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In gängigen deutschen Wörterbüchern liegen für diskursrelevante Ausdrücke keine angemessenen Beschreibungsformen vor. Darauf haben bereits Strauß, Haß und Harras (1989: 10) in Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist hingewiesen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen, wie beispielsweise zu sehr in der Tradition verhaftete lexikografische Methoden und Datengrundlagen; es liegt aber auch daran, dass nach wie vor häufig in der deutschen Lexikografie Aspekte des Diskurses für die Bedeutungskonstituierung bei gesellschaftspolitischen Schlüsselwörtern unberücksichtigt bleiben. Die Bedeutung konfliktträchtigen Vokabulars (z. B. Ausdrücke wie Globalisierung, Humankapital, Kollateralschaden) kann aber nicht ohne diskurssemantische Erklärungen beschrieben werden, da es in seinem Gebrauch Zeit-, Kultur und Mentalitätsgeschichte reflektiert und die Sprechergemeinschaft bezüglich ihrer Einstellung zu solchen Ausdrücken spaltet. In diesem Beitrag soll dargestellt werden, welche Rolle die sprachwissenschaftliche Diskursanalyse bei der Bedeutungserfassung spielen kann, und wie unterschiedliche Bewertungen und inhaltliche Thematisierungen seitens der Sprechergemeinschaft beim Gebrauch brisanter Begriffe in der öffentlichen Kommunikation zum Ausdruck kommen. Mithilfe einer konkreten linguistisch-diskursorientierten Untersuchung des Ausdrucks Globalisierung soll die enge Verflechtung von Sprachanalyse mit Zeit- und Kulturgeschichte verdeutlicht werden.
Der Beitrag fasst die Schritte einer Projektvorstellung und aktuelle Reflexionen über ein am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim neues, korpusgestütztes Paronymwörterbuch zusammen. Zunächst wird der Begriff der Paronymie in einer Arbeitsdefinition eingegrenzt und es wird gezeigt, welche Lücke mit dem neuen Werk in der Wörterbuchlandschaft geschlossen wird. Im Anschluss werden ausgewählte methodische Aspekte sowie Fragen der Wortartikelinhalte und -präsentation skizziert.
Typische Verwendungen
(2005)
Conventional descriptions of synonymous items often concentrate on common semantic traits and the degree of semantic overlap they exhibit. Their aim is to offer classifications of synonymy rather than elucidating ways of establishing contextual meaning equivalence and the cognitive prerequisites for this. Generally, they lack explanations as to how synonymy is construed in actual language use. This paper investigates principles and cognitive devices of synonymy construction as they appear in corpus data, and focuses on questions of how meaning equivalence might be conceptualised by speakers.
Kontextuelle lexikalische Relationen, insbesondere Sinnrelationen, sind für Sprachinteressierte bei der Textproduktion von besonderem Interesse. Dennoch sind Informationen über diese Wortschatzstrukturen in vielen einsprachigen Wörterbüchern häufig auf Angaben der Synonymie oder Antonymie beschränkt und ihre Beschreibung bzw. Darstellung nur bedingt nutzbar. ELEXIKO, das erste Internetwörterbuch und Informationssystem der deutschen Gegenwartssprache, das ausschließlich korpusgestützt erarbeitet wird, bietet eine differenziertere Präsentation und Beschreibung paradigmatischer Relationen und nutzt unterschiedliche korpusgestützte Verfahren, um sprachliche Daten aus dem zugrunde liegenden Korpus zu extrahieren. Diese Verfahren bringen z. T. neue Erkenntnisse über Wortschatzstrukturen, für die in der Lexikografie nach neuen Beschreibungs- und Darstellungsformen gesucht werden muss. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Welche Vorteile bietet die korpusgestützte Lexikografie hinsichtlich der Untersuchung paradigmatischer Sinnrelationen und wie setzt ELEXIKO Erkenntnisse korpusgestützter Studien lexikografisch um? Welche wesentlichen Unterschiede gibt es zu anderen Wörterbüchern, die Wortschatzstrukturen beschreiben? Kritisch werden vor allem folgende Aspekte untersucht: Wie bedeutungsgleich sind Synonyme und wie gegensätzlich sind die in Antonymiewörterbüchern gebuchten Gegensatzwörter wirklich?
Preface
(2010)
This paper shows that the phenomenon of plesionymy deserves greater attention and needs to be approached outside its traditional framework, which considered it to be a subtype of synonymy (Cruse, 1986, 2002; Croft and Cruse, 2004). This view suggested that pairs of terms such as foggy–misty, fearless–brave exhibit significant shared semantic traits that are more salient than their differences. Differing properties were considered to be subordinate. These are sometimes contextually foregrounded resulting in occasional oppositeness. Corpus studies show that this view is a broad generalization. This study sheds new light on German plesionyms by employing a corpus-linguistic approach. In particular, terms designating gradable properties (e.g. kritisch–ernst ‘critical–serious’, sauber–rein ‘clean–unsoiled/immaculate’) at neighboring positions of gradable scales show variable behavior and do not show a stronger affinity for synonymy. The position taken is that a relation of synonymy and contrast are equally a matter of construal. Both types of semantic relations are part of the conceptual and lexical knowledge and subject to a cognitive principle. This work also examines how plesionym relations are realized in discourse. This article demonstrates that plesionyms are co-occurrences within typical lexico-syntactic sequences. Following Jones’ (2002) and Murphy’s (2006) observations, these patterns (e.g. nicht X, eher Y; mehr X als Y; etc.) have specific discourse functions and are evidence to account for a construction-based view.