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Der vorliegende Beitrag widmet sich einem etwas stiefmütterlich behandelten Aspekt im ansonsten durchaus lebhaft geführten Diskurs um die didaktische Grammatik: dem grammatischen Wissen der Lehrenden. Auf diesem Gebiet besteht m.E. eine Diskrepanz zwischen Anforderungen an die Lehrerrolle im Gefolge veränderter Forschungsparadigmen und konkreter Gegebenheiten einerseits und einer Realität andererseits, die durch quantitativ wie qualitativ sehr heterogene und teilweise defizitäre Wissensbestände gekennzeichnet ist. Diese Behauptung soll im ersten Teil des Beitrags argumentativ untermauert werden. Im zweiten Teil soll mit dem multimedialen grammatischen Informationssystem GRAMMIS eine mögliche Quelle für grammatisches Wissen vorgestellt werden, die den Bedürfnissen von DaF-Lehrenden entgegenkommt.
Altern wird in diesem Band untersucht als eine Aufgabe, die von allen Menschen - durchaus auf unterschiedliche Weise - zu bewältigen ist und an der sie aktiv teilhaben. Altern ist demnach nicht etwas, was einem nur passiert bzw. widerfährt, sondern erfolgt in einem sozialen Prozess, in dem sich die Beteiligten mit dem Altern auseinandersetzen und es interaktiv gestalten. Altern impliziert so als Aufgabe auch die Reflexion der lebensgeschichtlich eintretenden Veränderungen und ihre interaktive und kommunikati-ve Be- und Verarbeitung. In der kommunikativen Bewältigung dieser Veränderungen wird zugleich Identitätsarbeit geleistet und werden Aspekte von Altersidentität ausgebildet. Diese Wechselwirkungen zwischen Altern, Kommunikation und Identitätsarbeit werden anhand von Ausschnitten aus authentischen Gesprächen herausgearbeitet und mit gesprächsanalytischen Methoden untersucht. Im Anhang geben zwei lange Transkriptausschnitte Einblick in die Kommunikationsweisen älterer Menschen und stellen Material für weitere Analysen bereit.
Anakoluthe dependenziell
(2008)
There has been a long tradition of discussing the advantages and disadvantages of using foreign words in the German language. In the first part of this paper, an historical example of this discussion will be presented. It shows that at the end of the 18th century a highly differentiated approach to this question had been developed. The type of functional reasoning applied there could also be useful for the present discussion about the influence of English on the German language. A functional interpretation of the use of indigenous and foreign words respectively in a language like German unavoidably leads to the conclusion that the use of elements of foreign origin is an integral part of what it means to be a modem European language. Of course languages differ in the wavs in which they technically deal with this fact. To document the fact that the integration of the European tradition o f mutual cultural and linguistic contact is a characteristic feature of European languages, and that different languages deal with this in technically different ways, the second part o f this article compares a German non-fictional text with its counterparts in seven other European languages.
Der vorliegende Band enthält die Beiträge eines Kolloquiums am Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, in dem das komplexe und moderne Werk sowie das systematische Arbeiten Johann Christoph Adelungs gewürdigt wurde. Die Beiträger und Beiträgerinnen des Bandes stellen das kulturgeschichtliche Denken Adelungs, sein lexikographisches Werk, seine grammatischen, orthographischen und stilistischen Arbeiten unter spezifischen Fragestellungen dar: Adelungs durch Herder inspiriertes Verständnis von Kulturgeschichte bildet gleichsam das Prinzip seiner Arbeit. In Beispielen wird die Adelung-Rezeption beschrieben ebenso wie die Bedeutung seines Werks für heutige sprachhistorische Forschung. Dass Adelung mit seinen Arbeiten in Spannungsfelder einzuordnen ist, machen diejenigen Beiträge deutlich, die ihn als Traditionalisten und als Vertreter der beginnenden Moderne zeigen, als Sprachgelehrten mit präskriptiven und deskriptiven Anliegen, als konservativen Denker und Aufklärer zugleich. Insgesamt gibt dieser Band einen Überblick über die Komplexität von Adelungs Schaffen und über den Stand der Forschung.
Die Sprachfähigkeit als Gattungsmerkmal des homo sapiens erzeugt Zeichen, durch die linear akustische Signale mit begrifflich strukturierten Umwelterfahrungen verbunden werden. Diese Verbindung beruht weder (ikonisch) auf Ähnlichkeit noch (indexikalisch) auf direktem Situationsbezug, sondern ist (symbolisch) konventionell begründet. Sie ermöglicht durch freie Kombination die Bildung komplexer Zeichen. Damit sind entscheidende Eigenschaften der Sprache gegeben. Einerseits sind sprachliche Ausdrücke über alle Erfahrungsbereiche möglich, natürliche Sprachen sind unbegrenzt und vollständig, andererseits sind sie zwangsläufig abstrakt, sie können nur den klassifizierend begrifflichen Aspekt der Erfahrungswelt wiedergeben. Diese Begrenztheit liegt innerhalb der Sprache selbst. Zugleich ist durch die Möglichkeit, über alles, also auch über Sprache zu sprechen, die Basis für Reflexion und explizite Bewusstheit, also Selbstbewusstsein gegeben. - Das Ineinandergreifen der verschiedenen Aspekte wird abschließend an Brentanos Wiegenlied demonstriert.
Belemnons Curiöses Bauem-Lexicon (CBL) aus dem Jahr 1728 ist ein ungewöhnliches Wörterbuch schwieriger Ausdrücke und Syntagmen (fast ausschließlich aus dem Bereich der Fremdwörter), die von ungebildeten Sprechern des frühen 18. Jhs. ("Bauern") falsch verwendet wurden. Das CBL listet rund 800 dieser Fremdwörter alphabetisch auf, um ihnen nach knappen Angaben zur korrekten Aussprache, Bedeutung und Verwendung die jeweiligen Verballhornungen oder Fehlverwendungen, meist durch (oft komische) Verwendungsbeispiele illustriert, gegenüberzustellen. In diesem Beitrag werden einführend die äußere Gestalt, Überlieferung und Nachwirkung, Zielsetzung und Adressaten sowie Makro- und Mikrostruktur des Wörterbuchs beschrieben. Im Anschluss wird der Gesamtbestand der korrekten wie inkorrekten Wortformen gesichtet und auf zwei Arten sortiert: zuerst in der Anordnung des Wörterbuchs, um einen Überblick über seine Makrostruktur zu gewinnen, und dann unter Umkehrung der Benutzerperspektive in Form einer alphabetischen Auflistung der 2000 "Falschwörter" mit Zuordnung der jeweils zugrundeliegenden korrekten Form(en). Eine erste Durchsicht im Anschluss lässt verschiedene Typen von Fehl Verwendungen erkennen, abhängig vom sozio- und dialektalen Umfeld der Sprachbenutzer. Im Hintergrund steht die Frage, inwiefern das CBL eine sprachhistorische Quelle zur Alltagssprache des frühen 18. Jhs. darstellt: dient es in erster Linie der Erheiterung gebildeter Kreise auf Kosten der weniger Gebildeten, denen womöglich auch erfundene, besonders lächerliche sprachliche Fehlleistungen zugeschrieben werden, oder dokumentiert es tatsächlich den defizitären Fremdwortgebrauch von Sprachbenutzern aus der ländlichen Unterschicht seiner Entstehungszeit? Beigegeben wird eine fotografische Reproduktion des CBL in Gestalt einer pdf-Datei, die der Forschung bis zum Erscheinen einer hoffentlich bald verfügbaren kritischen Edition einen leichteren Zugriff auf diesen in mehrfacher Hinsicht interessanten Quellentext ermöglichen soll.
Bestandsaufnahme
(2008)
Die „Kontrastive Grammatik deutsch-rumänisch" war kein singuläres Ereignis. Sie ist ein zwar nicht zwangsläufiges, aber doch konsequentes Glied in einer Entwicklung, die um 1970 begann und heute einen erheblichen Teil der germanistischen Linguistik prägt. Es ist schon der Mühe wert, diese Entwicklung nachzuzeichnen. Dabei liegen drei Dimensionen nahe: Sprachtheorie, grammatische Beschreibungen und Wörterbücher.
Die Bibliografie des Projekts "Deutsch in Russland" enthält 359 Titel, von denen zwei Drittel auf Russisch sind. Die Inhalte der meisten russischsprachigen Veröffentlichungen werden im Text der Bibliografie kurz zusammengefasst. In der Einführung finden sich einige Anmerkungen zum Forschungsstand nach 1990 und eine Beschreibung der Titelinhalte.
In English and French relational adjectives occurring in construction with deverbal nominalizations can be thematically associated with subject as well as object arguments. By contrast, in German object-related readings of relational adjectives seem to be inadmissible. The greater flexibility of English and French in terms of the thematic interpretability of relational adjectives also shows up with respect to "circumstantial" thematic roles like directionals, locatives and instrumentals. It is arguably due to the common Latin heritage of English and French, since in Latin relational adjectives representing subject or object arguments of nominalizations are widely attested. However, even in English and French object-related readings are confined to result nominalizations, a restriction we suggest to account for in terms of the more "noun-like" character of result nominalizations in contrast to process nominalizations. Moreover, since argument-related interpretations of relational adjectives can always be overridden by appropriate agentive/ patientive phrases, relational adjectives cannot be analyzed as occupying an argument position, but rather as modifying the semantic role associated with it.
COSMAS II
(2008)
ANW und elexiko repräsentieren eine neue Generation von wissenschaftlichen elektronischen (Online-)
Wörterbüchern: sie sind keine digitalisierten Klone von schon existierenden Printwörterbüchern, sondern werden inhaltlich neu und mit voller Berücksichtigung der Möglichkeiten des neuen Mediums realisiert. In diesem Beitrag werden zuerst pauschal einige wichtige Parallelen und Unterschiede zwischen dem ANW und elexiko beleuchtet. Anschließend wird der substanzielle Unterschied in den Suchoptionen eingehend behandelt. Elexiko hantiert mit dem Unterschied „einfache Suche“ neben „Expertensuche“ – ein bekanntes System. Das ANW hat ein eigenes, neues System mit den folgenden Suchmöglichkeiten entwickelt: Suche nach Information zu einem Wort, Suche nach einem Wort (von der Bedeutung aus), Suche nach Wörtern (auf Grund eines oder mehrerer gemeinschaftlicher Merkmale), Suche nach Beispielen mit gemeinsamen Merkmalen und Suche nach Information über das Wörterbuch selbst. In den onomasiologischen Suchformen, die vom Inhalt zum Wort führen, spielt das „Semagramm“, die Darstellung von Kenntnis, die mit einem Wort zu verbinden ist, in einem Rahmen mit „Slots“ und „Fillern“ eine substanzielle Rolle. Das Semagramm ist eine weitere Erneuerung des ANW.
Mit dieser Auswahl von 21 Beiträgen Manfred W. Hellmanns zum sprachlichen Ost-West-Problem wird der interessierten Öffentlichkeit ein umfassender und fundierter Überblick über einen spannenden Aspekt der deutschen Nachkriegsentwicklung gegeben. Sowohl die sprachlichen Differenzen im geteilten Deutschland als auch der Sprachgebrauch während und nach der Wende bis in die jüngste Zeit sind Gegenstand dieser methodisch wie thematisch maßstabsetzenden Untersuchungen aus 35 Jahren.
Das KLASSIKERWÖRTERBUCH ist ein in allen lexikographischen Arbeitsschritten digital erstelltes historisches Wörterbuch zur heute nicht mehr unmittelbar verständlichen Lexik in der „klassischen“ deutschen Dichtung des 18. und 19. Jahrhunderts. Als semantisches „Differenzwörterbuch“ behandelt es die lexikalischen Einheiten, die gegenüber dem heutigen Bedeutungswissen eine Änderung in der Semantik und/oder der Verwendung erfahren haben. Grundsätze der Korpusbestimmung, der Lemmaauswahl usw. wurden bereits an anderer Stelle ausführlich erläutert (Knoop/Brückner 2003). Auch eine Beschreibung von Mikrostrukturen im KLASSIKERWÖRTERBUCH liegt vor (Brückner 2004). Der vorliegende Beitrag ergänzt die bisherigen Veröffentlichungen durch eine typologische Einordnung des KLASSIKERWÖRTERBUCHs und seiner Konzeption in die deutsche Wörterbuchlandschaft. Dabei ist es nicht das Ziel, eine allgemeingültige Einteilung vorzunehmen oder jeden erwähnten Wörterbuchtyp in seinen eigenen Besonderheiten vollständig und angemessen darzustellen, sondern darum, durch den Vergleich mit anderen existierenden oder denkbaren Wörterbüchern das Konzept des KLASSIKERWÖRTERBUCHs deutlicher hervortreten zu lassen.
Der folgende Beitrag beschreibt das OWID-Modul zum Schulddiskurs 1945-1955, das aus einem von der DFG geförderten Projekt hervorgegangen ist und dessen Ergebnisse in Kämper (2005) ausführlich dargestellt sind. Das OWID-Modul „Diskurswörterbuch“ ist die Online-Version des Wörterbuchs zum Schulddiskurs (vgl. Kämper 2006. Erläutert wird der dem Wörterbuchtyp zugrunde gelegte Diskursbegriff und es wird dargestellt, inwiefern lexikalische Serialität Gegenstand des Wörterbuchs ist. Anschließend wird die besondere Struktur eines Diskurswortschatzes problematisiert, aus der als Aufgabe eines Diskurswörterbuchs die Darstellung begrifflich-
semantischer Bezugsrelationen des Wortbestands resultiert. Die Darstellung der äußeren Zugriffsstrukturen, der Artikelstrukturen, der Datendistribution und Verweise sowie Hinweise zur Benutzung werden dann exemplifiziert.
Data and transcription
(2008)
Im Teilprojekt CI “SemDok” der DFG-Forschergruppe Texttechnologische Informationsmodellierung wurde ein Textparser für Diskursstrukturen wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel nach der Rhetorical Structure Theory entwickelt. Die wesentlichen konzeptuellen und technischen Merkmale des Chart-Parsers und die sich daraus ergebenden Parametrisierungsmöglichkeiten für Parsing-Experimente werden beschrieben. Zudem wird HPVtz., ein Tool für die Visualisierung von Parsing-Ergebnissen (RST-Bäume in einer XML-Anwendung) und die Navigation in ihnen, vorgestellt.
Im Deutschen und anderen europäischen Sprachen können Demonstrativa das Antezedens von Relativsätzen bilden oder als Determinator eines solchen Antezedens fungieren. Konstruktionen dieser Art weisen Besonderheiten in Bezug auf Form und Bedeutung auf: Einerseits finden sich Demonstrativa, die nicht oder nur marginal mit appositiven Relativsätzen kombiniert werden können, andererseits solche, die entweder keine restriktiven Relativsätze zulassen oder sich mit diesen nur in speziellen, nichtdeiktischen und nichtphorischen Bedeutungen kombinieren lassen. Zumindest einige dieser Besonderheiten scheinen auf allgemeinere, sprachübergreifende Beschränkungen hinzuweisen. So zeigt sich tendenziell, dass die Kombinierbarkeit von Demonstrativa mit restriktiven Relativsätzen mit der deiktischen Stärke des Demonstrativums korreliert: Distanzmarkierende und in diesem Sinn deiktisch starke Demonstrativa schließen restriktive Relativsätze tendenziell aus, während distanzneutrale oder nichtdeiktisch verwendbare Demonstrativa sie in der Regel zulassen. Beschränkungen dieser Art werden anhand des Deutschen, Französischen und Schwedischen aufgezeigt.
Im vorliegenden Beitrag soll der Aufbau einer maßgeschneiderten XML-Modellierung für ein Wörterbuchnetz erläutert werden. Diese Schriftfassung beruht auf einem gleichlautenden
Vortrag, der auf dem ersten Arbeitstreffen des DFG-Netzwerks „Internetlexikografie“ in
Mannheim im Mai 2011 gehalten wurde. Der Beitrag ist als Werkstattbericht zu verstehen,
d. h. als praktisch orientierter Blick sowohl darauf, wie wir unsere Modellierung für OWID
konzipiert haben, welche Konsequenzen dies für die lexikographische Arbeit sowie für die
Recherchemöglichkeiten der Nutzer hat, als auch darauf, welche Vor- und Nachteile wir bei
diesem Modellierungsansatz sehen. Der vorliegende Beitrag bietet damit keine umfassende
theoretische Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten der Modellierung. Lediglich
im folgenden Kapitel werden die Grundzüge des Modellierungsansatzes kurz erläutert
und es wird auf entsprechende weiterführende projektbezogene Literatur verwiesen.
Dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe, das ist eine der gängigsten Redewendungen um das Substantiv Wald, dessen heutigem Gebrauch in den folgenden Ausführungen nachgegangen werden soll. Aber nicht nur das: Auch sein Sinn scheint für unser Thema ganz einschlägig zu sein, es ist nicht leicht, dieses vielfältige Verwendungsbild rund um dieses Wort auf einen einfachen Nenner zu bringen. So manches läuft durcheinander in der Geschichte seines Gebrauchs und spiegelt sich in den heutigen Verwendungen.
Der, die oder das Nutella
(2008)
Der, die, das wird traditionell als Demonstrativpronomen eingestuft, obwohl es besonders in der gesprochenen Sprache zum Ausdruck der Referenz auf dritte Personen mit dem Personalpronomen er, sie, es in komplementärer Distribution auftritt. Im Beitrag wird das Verhältnis zwischen der und er zunächst auf dem Hintergrund anderer europäischer Sprachen kontrastiv untersucht. Anschließend wird die Frage der Didaktisierung aufgeworfen: an einem konkreten Beispiel wird gezeigt, wie man Deutschlernende auf den Gebrauch von der als Personalpronomen aufmerksam machen kann.
Sie ist schon ein erstaunliches Phänomen, die Sprache, bedenkt man, dass es auch ohne Einfluss einer steuernden Instanz so etwas wie Standarddeutsch gibt und die deutsche Sprache nicht in unzählige Variationen und Varietäten auseinanderdriftet. Die Verwunderung über den Zusammenhalt der Sprache ließ sich auch im Laufe der diesjährigen Jahrestagung des IDS immer wieder vernehmen, die unter dem Motto „Deutsche Grammatik. Regeln, Normen, Sprachgebrauch“ vom 11. bis 13. März 2008 im neugestalteten Rosengarten in Mannheim stattfand. Da man auf einer wissenschaftlichen Tagung beim Wundern nicht stehen bleibt, versuchten die versammelten Linguistinnen und Linguisten, der Natur von sprachlichen Regeln und Normen erklärend auf die Spur zu kommen. Wie entstehen sprachliche Normen? Welche Faktoren entscheiden, dass manche der neuen grammatischen Formen sich durchsetzen und zur Norm werden und andere nicht? Welche Bedeutung hat Sprachnormierung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Schule, Wirtschaft oder Recht? Und nicht zuletzt: Wie kann das grammatische Regelsystem erfasst werden?
Die "türkischen Powergirls". Lebenswelt und kommunikativer Stil einer Migrantinnengruppe in Mannheim
(2008)
Die ethnografisch-soziostilistische Fallstudie bietet einen umfassenden Einblick in die Lebenswelt, die sozialen Orientierungen und das Ausdrucksverhalten junger Migrantinnen in Mannheim, die sich "türkische Powergirls" nennen.
Die ethnografische Beschreibung des Migrantenstadtteils bildet den Rahmen für die Rekonstruktion des Entwicklungsprozesses von der ethnischen Jugendclique zu einer Gruppe sozial erfolgreicher junger Frauen. Dieser Prozess ist typisch für junge Migrantinnen in Deutschland, die in Auseinandersetzung mit relevanten Bezugswelten, der Welt der türkischen Gemeinschaft und der Welt der deutschen (Bildungs-)Institutionen, einen eigenständigen Weg zu finden versuchen. Das Selbstbild, das die Mädchen in diesem Prozess entwickeln, bildet die Bezugsgröße für ihren Kommunikationsstil.
Der zentrale Teil des Buches beschreibt diesen Stil, den derb-drastischen Umgangston, den schnellen Wechsel zwischen Deutsch und Türkisch und den virtuosen Gebrauch verschiedener Varietäten zum symbolischen Verweis auf soziale Kategorien, und zeigt, wie sich der Stil im Prozess des Erwachsenwerdens und in Reaktion auf neue Lebensumstände und (Bildungs-)Anforderungen allmählich verändert.
In der „Nacherstposition“ zwischen einer Vorfeldkonstituente und dem Finitum können im Deutschen bestimmte unflektierbare Einheiten (wie allerdings, wiederum, also, nun, nämlich, beispielsweise) auftreten, die sich anders als Fokuspartikeln verhalten. Es handelt sich um Adverbkonnektoren, die neben ihrer relationierenden Funktion in dieser - und nur in dieser - Position die informationsstrukturelle Aufgabe der Topikwechselmarkierung übernehmen. Nur eine kleine Klasse skalierender Einheiten - die typischen Stiefkinder der Fokuspartikelforschung {zumindest, höchstens, wenigstens u. a.) - kann hier alternativ Topik und Fokus markieren. Mit ihrer spezifischen Form-Funktions-Korrelation stellt die Nacherstposition von Adverbkonnektoren eine nicht zur Gänze kompositional erschließbare „Konstruktion“ im konstruktionsgrammatischen Sinne dar.
Das Institut für Deutsche Sprache ist eines der Gründungsmitglieder der „Europäischen Föderation nationaler Sprachinstitutionen", zu der die Sprachakademien und zentralen Sprachinstitute aus den Staaten der Europäischen Union gehören. Sie wird meist abkürzend E1N1I genannt mit dem Akronym ihres englischen Namens: „European Federation of National Institutions for Language“ (Näheres unter <www.efnil.org>). Auf ihrer Jahreskonferenz in Riga 2007 beschloss die Generalversammlung von EFNIL eine Resolution, die den sprachpolitisch zuständigen Stellen der EU und der Mitgliedsstaaten vorgelegt worden ist. Sie liegt inzwischen in allen 23 offiziellen Sprachen der Union vor. Der Beitrag gibt die deutsche Fassung wieder.
Diskurswörterbuch
(2008)
After a brief discussion on the term discourse, discourse will be related to the tasks o f a discourse dictionary. The paper goes on developing the subject of discourse lexicography, which is a lexicographic presentation of discourse vocabulary, of the net of its semantic relations, and of the societal and historical circumstances of the usage people have made of it. This background will be useful for the presentation of two types of discourse dictionaries. On the one hand, they are based on the same primary conception. On the other hand, they are adapted to the respective discourse constellations, The first example is the result of a project on the early post-war period and presents the already-existing discourse dictionary of this project. The content of this dictionary is the vocabulary of three different groups, which participate in one discourse and specifically represent its main item. Since this dictionary also exists in electronic version, this concept will be proved by examples taken out of this version. The second example refers to a project running on the 1967/68 protest period. The vocabulary of this discourse makes up a set of several single discourse items, while these items constitute the leading subject of the discourse of 1967/68: democracy. Thus, the task of the lexicographic description o f a complex discourse like this is not at least: to assign the discourse vocabulary to the single discourses and to describe the different usages relating to these single discourses. The paper ends with a draft o f a lexicographic program based on the type discourse dictionary
Es wird ein Überblick gegeben über den sprachenpolitischen Hintergrund, die Vorgeschichte, die Gründung, die Ziele und Aktivitäten von EFNIL, der European Federation of National Institutions for Language, also der Europäischen Föderation Nationaler Sprachinstitutionen. Sie ist eine Netzwerkorganisation, zu der sich im Jahr 2003 Sprachakademien und zentrale Sprachinstitute aus den Ländern der Europäischen Union verbunden haben mit der Aufgabe, zur Erhaltung und Weiterentwicklung der sprachlichen Vielfalt in Europa beizutragen. Sie konzentriert dabei ihre Aufmerksamkeit und Aktivitäten auf die Hochsprachen in den Staaten der Europäischen Union.
Einleitung
(2008)
Einleitung
(2008)
Einleitung
(2008)
Ziel des folgenden Beitrags ist eine vergleichende Gegenüberstellung der elektronischen Wörterbücher
ELDIT („Elektronisches Lernerwörterbuch Deutsch-Italienisch“) und elexiko. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen ein allgemeiner Überblick und die Beschreibungen der beiden Benutzerschnittstellen mit entsprechenden Hintergrundinformationen sowie ein technischer Vergleich der beiden Systeme in tabellarischer Form. Die Synopse zeigt, dass beide Wörterbücher einerseits eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweisen, die unter anderem in der modularen Struktur und im Zugang zu einzelnen Angabeklassen, aber auch in den eingesetzten Technologien und der Hypermedianutzung bestehen, andererseits unterscheiden sie sich wesentlich voneinander. Aus den möglichen Konstellationen verschiedener Parameter (Adressat, Fachgebiet, Zweck/Benutzungssituation, Medium) ergeben sich nämlich jeweils spezifische Anforderungen, die eine differenzierte Ausgestaltung nicht nur dieser, sondern ein- oder mehrsprachiger Benutzerschnittstellen im Allgemeinen auf mehreren Ebenen nötig machen.
In diesem Beitrag werden wichtige Neukonzeptionen und umfangreiche Nachbearbeitungen einzelner
Angabebereiche in elexiko erläutert. Die linguistische Konzeption dieser Angaben stellt eine Weiterentwicklung gegenüber der Konzeption dar, wie sie im Band „Grundfragen der elektronischen Lexikographie. elexiko – das Online-Informationssystem zum deutschen Wortschatz“ (2005) vorgelegt wurde. Betroffen sind z.B. die Angabebereiche der typischen Verwendungen, der sinn- und sachverwandten Wörter und der Besonderheiten des Gebrauchs.
elexiko ist ein Online-Wörterbuch zum Gegenwartsdeutschen, das korpusbasiert und modular erarbeitet wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der ausführlichen korpusbasierten Beschreibung der Bedeutung und Verwendung sprachlicher Ausdrücke sowie ihrer Vernetzung untereinander. Die Präsentation des Wörterbuchs soll insbesondere zeigen, wie Korpusdaten in den Wortartikeln aufbereitet werden und wie elexiko genutzt werden kann, um lexikalisches Wissen in verschiedenen Benutzungssituationen aus den Wortartikeln zu gewinnen.
Emotionale Kommunikation
(2008)
This article examines the interrelation between communicative behavior and emotion. First, it clarifies the notions of emotion as a concept (section 2) and the concept of communication (section 3). Then, it outlines the need to develop a model for emotions in communicative interaction (section 4). The interrelation between communicative behavior and emotion is interdependent — on the one hand, communicative behavior can influence a person’s own emotions and those of another person and, on the other hand, emotions can affect a person’s own and another person’s communicative behavior (section 5).
Electronic corpora play an ever growing role in lexicography. On the one hand, new access to linguistic usage is made possible through the use of text corpora and intelligent corpus-based query tools; however, the final results are still interpreted and described by lexicographers. In this case corpora are used for data acquisition. On the other hand, there are also projects that provide purely automatically acquired data in the form of "dictionaries". Lexicographers play only a minor role here. This latter type of corpus use creates a completely new kind of electronic dictionary. This article addresses the questions as to what extent these dictionaries differ from lexicographic tradition and whether they must be considered in metalexicography. Starting from previously compiled electronic dictionary typologies, we try to supplement the formulation of lexicographic data as a distinguishing feature. Finally, based on the findings of the project elexiko (Institute for the German Language - IDS), we demonstrate that the distinction between electronic versus man-made lexicographic data is also relevant to lexicographical practice.
EuroGr@mm
(2008)
Europäische Hochsprachen in der Klemme. Zwischen globalem Englisch, Dialekten und Regionalsprachen
(2008)
Starting from declarations of the EU, the value of European languages and their diversity according to their different territorial, social, and legal extensions are discussed. The Standard varieties of the various languages are emphasized as being especially important for national and European language policies and for individual language cultivation. They contributed and may continue to contribute more than other language varieties to the cultural wealth of Europe. On the other hand, their development is especially impaired by the increasing use of ‘global' English. The increasing tendency toward a diaglossia (English plus one other language) and the use of languages within the institutions of the EU are discussed. In conclusion, it is argued that although tolerance is necessary, it is not sufficient for a thriving further development of the European linguistic diversity.
Nachschlagewerke sind aufgrund ihres primären Verwendungszweckes, Informationen schnell und gezielt
zu finden, auf vielfältige Art aufeinander bezogen und damit bereits in der gedruckten Fassung in
gewisser Weise sowohl explizit als auch implizit vernetzt angelegt. Im Falle elektronischer Nachschlagewerke lassen sich diese „Netzwerke“ zusätzlich ausweiten, indem auch Beziehungen zwischen Informationseinheiten etabliert werden können, die in der gedruckten Fassung, beispielsweise aufgrund der Entstehungsgeschichte der Einzelwerke, bisher gar nicht möglich waren. Diese Vernetzungen können weit über eine rein ausdrucksseitige Verknüpfung hinaus, indem sie philologische und informationswissenschaftliche Methoden verbinden. Im Folgenden werden die Wörterbuchverbünde OWID und Wörterbuchnetz vorgestellt und insbesondere auf das darin enthaltene Vernetzungspotential eingegangen. Neben den in beiden Ansätzen vorhandenen expliziten Verweise zwischen den Wortartikeln werden für das Trierer Wörterbuchnetz zusätzlich automatische Verfahren und Methoden aufgezeigt, mit deren Hilfe bisher nur implizit gegebene Beziehungen zwischen den Wortartikeln ermittelt und zur Überprüfung vorgeschlagen werden können.
In usage-based Construction Grammar, grammatical structure is assumed to ‘sedimenl’ from concrete linguistic experience as an automatic by-product o f repeated similar categorisation judgments (a process known as schematisation). At the same time, there is functional pressure on prospective inputs to such schematisations to retain or develop specialised properties that differentiate them from their near neighbours, i.e. other stored units in the constructicon (Goldberg: 1995). Moreover, Speakers are not assumed to necessarily extract all possible generalisations from their input. Using the example o f a group of German support verb constructions, the present study outlines a corpus-linguistic approach to identifying those Schemas that really seem to be formed by Speakers, and how they can be kept apart from mere potential generalisations.
In literalen Gesellschaften umfasst das Sprachvermögen sowohl das Sprechen wie auch das Schreiben. Dies gilt für die Muttersprache ebenso wie für Fremdsprachen. Sprechen und Schreiben sind dabei recht unterschiedliche Tätigkeiten, so dass zu erwarten wäre, dass sie im Fremdsprachen- wie auch im DaF-Unterricht zu gleichen Anteilen berücksichtigt werden. Die Unterrichtspraxis zeigt jedoch, dass die Schriftsprache dominant vertreten ist und die gesprochene Sprache ein Schattendasein führt. In diesem Beitrag benenne ich fünf Gründe, warum die gesprochene Sprache in dieser Weise im Hintergrund steht und ein sperriger, schwer zu handhabender Gegenstand ist (Abschnitt 2). Im Anschluss versuche ich zu verdeutlichen, wie weitreichend die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache sind (Abschnitt 3). Abschließend formuliere ich einige Konsequenzen, die sich hieraus für den Fremdsprachen- und DaF-Unterricht ergeben, und plädiere dafür, sich die Schwierigkeiten, die mit einer Berücksichtigung der gesprochenen Sprache verbunden sind, bewusst zu machen und sich ihnen zu stellen, denn gesprochene Sprache ist m.E.ein unverzichtbarer Bestandteil des fremdsprachlichen Unterrichts.
Gespräche mit Patienten. Ein alltägliches und komplexes Arbeits- und Steuerungsinstrument für Ärzte
(2008)
Grenzgängereien
(2008)
Dieses Handbuch bietet ausführliche und aktuelle Informationen über die gegenwärtige Situation der deutschsprachigen Minderheiten in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Dabei werden in einer Zusammenschau sowohl die Sprachinselminderheiten als auch die Minderheiten an den Rändern des geschlossenen deutschen Sprachgebiets in den Blick genommen. In sieben Länderartikeln wird jeweils ein Überblick über Demographie, Geschichte sowie politische und rechtliche Lage der Minderheiten gegeben. Auf der Basis neuer, eigener Erhebungen wird für jedes Land eine Dokumentation der Kompetenz- und Sprachgebrauchssituation, eine Beschreibung und Analyse der soziolinguistischen Situation mit ihren je spezifischen Standard-Substandard-Verteilungen und eine Untersuchung der Spracheinstellungen der Sprecher geboten.
Idiom-Modifikationen aus kognitiver Perspektive zu beschreiben heißt in erster Linie, die allgemeinen Mechanismen, die die betreffenden Variationsmöglichkeiten bzw. -restriktionen steuern, aufzudecken. Ich gehe von der Hypothese aus, dass die Durchführung jeder konkreten Modifikation der Idiomstruktur nur dann zu standardmäßig akzeptablen Ergebnissen führt, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Bei der Verletzung dieser Bedingungen entstehen entweder fehlerhafte Ausdrücke oder innovative, oft wortspielerische Abwandlungen des betreffenden Idioms. Das Modifikationsverhalten der Idiome richtet sich also nicht ausschließlich nach dem Usus, sondern stellt ein in hohem Grade regelgeleitetes semantisch basiertes Phänomen dar. Die entsprechenden Restriktionen sind folglich nicht völlig arbiträr, sondern in bestimmtem Maße prognostizierbar. Dies schließt jedoch nicht aus, dass in manchen Fällen nur der Usus über die Akzeptabilität der jeweiligen Modifikation entscheidet. Diese vor allem in der Tradition der kognitiven Phraseologieforschung postulierten Prinzipien wurden hier am Beispiel des Adjektiv-Einschubs überprüft und fanden ihre Bestätigung.
This contribution article focuses on German-language collocation research and lexicographic practice from a corpus linguistic perspective. Although there is no dictionary called “Deutsches Kollokationswörterbuch” (German collocation dictionary), the collocation perspective acquires increasing popularity in linguistic research and dictionary work in the German-speaking area. On the one hand, this tendency is due to the growing number of studies dealing with German as a contrast language and works on foreign language didactics. On the other hand, powerful electronic resources such as large corpora and lexical databases, which are nowadays available for the German language, are recognised as a valuable empirical basis. Nevertheless, the application of novel corpus linguistic methods in lexicographic practice is still unsatisfactory. Therefore, this article concludes by discussing innovative aspects of corpus linguistic empirical research on the basis of collocations. These ideas are presented as an incentive for further research as well as practical application.
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts hat sich aus der Überlagerung des ‚linguistic turn‘ und des ,cultural turn‘ in den Geistes- und Sozialwissenschaften eine neuartige Sensibilisiertheit auf Sprache herausgebildet, die zudem stark erkenntnistheoretisch sowie konstruktivistisch geprägt ist. Sprache erscheint als Mittel der Formung von Wissen, von Erfahrung und Gedächtnis; Kultur erscheint als ein „Bedeutungsgewebe“ (Geertz) bzw. als ,Text‘, dem gegenüber eine interpretative Haltung angemessen ist.
Diese semiotische und latent statisch-monologistische Perspektive auf Kultur ist zu ergänzen um eine kommunikative und entsprechend dynamisch-dialogistische. Sowohl Kultur als auch Gesellschaft sind an Kommunikation gebunden und interdependent mit ihr, außerhalb von Kommunikation sind sie nicht existent. Gleichzeitig ist aber auch Kommunikation, sind die kommunikativen Praktiken einer Gesellschaft ebenso wie ihre kommunikativen Normen und Ideale kulturell geprägt und damit auch historisch veränderbar. Die Analyse kommunikativer Praktiken ist deshalb immer auch Kulturanalyse, ihre Geschichte - nicht zuletzt die Geschichte kommunikativer Ideale - ist Teil von Kulturgeschichte. Gegen Ende meines Beitrags versuche ich deshalb anhand dreier historischer Skizzen aufzuzeigen, welche Fragen sich im Rahmen einer Ideen- und Kulturgeschichte von Kommunikation stellen und welche Antworten sich finden lassen.
Ausgangspunkt ist die z. B. von Hawkins und König vertretene These, kontrastive Grammatikschreibung sei das ,Komplement‘ der Typologie, die auf dem Hintergrund des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" einer kritischen Prüfung und Modifikation unterzogen wird. Als Exemplifikation werden zwei Phänomenbereiche der deutschen und der rumänischen Grammatik, vor allem nach Maßgabe ihrer Darstellung in der deutsch-rumänisch kontrastiven Grammatik, vergleichend untersucht: die Kategorie des Genus und die Markierung syntaktischer Funktionen durch Kasusdifferenzierung oder andere Mittel, insbesondere die ,differentielle Objektmarkierung'. In beiden Fällen kann gezeigt werden, dass typologische Generalisierungen, etwa die mögliche Struktur von Genussystemen oder Hierarchien wie die Belebtheits- und die Definitheitshierarchie betreffend, dem kontrastiven Vergleich zu mehr Erklärungskraft verhelfen.
COOCCURRENCE ANALYSIS SEEN CONTRASTIVELY
On applying collocational patterning in bilingual lexicography - some examples from the large German-Czech academic dictionary
This paper resumes some of thoughts presented in the study by C. Belica and K. Steyer in this volume. It shows how bilingual lexicographers can take advantage of the cooccurrence analysis results when dealing with German-Czech contrast and structuring word configurations in an entry. They also sketch the corpus data in a form of structural types based on the collocational patterns and stress the importance of cooccurrence analysis for an enlarged offer of equivalents. They plead for more consideration of the syntactic variability. They argue that the cooccurrence analysis used for both German and for Czech should be an important step.
CONTRIBUTIONS TO THE STUDY OF GERMAN USAGE A CORPUS-BASED APPROACH
This paper outlines some basic assumptions and principles underlying the corpus linguistics research and some application domains at the Institute for German Language in Mannheim. We briefly address three complementary but closely related tasks: first, the acquisition of very large corpora, second, the research on statistical methods for automatically extracting information about associations between word configurations, and, third, meeting the challenge of understanding the explanatory power of such methods both in theoretical linguistics and in other fields such as second language acquisition or lexicography. We argue that a systematic statistical analysis of huge bodies of text can reveal substantial insights into the language usage und change, far beyond just collocational patterning.
Laudatio auf Peter Eisenberg
(2008)
Lehren und Lernen von Verben, Adjektiven und Substantiven ... Ein nimmerendender Diskussionsstoff
(2008)
Using different constructions with the German item vcrstchcn (engl. understand), the current study addresses the relationship between lexical and constructional meaning. Construction grammar and cognitive grammar reject the theoretical distinction between (a semantic) lexicon and (a formal) syntax (e.g., Langacker: 2000). Instead, they take constructions to be the units of linguistic competence. It is claimed that constructions consist of form-meaning-pairings (e.g. Goldberg: 1995; Croft: 2001). From this view, it follows that formal variation should result in functional variation. Lexical items should therefore acquire different meanings depending on the constructions in which they occur. To test this claim, 300 instances of uses of the German lexical item verstehen in talk-in-interaction were inspected for the local meanings verstehen acquires in each case. The article compares the semantics of verstehen in two different constructions: The discourse marker verstehst du? (engl. do you understand?) and the negative construction [NP] nicht verstehen [COMP], The data show a poly- semic spectrum of meanings of verstehen, which is similar for both constructions. The precise local meaning of verstehen in most cases depends on pragmatic and discursive factors and is not provided for by the constructions themselves. There are, however, subtypes of the two constructions that satisfy the condition of being a form-meaning-pair. As a conclusion, some prospects for the conceptualization of different sources of meaning within a construction grammar approach are suggested.
Lexikografie im Internet
(2008)
Unser Wortschatz repräsentiert, was Menschen alleine und im sozialen Miteinander an Handlungen, Institutionen sowie an Ideen und Erkenntnissen hervorbringen. In historischer Perspektive wird der Wortschatz, wie er in sprachlichen Quellen überliefert ist, zum kulturellen Gedächtnis einer bestimmten Sprechergruppe, einer Gesellschaft, einer Nation. Voraussetzung für alle fachhistorischen Auswertungen und Aussagen ist das lexikalische Verständnis eines Quellentextes. Hilfestellung dazu bietet die historische Lexikographie und ist somit der Dokumentation und der semantischen Beschreibung des Wortschatzes die elementare wissenschaftliche Grundlagendisziplin für alle historischen Wissenschaften.
Im Zentrum des Beitrags stehen zehn Thesen zum Verhältnis von Sprachwissenschaft, Kognitionswissenschaft und Kulturwissenschaft. Diese Thesen knüpfen an an die kulturwissenschaftliche Semantik, wie sie etwa in der Begriffsgeschichte nach dem Muster Reinhart Kosellecks (für das Großlexikon „Geschichtliche Grundbegriffe“) oder in der (inner- und außerlinguistischen) Diskursanalyse nach dem Diskurskonzept von Michel Foucault entwickelt worden ist. Ein weiterer Anknüpfungspunkt der angestrebten Konvergenz sprach-, kognitions- und kulturwissenschaftlicher Theorie- und Methodenbildung ist das Problem des Textverstehens (und der epistemischen Voraussetzungen eines adäquaten Textverstehens), wie es sich in solchen gesellschaftlichen Text- und Kommunikationsbereichen zeigt, die auf einer extrem voraussetzungsvollen epistemischen Ausgangssituation aufbauen.
Im Beitrag soll eine theoretische und methodische Perspektive aufgezeigt werden, die - ebenso an eine „Diskursanalyse nach Foucault“ anknüpfend wie an Ansätze aus der linguistischen und kognitionswissenschaftlichen Frame-Analyse - letztlich zu einer Art „Linguistischen (oder besser: linguistisch begründeten) Epistemologie“ führen kann, und damit zu einem Forschungsansatz, in dem Interessen der Linguistik, der Kulturwissenschaften wie der Kognitionswissenschaften gleichermaßen zum Tragen kommen können.
Medienkompetenz gilt als zentrale Qualifikation in der Informations- und Wissensgesellschaft, die das Leben, Lernen und Arbeiten betrifft. Für das Erlangen dieser Kompetenz sind sowohl Individuen als auch Organisationen und Systeme verantwortlich. Da sie zur Voraussetzung der aktiven Teilhabe und kreativen Mitbestimmung dieser Gesellschaft geworden ist, sollten alle Ziel- und Altersgruppen über diese Kompetenz verfügen. Sowohl in der Medienforschung als auch in der Förderung von Medienkompetenz für Menschen mit Migrationshintergrund liegen in Deutschland jedoch große Defizite vor. Aktuelle Integrationsinitiativen und offizielle Stellungnahmen betonen die Notwendigkeit, diese Mängel zu beseitigen und die großen Potenziale der Integration durch Medien effizienter zu nutzen. Studien zur Mediennutzung von Erwachsenen und Kindern zeigen, dass die Voraussetzungen hierzu relativ gut sind. So sind Menschen mit Migrationshintergrund in ihren Haushalten oft besser mit Medien ausgestattet als deutsche Haushalte. Auch wird die Mehrheit der Zuwanderer von deutschen und heimatsprachigen Medienangeboten erreicht. Die Mediennutzung wird stärker von soziodemografischen Faktoren als von der ethnischen Zugehörigkeit bestimmt. Um die heterogene Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund für die interkulturelle Medienarbeit erreichen zu können, sind vielfältige Aspekte und Zusammenhänge zu berücksichtigen. Ausgewählte Projekte und Aktivitäten bieten Anregungen zur praktischen Förderung von Medienkompetenz für diese Zielgruppe.
La diminution des compétences linguistiques (ou: attrition des langues) est un phénomène que l’on rencontre dans différents contextes lorsque l’accès à ce qui est acquis dans une langue (L1, L2 ou langue étrangère) diminue. Les recherches sur le sujet montrent par exemple que l’influence de la L2 rend difficile aux locuteurs L1 d’exploiter toutes les variations stylistiques ou pragmatiques que leur L1 devrait normalement leur permettre. La question qui se pose est de savoir ce qui se perd en effet: est-ce la competence langagière, la representation mentale de la connaissance qui est affectée ou s’agit-il plutôt d’une limitation de l’accès et du contrôle des connaissances acquises qui, elles, restent intactes? Dans le cadre des discussions actuelles autour des avantages et des risques du plurilinguisme il n’est pas seulement intéressant mais bien nécessaire d’approfondir les recherches sur les processus de l’attrition. Il faut par ailleurs, pour que les plurilingues aient un réel bénéfice de leur potentiel, que la société reconnaisse et apprécie concrètement ces compétences et qu’elle encourage les locuteurs à afficher leur identité bilingue en toute confiance et transparence.
Mehrsprachigkeit in linguistischen Daten. Theoretische und praktische Aspekte ihrer Erfassung
(2008)
Erst seit dem 19. Jahrhundert gewinnt die deutsche Hochsprache in ihrer gesprochenen Form in großen Kreisen der Bevölkerung an Bedeutung. Bis dahin spricht der Großteil der Bevölkerung eine jener regionalen Varietäten des Deutschen, die unter dem Eindruck der Ausbreitung der Hochsprache und von sogenannten Umgangssprachen eine Verschiebung ihrer Funktion mitmachen, als der Hochsprache gegenüberstehender Pol verstanden, so als ‘Dialekt’ wissenschaftlich beschrieben und ideologisch integriert werden. Spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verändert sich der Sprachgebrauch in eine Richtung, die eine solche dichotomische Einordnung als obsolet erscheinen lässt. In den letzten zwei Jahrzehnten beobachtet man eine beschleunigte weiträumige und tiefgreifende Annäherung an die Standardsprache auch beim Sprechen. Das hat Konsequenzen für die normativen Vorstellungen von solch einer Sprachform, für die das Bild vom plurizentrischen Charakter des Deutschen keine hinreichende Basis mehr abgibt. Eine andere Frage ist, wie sich diese Entwicklungen angemessen modellieren lassen und welche Rolle die Kategorie Regionalität dabei spielt.
Sowohl OWID/elexiko für das Deutsche als auch ordnet.dk für das Dänische gehören zu den Pionieren bei der Nutzung des Web für wörterbuchähnliche Wortschatz-Informationssysteme. Da sich im Web viele unterschiedliche herkömmliche mediale Funktionen modellieren lassen, z.B. Druckmedien oder audiovisuelle Medien, und darüber hinaus eine unmittelbare Interaktion mit dem Benutzer möglich ist, stellt die Konzeption eines Wortschatz-Informationssystems eine komplexe Herausforderung für die traditionelle buchorientierte Lexikografie dar. Auf dem Hintergrund der Frage, inwiefern das klassische Buchmedium – und hiermit verbundene Interaktionsmuster – in den beiden Wortschatz-Informationssystemen nicht nur einfach virtuell nachgebaut, sondern nutzbringend erneuert wird, soll ein Vergleich von elexiko und einem Prototyp der Wörterbuchkomponente von ordnet.dk durchgeführt werden. Hierbei wird deutlich, dass elexiko und ordnet.dk etwas unterschiedliche Schwerpunkte haben: Das Ausloten mikrostruktureller Möglichkeiten zur möglichst umfassenden lexikografischen Beschreibung bei elexiko bzw. die Erweiterung der Wörterbuchfunktionen bei ordnet.dk, z.B. bezüglich der Recherche.
Der Beitrag geht von dem 2004 veröffentlichen Sammelband „Rhetorik. Figuration und Performanz“ aus, führt einige der dort publizierten Ansätze fort und bringt sie schließlich neu (schärfer rhetoriktheoretisch konturiert) auf den Punkt. Er stellt die Frage, welchen theoretisch begründeten Platz ein rhetoriksystematisch hergeleiteter und damit wohl definierter Performanz-Begriff haben kann. Der Performanzbegriff wird heute unterschiedlich, nicht selten auch mit einer gewissen Willkür verwendet, wodurch er als Terminus technicus nur mehr bedingt tauglich ist. Demgegenüber bekommt er hier eine theoretisch genau bestimmte Position im modernen rhetorischen Theoriegebäude als Aktionsweise des Mediums, das Texte speichert und sendet.
In diesem Artikel wird aus einer konservationsanalytischer Perspektive untersucht, wie in der letzten Stunde der psychoanalytischen Behandlung »Amalie« die Aufgabe des Abschiednehmens interaktiv thematisiert und ausgehandelt wird. Anhand von drei zentralen Interaktionssequenzen wird rekonstruiert, wie die Patientin den Abschied systematisch de-thematisiert. Sie benutzt unterschiedliche Verfahren der Selbstpositioniernng und der Fremdpositionierung des Therapeuten zur Legitimierung ihrer Verweigerung der Bearbeitung und zur Negierung der Relevanz des Abschieds. Darüber hinaus löst sie die Aufgabe des Abschieds, indem sie ihn symbolisch aufhebt durch die Behauptung einer mentalen Verschmelzung mit dem Therapeuten, die den bevorstehenden Verlust der Realbeziehung irrelevant mache.