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In dem vorliegenden Beitrag wird dargelegt, welche Mittel der Wortbildung und der Entlehnung im Deutschen genutzt werden, um den Anforderungen einer modernen Lebenswelt sprachlich gerecht zu werden. Dabei wird von den Wortschatzentwicklungen der 1990er Jahre ausgegangen, die in dem am Institut flir Deutsche Sprache erarbeiteten Neologismenwörterbuch dokumentiert sind. Es zeigt sich, dass die Veränderungen im Wortschatz an erster Stelle die Wortart Substantiv betreffen, dass aber auch bei Adjektiv und Verb Veränderungen festzustellen sind, die alle davon zeugen, dass das Deutsche mit Adaptation seiner gut aus gebauten Wortbildungsmittel auf den verstärkten Einfluss von Entlehnungen aus dem Englischen reagiert. Die traditionell vorhandenen Mittel zeigen im Hinblick darauf einen Grad an Flexibilität, der bei einer getrennten Betrachtung der Phänomene Entlehnung und Wortbildung nicht sichtbar wird.
Der Band präentiert das lnteraktionsgeschehen, das sich im Verlaufe eines Tages zwischen den Betreibern eines Vorstadtkiosks und einer Gruppe spezieller Kunden (Schwellenstehern) entfaltet. Es handelt sich um 10 überschaubare und abgeschlossene Szenen, die in der Chronologie ihres Entstehens präsentiert werden. Eine detaillierte Beschreibung führt den Leser zunächst in die Welt des Schauplatzes "Kiosk" ein, ehe die zentralen Akeure (die Kioskbetreiber und die Schwellensteher) vorgestellt werden. Deren jeweilige biographische Situation wird dabei ebenso berücksichtigt wie deren interaktive Beteiligungsweise und Motivation, am Schauplatzgeschehen teilzunehmen.
Die einzelnen Szenen werden mit einem rahmenden Beschreibungstext, der einen Überblick über das Szenengeschehen liefert, präsentiert. In detaillierten Legenden zu jeder Szene werden zudem Anspielungen erklärt, implizite Referenzen expliziert und unverständliche Begriffe erläutert. Die Präsentation jeder Szene wird mit einer Auflistung interaktiver Besonderheiten und einem Überblick über interessante Analyseaspekte abgeschlossen. Der Textband ist in erster Linie für die Ausbildung an Universitäten konzipiert. Er eignet sich besonders als Arbeitsinstrument für sprach- und kommunikationsbezogene Fragestellungen in Linguistik, Psychologie, Soziologie und Didaktik.
Kiseang Cheang: Semantik der Deixis : eine organismische Analyse sprachlicher Deixis [Rezension]
(1994)
This article examines the contrasts and commonalities between languages for specific purposes (LSP) and their popularizations on the one hand and the frequency patterns of LSP register features in English and German on the other. For this purpose corpora of expertexpert and expert-lay communication are annotated for part-of-speech and phrase structure information. On this basis, the frequencies of pre- and post-modifications in complex noun phrases are statistically investigated and compared for English and German. Moreover, using parallel and comparable corpora it is tested whether English-German translations obey the register norms of the target language or whether the LSP frequency patterns of the source language Ñshine throughì. The results provide an empirical insight into language contact phenomena involving specialized communication.
In diesem Beitrag soll untersucht werden, wie lokale und temporale Relationen ihren Ausdruck in den Partikelverben des Deutschen finden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf zwei Punkte: im ersten Teil der Arbeit wird versucht werden, das lokal-/direktionaldeiktische System des Deutschen, wie es sich auch in den entsprechenden Partikelverben niederschlägt, in seiner anthropozentrischen Fundierung darzustellen und auf dieser Grundlage die Verben, die e i n e bestimmte Raumdimension (vorne - hinten) betreffen, zu beschreiben. Im zweiten Teil wird dann eine Interpretation von Partikelverben, die sich auf "Bewegungen" in der Zeit beziehen, vorgeschlagen werden, die die in diesen Verben realisierten Zeitabläufe aus ihrer Darstellung in Analogie zu bestimmten räumlichen Verhältnissen erklärt.
Syntaktische Transposition und semantische Derivation. Die Adjektive auf -isch im heutigen Deutsch
(1982)
Von der Bedeutung der Mundarten : ein weiterer Entwurf zum Vorwort von Schmellers Mundartgrammatik
(1988)
Einleitung
(1986)
Das Thema dieser linguistischen Studie ist die Sprache der Russlanddeutschen, die nach dem Krieg in ihren Deportationsorten im Ural geblieben bzw. zu ihren Verwandten gezogen sind. In der Untersuchung werden einzelne morphosyntaktische Besonderheiten der russlanddeutschen Sprachvarietäten des Mittleren Ural in der Gegenüberstellung zum Hochdeutschen dokumentiert und analysiert. Bei der Beschreibung jedes einzelnen Phänomens wird sein "Entstehungscharakter" geklärt. Einer Reihe der betrachteten morphosyntaktischen Besonderheiten liegen dialektale, sprachgeschichtliche oder gesprochensprachliche Entwicklungstendenzen des Deutschen zu Grunde. Eine geringere Zahl der Phänomene ist ausschließlich durch den Einfluss des Russischen zu erklären. Die Mehrheit der untersuchten morphosyntaktischen Erscheinungen ist aber dialektal bedingt und wird zudem noch durch analoge Strukturen des Russischen in ihrem Gebrauch gefestigt. Anhand zahlreicher Korpusbelege wird gezeigt, wie zwei Sprachsysteme übereinstimmend auf die untersuchten Sprachvarietäten einwirken können.
The concept of functional stylistics developed in the sixties and early seventies by Elise Riesel is reconsidered and modified in view of the results of a corpus-linguistic investigation by Douglas Biber and Edward Finegan. Instead of Riesel’s five functional styles an inventory of seven styles is suggested which may be presented either in hierarchic or in scalar notation. Furthermore, a distinction is drawn between focal and peripheral areas in the internal structure of functional styles and text genres; latent conventional style models as a basis of text production and text reception are postulated. Finally, an attempt is made to integrate the distinction between spoken and written text into the model of functional styles.
Dieser Beitrag beleuchtet die Vor- und Nachteile korpusgestützter lexikografischer Methoden zur Ermittlung und Dokumentation sinnrelationaler Ausdrücke eines Stichwortes. Konkrete Beispiele aus der Praxis des elexiko-Wörterbuchs dienen der Veranschaulichung von Chancen als auch von konkreten Problemen, die die eingesetzten Methoden mit sich bringen. Für die Gewinnung potentieller Synonyme und Antonyme nutzt elexiko zwei unterschiedliche Verfahren, die mit verschiedenen Prämissen an ein Korpus als Datengrundlage herantreten (cf. Tognini-Bonelli 2001). Das korpusgesteuerte / korpusgeleitete Verfahren der Kollokationsanalyse und die zugrunde liegende Ermittlung von Ausdrücken mit verwandten Kollokationsprofi len (related profiles) (cf. Belica 2011) dienen der empirischen und statistischen Absicherung von sprachlichen Phänomenen. Sie erweisen sich aber als lückenhaft in Bezug auf einige Kontexte, in denen semantisch-konzeptuelle Beziehungen der Ähnlichkeit oder des Gegensatzes realisiert, aber nicht mit Korpustools erfasst werden. Mit der Anwendung der in elexiko komplementär genutzten korpusbasierten Vorgehensweise können diese Lücken teilweise gefüllt werden. Das Zusammenspiel beider Korpusansätze hat sich in der lexikografischen Praxis prinzipiell als vorteilhaft erwiesen, bringt jedoch auch Erkenntnisse zum Vorschein, die bisher weder linguistisch erfasst noch lexikografisch dokumentiert wurden und löst nicht, wie teilweise angenommen, das Problem inhaltlicher Inkonsistenzen (cf. Paradis/Willners 2007). Diese Aspekte werden anhand von konkreten Korpusbeispielen und Wörterbucheinträgen illustriert. Als Online-Wörterbuch profitiert elexiko von seinen schnellen Navigationsmöglichkeiten über Verlinkungen. Diese werden auch für sinnrelationale Partnerwörter wie Synonyme und Antonyme angelegt, um diverse Vernetzungsstrukturen nachvollziehbar zu machen. Die Arbeit mit einem Korpus kann bis zu einem gewissen Grad die Konsistenz der bidirektionalen Vernetzungen gewährleisten, sie aber nicht vollständig absichern. In diesem Beitrag wird auch die Frage beantwortet, inwieweit die erwähnten Korpusmethoden dazu beitragen, das gegenseitige Dokumentieren zwischen Synonym- oder Antonympaaren sicherzustellen. Anhand des für diese Zwecke entwickelten Tools vernetziko, einem Vernetzungsmanager, wird gezeigt, warum die Unterstützung zusätzlicher Software für eine konsistente Verlinkung zwischen paradigmatisch miteinander verbundenen Stichwörtern unerlässlich ist(Storjohann/Meyer 2012).
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Unterstützen wird aus gesprächsrhetorischer Perspektive als eine manifeste Form von Kooperation mit strukturell ambivalentem Charakter beschrieben. Anhand des Modells einer Unterstützungssequenz und einer detaillierten Beispielanalyse werden die konstitutiven strukturellen Bestandteile des Unterstützens exemplarisch vorgeführt. Theoretischer Bezugspunkt ist dabei die Präferenz zur interaktiven Selbstvertretung, die von allen Beteiligten als handlungsleitende Orientierung verfolgt wird. Diese Präferenz ist sowohl für die Struktur der Unterstützungssequenz als auch für den rhetorischen Zuschnitt der konkreten Unterstützung verantwortlich. An die strukturanalytische Beschreibung von Unterstützen schließt sich eine orientierende Typologie unterstützender Verfahren an.
Wege und Umwege zum Verstehen, oder : wie man zu verstehen gibt, dass man jemanden willkommen heißt
(2006)
Deutsch in Österreich
(2005)
Der Artikel geht anhand des Deutschen in Österreich der Frage nach, welche Aussagekraft und Relevanz das Reden von ,nationalen Standardsprachen’ im deutschen Sprachraum hat - auch und gerade für Deutsch als Fremdsprache. Dies wird insbesondere an einem Wortschatzausschnitt diskutiert - nicht zuletzt deswegen, weil hier einschlägige Unterschiede mit am deutlichsten hervortreten. Es zeigt sich, dass im österreichischen Deutsch die Distanz zwischen den regiolektalen Varietäten und dem überregional verwendeten Standard wesentlich geringer ist als in Deutschland, wo die größere regiolektale Heterogenität zu einer geringeren Toleranz gegenüber regionalen Substandardeigenheiten geführt hat. Die Unterschiede rechtfertigen allerdings auf der lexikalischen Ebene keine grundsätzlichere Abgrenzung zwischen beiden nationalen Varietäten.
Im allgemeinen hält die Sprachforschung viele Fremdwörter im Deutschen, vor allem Anglizismen, für entbehrlich und kommunikationserschwerend. Der vorliegende Beitrag soll zu einer Änderung dieser Haltung, zu einer unvoreingenommenen Beschäftigung mit Fremdwörtern der unmittelbaren Gegenwart anregen. Er zeigt anhand zahlreicher Belegbeispiele aus aktuellen deutschsprachigen Zeitschriften, daß selbst ephemer erscheinende Anglizismen die deutsche Sprache durchaus bereichern.
Based on a collection of so called „candle walks“ of confirmands in the pre-liturgal phase of a church service, a recurrent phenomenon is analyzed: the touching of the church bench during the entry and exit. The analysis is carried out within the multimodal conceptual framework of “space as interactive resource”, “walking as situated practice”, and “sociotopographic implications of space”. Within this framework the touching is conceptualized as a way to recognize and display relevant aspects of the spatial setting. From the confirmands’ perspective it is a reflexive comment on dominant situational relevancies.
Der Fürstbischof im Hosenrock : eine Studie zu den nominalen Kopulativkomposita des Deutschen
(1992)
In dieser Studie wollen wir nachweisen, daß es für die in der Wortbildungsforschung hartnäckig postulierte Existenz zweier eindeutig distinkter Kategorien ‘Kopulativkompositum’ und ‘Determinativkompositum' innerhalb der N-N-Komposita des Deutschen weder im Sprachsystem noch im Sprachgebrauch irgendeine Evidenz gibt. Vielmehr läßt sich zeigen, daß ‘Kopulativkomposita’ in ihren morphosyntaktischen und semantischen Eigenschaften problemlos mit den auch für Determinativkomposita geltenden Kriterien beschrieben werden können, und daß - gezeigt an einem Test - für Sprecher des Deutschen eine eigene Kategorie ‘Kopulativkompositum’ nicht existiert.
Sprache und Kultur
(2004)
Vorwort
(2004)
Der Beitrag bearbeitet (professionelles) Handeln in Sitzungen des Gemeinderats einer kleinstädtischen Kommune in Südwestdeutschland. Die Analyse konzentriert sich auf einen längeren Redebeitrag, der kommunalpolitische Professionalität nicht im unauffälligen Vollzug zeigt, sondern Probleme einer Verwaltungsangestellten bei der lokal gebundenen Bearbeitung ihrer Aufgabe, eine Bekanntgabe zu machen. Die dabei produzierte Äußerungsstruktur zeigt Spuren einer Orientierungsirritation, die insbesondere zu Beginn des Redebeitrags als Konflikt zwischen der Arbeit an der Herstellung von Gemeinschaft und der Orientierung an der Aufgabe des Informierens fassbar wird.
The paper presents a study on the use of the complement-taking mental verb glauben (to believe) as a means to hedge utterances. One the basis of three large interview corpora, diatopic and diachronic differences in the particle-like use of first-person-forms (glaub(e)) are explored. By means of the results of the corpus analysis, the status of the ongoing grammaticalization process of glaub(e) as a modal particle is discussed.
Im Dezember 1970 fand in den Räumen des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim ein Symposion "Zum öffentlichen Sprachgebrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR - Methoden und Probleme seiner Erforschung" statt, zu dem Professor Hugo Moser, Bonn, einen kleinen Kreis von Fachleuten eingeladen hatte. Die Beschäftigung mit dem öffentlichen Sprachgebrauch in den beiden deutschen Staaten war noch bis in die Mitte der sechziger Jahre überwiegend stofflich orientiert. Zumeist konzentrierte sie sich auf die Untersuchung der Besonderheiten des offiziellen Sprachgebrauchs in der DDR. Die hier vorliegenden Referate des Mannheimer Symposions zeigen deutlich die Verschiebung des wissenschaftlichen Interesses zum Methodischen hin und zeigen außerdem die zunehmende Bedeutung von Nachbardisziplinen.
Die Verwendbarkeit des Begriffes Euphemismus bei der Untersuchung politischen Sprachgebrauchs
(1973)
Ab- und Aufbau von Konnotationen : ein Diskussionsbeitrag zum sprachlichen Ost – West – Problem
(1973)
Das Benennungsspiel in der frühen Erwachsenen-Kind-Interaktion : eine Longitudinalstudie auf Deutsch
(2013)
Eröffnung
(1973)
Der vorliegende Aufsatz skizziert zunächst Syntax und Semantik einer kategorialen Sprache L. Diese wird dann durch Einführung des Funktionenabstraktors X zu einer reicheren und elastischeren Sprache erweitert. Abschließend soll die Überführung der Strukturen dieser Basissprache in eine einzelsprachliche Seichte Syntax angedeutet werden.
Die "Verben" (-> Wortarten) sind im Deutschen unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß sie über Formen verfügen, die in je unterschiedlicher Weise zum Ausdruck (-»-Morphologie) bringen, inwiefern/inwieweit Ausdrücke, die die entsprechenden Verben enthalten,in ihrer Bedeutung von zeitlichen Faktoren abhängen. Dabei wirken diese sog. Tempusformen mit anderen Elementen von Äußerungen zusammen, insbesondere mit Temporalverbialen, aber auch mit Nominalgruppen (NOGR, -*•) wie z.B. der ehemalige Präsident, der zukünftige Schwiegersohn etc.
Among the many peculiarities of the German tense system which make its description or reconstruction such a difficult task to perform, there is one outstanding stumbling-block, viz. the relation between the - morphologically simple - Preterite and the - compound - (Present-)Perfect. Disregarding problems of variety - in spoken German in the South, the Preterite either doesn't exist or is restricted to modal verbs, e.g.
Eines der Hauptprobleme bei der Erstellung einer Verbvalenzgrammatik besteht darin, Kriterien zu formulieren, die es erlauben, eindeutig zwischen valenzgebundenen und nicht valenzgebundenen Elementen des einfachen Verbalsatzes zu unterscheiden. Es hat sich gezeigt, daß die Kriterien der “Weglaßbarkeit” zur Identifizierung der freien Elemente und der “verbspezifischen Erwartungswahrscheinlichkeit” zur Bestimmung der Verbergänzungen nicht ausreichen. Daher wird seit einigen Jahren in steigendem Maße die Frage diskutiert, ob die Abhängikeitsverhältnisse zwischen dem Prädikat und seinen Ergänzungen nicht nur als oberflächensyntaktische Vorkommensrelationen zu beschreiben, sondern primär in einer Tiefenstruktur anzusetzen sind, als deren Reflex sie sich an der Oberfläche niederschlagen. Auf diesem Hintergrund hat G. Helbig ein operationalisiertes Verfahren entwickelt, das das Problem der valenzgebundenen Elemente auf der Ebene einer syntaktischen Tiefenstruktur entscheiden soll. Der folgende Beitrag setzt sich kritisch mit Helbigs Vorschlag auseinander und stellt ihm eine Alternative auf der Basis der von K. Heger2a entwickelten Aktantenmodelle entgegen.
Am 11. Oktober 1991 verschied im Alter von 71 Jahren Professor Dr. phil. Hugo Jedig. Mit ihm ist der Begründer und langjährige Leiter der dialektologischen Forschungen in Sibirien von uns gegangen, der das Schicksal der deutschen Dialektologie in der Sowjetunion der Nachkriegszeit in entscheidender Weise geprägt hat. Das Leben und Schaffen von Hugo Jedig muß im Zusammenhang mit den Zeitläuften gesehen werden, in denen er wirkte. In einer Zeit, als es in der Sowjetunion noch keine Perestrojka und Glasnost’ gab, in einer Zeit, als alles Deutsche zumindest nicht erwünscht war und oftmals verborgen wurde, in dieser Zeit wagte er es - als einziger Deutscher - sich der Erforschung der deutschen Dialekte in der Sowjetunion zu widmen und sie zu seinem Lebenswerk zu machen. Sein Schaffen muß in dem Rahmen gesehen werden, daß es in der Sowjetunion nicht selbstverständlich war, sich mit deutscher Dialektologie zu befassen. Es ist kein Zufall, daß namhafte Dialektologen wie V. Zirmunskij , A .Dulson , L. Zinder , S. Mironov in der Nachkriegszeit ihre dialektologischen Forschungen völlig aufgegeben haben. Die Leistung von Hugo Jedig besteht darin, daß er die durch den Krieg abgebrochene Forschungstradition wiederaufgenommen und erfolgreich weitergeführt hat. Er ist bis heute der einzige international bekannte und anerkannte Wissenschaftler in der Sowjetunion der Nachkriegszeit, der sich konsequent und nachdrücklich für die Erforschung der deutschen Mundarten einsetzte und der sein Lebenswerk der deutschen Dialektologie widmete.
Der Wolgadeutsche Sprachatlas (WDSA) entstand in den 20er Jahren in der Zentralstelle zur Erforschung der Wolgadeutschen Mundarten in der Stadt Engels an der Wolga, der damaligen Hauptstadt der deutschen Wolga-Republik. Von allen anderen deutschen Atlanten unterscheidet er sich wohl in erster Linie dadurch, daß er quasi in zwei Dimensionen zu sehen ist: einerseits entstand er schon vor 60 Jahren, andererseits war seine Existenz bis vor kurzem nicht bekannt. Dabei handelt es sich beim WDSA offensichtlich um einen der ersten deutschen Regionalatlanten: in seiner heutigen Form war er bereits 1929 abgeschlossen. Daß er heute, mehr als 60 Jahre nach seiner Entstehung, noch nicht veröffentlicht ist, hängt mit dem politischen Schicksal der Region zusammen, deren sprachliche Zustände der Atlas widerspiegelt, und dem persönlichen Schicksal der Menschen, die ihn geschaffen haben.
Sprachdrill oder kommunikative Integration: zur Situation der Rußlanddeutschen in der Bundesrepublik
(1993)
Das Sprachverhalten der Rußlanddeutschen und ihre soziolinguistische Situation sind noch nie zum Objekt der wissenschaftlichen Untersuchung geworden. In der Sowjetunion wurden hauptsächlich sprachgeographische Untersuchungen durchgeführt, deren Ziel die Fixierung der noch vorhandenen deutschen Dialekte und die Beschreibung ihrer linguistischen Struktur war. Auf diese Weise entstanden in der Nachkriegszeit dialektologische Beschreibungen der wichtigsten noch erhalten gebliebenen Mundarttypen in der Sowjetunion, eine soziolinguistische Sprachverhaltensanalyse blieb aber aus. Die Dialektsprecher selbst wurden nicht zum unmittelbaren Objekt der Untersuchung: es wurde in einigen Fällen höchstens eine demographische Erhebung in einzelnen Orten durchgeführt, die eine rein statistische Beschreibung der Beziehung zwischen Varietäten, Generationen, dem Bildungsgrad und dem Beruf der Einwohner der betreffenden Siedlung war.
Wie auch andere Dialekte auf dem Territorium der UdSSR zeigt die untersuchte bairische Mundart des Altai charakteristische Züge in der verbalen Wortbildung, die mit den Besonderheiten der Lautentwicklung seit Bestehen der Sprachinsel zusammenhängen. Der Artikel untersucht die spezifische Funktion einiger Wortbildungsmittel dieser Mundart, ihre Verwendungshäufigkeit und Produktivität. Die Materialgrundlage für diese Untersuchung sind 3819 abgeleitete Verben, die aus der Gesamtzahl verbaler Belege (18 095) ausgewählt wurden und die von den Sprechern dieser Mundart in spontaner Rede verwendet wurden.
The education of prospective professionals of social work is mostly carried out through narrations on clients. Specific features of professional narrative are highlighted in an excerpt of a tutorial from a narratological perspective. Also, the relationship management between narrator and recipient is examined from an interactionist point of view.
In den Grammatiken der deutschen Gegenwartssprache1 läßt die Behandlung lokaler Adverbialia m.E. viele Wünsche offen. Es wird meist nicht zwischen Verwendung von Adverbialia als Ergänzung, wie in (1) Rupprecht lebt in Mutterstadt. oder als Satzadverbialia getrennt, wie in (2) Irgendwo in der Wüste irrten jetzt die Insassen des abgestürzten Flugzeugs umher... Besonders ein Mangel springt ins Auge: fast nirgends wird etwas zur Kombinierbarkeit lokaler Adverbialia gesagt, obwohl gerade dieses Phänomen der eigentlich grammatisch interessante Kern des Pudels ist. Der folgende Beitrag skizziert kurz einen Angang, der es erlaubt, einerseits den Bedeutungsbeitrag einzelner lokaler Satzadverbialia darzustellen und darauf eine Klassifikation aufzubauen, andererseits deren Kombinierbarkeit zu untersuchen.
Ein entscheidender Prüfstein jeder Beschreibung der Bedeutungen der deutschen Tempora ist es offensichtlich, daß diese Beschreibung das Verhältnis von Präsensperfekt und Präteritum in befriedigender Weise in den Griff bekommt. Ich werde in dem folgenden Beitrag einen Ansatz skizzieren, der die in diesem Problemkreis auftretenden Fragen m.E. zufriedenstellend lösen kann. Ich werde dabei skizzenhaft und informell einen Ausschnitt aus einer Rekonstruktion des deutschen Tempussystems im Rahmen einer erweiterten Aussagenlogik vorstellen.
Vorgänge und Vorgangsverben
(1977)
Der vorliegende Aufsatz kritisiert zunächst die Behandlung der Semantik von Vorgangsverben, wie sie in der Generativen Semantik üblich ist; auch ein Vorschlag von DOWTY 1975 im Rahmen einer Erweiterung von Montagues PTQ wird als inadäquat verworfen. Im Anschluß daran wird ein Zeitlogiksystem vorgestellt, das eine Vereinfachung von AQVIST/GÜNTHNER 1976 ist, in dem sich Vorgänge adäquat als allmähliche, nicht kontinuierliche Übergänge zwischen Zuständen darstellen lassen.