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There has been a long tradition of discussing the advantages and disadvantages of using foreign words in the German language. In the first part of this paper, an historical example of this discussion will be presented. It shows that at the end of the 18th century a highly differentiated approach to this question had been developed. The type of functional reasoning applied there could also be useful for the present discussion about the influence of English on the German language. A functional interpretation of the use of indigenous and foreign words respectively in a language like German unavoidably leads to the conclusion that the use of elements of foreign origin is an integral part of what it means to be a modem European language. Of course languages differ in the wavs in which they technically deal with this fact. To document the fact that the integration of the European tradition o f mutual cultural and linguistic contact is a characteristic feature of European languages, and that different languages deal with this in technically different ways, the second part o f this article compares a German non-fictional text with its counterparts in seven other European languages.
Anglizismen in Skatermagazinen : zur Behandlung jugendkultureller Medien im Deutschunterricht
(1998)
Dieser Artikel analysiert am Beispiel eines Racletteessens unter Freunden, wie innerhalb einer langen Sequenz das Warten auf den Beginn des Essens strukturiert wird. Während der fast 50 Minuten, die zwischen der Ankunft der ersten Gäste sowie dem Beginn des Essens vergehen, orientieren sich die Teilnehmer auf unterschiedliche Weise zum Warten als Aktivität. Das sukzessive Eintreffen der Gäste führt jeweils zu Eröffnungssequenzen innerhalb dieser Wartezeit. Anhand von Auszügen dieser Zeitspanne verfolgt die Analyse, wie sich die Teilnehmer zu dieser Zeitlichkeit des Wartens und (Noch-nicht-)Beginnens orientieren und wie sie den Anfang des Essens gemeinsam konstruieren.
Anleitungen zu schriftlicher Kommunikation : Betrachtungen zur Systematik von Privatbriefstellern
(1983)
Annotating Discourse Relations in Spoken Language: A Comparison of the PDTB and CCR Frameworks
(2016)
In discourse relation annotation, there is currently a variety of different frameworks being used, and most of them have been developed and employed mostly on written data. This raises a number of questions regarding interoperability of discourse relation annotation schemes, as well as regarding differences in discourse annotation for written vs. spoken domains. In this paper, we describe ouron annotating two spoken domains from the SPICE Ireland corpus (telephone conversations and broadcast interviews) according todifferent discourse annotation schemes, PDTB 3.0 and CCR. We show that annotations in the two schemes can largely be mappedone another, and discuss differences in operationalisations of discourse relation schemes which present a challenge to automatic mapping. We also observe systematic differences in the prevalence of implicit discourse relations in spoken data compared to written texts,find that there are also differences in the types of causal relations between the domains. Finally, we find that PDTB 3.0 addresses many shortcomings of PDTB 2.0 wrt. the annotation of spoken discourse, and suggest further extensions. The new corpus has roughly theof the CoNLL 2015 Shared Task test set, and we hence hope that it will be a valuable resource for the evaluation of automatic discourse relation labellers.
Annotating Spoken Language
(2014)
We continue the study of the reproducibility of Propp’s annotations from Bod et al. (2012). We present four experiments in which test subjects were taught Propp’s annotation system; we conclude that Propp’s system needs a significant amount of training, but that with sufficient time investment, it can be reliably trained for simple tales.
Feedback utterances are among the most frequent in dialogue. Feedback is also a crucial aspect of all linguistic theories that take social interaction involving language into account. However, determining communicative functions is a notoriously difficult task both for human interpreters and systems. It involves an interpretative process that integrates various sources of information. Existing work on communicative function classification comes from either dialogue act tagging where it is generally coarse grained concerning the feed- back phenomena or it is token-based and does not address the variety of forms that feed- back utterances can take. This paper introduces an annotation framework, the dataset and the related annotation campaign (involving 7 raters to annotate nearly 6000 utterances). We present its evaluation not merely in terms of inter-rater agreement but also in terms of usability of the resulting reference dataset both from a linguistic research perspective and from a more applicative viewpoint.
Anhand einer korpusgestützten Untersuchung komplexer Adjektive mit dem Erstelement {gender-} mit DeReKoVecs wird gezeigt, welche Möglichkeiten zur differenzierten sprachlichen Integration von neuen Diskurselementen die Wortbildung des Adjektivs bietet. Gerade die zwischen den klassischen Typen Komposition und Derivation stehenden Techniken bieten hier eine erhebliche Bandbreite an Möglichkeiten.
Diese Untersuchung hat zwei Zielsetzungen: Erstens möchte ich einen Teil des interpersonalen Bezugs, der sich sprachlich manifestiert, anhand der Anredeformen (AF) und Selbstbezeichnungen (SB) im Japanischen und Deutschen untersuchen und gegenüberstellen. Durch die Berücksichtigung pragmatischer Gesichtspunkte, d.h. situativer und sozialer Bedingungen für sprachliche Äußerungen, soll vermieden werden, daß der Vergleich auf der lexikalischen Ebene stehenbleibt.
Das beinhaltet auch schon das zweite Ziel dieser Arbeit: Ich möchte zeigen, daß für bestimmte Probleme der Kontrastierung von zwei lebenden Sprachen ein pragmatischer Ansatz zu relevanten Ergebnissen führt. Falls dies gelingt, müßten dann diejenigen Gebiete unseres Untersuchungsgegenstandes ausgesondert werden, bei denen ebenfalls ein pragmalinguistischer Ansatz besonders fruchtbar erscheint (wie vielleicht Honorativa, Zi-Ta-Fragen und Sprecherperspektive). Wie sehr die AF (und auch die SB) Ausdruck von "power and solidarity" sind, wie Brown und Gilman (1960) deutlich gemacht haben, zeigt sich tagtäglich, besonders in den Sprachen, die soziale Unterschiede durch verschiedene Anredeformen ausdrücken können.
Der Band enthält ein Spektrum von Untersuchungen zur deutschen Sprache aus inlands- und auslandsgermanistischer Perspektive. Die Beiträge vermitteln ein aspektreiches Bild gegenwärtiger germanistischer Forschung zur Struktur und Verwendung des Deutschen. Sie konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte: (1) Lexikalische und grammatische Strukturen, (2) Sprachvergleich, Sprachkontakt, Sprachpolitik, (3) Stile, Räume, Strategien. Die Beiträger(innen) sind Wissenschaftler(innen), die entweder dem IDS angehören oder dem IDS und dem Jubilar in langjähriger Zusammenarbeit verbunden sind.
Die deutsche Sprache ist im Jahr 2010 nicht nur das Thema einer Kampagne des Auswärtigen Amtes, in der das Deutsche zur Sprache der Ideen erklärt wird,ihr Wohlergehen scheint den Deutschen insgesamt am Herzen zu liegen. Das hat sich unter anderem bei einer Umfrage herausgestellt, die vom IDS für den Deutschen Sprachrat durchgeführt wurde. Nicht nur schätzen die Sprecher des Deutschen in der Mehrheit ihre Sprache, sie halten auch Sorgfalt beim Sprechen und Schreiben für erstrebenswert und finden, dass man mehr für die deutsche Sprache tun solle, vor allem die Schule stehe dabei in der Pflicht. Dass das Auswärtige Amt ein Jahr der deutschen Sprache mit dem Motto „Sprache der Ideen“ ausruft, passt gut in diesen Kontext. Immerhin hatten die Befragten unserer Umfrage neben den Schulen, wenn auch mit weitem Abstand, die Politik als eine Instanz genannt, die das ihre zu Erhalt und Förderung des Deutschen tun solle.
Ansichten über Sprache
(1985)
Ansprache des Präsidenten des Instituts für deutsche Sprache. 25 Jahre Institut für deutsche Sprache
(1990)
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
Antonomasie
(2014)
Antonymy is a relation of lexical opposition which is generally considered to involve (i) the presence of a scale along which a particular property may be graded, and hence both (ii) gradability of the corresponding lexical items and (iii) typical entailment relations. Like other types of lexical opposites, antonyms typically differ only minimally: while denoting opposing poles on the relevant dimension of difference, they are similar with respect to other components of meaning. This paper presents examples of antonymy from the domain of speech act verbs which either lack some of these typical attributes or show problems in the application of these. It discusses several different proposals for the classification of these atypical examples.
Anweisungstexte
(1982)
So far, Sepedi negations have been considered more from the point of view of lexicographical treatment. Theoretical works on Sepedi have been used for this purpose, setting as an objective a neat description of these negations in a (paper) dictionary. This paper is from a different perspective: instead of theoretical works, corpus linguistic methods are used: (1) a Sepedi corpus is examined on the basis of existing descriptions of the occurrences of a relevant verb, looking at its negated forms from a purely prescriptive point of view; (2) a "corpus-driven" strategy is employed, looking only for sequences of negation particles (or morphemes) in order to list occurring constructions, without taking into account the verbs occurring in them, apart from their endings. The approach in (2) is only intended to show a possible methodology to extend existing theories on occurring negations. We would also like to try to help lexicographers to establish a frequency-based order of entries of possible negation forms in their dictionaries by showing them the number of respective occurrences. As with all corpus linguistic work, however, we must regard corpus evidence not as representative, but as tendencies of language use that can be detected and described. This is especially true for Sepedi, for which only few and small corpora exist. This paper also describes the resources and tools used to create the necessary corpus and also how it was annotated with part of speech and lemmas. Exploring the quality of available Sepedi part-of-speech taggers concerning verbs, negation morphemes and subject concords may be a positive side result.
In this paper, we investigate the practical applicability of Co-Training for the task of building a classifier for reference resolution. We are concerned with the question if Co-Training can significantly reduce the amount of manual labeling work and still produce a classifier with an acceptable performance.
Applying terminological methods to lexicography helps lexicographers deal with the terms occurring in general language dictionaries, especially when it comes to writing the definitions of concepts belonging to special fields. In the context of the lexicographic work of the Dicionário da Língua Portuguesa, an updated digital version of the last Academia das Ciências de Lisboa’ dictionary published in 2001, we have assumed that terminology – in its dual dimension, both linguistic and conceptual – and lexicography are complementary in their methodological approaches. Both disciplines deal with lexical items, which can be lexical units or terms. In this paper, we apply terminological methods to improve the treatment of terms in general language dictionaries and to write definitions as a form of achieving more precision and accuracy, and also to specify the domains to which they belong. Additionally, we highlight the consistent modelling of lexicographic components, namely the hierarchy of domain labels, as they are term identification markers instead of a flat list of domains. The need to create and make available structured, organised and interoperable lexicographic resources has led us to follow a path in which the application of standards and best practices of treating and representing specialised lexicographic content are fundamental requirements.
Apposition
(1986)
This paper presents ongoing research which is embedded in an empirical-linguistic research program, set out to devise viable research strategies for developing an explanatory theory of grammar as a psychological and social phenomenon. As this phenomenon cannot be studied directly, the program attempts to approach it indirectly through its correlates in language corpora, which is justified by referring to the core tenets of Emergent Grammar. The guiding principle for identifying such corpus correlates of grammatical regularities is to imitate the psychological processes underlying the emergent nature of these regularities. While previous work in this program focused on syntagmatic structures, the current paper goes one step further by investigating schematic structures that involve paradigmatic variation. It introduces and explores a general strategy by which corpus correlates of such structures may be uncovered, and it further outlines how these correlates may be used to study the nature of the psychologically real schematic structures.
Between classical symbolic word sense disambiguation (wsd) using explicit deep semantic representations of sentences and texts and statistical wsd using word co-occurrence information, there is a recent tendency towards mediating methods. Similar to so-called lightweight semantics (Marek, 2009) we suggest to only make sparse use of semantic information. We describe an approximation model based upon flat underspecified discourse representation structures (FUDRSs, cf. Eberle, 2004) that weighs knowledge about context structure, lexical semantic restrictions and interpretation preferences. We give a catalogue of guidelines for human annotation of texts by corresponding indicators. Using this, the reliability of an analysis tool that implements the model can be tested with respect to annotation precision and disambiguation prediction and how both can be improved by bootstrapping the knowledge of the system using corpus information. For the balanced test corpus considered the recognition rate of the preferred reading is 80-90% (depending on the smoothing of parse errors).
Apresentação
(2009)
Im Verlauf der Geschehnisse in der arabischen Welt seit 2011 gewann der Begriff Arabischer Frühling an Bedeutung und avancierte zum Leitausdruck des Diskurses. Der Beitrag geht den Fragen nach, wie der Begriff Arabischer Frühling in der deutschsprachigen Öffentlichkeit sprachlich realisiert, mit welchen sprachlichen Mitteln er konstruiert und mit welchen Ereignissen – zuweilen auch Katastrophen – er identifiziert wurde bzw. wird. Dabei wird auf die symbolische Funktion des Frühlings sowohl aus historischer Perspektive der Vormärzzeit als auch aus heutiger Sicht eingegangen. Im Blickfeld der Untersuchung stehen darüber hinaus die Jahreszeitenbezeichnungen Winter, Herbst und Sommer und ihr symbolisches Verhältnis zu den arabischen Revolutionen.
Architektur und Sprache
(1993)
Phonesthemes (Firth 1930) are sublexical constructions that have an effect on the lexico-grammatical continuum: they are recurring form-meaning associations that occur more often than by chance but not systematically (Abramova/Fernandez/Sangati 2013). Phonesthemes have been shown (Bergen 2004) to affect psycholinguistic language processing; they organise the mental lexicon. Phonesthemes appear over time to emerge as driven by language use as indexical rather than purely iconic constructions in the lexicon (Smith 2016; Bergen 2004; Flaksman 2020). Phonesthemes are acknowledged in construction morphology (Audring/Booij/Jackendoff 2017) as motivational schemas. Some phonesthemes also tend to have lexicographic acknowledgment, as shown by etymologist Liberman (2010), although this relevance and cohesion appears to be highly variable as we will show in this paper.
This work exploited coarticulation and loud speech as natural sources of perturbation in order to determine whether articulatory covariation (motor equivalent behavior) can be observed inspeech that is not artificially perturbed. Articulatory analyses of jaw and tongue movement in the production of alveolar consonants by German speakers were performed. The sibilant /s/ shows virtually no articulatory covariation under the influence of natural perturbations, whereas other alveolar consonants show more obvious compensatory behavior. Our conclusion is that an effect of natural sources of perturbation is noticable, but sounds are affected to different degrees.
Our paper describes an experiment aimed to assessment of lexical coverage in web corpora in comparison with the traditional ones for two closely related Slavic languages from the lexicographers’ perspective. The preliminary results show that web corpora should not be considered ― inferior, but rather ― different.
Der Beitrag thematisiert einen in der Forschung bislang kaum beachteten Parameter für grammatische Variation im Standard: die Arealität. Im ersten Teil folgen Begriffsklärungen, zunächst zum Terminus areal (mit einer Stellungnahme zur Debatte um das Deutsche als plurizentrische bzw. pluriareale Sprache), dann zu der Frage, wie Standard als Gebrauchsstandard definiert werden kann und in welcher Relation dazu der Terminus Kodex steht. Danach wird mit Blick auf das Projekt „Variantengrammatik des Deutschen“ aufgezeigt, wie areale grammatische Variation im Deutschen empirisch zu beschreiben ist. Der letzte Teil präsentiert Fallbeispiele, anhand derer sich das Erfassen von Varianten - von der Recherche in einem areal ausgewogenen Korpus bis zu ihrer Kodifikation in den Gebrauchsstandards des Deutschen - nachzeichnen lässt.
Areale Variation und phonologische Theorie: Überlegungen am Beispiel der mitteldeutschen Epenthese
(1997)
Anhand der vor allem in den mitteldeutschen Orts- und Regionaldialekten verbreiteten sog. Vokalepenthese wird gezeigt, wie phonologische Theorienbildung und dialektologische Beschreibung sich ergänzen und inspirieren können. Um die dialektologischen Fakten im Zusammenhang der sog. Vokalepenthese nicht nur lexikographisch und dialektkartographisch zu erfassen, sondern auch zu verstehen, ist es notwendig, sich über die Art dieses Phänomens Gedanken zu machen. Im vorliegenden Beitrag wird insbesondere diskutiert, ob und wie Modelle aus der Artikulatorischen Phonetik, der Autosegmentalen Phonologie, der Optimalitätstheorie und der zweidimensionalen Variationsphonologie zur Erklärung der Vokalepenthese dienen können.
Argumentation gilt als zentrales rationales Verfahren gewaltfreier Problem- und Konfliktlösung. Die dabei vorausgesetzte Prämisse der Intersubjektivierbarkeit und Rationalitätsbestimmtheit wurde aber nie daraufhin geprüft, ob sie mit den Bedingungen und Zwängen der Herstellung und Durchführung von Gesprächen vereinbar ist. Auf der Basis einer detaillierten linguistischen Gesprächsanalyse von mehr als 60 alltagsweltlichen Problem- und Konfliktgesprächen wird in dem Beitrag skizziert, wie Argumentation in Gesprächen hergestellt und durchgeführt wird. Interaktive Sequenzierung und inhaltliche Bezugnahmen machen dabei deutlich, dass Gesprächsteilnehmer stets auf interaktionskonstitutive Elemente abheben: Was zur Herstellung von Gesprächen notwendig ist, wird in Gesprächen als Argument gewendet. Argumentation wird damit als eine soziale Handlungspraxis bestimmt, deren Ursprung in den Bedingungen, Möglichkeiten und Zwängen von Gesprächen, von sozialer Interaktion überhaupt liegt. Die für Argumentation konstitutive Anbindung an übergeordnete Handlungsorientierungen widerspricht dabei fundamental der Idee rein sachbezogener und interesseloser Aushandlung, wie sie seit der Antike in den Wissenschaften, aber auch im Alltagsdenken vorherrscht. Was Gesprächsteilnehmer beim Argumentieren antreibt, ist die Kraft intersubjektiven Glaubens an Argumentation als ein Verfahren zur Entwicklung einer gemeinsam geteilten Perspektive, und der Anspruch an das Verfahren als ein Validität garantierendes Verfahren wird dabei außerdem noch mit dem Anspruch auf die Validität des Ergebnisses einer Argumentation verwechselt. Die Kraft des intersubjektiven Glaubens und der Anspruch an das Verfahren sind die zentralen Bestandteile dessen, was hier Kommunikationsideologie genannt wird.
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen politischer Argumentation und politischem System in der Schweiz. Vor allem mit Verweisen auf Ergebnisse aus den Sozialwissenschaften wird zunächst plausibilisiert, dass es ein anhaltendes internationales Interesse an direkter Demokratie gibt und dass die (halb)direkte Demokratie in der Schweiz insgesamt gut funktioniert. Anschließend argumentiert der Beitrag dafür, dass die politische Kommunikation und im Besonderen die politische Argumentation in der Schweiz nicht nur von der (halb)direkten Demokratie geprägt sind, sondern auch zu deren Funktionieren beitragen. Zu diesem Zweck werden vorrangig Ergebnisse verschiedener Studien aus dem SNF-Forschungsprojekt „Politisches Argumentieren in der Schweiz“ (2018–2021) aufeinander bezogen. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die politische Kommunikation und Argumentation für die erfolgreiche Existenz direktdemokratischer Instrumente eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben.
Argumentation nicht erwünscht – Einstellungen zum Argumentativen im Japanischen und Deutschen
(2017)
Dieser Beitrag behandelt Erscheinungsweisen des Argumentativen im Japanischen und Deutschen. Diesbezügliche Unterschiede und ihre Hintergründe werden je nach alltäglichen und institutionalisierten Situationen dargestellt. Im ersten teil werden Relationen von schwer bemerkbaren Normalitäten verbaler Interaktion und Kooperationsstilen dargestellt. Unterschiedliche Orientierung an Gleichheit bzw. Andersartigkeit entspricht jeweils positiver oder negativer Einstellung zur Argumentation. Die Grundzüge argumentativer Handlungen im Japanischen und Deutschen, die sich vorwiegend in Alltagsinteraktionen manifestieren, werden skizziert. Anhand deutschsprachiger Beispiele wird gezeigt, wie in (halb-)öffentlichen Diskursen eine positive Einstellung zur Argumentation reflexiv ausgedrückt wird. Krasse Differenzen zum Japanischen sind zu erwarten. Im zweiten Teil werden zuerst Hinweise auf historische Prozesse der Modernisierung Japans als Hintergrund der negativen Einstellung zur Argumentation gegeben. Anschließend werden in Anlehnung an kritische Untersuchungen öffentlicher Diskurse Beobachtungen über die gegenwärtige Situation vorgestellt. Der dritte Teil behandelt zur Erörterung der oben erwähnten Umstände sprachlich- interaktionale Eigenschaften des stigmatisierenden Worts hühyö ('Gerücht'). Dabei geht es um eine Herausarbeitung von Strategien zum Vorbeugen und Außerkraftsetzen der prototypischen Form der Argumentation. Zum Schluss wird nach der Zusammenfassung der Ausführungen auf den Sinn der Argumentation als allgemeines Werkzeug der Konfliktbewältigung hingewiesen.
Dieser Beitrag versucht, statistische Regelmäßigkeiten in der Abfolge von Sprecheinheiten Innerhalb von Gesprächen zu ermitteln. Das Augenmerk richtet sich auf die Unterscheidung und Erfassung von argumentativen Kategorien in Konfliktgesprächen zwischen Müttern und ihren jugendlichen Töchtern. Als konfliktäres Argument wird die Begründung einer Person in einer Konfliktsituation bezeichnet, mit der ein Ziel oder ein anderes Argument gestützt oder geschwächt werden soll. Wir betrachten Fakten, Bewertungen, Konnexe, Normen und Präferenzen als Elemente einer Kognition "konfliktäres Argument". Ein Argument kann bezogen auf ein Ziel oder ein anderes Argument stärkenden (stützenden, zusätzlich stützenden), modifizierenden (relativierenden) oder schwächenden (einwendenden, gegenbehauptenden) Charakter tragen. Neben argumentativen Elementen im engeren Sinne werden auch gesprächssteuernde Kategorien betrachtet: Initiativen (Aufforderungen, Fragen) sowie Reaktiven (positive, negative Reaktionen auf Argumente oder Initiativen). Die Art und Qualität der aktivierten und vorgebrachten Argumente wird als abhängig betrachtet von den Motiven der beteiligten Partner. Bei Müttern werden Kontrollmotive, bei Töchtern vor allem Individuierungsmotive an-genommen. Es wird erwartet, daß sich diese Tendenzen in den Mikrosequenzen niederschlagen. Datenbasis sind 60 Gespräche zwischen 30 Müttern und Töchtern im Alter von 12 bis 24 Jahren. Jede Dyade diskutierte zwei aktuelle Konflikte nach freier Wahl. Die transkribierten Gespräche wurden nach dem Mannheimer Argumentations-Kategorien-System, das sich an den o.a. theoretischen Konstrukten orientiert, in Einheiten zerlegt und klassifiziert. Die Kategorien erwiesen sich als ausreichend objektiv und rellabel. Die Auswertungen erfolgten über log-lineare und lag-sequentielle Analysen. Bei den Ergebnissen konnten wir die Phänomene der Zustimmungs-Relativierungs-Sequenz und der Argument-Reihung als In-turn-Sequenzen Identifizieren. Als turn- übergreifende Muster fielen besonders deutlich auf der negative Reaktionszyklus: eine über drei bis vier lags andauernde Folge von negativen Reaktionen auf Argumente. Weiter bezeichneten wir mit Argumentkonfrontation die Tendenz, daß Gegenargumente überzufällig häufig mit Gegenargumenten gekontert wurden. Besonders bei Müttern waren weiter repetitive Phänomene erkennbar. Sie bestanden darin, daß Initiativen, Insbesondere Aufforderungen und Klärungsfragen nach einer Reaktion wiederholt wurden. Wir nennen das "Insistieren" bzw. "Nachhaken". Mit Bezug auf die Dimension der Argumentelemente konnten deutliche Sequenzen von Abfolgen nicht ermittelt werden. Die Partnerinnen neigten dazu, ihre Argumente jeweils auf der gleichen Ebene (Fakten, Bewertungen, Konnexen und Präferenzen) anzusiedeln, was als Hinweis auf kohärent elementbezogenes Argumentieren aufzufassen Ist. Die Ergebnisse bestätigen in großen Teilen die Erwartungen. Die verschiedenen Mikro-Gesetzmäßigkeiten werden unter Bezug auf die von Jones und Gérard (1967) nach der Kontingenz unterschiedenen Typen von Interaktionen interpretiert.
Argumentieren im Widerstand
(2022)
Widerstand gegen das NS-Regime war eine lebensbedrohliche, kräftezehrende und letztlich einsame Herausforderung für alle widerständischen Akteur/-innen. Abgelehnt von einer Mehrheit der NS-Volksgemeinschaft konnten Widerständler/-innen weder darauf bauen, dass ihre Haltungen und Handlungen verstanden noch als Vorbild wahrgenommen wurden. Zur Unterstützung und zum Verständlich-Machen ihrer Positionen bedurfte es kommunikativer Strategien der Überzeugung. Dahingehend ist es konsequent, dass dem Argumentieren in den verschiedenen widerständischen Textkommunikaten eine zentrale Rolle zukam. Anhand ausgewählter Texte des Widerstands ist es Ziel dieses Aufsatzes, das Argumentieren als widerständische kommunikative Praktik in ihrer Strukturiertheit sowie Komplexität darzustellen und hinsichtlich ihrer Akteurs-, Zeit- und Textsortengebundenheit zu reflektieren.
In sprachpragmatischen und Argumentationstheorien wird Aufrichtigkeit als normative Kommunikationsbedingung veranschlagt, deren Erfülltheit jedoch nur sehr begrenzt verhandelbar sei. Im Gegensatz dazu wird in diesem Beitrag anhand eines Gesprächsbeispiels untersucht, welche Relevanz Gesprächsteilnehmer Aufrichtigkeit beimessen, mit welchen Argumenten sie Aufrichtigkeit verhandeln und welche Funktionen die Argumente und Relevanzsetzungen im Hinblick auf den Gesprächszweck und die Handlungsorientierungen der Interaktanten haben. Die gesprächsanalytischen Resultate deuten darauf hin, daß zwischen erfahrungsbezogenen und strikt mentalistischen Kriterien für Aufrichtigkeit zu unterscheiden ist und daß der interpretativen Haltung des Rezipienten eine theoretisch bislang unterschätzte Rolle für die Beurteilung und Kommunikationsrelevanz der Aufrichtigkeit eines Kommunikators zukommt. Die empirische Untersuchung zeigt, daß die Thematisierung von Aufrichtigkeit eine mächtige rhetorische Ressource der Gesprächssteuerung darstellt. Ihre rhetorische Wirksamkeit beruht nicht darauf, daß Aufrichtigkeit eine faktisch konstitutive Kommunikationsbedingung ist, sondern verdankt sich der Tatsache, daß Aufrichtigkeit ein zentraler Wert einer alltagsweltlich dominanten mentalistischen Kommunikationsideologie ist, die sich in den normativen Bestimmungen von sprachpragmatischen und Argumentationstheorien reflektiert.
Arguments and Agreement
(2006)
This book brings together new work by leading syntactic theorists from the USA and Europe on a central aspect of syntactic and morphological theory: it explores the role of agreement morphology in the morphosyntactic realization of a verb's arguments. The authors examine the differences and parallels between nonconfigurational, pronominal- agreement languages; configurational languages which allow pronoun drop (for example, "Is coming" for "He is coming"); languages that allow pronoun drop in particular constructions only; and languages which always require overt syntactic determiner phrases as arguments. The book considers whether the morphological properties of agreement play a role in determining which of these types a language belongs to and how far languages differ with respect to the argumental status of their agreement and syntactic determiner phrases. The authors explore these and related issues and problems in the context of a wide range of languages. Their book will interest linguists at graduate level and above concerned with morphosyntactic theory, linguistic typology, and the interactions of syntax and morphology in different languages.
Aus den Argumentstrukturen von Verben lassen sich vielfach eigenständige Argumentstrukturmuster mit idiosynkratischen formalen oder inhaltlichen Eigenschaften abstrahieren. Der Artikel zeigt, dass sich Ähnlichkeiten zwischen solchen Mustern nicht, wie von Goldberg (1995) vorgeschlagen, über das Konzept polysemer Argumentstrukturkonstruktionen erfassen lassen, sondern adäquater über ein Netz von Familienähnlichkeiten modelliert werden können. Die einzelnen Argumentstrukturmuster zeigen dabei eine Vielzahl von idiosynkratischen lexikalischen Kookkurrenzen, die spezifisch für die je einzelnen Argumentstrukturmuster sind und in einer implikativen Beziehung zu diesen stehen. Überlegungen zur angemessenen sprachtheoretischen Modellierung der Daten zeigen dabei sowohl Schwächen valenzbasierter Theorien als auch Mängel konstruktionsbasierter Ansätze auf.
This dissertation offers a qualitative analysis of verbal interactions in German television talk shows between 1989 and 1994. It investigates how Speakers of German formulate their own and others’ affiliation to national identities and social spaces. In particular, it examines classifications of place, person, and time that include group and place names as well as grammatically complex expressions, deictic pronouns and adverbs, and certain motion verbs. In addition, repair is discussed as a resource in re-formulating identities.
Repeating the movements associated with activities such as drawing or sports typically leads to improvements in kinematic behavior: these movements become faster, smoother, and exhibit less variation. Likewise, practice has also been shown to lead to faster and smoother movement trajectories in speech articulation. However, little is known about its effect on articulatory variability. To address this, we investigate the extent to which repetition and predictability influence the articulation of the frequent German word “sie” [zi] (they). We find that articulatory variability is proportional to speaking rate and the duration of [zi], and that overall variability decreases as [zi] is repeated during the experiment. Lower variability is also observed as the conditional probability of [zi] increases, and the greatest reduction in variability occurs during the execution of the vocalic target of [i]. These results indicate that practice can produce observable differences in the articulation of even the most common gestures used in speech.
HMMs are the dominating technique used in speech recognition today since they perform well in overall phone recognition. In this paper, we show the comparison of HMM methods and machine learning techniques, such as neural networks, decision trees and ensemble classifiers with boosting and bagging in the task of articulatory-acoustic feature classification. The experimental results show that HMM methods work well for the classification of such features as vocalic. However, decision tree and bagging outperform HMMs for the fricative classification task since the data skewness is much higher than for the feature vocalic classification task. This demonstrates that HMMs do not perform as well as decision trees and bagging in highly skewed data settings.
Für Muttersprachler des Polnischen und anderer artikelloser Sprachen gehört der Gebrauch des Artikels zu den schwierigsten Kapiteln der deutschen Grammatik. Sie haben große Mühe zu verstehen, wann im Deutschen der Definitartikel, wann der Indefinitartikel und wann kein Artikel verwendet wird.
Die vorliegende Arbeit setzt bei diesen Schwierigkeiten an. Sie versucht eine systematische Darstellung von Funktion und Gebrauch der Artikel, die den Vergleich mit dem Polnischen besonders berücksichtigt. Im Unterschied zum größten Teil der vorhandenen Literatur wird nicht nur der Artikelgebrauch in referentiellen Nominalphrasen, sondern auch der in prädikativen und anderen nicht-referentiellen Nominalphrasen ausführlich gewürdigt. Im Hinblick auf die Didaktisierung wird die Frage in den Mittelpunkt gestellt, welche Sprachmittel des Polnischen Funktionen erfüllen, die denen der deutschen Artikelwörter nahekommen.
Im Kontext von Notfalleinsätzen (z.B. der Feuerwehr) müssen vielfältige raumbezogene Kommunikationsaufgaben bearbeitet werden. Bei der Verständigung zum Zweck kollektiver Orientierung und Navigation greifen die Beteiligten auf ein Ensemble technischer Medien zurück: Über etablierte Ressourcen – wie Funkgeräte und Mobiltelefone, Karten und Lagepläne, Kreide und Tafeln – hinaus werden heute in Übungs- und Schulungskontexten neuartige Steuerungs-, Lokalisierungs- und Referenzierungshilfen auf der Basis elektronischer Geräte und Computernetze erprobt. Derartige Medien können hilfreich sein, wenn es um die sprachliche Artikulierbarkeit und die technische Visualisierung, Speicherung und Übermittlung von raumbezogener Bedeutung über raumzeitliche Distanzen hinweg geht. Gleichwohl treten in derart komplexen medialen Konstellationen unvermeidlich technisch-kommunikative Störungen auf, die ihrerseits durch die Beteiligten „in situ“ sprachlich artikuliert und bearbeitet werden müssen. In solchen Störungsfällen werden Medialität und Intermedialität – als im Regelfall transparente Kommunikationsgrundlagen – interaktiv relevant und zum Thema der Kommunikation: Aus einem „Looking through“ wird ein semantisiertes „Looking at“ (Ludwig Jäger). Anhand audiovisueller Daten, die im Kontext von Notfallübungen erhoben wurden, wird ein Forschungsansatz vorgestellt, der darauf zielt, den Status sprachlicher Artikulationsarbeit für eine technisierte Interaktion im Rahmen kollektiver Ortserkundung und Navigation zu spezifizieren. Unter dem Aspekt der Anwendung wird auch die Frage erörtert, welche Relevanz derartigen Erkenntnissen für die Gestaltung medientechnischer Ressourcen für kritische Situationen zukommt.