankreich zusätzlich in einen größeren Kontext gestellt wird. Der Band schließt mit einer Zusammenfassung der Podiumsdiskussion, welche den Schlusspunkt der Tagung bildete.
Der Beitrag setzt sich mit dem Problem der Ermahnung und ihrer Realisierungsmittel auseinander. Die Analyse verortet sich im Bereich der Pragmalinguistik. Es wird der Versuch unternommen, das spektrum an Ausdrucksmitteln festzustellen, das Sprecher in der Regel zum Ausdruck von Ermahnungen verwenden. Es handelt sich dabei um spezifische Mittel, durch die der sprecher seine Einstellung zum Adressaten zeigt, seine Position und Ermächtigung unterstreicht.
This contribution reflects quantity and quality of communication between three generations:the old
people, the middle-aged and the youth. First it shows a systematic of situations in which the different generations talk to each other. In the second part different barriers are discussed which hinder communication between the generations and the third part shows some ways to intensify intergenerational communication.
Darstellungen zu ant(i)-Lehnwörtern des Deutschen, zu ant(i)- und der Herausbildung seiner Strukturtypen liegen vor (Hoppe 1987a und b, Klosa 1996). Eine entwicklungsbezogene Einzeldarstellung zur Realisation ant(i)- + [Krankheit]icus, unter Berücksichtigung von lateinischer Sprachstufe und europäischen Aspekten des Interkombinems, ist zu erwarten (Hoppe i.Vorb.); diese Realisation ist ein Beispiel für die Verschiebung von GEGENÜBERSTEHEN griechischer ant(i)-Wörter zu ENTGEGENSTEHEN im Entlehnungs- und umdeutenden Integrationsprozess und die Herausbildung einer Lehn- Wortbildungseinheit ant(i)-, die gegenüber der Ursprungssprache veränderte syntaktisch-semantische Strukturen entwickelt hat. Die Realisation ant(i)- + <NAMEN> ist ein weiteres Beispiel für die Herausbildung eines der neuer Strukturtypen.
Die Flexionsmorphologie des Deutschen ist ein zentraler Forschungsgegenstand des europäischen Forschungsnetzwerks EuroGr@mm, dessen Erschließung für Forschung und Lehre seit Anfang 2007 vorangetrieben wird. Das europäische Projekt hatte sich zur Aufgabe gemacht, diesen grammatischen Themenbereich aus französischer, italienischer, norwegischer, polnischer und ungarischer Perspektive kontrastiv zu beleuchten. Die ersten Ergebnisse wurden nun in Form von didaktisch aufbereiteten Wissenseinheiten auf der Lemplattform ProGr@mm kontrastiv veröffentlicht.
Die Suche nach auffälligen Wörtern bei der Rezeption von touristischen Textsorten im DaF-Unterricht
(2009)
Das Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch (OWID) ist ein digitales Wörterbuchportal des Instituts für Deutsche Sprache. Alle darin zusammengeführten lexikografischen Daten sind auf XML-Basis feingranular strukturiert. Speicherung, Verwaltung und Retrieval dieser Daten übernimmt das Orade-basierte Electronic Dictionary Administration System (EDAS). Der vorliegende Beitrag erläutert die XML-basierte Modellierung der Daten, XML-spezifische Fragen der Speicherung, sowie das Retrieval mit XPath und SQL/XML.
Es gibt zwar schon seit dem Mauerfall einen populären Diskurs über die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Ost- und Westdeutschen und über die sprachlichen Unterschiede auf beiden Seiten. Über die Meinungen und Einstellungen zu sprachlichen Fragen ist aber so gut wie nichts bekannt. In diesem Beitrag wird untersucht, wie (bzw. wie verschieden) die Deutschen in Ost und West über das Deutsche, über andere Sprachen, über Sprachgebrauch und Sprachpolitik denken. Dabei zeigt sich, dass statistisch gesehen die Gemeinsamkeiten deutlich größer sind als die Unterschiede. Materielle Grundlage für die Untersuchung ist eine repräsentative Meinungsumfrage, die die Forschungsgruppe Wahlen im Herbst 2008 für das Institut für Deutsche Sprache und die Universität Mannheim durchgeführt hat.
Einleitung
(2009)
This article examines the contrasts and commonalities between languages for specific purposes (LSP) and their popularizations on the one hand and the frequency patterns of LSP register features in English and German on the other. For this purpose corpora of expertexpert and expert-lay communication are annotated for part-of-speech and phrase structure information. On this basis, the frequencies of pre- and post-modifications in complex noun phrases are statistically investigated and compared for English and German. Moreover, using parallel and comparable corpora it is tested whether English-German translations obey the register norms of the target language or whether the LSP frequency patterns of the source language Ñshine throughì. The results provide an empirical insight into language contact phenomena involving specialized communication.
Adverbkonnektoren und die von konjunktionalen Konnektoren eingeleiteten Sätze (sententiale Adverbiale) sind in der Regel äußerst stellungsflexibel. Die topologischen Varianten sind jedoch großteils nicht äquivalent, sondern mit bestimmten diskusfunktionalen und informationsstrukturellen Eigenschaften verbunden. Am Beispiel von Konnektoren in der linksperipheren Position der „Nullstelle“ („Vorvorfeld“, „linkes Außenfeld") wird gezeigt, dass diese Position unabhängig von der syntaktischen Subklasse des Konnektors syntaktisch und funktional einheitlich erklärt werden kann und dass die dort auftretenden Restriktionen für Konnektoren identisch sind mit denen von V2-Komplementsatz-Einbettung unter Matrixsatzprädikate. Ein Phänomen wie „weil mit Verbzweitstellung" kann dadurch in einen übergeordneten Zusammenhang eingebettet werden.
Neben dieser systematischen Variation gibt es vereinzelt aber auch eine - historisch bedingte - unsystematische und nicht funktional genutzte topologische Variation, die dadurch entsteht, dass Sprecher bei einer uneindeutigen und „schwierigen“ Ausgangslage im Sprachsystem unterschiedliche Reparaturstrategien wählen. Ein Beispiel dafür ist der korrelative Konnektor „sowohl... als auch“.
Adverbkonnektoren und die von konjunktionalen Konnektoren eingeleiteten Sätze (sententiale Adverbiale) sind in der Regel äußerst stellungsflexibel. Die topologischen Varianten sind jedoch großteils nicht äquivalent, sondern mit bestimmten diskusfunktionalen und informationsstrukturellen Eigenschaften verbunden. Am Beispiel von Konnektoren in der linksperipheren Position der „Nullstelle“ („Vorvorfeld“, „linkes Außenfeld“) wird gezeigt, dass diese Position unabhängig von der syntaktischen Subklasse des Konnektors syntaktisch und funktional einheitlich erklärt werden kann und dass die dort auftretenden Restriktionen für Konnektoren identisch sind mit denen von V2-Komplementsatz-Einbettung unter Matrixsatzprädikate. Ein Phänomen wie „weil mit Verbzweitstellung“ kann dadurch in einen übergeordneten Zusammenhang eingebettet werden.
Neben dieser systematischen Variation gibt es vereinzelt aber auch eine - historisch bedingte - unsystematische und nicht funktional genutzte topologische Variation, die dadurch entsteht, dass Sprecher bei einer uneindeutigen und „schwierigen“ Ausgangslage im Sprachsystem unterschiedliche Reparaturstrategien wählen. Ein Beispiel dafür ist der korrelative Konnektor "sowohl ...als auch".
Das Phänomen Sprache ist in Form des beobachtbaren Sprachgebrauchs fast allgegenwärtig, gleichzeitig bleibt das offenkundig Regel- und Systemhafte dieses Phänomens überraschend ungreifbar. Wegen der überwältigenden Komplexität natürlicher Sprachen entsteht bei jedem Versuch, dieses Systemhafte in einer Theorie mit explanatorischem Anspruch zu fassen, eine breite Kluft zwischen der angestrebten theoretischen Beschreibungsebene einerseits und der phänomenologisch zugänglichen Ebene des Sprachgebrauchs andererseits.
Ausgehend von allgemeinen wissenschaftstheoretischen Überlegungen, wie man angesichts dieser Kluft überhaupt zu hinreichend abgesicherten Erkenntnissen für eine explanatorische Theoriebildung kommen kann, betonen die Autoren die Notwendigkeit, sich dem Untersuchungsgegenstand Sprache mit möglichst wenigen Vorannahmen über diesen Gegenstand selbst zu nähern und sich dabei konsequent von der Empirie leiten zu lassen. Sie werben nachdrücklich für eine emergentistische Perspektive auf Sprache, der zufolge alles Regelhafte und Konventionelle in der Sprache ein Epiphänomen des Sprachgebrauchs ist und von den Sprachteilnehmern fortlaufend ausgehandelt wird. Eine treibende Kraft hierbei ist, so wird argumentiert, der Begriff der Ähnlichkeit. Auf dieser Grundlage wird schließlich ein Forschungsprogramm entworfen, das die Wirkung des Faktors Ähnlichkeit auf die Sprache nachzuzeichnen und dadurch schrittweise zu ähnlichen Generalisierungen zu gelangen versucht wie die Sprachgemeinschaft.
Gesprochene Sprache
(2009)
Das Korpus „Gespräche im Kindergarten“, das wir hiermit der Öffentlichkeit vorlegen, wurde in den Jahren 1980-1983 in einem Kindergarten des Ostberliner Stadtbezirks Prenzlauer Berg erhoben. Die damals drei- bis sechsjährigen Gesprächsteilnehmer sind inzwischen längst erwachsen und, so ist zu wünschen, ihrerseits Mutter oder Vater geworden. Die Dokumentation ihrer sprachlich-kommunikativen Aktivitäten im Kindergarten durch dieses Korpus ist dadurch nicht entwertet. Das Korpus gestattet, die sprachlich-kommunikative Entwicklung von Kindern mit Deutsch als Erstsprache für den gewählten Ausschnitt aus der Ontogenese in groben Linien nachzuzeichnen und zu erörtern, welchen Anteil die spezifischen Interaktionserfahrungen der Kinder in dem von ihnen besuchten Kindergarten an ihrer sprachlich-kommunikativen Entwicklung hatten.
Der Beitrag stellt eine aktualisierte Version des Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems(GAT) dar. Nachdem GAT seit seiner Erstvorstellung im Jahr 1998 in der Gesprächsforschung eine breite Verwendung gefunden hat, war es nun an der Zeit, es aufgrund der bisherigen Erfahrungen und im Hinblick auf neue Anforderungen an Transkriptionen vorsichtig zu überarbeiten. Dieser Text stellt
das aktualisierte GAT 2-Transkriptionssystem mit allen seinen alten und neuen Konventionen dar, versucht bekannte Zweifelsfälle zu klären und bekannte Schwächen der ersten Version zu beheben. GAT 2 gibt detaillierte Anweisungen zum Erstellen gesprächsanalytischer Transkriptionen auf drei Detailliertheitsstufen, dem Minimal-, Basis- und Feintranskript, sowie neue Vorschläge zur Darstellung komplexerer Phänomene in Sonderzeilen. Zudem wurden für GAT 2 einige zusätzliche Hilfsmittel entwickelt, die im Anhang kurz vorgestellt werden: das Online-Tutorial GAT-TO sowie der Transkriptionseditor FOLKER.
Gesprächstyp und Stil
(2009)
In (socio)linguistic as well as in anthropological and conversation analytic studies, linguistic heterogeneity and stylistic variation related to situational conditions are main research issues. In these studies, heterogeneity is investigated using concepts like “text type”, “register”, “genre” and “social” or “cultural style”. From a theoretical and methodological perspective, approaches to situation-specific heterogeneity can be differentiated into (a) approaches following the standard research methodology in sociolinguistics, where verbal behavior (the use of specific varieties, specific types of text or verbal activities) is considered as being determined by the situational variables; and (b) approaches using reflexive and dynamic concepts in order to grasp the creation of social meaning through language in the process of interaction.
This article starts from traditional approaches of the relation between situation and stylistic variation using rather static concepts such as “text type” or “register”, and then focuses on approaches using more complex concepts such as “contextualization”, “genre”, and concepts of “social” or “cultural style”.
Hermann Osthoff
(2009)
Lange Zeit galt es als Kennzeichen der Literatur, ihre Modernität dadurch zu beweisen, dass sie Grammatik und Stil frei variierte und sich über Normen hinwegsetzte. Der Vortrag untersucht, mit anschaulichen Beispielen, inwieweit deutschsprachige Gegenwartsautoren dies weiter als ihre Aufgabe sehen und wie sie versuchen, eigene „Normen“ zu entwickeln - sei es bewusst oder unbewusst. Und nicht zuletzt geht es darum, zu überprüfen, wie es um die Sprach- und Grammatikmächtigkeit der deutschen Autoren heute bestellt ist.
Präsentationen sind seit einigen Jahren auch in der Wissenschaft zu einer selbstverständlichen Kommunikationsform geworden: In der Verbindung von spontaner mündlicher Rede und visueller Projektion vor allem mittels PowerPoint wollen sie dem Bedürfnis nach schneller Informationsvermittlung entsprechen. Henning Lobin analysiert die linguistischen und rhetorischen Eigenschaften dieser neuen Kommunikationsform und berücksichtigt insbesondere die spezielle Art der Medienkombination.
Dieser Band ergänzt die bisherigen kontrastiv-typologischen Forschungen um eine neue Komponente. Hauptgegenstand ist der Vergleich zweier Satzmodussysteme, nämlich des deutschen und des ungarischen. Die Einbeziehung weiterer Kontrastsprachen erweitert das Vergleichsspektrum um weitere, typologisch relevante Möglichkeiten. Die so erarbeiteten deutsch-ungarischen Vergleiche wurden durch zahlreiche empirische Untersuchungen mit Textkorpora sowie mit Tondokumenten belegt: Die lexikogrammatischen Merkmale wurden in einem deutsch-ungarischen Vergleichskorpus getestet, die Tonmuster mit einem phonetischen Analyseprogramm ausgewertet. Die Motivierung der Entwicklung eines bestimmten Satzmodusmerkmals durch den Wandel eines anderen Merkmals gibt aufschlussreiche Informationen zur Wechselwirkung der Ebenen des Sprachsystems. Eine Zusammenfassung der historischen Entwicklung des Satzmodussystems des Deutschen und des Ungarischen macht typologisch relevante Entwicklungstendenzen sichtbar.
In diesem Beitrag soll es darum gehen, ob wir mit grammatischen Regeln und Beschreibungen die Vielfalt und Komplexität sprachlicher Kommunikation erfassen können, oder bescheidener, wie weit wir das können. Das Exempel, das ich statuieren möchte, befasst sich mit der Frage: Wie lautet der Genitiv komplexer Eigennamen. Oder genauer: komplexer Personennamen. Oder noch genauer: komplexer Personennamen einer gewissen Struktur. Oder noch genauer? Da sind wir schon mitten im Thema.
Ein Beispiel für das Exempel ist: Gedichte Walthers von der Vogelweides
Und das ist so ziemlich die einzige Variante, die im Beitrag nicht mehr Vorkommen wird. Letztlich wird es dann darum gehen, wie wir mit der Vielfalt umgehen wollen. Sie darstellen oder ignorieren und verschweigen? Doch zum Ignorieren muss man sie erst mal sehen.
Kicktionary
(2009)
Kommunikationstraining
(2009)
Section 1 discusses the pedagogical influence on and development of the communicative abilities of native speakers within the theory and practice of contemporary rhetoric. Section 2 provides a short overview of the diversity of communication training courses as a special form of applied rhetoric. Ten criteria are described by which communication training programs can be differentiated. Finally, Section 3 exemplifies the structure, methodology and efficiency of communication training courses based on conversation analysis.
Diese Arbeit hat zum Ziel, zu zeigen, wie in einem Massenmedium Jugendliche angesprochen werden. Das obige Zitat zeigt, dass aus Sicht des Musiksenders MTV Sprache dabei eine große Rolle spielt. Um Jugendliche zu erreichen, heißt es, muss man die Sprache der Jugendlichen sprechen und ihre Interessen kennen. Man muss also der Zielgruppe „nah“ sein. Auch in der Medienforschung wird Einfluss und Erfolg von MTV durch eine große Zuschauernähe und inszenierte Authentizität erklärt (Kurp 2004, S. 31). Die Strategie um Jugendliche zu erreichen ist, so die Schlussfolgerung, die Sendungen und die Texte aus jugendlicher Perspektive zu gestalten und gezielt sprachliche Merkmale einzusetzen, die MTV als jugendtypisch betrachtet. Es gibt somit einen Zusammenhang zwischen Zielgruppe und Gestaltung der medialen Produkte.
Nach knapp vierjähriger Bearbeitungszeit ist der 6. Band des Deutschen Fremdwörterbuchs erschienen, der die Lemmata des Buchstabens G (Gag - Gynäkologie) enthält. Es ist der letzte Band, an den der Begründer und langjährige Leiter des Neubearbeitungsprojekts Gerhard Strauß selbst noch Hand anlegen konnte. Sein Tod am 18. März 2006 fällt als schmerzliche Zäsur in die Mitte dieses Bearbeitungszeitraums; gleichzeitig ging damit eine 16 Jahre umfassende erste Projektphase zu Ende, in der fünf stattliche Wörterbuchbände erarbeitet und von der Fachwelt mit großer Zustimmung aufgenommen worden sind. Die Bände 1-5 der Neubearbeitung des DFWB (Buchstaben A-F), für die Gerhard Strauß die lexikografische Konzeption entwickelt hat und für deren komplette Redaktion er verantwortlich zeichnet, haben den Rang dieses Wörterbuchs als Standardwerk auch in der zweiten Auflage gefestigt.
Dass politische Strömungen und staatliche Forschungsförderung auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema „Sprache und Kommunikation in Deutschland Ost und West“ beeinflusst haben – und zwar in beiden deutschen Staaten –, ist schon festgestellt worden. In diesem Beitrag sollen, einer zeitlichen Gliederung in vier Phasen folgend, diese Beziehungen in Umrissen nachgezeichnet werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Zeit der Reformjahre 1969 bis 1974 und ihr umfassender Paradigmenwechsel in der bundesdeutschen DDR-Forschung und Forschungsförderung. Hinzu treten Betrachtungen zum Verhältnis von Staat, Nation und Sprache sowie die Frage nach der Kommunikation zwischen Ost- und Westdeutschen seit der friedlichen Revolution.
Seit Anbeginn linguistischer Forschung ist der ontologische Status natürlicher Sprachen in Diskussion: Was ist das Wesen einer Sprache? Die meisten Sprachbegriffe krankten und kranken daran, dass sie verdinglichend und/oder vitalistisch sind, oder die Dynamik der Sprache oder den sozialen Charakter der Sprache ausklammem. Es gilt, einen Sprachbegriff zu entwickeln, der weder verdinglichend kollektivistisch noch auf solipsistische Weise individualpsychologisch ist, und der der Tatsache Rechnung trägt, dass eine sogenannte natürliche Sprache einem Prozess soziokultureller Evolution unterliegt. Einen solchen Sprachbegriff versuche ich in diesem Vortrag zu skizzieren auf der Basis der Prinzipien des methodologischen Individualismus.
Luther als Sprachreformator
(2009)
In der Korpuslinguistik und der Quantitativen Linguistik werden ganz verschiedenartige formale Maße verwendet, mit denen die Gebrauchshäufigkeit eines Wortes, eines Ausdrucks oder auch abstrakter oder komplexer sprachlicher Elemente in einem gegebenen Korpus gemessen und ggf. mit anderen Gebrauchshäufigkeiten verglichen werden kann. Im Folgenden soll für eine Auswahl dieser Maße (absolute Häufigkeit, relative Häufigkeit, Wahrscheinlichkeitsverteilung, Differenzenkoeffizient, Häufigkeitsklasse) zusammengefasst werden, wie sie definiert sind, welche Eigenschaften sie haben und unter welchen Bedingungen sie (sinnvoll) anwendbar und interpretierbar sind – dabei kann eine Rolle spielen, ob das Häufigkeitsmaß auf ein Korpus als Ganzes angewendet wird oder auf einzelne Teilkorpora. Zusätzlich zu den bei den einzelnen Häufigkeitsmaßen genannten Einschränkungen gilt generell der folgende vereinfachte Zusammenhang: Je seltener ein Wort im gegebenen Korpus insgesamt vorkommt und je kleiner dieses Korpus ist, desto stärker hängt die beobachtete Gebrauchshäufigkeit des Wortes von zufälligen Faktoren ab, d.h., desto geringer ist die statistische Zuverlässigkeit der Beobachtung.
Die Beiträge in der Festschrift für Rainer Wimmer anlässlich seines 65. Geburtstags dokumentieren die Vielschichtigkeit seines sprachwissenschaftlichen Wirkens. Eine große Anzahl der Artikel widmet sich einer seiner zentralen Forschungstätigkeiten, der Sprachkritik. Seine interdisziplinären und anwendungsorientierten Arbeitsfelder sowie seine frühen Arbeiten zu Eigennamen werden durch spezifische Beiträge ebenso gewürdigt, wie in einem Themenblock hervorgehoben wird, dass es »die« Sprache nicht gibt, sondern dass Sprachen nur neben Sprachen, d. h. in einem Miteinander, existieren können.
Auf diese Weise entsteht ein Einblick in die wichtigsten Strömungen und Ansätze der zeitgenössischen interpretativen Semantik, zu deren Entwicklung Rainer Wimmer durch sein Schaffen wesentlich beigetragen hat.