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The focus of this paper will be on lexical information systems and the framework guidelines for the definition of the curricula within the educational system of the Autonomous Province of Bolzano/ Bozen (Italy). In Italy, the competences to be achieved at different school levels are published in the form of general guidelines. On this basis each school has to specify the general competency goals and to spell them out in a concrete curriculum. In this paper I will examine to what extent lexical information systems are represented in the framework guidelines within the German and the Italian educational system of the Autonomous Province, these being separate systems. In a second step, I will check the representations of the resources against the “Villa Vigoni Theses on Lexicography“. Finally, I will discuss the results and give an outlook for further research.
Heute wird mehr geschrieben als je zuvor und die digitale Kommunikation trägt wesentlich dazu bei; ein großer Teil des heutigen Schreibens ist dialogisches Schreiben im Alltag. Konsequenterweise wird die Online-Kommunikation zunehmend Thema in Bildungskontexten und in der Deutschdidaktik. Offen ist aber weiterhin, wie Texte des interaktionsorientierten Schreibens bewertet werden sollen, die sich von solchen des textorientierten Schreibens in vielerlei Hinsicht unterscheiden können. Während es für textorientiertes Schreiben Normen gibt, die in Sprachkodizes erfasst sind, ist es nicht klar, was der Bezugspunkt für interaktionsorientierte Texte sein könnte. In diesem Beitrag analysieren wir die Verwendung von Konnektoren in der Online-Kommunikation und die Repräsentation von online-spezifischen Besonderheiten in Sprachressourcen. Die Ergebnisse zeigen, dass spezifische Online-Verwendungsweisen von Konnektoren in Sprachkodizes kaum berücksichtigt und beschrieben werden.
Das Kommunizieren in Sozialen Medien und der Umgang mit Hypertexten ist im Jahr 2020 kein Randphänomen mehr. Die sprachlichen Besonderheiten internetbasierter Kommunikation und Sozialer Medien sind mittlerweile auch gut erforscht und beschrieben, allerdings werden diese bislang in deutschen Grammatiken, mit Ausnahme von Hoffmann (2014), allenfalls am Rande behandelt. Selbst neuere Ansätze zur Textanalyse, z. B. Ágel (2017), konzentrieren sich auf gestaltstabile, linear organisierte Schrifttexte. Dasselbe gilt für Ansätze, die primär für die Bewertung von Schreibprodukten in Bildungskontexten entwickelt wurden.
Seit 2017 wird im deutschen Mikrozensus eine Frage zur Sprache der Bevölkerung gestellt. Die letzte Spracherhebung in einem deutschen Zensus datiert aus dem Jahr 1939; entsprechend gibt es aktuell keine aussagekräftigen Sprachstatistiken in Deutschland. Die neue Sprachfrage des Mikrozensus weist jedoch erhebliche Mängel auf; offensichtlich wurde sie als Stellvertreterfrage zur Messung kultureller Integration konzipiert. Im vorliegenden Text werden die Fragen diskutiert und ihre ersten Ergebnisse analysiert. Daran anschließend werden andere Varianten von Sprachfragen dargestellt, dabei wird insbesondere auf die vorbildlichen Sprachfragen im kanadischen Zensus eingegangen. Abschließend wird die Sprachfrage der Deutschland-Erhebung 2018 des IDS inklusive ihrer Ergebnisse vorgestellt; die Deutschland-Erhebung 2018 stellt neben dem Mikrozensus bislang die einzige repräsentative Spracherhebung in Deutschland dar.
Studenten, StudentInnen, Studierende? Aktuelle Verwendungspräferenzen bei Personenbezeichnungen
(2020)
Im Beitrag werden Meinungen und Einstellungen zur geschlechtergerechten Sprache dargestellt. Dazu werden verschiedene Möglichkeiten für die Bezeichnung von Personen, die studieren, in den Blick genommen. Diese werden zunächst beschrieben und ihre Frequenzen im Deutschen Referenzkorpus ausgewertet. Anschließend werden explizit die Meinungen und Einstellungen behandelt. Dafür werden die Daten der Deutschland-Erhebung 2008 und der Deutschland-Erhebung 2017 ausgewertet. In der aktuellen Erhebung wurden laienlinguistische Verwendungspräferenzen von Personenbezeichnungen erhoben; präferiert wird von den meisten Befragten die Partizipialform (den Studierenden). Die Verwendungspräferenzen hangen vor allem mit dem Alter der Befragten und ihrer politischen Orientierung zusammen. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass das Thema der geschlechtergerechten Sprache für die meisten Befragten nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Bislang gibt es keine akkuraten, repräsentativen Statistiken dazu, welche Sprachen in Deutschland gesprochen werden. Zwar wird in verschiedenen Erhebungen nach Muttersprachen oder nach zuhause gesprochenen Sprachen gefragt; aufgrund einiger Mängel im Erhebungsdesign bilden die Ergebnisse der vorliegenden Erhebungen jedoch die sprachliche Realität der in Deutschland lebenden Bevölkerung nicht angemessen ab. Im Beitrag wird anhand von drei Erhebungen gezeigt, dass bereits die Instrumente zur Erhebung von Sprache von Spracheinstellungen geprägt sind und dass dadurch die Gültigkeit der Ergebnisse stark eingeschränkt wird. Diese Mängel gelten für Sprachstatistiken im Hinblick auf die gesamte Bevölkerung Deutschlands – Kinder und Jugendliche eingeschlossen.
Das Centre de Sociologie de l’Innovation (CSI) der Ecole des Mines in Paris ist eine Hochburg der Wissenschaftssoziologie, an der die Arbeiten von Bruno Latour und Michel Callon erstellt wurden. Deren Untersuchungen haben eine Reihe von Analysen der wissenschaftlichen Praktiken ausgelöst, die manchmal – vor allem in der angelsächsischen Literatur – unter dem Begriff „Actor-Network-Theory“ (ANT) zusammengefasst werden. Dieser fundamentale Beitrag zur Wissenschaftssoziologie zeichnet sich aus durch eine gesteigerte Aufmerksamkeit sowohl gegenüber den Praktiken der Wissenschaftler, der „science in action“, den Objekten, den Artefakten und den technischen Vorrichtungen als auch gegenüber den Netzwerken, in denen sich Menschen und Nicht-Menschen zusammenfügen und im Umlauf sind. Eine Gruppe von Forschern des CSI, Madeleine Akrich, Antoine Hennion und Vololona Rabeharisoa, hat freundlicherweise eingewilligt, im folgenden Text sehr frei über die Thematik des vorliegenden ZBBS-Heftes und über die Art und Weise zu diskutieren, in der sie sich in ihren Forschungsfeldern und in ihren Arbeiten gegenüber den Fragen positionieren, die durch die Berücksichtigung der sozialen Interaktionen in wissenschaftlichen Arbeitsvollzügen aufgeworfen werden.
Das vorliegende Themenheft bündelt theoretische, methodologische und empirische Debatten an der Schnittstelle von Zeichen, Zeichensystem, Zeichenmodalität/-materialität und Medium und möchte sie weiterführen. Die Beiträge befassen sich mit Fragen der begrifflichen und empirischen Grenzziehung zwischen Zeichen und Medien und liefern so Impulse für die Erforschung des Wechselspiels der Gegenstandsbereiche Zeichenhaftigkeit, Medialität und Materialität als Manifestation multimodaler Kommunikation. Ziel des Heftes ist es, die theoretischen und empirischen Diskussionen um Multimodalität und Medialität stärker aufeinander zu beziehen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Gebrauch von konnektintegrierbaren Konnektoren im gesprochenen Deutsch. Die Analyse wird am Beispiel der Adverbkonnektoren deshalb und deswegen als Korrelate zum Subjunktor weil und ausgehend von theoretischen Prämissen aus der traditionellen Grammatik und aus der Gesprächsforschung durchgeführt. Der Gebrauch der genannten Konnektoren wird innerhalb einer Auswahl von Korpusdaten gesprochener Sprache beobachtet, die mehrere verschiedene Gattungen der alltäglichen bzw. der institutionellen Kommunikation umfasst.
This paper aims at investigating the usage of present subjunctive (Konjunktiv I), which is traditionally labelled as a feature of standard written language and therefore as typically occurring in communication genres based on it such as press texts and reporting, in everyday spoken German. Through an analysis of corpus data performed according to theory and method of Interactional Linguistics and encompassing private, institutional and public interactional domains, the paper will show how this particular verb form expresses different epistemic stances according to its syntactic embedment.
Post-field syntax and focalization strategies in National Socialist political speech. This paper deals with a syntactic feature of spoken German, i.e. post-field filling, and with its occurrence in one specific discourse type – political speech – throughout one significant period of the history of German language – National Socialism. This paper aims at pointing out the communicative pragmatic function of right dislocation in the NS political speech on the basis of some collected examples.
This paper focuses on so called syntactic projection phenomena in the German language. This term from the German Gesprächsforschung is used to define the fact that an utterance or part of it foreshadows another one. This paper aims at pointing out how such projection phenomena are consciously exploited for rhethorical purposes. This will be observed on the basis of excerpts from the Stuttgart 21 mediation talks. The linguistic analysis carried out in this paper will focus on syntactic projection phenomena involving the use of causal adverbial connectives deshalb and deswegen.
Im vorliegenden Beitrag soll gezeigt werden, wie Konnektoren als sprachliche Mittel zur Aktualisierung von zwei Arten konversationeller Aktivitäten eingesetzt werden können, nämlich von intersubjektiven bzw. gesprächsorganisatorischen Verfahren. Auf intersubjektive Verfahren greift ein Sprecher zurück, um in Kooperation mit seinem Gesprächspartner einen gemeinsamen Wissenshintergrund (common ground) zu schaffen. Durch gesprächsorganisatorische Verfahren greift der Sprecher in die gesprächsthematische Struktur des Interaktionsgeschehens ein. In diesem Beitrag wird die Aktualisierung dieser beiden konversationellen Verfahren am Beispiel der kommunikativen Gattung autobiographisches Interview betrachtet. Diese Gattung ist für eine solche Analyse m. E. besonders geeignet, denn sie zeichnet sich durch eine relativ scharfe Trennung der Gesprächsrollen aus, die das Nachvollziehen des Interaktionsgeschehens erleichtert. An einem autobiographischen Interview sind zwei Subjekte beteiligt: der Interviewte, der als Wissensträger gilt, und der Interviewer, der durch seine Rolle als Gesprächsleiter die Wissensvermittlung begünstigen soll. Der Interviewer ist also mit einer zweifachen Aufgabe konfrontiert, denn er muss die anfängliche Wissensasymmetrie ausgleichen und ist zugleich für die Gesprächsorganisation zuständig. Im Folgenden soll am Beispiel des Konjunktors und veranschaulicht werden, wie der Gebrauch von Konnektoren zur Bewältigung dieser beiden kommunikativen Aufgaben beitragen kann.
In diesem Beitrag stellen wir die Ergebnisse einer Studie über die Intonation von Frageaktivitäten in deutschen Alltagsgesprächen vor. Unsere Untersuchung erforscht, inwieweit die Intonation zur Kontextualisierung von konversationellen Fragen beiträgt. In der Analyse stützen wir uns auf das autosegmental-metrische Modell von Peters und das taxonomische Modell der interaktionalen Prosodieforschung von Selting. Diese Modelle beschreiben jeweils phonologische oder pragmatische Aspekte der Frageintonation, zwei Dimensionen, die für sich genommen, keine vollständige Beschreibung liefern können. Auf der Grundlage authentischer Gesprächsdaten aus dem Korpus FOLK argumentieren wir für die Kompatibilität des autosegmental-metrischen Modells von Peters und des taxonomischen Modells der Frageintonation von Selting. Die Merkmale aus beiden Modellen lassen sich zu Bündeln kombinieren, die es erlauben, die Intonation von Fragen zu erfassen.
Das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Projekt „Lexik des gesprochenen Deutsch“(LeGeDe, Leibniz-Wettbewerb 2016, Förderlinie I: „Innovative Vorhaben“) nahm im September 2016 am Institut für Deutsche Sprache (IDS) seine Arbeit auf.1 Das Hauptziel ist die Erstellung einer korpusbasierten lexikografischen Online-Ressource zur Lexik des gesprochenen Deutsch auf der Grundlage von lexikologischen und gesprächsanalytischen Untersuchungen authentischer gesprochensprachlicher Daten. Als Kooperationsprojekt der Abteilungen Lexik und Pragmatik arbeiten Mitarbeiter/innen aus der Lexikologie, Lexikografie, Interaktionalen bzw. Gesprächslinguistik, Korpus- und Computerlinguistik und den Empirischen Methoden zusammen, wodurch sowohl aus der Sicht der Gesprochene- Sprache-Forschung als auch aus lexikografischer Perspektive eine innovative Form der Sprachbeschreibung entstehen soll.
Der Auftaktworkshop "Lexik des gesprochenen Deutsch: Forschungsstand, Erwartungen und Anforderungen an die Entwicklung einer innovativen lexikografischen Ressource" fand am 16. und 17. Februar 2017 am Institut fur Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim statt. Das von der Leibniz-Gemeinschaft geforderte Projekt "Lexik des gesprochenen Deutsch" (=LeGeDe, Leibniz-Wettbewerb 2016, Forderlinie "Innovative Vorhaben") nahm im September 2016 am IDS seine Arbeit auf. Das Hauptziel ist die Erstellung einer korpusbasierten elektronischen Ressource zur Lexik des gesprochenen Deutsch auf der Grundlage von lexikologischen und gesprachsanalytischen Untersuchungen authentischer gesprochensprachlicher Daten.
In diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, welche Schritte unternommen werden müssen, um Skripte, die bei der Aufbereitung und/oder Auswertung von Forschungsdaten Anwendung finden, so FAIR wie möglich zu gestalten. Dabei nehmen wir sowohl Reproduzierbarkeit, also den Weg von den (Roh)daten zu den Ergebnissen einer Studie, als auch Wiederverwertbarkeit, also die Möglichkeit, die Methoden einer Studie mittels des Skripts auf andere Daten anzuwenden, in den Fokus und beleuchten dabei die folgenden Aspekte: Arbeitsumgebung, Datenvalidierung, Modularisierung, Dokumentation und Lizenz.
Vorgestellt werden kontrastive Analysen zur Besetzung und Häufigkeitsverteilung von Vorfeldern im Deutschen und ihren französischen, italienischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Äquivalenten in morphosyntaktisch annotierten Wikipedia-Korpora. Im Rahmen der Untersuchung wurden mit korpusanalytischen Methoden quantitative Zusammenhänge bei den sprachspezifischen Ausprägungen von Vorfeldern nachgewiesen, die im Einklang mit typischen Struktureigenschaften der untersuchten Kontrastsprachen stehen. Die Ergebnisse legen aber nahe, dass die untersuchten Vorfeldstrukturen ‒ trotz der beträchtlichen Größe und thematischen Vielfalt der Wikipedia-Korpora ‒ nicht hinreichend repräsentativ sind, um uneingeschränkt Rückschlüsse auf allgemeine Struktureigenschaften der sechs Kontrastsprachen zu ziehen. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die ausgeprägte Textsortenspezifizität der Mediengattung (Online-)Enzyklopädie, was mithilfe weiterer Vergleichskorpora aufgezeigt werden konnte.
In diesem Beitrag werden die Sprachmischungen, die junge türkischstämmige Migranten in Mannheim/Deutschland herausgebildet haben, untersucht. Der Fokus liegt auf der Semantik deutscher Elemente in türkischen Strukturen. Die Analyse, die auf den in der Mehrsprachigkeitsforschung eingeführten Kategorien "kulturelle Entlehnung" und "spontane Entlehnung" basiert, zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Insertionen lexikalische Lücken im Türkischen füllen. Der größte Teil der Insertionen sind spontane Entlehnungen. Sie stammen aus thematischen Bereichen, die das Alltagsleben der jungen Migranten widerspiegeln, und sie werden von Sprechern mit einer hohen Kompetenz in beiden Sprachen verwendet.
Wenn man verschiedenartige Forschungsdaten über Metadaten inhaltlich beschreiben möchte, sind bibliografische Angaben allein nicht ausreichend. Vielmehr benötigt man zusätzliche Beschreibungsmittel, die der Natur und Komplexität gegebener Forschungsressourcen Rechnung tragen. Verschiedene Arten von Forschungsdaten bedürfen verschiedener Metadatenprofile, die über gemeinsame Komponenten definiert werden. Solche Forschungsdaten können gesammelt (z.B. über OAI-PMH-Harvesting) und mittels Facetten-basierter Suche über eine einheitliche Schnittstelle exploriert werden. Der beschriebene Anwendungskontext kann über sprachwissenschaftliche Daten hinaus verallgemeinert werden.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit moralisierenden Sprachhandlungen, worunter wir diskursstrategische Verfahren verstehen, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Glaubwürdigkeit“) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Im Fokus unserer Betrachtungen steht dementsprechend das aus pragma-linguistischer Sicht auffällige Phänomen einer spezifischen Redepraxis der Letztbegründung oder Unhintergehbarkeit, die wir als Pragmem auffassen und beschreiben. Hierfür skizzieren wir zunächst den in der linguistischen Pragmatik verorteten Zugang zu Praktiken der Moralisierung, betrachten sprachliche Formen des Moralisierens und deren kotextuellen und insbesondere pragma-syntaktischen Struktureinbettungen, um anschließend Hypothesen zu kontextuellen Wirkungsfunktionen aufzustellen. Darauf basierend leiten wir schließlich anhand von exemplarischen Korpusbelegen Strukturmuster des Moralisierens ab, die wir in dem Terminus „Pragmem“ verdichten und mittels qualitativer und quantitativer Analysen operationalisieren.
Generierung von Linkangeboten zur Rekonstruktion terminologiebedingter Wissensvoraussetzungen
(2002)
Dieser Beitrag skizziert Strategien zur (semi-)automatischen Annotation von definitorischen Textsegmenten und Termverwendungsinstanzen auf der Grundlage grammatisch annotierter Korpora. Ziel unserer Überlegungen ist es, bei der selektiven Rezeption von Fachtexten in einer Hypertextumgebung die je spezifischen Wissensvoraussetzungen, die der Verwendung von Fachtermini unterliegen und die für das Textverständnis eine entscheidende Rolle spielen, über automatisch generierte Linkangebote rekonstruierbar zu machen.
Der Beitrag behandelt die Frage, inwiefern es sich bei den gegenwärtigen Russlanddeutschen (Erwachsenen und Jugendlichen der ersten Generation, Einwanderungswelle der 1990er Jahre aus Sprachinseln) um Re-Migranten handelt, welche Veränderungen in den Varietätenrepertoires stattfinden und welche Schwierigkeiten und Probleme, aber auch Vorteile sich durch diese spezifische Migrationskonfiguration für die zugewanderten Russlanddeutschen ergeben. Die besondere Situation der Re-Migration mit der spezifischen linguistisch-soziolinguistischen Problematik wird durch Beispiele aus dem aktuellen IDS-Projekt „Migrationslinguistik“ veranschaulicht. Einerseits liegen besondere varietätenlinguistische Konstellationen vor, die bei der russlanddeutschen Migrantenpopulation generationenspezifische Konturen aufweisen. Dadurch entstehen andererseits unikale linguistische Sprachkontaktbedingungen, die die sprachlich-kommunikative Integration und den Erhalt der Migrantensprache Russisch in besonderer Weise beeinflussen können.
With recourse to a broader understanding of the concept of translation, the transfer of source texts in one variety into another variety of the same language can also be called translation. This paper focuses on the target language – or rather – the target variety “easy-to-read language”, which is meant to make texts comprehensible for people with communication limitations. Considering its origins in the disability rights movement, the aim is to inform affected persons about their rights and democratic processes, i.e. to translate especially legal texts into the so-called easy-to-read language. Although there is a whole range of rules and guidelines for formulating in easy-to-read language, ”none offers a sufficient approach for translation into easy-to-read language“ (Bredel & Maaß, 2016a, p. 109). Standardization of the variety is also still a long way off. On the one hand, the contribution takes stock of legal regulations in easy-to-read language. On the other hand, four versions of the Federal Participation Law in easy-to-read language are analysed with regard to their external features and the constructions used to explain technical terminology. The analysis shows that legal texts in easy-to-read language are (still) quite limited in number and are also difficult to find. Concerning the second part, the constructions used exhibit a great structural variance, both intra- and intertextually. It is therefore questionable whether the addressees can access the texts independently. Also, it is still necessary to make the rules, the formulations of the rules and the implementations clearer so that the translations fulfil their function.
Ist der Explorator ein Störfaktor? Zu den methodischen Grenzen festgeschriebener Aufnahmedesigns
(2021)
Im vorliegenden Beitrag soll das Störpotenzial des Explorators in festgeschriebenen Aufnahmedesigns näher beleuchtet werden. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, wann und unter welchen Bedingungen ein Explorator stört bzw. stören kann, und ob es sich tatsächlich um eine Störung handelt oder ob er nicht vielleicht auch positive Funktionen und Folgen für eine Datenerhebung mit sich bringt.
Die diesjährige Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim mit dem Titel „Deutsch in Europa“ zielte auf eine Perspektivenerweiterung ab. In zwölf Fachvorträgen, neun Projektvorstellungen im Rahmen einer Methodenmesse und einer Podiumsdiskussion wurden sprachpolitische, grammatische und methodische Aspekte des sprachlichen Nebeneinanders in Europa, des Sprachvergleichs und des Deutscherwerbs diskutiert.
Die Erforschung der historischen Entwicklung des Deutschen in Luxemburg, vor allem im 19. Jahrhundert, ist ein Desiderat und sollte immer den Mehrsprachigkeitskontext berücksichtigen. Der vorliegende Beitrag entstammt dem Projekt "Standardization in Diversity. The case of German in Luxembourg (1795-1920)" und betrachtet den Gegenstand aus zwei Perspektiven: Einerseits wird ein umfangreiches Korpus von zweisprachigen öffentlichen Bekanntmachungen der Stadt Luxemburg sprachsystematisch exemplarisch anhand von zwei Phänomenen analysiert. Dabei lässt sich feststellen, dass grundsätzlich die Variation abnimmt, eine Annäherung an das reichsdeutsche Deutsche stattfindet und Hinweise auf die Mehrsprachigkeit verschwinden. Andererseits werden die für die Statusentwicklung
relevanten Dimensionen Sprachgebrauch, Sprachenpolitik sowie Sprachideologien auf der Basis von Protokollen der Parlamentsdebatten untersucht. Hier ist eher eine Präferenz der Frankophonie zu beobachten. Außerdem stellen Sprachwechsel zwischen Deutsch, Französisch und Luxemburgisch keine Seltenheit dar, sodass eine Zunahme mehrsprachiger
Praktiken konstatiert werden kann.
Almanca tuhfe / Deutsches Geschenk (1916) oder: Wie schreibt man deutsch mit arabischen Buchstaben?
(2022)
Versified dictionaries are bilingual/multilingual glossaries written in verse form to teach essential words in any foreign language. In Islamic culture, versified dictionaries were produced to teach the Arabic language to the young generations of Muslim communities not native in Arabic. In the course of time, many bilingual/multilingual versified dictionaries were written in different languages throughout the Islamic world. The focus of this study is on the Turkish-German versified dictionary titled Almanca Tuhfe / Deutsches Geschenk [German Gift], published by Dr. Sherefeddin Pasha in Istanbul in 1916. This dictionary is the only dictionary in verse ever written combining these two languages. Moreover the dictionary is one of the few texts containing German words written in Arabic letters (applying Ottoman spelling conventions). The study concentrates on the way German words are spelled and tries to find out, whether Sherefeddin Pasha applied something like fixed rules to write the German lexemes.
Dieses Papier diskutiert informationsstrukturelle Aspekte der mehrfachen Vorfeldbesetzung im Deutschen. Auf der Grundlage einer größtenteils aus den IDS-Korpora extrahierten Belegsammlung werden Diskursgegebenheit, Fokus- und Topikstatus (vor allem) des Vorfeldmaterials beschrieben und in Bezug zu entsprechenden Aussagen in der Literatur gesetzt. Neben informationsstrukturellen Faktoren werden im letzten Abschnitt mögliche weitere Faktoren angesprochen, die mehrfache Vorfeldbesetzung favorisieren könnten. Zudem werden für einen begrenzten Ausschnitt des Deutschen erstmals Zahlen vorgelegt, die das Verhältnis von mehrfacher Vorfeldbesetzung zur ähnlichen, aber als „kanonischer“ geltenden Besetzung des Vorfelds mit einer (möglicherweise partiellen) Verbalphrase illustrieren.
Die Bedeutung von Forschungsdatenmanagement im wissenschaftspolitischen Diskurs und im wissenschaftlichen Arbeitsalltag nimmt stetig zu. Nationale und internationale Forschungsinfrastrukturen, Verbünde, disziplinäre Datenzentren und institutionelle Kompetenzzentren nähern sich den Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieser Beitrag stellt das Data Center for the Humanities an der Universität zu Köln als Beispiel für ein universitäres Datenzentrum mit fachlicher Spezialisierung auf die Geisteswissenschaften vor.
KonsortSWD ist das NFDI Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften. Für die äußerst vielfältigen Datentypen und Forschungsmethoden bauen die Beteiligten im Rahmen der NFDI eine bereits bestehende Forschungsdateninfrastruktur aus und ergänzen neue integrierende Dienste. Basis sind die heute 41 vom Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten akkreditierten Forschungsdatenzentren (FDZ). FDZ sind Spezialsammlungen zu jeweils spezifischen Forschungsdaten, z.B. aus der qualitativen Sozialforschung, und können so Forschende auf Basis einer ausführlichen Expertise zu diesen Daten beraten. Neben der Unterstützung der FDZ baut KonsortSWD auch neue Dienste in den Bereichen Datenproduktion, Datenzugang und Technische Lösungen auf.
Deutsch als Fremdsprache und die Grammatik des Deutschen. Über die Fruchtbarkeit des fremden Blicks
(2000)
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Was ist Deixis?
(1995)
There are a number of linguistic elements whose deictic character is by and large uncontroversial, amongst them I, here and now (German ich, hier and jetzt). Recent theoretical and descriptive treatments, however, have based their definitions of deixis on divergent properties of such elements. In the first part of the present paper, twelve properties of deictic elements are compiled and discussed with particular reference to their general semiotic status. The second part focusses on the opposition of proximity and remoteness (as exemplified by German dies-/jen- and hier/dort) in a number of different types of deixis.
This article summarizes results of an empirical study on the use of so called verbs of transportation in German and Brazilian Portuguese. Such verbs constantly cause dijficulties and mistakes in the language production of non-native Speakers. The paper presentsfour observations on the grammar (verb prefixes, prepositions), semantics (places and paths) and pragmatics (deixis) of verbs of transportation in the two languages. It leads to the conclusion that Brazilian learners tend to have more dijficulties with the morphology and syntax of German transportation verbs, whereas German learners tend to have more dijficulties with the pragmatics of the corresponding verbs in Brazilian Portuguese. Dijficulties with the specification of places and paths can be observed in both directions, but they lead to unidiomatic usage rather than to outright mistakes.
Der vorliegende Aufsatz gibt einen Überblick über das syntaktische, prosodische und semantische Verhalten sowie die textuelle Funktion kausaler Konnektoren im heutigen Deutsch. Im ersten Abschnitt wird Textkohärenz in räumliche, zeitliche und kausale Kohärenz unterteilt. Räumliche und zeitliche Kohärenz werden zu einem erheblichen Teil durch grammatische Sprachmittel kodiert, während kausale Kohärenz vor allem durch lexikalische Mittel ausgedrückt wird: durch Präpositionen, Konjunktionen und Adverbien. Im zweiten Abschnitt werden die wichtigsten kausalen Konnektoren des Gegenwartsdeutschen vorgestellt und in ihren syntaktischen und semantischen Haupteigenschaften beschrieben. Der dritte Abschnitt behandelt das linguistische Konzept der Ursache vor dem Hintergrund allgemeinerer philosophischer Reflexionen über Kausalität. Das Konzept der Verursachung wird zurückgeführt auf die zugrundeliegenden Konzepte der Situation und der Bedingung. Der vierte Abschnitt ist der Unterscheidung zwischen drei Arten kausaler Verknüpfungen gewidmet, die als dispositionelle, epistemische und deontisch-illokutionäre bezeichnet werden. Empirisch erlauben kausale Verknüpfungen häufig mehr als eine dieser Lesarten. Die folgenden Unterabschnitte untersuchen im Detail die syntaktischen, prosodischen und semantischen Bedingungen, durch die epistemische und deontische Lesarten kausaler Verknüpfungen möglich werden. Als wichtigste Faktoren, die die Interpretation beeinflussen, werden herausgestellt: syntaktische, prosodische und informationelle Integration der verknüpften Ausdrücke, Definitheit der Ursache sowie modale Umgebungen.
Der vorliegende Aufsatz geht von der öfters vertretenen These aus, dass Rauminformation in der Sprache weniger wichtig sei als Zeitinformation. Ein genauerer Vergleich der grammatischen und lexikalischen Mittel zur Kodierung dieser Informationsarten deutet jedoch darauf hin, dass eine solche Behauptung nicht aufrecht zu erhalten ist. Zeitinformation wird mit Hilfe der grammatischen Kategorien des Verbs, Tempus, Modus und Aspekt (TMA), kodiert, während für die Kodierung von Rauminformation die nominalen Kategorien Determination, Kasus und Quantifikation (DCQ) zuständig sind. Daneben stehen für die Kodierung beider Informationsarten reichhaltige lexikalische Mittel zur Verfügung.
Aus ähnlichen Gründen wird der Vorschlag abgelehnt, das Deutsche als eine eher raumorientierte denn zeitorientierte Sprache zu betrachten. Anhand der deiktischen Adverbien hier, da und dort und der Determinantien dieser, der und jener wird das Zusammenspiel von Raum- und Diskursrollensemantik im Rahmen eines an Reichenbach angelehnten Relationenmodells untersucht. Das überraschende Ergebnis lautet, dass die relevanten Oppositionen zwischen den Demonstrativa des Deutschen nicht die Lokalisierung des Referenten, sondern die Lokalisierung des Sprechers betreffen. In Bezug auf den Referenten sind alle Demonstrativa des Deutschen Nahdeiktika, was sich unter anderem in ihrer anaphorischen Verwendbarkeit zeigt.
Abschließend wird im Sinne einer zweckmäßigen und ökonomischen Arbeitsteilung zwischen sprachlichen und nicht-sprachlichen Zeichen die Funktion von Zeiggesten beim situationsdeiktischen Gebrauch der deutschen Demonstrativa erklärt und ausbuchstabiert. Dadurch können traditionelle Beschreibungsprobleme für da und der aufgelöst und eine bisher noch kaum erkannte Schwierigkeit bei der Beschreibung von dort vermieden werden.
Dieser Aufsatz führt in Grundbegriffe der deutschen Intonation ein und diskutiert ihre Relevanz für den Unterricht des Deutschen als Fremdsprache, vor allem in Brasilien. Für Muttersprachler des Portugiesischen, die Deutsch lernen, ist die Intonation wahrscheinlich eine größere Herausforderung als die Phonetik der Einzellaute. Das System der Töne, Tonbewegungen und Äußerungsakzente sowie ihre Beiträge zur Äußerungsbedeutung werden am Beispiel von Aussage- und Fragesätzen dargestellt. Den Abschluss bilden konkrete Übungsvorschläge zur Intonation im DaF- Unterricht.
This article deals with three interrelated phenoma in the information structure of German sentences: the focusing of negative markers, of finite verb forms and of the particles ja, doch, wohl and schon. Focusing of the finite verb is the most important marker of verum focus, as described by Höhle (1988). Focusing of particles can be an alternative means for similar purposes, while focusing of negation seems to be the contradictory opposite of verum focus. It is shown that negation- independently of its information structural status - can be interpreted on three distinct levels of sentence meaning: as an indicator of the non-facticity of a state of affairs, the non-truth of a proposition, or the non-desirability of a speech act. Focusing of the negative marker puts contrastive emphasis on the negative value assigned to sentence meaning on one of these levels. Ve rum focus can be interpreted on the same three levels: as a marker of contrastive emphasis on a positive value of facticity, truth or desirability. The particles ja, doch, wohl and schon refer to sufficient epistemic or interactional conditions for the assignment of a positive or negative value. By focusing such a particle, the speaker indicates that (s)he believes the assigned value to be well justified and insists on establishing it as common ground for further interaction.
Der Aufsatz untersucht das syntaktische Verhalten nicht-satzförmiger Adverbialia im Deutschen und im brasilianischen Portugiesisch in vergleichender Perspektive. Behandelt werden Adverbialia aus sechs Klassen, deren semantische Funktionen von der Sachverhaltsbeschreibung bis zur Beschreibung von Handlungsabsichten des Sprechers reichen. Insgesamt zeigen sich große Ähnlichkeiten zwischen den Vergleichssprachen. Im Deutschen scheint eine etwas stärkere Tendenz zu bestehen, Adverbialia syntaktisch zu integrieren, während es im Portugiesischen mehr Möglichkeiten gibt, sie desintegriert zu verwenden.
Der Aufsatz entwirft eine Zusammenschau der Verknüpfungseigenschaften der Satzkonnektoren des Deutschen und eine Terminologie für ihre Beschreibung. Zur Illustration dient eine Auswahl von 24 Kausal- und Konsekutivkonnektoren. In der ersten Hälfte geht es um semantische und syntaktische Eigenschaften sowie um Eigenschaften der Syntax-Semantik-Schnittstelle. In der zweiten Hälfte stehen diskurs- und informationsstrukturelle Eigenschaften im Vordergrund. Es zeigt sich, dass die beschriebenen Verknüpfungseigenschaften sich nicht beliebig miteinander kombinieren, sondern charakteristische Eigenschaftsprofile bilden, mit deren Hilfe sich fünf große Konnektorklassen definieren und als geordnetes Teilsystem der Grammatik darstellen lassen.
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Most authors agree that modal particles - a dass of function words widely considered characteristic of Modem German - cannot receive prosodic stress, though the reasons for this restriction have not yet been satisfactorily explained. This paper argues that unstressability follows from the general contribution of modal particles to compositional utterance meaning, which requires them to take scope over focus-background structures. Form and function of modal particle meanings are modelled and illustrated for five representative examples - the particles wohl, ja, eigentlich, eben and halt. It is argued that these as well as other particles, whenever they occur under prosodic stress, cannot preserve the meaning nor the syntactic behaviour of modal particles. All instances of stressed particles in German must therefore be categorized in other functional classes.
Der vorliegende Aufsatz behandelt die Frage, ob generische Referenz ein semantisches oder ein pragmatisches Phänomen ist. Die Opposition von partikulärer vs. generischer Referenz wird vor dem Hintergrund von vier anderen Oppositionen diskutiert: definite vs. indefinite DP, Zähl-DP vs. Masse-DP, quantifizierte vs. nicht-quantifizierte DP sowie referentieller vs. attributiver Gebrauch. Es wird gezeigt, dass keine dieser Oppositionen entscheidenden Einfluss auf die Auswahl einer partikulären oder generischen Deutung einer DP durch den Interpreten hat. Die einzige formale Beschränkung scheint darin zu bestehen, dass quantifizierte Masse-DPs keine generische Interpretation erlauben. Die Analyse deutet darauf hin, dass generische Referenz keine semantische Eigenschaft von DPs ist. Als Alternative zu einem formal-semantischen Ansatz, wird hier eine kontextsensitive kognitive Suchroutine vorgeschlagen, die aus einer feststehenden Menge vorgefertigter Interpretationsmuster geeignete Lesarten für Determinansphrasen auswählt. Eine solche Suchroutine kann der Schnittstelle zwischen Semantik und Pragmatik zugeordnet werden. Darüber hinaus können wir annehmen, dass die Interpretation pseudo- generischer DPs durch rein pragmatische Inferenzprozeduren nach den zwei Haupttypen der Metonymie (pars pro toto und totum pro parte) geregelt wird.
This paper develops a theoretical model for the semantics of connectives, following central ideas of Reichenbachian tense semantics.
In a first step, the terminological and conceptual framework is presented and illustrated with German da. The meaning of a connective is modeled as a four-place-relation between the situated object E, a reference object R, a discourse anchor S and the speaker O. The relata can belong to one of four different classes of entities: physical object, event, proposition or act. Correspondingly, the relations are divided into four cognitive domains: space, time, alethics/epistemics, and deontics. In each domain, relations can be treated under three different perspectives: situation, condition or causation. A cross-classification of relational domains and perspectives provides a typology of connectives which is more consistent than the ones available in traditional grammar.
In the second part of the article, the analytic apparatus is refined, using German so as the main example. Following Roman Jakobson, a distinction is made between contiguity and similarity relations. Contiguity relations are typically encoded by functional categories, whereas similarity relations are encoded by lexical categories. However, there are a few connectives like so which encode similarity relations. A structural isomorphism between similarity and contiguity relations makes it possible to reinterpret so in certain contexts as an indicator of contiguity. In these cases, so is semantically weakened, particularly in relation to its definiteness. The model is extended to also, from which als descends etymologically.
The third part of the article contains the semantic characterization of als in its variants as an intransitive and transitive connective. Als is described paradigmatically, in terms of the semantic oppositions that distinguish it from da, so, wie and wenn. Like so, it originally encodes similarity relations, but in present day German its use has been extended, so that it may indicate contiguity relations as well. With da and so it shares the abstract relational meaning O-S,R,E. The main difference from da is its lesser degree of definiteness; in contrast to so, its use is almost exclusively temporal. Wie and wenn are indefinites, i.e. they do not establish a deictic backlink to the speaker and discourse context. Als indicates that the situated event temporally overlaps with a specific event of reference, whose factivity is presupposed. The reference event must be categorically predictable in the context of utterance. Als does not indicate temporal antecedence of the reference event in relation to the speech event; it only requires the identifiability of the reference event and its non-coincidence with the speech event.
In the last section, so-called "peripheral temporal clauses" are examined with respect to the syntagmatic interaction between aspectuality, intonational focus, serialization of clauses and the abstract relational meaning of als. The proposed semantic formula is shown to be capable not only of clarifying the paradigmatic structure of a subset of German connectives but also of explaining the semantic and stylistic properties of complex sentences.
Der vorliegende Aufsatz widmet sich zwei Kategorien der traditionellen (deutschen) Grammatik: dem Aufforderungssatz, einer der fünf klassischen Satzarten, und dem Imperativ, einer Verbform, die als typisch für Aufforderungssätze gilt. Er greift Beobachtungen aus der jüngeren Fachliteratur auf, die ein zunehmendes Unbehagen mit beiden Kategorien erkennen lassen. In morphologischer Hinsicht zeigt sich, dass nur wenige deutsche Verben eine eindeutige Imperativform besitzen. Manche Verben besitzen keine Imperativform. Bei der Mehrzahl der Verben besteht Homonymie zwischen Imperativformen und Konjunktivformen der 3. Person Singular. Imperativformen werden durch Konjunktivformen verdrängt. In syntaktischer Hinsicht wird argumentiert, dass Imperativsyntagmen keine Satzform haben. Satzförmige Ausdrücke mit Konjunktivformen, die für auffordernde Handlungen stehen, können als Wunschsätze kategorisiert werden. Als Aufforderungssätze bleiben zwei Klassen von Syntagmen im Grenzbereich zwischen nicht-satzförmigen und satzförmigen Ausdrücken übrig, die besondere Eigenschaften hinsichtlich Subjektbesetzung und Subjekt-Verb-Kongruenz zeigen.
This paper investigates the use of linking adverbs in adversative constructions in German and Italian. In Italian those constructions are very frequently formulated with adverbs such as invece, while wordings without a lexical connective are more typical of German. Corpus data show that the syntactic und semantic conditions favouring the use of adversative adverbs are by and large the same in both languages. Lexical connectives can increase explicitness when the intended adversative interpretation is not obvious on other grounds. The higher frequency of adversative adverbs in Italian is shown to be a consequence of the more restrictive rules of the placement of prosodic accent.
Der Beitrag untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der grammatischen Gestaltung adversativer Satzverknüpfungen in der deutschen und der italienischen Schriftsprache. Die Analyse der verfügbaren Sprachmittel und ihrer Nutzung in Korpusdaten kann dazu beitragen, Auffälligkeiten in Texten italienischer Deutschschreiber zu erklären.
This paper investigates the syntactic behaviour of adverbial clauses in contemporary German and Italian. It focuses on three main questions: (i) How many degrees of syntactic integration of adverbial clauses are there to be distinguished by an adequate grammatical description of the two languages? (ii) Which linear and hierarchical positions in the structure of the matrix sentence can be occupied by adverbial clauses? (iii) Which is the empirical distribution of adverbial clauses introduced by the conjunctions als, während, wenn, obwohl and weil in German, as well as quando, mentre, se, sebbene and perché in Italian?
Responding to question (i), a distinction is drawn between strongly integrated, weakly integrated and syntactically disintegrated adverbial clauses. There are further degrees on the gradient of syntactic integration, which are not examined in this paper. Responding to question (ii), eight classes of structural positions in the matrix sentence are identified that can be occupied by adverbial clauses. Five of them are positions of syntactic integration, three are positions of disintegration. Responding to question (iii), the distribution of the ten classes of adverbial clauses is described on the basis of a corpus of internet data. Strongly integrated, weakly integrated and disintegrated adverbial clauses show clearly different distributions within the structure of the matrix sentence. Also the semantic classes of adverbial clauses (temporal, adversative, conditional, concessive, causal) are distributed differently.
This article investigates the use of überhaupt and sowieso in German and Dutch. These two words are frequently classified as particles, if only because of their pragmatic functions. The frequent use of particles is considered a specific trait common to German and Dutch, and the description of their semantics and pragmatics is notoriously difficult. It is unclear whether both particles have the same meaning in Dutch (where they are loanwords) and German, whether they can fulfil the same syntactic functions and to what extent the (semantic and pragmatic) functions of überhaupt und sowieso overlap. There has already been linguistic research on überhaupt and sowieso by Fisseni (2009) using the world-wide web and by Bruijnen and Sudhoff (2013) using the EUROPARL corpus. In the present study we critically evaluated the corpus study, integrating information on original utterance language and discussing the adequacy of this corpus. Moreover, we conducted an experimental survey collecting subjective-intuitive judgements in three dimensions, thus gathering more data on sparse and informal constructions.
By using these complementary methods, we obtain a more nuanced picture of the use of überhaupt and sowieso in both languages: On the one hand, the data show where the use of both words is more similar and on the other hand, differences between the languages can also be discerned.
Es wird zunächst der Bedeutungsbegriff untersucht, der bei der Übersetzung von Sprachen grundlegend ist, insbesondere beim Bestreben um semantische Äquivalenz. Es erweist sich dabei als zweckmäßig, mit Bierwisch drei Bedeutungen zu unterscheiden. Der zweite Teil des Artikels ist der Frage gewidmet, inwieweit für jede dieser Bedeutungen in Quell- und Zielsprache Äquivalenz erreichbar ist.
Sogenannte „Pragmatikalisierte Mehrworteinheiten“ sind im Deutschen hochfrequent und unterliegen bisweilen tiefgreifenden phonetischen Reduktionsprozessen. Diese können Realisierungsvarianten hervorbringen, die in der Rückschau auf mehr als eine lexematische Ursprungsform zurückführbar sind. Die vorliegende Studie untersucht mit [ˈzɐmɐ] einen besonders prägnanten Fall dieser Art anhand eines Perzeptionsexperimentes.
Der Artikel präsentiert eine Untersuchung zur Häufigkeit und funktionalen Vielfalt der deutschen Partikel ja in einem Korpus 22 monomodaler Dialoge junger Frauen. Vor dem Hintergrund früherer Untersuchungen wird auf Grundlage einer umfangreichen, homogenen Stichprobe das komplexe kommunikative Verwendungsspektrum der Partikel dargestellt. Außerdem wird die Adäquatheit bisheriger funktionaler Aufschlüsselungen vor dem Hintergrund wenig oder gar nicht beschriebener Funktionaler Varianten diskutiert.
This paper presents observations on the phonetic realisations of the German particles ja – ‘yes’ and naja – approximately ‘well’. As part of a large-scale study on the particle ja, we identified numerous instances in the dataset that had been orthographically transcribed as ja, but were phonetically realised as [nja]. Using phonetic and functional parameters, we explore the question whether these instances can be attributed to either the lexeme ja or naja. While phonetic measurements yield ambivalent results, analyses of pragmatic parameters such as function and turn position seem to indicate that [nja] was predominantly intended to be ja, although some functional differences between ja and [nja] could also be identified.
Am Beispiel der polyfunktionalen Mehrworteinheit <was weiß ich> wird das Zusammenspiel von pragmatischer und phonetischer Ausdifferenzierung in Pragmatikalisierungsprozessen untersucht. Hierzu werden spontan-sprachliche Belege aus dem Korpus „Deutsch heute“ analysiert. Die beobachtete phonetische Variationsbreite deutet auf eine komplexe Beziehung zu den jeweiligen pragmatischen Funktionen hin.
Current theories of the syntax-semantics interface associate aspects of meaning that cannot be traced to visible structure with empty projecting heads or constructions as wholes. We present an alternative compositional analysis of the hidden aspectual-temporal, modal or comparative meaning of inchoative, middle, excessive and directional complement constructions. Accord-ingly, the hidden meaning results from a repair mechanism that passes on a locally problematic meaning component to the next higher derivational cycle. The meaning component in question is one half of the logical form of Difference as contributed by certain functional elements or by syntactically transitive (nominative-accusative) configurations.
Kertész, András (2017): The historiography of generative linguistics. Tübingen: Narr. [Rezension]
(2019)
Der vorliegende Beitrag bietet einen aktuellen Überblick über die derzeit im Internet verfügbaren Materialien mit Relevanz für das Fach Deutsch als Fremdsprache. Diese werden kritisch gesichtet, sortiert und ausgewertet und damit das Nutzungspotential des Internet als Informationsquelle, Kommunikationskanal und Unterrichtsmedium für Lernende und Lehrende des Deutschen als Fremdsprache ermittelt. Bezugspunkt der Diskussion sind dabei zum einen die Gegebenheiten und Bedürfnisse des Sprachunterrichts mit seinen Rahmenbedingungen, zum anderen aktuelle methodische Paradigmen des akademischen Fachs Deutsch als Fremdsprache und weniger technische, informationswissenschaftliche, semiotische oder allgemeine kommunikationswissenschaftliche Aspekte des Internet.
Der Beitrag bietet, ausgehend von neueren Forschungen zur Syntax und Semantik von Konnektoren, eine Strukturierung der „Landschaft“ konzessiver Ausdrücke des Deutschen, indem ihre syntaktischen (Wortartzugehörigkeit, Rektionseigenschaften, Topologie) und semantischen Charakteristika (Argumentstruktur, Verknüpfungsebenen, Fokus-Hintergrund-Gliederung) und deren Interaktion systematisch erfasst werden. Mit dem benutzten Beschreibungsinstrumentarium lassen sich nicht nur konzessive Ausdrücke klarer von benachbarten, etwa adversativen, abgrenzen, sondern es lassen sich auch wesentliche Unterschiede zwischen „konzessiven“ Adverbien wie trotzdem, dennoch und konzessiven Subjunktoren in Informationsstruktur und semantischer Argumentstruktur herausarbeiten. Ferner wird gezeigt, inwieweit inferenzbasierte dynamische Aspekte bei Konzessivkonnektoren (mögliche und nicht-mögliche Quellen konzessiver Sekundärinterpretationen; Weiterentwicklungen zum „Diskursmarker“) kalkulierbar sind.
In der „Nacherstposition“ zwischen einer Vorfeldkonstituente und dem Finitum können im Deutschen bestimmte unflektierbare Einheiten (wie allerdings, wiederum, also, nun, nämlich, beispielsweise) auftreten, die sich anders als Fokuspartikeln verhalten. Es handelt sich um Adverbkonnektoren, die neben ihrer relationierenden Funktion in dieser - und nur in dieser - Position die informationsstrukturelle Aufgabe der Topikwechselmarkierung übernehmen. Nur eine kleine Klasse skalierender Einheiten - die typischen Stiefkinder der Fokuspartikelforschung {zumindest, höchstens, wenigstens u. a.) - kann hier alternativ Topik und Fokus markieren. Mit ihrer spezifischen Form-Funktions-Korrelation stellt die Nacherstposition von Adverbkonnektoren eine nicht zur Gänze kompositional erschließbare „Konstruktion“ im konstruktionsgrammatischen Sinne dar.
Das vorliegende Themenheft widmet sich einigen „sperrigen“ Phänomenen des Deutschen, die sowohl für eine gebrauchsorientierte Grammatikographie als auch für eine stärker theoriebasierte Linguistik Herausforderungen darstellen, weil sie nicht recht in die gängigen Erklärungsmuster und Kategorienraster passen wollen oder gegen vermeintlich allgemeine Prinzipien und Regeln zu verstoßen scheinen. Als „Ausnahmen“ von Grammatiken (und ihren Benutzern) schon immer diskriminiert, als „Randphänomene“ lange Zeit im toten Winkel einer syntaxzentrierten neueren Linguistik, wird ihnen seit kurzer Zeit - gerade auch von Seiten der sprachtheoretisch orientierten Linguistik - wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil.
Linguistische Studien arbeiten häufig mit einer Differenzierung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache bzw. zwischen Kommunikation der Nähe und Distanz. Die Annahme eines Kontinuums zwischen diesen Polen bietet sich für eine Verortung unterschiedlichster Äußerungsformen an, inklusive unkonventioneller Textsorten wie etwa Popsongs. Wir konzipieren, implementieren und evaluieren ein automatisiertes Verfahren, das mithilfe unkorrelierter Entscheidungsbäume entsprechende Vorhersagen auf Textebene durchführt. Für die Identifizierung der Pole definieren wir einen Merkmalskatalog aus Sprachphänomenen, die als Markierer für Nähe/Mündlichkeit bzw. Distanz/Schriftlichkeit diskutiert werden, und wenden diesen auf prototypische Nähe-/Mündlichkeitstexte sowie prototypische Distanz-/Schrifttexte an. Basierend auf der sehr guten Klassifikationsgüte verorten wir anschließend eine Reihe weiterer Textsorten mithilfe der trainierten Klassifikatoren. Dabei erscheinen Popsongs als „mittige Textsorte“, die linguistisch motivierte Merkmale unterschiedlicher Kontinuumsstufen vereint. Weiterhin weisen wir nach, dass unsere Modelle mündlich kommunizierte, aber vorab oder nachträglich verschriftlichte Äußerungen wie Reden oder Interviews vollkommen anders verorten als prototypische Gesprächsdaten und decken Klassifikationsunterschiede für Social-Media-Varianten auf. Ziel ist dabei nicht eine systematisch-verbindliche Einordung im Kontinuum, sondern eine empirische Annäherung an die Frage, welche maschinell vergleichsweise einfach bestimmbaren Merkmale („shallow features“) nachweisbar Einfluss auf die Verortung haben.
This contribution presents a quantitative approach to speech, thought and writing representation (ST&WR) and steps towards its automatic detection. Automatic detection is necessary for studying ST&WR in a large number of texts and thus identifying developments in form and usage over time and in different types of texts. The contribution summarizes results of a pilot study: First, it describes the manual annotation of a corpus of short narrative texts in relation to linguistic descriptions of ST&WR. Then, two different techniques of automatic detection – a rule-based and a machine learning approach – are described and compared. Evaluation of the results shows success with automatic detection, especially for direct and indirect ST&WR.
Projektvorstellung – Redewiedergabe. Eine literatur- und sprachwissenschaftliche Korpusanalyse
(2018)
Das laufende DFG-Projekt „Redewiedergabe“ stellt einen Anwendungsfall quantitativer Sprach-und Literaturwissenschaft dar und beschäftigt sich mit dem Phänomen „Redewiedergabe“ auf der Grundlage großer Datenmengen. Zu diesem Zweck wird zum einen ein Korpus manuell mit Redewiedergabeformen annotiert, zum anderen werden Verfahren zur automatischen Erkennung des Phänomens entwickelt. Ziel ist es, Forschungsfragen nach der Entwicklung von Redewiedergabe vor allem im 19. Jahrhundert zu beantworten.
KoMuX, der Kompositamuster-Explorer, (www.owid.de/plus/komux) ist eine Webanwendung, die es ermöglicht, mehr als 50.000 nominale Komposita des Deutschen gezielt nach abstrakten oder lexikalisch-teilspezifizierten Mustern zu durchsuchen. Unterschiedliche Visualisierungen helfen dabei, Strukturen und Zusammenhänge innerhalb der Ergebnismenge zu erfassen.
Die vorgestellte Studie untersucht die Anteile unterschiedlicher Redewiedergabeformen im Vergleich zwischen zwei Literaturtypen von gegensätzlichen Enden des Spektrums: Hochliteratur – definiert als Werke, die auf der Auswahlliste von Literaturpreisen standen – und Heftromanen, massenproduzierten Erzählwerken, die zumeist über den Zeitschriftenhandel vertrieben werden und früher abwertend als „Romane der Unterschicht” (Nusser 1981) bezeichnet wurden. Unsere These ist, dass sich diese Literaturtypen hinsichtlich ihrer Erzählweise unterscheiden, und sich dies in den verwendeten Wiedergabeformen niederschlägt. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Dichotomie zwischen direkter und nicht-direkter Wiedergabe, die schon in der klassischen Rhetorik aufgemacht wurde.
In diesem Beitrag wird das Redewiedergabe-Korpus (RW-Korpus) vorgestellt, ein historisches Korpus fiktionaler und nicht-fiktionaler Texte, das eine detaillierte manuelle Annotation mit Redewiedergabeformen enthält. Das Korpus entsteht im Rahmen eines laufenden DFG-Projekts und ist noch nicht endgültig abgeschlossen, jedoch ist für Frühjahr 2019 ein Beta-Release geplant, welches der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt wird. Das endgültige Release soll im Frühjahr 2020 erfolgen. Das RW-Korpus stellt eine neuartige Ressource für die Redewiedergabe-Forschung dar, die in dieser Detailliertheit für das Deutsche bisher nicht verfügbar ist, und kann sowohl für quantitative linguistische und literaturwissenschaftliche Untersuchungen als auch als Trainingsmaterial für maschinelles Lernen dienen.
The variation of the strong genitive marker of the singular noun has been treated by diverse accounts. Still there is a consensus that it is to a large extent systematic but can be approached appropriately only if many heterogeneous factors are taken into account. Over thirty variables influencing this variation have been proposed. However, it is actually unclear how effective they can be, and above all, how they interact. In this paper, the potential influencing variables are evaluated statistically in a machine learning approach and modelled in decision trees in order to predict the genitive marking variants. Working with decision trees based exclusively on statistically significant data enables us to determine what combination of factors is decisive in the choice of a marking variant of a given noun. Consequently the variation factors can be assessed with respect to their explanatory power for corpus data and put in a hierarchized order.
Editorial
(2011)
Der Beitrag behandelt eine soziale Welt der Migranten zweiter Generation in Deutschland, die sich selbst als „emanzipatorische Migranten" bezeichnen. Im Gegensatz zu Milieus, die sich ethnisch definieren und herkunftslandorientiert sind, setzen sich diese mit provokativen, ironischen und Perspektiven umkehrenden Verfahren mit Marginalisierungserfahrungen im Einwanderungsland auseinander. Der Aufsatz rekonstruiert die Entstehung dieses Milieus und zeigt auf, welche zentrale Rolle die sprachliche Orientierung dabei spielte. Als eine Ausdrucksebene des kommunikativen sozialen Stils der emanzipatorischen Migranten untersucht er ihre Praxis der Sprachvariation. Im Gegensatz zu Arbeiten, die Formen des Codeswitchings bzw. Code-mixings mit der Generationszugehörigkeit der Migranten korrelieren, zeigt er dabei die enge Verbindung zwischen Formen der Sprachvariation und Milieuzugehörigkeit auf.
As part of our project "German at Work: The Linguistic and Communicative Integration of Refugees" at the Leibniz-Institute for the German Language (Mannheim, Germany), we are conducting several ethnographic field studies to investigate the integration process of refugees into various professional fields. The guiding questions are which linguistic and communicative problems arise in workplace interactions between refugees and their colleagues and with which communicative practices the participants ensure mutual understanding. In the present article, we further focus on the question whether and how the professional trainers use the work interactions as opportunities for language mediation and which practices they use.
Der Beitrag präsentiert Ergebnisse des Projekts „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration der Flüchtlinge“, das am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) durchgeführt wird. Im ersten Teil wird auf die zweistufige Sprachstandserhebung in den allgemeinen Integrationskursen eingegangen, die zusammen mit dem Goethe-Institut umgesetzt wurde. Bei der ersten Erhebung zu Beginn der Kurse wurden mit einer Tabletumfrage die Sozialdaten und Sprachenbiografien der Teilnehmenden erhoben. Bei der zweiten Erhebung am Ende der gleichen Kurse ging es darum, mit Hilfe der Analyse von Sprachaufnahmen das erreichte mündliche Kompetenzniveau der Teilnehmenden zu ermitteln. Im zweiten Teil des Beitrags stellen wir Ergebnisse unserer ethnografisch-gesprächsanalytischen Feldstudien vor, die wir in verschiedenen Arbeitskontexten wie Qualifizierungsmaßnahmen, duale Berufsausbildung und betriebliche Praktika durchgeführt haben. In Bezug auf die zentralen Fragen zu gegenseitiger Verständigung und der Sprachvermittlung am Arbeitsplatz konnten wir im Rahmen unserer Ethnografien drei prototypische Praktiken feststellen, auf die wir näher eingehen: a) „kaum Verständnissicherung und Sprachvermittlung“, b) „ad-hoc Verständnissicherung und Sprachvermittlung“ und c) „systematische Verständnissicherung und Sprachvermittlung“. Des Weiteren fokussieren wir im letzten Teil des Beitrags die Ergebnisse unserer ethnografischen Langzeitstudie zu Betriebspraktika von studierenden Geflüchteten. Anhand der Untersuchung von Reparaturen zeigt sich hier die Entwicklung der interaktionalen Kompetenz eines L2-Sprechers, die mit einer zunehmenden kommunikativen Integration in Teamgesprächen einhergeht.
Der Einfluss extremistischer Gewaltereignisse auf das Framing von Extremismus in Online-Medien
(2020)
In diesem Beitrag untersuchen wir die Darstellung von Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus im medialen Diskurs am Beispiel von SPIEGEL Online, einem der deutschen Leitmedien. Wir leiten vier zentrale Dimensionen für die Konzeptualisierung von Extremismen ab: Ideologie und Organisation, Herkunft der Akteure, Stellung zur Gesellschaft und Typische Handlungen. Wir beobachten die Entwicklung der Darstellung der drei Extremismen an möglichen Bruchpunkten: Wir untersuchen das assoziative Framing der drei Extremismen vor und nach prominenten extremismusbezogenen Gewaltereignissen, namentlich die Anschläge des 11. September, die Veröffentlichung des NSU-Skandals und linksextremistische Aktivitäten während des G20-Gipfels in Hamburg. Mittels einer Kollokationsanalyse identifizieren wir mit den Extremismen assoziierte Aspekte und ordnen diese den Konzeptualisierungsdimensionen zu. Wir beobachten Veränderungen im Framing, die durch die ausgewählten Ereignisse bedingt sind, und vergleichen das resultierende Framing mit den Kerndefinitionen des Verfassungsschutzes aus dem Bericht des Jahres 2017, um mögliche Unterschiede in der Konzeptualisierung von Extremismen mit möglicherweise unterschiedlichen Handlungslogiken als Resultat divergierender Konzeptualisierungen herauszuarbeiten.