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"Binnendeutsch" und "Hauptvariante Bundesrepublik". Zu Peter von Polenz' Kritik an Hugo Moser
(1989)
Transdisciplinary research is research not only on, but also for and, most of all, with practitioners. In the research framework of transdisciplinarity, scholars and practitioners collaborate throughout research projects with the aim of mutual learning. This paper shows the value transdisciplinarity can add to media linguistics. It does so by investigating the digital literacy shift in journalism: the change, in the last two decades, from the predominance of a writing mode that we have termed focused writing to a mode we have called writing-by-the-way. Large corpora of writing process data have been generated and analyzed with the multimethod approach of progression analysis in order to combine analytical depth with breadth. On the object level of doing writing in journalism, results show that the general trend towards writing-by-the-way opens up new niches for focused writing. On a meta level of doing research, findings explain under what conditions transdisciplinarity allows for deeper insights into the medialinguistic object of investigation.
Die traditionelle Einordnung von man als Indefinitpronomen wird in Zweifel gezogen, andere Zuordnungsmöglichkeiten werden geprüft. Zu diesem Zweck werden die Morphosyntax und die Semantik von man herausgearbeitet. Dabei steht insbesondere die Dichotomie 'generische' versus 'partikuläre' Verwendung zur Debatte. Abschließend wird ein kurzer Blick auf man aus der Lernerperspektive und im Sprachvergleich geworfen.
Die sprachlichen Veränderungen der letzten 20 Jahre sind von zwei Zeitabschnitten gekennzeichnet, die in Bezug auf die Wortschatzentwicklung unterschiedlicher nicht hätten sein können: Der erste, kurze, ist von der Wendezeit – mit auffälligem, meist nur vorübergehendem Lexemwandel – und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik – mit dem Verschwinden bzw. Austausch des größten Teils des DDR-typischen Wortschatzes – geprägt. Der zweite, wesentlich längere Abschnitt ist von der Entwicklung im vereinigten Deutschland mit einem im Vergleich unauffälligen, weil kontinuierlichen Wortschatzwandel bestimmt.
Im Beitrag werden ausgewählte semantische und syntaktische Eigenschaften von AcI-Konstruktionen bei Wahrnehmungsverben im Deutschen, Italienischen und Ungarischen anhand einer Korpusanalyse dargestellt. Dabei wird in erster Linie auf Eigenschaften eingegangen, denen in der bisherigen Forschung wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Das Hauptziel ist, syntaktische Eigenschaften der Konstruktion aufzudecken, die sich von den Eigenschaften von Sätzen mit einer weniger markierten syntaktischen Struktur unterscheiden. Des Weiteren wird auch auf den Grammatikalisierungsgrad der Konstruktion in den einzelnen Vergleichssprachen eingegangen.
Aktuelle Änderungen des Rats für deutsche Rechtschreibung 2016 - Hintergründe und Begründungen
(2016)
Albert Verdoodt: Der Stand der deutschen Sprache im Elsaß, Lothringen, Luxemburg und Ostbelgien
(1969)
Almanca tuhfe / Deutsches Geschenk (1916) oder: Wie schreibt man deutsch mit arabischen Buchstaben?
(2022)
Versified dictionaries are bilingual/multilingual glossaries written in verse form to teach essential words in any foreign language. In Islamic culture, versified dictionaries were produced to teach the Arabic language to the young generations of Muslim communities not native in Arabic. In the course of time, many bilingual/multilingual versified dictionaries were written in different languages throughout the Islamic world. The focus of this study is on the Turkish-German versified dictionary titled Almanca Tuhfe / Deutsches Geschenk [German Gift], published by Dr. Sherefeddin Pasha in Istanbul in 1916. This dictionary is the only dictionary in verse ever written combining these two languages. Moreover the dictionary is one of the few texts containing German words written in Arabic letters (applying Ottoman spelling conventions). The study concentrates on the way German words are spelled and tries to find out, whether Sherefeddin Pasha applied something like fixed rules to write the German lexemes.
Bestimmte adsubstantivisch verwendete Demonstrativa verfügen – über die deiktische und phorische hinaus – über eine so genannte anamnestische Gebrauchsweise. Diese Verwendung wird in der Literatur häufig vernachlässigt, obwohl sie nach mehreren Autoren (z.B. Diessel, Himmelmann) den Ausgangspunkt der Grammatikalisierung der Demonstrativa bildet. Im vorliegenden Aufsatz wird einerseits nachgeprüft, ob und inwieweit die in der einschlägigen Literatur beschriebenen allgemeinen Charakteristika der anamnestischen Demonstrativa für das Deutsche und das Ungarische zutreffen. Andererseits werden auch die Eigenschaften der indefiniten Gegenstücke der anamnestischen Demonstrativa in beiden Vergleichssprachen anhand von Korpusbeispielen untersucht. Zum Schluss wird auch auf die möglichen Grammatikalisierungswege der Demonstrativa eingegangen.
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
Argumentation gilt als zentrales rationales Verfahren gewaltfreier Problem- und Konfliktlösung. Die dabei vorausgesetzte Prämisse der Intersubjektivierbarkeit und Rationalitätsbestimmtheit wurde aber nie daraufhin geprüft, ob sie mit den Bedingungen und Zwängen der Herstellung und Durchführung von Gesprächen vereinbar ist. Auf der Basis einer detaillierten linguistischen Gesprächsanalyse von mehr als 60 alltagsweltlichen Problem- und Konfliktgesprächen wird in dem Beitrag skizziert, wie Argumentation in Gesprächen hergestellt und durchgeführt wird. Interaktive Sequenzierung und inhaltliche Bezugnahmen machen dabei deutlich, dass Gesprächsteilnehmer stets auf interaktionskonstitutive Elemente abheben: Was zur Herstellung von Gesprächen notwendig ist, wird in Gesprächen als Argument gewendet. Argumentation wird damit als eine soziale Handlungspraxis bestimmt, deren Ursprung in den Bedingungen, Möglichkeiten und Zwängen von Gesprächen, von sozialer Interaktion überhaupt liegt. Die für Argumentation konstitutive Anbindung an übergeordnete Handlungsorientierungen widerspricht dabei fundamental der Idee rein sachbezogener und interesseloser Aushandlung, wie sie seit der Antike in den Wissenschaften, aber auch im Alltagsdenken vorherrscht. Was Gesprächsteilnehmer beim Argumentieren antreibt, ist die Kraft intersubjektiven Glaubens an Argumentation als ein Verfahren zur Entwicklung einer gemeinsam geteilten Perspektive, und der Anspruch an das Verfahren als ein Validität garantierendes Verfahren wird dabei außerdem noch mit dem Anspruch auf die Validität des Ergebnisses einer Argumentation verwechselt. Die Kraft des intersubjektiven Glaubens und der Anspruch an das Verfahren sind die zentralen Bestandteile dessen, was hier Kommunikationsideologie genannt wird.
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem computergestützten Transkriptionsverfahren arabisch-deutscher Gesprächsdaten für interaktionsbezogene Untersuchungen auseinander. Zunächst werden wesentliche methodische Herausforderungen der gesprächsanalytischen Arbeit adressiert: Hinsichtlich der derzeitigen Korpustechnologie ermöglicht die Verwendung von arabischen Schriftzeichen in einem mehrsprachigen, bidirektionalen Transkript keine analysegerechte Rekonstruktion von Reziprozität, Linearität und Simultaneität sprachlichen Handelns. Zudem ist die Verschriftung von arabischen Gesprächsdaten aufgrund der unzureichenden (gesprächsanalytischen) Beschäftigung mit den standardfernen Varietäten und gesprochensprachlichen Phänomenen erschwert. Daher widmet sich der zweite Teil des Beitrags den bisher erarbeiteten und erprobten Lösungsansätzen ̶ einem stringenten, gesprächsanalytisch fundierten Transkriptionssystem für gesprochenes Arabisch.
Bedeutung und Standardinterpretation von Äußerungen mit negierten negativ-bewertenden Adjektiven
(2009)
Thema dieses Beitrags ist der Unterschied zwischen der Bedeutung und der Standard- oder „Default“-Interpretation von Äußerungen mit negierten lexikalischen bzw. un-präfigierten Antonymen graduierbarer Adjektive wie intelligent (z.B. X ist nicht dumm vs. X ist nicht unintelligent). Ausgehend von der Darstellung der Bedeutung und der Standardinterpretation der entsprechenden nicht-negierten Formen dieser Äußerungen (z.B. X ist dumm vs. X ist unintelligent) wird zunächst gezeigt, dass Äußerungen wie X ist nicht dumm und X ist nicht unintelligent sich im Hinblick auf das, was mit ihnen kodiert ist, unterscheiden: Äußerungen mit negierten lexikalischen Antonymen (X ist nicht dumm) umfassen sowohl den positiven als auch den neutralen Mittelbereich der jeweils relevanten Skala, solche mit negierten un-präfigierten Antonymen (X ist nicht unintelligent) hingegen nur den positiven Bereich. Die beiden Typen von Äußerungen unterscheiden sich aber auch im Hinblick auf ihre Standardinterpretation: Obwohl sie beide überlicherweise als ‚eher X‘ oder ‚ziemlich X‘ (z.B. ‚eher intelligent‘ oder ‚ziemlich intelligent‘) interpretiert werden, wird die mit den negierten, un-präfigierten Formen ausgedrückte Bewertung von Muttersprachlern (des Deutschen) häufig als positiver eingeschätzt als die Bewertung, die mit den negierten nicht-abgeleiteten Formen ausgedrückt wird.
Seit der Antike suggerieren Grammatiker, dass es für die Beschreibung bestimmter Sprachen nützlich ist, von einer Wortklasse auszugehen, die im Deutschen mit dem Terminus „Konjunktionen” belegt ist. So ging die traditionelle Grammatikschreibung auch für das Deutsche von der Wohlfundiertheit dieses Begriffs aus. In einigen neueren Grammatiken des Deutschen findet sich nun der Terminus „Konjunktion” nicht mehr, bzw. wird der Terminus nicht in der überkommenen Art verwandt. Gleichzeitig fehlt dort die mit ihm verknüpfte Klassenbildung. Dabei verzichten diese Grammatiken auf eine kritische Auseinandersetzung mit der traditionellen Annahme einer solchen Wortklasse bzw. argumentieren nicht überzeugend gegen sie. Ich möchte im Folgenden versuchen zu zeigen, warum auch künftige Grammatiken und Wörterbücher des Deutschen auf die Annahme einer Wortklasse „Konjunktionen” im traditionellen Sinn verzichten und stattdessen mindestens zwei Klassen - „Konjunktoren” und „Subjunktoren” - ansetzen sollten, deren Klassenmerkmale ich im Übrigen zu präzisieren versuchen werde. Des Weiteren ordne ich den letztgenannten Klassen die entsprechenden Einheiten des Deutschen zu.
Bericht über das Second International Symposium on Lexicography (Kopenhagen, 16.-17. Mai 1984)
(1984)
Brief an die Herausgeber zu den vorgelegten Neuregelungsvorschlägen zur deutschen Rechtschreibung
(1995)
Für die sprachbasierte Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften stellt CLARIN eine Forschungsinfrastruktur bereit, die auf die hochgradig heterogenen Forschungsdaten in diesen Wissenschaftsbereichen angepasst ist. Mit Werkzeugen zum Auffinden, zur standardkonformen Aufbereitung und zur nachhaltigen Aufbewahrung von Daten sowie mit der Bereitstellung von virtuellen Forschungsumgebungen zur kollaborativen Erstellung und Auswertung von Forschungsdaten unterstützt CLARIN alle wesentlichen Aspekte des Datenmanagements und der Datenarchivierung. Diese CLARIN-Angebote werden durch Beratungs- und Schulungsmaßnahmen begleitet.
Mit diesem Papier sollen LexikografInnen an ein Automatisierungstool der Textanalyse innerhalb der Korpuslinguistik herangeführt werden. Das am IDS entwickelte statistische Recherche- und Analysewerkzeug Cosmas bietet neue Zugänge zur Gewinnung semantischer Informationen über Wörter. Die Nutzungsmöglichkeiten dieses Instrumentariums für die Lesartendisambiguierung von Lexemen und deren Verifizierung mittels Kollokations- und Kontextanalyse werden erläutert, und anhand des Beispiels cool wird gezeigt, inwieweit sich semantische Informationen durch automatische Statistik extrahieren lassen. Dabei wird auf die Vor- und Nachteile der computerbasierten Analyse eingegangen. Darüber hinaus wird dargestellt, wie empirische lexikografische Disambiguierung modellgeleitet validiert werden kann. Um die Unterschiede zwischen herkömmlichen Beschreibungsmöglichkeiten und neuen statistischen Verfahren zu verdeutlichen, werden die Lesarten zu cool, wie sie im Duden GWDS (2000) dargestellt sind, mit den identifizierten Lesarten der Analyse mit Cosmas verglichen.
This paper gives an insight into a cross-media publishing process on different stages: from a printed bilingual syntagmatic dictionary for GFL to an online learner’s dictionary of German collocations to a German learner’s dictionary portal. On the basis of an sql database specially developed for a corpus-guided dictionary of German collocations, the bilingual syntagmatic learner’s dictionary KolleX was published in 2014. The first part of the article describes this lexicographic process, focusing the most relevant aspects of the dictionary concept, e. g. dictionary type, subject matter, corpus guided data selection and microstructure. The second part introduces the first online version of KolleX from 2016 and the profound changes in the editing system – from a desktop version (2005) to a web-based editing system (2016) –, which resulted successively in a prototype of a German learner’s dictionary portal, called E-KolleX DaF (2018–). Focusing on the aspects of dynamism and integration of different resources from a learner’s perspective the paper shows the innovative features of this new online reference work. The contribution presents the solutions for the integration of new datatypes in the database of KolleX and the linking to different data in German monolingual dictionary platforms. The paper outlines the web design, functioning and technical improvements of E-KolleX DaF. The conclusions provide an outlook to the forthcoming challenges.
Der vorliegende Beitrag bietet einen aktuellen Überblick über die derzeit im Internet verfügbaren Materialien mit Relevanz für das Fach Deutsch als Fremdsprache. Diese werden kritisch gesichtet, sortiert und ausgewertet und damit das Nutzungspotential des Internet als Informationsquelle, Kommunikationskanal und Unterrichtsmedium für Lernende und Lehrende des Deutschen als Fremdsprache ermittelt. Bezugspunkt der Diskussion sind dabei zum einen die Gegebenheiten und Bedürfnisse des Sprachunterrichts mit seinen Rahmenbedingungen, zum anderen aktuelle methodische Paradigmen des akademischen Fachs Deutsch als Fremdsprache und weniger technische, informationswissenschaftliche, semiotische oder allgemeine kommunikationswissenschaftliche Aspekte des Internet.
This paper describes the results of an empirical investigation carried out within the project Lessico Multilingue dei Beni Culturali (LBC), whose aim is to create a multilingual online dictionary of the lexicon of the Italian artistic heritage. The dictionary, whose lexicographic process has already started, is intended for linguists and specialist translators as well as for professionals in the tourism sector and students of Foreign Languages and Literatures. The investigation conducted through a questionnaire submitted to undergraduate students at the University of Milan and at the University of Florence has a double aim: to research the habits in the use of lexicographic tools by possible users of the dictionary (Italian Learners of German Language), and to identify preferences regarding macro-, medio- and microstructural features of the future LBC-dictionary to realize a user-friendly tool. After a brief introduction on the state of the art of the survey in the field of Dictionary Users Studies, the article describes the questionnaire and the results obtained from the pilot study. A summary and a discussion on the future developments of the project conclude the work.
Der Artikel widmet sich den politischen Fernsehinterviews im Ukrainischen und Deutschen aus der Perspektive der Persönlichkeit des Interviewers und der Schwierigkeiten, die vor und während des Fernsehinterviews auftreten. Kommunikative Abweichungen (Deviationen) werden als Unterschiede in den Erwartungen des Interviewers im Vergleich zu den Erwartungen des Befragten und des Adressaten aufgezeigt und analysiert. Besonderes Augenmerk wird auf das Beziehungsdreieck, bestehend aus Interviewer, Befragter und Adressat, gelegt. Bei der Beziehung zwischen diesen drei Größen spielen die Elemente Alter, Geschlecht, Status, Wissen, Interessen und Erwartungen eine wichtige Rolle und tragen zum Erfolg des Interviews bei. Dementsprechend übernimmt der Journalist drei Rollen: als Vertreter des Publikums, als Promotor des Eingeladenen (des Befragten) oder als Vertreter von sich selbst. Durch kommunikative Deviationen werden die Unterschiede in den Erwartungen der Kommunikatoren in einem Interview verstanden. In diesem Artikel wird nur auf die Abweichungen in den Fernsehinterviews in beiden Sprachen eingegangen, wenn der Interviewer andere Erwartungen an das Interview hat als der Befragte oder der Adressat (der Zuschauer), was für das erste ein Misserfolg ist, d.h. für den Interviewer. Es werden kommunikative Abweichungen des Interviewers gegenüber dem Befragten und dem Adressaten skizziert und die Strategien zur Überwindung von Misserfolgen eines Fernsehinterviews vorgeschlagen. Kommunikative Abweichungen als Verstöße gegen die Erwartungen des Interviewers in all seinen Erscheinungsformen können vermieden oder zumindest reduziert werden, wenn alle Elemente der Kommunikation auf informativer und emotionaler und sehr oft auf kommunikativ-situativer Ebene samt technischen Besonderheiten berücksichtigt werden.
Die in der gesprochenen Umgangssprache und in Dialekten weit verbreitete nominale Possessorkonstruktion des Typs dem Vater sein Hut tanzt in morphologischer, syntaktischer und semantischer Hinsicht außer der Reihe. Dessen ungeachtet hält sie sich hartnäckig in den genannten Varietäten und erscheint somit als funktional angemessen.
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Datenlage im Deutschen und stellt die Analysevorschläge im Hinblick auf Morphologie, syntaktische und semantische Struktur vor. Der Blick auf andere Sprachen und die Beschreibungsansätze in der allgemeinen Sprachtypologie erlauben eine neue Perspektive, die diese Konstruktion in den Kontext grundsätzlicher Alternativen für die Markierung syntaktischer Relationen („head-marking“ versus „dependent-marking“) einordnet. Auch dem viel diskutierten Thema der Entstehung der Konstruktion auf dem Wege von Reanalyse oder Grammatikalisierung sind unter dieser übergreifenden Perspektive neue Aspekte abzugewinnen. Abschließend wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften diese Konstruktion trotz grammatischer Sonderwege und Sanktionierung durch die normative Grammatik für die Sprecher attraktiv machen.
Im Deutschen und anderen europäischen Sprachen können Demonstrativa das Antezedens von Relativsätzen bilden oder als Determinator eines solchen Antezedens fungieren. Konstruktionen dieser Art weisen Besonderheiten in Bezug auf Form und Bedeutung auf: Einerseits finden sich Demonstrativa, die nicht oder nur marginal mit appositiven Relativsätzen kombiniert werden können, andererseits solche, die entweder keine restriktiven Relativsätze zulassen oder sich mit diesen nur in speziellen, nichtdeiktischen und nichtphorischen Bedeutungen kombinieren lassen. Zumindest einige dieser Besonderheiten scheinen auf allgemeinere, sprachübergreifende Beschränkungen hinzuweisen. So zeigt sich tendenziell, dass die Kombinierbarkeit von Demonstrativa mit restriktiven Relativsätzen mit der deiktischen Stärke des Demonstrativums korreliert: Distanzmarkierende und in diesem Sinn deiktisch starke Demonstrativa schließen restriktive Relativsätze tendenziell aus, während distanzneutrale oder nichtdeiktisch verwendbare Demonstrativa sie in der Regel zulassen. Beschränkungen dieser Art werden anhand des Deutschen, Französischen und Schwedischen aufgezeigt.
Der Einfluss extremistischer Gewaltereignisse auf das Framing von Extremismus in Online-Medien
(2020)
In diesem Beitrag untersuchen wir die Darstellung von Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus im medialen Diskurs am Beispiel von SPIEGEL Online, einem der deutschen Leitmedien. Wir leiten vier zentrale Dimensionen für die Konzeptualisierung von Extremismen ab: Ideologie und Organisation, Herkunft der Akteure, Stellung zur Gesellschaft und Typische Handlungen. Wir beobachten die Entwicklung der Darstellung der drei Extremismen an möglichen Bruchpunkten: Wir untersuchen das assoziative Framing der drei Extremismen vor und nach prominenten extremismusbezogenen Gewaltereignissen, namentlich die Anschläge des 11. September, die Veröffentlichung des NSU-Skandals und linksextremistische Aktivitäten während des G20-Gipfels in Hamburg. Mittels einer Kollokationsanalyse identifizieren wir mit den Extremismen assoziierte Aspekte und ordnen diese den Konzeptualisierungsdimensionen zu. Wir beobachten Veränderungen im Framing, die durch die ausgewählten Ereignisse bedingt sind, und vergleichen das resultierende Framing mit den Kerndefinitionen des Verfassungsschutzes aus dem Bericht des Jahres 2017, um mögliche Unterschiede in der Konzeptualisierung von Extremismen mit möglicherweise unterschiedlichen Handlungslogiken als Resultat divergierender Konzeptualisierungen herauszuarbeiten.
What is the subject of German linguistics? This seemingly simple question has no obvious answer. In the ZGL’s first issue, the editors required contributions to cover the whole of the German language and to be theoretically sound but application-orientated, whereas the current ZGL-homepage defines the German language of present and history in all its differentiations as its subject matter.
Looking through the fifty volumes of ZGL, three relationships can be identified as presumably enlightening the role of language, in particular the German language: language and mind; language and language use; language and culture. Though of a different systematic type, language and data should be added as an increasingly important pairing for conceptualizing language. On this basis, I also discuss the position of linguistic studies of the German language, mirrored in the ZGL-volumes, between social, cultural and natural sciences, as well as the corresponding epistemic approaches – like explaining vs. understanding.
Der kommunikative soziale Stil der "türkischen Powergirls", einer Migrantinnengruppe aus Mannheim
(2006)
Der folgende Beitrag basiert auf der ethnografisch-soziolinguistischen Untersuchung einer Gruppe türkischstämmiger Migrantinnen der zweiten Generation in Mannheim, den „türkischen Powergirls“. Im Zentrum der Untersuchung steht der kommunikative Stil der Gruppe, wie er sich in Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der Mitglieder und mit relevanten Anderen herausgebildet hat. Stil wird als Index für das kulturelle Selbstverständnis der Gruppe konzeptualisiert und stilistische Veränderungen, die im Laufe des Gruppenentwicklungsprozesses beobachtbar sind, werden als Ergebnis der Auseinandersetzung mit veränderten Lebensbedingungen und als Indiz für ein verändertes kulturelles Selbstbild gefasst. In dem Beitrag werden nach einer kurzen Charakteristik des kommunikativen Stils der Gruppe die deutschtürkischen Mischungen als salientes Stilmerkmal fokussiert und unter strukturellen und funktionalen Aspekten beschrieben.
In dem Beitrag wird das 2014 erschienene "Deutsch-russische Neologismenwörterbuch" vorgestellt, das besonders dem russischsprachigen Benutzer den neuen Wortschatz im Deutschen präsentiert, den er in Gesamtwörterbüchern meist vergeblich sucht. Auf einige Datentypen, d. h. Typen lexikografischer Informationen, wird genauer eingegangen, so auf die typischen Verwendungen der Stichwörter, auf die verschiedenartigen Verknüpfungen zwischen den Stichwörtern, auf die obligatorische Bedeutungserklärung und - ausführlich - auf die russischen Äquivalente.
Der Schein trügt nämlich
(2009)
The German particle nämlich is puzzling because it seems to have two independent semantic functions which strictly correlate with specific syntactic environments: if nämlich precedes an ,,orphan constituent" (Haegeman 1991) it specifies an underspecified discourse referent in the previous clause, and if nämlich appears in a whole clause its function is marking that the hostclause delivers an explanation to the previous clause. A polysemy- or even homonymy-analysis seems problematic precisely because of this strict correlation between syntactic environment and semantic function. In this paper we propose a unified analysis of nämlich. We argue that nämlich marks the property of the context that there is an implicit question to which the host of nämlich delivers a direct (short) answer (Jacobson 2008). Crucially, constituents are good short answers to constituent-questions (Who?), while whole clauses are only good short-answers to ,,sentence"-questions like Why p? Building on these intuitions we show how both readings of nämlich can systematically be derived and implement our analysis formally.
Seit 1985 sind in dieser Zeitschrift kontinuierlich Beiträge erschienen, die im Zusammenhang mit der deutschen Rechtschreibung und insbesondere mit den Bemühungen um ihre Neuregelung stehen (vgl. im einzelnen das Literaturverzeichnis A). ln diesem Beitrag geht es darum, Bilanz zu ziehen. Die beteiligten Arbeitsgruppen haben ihre Arbeit an dem Regelteil abgeschlossen und diesen den amtlich zuständigen Stellen und der Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme, Prüfung und Diskussion vorgelegt - womit die Kennzeichnung dieses Berichtes als Zwischen-Bilanz ihre Erklärung findet.
Deutsch als Fremdsprache und die Grammatik des Deutschen. Über die Fruchtbarkeit des fremden Blicks
(2000)
Der Beitrag stellt zunächst einige allgemeine Überlegungen zu Kategorisierungen von Sprachen an. Dann werden die Sprachenvielfalt im Baltikum und Statistiken von Deutschsprechern vorgestellt, bevor verschiedene Studien zum Deutschen im Baltikum erläutert werden. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Einordnung des Baltikums in Modelle der internationalen Stellung des Deutschen, mit deren Hilfe das Konzept Ergänzungssprache begründet wird. Schließlich werden einige Überlegungen dazu angestellt, welcher Nutzwert durch diese Konzeptualisierung entsteht.
Deutsch in Sprachkontakten
(2021)
Das vorliegende Heft vereint Beiträge zu Kontakten des Deutschen mit verschiedenen Sprachen nördlich, östlich und südlich des deutschsprachigen Kerngebietes. Sprachkontakt wird dabei aus unterschiedlichsten Perspektiven erfasst; die Aufsätze behandeln einzelne strukturelle Sprachebenen ebenso wie pragmalinguistische, historische, soziolinguistische und translatologische Themen. Die Ausgabe vereint damit Untersuchungen zu Sprachkontakten in der Vergangenheit (Saagpakk/Saar, Plaušinaitytė), zum Gebrauch in spezifischen Textsorten (Mencigar, Földes), bis hin zu Sprachgebrauchsphänomenen im Kontext von Covid-19 (Geyer). Andere Beiträge fokussieren auf die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen in Abhängigkeit von Kontakteinflüssen (Tibaut, Ščukanec/Durbek) oder dem Einfluss der Medien (Mack/Vollstädt/Vujović) oder diskutieren das Zusammenwirken von Sprachpolitik und Sprachgebrauch (Marten). Das Heft schließt mit mehreren Rezensionen und Projektberichten ab; insgesamt wird damit ein wesentlicher Ausschnitt aus der Bandbreite der germanistischen Sprachkontaktforschung in der Region von Estland bis Montenegro aufgezeigt.
Der Artikel diskutiert Ziele, Methoden und Probleme einer geplanten deutsch-französischen Übersetzungsplattform. Auf der Basis paralleler und vergleichbarer Korpora sollen mit Hilfe dieses elektronischen Werkzeuges nicht nur Übersetzungsvorschläge für Einzelwörter, sondern auch für Kollokationen, Phrasen und systematisierte Verwendungskontexte gemacht werden. Dabei geht es vor allem um die Erfassung jener Einheiten, die nicht in traditionellen Wörterbüchern stehen, aber bereits Usus sind. Das Projekt integriert drei Herangehensweisen: Korpusbasiertheit, Orientierung auf Idiomatizität als relevanes Übersetzungsprinzip, Kontextbezogenheit. Der Beitrag umreißt den Projektansatz anhand der Kollokationsproblematik.
Das hier vorgestellte Dissertationsvorhaben am Institut für Englische Philologie der Freien Universität Berlin möchte der Frage auf den Grund gehen, welche Veränderungen in der Sprachpolitik gegenüber bedrohten Sprachen durch die Einrichtung dezentraler Parlamente erreicht werden können. Untersucht wird die Sprachpolitik gegenüber der gälischen Sprache in Schottland sowie der samischen Sprache in Norwegen. Kern der Untersuchungen wird dabei die Frage sein, welche politischen Initiativen zur Sprachunterstützung es in den letzten Jahren gegeben hat. Insbesondere soll darauf eingegangen werden, dass es mit dem Schottischen Parlament sowie dem Sameting in Norwegen jetzt parlamentarische Vertretungen gibt, in denen die jeweilige Sprachgruppe wesentlich größeren Einfluss geltend machen kann als dies vormals der Fall war.
Dialektologische Fachtagung Bredevoort und Doetinchem (Niederlande), 14. bis 17. September 1996
(1998)
When collecting linguistic data using translation tasks, stimuli can be presented in written or in oral form. In doing so, there is a possibility that a systematic source of error can occur that can be traced back to the selected survey method and which can influence the results of the translation tasks. This contribution investigates whether and to what extent both of the aforementioned survey methods result in divergent results when using translation tasks. For this investigation, 128 informants provided linguistic data; each informant had to translate 25 Wenker sentences from Standard German into either East Swabian, Lechrain or West Central Bavarian dialect, as the case may be. The results show two tendencies. First, written stimuli lead to a slightly higher number of dialectal translation in segmental variables. Second, when oral stimuli are used, syntactic and lexical variables are translated significantly more often in such a manner that they diverge from the template. The results can be explained in terms of varying cognitive processing operations and the constraints of human working memory. When collecting data in the future, these tendencies should be taken into account.
Hypermedia und Internet revolutionieren die Gesellschaft in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen. Sie sind auch in der Linguistik nicht nur zum Forschungsgegenstand, sondern auch zum Präsentationsmedium geworden. Auch und besonders in der Gesprächsanalyse werden die Möglichkeiten der Darstellung und der Analyse durch den Einsatz elektronischer Systeme um ein Vielfaches erweitert. In diesem Beitrag möchten wir darüber informieren, wie und zu welchem Zweck Videodateien in verschiedenen online oder offline verfügbaren Systemen zur Gesprächsforschung eingesetzt werden, und versuchen, den Stellenwert dieses Einsatzes im gesprächsanalytischen Arbeitsprozess aufzuzeigen. Nach einer Darstellung der bisherigen wesentlichen Entwicklungsschritte des Gesprächsanalytischen Informationssystems GAIS und einem Überblick über andere Hypermediasysteme zeigen wir, wie man mit Hilfe von Videos die Flüchtigkeit des originalen Kommunikationsereignisses nachbilden oder in spezifischer Weise auf dieses Ereignis zugreifen kann. Ferner zeigen wir, wie sich der Videoeinsatz mit Phasen des gesprächsanalytischen Arbeitsprozesses verknüpfen lässt, und plädieren für eine Integration der didaktischen Vermittlung in diesen Prozess. Wir beschäftigen uns hier also mit den didaktischen Einsatzmöglichkeiten für Lehrende und den Lernmöglichkeiten für Studierende, die hypermediale Systeme in der Gesprächsanalyse bieten.
Sprachliche Zeichen im öffentlichen Raum (Linguistic Landscape - LL) tragen neben ihrer primären Bedeutung und Funktion wie Auskunft und Werbung auch sekundäre Informationen zur Sprachenhierarchie, zur Repräsentation von Minderheitensprachen, zur sprachlichen Toleranz gegenüber der Mehrsprachigkeit in diesem Raum, etc. Diese Vielschichtigkeit macht die sprachlichen Zeichen im öffentlichen Raum zu wertvollen Lernobjekten, an denen die im Berufsleben so bedeutende diskursive Lesefähigkeit der Studierenden trainiert werden kann. Der Beitrag öffnet Perspektiven auf die Möglichkeiten der Verknüpfung der LL-Analyse mit den Inhalten der traditionellen germanistischen Curricula wie auch benachbarter Fachbereiche und verweist auf bisherige Studien in diesem Bereich.
Die Auflösung der Mundart
(1961)