Refine
Year of publication
- 2004 (152) (remove)
Document Type
- Part of a Book (89)
- Article (38)
- Book (12)
- Part of Periodical (5)
- Conference Proceeding (4)
- Habilitation (1)
- Other (1)
- Review (1)
- Working Paper (1)
Language
- German (152) (remove)
Keywords
- Deutsch (102)
- Konversationsanalyse (12)
- Phraseologie (11)
- Sprachgeschichte (10)
- Wortverbindung (10)
- Logische Partikel (9)
- Korpus <Linguistik> (8)
- Grammatik (7)
- Verb (7)
- Gesprochene Sprache (6)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (60)
- Zweitveröffentlichung (30)
- Postprint (4)
Reviewstate
- (Verlags)-Lektorat (83)
- Peer-Review (12)
- Verlags-Lektorat (1)
Publisher
- de Gruyter (33)
- Institut für Deutsche Sprache (17)
- Lang (11)
- Stauffenburg (7)
- Narr (6)
- Schmidt (4)
- Verlag für Gesprächsforschung (4)
- iudicium (4)
- Carocci (3)
- Francke (3)
Der Beitrag diskutiert die Rolle von SMS-Kommunikation als Mittel der Beziehungsgestaltung am Beispiel der authentischen SMS-Kommunikation einer Kleingruppe von fünf Personen. Untersucht wird ein auf ethnografischer Basis zusammengestelltes Korpus von mehr als 700 Kurzmitteilungen. Empirische Schwerpunkte sind das Verhältnis zwischen Beziehungsart und Schreibstil, das Gruß- und Anredeverhalten der Gruppe sowie die Aushandlung von Beziehungskonflikten per SMS. Verschiedene Beziehungsarten in der Gruppe unterscheiden sich in der Häufigkeit der SMS-Kontakte, in den Themen bzw. Gesprächssorten sowie in der lexikalischen Ausgestaltung der Kurzmitteilungen, darunter auch im
Anredeverhalten. Die gruppeninternen Grüße und Anreden zeichnen sich durch geringe Häufigkeit und kontextsensitive Varianten aus. Verschiedene Formen der Sprachvariation (Dialektelemente, stilisierte Kindersprache, gebrochenes Deutsch) werden auf der Grundlage der Kontextualisierungstheorie als indirekte Mittel der Beziehungsgestaltung beschrieben.
Angewandte Linguistik
(2004)
In diesem Beitrag sollen zunächst die Schwierigkeiten einer semantischen Interpretation von Exklamationen dargetan werden. Da diese bei Einwort-Ausrufen wie "Hoppla" besonders ins Auge springen, beginnt die Erörterung mit ihnen. Nach einer kurzen, sehr allgemeinen Bedeutungsbeschreibung folgen einige notwendige diskursanalytische Bemerkungen.
Dann werden syntaktisch komplexe Ausrufe behandelt: ihre Typologie wird vorgestellt, danach wird die Akzentverteilung bei den verschiedenen Typen dargetan. Die Darstellung folgt weitgehend der IDS-Grammatik (1997: 153ff.).
Die Publikation untersucht Nutzungs- und Gestaltungsprinzipien für benutzeradaptive Online Informationssysteme anhand des grammatischen Informationssystems "grammis" sowie der Propädeutischen Grammatik "ProGr@mm". Beides sind aktuelle Internet-Projekte, die am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim beheimatet sind und seit Jahren erfolgreich für die Vermittlung von linguistischem Wissen genutzt werden. Aufbauend auf einer Reflexion sowohl der Vorteile als auch der aktuellen und prinzipiellen Probleme des elektronischen Publizierens im WWW wird ein Lösungsansatz vorgestellt, der aus der Perspektive des Systemdesigners die Möglichkeiten der Informationshaltung sowie der benutzerspezifischen, hypertextuellen Informationspräsentation aufzeigt. Dieser Ansatz ist von der letztendlichen Gestaltung des Bildschirmaufbaus unabhängig und konzentriert sich vielmehr auf die Frage, wie der Produzent unter Ausnutzung des Kommunikationspotenzials des WWW den Zugriff auf digital vorliegende Informationen realisieren kann. Das Ziel ist, aus mittels XML und Metadaten inhaltlich erschlossenen Hypertexten dynamische Webdokumente zu generieren. Ein zentraler Punkt dabei ist die Modellierung des Dialogs mit dem Benutzer: Wie kann die Weiterentwicklung der reinen Nutzungsinteraktivität zur Aktionsinteraktivität realisiert werden? Wie können explizite Repräsentationen von individuellen Benutzercharakteristika ermittelt und sinnvoll für ein adaptives Systemverhalten genutzt werden.
Am 25. und 26. Oktober 2003 fand im Institut für Deutsche Sprache das 1. Arbeitstreffen zu Fragen »Multimodaler Kommunikation« statt, bei dem Probleme der empirischen Analyse und theoretischen Modellierung der multimodalen Struktur authentischer Kommunikation im Mittelpunkt standen. Teilnehmer/innen dieses ersten Treffens waren: Lorenza Mondada (Universität Lyon), Cornelia Müller (Universität Berlin), Ulrich Krafft (Universität Bielefeld) sowie Reinhard Fiehler, Werner Kallmeyer und Reinhold Schmitt (Institut für Deutsche Sprache,Mannheim).
Um gesprochene Sprache leichter analysieren zu können, müssen zuvor die auf Audio- oder Videokassetten befindlichen Aufnahmen transkribiert werden. Dabei kommt der Darstellung von Synchronität des Gesprochenen z.B. in Partiturschreibweise und dem Annotieren von Situationen, Verhalten einzelner Diskursteilnehmer u.dgl. eine bedeutende Rolle zu. Die Vielfalt der transkribierten Details und Informationsebenen setzt ein differenziertes Kodierungsschema voraus. Des Weiteren besteht bei der Gesprächsanalyse der Wunsch, neben dem Auffinden bestimmter Stellen im Schriftmaterial (Transkript) auch deren akustisches Ereignis wiedergeben zu können, was die Synchronisation von Text und Aufnahme voraussetzt.
Im Folgenden wird nach einer Einleitung, welche die Geschichte und Motive für die in diesem Papier beschriebenen Komponenten kurz darstellt, eine Zusammenfassung linguistischer Desiderate für die Erschließung von Gesprächskorpora präsentiert und im Anschluss daran ein Modell für Diskurstranskripte vorgestellt, das die technische Grundlage für die diskursanalytische Erschließung von Gesprächskorpora am Institut für Deutsche Sprache (IDS) durch den Computer bildet. Anschließend wird der technische Prozess der Korpuserstellung skizziert, gefolgt von der Beschreibung dreier dabei zum Einsatz kommenden Werkzeuge, des DIDA-Editors, des SPRAT-Alignment- Systems und des DMM-Konverters. Schließlich wird die Volltextdatenbank COSMAS II vorgestellt, mit der die Analyse in den resultierenden SGML-Diskurstranskripten durchgeführt wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Fähigkeit von COSMAS II, mit Hilfe der aus der Diskursstruktur abgeleiteten Diskursmetrik eine breite Palette von Suchanfragen zu ermöglichen und sie mit Hilfe der grafischen Suchanfragekomponente als SGML-Suchanfragen zu formulieren. Abschließend wird kurz auf die geplante Weiterentwicklung eingegangen.
Das Bild von der 'Sprache der DDR' in der alten Bundesrepublik oder: Haben sie so gesprochen?
(2004)
Denken in Metaphern ist ein Charakteristikum menschlicher Kognition. Diese Überzeugung, die in der deutschen Linguistik insbesondere von Weinrich (1967) vertreten wurde, ist eines der Axiome der Kognitiven Semantik (Lakoff/Johnson 1980). Umfassende empirische Studien zur Metaphorik bestimmter Diskurse sind aber bislang selten. Im vorliegenden Artikel möchten wir einige Ergebnisse einer solchen Studie präsentieren, in der die Bildung eines Europa-Begriffs1 über Metaphern aus dem konzeptuellen Bereich des Bauwesens in der russischen und der deutschen Presse untersucht wurde. Zunächst stellen wir kurz die empirische Arbeit in dem Projekt, in dem die vorliegende Studie entstanden ist, vor (1). Danach präsentieren wir die Metaphorik des Bauwesens im russischen und deutschen Diskurs zu Europa (2). Abschließend erfolgt eine Diskussion der Ergebnisse (3).
Deutsch-türkische Kontaktvarietäten. Am Beispiel der Sprache von deutsch-türkischen Jugendlichen
(2004)
Deutsch-türkische Kontaktvarietäten. Am Beispiel der Sprache von deutsch-türkischen Jugendlichen
(2004)
Deutschlandtürkisch?
(2004)
Migration führt zu Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Ausdruck dieser Sprachkontaktsituation sind Phänomene wie Codeswitching oder Codemixing, die weltweit, wie auch im kommunikativen Haushalt der türkischen Migranten in Europa, zu beobachten sind.1 Eine andere Folge dieses Prozesses sind Auffälligkeiten, die sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen der Diasporasprachen zeigen. Im vorliegenden Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage nach solchen Besonderheiten und ihren Ursachen im Türkischen der Migranten in Deutschland. Hierzu analysieren wir mündliche Alltagskonversationen von zwei Gruppen. Unsere Analyse von gesprochener Sprache wirft in diesem Zusammenhang einige zentrale methodologische Fragen bezüglich der untersuchten Daten und der Analyseperspektive auf, die wir zunächst in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur erörtern.
Der Beitrag hat zwei Schwerpunkte: Zum einen wird die interaktive Struktur einer 12 Sekunden dauernden Pause und deren soziale Bedeutung in einem spezifischen Kontext aus gesprächsanalytischgesprächsrhetorischer Perspektive analysiert. Damit wird ein interaktives Phänomen zum Gegenstand der Untersuchung, das – aus triftigen Gründen und in motivierter Weise – in der bisherigen gesprächsanalytischen Forschung einen eher peripheren Stellenwert besaß: der temporäre Verzicht der Interaktionsbeteiligten auf verbalen Ausdruck. Zum anderen wird diese Abwesenheit von Verbalität zum Anlass genommen, einen Aspekt zu thematisieren, der sich meines Erachtens auf die künftige Entwicklung der Gesprächsanalyse gravierend auswirken wird: die Tatsache, dass die empirische Grundlage gesprächsanalytischer Untersuchungen immer häufiger aus audiovisuellen Daten besteht. Diese „visuelle Revolution“, die durch die technologische Entwicklung in Form problemlos einsetzbarer Videokameras angestoßen wird, hat weit reichende Konsequenzen für die Theorie, Methodologie und Methode eines Analyseansatzes, der sich bislang und programmatisch bei der Analyse interaktiver Ordnungsstrukturen primär auf Verbalität konzentriert hat.
In dieser Studie wird die Übersetzung von Kollokationen untersucht, die das Lemma AUGE und verschiedene Verben des Öffnens und des Schließens verbinden. Als Datenquelle für die Studie dient GEPCOLT German-English Parallel Corpus of Literary Texts). Die Relevanz dieser Untersuchung für die Übersetzungswissenschaft und das Übersetzen selbst wird im zweiten Teil diskutiert. Es wird herausgestellt, wie Standardübersetzungen Fälle von Delexikalisierung in der Ausgangssprache veranschaulichen können, und gezeigt, dass verschiedene formale Realisierungen derselben semantischen Kollokation mehr oder weniger stabile Übersetzungen produzieren können. Zum Schluß wird dargelegt, wie nützlich diese Art der Analyse für Stilstudien sein kann, insofern als die konsequente Verwendung eines bevorzugten Wortes ein Element des individuellen Stils einer Übersetzerin/eines
Übersetzers ist.
Das einfache, E-Mail-basierte Format der Mailingliste hat sich für professionelle Internet-Kommunikation in einem mittlerweile vielfältigen Web-Angebot aus mehreren Gründen bewährt: gezielte Versorgung mit fachspezifischen Informationen, Kompensation von Orientierungsproblemen für Neulinge, Distribution von vorläufigem, noch nicht abgesichertem Wissen, Selbstverständnis als Selbsthilfegruppe oder kritische Gegenöffentlichkeit für randständige Themen und Positionen. In Mailinglisten finden sich drei Diskursformate: monologisch, einfach dialogisch und „dicht" dialogisch bzw. interaktiv. Dialogizität und Interaktion werden in der Listenkommunikation nicht nur durch die Bildung von „Threads" konstituiert, sondern auch in der lokalen Formulierungsarbeit, etwa durch adressatengerechte Ansprache, Thematisierung der Rezeptionsbedingungen, Selbst- und Fremdkategorisierung, Reformulierungen und andere Kohärenzverfahren.
In diesem Aufsatz werden Wortverbindungen aus einer distributionellen Perspektive im Rahmen einer formalen lexikalistischen Grammatiktheorie betrachtet. Ausgehend von unikalen Elementen („Tácheles reden") wird ein Distributionsmodul als Teil des Lexikoneintrags motiviert. Anhand des Verbs „fackeln" wird eine analoge Distributionsanalyse für Polaritätselemente entwickelt. Da Korpora eine zentrale Datenquelle darstellen, werden die Möglichkeiten diskutiert, Distributionsanforderungen lexikalischer Elemente automatisch aus Korpora zu extrahieren. Um dem Distributionsmodul ein klareres Profil zu geben, wird seine Funktion gegenüber der von Selektion und von Konstruktionen abgegrenzt. Abschließende Überlegungen widmen sich einem Versuch, die Rolle von Gebrauchsdaten innerhalb einer formalen Grammatiktheorie zu bestimmen, was zur Skizzierung einer erfahrungsbasierten modelltheoretischen Grammatiktheorie führt.
Die folgende Darstellung versucht, zur Konzeption und Praxis eines lexikografischen Projekts vor allem solche Informationen zu bieten, die nicht im Buch selbst nachzulesen sind oder von Kennern der Materie aus dem Buch herausgelesen werden könnten. Am Anfang steht der Versuch einer Rekonstruktion der Planung und Erarbeitung der ersten Auflage des Duden 11 (Abschnitte 1 bis 6), dann folgt eine entsprechende Beschreibung für die zweite Auflage (Abschnitte 7 und 8) und abschließend ein kurzer Ausblick auf die aus heutiger redaktioneller Sicht mögliche Weiterentwicklung des Buches in einer dritten Auflage (Abschnitte 9 bis 11). Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den generellen Rahmenbedingungen und allgemeinen konzeptionellen Zielen und deren Auswirkungen auf Inhalt und Struktur dieses Wörterbuchs.
Im vorliegenden Beitrag wird die Beschreibung phraseologischer Ausdrücke im Duden 11 im Rahmen von sieben Fragenkomplexen kritisch betrachtet. Zuerst wird auf die Darstellung der Phraseologie im Vorspann des Duden 11 und danach auf die äußere Selektion, d. h. auf die Auswahl der Einträge, eingegangen. Drittens wird untersucht, welche Komponente einer phraseologischen Einheit jeweils als Zuordnungslemma gewählt wurde (es geht m. a. W. um die Bestimmung des Hauptstichwortes, unter dem eine phraseologische Einheit genauer beschrieben wird). Viertens wird die Anordnung von Phraseologismen mit jeweils einer gemeinsamen Komponente in einem Wörterbuchartikel zum Untersuchungsobjekt gemacht. Fünftens wird gezeigt, wie die Nennform von Phraseologismen verschiedenen Typs gestaltet wurde. Den sechsten Problemkreis bilden die Informationen zur Bedeutung und zum Gebrauch von Phraseologismen (einschließlich der Beispiele und Belege), und schließlich wird geprüft, wie das Verweissystem des Wörterbuchs funktioniert. Die meisten der oben genannten Aspekte werden vergleichend für die erste und zweite Auflage des Duden 11 diskutiert. Darüber hinaus werden der Duden 11 und zwei weitere Duden-Wörterbücher bezüglich der phraseologischen Beschreibungspraxis einander gegenübergestellt. Es zeigt sich, dass die früheren Beschreibungen bei der Neubearbeitung des Duden 11 in nicht wenigen Fällen verbessert wurden. Zugleich ist aber auch evident, dass die Darstellung (im Duden 11 und in den damit verglichenen Lexika) noch an mehreren Stellen einerseits uneinheitlich und inkonsequent ist und andererseits ergänzender Angaben bedarf. Im Anschluss an die Wörterbuchkritik werden Vorschläge zu einer etwas adäquateren bzw. informativeren lexikografischen Erfassung von Phraseologismen besonders aus Sicht von Nichtmuttersprachlern entwickelt.
Das Buch reflektiert die Entwicklung der Erforschung gesprochener Sprache in den letzten 30 Jahren und erarbeitet auf dieser Grundlage eine eigene theoretische Konzeptualisierung des Gegenstandes. Zunächst wird die Spezifik mündlicher Kommunikation und gesprochener Sprache charakterisiert. Dazu werden die Grundbedingungen mündlicher Verständigung herausgearbeitet und in ihrem Einfluss auf die Ausbildung kommunikativer Verfahren und sprachlicher Mittel beschrieben. Der zweite Teil behandelt die methodologische Frage, ob und inwieweit die Untersuchung gesprochener Sprache spezifische Analyse- und Beschreibungskategorien erfordert. Dabei wird insbesondere das Problem der Einheiten in gesprochener Sprache diskutiert. Die empirische Untersuchung und theoretische Modellierung einer bestimmten grammatischen Konstruktion, der Operator- Skopus-Struktur, die in den letzten Jahren in der gesprochenen Sprache stark expandiert, stehen im Zentrum der exemplarischen Analysen des Schlussteils.
Kommunikative Konzepte sind sowohl mit einfachen als auch mit komplexen kommunikativen Ausdrücken lexikalisiert. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob die Verteilung von einfachen und komplexen Lexikalisierungen im Wortschatzausschnitt der kommunikativen Ausdrücke des Deutschen eine bestimmte Verteilung aufweist, d. h. ob einfache und komplexe Lexikalisierungen jeweils bestimmte kommunikative Konzepte lexikalisieren. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Idiome und Kollokationen grundsätzlich unterschiedliche kommunikative Konzepte lexikalisieren. Die unterschiedlichen Lexikalisierungseigenschaften von Idiomen und Kollokationen zeigen sich darin, dass Kollokationen meist als Synonyme zu den Sprechakt- und Kommunikationsverben verwendet werden, während dies bei Idiomen weitaus seltener der Fall ist: Die Idiome, die den Paradigmen der Sprechakt- und Kommunikationsverben zugeordnet werden können, häufen sich in einigen wenigen Verbfeldern. Idiome, unterscheiden sich vor allem darin von Kollokationen, dass sie entweder hybride Paradigmen konstituieren, d. h. Paradigmen, in denen Elemente der Bedeutung von Verben unterschiedlicher Felder kombiniert werden, oder völlig neue Paradigmen kommunikativer Ausdrücke eröffnen.
Kommunikative Konzepte sind sowohl mit einfachen als auch mit komplexen kommunikativen Ausdrücken lexikalisiert. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob die Verteilung von einfachen und komplexen Lexikalisierungen im Wortschatzausschnitt der kommunikativen Ausdrücke des Deutschen eine bestimmte Verteilung aufweist, d.h. ob einfache und komplexe Lexikalisierungen jeweils bestimmte kommunikative Konzepte lexikalisieren. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Idiome und Kollokationen grundsätzlich unterschiedliche kommunikative Konzepte lexikalisieren. Die unterschiedlichen Lexikalisierungseigenschaften von Idiomen und Kollokationen zeigen sich darin, dass Kollokationen meist als Synonyme zu den Sprechakt- und Kommunikationsverben verwendet werden, während dies bei Idiomen weitaus seltener der Fall ist: Die Idiome, die den Paradigmen der Sprechakt- und Kommunikationsverben zugeordnet werden können, häufen sich in einigen wenigen Verbfeldern. Idiome unterscheiden sich vor allem darin von Kollokationen, dass sie entweder hybride Paradigmen konstituieren, d. h. Paradigmen, in denen Elemente der Bedeutung von Verben unterschiedlicher Felder kombiniert werden, oder völlig neue Paradigmen kommunikativer Ausdrücke eröffnen.
In einer corpusgestützten Untersuchung erforschen wir die syntaktischen und semantischen Eigenschaften der obligatorischen Komponenten eins, einen, eine und etwas in VPIdiomen. Anhand von Tests zum Feststellen von Argumentstatus und Referenz dieser Komponenten unterscheiden wir mehrere Idiomklassen entlang einer gleitenden Skala. Aus unserer Untersuchung ergeben sich Konsequenzen vor allem für die Lexikografie und den DaF-Unterricht.
This paper attempts a new look at computer assisted transcription as it is commonly practised within the fields of discourse analysis and language acquisition studies. The first part proposes a bridge between discourse analytical methodology and text technological methods with the concept of modelling as its central idea. The second part demonstrates the EXMARaLDA system, a set of formats and tools for computer assisted transcription that builds on the ideas developed in the first part and implements them in a way that can lead to significant improvement in current research practice.
1. Phraseologie im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft/Union (L)
www.europa.eu.int
1.1 Benennungen als kognitive Szene
1.2 Vertextung: von Rechtsakt bis Meinungsbildung
2. Phraseologie und Europäischer Konvent (CONV)
2.1 Das zukünftige Europa als sprachliches Aufbauwerk
2.2 Phraseologische Verfahren der Konsens- und Kompromissfindung
Aus der Vielzahl von Perspektiven, aus denen das Phänomen Sprache betrachtet werden kann – Humboldt bedient sich dafür der Metapher des Prismas – wählen wir Europa, u. zw. das institutionelle, so wie es den Alltag der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft bestimmt. In ihrer rechtlichen und verwaltenden Funktion bedienen sich die demokratisch legitimierten Entscheidungsträger des Mediums der Sprache, um die Europaidee wahrnehmbar zu machen und ihr Wirklichkeit zu verleihen. Eine einschlägige Thematik stand auf den Jahrestagungen der letzten zehn Jahre mindestens zweimal zur Diskussion: 1992 ganz explizit: Sprache und Europa (Born/Stickel 1993), 2001 implizit unter Sprache und Recht (Stickel 1992). Weitere wichtige Informationen kommen von den Jahrestagungen 1989 und 1990 (Stickel 1990, Wimmer 1991 ) und jede Begegnung mit (Fach)Textologie und (Fach)Translatologie (Leipzig und Saarbrücken) ist eine Herausforderung und bringt einschlägige Erkenntnis. „Europäische Perspektive" bedeutet hier, dass Sprachphänomene nach dem Sprachgebrauch bzw. Sprecherverhalten in den Institutionen untersucht und gedeutet werden, konkret anhand der Publikationen der EU-Organe, den Europatexten, wobei die Textsorten im großen Ganzen, trotz ihrer Vielzahl immer mehr der Arbeits- /Rollenteilung innerhalb der Institutionen entsprechen: Beschlüsse, Richtlinien, Urteile der Verantwortung vorwiegend des (Minister)Rats und der Gerichtshöfe; Verordnungen, Empfehlungen den Initiativen und Kontrollen der Kommission; Debatten und Berichte den Stellungnahmen des Parlaments; Abkommen, Übereinkommen, Verträge und Empfehlungen sind die offizielle Ausdrucksform des Europarats. Der institutionelle Rahmen, die Amtlichkeit der Rede und Publikation, sowie der sachliche Inhalt erklären die Fachtextzuordnung dieses Korpusmaterials, immer in den Verwaltungs- und Rechtsbereich, zusätzlich aber auch in die Domänen der jeweiligen Themen. Der EU-Aktionsplan für die nächste Zukunft betrifft ganz entschieden Gesetzes- und Öffentlichkeitsarbeit über ein Netz interner und externer Kommunikation zur Gründung einer internationalen Informationsgesellschaft und zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit. Die Thesen der graduierten Fachlichkeit (Hahn 1980), die Begründung des hohen Stellenwerts der institutionellen Kommunikation (Ehlich/Rehbein 1980), der Integration von Alltags- und Expertensprache (Kalverkämper 1990) treffen besonders gut zu auf den Europadiskurs. Meine linguistische Auseinandersetzung der letzten Jahre mit dem EU-Material (Greciano 1995-2003) hat das auf dieser Tagung thematisierte und glücklich formulierte Sprachphänomen intra- und interlingual so überzeugend als Charakteristikum dieses Sprach- und Textmaterials ausgewiesen, dass phraseologisches Hintergrundwissen Leistungen des Europadiskurses verstehen macht. Die Phraseologieforschung der letzten zwanzig Jahre hat die Terminologie definiert und harmonisiert und die internen Berührungsängste überwunden: Mel'cuk (1995) bestätigt „Phrasem" als Oberbegriff mit schwacher Intension und weiter Extension, der die Termini „Phraseologismus vs Phraseolexem" wegen ihrer reziproken Abgrenzungsschwierigkeiten umgeht. „Wortverbindungen mehr oder weniger fest" stellt schließlich eine konziliante Reformulierung dar, auch weil sie die sterilen und frustrierenden Klassifizierungsfragen erspart. Anhand von Vorkommensanalysen und -erklärungen darf ein Rückblick auf Forschungsergebnisse zur Leistung von Phraseologie im Amtsblatt der EG (1.) zum Ausblick auf ein noch unbearbeitetes Feld, die Texte des Europäischen Konvents anregen (2.).
Flexionsmorphologie
(2004)
Die Textproduktion unter Bedingungen konzeptioneller Mündlichkeit basiert - nicht nur im bevorzugt untersuchten Alltagsgespräch - auf einer ganzen Reihe von Routinen: Kompetente Sprecher können ohne größeren Verbrauch von Planungsressourcen auf mehr oder weniger feste Äußerungsteile und -strukturen zurückgreifen, um bestimmte kommunikative Aufgaben und Handlungen (wie Eröffnung und Beendigung von Gesprächen, Themenbearbeitung und Themenwechsel, Durchführung von Korrekturen/Reparaturen, Kommentierung von Äußerungen usw.) auf bewährte und angemessene Weise zu bewältigen. Ausgehend von einer Diskussion des Konzepts sprachlicher Formelhaftigkeit verfolgt der Beitrag das Ziel, anhand ausgewählter authentischer Beispieltexte zu zeigen, welche Rolle die entsprechenden sprachlichen Mittel und Strukturen auf den verschiedenen Ebenen mündlicher Kommunikation spielen.
In diesem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, ob sich feministische Indefinitpronomen, insbesondere die Neuschöpfung frau, in ihrem Gebrauch außerhalb der feministischen Sprachbetrachtung und außerhalb frauenspezifischer Diskurse etabliert haben. Auf der Basis der IDS-Korpora wird der öffentliche Sprachgebrauch neuer Pronomen hinsichtlich ihres Vorkommens sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgewertet, um Aussagen zur Gebrauchsentwicklung treffen zu können. Mithilfe eines korpusanalytischen Werkzeugs werden linguistische Strukturen aufgedeckt, die Verwendungstypisches im Gebrauch des Lexems frau illustrieren. Besonderes Augenmerk erhält die diachrone Untersuchung der kontextuellen Einbettungen des Lexems frau. Dabei spielt sowohl die Extrahierung syntagmatischer Mitspieler mithilfe der softwaregestützten Kollokationsanalyse als auch die linguistische Analyse der Relationen zwischen Begleitwort und Suchwort eine besondere Rolle. Darüber hinaus sollen auch pragmatische und syntaktische Aspekte eruiert sowie Fragestellungen der allgemeinsprachlichen Bewertung feministischer Indefinitpronomen nachgegangen werden.
Vor hundert Jahren – 1903 – erschien Thomas Manns Erzählung »Tonio Kröger« in der »Neuen Deutschen Rundschau«. Zum hundertjährigen Jubiläum wurde, im Jahr 2003 also, eine besonders gestaltete Geschenkausgabe des Werkes gedruckt, das in der Vorankündigung der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft als »eine der schönsten deutschsprachigen Novellen« bezeichnet wurde. Eine solche Charakterisierung ist sicherlich nicht falsch, sie lässt sich aber auf jeden Fall mit Blick auf die in dieser Erzählung begegnenden Eigennamen und ihre Funktionen in Anspruch nehmen. Diese Namen als sprachliche Zeichen sind ganz offensichtlich vom Dichter jeweils bewusst-personenorientiert ausgewählt und gegeben worden. Fragt man, wie ich das vor einiger Zeit getan habe, Dichter danach, wie sie die Namen für ihre literarischen Figuren (er)finden und welche Gesichtspunkte für sie dabei entscheidend sind, so bekommt man wiederholt die Antwort: Die Namen müssen »passen«. Hätte ich Thomas Mann befragen können, wäre seine Antwort sicher entsprechend ausgefallen. Aber auch ohne eine solche direkte Auskunft können wir dies indirekt aus seinem Werk schließen – übrigens nicht nur aus der genannten Novelle, sondern auch aus seinen übrigen Werken. Wir wollen das exemplarisch an »Tonio Kröger« untersuchen.
Gesprächstraining
(2004)
Die Substantivkomposition ist im Deutschen bekanntlich sehr spezifisch ausgeprägt und war insofern schon immer für den interlingualen Vergleich interessant. Die vorliegende Studie kann sich daher auf zum Teil hervorragende Grammatiken und Monografien stützen, deren Resultate sie einem neu perspektivierten Vergleichsüberblick zusammenträgt: Verglichen werden Komposita hinsichtlich der verschiedenen Komplexitätsgrade, der Verwendung bestimmter Typen von Konstituenten, der Verwendung von Stammvarianten, der Rechts- und Linksköpfigkeit und der Nutzung bestimmter semantischer Modelle. Neu perspektiviert ist darüber hinaus auch, dass Komposita in einen überdachenden Kontext gestellt werden mit expliziten Derivaten und Phrasemen, nämlich in den Kontext der kombinatorischen Begriffsbildung. Erkundet werden soll dadurch vor allem, mit welcher Quantität und Qualität genau die Komposition, die Derivation und die Phrasembildung zur Bildung von Begriffen genutzt wird.
The second edition of Hermann Paul’s Principien der Sprachgeschichte [Principles of the History of Language] of 1886 is considered to be the true version of this milestone in linguistics. I consider why the circa 80 page shorter, that is ten chapters shorter, first edition did not yet receive such a high assessment. What could have been the author's reason for a revised version six years later? One must not only consider the inclusion of newer and foreign research literature but also the beginning of Paul’s work on his German dictionary which was published in 1897. The relationship between the second edition of the Principien and Paul’s lexicographic procedure resulted in substantial methodological and theoretical innovations. These were either caused or stimulated in the second edition by the lexicographic procedure. Altogether four types of evidence were examined. He explained (1) the meaning of the terminological pair ‘usuell’ and ’occasionell’, (2) explicit references to lexicographic aspects, (3) sort and context of the discussion of semantics in the recently included literature, and (4) classification of meaning change based on ancient rhetoric categories. My conclusion, in general, is that a text-oriented history of linguistics must include the intertextual references: It does not matter whether it concerns a theoretical thesis, empirical analyses, or presentations addressed to non-linguistic readers.
Idiome aus kognitiver Sicht
(2004)
In diesem Beitrag werden die Grundzüge einer kognitiven Theorie der Idiomatik und einige ihrer wichtigsten Module vorgestellt. Aktuelle Aufgaben dieser Forschungsrichtung liegen vor allem im semantischen, aber auch im syntaktischen und pragmatischen Bereich. Es wird eine Reihe von Basisheuristiken formuliert, die an ausgewählten Beispielen verifiziert werden. Dabei werden auch die Grenzen des kognitiven Herangehens an die Untersuchung phraseologischer Phänomene aufgezeigt. Ein Desiderat der Phraseologieforschung ist die Erarbeitung eines kognitiv basierten Inventars von Analysemethoden und -instrumentarien.
Dieser Artikel schlägt eine Reflexion vor über die möglichen Konvergenzen zwischen einerseits einer linguistischen Betrachtungsweise der wissenschaftlichen Interaktion, welche empfänglich für die „analytische Mentalität“ der ethnomethodologisch beeinflussten Konversationsanalyse ist, und andererseits einer Betrachtungsweise der wissenschaftlichen Praktiken, wie sie von den social studies of science befürwortet wird, zu denen die ethnomethodologischen Untersuchungen der wissenschaftlichen Arbeit auf zentrale Weise beigetragen haben. Die nun folgende Überlegung wird nicht auf abstrakte Art vollzogen werden, sondern auf der Grundlage von empirischen Daten, bei denen es sich um Tonband- und Videoaufnahmen von Interaktionen zwischen Forschern bei der Ausübung ihrer alltäglichen wissenschaftlichen Arbeit handelt. Die analysierten Transkriptionsauszüge werden es uns ermöglichen, die grundsätzlichen Anfangsüberlegungen, die unserer Analysepraxis zugrunde liegen, konkret aufzuzeigen; wir werden unsere Aufmerksamkeit besonders auf diejenigen Methoden lenken, mittels derer die Interaktionspartner eines ersten Sprechers nach der Äußerung seiner Proposition mit dem Gespräch fortfahren, um diese erste Proposition anzunehmen, zu verändern oder abzulehnen. Eine solche empirische Durchmusterung wird es uns erlauben, die Art zu verdeutlichen, wie die interaktionalen Praktiken der Forscher in den Entstehungsprozess des wissenschaftlichen Wissens, in das Erscheinen von Argumenten, Thesen und Ideen eingreifen, die sich entweder durchsetzen und stabilisieren können oder aber die, im Gegenteil, instabil und kontrovers bleiben, d.h. die es schaffen oder umgekehrt es gerade nicht schaffen, sich in Wissensobjekten herauszukristallisieren.
Am 21. November 2003 fand unter dem Titel »Konzessive Konnektoren und Konzessivität im Sprachvergleich« im Vortragssaal des Instituts für Deutsche Sprache ein interdisziplinäres Kolloquium statt. Die Arbeitsgruppe »Handbuch der deutschen Konnektoren« knüpfte damit an eine ähnliche Veranstaltung vom Dezember 2002 an (vgl. Sprachreport Nr. 1/2003, S. 33-36). Es ging darum, die Konzessivrelation semantisch zu bestimmen und abzugrenzen sowie die zu ihrer grammatischen Kodierung verfügbaren Sprachmittel des Deutschen und einiger europäischer Vergleichssprachen vor einem sprachtypologischen Hintergrund gegenüberzustellen. Es wurden je eine germanische, eine romanische und eine slawische Vergleichssprache ausgewählt, nämlich das Niederländische, das Portugiesische und das Russische. Damit fiel die Wahl zugleich auf Sprachen, die bislang weniger häufig und weniger detailliert mit dem Deutschen verglichen worden sind.
Auf der Grundlage einer ethnographisch-soziolinguistischen Untersuchung gibt der vorliegende Beitrag einen groben Überblick über die türkische Migrantengemeinde in Mannheim, die Tendenzen zur Segregation und Abgrenzung von der übrigen Gesellschaft zeigt, neben einer Orientierung auf erfolgreiche soziale und berufliche Karrieren im nationalen und internationalen Rahmen. Im Mittelpunkt der Beschreibung steht die soziale und sprachliche Entwicklung von Migrantenkindern und Jugendgruppen in Bezug auf ihre Orientierung in die eine oder andere Richtung, wobei die jeweiligen sprachlichen Repertoires und Kommunikationspraktiken kurz geschildert werden.
In diesem Beitrag befassen sich die Autoren mit der zentralen Ausgangsbedingung von Gesprächen, in denen es darum geht, Regelungen für Konfliktsituationen herbeizuführen - nämlich mit dem Umstand, dass die Kontrahenten durch Interessengegensätze und durch vorausgegangene Streitvorkommnisse zueinander positioniert sind. Diese Ausgangsbedingung problematisieren sie an empirischen Materialien aus dem Bereich der vor- bzw. außergerichtlichen Streitschlichtung.
Konklusiva und Konklusivität
(2004)
Die kontinuierliche Ausweitung des Gegenstandsbereichs der Phraseologie in den vergangenen 30 Jahren geht einher mit einer Pragmatisierung theoretischer Grundannahmen in der Disziplin selbst. Damit ist nicht die Frage der „Verwendung von Phraseologismen" gemeint, sondern das zunehmende Gewicht der Frage, welche Ausdrücke Sprecherinnen und Sprecher pragmatisch als Einheiten der Sprachproduktion und des Sprachverstehens behandeln. Der negativ bestimmten, gut operationalisierbaren Eingrenzung des Phraseologischen als eines Ausdrucksbereichs, der grammatisch und semantisch postulierten Wohlgeformtheitsbedingungen nicht genügt, korrespondiert fachgeschichtlich die positive Bestimmung als Tradition des Sprechens. Rekurrente Ausdrucksselektion und -kombination kann diachron durch semantischen, grammatischen und phonologischen Strukturverlust geprägt sein, aber dieser ist nicht die Ursache, sondern eine mögliche Folge idiomatischer Prägung. Die Ursache ist die durch koordinierte Selektivität der Sprecherinnen und Sprecher etablierte, konventionell arbiträre Einschränkung der Produktions- und Interpretationsoptionen. Kommunikations- und sprachtheoretisch gibt es deshalb gute Gründe, einen weiten Bereich der Bildung usueller komplexer Ausdrücke ohne Strukturverlust anzunehmen. Er umfasst die pragmatisch konstituierten Leistungseinheiten der idiomatischen Kompetenz. Der so genannte „feste" Bereich sprachlichen Ausdrucks besteht vor allem darin, dass Sprecherinnen und Sprecher die inhaltsseitig kontextuell indizierten und ausdrucksseitig als typisch bewerteten usuellen Selektionen und Kombinationen ihres Idioms kennen. Die Aktualität dieser Fragen spiegelt sich im Kontextualisierungsparadigma der jüngeren Pragmatik, das Kommunikation wesentlich als ein pars-prototo-Geschehen versteht, in der „Kollokations-Konjunktur" in Lexikologie und -graphie, die es nahe legt, Wortbedeutung pragmatisch als Bedeutung text- und domänengebundener Kollokationen zu behandeln und ebenso in der Grammatikalisierungsdiskussion, die systematisch mit Einheiten zwischen Lexikon und Grammatik rechnet. Die problemgeschichtlich orientierte Darstellung rekonstruiert eine konvergente Entwicklung im Verhältnis von phraseologischer Theorie und allgemeiner Sprachtheorie.
Der Beitrag bietet, ausgehend von neueren Forschungen zur Syntax und Semantik von Konnektoren, eine Strukturierung der „Landschaft“ konzessiver Ausdrücke des Deutschen, indem ihre syntaktischen (Wortartzugehörigkeit, Rektionseigenschaften, Topologie) und semantischen Charakteristika (Argumentstruktur, Verknüpfungsebenen, Fokus-Hintergrund-Gliederung) und deren Interaktion systematisch erfasst werden. Mit dem benutzten Beschreibungsinstrumentarium lassen sich nicht nur konzessive Ausdrücke klarer von benachbarten, etwa adversativen, abgrenzen, sondern es lassen sich auch wesentliche Unterschiede zwischen „konzessiven“ Adverbien wie trotzdem, dennoch und konzessiven Subjunktoren in Informationsstruktur und semantischer Argumentstruktur herausarbeiten. Ferner wird gezeigt, inwieweit inferenzbasierte dynamische Aspekte bei Konzessivkonnektoren (mögliche und nicht-mögliche Quellen konzessiver Sekundärinterpretationen; Weiterentwicklungen zum „Diskursmarker“) kalkulierbar sind.
Der Beitrag zeigt, wie die im korpuslinguistischen Gesamtkonzept des Instituts für Deutsche Sprache entwickelten und in der praktischen Korpusarbeit konsequent umgesetzten Prinzipien sowie die entsprechenden automatischen Methoden der Korpuserschließung und -analyse für die linguistische Forschung und die Lexikografie fruchtbar gemacht werden können. Im Mittelpunkt steht dabei das Erklärungspotenzial der statistischen Kookkurrenzanalyse, einer automatischen Korpusanalysemethode, die einen sinnvollen Zugang zu sprachlichen Massendaten und damit zu sprachlichem Usus eröffnet. Die Anwendung dieser Methode ermöglicht darüber hinaus die Erfassung, Verifizierung und lexikografische Beschreibung usueller Wortverbindungen auf einer umfassenden empirischen Basis. Es wird grundsätzlich zwischen dem statistisch erhobenen Kookkurrenzpotenzial, also der berechneten lexikalischen Kohäsion zwischen sprachlichen Entitäten, und der nachgelagerten linguistischen Interpretation unterschieden. Die automatische Analyse bringt Kookkurrenzcluster hervor, die nicht nur binäre Relationen zwischen einem Bezugswort und einem Kookkurrenzpartner abbilden, sondern multiple Strukturen konstituieren können. Diese Cluster fungieren als „Bausteine der Kommunikation“ und weisen Evidenzen für verschiedenste sprachliche Informationen auf. So können sie semantische und pragmatische Aspektuierungen des Wortgebrauchs, formelhafte Ausprägungen oder auch idiomatische Gebundenheiten indizieren. Schließlich wird in einem Ausblick dargestellt, wie diese Methoden im elexiko-Modul ‚Usuelle Wortverbindungen‘ zur systematischen lexikografischen Erfassung und Beschreibung üblicher Wortverbindungen des Deutschen eingesetzt werden. Ziel ist es, ein korpusbasiertes elektronisches ‚Mehrwortlexikon‘ für das Deutsche zu erstellen und gleichzeitig neue Einblicke in die Kohäsions- und damit auch in Vernetzungsphänomene des deutschen Wortschatzes zu erlangen.
Linguistische Korpora
(2004)
Mündlich kommunizieren
(2004)
Der Beitrag schlägt das Konzept der 'Positionierung' als Instrument zur empirischen Erforschung narrativer Identitäten auf der Basis von autobiographischen Erzählungen vor. Es wird dafür argumentiert, dass die Perspektive der Positionierung einen materialgestützten und materialadäquaten Zugang zu Prozessen der Identitätskonstitution in mündlichen Stegreiferzählungen bietet, da es die identitätsrelevanten darstellerischen wie performativen Handlungen von Erzählern zu rekonstruieren erlaubt. Dabei wird zwischen verschiedenen Ebenen und Bezügen unterschieden: Selbst- und Fremdpositionierungen, Positionierungen dargestellter Figuren innerhalb der Erzählzeit und von Erzähler und Zuhörern in der erzählten Zeit sowie die Relation zwischen erzählenden und erzähltem Ich. Diese Differenzierungen erlauben nicht nur eine detaillierte Rekonstruktion unterschiedlicher Facetten und Verfahren der Herstellung narrativer Identität, sie eröffnen auch psychologisch und soziologisch aufschlussreiche Einblicke in die Relationen zwischen Identitätsentwürfen auf den verschiedenen Ebenen.
Rund 700 Neologismen werden in diesem ersten größeren Neologismenwörterbuch für das Deutsche dargestellt. Bei ihnen handelt es sich um neue Wörter, neue Bedeutungen von Wörtern und neue feste Wortverbindungen, die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in die Allgemeinsprache eingegangen sind. Ziel ist es, den allgemein großen Informationsbedarf in Bezug auf neuen Wortschatz zu befriedigen. Präsentiert werden rund 700 Neologismen, d.h. Neulexeme (z.B. Eurowährung) Neubedeutungen (z.B. surfen) und Neuphraseologismen (z.B. im grünen Bereich), die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in die deutsche Allgemeinsprache eingegangen sind. Das erste größere, nach Prinzipien der wissenschaftlichen Lexikographie erarbeitete Neologismenwörterbuch für das Deutsche will den Informationsbedarf, der gemeinhin in Bezug auf neuen Wortschatz besteht, befriedigen. Um dies zu erreichen, wurden für eine ausführliche deskriptive und auf umfangreichen Textkorpora fußende Beschreibung der Neologismen z.T. neue Datentypen und Präsentationsformen gewählt, die die in der Lexikographie bekannten in sinnvoller Weise ergänzen und bereichern.
Die Autoren, erfahrene Lexikographen, arbeiten seit längerem auf dem Gebiet der Neologismenforschung.
Neues zur DVG
(2004)
Die Dependentielle Verbgrammatik (DVG) hat seit ihrer Begründung, vor allem aber seit 1988, eine Reihe wesentlicher Änderungen und Erweiterungen erfahren. Diese Änderungen, die sich teilweise aus der Auseinandersetzung mit der "Syntax der deutschen Sprache" von Hans-Werner Eroms (2000) ergaben, wurden in einem Fortbildungsseminar in Belgrad (Mai 2003), in einem weiteren Fortbildungsseminar in Słubice bei Frankfurt/Oder (September 2003) und in einer Projektsitzung in Santiago de Compostela (September 2003) vorgestellt und diskutiert. Sie werden nachfolgend geringfügig ergänzt wiedergegeben.
Innerhalb der generativen Theorien in Chomskys Tradition spielt das Lexikon während der letzten zwanzig Jahre eine zunehmend wachsende Rolle. Dies ist nicht zuletzt auf das Projektionsprinzip zurückzuführen. Es besagt, dass lexikalische Einheiten ihre semantischen und syntaktischen Grundzüge in allen relevanten Repräsentationen in der Grammatik beibehalten (Chomsky 1981). Die Grammatik wird in dieser Sichtweise als lexikalisch getrieben aufgefasst. Es ist deshalb auffallend, dass phraseologische Einheiten in der generativen Grammatik nur eine untergeordnete Rolle spielen, schlicht deshalb weil solche Einheiten als lexikalisch betrachtet werden. Dieser Vortrag geht zuerst auf einige theoretische Debatten ein, in denen der Status von phraseologischen Einheiten behandelt wird. Sodann wird gefragt, welche Funktion diese innerhalb einer generativen Sprachtheorie einnehmen können. Im Zentrum steht eine generative Theorie des Lexikons und das Problem, wie eine solche Theorie möglicherweise die syntaktischen Eigenschaften phraseologischer Einheiten erklären könnte.
Den Nagel auf den Kopf treffen und einen Nagel einschlagen - mit diesen beiden Ausdrücken wird das Spektrum der phraseologischen Wortverbindungen zwischen stärkerer und schwächerer Festigkeit angezeigt. Damit sind auch zwei hauptsächliche Fragestellungen indiziert, die die Phraseologieforschung seit ihren Anfängen bestimmt haben: einerseits diejenige nach den „auffalligen" festen Wortverbindungen, den Idiomen, andererseits diejenige nach den scheinbar selbstverständlichen Verbindungen von Wörtern, die gerade nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen, den Kollokationen.
Anschließend an eine Abgrenzung des Objektbereichs der Phraseologie soll eine Skizze einiger Forschungslinien zeigen, welche Bereiche der Phraseologie gut erforscht sind und wo Desiderate bestehen. Etwas genauer wird auf die problematische Schnittstelle von Grammatik und Phraseologie eingegangen. Aus dem Überblick soll einerseits hervorgehen, dass sich Phraseologie, metaphorisch gesprochen, nicht mit Kraut und Rüben befasst, dass aber andererseits eine forschungsgeschichtliche Verschiebung von den bisher als Kräutern gehandelten Idiomen zu den weniger beachteten Rüben zu prognostizieren ist.
Mehr oder weniger feste Wortverbindungen stellen keine Sonder-, sondern vielmehr Normalfalle sprachlicher Zeichenbildung dar. In krassem Gegensatz zum sprachlichen Normalstatus steht allerdings ihr linguistischer Reststatus in der traditionellen Theoriebildung. Wenn man zum Minimalkriterium deskriptiver Adäquatheit macht, gewöhnliche sprachliche Phänomene mit gewöhnlichen Mitteln einer linguistischen Theorie zu beschreiben, so ergibt sich aus der Statusspannung eine anspruchsvolle Aufgabe für künftige Theorien. Vorliegender Aufsatz stellt einen ersten Versuch dar, einen valenztheoretischen Beitrag zum phraseologischen Sprachnormalfall zu leisten.
Plural und Pluralität im Sprachvergleich, insbesondere zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen
(2004)
Der Aufsatz versteht sich als Baustein für eine systematische Beschreibung der Semantik von Konnektoren, d.h. satzverknüpfender Konjunktionen und Adverbien. Am Beispiel adversativer Konnektoren (aber, allerdings, während, dagegen etc.) soll zum einen aufgezeigt werden, welche Kriterien zu berücksichtigen sind, damit eine semantische Klasse als strukturiertes Feld beschrieben werden kann, zum anderen soll ein Modell vorgestellt werden, das es erlaubt, Polysemiephänomene bei Konnektoren differenziert und unter Wahrung einer möglichst bedeutungsminimalistischen Position zu erfassen.