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Mehrsprachigkeit gehört zu den Themen, zu denen wohl viele Menschen eine Meinung haben. Der Wert traditioneller schulischer Fremdsprachen wird dabei häufig hervorgehoben, während Wert und Erhalt von Herkunftssprachen Zugewanderter hinterfragt werden. Einstellungen gegenüber Sprachen sind demnach abhängig vom Prestige der jeweiligen Sprachen und ihrer Sprecher:innen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Deutschland überwiegend als ein einsprachiges Land mit einer einsprachigen Gesellschaft angesehen wird. Ähnliches gilt im Übrigen auch für Österreich. So schreibt beispielsweise der Sprachwissenschaftler Heiko Marten, „dass in der Wahrnehmung großer Teile der österreichischen Gesellschaft Monolingualismus nach wie vor die Norm ist“ (Marten 2016, S. 165). Diese Annahme gilt auch für den schulischen Kontext, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin mit dem Begriff des „monolingualen Habitus“ herausgearbeitet hat (vgl. Gogolin 2008). Gründe für einen monolingualen Habitus könnten darin liegen, dass „von Teilen der Allgemeinheit oft übersehen [wird], dass in Deutschland auch zahlreiche weitere Sprachen gesprochen werden“ (Marten 2016, S. 148). Doch was passiert nun, wenn eine Sprache einen Statuswechsel von Landessprache zu Herkunftssprache durchläuft? Was lässt sich beobachten, wenn beispielsweise das Deutsche zu einer Minderheitensprache wird?
Fragen, meist mit systemisch-lösungsorientiertem Hintergrund, gelten im Coaching als Königsweg für den Erfolg. Entsprechend ist eine große Anzahl an Publikationen entstanden, die diese zentrale Intervention in den Blick nehmen. In dieser Praxisliteratur werden Fragen dabei oftmals rezeptartig nach Typus, Funktion und möglichen Anwendungskontexten wie etwa Phasen geordnet sowie anhand dekontextualisierter Beispiele beschrieben. Fragen, die in Praxis- und Lehrbuchsammlungen aufgenommen wurden, sind aus der Theorie hergeleitet und in der Praxis erprobt. Allerdings finden sich in dieser Literatur auch empirisch nicht haltbare Aussagen wie etwa die negative Bewertung geschlossener Fragen. Außerdem stellt ihre dekontextualisierte Darstellungsform insbesondere für unerfahrene Coaches eine Herausforderung bei der Umsetzung ins konkrete Coaching-Handeln dar: Fragen sind immer eingebettet in einen Kontext und müssen auf die Anwesenden, die jeweilige kommunikative Interaktion mit ihnen sowie die lokale sequenzielle Struktur des Gesprächs übersetzt werden. Die wissenschaftliche Überprüfung, wie diese Fragensammlungen im Coaching (erfolgreich) ein- und umgesetzt werden, ist dabei insgesamt noch ganz am Anfang. Der vorliegende Beitrag berichtet von einem aktuellen interdisziplinären Forschungsprojekt, das Fragen in den empirischen Blick nimmt und dabei einen Übergang von Eminenz zur Evidenz ermöglicht. Der Beitrag liefert auch Ideen und Anregungen für Coaches, diese Übersetzungsarbeit zu leisten.
Meaning in interaction
(2024)
This editorial to the Special Issue on “Meaning in Interaction” introduces to the approach of Interactional Semantics, which has been developed over the last years within the framework of Interactional Linguistics. It discusses how “meaning” is understood and approached in this framework and lays out that Interactional Semantics is interested in how participants clarify and negotiate the meanings of the expressions that they are using in social interaction. Commonalities and differences of this approach with other approaches to meaning are flagged, and the intellectual origins and precursors of Interactional Semantics are introduced. The contributions to the Special Issue are located in the larger field of research.
OWID und OWIDplus – lexikographisch-lexikologische Online-Informationssysteme des IDS Mannheim
(2023)
Lexikographische und lexikalische Ressourcen zum Deutschen werden an vielen unterschiedlichen Institutionen erarbeitet, z. B. an Akademien der Wissenschaften oder in privatwirtschaftlichen Verlagen. Auch am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim werden solche Materialien erstellt und der (Fach-)Öffentlichkeit unter dem Dach von OWID, dem „Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch“ (owid.de), präsentiert.
Als Band 12 der Reihe „Studien Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ des Erich Schmidt Verlags ist 2021 Junhong Lis Dissertation mit dem Haupttitel „Aber-Relationen“ erschienen. Wie der Untertitel „Vorkommen und Funktion in DaF-Lehrwerken für Fortgeschrittene und in wissenschaftlichen Texten“ verrät, geht es in dieser Arbeit um eine gewinnbringende Untersuchung der Distribution des Konnektors aber mit Hinblick auf die Optimierung des DaF-Unterrichts. Für die Zwecke der Arbeit werden zwei Korpora aufgebaut: Das erste Korpus (Korpus 1) enthält 551 Belege aus wissenschaftlicher Literatur zum Fach Deutsch als Fremdsprache (161 f.). Das zweite Korpus (Korpus 2) besteht aus 849 Belegen aus 11 DaF-Lehrwerken für erwachsene, fortgeschrittene Deutschlernende (162 ff.).
There are strict formal requirements for the use of a comma. However, there are none regarding the comma’s actual shape. In printed fonts, it is determined by the font’s specification. In hand-written texts though, the shape of the comma is variable; most writers choose from a set of straight, convex and concave shapes. By using a corpus of 1464 commas written by 99 individuals, we will present three case studies of persons whose comma shapes do somehow correlate with linguistic structures. With that, we might identify a few (possibly subconscious) shaping strategies. Some writers might mark a norm insecurity by a different comma form, others might mark the function of the entity which is segmented by the comma, or the comma type itself (sentence boundary, exposition or coordination).
Morphophonological asymmetries in affixation concern systematic correlations between morphological properties of affixes (e.g. combination with bound versus free stems, position relative to stem (suffixes versus prefixes)) and their phonological properties (e.g. stress behaviour). The arguably most insightful approach to capturing relevant asymmetries invokes a notion of affix coherence, first introduced by Dixon in connection with his work on Yidiɲ, a nearly extinct language spoken in Northern Australia. This notion is based on a categorical division of affixes into ones that integrate into the phonological word of the stem and ones that do not. The integration of affixes is envisioned as being fully determined by phonological and morphological structure in a given language and verifiable by diagnostics relevant to phonological word domains (primarily the syllable and the foot structure). The assumption of two types of prosodic domains characterized by integrated versus non-integrated affixes is manifest in consistent asymmetries that pertain to morphophonological, phonological, and phonetic rules. This consistency constitutes compelling evidence for the structure-based analysis of the impact of various affixes on derived words, as opposed to alternative approaches to capturing these effects by associating affixes with diacritics (morpheme versus word boundary, class 1 versus class 2, stratum 1 versus stratum 2). The present entry aims to demonstrate, mostly on the basis of data from Germanic languages, the breadth of the empirical evidence in support of a fundamental role of affix coherence. Moreover, it aims to draw attention to the various implications of affix coherence for modeling relevant generalizations, in particular the necessary reference to a level of phonological representation characterized by a specific degree of abstractness (‘phonemic’).
Dieser Beitrag stellt den Aufbau eines multimodalen Korpus zur Erforschung des Deutschen als Minderheitssprache in Argentinien vor (DiA). In dem sich im Aufbau befindlichen DiA-Korpus werden die heutige wie auch die historische Situation mit multimodalen (mündlichen, schriftlichen und visuellen) Datensätzen repräsentiert, die mit entsprechenden methodischen Zugängen erfasst wurden und werden. Dazu gehören fragebogengeleitete Interviews (mündliches Medium), Briefe und elizitierte Schriftzeugnisse (geschriebenes Medium) sowie Linguistic-Landscape-Bilddaten (visuelles Medium). In diesem Beitrag wird zunächst ein Überblick über die Forschungssituation zum Deutschen als Minderheitensprache in Argentinien gegeben. Kern des Beitrags ist dann die Vorstellung der Korpusstruktur und des Vorgehens beim Korpusaufbau sowie die Darstellung von Auswertungspotentialen des Datenfundus auf systemischer, soziolinguistischer, sprachideologischer und kontaktlinguistischer Ebene. Eine Methodenreflexion rundet den Beitrag ab.
This paper discusses contemporary societal roles of German in the Baltic states (Latvia, Estonia, Lithuania). Speaker and learner statistics and a summary of sociolinguistic research (Linguistic Landscapes, language learning motivation, language policies, international roles of languages) suggest that German has by far fewer speakers and functions than the national languages, English, and Russian, and it is not a dominant language in the contemporary Baltics anymore. However, German is ahead of ‘any other language’ in terms of users and societal roles as a frequent language in education, of economic relations, as a historical lingua franca, and a language of traditional and new minorities. Highly diverse groups of users and language policy actors form a ‘coalition of interested parties’ which creates niches which guarantee German a frequent use. In the light of the abundance of its functions, the paper suggests the concept ‘additional language of society’ for a variety such as German in the Baltics – since there seems to be no adequate alternative labelling which would do justice to all societal roles. The paper argues that this concept may also be used for languages in similar societal situations and, not least, be useful in language marketing and the promotion of multilingualism.
In this chapter, we will investigate smartphone-based showing sequences in everyday social encounters, that is, moments in which a personal mobile device is used for presenting (audio-)visual content to co-present participants. Despite a growing interest in object-centred sequences and mundane technology use, detailed accounts of the sequential, multimodal, and material dimensions of showing sequences are lacking. Based on video data of social interactions in different languages and on the framework of multimodal interaction analysis, this chapter will explore the link between mobile device use and social practices. We will analyse how smartphone showers and their recipients coordinate the manipulation of a technological object with multiple courses of action, and reflect upon the fundamental complexity of this by-now routine joint activity.
Gerd Hentschel gehört zu den Pionieren der heutigen Computerlexikografie und der IT-gestützten Korpuserschließung. Eine seiner ersten Zeitschriftenpublikationen, mit dem Titel Einsatz von EDV und Mikrocomputer in einem lexikographischen Forschungsprojekt zum deutschen Lehnwort im Polnischen (Hentschel 1983), befasst sich mit der Frage, wie - unter den damaligen technischen Vorzeichen - Forschungs- und Dokumentationsarbeiten zu polnischen Germanismen sinnvoll durch die Verwendung von Computern unterstützt werden können. Die besagten Arbeiten mündeten später in die Online-Publikation des Wörterbuchs der deutschen Lehnwörter in der polnischen Schrift- und Standardsprache (WDLP). Es ist aus heutiger Sicht bemerkenswert, mit welchen Beschränkungen die Arbeit mit dem Computer noch vor 40 Jahren zu kämpfen hatte. Aus gegebenem Anlass sei es gestattet, diesen Punkt etwas ausführlicher zu illustrieren.
Historische Werkzeugnisse. Reflexive Medienpraktiken in Kriegsgefangenenakten des Zweiten Weltkriegs
(2023)
Im US-Kriegsgefangenenlager Fort Hunt wurden während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten verhört und abgehört, was in Protokollen dokumentiert wurde. Die praxeologische Herausforderung besteht darin, Praktiken anhand dieses Materials adäquat zu analysieren. Dass wir Spuren in Archivdaten verstehen, ist in ihrer Semiotizität begründet. Dass sie die sie hervorbringenden Situationen überdauern, verdanken wir ihrer Medialität. In einer semiopraxeologischen Analyse, die diese beiden Grundkonstanten zeichenvermittelter Kommunikation in Beziehung zueinander setzt, wird erörtert, wie Praktiken sich aus ihren Spuren erschließen. Es wird gezeigt, wie sich an Dokumenten indexikalische und reflexive Verweise auf die heterogenen, praktischen Verwendungszusammenhänge über die Zeit manifestieren. Entsprechend sind Archivdokumente als historische Werkzeugnisse aufzufassen, die einerseits Vergangenes belegen und die andererseits praktisch gehandhabt werden, was wiederum neue Praxisindizes erzeugt und als Spuren am Material hinterlässt. Die Analyse zeigt, inwiefern Wissen nicht trotz, sondern aufgrund seiner semiotischen und materialen Manifestationen in (Archiv-)Dokumenten vorläufig ist und sich als Gegenstand weiterer Praktiken immer wieder verändern kann.
Der Beitrag beschreibt einen spezifisch diskurslinguistischen Zugang zu der sprachgeschichtlichen Frage nach durch gesellschaftlich-politische Faktoren hervorgerufenen Umbrüchen. Orientiert an den Foucaultschen Kategorien der Serialität und der Diskontinuität werden diese methodischen Implikaturen auf die Umbrüche 1918/19 und 1945ff bezogen. Das Methodenmodell besteht im Wesentlichen aus zwei Aspekten: Als Faktor von hoher Umbruchrelevanz wird zum einen der soziopragmatische Bezug zu Diskursakteuren hergestellt. Exemplarisch werden zum andern diese Epochen kennzeichnende demokratiegeschichtliche Institutionalisierungsakte im Sinne Searles beschrieben. Damit wird ein Beitrag zur diskurslinguistischen Methodenreflexion geleistet.
Speech islands are historically and developmentally unique and will inevitably disappear within the next decades. We urgently need to preserve their remains and exploit what is left in order to make research on language-in-contact and historical as well as current comparative language research possible.
The Archive for Spoken German (AGD) at the Institute for German Language collects, fosters and archives data from completed research projects and makes them available to the wider research community.
Besides large variation corpora and corpora of conversational speech, the archive already contains a range of collections of data on German speech minorities. The latter will be outlined in this chapter. Some speech island data is already made available through the personal service of the AGD, or the database of spoken German (DGD), e.g. data on Australian German, Unserdeutsch, or German in North America. Some corpora are still being prepared for publication, but still important to document for potentially interested research projects. We therefore also explain the current problems and efforts related to the curation of speech island data, from the digitization of recordings and the collection of metadata, to the integration of transcriptions, annotations and other ways of accessing and sharing data.
We argue that properties with a nominal origin get transferred regularly in certain Gentian particle verb constructions to properties that are propositional insofar as they characterize the temporal structure of eventualities, understood to be described by propositional (= truth-assessable) representations of state changes. Accordingly, the oft-noted perfectivizing function of certain verbal particles like ein- in einfahren ('pull in', cf. Kühnhold 1972) is the effect of redressing a conflict at the syntax-semantics interface: On the one hand, constructions like in [die Grube]acc einfahren ('pull into the mine’) exhibit transitive syntax (Gehrke 2008), requiring that the syntactic arguments be mapped onto well-distinguished or DIFFERENT referents in the semantics (Kemmer 1993). On the other hand, in/ein codes a spatio-temporal inclusion relation between its relata, contradicting the requirement imposed by the transitive syntax. Following Brandt (2019), we submit that the interface executes a manoeuvre that delays the interpretation of part of the contradiction-inducing DIFFERENCE feature. It is not locally interpreted (semantically represented) in toto but in part passed on to the next syntactic-semantic computational cycle. Here, the passed-on meaning is interpreted in the locally customary terms, in the case at hand, as a temporal index where the post-state of the depicted eventuality does not hold.
Introduction
(2023)
Im Zentrum der Betrachtungen stehen Sprachkontaktsituationen sowie Sprachkontaktphänomene der Kaukasiendeutschen. Sie sind Nachfahren deutschstämmiger Einwohner des Russischen Reichs und der Sowjetunion, die ab Ende des 18. Jahrhunderts in mehreren Phasen in Gebiete Transkaukasiens ausgewandert sind. Bei der untersuchten Gruppe handelt es sich um diejenigen, die aufgrund von interethnischen Ehen von den Deportationen 1941 aus den deutschen Siedlungsgebieten ausgenommen waren und bis heute im Südkaukasus leben. Mithilfe soziolinguistischer Methoden wurden von der Autorin erstmalig 2017 formelle, leitfadengestützte Interviews im Südkaukasus mit der noch lebenden Erlebnisgeneration sowie einer Nachkommengeneration aufgenommen, transkribiert und ausgewertet. Im Beitrag werden Sprachkontaktkonstellationen deutscher Varietäten (Schwäbisch sowie standardnahes Deutsch) mit dem Russischen (und Georgischen) sowie Sprachkontaktphänomene vorgestellt.
Ziel dieses Projekts ist es, Sprachdaten so nah wie möglich am Jetzt zu erheben und analysierbar zu machen. Wir möchten, dass möglichst viele Menschen, nicht nur Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler, in die Lage versetzt werden, Sprachdaten zu explorieren und zu nutzen. Hierzu erheben wir ein Korpus, d. h. eine aufbereitete Sammlung von Sprachdaten von RSS-Feeds deutschsprachiger Onlinequellen. Wir zeichnen die Entwicklung der Analysewerkzeuge von einem Prototyp hin zur aktuellen Form der Anwendung nach, die eine komplette Reimplementierung darstellt. Dabei gehen wir auf die Architektur, einige Analysebeispiele sowie Erweiterungsmöglichkeiten ein. Fragen der Skalierbarkeit und Performanz stehen dabei im Mittelpunkt. Unsere Darstellungen lassen sich daher auf andere Data-Science-Projekte verallgemeinern.
This replication study aims to investigate a potential bias toward addition in the German language, building upon previous findings of Winter and colleagues who identified a similar bias in English. Our results confirm a bias in word frequencies and binomial expressions, aligning with these previous findings. However, the analysis of distributional semantics based on word vectors did not yield consistent results for German. Furthermore, our study emphasizes the crucial role of selecting appropriate translational equivalents, highlighting the significance of considering language-specific factors when testing for such biases for languages other than English.
Quotation marks are substantially used for direct speech and citations. For the ‘modalizing’ use, the Official Rules state that a “different understanding than usual” is indicated; they give very little information on the use of quotation marks beyond literal reference. It therefore seems all the more interesting to investigate the usage of modalizing quotation marks. In the present analysis, we studied the school-leaving examinations of an entire year. School-leaving examinations are texts by persons whose institutional acquisition of written language can be regarded as complete; they are texts written by skilled writers. The investigation takes into account both formal and functional observations. We recognized differences between school subjects that can be interpreted with regard to the concept of educational language. The writers described here showed a high sensitivity (conscious or unconscious) to the use of quotation marks, which we call the “struggle for educational language”. This may be related to the corpus investigated here. However, our study constitutes a solid basis for further corpus studies on quotation marks.
Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach Ursprung und Genese der im geltenden amtlichen Regelwerk niedergelegten Regel, die eine Zusammenschreibung von Adjektiv-Verb-Verbindungen bei Vorliegen einer nicht literalen Bedeutung vorsieht. Ausgangspunkt bilden dabei Sprachtheoretiker und Akteure wie Johann Christoph Adelung, Wilhelm Wilmanns und Konrad Duden, die die Diskussion beherrscht und (dadurch) maßgeblich die erste gesamtdeutsche Rechtschreibregelung im Jahre 1902 mitgestaltet haben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung der Rechtschreibregelung in den orthographischen Wörterbüchern. Erst in dieser zeigt sich, inwiefern der gefundene Kompromiss trägt und inwieweit sich die Beteiligten daran gebunden fühlen, in Sonderheit Duden, der mit seinen Wörterbüchern alsbald eine marktführende Position einnahm und über dessen Duden-Rechtschreibung die Regel einer bedeutungsunterscheidenden Zusammenschreibung bei Adjektiv-Verb-Verbindungen letztlich für alle verbindlich wurde.
Unter Neologismen finden sich bedeutungsgleiche Ausdrücke (im weitesten Sinne Synonyme), die unter bestimmten Bedingungen sprachliche Unsicherheiten hervorrufen. Das liegt u. a. an ihrer semantisch-konzeptuellen Ähnlichkeit, an nicht abgeschlossenen Lexikalisierungsprozessen, aber es treten auch Zweifel auf, weil es Unterschiede zwischen der Allgemein- und der Fachsprache gibt. Für einige Neologismen ist es auch charakteristisch, dass mehrere morphologische Varianten gleichzeitig in den Wortschatz eintreten, sodass nicht immer klar ist, wann welche präferiert werden. Dass all diese Ausdrücke lexikalischem Wettbewerb und situationsgebundenen Gebrauchsbedingungen ausgesetzt sind und dass sie zu Zweifel führen können, wird in Onlineforen sichtbar. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie solche Paare/Gruppen korpusgestützt semantisch analysiert und wie sie in deskriptiven Wörterbüchern angemessen beschrieben werden können, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede für Nachschlagende sichtbar zu machen. Dazu werden konkrete Beispiele und ein gegenüberstellendes Wörterbuchdarstellungsformat für neologistische Synonyme vorgeschlagen.
Aims and objectives:
Language debates in Latvia often focus on the role of Latvian as official and main societal language. Yet, Latvian society is highly multilingual, and families with home languages other than Latvian have to choose between different educational trajectories for their children. In this context, this paper discusses the results of two studies which addressed the question of why families with Russian as a home language choose (pre)schools with languages other than Russian as medium of instruction (MOI). The first study analyses family narratives which provide insight into attitudes and practices which lead to the decision to send children to Latvian-MOI institutions. The second study investigates language attitudes and practices by families in the international community of Riga German School.
Methodology:
The paper discusses data gathered during two studies: for the first, semi-structed interviews were conducted with Russian-speaking families who choose Latvian-medium schools for their children. For the second study, a survey was carried out in the community of an international school in Riga, sided by ethnographic observations and interviews with teachers and the school leadership.
Data and analysis:
Interviews and ethnographic observations were subjected to a discourse analysis with a focus on critical events and structures of life trajectory narratives. Survey data were processed following simple statistical analysis and qualitative content analysis.
Findings/conclusions:
Our data reveal that families highly embrace multilingualism and see the development of individual plurilingualism as important for integration into Latvian society as well as for educational and professional opportunities in the multilingual societies of Latvia and Europe. At the same time, multilingualism and multiculturalism, including Russian, are seen as a value in itself. In addition, our studies reflect the bidirectionality of family language policies in interplay with practices in educational institutions: family decisions influence children’s language acquisition at school, but the school also has an impact on the families’ language practices at home. In sum, we argue that educational policies should therefore pay justice to the wishes of families in Latvia to incorporate different language aspects into individual educational trajectories.
Originality:
Language policy is a frequent topic of investigation in the Baltic states. However, there has been a lack in research on family language policy and school choices. In this vein, our paper adds to the understanding of educational choices and language policy processes among Russian-speaking families and the international community in Latvia.
The idea of this article is to take the immaterial and somehow ethereal nature of aesthetic concepts seriously by asking how aesthetic concepts are negotiated and thus formed in communication. My examples come from theatrical production where aesthetic decisions naturally play a major role. In the given case, an aesthetic concept is introduced with which only the director, but none of the actors is familiar in the beginning of the rehearsals. The concept, Wabi Sabi, comes from Japanese culture. As the whole rehearsal process was video recorded, it is possible to track the process of how the concept is negotiated and acquired over time. So, instead of defining criteria what Wabi Sabi as an aesthetic concept “consists of,” this article seeks to show how the concept is introduced, explained and “used” within a practical context, in this case a theater rehearsal. In contrast to conventional models of aesthetic experience, I am interested in the ways in which an aesthetic concept is configured in and through socially organized interaction, and — vice versa — how that interaction contributes to the situational accomplishment of the same concept. In short: I am interested in the “doing” of aesthetic concepts, especially in “doing Wabi Sabi.”
„Actual words are of theoretical interest” (Audring 2021: 3). Unter Zugrundelegung dieser gebrauchsbasierten Prämisse geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, wie sich die Nominalkomposition im Deutschen auf der Basis sprachlicher Massendaten als Konstruktionsfamilie, d.h. als ein hierarchisches Netzwerk von Konstruktionen unterschiedlichen Abstraktionsgrads, beschreiben lässt. Der Beitrag knüpft in theoretischer Hinsicht an Booijs (2010) „Construction Morphology” an, geht jedoch insofern über diese hinaus, als versucht wird, deren Grundannahmen auch auf automatisch erhobene sprachliche Massendaten anzuwenden. Konkret wird mit einem Inventar von rund 185.000 Zusammensetzungen aus zwei simplizischen Nomen gearbeitet, die systematisch aus dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) (vgl. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache 2007) extrahiert und im Anschluss (semi)automatisch weiterverarbeitet wurden.
Seit 1977 wird in Deutschland jedes Jahr ein Wort bzw. eine Wortsequenz zum „Wort des Jahres“ gekürt. Vorgenommen wird die Wahl von einer Jury, die sich aus Mitgliedern der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zusammensetzt. In der deutschsprachigen Schweiz gibt es eine solche Aktion ebenfalls (seit 2003); inzwischen wird das Wort des Jahres aber nicht mehr nur auf Deutsch, sondern auch auf Französisch, Italienisch und Rätoromanisch gewählt. Wenn im Folgenden vom „Schweizer Wort des Jahres“ die Rede ist, ist damit aber immer nur das Deutschschweizer Jahreswort gemeint. Durchgeführt wird die Aktion von einem Forschungsteam, das an der Zürcher Hochschule für Angewandte Linguistik (ZHAW) tätig ist.
Jeden Tag finden weltweit über 40 innerstaatliche Konflikte und Kriege statt. Nach dem letzten Stand (14.11.2022) werden in Subsahara-Afrika 13, im Nahen Osten und in Nordafrika zehn und in Asien ebenfalls zehn Konflikte erwähnt. Aus Europa und Lateinamerika wird jeweils über fünf Konflikte berichtet. 2023 kam es zu neuen Konflikten und Kriegen in der Welt, über die jedoch noch keine Statistik vorhanden ist. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist aber seit Anfang 2022 in den Weltmedien omnipräsent geworden. Somit wurde der Begriff Krieg auf verschiedene Weise in vielen internationalen Kontexten und Textquellen interpretiert und umschrieben, dann aber deutlich zum Ausdruck gebracht.
Der Beitrag thematisiert die Märchenformel es war einmal unter konstruktionsgrammatischem Gesichtspunkt. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen zwei Fragen: a) Wie kann man es war einmal im Kontext seines Gebrauchs in Märchen beschreiben? b) Wie Lässt sich diese Märchenformel im Kontext anderer, mit ihr formal und/oder semantisch verwandter Konstruktionen mit es erfassen? Um die erste Frage zu beantworten, wird auf Merkmale der Textsorte ‚Märchen' sowie auf den Begriff des Erzählens zurückgegriffen. Damit im Zusammenhang wird in Anlehnung an die Terminologie in Feilke (1996) von textuell-pragmatischer Prägung gesprochen. Zur Klärung der zweiten Frage sollen vor dem Hintergrund syntaktischer Prägung abstraktere Konstruktionen mit es (Rhematisierungskonstruktionen, Präsentativkonstruktionen und das es impersonate) herangezogen und in Beziehung zu es war einmal gesetzt werden. Die Überlegungen von a) über b) führen zu der Annahme einer auf Ähnlichkeiten basierenden Konstruktionsfamilie mit es als Thetizitätsmarker.
The ubiquity of smartphones has been recognised within conversation analysis as having an impact on conversational structures and on the participants’ interactional involvement. However, most of the previous studies have relied exclusively on video recordings of overall encounters and have not systematically considered what is taking place on the device. Due to the personal nature of smartphones and their small displays, onscreen activities are of limited visibility and are thus potentially opaque for both the co-present participants (“participant opacity”) and the researchers (“analytical opacity”). While opacity can be an inherent feature of smartphones in general, analytical opacity might not be desirable for research purposes. This chapter discusses how a recording set-up consisting of static cameras, wearable cameras and dynamic screen captures allowed us to address the analytical opacity of mobile devices. Excerpts from multi-source video data of everyday encounters will illustrate how the combination of multiple perspectives can increase the visibility of interactional phenomena, reveal new analytical objects and improve analytical granularity. More specifically, these examples will emphasise the analytical advantages and challenges of a combined recording set-up with regard to smartphone use as multiactivity, the role of the affordances of the mobile device, and the prototypicality and “naturalness” of the recorded practices.
Tense, aspect, and mood are grammatical categories concerned with different notional facets of the event or situation conveyed by a given clause. They are prototypically expressed by the verbal system. Tense can be defined as a category that relates points or intervals in time to one another; in a most basic model, those include the time of the event or situation referred to and the speech time. The former may precede the latter (“past”), follow it (“future”), or be simultaneous with it (or at least overlap with it; “present”). Aspect is concerned with the internal temporal constituency of the event or situation, which may be viewed as a single whole (“perfective”) or with particular reference to its internal structure (“imperfective”), including its being ongoing at a certain point in time (“progressive”). Mood, in a narrow, morphological sense, refers to the inflectional realization of modality, with modality encompassing a large and varying set of sub-concepts such as possibility, necessity, probability, obligation, permission, ability, and volition. In the domain of tense, all Germanic languages make a distinction between non-past and past. In most languages, the opposition can be expressed inflectionally, namely, by the present and preterite (indicative). All modern languages also have a periphrastic perfect as well as periphrastic forms that can be used to refer to future events. Aspect is characteristically absent as a morphological category across the entire family, but most, if not all, modern languages have periphrastic forms for the expression of aspectual categories such as progressiveness. Regarding mood, Germanic languages are commonly described as distinguishing up to three such form paradigms, namely, indicative, imperative, and a third one referred to here as subjunctive. Morphologically distinct subjunctive forms are, however, more typical of earlier stages of Germanic than they are of most present-day languages.
In this article, we provide an insight into the development and application of a corpus-lexicographic tool for finding neologisms that are not yet listed in German dictionaries. As a starting point, we used the words listed in a glossary of German neologisms surrounding the COVID-19 pandemic. These words are lemma candidates for a new dictionary on COVID-19 discourse in German. They also provided the database used to develop and test the NeoRate tool. We report on the lexicographic work in our dictionary project, the design and functionalities of NeoRate, and describe the first test results with the tool, in particular with regard to previously unregistered words. Finally, we discuss further development of the tool and its possible applications.
This paper investigates the long-term diachronic development of the perfect and preterite tenses in German and provides a novel analysis by supplementing Reichenbach’s (1947) classical theory of tense by the notion of underspecification. Based on a newly compiled parallel corpus spanning the entire documented history of German, we show that the development in question is cyclic: It starts out with only one tense form (preterite) compatible with both current relevance and narrative past readings in (early) Old High German and, via three intermediate stages, arrives at only one tense form again (perfect) compatible with the same readings in modern Upper German dialects. We propose that in order to capture all attested stages we must allow tenses to be unspecified for R (reference time), with R merely being inferred pragmatically. We then propose that the transitions between the different stages can be explained by the interplay between semantics and pragmatics.
In diesem Beitrag wird anhand von per Telefon gedolmetschten Gesprächen zwischen einer deutschsprechenden Asylverfahrensberaterin und arabischsprechenden KlientInnen die Notwendigkeit eines reflektierten computergestützten Transkriptionsverfahrens für interaktionsbezogene Untersuchungen diskutiert. Gesprächstranskription erfordert die Verwendung eines romanisierten, rechtsläufigen Schriftsystems für die schriftliche und grafische Darstellung der zeitlichen Dimensionen, d. h. die Synchronizität, Simultaneität und Reziprozität des sprachlichen Handelns. Durch die Entwicklung einer transparenten Systematik zur Romanisierung und Übersetzung von Gesprächsdaten wird ihre Opazität sowohl für LeserInnen ohne Arabischkenntnisse als auch für Sprachkundige ohne Kenntnisse über die rekonstruierten Varietäten reduziert und ansatzweise eine Lesbarkeit auch für Nicht-Sprachkundige geschaffen. Dies ist für die Datenkuratierung und etwaige Nachnutzungen von besonderer Bedeutung.
KonsortSWD ist das NFDI Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften. Für die äußerst vielfältigen Datentypen und Forschungsmethoden bauen die Beteiligten im Rahmen der NFDI eine bereits bestehende Forschungsdateninfrastruktur aus und ergänzen neue integrierende Dienste. Basis sind die heute 41 vom Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten akkreditierten Forschungsdatenzentren (FDZ). FDZ sind Spezialsammlungen zu jeweils spezifischen Forschungsdaten, z.B. aus der qualitativen Sozialforschung, und können so Forschende auf Basis einer ausführlichen Expertise zu diesen Daten beraten. Neben der Unterstützung der FDZ baut KonsortSWD auch neue Dienste in den Bereichen Datenproduktion, Datenzugang und Technische Lösungen auf.
Gesprochene Lernerkorpora: Methodisch-technische Aspekte der Erhebung, Erschließung und Nutzung
(2022)
This article provides an overview of methodological and technical issues that arise in the collection, indexing and use of spoken learner corpora, i. e. corpora containing spoken utterances of learners of a target language. After an introductory discussion of the most important special features of this type of corpus that distinguish it from written language learner corpora and spoken corpora with L1 speakers, we will go into more detail on questions of corpus design. The main part of the paper is then an overview of the methodological and technical procedures of the individual steps of collecting, indexing, providing and using spoken learner corpora. The main aim of this overview is to highlight practices that can be considered best practices according to the current state of research. Finally, we outline the challenges that still exist for this type of corpus.
Gegenstand des Beitrags sind korpuslinguistische Zugänge zur Variation im Auftreten des Fugenelements in Komposita aus zwei Nomen (Arbeit I s I weg). Die qualitative Vorstudie zeigt, dass die Verfügung nach Erstglied auf Vokal (Bühne I n I spiel, See I ufer) entgegen manchen Hinweisen aus bisherigen Korpusuntersuchungen sehr weitgehend linguistisch systematisierbar ist. Die Hauptstudie fokussiert dann die sehr variable Verfügung nach Erstglied auf Konsonant (Arbeit I s I weg vs. Heimat I art). Sie modelliert statistisch den Einfluss von Größen, deren Bedeutung in der bisherigen Forschung nur angenommen, aber nicht überprüft werden konnte. Dabei führt sie auch neue Einflussgrößen ein und gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Variation in größerem Ausmaß als bisher vermutet einzelfallspezifisch geregelt ist.
Der Beitrag lässt sich hinsichtlich seines Gegenstands dem Bereich ,Sprache und Emotion' zuordnen. Seine Fragestellung bezieht sich auf die Kodierung von Gefühlen und auf deontisch markierte Ausdrücke. Datengrundlage sind Texte, die bisher von der Linguistik noch nicht erschlossen wurden. Es sind Berichte von Nationalsozialist*innen, die ihren Weg zur NSDAP schildern, in die sie in der späten Weimarer Republik eintraten. Der Beitrag analysiert diese Texte mit einem quantitativ-qualitativen Ansatz, indem er danach fragt, welche Gefühlsbezeichnungen in den untersuchten Texten verwendet werden und worauf sie referieren. Die Beantwortung dieser Fragen besteht in der Darstellung der lexikalisch-semantischen Kodierung von Gefühlen seitens der positiv und negativ emotionalisierten NS-affinen Mitglieder der Gesellschaft. Er leistet damit einen linguistischen Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus.
Diese Fallstudie untersucht die quantitative Verteilung von direkten und nicht-direkten Formen von Redewiedergabe im Vergleich zwischen zwei Literaturtypen: Hochliteratur - definiert als Werke, die auf der Auswahlliste von Literaturpreisen standen - und Heftromanen - massenproduzierten Erzählwerken, die zumeist über den Zeitschriftenhandel vertrieben werden. Die Studie geht von manuell annotierten Daten aus und überprüft daran die Verlässlichkeit automatischer Annotationswerkzeuge, die im Anschluss eingesetzt werden, um eine Untersuchung von insgesamt 250 Volltexten durchzuführen. Es kann nachgewiesen werden, dass sich die Literaturtypen sowie auch unterschiedliche Genres von Heftromanen hinsichtlich der verwendeten Wiedergabeformen unterscheiden.
Wir stellen eine empirische Studie vor, die der Frage nachgeht, ob und in welchem Ausmaß Wörterbücher und andere lexikographische Ressourcen die Ergebnisse von Textüberarbeitungen verbessern. Studierende wurden in unserer Studie gebeten, zwei Texte zu optimieren und waren dabei zufällig in drei unterschiedliche Versuchsbedingungen eingeteilt: 1. ein Ausgangstext ohne Hinweise auf potenzielle Fehler im Text, 2. ein Ausgangstext, bei dem problematische Stellen im Text hervorgehoben waren und 3. ein Ausgangstext mit hervorgehobenen Problemstellen zusammen mit lexikographischen Ressourcen, die zur Lösung der spezifischen Probleme verwendet werden konnten. Wir fanden heraus, dass die Teilnehmer*innen der dritten Gruppe die meisten Probleme korrigierten und die wenigsten semantischen Verzerrungen während der Überarbeitung einführten. Außerdem waren sie am effizientesten (gemessen in verbesserten Textabschnitten pro Zeit). Wir berichten in dieser Fallstudie ausführlich vom Versuchsaufbau, der methodischen Durchführung der Studie und eventuellen Limitationen unserer Ergebnisse.
Der folgende Leitfaden bietet eine grundlegende Übersicht darüber, welche Schritte bei der Konzeption und Durchführung einer empirischen Untersuchung in der germanistischen Linguistik zu beachten sind. Wir werden den grundlegenden Ablauf und die zugrunde liegenden Konzepte allgemein bzw. modellhaft beschreiben und sie anhand von einfachen Beispielen illustrieren. Eine stärkere Ausgestaltung anhand von Beispielen zu verschiedenen linguistischen Forschungsfragen und -feldern und damit auch mehr Illustrationen, wie die einzelnen Schritte für bestimmte Forschungsfragen umzusetzen sind, finden Sie in den Fallstudien im —> Teil III dieses Bandes. Detailliertere Ausführungen zu den zentralen Konzepten des empirischen Arbeitens in der Linguistik finden Sie in —> Teil VI dieses Bandes. Weiterführende Literatur findet sich am Ende des Beitrags.
Einführung
(2022)
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Korpora internetbasierter Kommunikation, die als digitale Ressourcen frei zur Verfügung stehen und für eigene linguistische Forschungsarbeiten genutzt werden können. In Abschnitt 1 erläutern wir korpuslinguistische Basiskonzepte, die für die Arbeit mit Korpora internetbasierter Kommunikation benötigt werden, und präzisieren die Sprachgebrauchsdomäne Internetbasierte Kommunikation, die den Gegenstand des hier beschriebenen Ressourcentyps bildet. Abschnitt 2 gibt einen Überblick zu existierenden Korpusressourcen für das Deutsche und stellt ausgewählte Korpora zu weiteren europäischen Sprachen vor. In Abschnitt 3 geben wir abschließend einen kurzen Einblick in aktuelle Forschungsfelder, die sich im Bereich der Korpuslinguistik und Sprachtechnologie in Bezug auf den Aufbau und die Aufbereitung von Korpora internetbasierter Kommunikation stellen.
In diesem Kapitel stellen wir zunächst grundlegende Konzepte von Abfragesystemen und Abfragesprachen für die Suche in Korpora vor. Diese Konzepte sollen Ihnen helfen, die einzelnen Abfragesprachen besser zu verstehen und vergleichen zu können. Die gängigen Abfragesprachen unterscheiden sich in vielen Details. Diese Details und die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Abfragesprachen stellen wir im zweiten Teil mit vielen Beispielaufgaben und dazu passenden Lösungen in jeweils drei Abfragesprachen vor.
Was darf die sprachwissenschaftliche Forschung? Juristische Fragen bei der Arbeit mit Sprachdaten
(2022)
Sich in der Linguistik mit rechtlichen Themen beschäftigen zu müssen, ist auf den ersten Blick überraschend. Da jedoch in den Sprachwissenschaften empirisch gearbeitet wird und Sprachdaten, insbesondere Texte und Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripte gesprochener Sprache, in den letzten Jahren auch verstärkt Sprachdaten internetbasierter Kommunikation, als Basis für die linguistische Forschung dienen, müssen rechtliche Rahmenbedingungen für jede Art von Datennutzung beachtet werden. Natürlich arbeiten auch andere Wissenschaften, wie z. B. die Astronomie oder die Meteorologie, empirisch. Jedoch gibt es einen grundsätzlichen Unterschied der empirischen Basis: Im Gegensatz zu Temperaturen, die gemessen, oder Konstellationen von Himmelskörpern, die beobachtet werden, basieren Sprachdaten auf schriftlichen, mündlichen oder gebärdeten Äußerungen von Menschen, wodurch sich juristisch begründete Beschränkungen ihrer Nutzung ergeben.
Sobald eine statistische Datenanalyse abgeschlossen ist, müssen in einem weiteren Schritt die Untersuchungsergebnisse aufbereitet und dargestellt werden. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die davon abhängig sind, welche Art von Analyse man durchgeführt hat. Aus diesem Grund ist der Beitrag gegliedert in die Aufbereitung von Ergebnissen für deskriptive, also beschreibende statistische Analysen (Abschnitt 2) und in die Ergebnisdarstellung von inferenzstatistischen (= schließenden) Auswertungen (Abschnitt 3). Wir gehen dabei auf die Aufbereitung der Daten in Tabellenform ein, werden an einem Beispiel zeigen, wie man die Ergebnisse von statistischen Tests berichtet und einige Visualisierungsmöglichkeiten vorstellen.
Korpora gesprochener Sprache
(2022)
Korpora gesprochener Sprache bestehen aus Audio- oder Videoaufnahmen sprachlicher Produktionen, die über eine Transkription einer linguistischen Analyse zugänglich gemacht werden. Sie kommen zur Untersuchung unterschiedlichster sprachwissenschaftlicher Fragestellungen unter anderem in der Gesprächsforschung, der Dialektologie und der Phonetik zum Einsatz. Dieser Beitrag diskutiert die wichtigsten Eigenschaften von Korpora gesprochener Sprache und stellt einige Vertreter der verschiedenen Kategorien vor.
Wenn alle Forschungsfragen gestellt, alle Hypothesen formuliert, alle Korpora kompiliert und alle Daten von Proband*innen gesammelt wurden, befinden Sie sich auf einer der letzten Etappen Ihrer linguistischen Studie: der Analyse der Daten. In diesem Kapitel werden Sie einige Werkzeuge kennenlernen, die Sie dabei unterstützen können. Hier nehmen wir an, dass Sie in irgendeiner Form eine quantitative statistische Auswertung vornehmen möchten, denn für qualitative Analysen sind die Werkzeuge, die wir Ihnen vorstellen werden, weniger bis gar nicht geeignet.
Transkriptionswerkzeuge sind spezialisierte Softwaretools für die Transkription und Annotation von Audio- oder Videoaufzeichnungen gesprochener Sprache. Dieses Kapitel erklärt einleitend, worin der zusätzliche Nutzen solcher Werkzeuge gegenüber einfacher Textverarbeitungssoftware liegt, und gibt dann einen Überblick über grundlegende Prinzipien und einige weitverbreitete Tools dieser Art. Am Beispiel der Editoren FOLKER und OrthoNormal wird schließlich der praktische Einsatz zweier Werkzeuge in den Arbeitsabläufen eines Korpusprojekts illustriert.
Daten und Metadaten
(2022)
In diesem Kapitel werden Metadaten als Daten definiert, die der Dokumentation und/oder Beschreibung empirischer Sprachdaten dienen. Einleitend werden die verschiedenen Funktionen von Metadaten im Forschungsprozess und ihre Bedeutung für die Konzepte der Ausgewogenheit und Repräsentativität diskutiert. Anhand des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) werden dann Metadaten eines konkreten Korpus vorgestellt, und es wird gezeigt, wie diese bei Korpusanalysen zum Einsatz kommen.
Meta-communicative practices are generally reflexive in a fairly obvious sense: Inasmuch as speakers use them to talk about or comment on earlier/subsequent talk, they use language self-reflexively. In this paper, we explore a practice that is reflexive not only in this meta-communicative sense but also in a sequential-interactional one: Prefacing a conversational turn with I was gonna say. We show that the I was gonna say-preface furnishes the following general semantic-pragmatic affordances: (1) It retroactively relates the speaker’s subsequent talk to preceding talk from a co-participant, (2) it embodies a claim to prior, now-preempted, communicative intent with regard to what their co-participant has (just) said/done, (3) it therefore displays its speaker’s orientation to the relevance or the appropriate placement of the action(s) done in their own subsequent talk at an earlier moment in the interaction, and (4) it reflexively re-invokes, or retrieves, this earlier moment as the relevant sequential context for their action(s). We then go on to illustrate how speakers draw on these sequentially reflexive affordances for managing recurrent interactional contingencies in specific sequential environments. The paper ends with a discussion of the role that reflexivity plays in and for the deployment of this practice.
Korpora sind – als idealerweise digital verfüg- und auswertbare Sammlungen von Texten – eine wertvolle empirische Grundlage linguistischer Studien. Eigene Korpora aufzubauen ist, je nach Sprachausschnitt, mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden. Zu allen Texten sollten Metadaten zu den Textentstehungsbedingungen (Zeit, Quelle usw.) erhoben werden, um diese als Variablen in Auswertungen einbeziehen zu können. Andere Informationen wie etwa die Themenzugehörigkeit (oder Annotationen auch unterhalb der Textebene) sind auch hilfreich, in vielerlei Hinsicht aber schwieriger pauschal taxonomisch vorzugeben, geschweige denn, operationell zu ermitteln. Jenseits der »materiellen« Verfügbarkeit der Texte und der technischen Aufbereitung sind es das Urheberrecht, vor allem Lizenz- bzw. Nutzungsrechte, sowie ethische Verantwortung und Persönlichkeitsrechte, die beachtet werden müssen, auch um zu gewährleisten, dass die Daten für die Reproduktion der Studien Dritten rechtssicher zugänglich gemacht werden dürfen. Bevor für ein Vorhaben ein neues Korpus aufgebaut wird, sollte deshalb am besten geprüft werden, ob nicht ein geeignetes bereits zur Verfügung steht. Wenn ein Korpus aufgebaut wird, sollte für eine nachhaltige Aufbewahrung und Zugänglichmachung gesorgt und die Existenz an geeigneter Stelle dokumentiert werden.
Auch Linguist*innen, die gesprochene Sprache untersuchen, kommen schon seit längerem nicht mehr ohne digitale Infrastrukturen aus. Seit Beginn der Gesprochene-Sprache-Forschung werden Gespräche aufgezeichnet und anschließend transkribiert, da die flüchtigen, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden stattfindenden Feinheiten des Gesprochenen paradoxerweise nur durch Verschriftung im Detail untersucht werden können. Diese Detailuntersuchungen beschränkten sich im vergangenen Jahrhundert meist auf wenige Einzelbelege für ein untersuchtes Phänomen. Das heißt, die Forschenden hatten den unmittelbaren Überblick über ihre Datenkollektionen und benötigten keine elaborierten digitalen Methoden zu deren Aufbereitung, Annotation und Analyse. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark geändert: Es wurden vermehrt gezielt große Datenmengen gesammelt, in Datenbanken organisiert und der Forschungsgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung gestellt. An erster Stelle muss hier das Forschungs- und Lehrkorpus gesprochenes Deutsch (FOLK) genannt werden (vgl. Schmidt 2014). Dieses wird seit 2008 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) aufgebaut und ist heute das größte Referenzkorpus für das gesprochene Deutsch.
In a recent article, Meylan and Griffiths (Meylan & Griffiths, 2021, henceforth, M&G) focus their attention on the significant methodological challenges that can arise when using large-scale linguistic corpora. To this end, M&G revisit a well-known result of Piantadosi, Tily, and Gibson (2011, henceforth, PT&G) who argue that average information content is a better predictor of word length than word frequency. We applaud M&G who conducted a very important study that should be read by any researcher interested in working with large-scale corpora. The fact that M&G mostly failed to find clear evidence in favor of PT&G's main finding motivated us to test PT&G's idea on a subset of the largest archive of German language texts designed for linguistic research, the German Reference Corpus consisting of ∼43 billion words. We only find very little support for the primary data point reported by PT&G.
The Leibniz-Institute for the German Language (IDS) was established in Mannheim in 1964. Since then, it has been at the forefront of innovation in German linguistics as a hub for digital language data. This chapter presents various lessons learnt from over five decades of work by the IDS, ranging from the importance of sustainability, through its strong technical base and FAIR principles, to the IDS’ role in national and international cooperation projects and its expertise on legal and ethical issues related to language resources and language technology.
This paper deals with different types of verbal complementation of the German verb verdienen. It focuses on constructions that have been undergoing a grammaticalization process and thus express deontic modality, as in Sie verdient geliebt zu werden (ʽShe deserves to be lovedʼ) and Sie verdient zu leben (ʽShe deserves to liveʼ) (Diewald, Dekalo & Czicza 2021). These constructions are connected to parallel complementation types with passive and active infinitives containing a correlate es, as in Sie verdient es, geliebt zu werden and Sie verdient es, zu leben, as well as finite clauses with the subordinator dass with and without correlative es, as in Sie verdient, dass sie geliebt wird and Sie verdient es, dass sie geliebt wird. This paper attempts to show a close comparative investigation of these six types of constructions based on their relevant semantic and syntactic properties in terms of clause linkage (Lehmann 1988). We analyze the relevant data retrieved from the DWDS corpus of the 20th century and present an expanded grammaticalization path for verdienen-constructions. The finite complementation with dass is regarded as an example of a separate structural option called “elaboration”. Concerning the use of correlative es, it is shown that it does not have any substantial effect on the grammaticalization of modal verdienen-constructions.
Selten zuvor hat ein Ereignis in der Welt so direkt und für viele Menschen unmittelbar spürbar Einfluss auf den Wortschatz des Deutschen gehabt wie die Coronapandemie. Fast täglich konnte man ab Frühjahr 2020 neuen Wortschatz im Radio oder Fernsehen hören und in Zeitungen, Zeitschriften oder Beiträgen in den Sozialen Medien lesen. Zugleich sind zahlreiche medizinische und epidemiologische Fachausdrücke in den Allgemeinwortschatz eingegangen. Welche Spuren dieses dynamischen Wandels in Lexikon und Kommunikation auf lange Sicht in unserer Sprache zu finden sein werden, ist eine offene Frage, auf die die Sprachwissenschaft erst in den nächsten Jahrzehnten eine Antwort wird geben können. Erste Tendenzen aber zeichnen sich schon heute ab.
The article addresses Solution-Oriented Questions (SOQs) as an interactional practice for relationship management in psychodiagnostic interviews. Therapeutic alliance results from the concordance of alignment, as willingness to cooperate regarding common goals, and of affiliation, as relationship based upon trust. SOQs particularly allow for both: They are situated at the end of a troublesome topic area, which is linked to low agency on the patient’s side, and they reveal understanding of and interest in the patient. Following the paradigm of Conversation Analysis and German Gesprächsanalyse this paper analyzes the design and functions of SOQs as a means for securing and enhancing the relationship in the process of therapy. Our data comprise 15 videotaped first interviews following the manual of the Operationalized Psychodynamic Diagnostics. The analyses refer to all SOQs found but will be illustrated by means of a single conversation.
Der Beitrag steht im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt, das die Erarbeitung einer sprachlichen Sozialgeschichte der Jahre 1933 bis 1945 zum Ziel hat. Er verfolgt das Ziel, zum einen die Kategorie der Alltagsdissidenz methodisch-theoretisch im Searleschen Sinn von Akzeptanzverweigerung zu konzipieren und empirisch zu erproben. Außerdem wird damit ein bisher diskurslinguistisch nicht beachteter Aspekt der Sozialgeschichte im NS sprachgeschichtlich erschlossen. Materialgestützt werden Formen von Alltagsdissidenz vorgestellt und in ein, nach Beteiligung und Öffentlichkeitsgrad unterscheidendes Ordnungsschema gebracht.
Klassische Namen der Offline-Welt sind bei weitem umfangreicher erforscht als die eher kurzlebigen und auch noch sehr jungen Namen der digitalen Welt. Im vorliegenden Beitrag werden virtuelle Namen als eigene Namenklasse postuliert und unter Verweis auf bestehende Namentypologien verortet. Anschließend werden drei unterschiedliche Typen frei wählbarer virtueller Namen in Videospielen am Beispiel des populären Browserspiels ‚Forge of Empires‘ graphematisch und semantisch analysiert: Gilden-, Städte- und Benutzernamen. Hierfür werden drei Korpora mit je 100 Namen des jeweiligen Typs auf unterschiedliche Muster zunächst hinsichtlich Sprachwahl, Zeichenverwendung und graphematischen Besonderheiten untersucht. Anschließend erfolgt eine Untersuchung der den Namen zugrundeliegenden Benennungsmotive durch induktiv-explorative Kategorienbildung. Zwischen den untersuchten Namentypen kristallisiert sich in der Analyse ein funktionaler Unterschied heraus: Gildennamen priorisieren eine kommunikativ-phatische Funktion, wohingegen Benutzernamen primär Individualität ausdrücken. Städtenamen nehmen dabei eine Zwischenposition ein. Insgesamt fügen sich die verschiedenen Teilergebnisse in das Bild der bisherigen spärlichen Studien zur Namenwahl in Videospielen ein und rufen zugleich zur weiteren Erforschung auf.
Die Untersuchung des Umgangs mit Klausuren in der Studieneingangsphase seitens internationaler Studierender stellt im Projekt Sprache und Studienerfolg bei Bildungsausländer/-innen (SpraStu) neben der Analyse des Mitschreibens in Vorlesungen eine zweite Annäherung an konkretes studientypisches Sprachhandeln dar. Ziel der überwiegend qualitativen Erhebungen rund um Klausuren in der Anfangsphase des Bachelorstudiums von Bildungsausländer:innen ist es hier, sich ein erstes Bild von subjektiv empfundenen Schwierigkeiten und von strategischen Vorgehensweisen bei der Klausurbearbeitung zu verschaffen; dazu wurden sowohl Dozierende als auch L2-Studierende in die Analysen einbezogen. In diesem Kapitel werden einige erste explorative qualitative Analysen der entsprechenden Daten präsentiert. Die Auswertungen beziehen sich auf zwei exemplarische Klausuren der Fächer Deutsch als Fremdsprache (Abschlussklausur zum Modul Lexikologie) und Wirtschaftswissenschaften (Klausur zur Vorlesung Bürgerliches Recht für Wirtschaftswissenschaftler (BGB)), die jeweils am Ende des ersten Studiensemesters geschrieben wurden, und auf mit sechs Bildungsausländer:innen durchgeführte Stimulated Recalls zu diesen Klausuren (vgl. Gass & Mackey, 2017; Heine & Schramm, 2016). Ferner werden Daten aus Interviews mit den Dozierenden ausgewertet, die für die beiden Klausuren verantwortlich waren. Die Analysen können also keinen Anspruch auf Generalisierbarkeit erheben, sondern illustrieren vielmehr einige exemplarische Hürden, die sich ganz spezifisch für L2-Studierende ergeben, aus deren subjektiver Sicht, und setzen sie ins Verhältnis zu den von den jeweiligen Dozierenden erwarteten Herausforderungen.
Mobiles Livevideostreaming ist eine Medienpraktik, bei der sich die Beteiligten in einer spezifischen Ausrichtung zueinander befinden und in der Streamer*innen und Zuschauer*innen unterschiedliche semiotische Ressourcen zur Verfügung stehen. Anhand der multimodalen Sequenzanalyse einer prägnanten Episode eines Ortswechsels im Rahmen der Berichterstattung eines Journalisten von einem politischen Ereignis auf der Livevideostreaming-Plattform Periscope wird die Frage bearbeitet, wie Beteiligung und involvement in Livevideostreams hergestellt sowie organisiert werden und dargelegt, inwiefern mobiles Livevideostreaming soziale Parainteraktion transzendiert. Es wird gezeigt, dass die Hosts der Medienpraktik ‚Livevideostreaming' interaktionsdominierend agieren und die Zuschauer*innen durch asymmetrische Partizipationskoordination per footing shifts situativ in das Geschehen involvieren.
Since the beginning of the Covid-19 pandemic, about 2000 new lexical units have entered the German lexicon. These concern a multitude of coinings and word formations (Kuschelkontakt, rumaerosolen, pandemüde) as well as lexical borrowings mainly from English (Lockdown, Hotspot, Superspreader). In a special way, these neologisms function as keywords and lexical indicators sketching the development of the multifaceted corona discourse in Germany. They can be detected systematically by corpus-linguistic investigations of reports and debates in contemporary public communication. Keyword analyses not only exhibit new vocabulary, they also reveal discursive foci, patterns of argumentation and topicalisations within the diverse narratives of the discourse. With the help of quickly established and dominant neologisms, this paper will outline typical contexts and thematic references, but it will also identify speakers' attitudes and evaluations.
Eine korpuslinguistische Untersuchung mit umfassender Analyse der häufiger vorkommenenden Adverbbildungsmuster des Deutschen legt nahe, dass die Sättigung des internen Argumentplatzes eines ursprünglich relationalen Ausdrucks eine wichtige Rolle bei der Adverbproduktion spielt (Brandt 2020). Eine genauere Betrachtung der Unterschiede zwischen -ermaßen- vs. -erweise-Adverbien deutet auf eine grammatische Unterscheidung zwischen Satzadverbien und Adverbien der Art und Weise: Im Fall von -ermaßen erfolgt die Sättigung über Token-Reflexivität, während der interne Slot von -erweise- Bildungen über häufigere und möglicherweise expansive Mechanismen geschlossen wird. Darüber hinaus fördert die pleonastische Qualität von Bildungen auf der Basis gerundivaler Partizipien die Produktivität von -erweise Adverbien.
Close repetitions of lexical material can create an impression of clumsiness in the style of Italian prose, while they seem to be accepted with more ease in German. The present study shows that this traditional claim needs some further differentiation. The negative effects on style take place in Italian when informationally prominent words are repeated, while informational background material may - and in certain cases even must - be repeated for clarity. The comparative study investigates lexical, syntactic and prosodic resources for indicating adversative (contrast) relations in argumentative texts from the field of humanities, written in Italian and German. It shows that, for encoding this kind of relation, Italian depends very much on lexical resources, including repetitions of words, while German makes more use of syntactic and prosodic parallelism. As a consequence, German can often dispense with adversative connectives and allows to employ word repetitions for different purposes.
This paper investigates synchronic variation in the lexical and grammatical environments of the German lexical verb verdienen ‘earn’, ‘deserve’. In its lexical uses, verdienen co-occurs with an object noun phrase whose head is either concrete (e.g. Geld ‘money’) or, more commonly, abstract (e.g. Beachtung ‘attention’). When it is used more grammatically with deontic modal meaning, verdienen is followed by a passive or active infinitive. This paper uses collostructional analyses to contrast lexical and grammatical uses in terms of the most strongly attracted lexical items, which are grouped into semantic classes. The results reflect different degrees of host-class expansion (cf. Himmelmann 2004), whereby the collexemes of verdienen expand from concrete to abstract and their morpho-syntactic contexts from nominal to infinitival complement and subsequently from passive to active. Synchronic distribution can thus serve as a window on diachronic development (Kuteva 2001), in this case the rise of a deontic modality marker.
This paper investigates the use of linking adverbs in adversative constructions in German and Italian. In Italian those constructions are very frequently formulated with adverbs such as invece, while wordings without a lexical connective are more typical of German. Corpus data show that the syntactic und semantic conditions favouring the use of adversative adverbs are by and large the same in both languages. Lexical connectives can increase explicitness when the intended adversative interpretation is not obvious on other grounds. The higher frequency of adversative adverbs in Italian is shown to be a consequence of the more restrictive rules of the placement of prosodic accent.
Repeating the movements associated with activities such as drawing or sports typically leads to improvements in kinematic behavior: these movements become faster, smoother, and exhibit less variation. Likewise, practice has also been shown to lead to faster and smoother movement trajectories in speech articulation. However, little is known about its effect on articulatory variability. To address this, we investigate the extent to which repetition and predictability influence the articulation of the frequent German word “sie” [zi] (they). We find that articulatory variability is proportional to speaking rate and the duration of [zi], and that overall variability decreases as [zi] is repeated during the experiment. Lower variability is also observed as the conditional probability of [zi] increases, and the greatest reduction in variability occurs during the execution of the vocalic target of [i]. These results indicate that practice can produce observable differences in the articulation of even the most common gestures used in speech.
Mock fiction is a genre of humorous, fictional narratives. It is pervasive in adolescents’ peer-group interaction. Building on a corpus of informal peer-group interaction among 14 to 17 year-old German adolescents, it is shown how mock fiction is used to sanction identity-claims of peer-group co-members that are taken to be inadequate by the teller of a mock fiction. Mock fiction exposes and ridicules those claims by fictional exaggeration. Mock fiction is an indirect, yet sometimes even highly abusive means for criticizing and negotiating identities and statuses of peer-group members. The analysis shows how mock fiction is collaboratively produced, how it is used to convey criticism and to negotiate social norms indirectly, and how, in addition, it allows for performative self-positioning of the tellers as skilled, entertaining tellers and socio-psychological diagnosticians.
As part of our project "German at Work: The Linguistic and Communicative Integration of Refugees" at the Leibniz-Institute for the German Language (Mannheim, Germany), we are conducting several ethnographic field studies to investigate the integration process of refugees into various professional fields. The guiding questions are which linguistic and communicative problems arise in workplace interactions between refugees and their colleagues and with which communicative practices the participants ensure mutual understanding. In the present article, we further focus on the question whether and how the professional trainers use the work interactions as opportunities for language mediation and which practices they use.
Die geltende amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung geht auf einen Kompromiss aus dem Jahre 2006 zurück, der im Bereich der Kommasetzung bei Infinitivgruppen einen neuerlichen Paradigmenwechsel bedeutete: Während für die Vorreformregelung das Konzept des sog. erweiterten Infinitivs konstituierend war und die Reformregelung sich wesentlich auf schreibstilistische Kriterien gründete, bilden die Basis der aktuellen Regelung grammatisch beschreibbare Fallgruppen. Dieser Umstand schon allein, mehr aber der zentrale Auftrag einer Beobachtung des Schreibgebrauchs durch den Rat für deutsche Retschreibung waren der Rahmen für die vorliegende Pilotstudie, in der das freie Schreiben Grundlage einer differenzierten Analyse des Kommagebrauchs bei Infinitivgruppen ist.
Der vorliegende Beitrag skizziert in einem ersten Abschnitt Gegenstandsbereich und kodifizierte Regelung, bevor er im Weiteren das Studiendesign und die Ergebnisse vorstellt. Die Ergebnisse werden nach Fallgruppen sowie im Hinblick auf übergreifende Tendenzen und Beobachtungen besprochen. Sie sind Ausgangspunkt der im Ausblick formulierten Thesen.
OKAY originates from English, but it is increasingly used across languages. This chapter presents data from 13 languages, illustrating the spectrum of possible uses of OKAY in responding and claiming understanding in contexts of informings. Drawing on a wide range of interaction types from both informal and institutional contexts, including those crucially involving embodied practices, we show how OKAY can be used to (i) claim sufficient understanding, (ii) mark understanding of the prior informing as preliminary or not complete, and (iii) index discrepancy of expectation.
Our paper examines how bodily behavior contributes to the local meaning of OKAY. We explore the interplay between OKAY as response to informings and narratives and accompanying multimodal resources in German multi-party interaction. Based on informal and institutional conversations, we describe three different uses of OKAY with falling intonation and the recurrent multimodal patterns that are associated with them and that can be characterized as ‘multimodal gestalts’. We show that: 1. OKAY as a claim to sufficient understanding is typically accompanied by upward nodding; 2. OKAY after change-of-state tokens exhibits a recurrent pattern of up- and downward nodding with distinctive timing; and 3. OKAY closing larger activities is associated with gaze-aversion from the prior speaker.
In this chapter, we overview the specificity of comparisons made within the perspective of Conversation Analysis (CA), and we position them in relation to other fields. We introduce the analytical mentality, methodology, and procedures of CA, and we show how we used it for the analysis of OKAY in this volume.
Parmi les nombreuses contributions de Charles Goodwin à l’étude des interactions sociales, ses travaux sur les gestes de pointage (1986, 2003, 2007) et la vision professionnelle (1994) constituent un apport majeur. Forts de l’enseignement goodwinien, nous examinons le recours aux gestes de pointage lors des instructions de navigation observables dans des leçons de conduite. Nous décrivons quatre exécutions indexicales différentes des gestes de pointage employés pour indiquer un parcours à suivre : les gestes trajectoire, les gestes géométriques, schématiques et contrastifs. Les gestes trajectoire tracent une ligne dans l’espace, révélant ainsi une composante déictique et une composante iconique. Les gestes géométriques instaurent une relation vectorielle avec la configuration routière visible, alors que les gestes schématiques reposent sur une représentation sémiotique stylisée de l’environnement. Ni complètement géométriques, ni schématiques, les gestes contrastifs se basent sur une représentation oppositionnelle de l’espace ambiant. La mobilité des interactants, leur asymétrie épistémique, l’activité didactique, et la séquentialité de l’interaction contribuent à donner leur sens à ces gestes de pointage.
Um das Thema Gendern oder geschlechtergerechte Sprache hat sich eine hitzige gesellschaftliche Debatte entwickelt. Seit Anfang des Jahres ist die Diskussion um geschlechtergerechte Sprache medial wieder besonders präsent. Anlass ist u.a. die Überarbeitung der Bedeutungsbeschreibungen im Duden online. Vor kurzem widmete sogar Der Spiegel dem Thema den Hefttitel und einen Leitartikel (vgl. Bohr et al. 2021). Allerdings erschöpft sich die Diskussion leicht in Pro- und Kontra-Positionen, dabei gibt es eine ganze Bandbreite von Aspekten rund um das Thema ‚geschlechtergerechte Sprache‘ zu betrachten, die eine differenziertere Diskussion ermöglichen können. Ziel dieses Beitrags ist es, einige dieser Aspekte knapp und möglichst verständlich in die Debatte einzubringen.
Die Coronapandemie hat die Welt seit Anfang 2020 in vielfältiger Weise geprägt. Der Alltag hat sich gewandelt: Schule, Beruf, das tagtägliche Bewegen in der Öffentlichkeit oder in Verkehrsmitteln ist Regeln unterstellt, die es in dieser flächendeckenden und umfassenden Art so noch nicht gegeben hat. In diesem Wandel in der Welt ist auch die Sprache einer stetigen Entwicklung unterworfen. Neue Dinge in der Welt wollen erzählt und ausgetauscht werden. Und so kommt es in der Zeit der Coronapandemie zu zahlreichen Wortneuschöpfungen, Entlehnungen oder Bedeutungserweiterungen von bereits existierenden Wörtern. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) beobachtet diese Entwicklungen und arbeitet u. a. im Projekt »Neuer Wortschatz« an der Dokumentation dieser lexikalischen Spuren, die die Coronapandemie im Wortschatz hinterlässt. Der Beitrag begibt sich auf Spurensuche nach Neuem, nach neu Ausgehandeltem und nach der Frage, wie die (Wort-)Geschichte wohl weitergehen wird.
In this paper we examine the composition and interactional deployment of suspended assessments in ordinary German conversation. We define suspended assessments as lexicosyntactically incomplete assessing TCUs that share a distinct cluster of prosodic-phonetic features which auditorily makes them come off as 'left hanging' rather than cut-off (e.g., Schegloff/Jefferson/Sacks 1977; Jasperson 2002) or trailing-off (e.g., Local/Kelly 1986; Walker 2012). Using CA/IL methodology (Couper-Kuhlen/Selting 2018) and drawing on a large body of video-recorded face-to-face conversations, we highlight the verbal, vocal and bodily-visual resources participants use to render such unfinished assessing TCUs recognizably incomplete and identify six recurrent usage types. Overall, the suspension of assessing TCUs appears to either serve as a practice for circumventing the production of assessments that are interactionally inapposite, or as a practice for coping with local contingencies that render the very doing of an assessment problematic for the speaker. Data are in German with English translations.
The project “Paronymwörterbuch” investigates and documents easily confused words (so-called paronyms) in German with respect to their use in public discourse as documented in a large corpus. These are, for example, antik/antiquiert/antiquarisch (antique/antiquated/antiquarian) or sportlich/sportiv (sporty/athletic). The results of this work are explanatory, contrastive entries in a new dynamic e-dictionary called “Paronyme − Dynamisch im Kontrast”. The objective of this paper is twofold. Firstly, essential new usage modalities of the new dictionary will be illustrated. As it is designed for contrastive consultation processes, the comparative structure of the entries will be elucidated and we will show how this dictionary has moved away from static to dynamic presentation by incorporating flexible consultation options. Secondly, as entries contain linguistic details which are consistently paired up with conceptual-encyclopaedic information, it is shown how this reference guide combines corpus-based methods with cognitive semantics. In this way, linguistic findings correlate better with how users conceptualise language by adequately reflecting ideas such as conceptual structure, categorisation and knowledge. Consequently, appropriate contrastive corpus tools and methods are employed. This paper also emphasises the need of semiotic approaches to the analysis of linguistic data in order to provide ostensive and cognitive-oriented lexical explanations. Such approaches are also necessary to guarantee an efficient pairwise investigation of paronyms. Advantages and disadvantages of explorative self-organising feature maps will be explained in more detail.
Sprache ist ein zentraler Bestandteil menschlicher Kommunikation und dient, neben anderen Funktionen, der Etablierung und Gestaltung sozialer Beziehungen, dem Ausdruck von Macht, von Gruppenzugehörigkeit und Identität, aber auch von Ab- und Ausgrenzung, im Privaten wie im Öffentlichen und Politischen. In diesem Beitrag wird der Blick auf den Umgang mit Sprache im deutsch-kolonialen Kontext gerichtet: Es geht darum, wir durch Vorgaben zum Gebrauch von Sprache(n) und deren variable Umsatzung vor Ort das Deutsche Kaiserreich als Kolonialmacht in den Kolonialgebieten in Ozeanien präsent war und repräsentiert wurde.
In this paper, we present an overview of freely available web applications providing online access to spoken language corpora. We explore and discuss various solutions with which the corpus providers and corpus platform developers address the needs of researchers who are working with spoken language. The paper aims to contribute to the long-overdue exchange and discussion of methods and best practices in the design of online access to spoken language corpora.
Im Fokus dieses Beitrags steht ein Format, das die Eigenschaften der im Titel dieses Buches so genannten hypermedialen multimodalen Kommunikation in sich vereint: Let's Plays. Den Titel des Beitrags aufnehmend, könnte man hier auch von „vielen Fliegen“ und „einer Klappe“ sprechen, denn Let's Plays bieten eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten, die für den Deutschunterricht relevant sind, aber eben auch - und das ist so charakteristisch für den Einsatz digitaler Formate im Unterricht - anschlussfähig sind für andere Fächer und damit auch den Weg aufzeigen, in eine Schule 3.0, die sich aus starren Fächerkorsetten zu befreien sucht und die Gegebenheiten einer digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt etwa in inter- und transdisziplinären Modulen und Projekten abbildet und berücksichtigt.
Insofern reichen auch die Möglichkeiten, Let's Plays in den Deutschunterricht einzubinden, die wir in diesem Beitrag aufzeigen werden, über das Fach Deutsch hinaus und sind dennoch mit Blick auf die Bildungsstandards in der Grundschule und in weiterführenden Schulen passfähig. Sie berühren die Haupt-Kompetenzbereiche: Sprechen und Zuhören, Schreiben, Lesen - Mit Texten und Medien umgehen und Sprache und Sprachgebrauch untersuchen. Diese in den Rahmenlehrplänen vorhandene analytische Trennung spiegelt sich im konkreten Material „Let's Play“ nicht wider. Wir werden deshalb auf einzelne Aspekte eingehen, die als Anregung für die Integration des Gegenstandes in den Deutschunterricht verstanden werden können.
Besser als gedacht
(2021)
Das grammatische Wissen von Lehramtsstudierenden ist besser als gedacht. Im Basisartikel (s. Döring/Elsner in diesem Band) wird darauf verwiesen, dass Studien zeigten, dass bei Studierenden zu Studienbeginn das grammatische Wissen nicht in dem gewünschten Maße vorhanden ist und dass auch die universitäre Lehre keinen Ausgleich dieser Defizite bewirken muss. Dennoch bleibt die Frage, ob das, was in den Studien gemessen wird, nicht eher dem terminologischen Wissen entspricht, was bei Studienbeginn nicht vorhanden sein muss, weil der Grammatikunterricht viel zu lang zurückliegt und im Studienverlauf genau diese Termini entweder keine Rolle spielen oder kritisch diskutiert werden, sodass die Fragen auch nicht mehr so einfach beantwortet werden können. Hinter diesen Studien steckt doch letztlich die Frage, welcher Wissensbestand und welcher Wissenszuwachs gemessen werden soll und ob die verwendeten Methoden das geeignete Mittel darstellen. Daher möchten wir in diesem Kommentar aufzeigen, in welcher Weise unserer Meinung nach Lehramtsstudierende solide grammatische Kenntnisse aufweisen (können), in welcher Hinsicht epistemische Überzeugungen von Lehrenden einen Einfluss haben können und welche Aspekte in der unversitären Lehre (im Bereich der Grammatik) zusätzlich berücksichtigt werden sollten, um einen nachhaltigeren Lernerfolg zu ermöglichen. Dies ist durchaus als optimistischer Beitrag zu verstehen, insofern als sich die universitäre Hochschullehre für Lehramtsstudierende im Bereich der Grammatik im positiven Sinne auf den Weg gemacht hat.
Coronaparty, Jo-jo-Lockdown und Mask-have – Wortschatzerweiterung während des Corona-Stillstands
(2021)
We question the growing consensus in the literature that European Americans behave as a homogenous pan-ethnic coalition of voters. Seemingly below the radar of scholarship on voting groups in American politics, we identify a group of white voters that behaves differently from others: German Americans, the largest ethnic group, regionally concentrated in the ‘Swinging Midwest’. Using county level voting returns, ancestry group information from the American Community Survey (ACS), current survey data and historical census data going back as early as 1910, we provide evidence for a partisan and a non-partisan pathway that motivated German Americans to vote for Trump in 2016: a historically grown association with the Republican Party and an acquired taste for isolationist attitudes that mobilizes non-partisan German Americans to support isolationist candidates. Our findings indicate that European American experiences of migration and integration still echo into the political arena of today.
Oralität ist gegenüber Literalität historisch primär, und der Übergang hin zur Literalität ist sprach- wie kulturwissenschaftlich einschneidend. Unserdeutsch (Rabaul Creole German), eine erst knapp über 100 Jahre junge, originär ausschließlich mündlich verwendete Kreolsprache, befindet sich gegenwärtig an der Schwelle hin zur Verschriftung. Eine Sammlung von rund 180 spontan schriftlich produzierten Äußerungen dieser noch auf allen Ebenen unnormierten Sprache zeigt von den Unserdeutsch-SchreiberInnen intuitiv zugrunde gelegte Graphem-Phonem-Korrespondenzen. Die Schriftbelege lassen dabei Rückschlüsse zu auf graphematische Kontakteinflüsse sowie auf die mentale Repräsentation von Wörtern bei den SprecherInnen. Diese Erkenntnisse sind, neben ihrer sprachtheoretischen Relevanz, vor allem auch für die noch ausstehende Erarbeitung einer Orthographie von Unserdeutsch von Bedeutung.
This introduction summarizes general issues combining lexicography and neology in the context of the Globalex Workshop on Lexicography and Neology series. We present each of the six papers composing this Special Issue, featuring two Slavic languages (Czech and Slovak) and two Romance ones (Brazilian Portuguese and Spanish in its European and Latin American varieties) and their diverse lexicographic research and representation, in specialized dictionaries of neologisms or general language ones, in monolingual, bilingual and multilingual lexical resources, and in print and digital dictionaries.
When searching large electronic corpora of the German language, one finds variation at structurally critical points of the grammatical system. Two examples from the grammar of the noun phrase show that in certain cases this variation helps to ensure the function of a standard language, so that a certain amount of variation belongs to a realistic idea of a standard language. This is shown on the one hand by techniques of expanding the central adjective vocabulary and on the other hand by the choice of morphological alternatives in the area between determiners and attributive adjectives
Our paper discusses family language policies among multilingual families in Latvia with Russian as home language. The presentation is based on three case studies, i.e. interviews conducted with Russophones who have chosen to send their children to Latvian-medium pre-schools and schools. The main aim is to understand practices and regards among such families “from below,” i.e. which family-internal and family-external factors influenced the choice of Latvian-medium education and what impact this choice has on linguistic practices.
The paper shows that there have been critical events which both encouraged and discouraged the choice of Latvian-medium education. The wish to integrate into mainstream society has been met by obstacles both from ethnic Russians and Latvians. Yet, the three families consider their choices to be the right ones for the future development of their children in a multiethnic Latvia in which Latvian serves as the unifying language of society.
Der Beitrag stellt zunächst die drei grundlegenden methodischen Verfahren der Konversationsanalyse und der mittlerweile deren Vorgehen folgenden diskursiven Psychologie dar: die Transkription, die detaillierte Sequenzanalyse am Einzelfall und die (komparative) Analyse von Datenkollektionen. Nach einer Übersicht über grundlegende Befunde zur Organisation von Interaktionen wird auf drei psychologische Untersuchungsbereiche eingegangen: Die Konstitution von Identität in Gesprächen, die Rolle von Kognitionen in der sozialen Interaktion und die Erforschung von Psychotherapiegesprächen.